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SS. Jahrgang, 262 Ve»vs«ge»i>hr ,!en,>IHdrl wr Lee«- den d,i inglich ,we>- maUguZuunnun,,»» konn- und wanlnaei, nur «Inmav r.d» M!., durch au»n,I>n>»-«nm» Millionäre 3.bi> Mi. !»rt einmaliger Zu« 1,-IIung durch die Past dMä°dneBeft,Ugeld>. Di, den Leiern -an Driäden u. Unigebun, am r ,« oorger ,u> gestellten «dend>«u»- gaben erhalte» di« ou»< wärltaen Bejiicher mit de, viorgen-dlutaab« »ulanim»,> »uaestellt. Nachdruck nur mit deut sch» Quellenangabe <.Dr«d. Si°»r.-> »u- lälstg. — Unoerlangt« llllanulkrtpte werden nicht aulbewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten LreSdea. Fernsprecher: 11 . 2VSS « 8601. Dienstag, 21. September 1969. 1858 Druck und Verlag von tiepsch Lc Reickardt in Dresden. Lobvek L Vo. llollislsnmtsn 8r. dlaf. 6. XSolza r 8aebsen. vbooolLüen, VL0L08 vesseris. Liorelrsricauk: vresiieo, tltnarlctL. Anzeigen-Tarif n°bls >^°^lhr^ I°- etnjpcUtiqe 0)r»indzeUr tca. tt Silben) 2b P, . Familien Nachrichten aus Dresden 20 Pf i Veschaft««Sl>, »eigen auf der Prioatseile Zetl^ LOPs ; die twetfpauige Leilea.Texlfette60M. - In Nummern noch Sonn u. Feiertagen die cinlpailige Grund« »eile 3VPs., auf Privat« veile 40 Pf., Familien- Nachrichten a I reiben die Ärundtetle 2b Pf. — Auswärtige Aufträge nur gegei» vorauSb.. »a!,lung. — ^edc» Pe« legblatt kostet 10 Pf. vauptgefchäftSsteller Martenstraße 88 4«. -armer »rreoeeeeuMvarv« «»uurrrn von 3 Ll^ LN Qorr,r»sr>^ tzatro. - Sbrlt»» IV. - Frankfurt a./IR. aluIiusLeiiÄcilick S1«« I«, n. I. kt. 1 bO. 1H. UM «li -1« Win: II IÄ! M. Umli«ti'. U. ILIr? eiLrgs LefoT'. Mutmaßliche Witterung: Warm, zeitweise heiter. Die Ankunft des Kaisers in Meißen gestern nachmittag erfolgte mit einstündiger Verspätung. Der deutsche Kronprinz, der zum Bataillons- tommandeur ernannt wurde, wird die Führung des 1. Bataillons I. Garde-Regiments übernehme». Der deutsche Reichskanzler v. Bethmann Hollweg wurde gestern vormittag in besonderer Audienz von Kaiser Franz Joseph empfangen. Die Neichsbank erhöhte den Diskont um.Pro zent auf 4 Prozent. Der Hauptgewinn der Meißner Dombau- Lotterie (25 000 Mark) fiel auf Nr. 52174. Da« Luftschiff „Zeppelin III" stieg gestern mittag i42 Uhr in Düsseldorf wieder auf und landete am Nachmittag in Essen. Der 81. Deutsche Naturforscher« und Aerztetag ist in Salzburg zusammengetreten. lMkslIrm«! mxl ZorisIOemokrslie. Der sozialdemokratische Parteitag tu Leipzig hat noch unmittelbar vor Toresschluß ein« kleine Sensation ge bracht. die darin bestand, daß ein Antrag der Berliner .Genossen", der sich scharf gegen ein wahlpolitifchcs Zu sammengehen mit dem Liberalismus anSsprach, zuerst an genommen. dann aber auf revisionistischen Antrag einem Mstimmungs--Korrektuvversaliren unterzogen und in diesem abgelehnt wurde. Damit war die Sache auch noch nicht endgültig erledigt, sondern der radikale Flügel der Nmsturzpartei trat im letzten Augenblick der Verhandlun gen mit einem Gegenantrag ans den Plan, der den Zweck verfolgte, den Eindruck des vorherigen Geschehnisses abzu- «chwüchen, und die Zustimmung des Parteitages fand. Dies« Vorgänge, die für das Verhältnis zwischen Sozialdemokratie und Liberalismus ungemein bezeichnend sind, erfordern zu ihrem besseren psychologischen Verständ nis ein etwas genaueres Eingehen ans Einzelheiten. Der Berliner Antrag war ganz in dem «saftigen" Stile ge halten, wie er von den Vertretern des berüchtigten ,/Sau- herdentoueS", tn dem Franz Mehring während seiner Tätigkeit bei dem Leipziger Parteiorgan unübertroffene Parade-Glanzleistungen zum besten gab, mit Vorliebe gepflegt wird. Er schwang unerbittlich die strafende Geißel über di« Sünden des Liberalismus, riß ihm die -Haut in Fetzen vom Leibe vnd erklärte schließlich, angesichts alles dessen müsse die Zumutung sozialdemokratischer Reichstags abgeordneter, mit »dieser Sorte Liberaler" zusammen, zugshen und gar Li« Kritik aus taktischen Gründen ctnzu- schränken, wie eine blumige Verhöhnung der Partei an muten. Die Arbeiterschaft habe Mittel und Wege genug, ihren Willen aus eigener Kraft burchzusetzen. Das war also in aller Form ein robuster Faustschlag ins Gesicht des Liberalismus, der einen andauernden Kriegszustand zwischen beiden Lagern hcvvorgerufcn hätte. Damit waren aber auS taktischen Gründen zahlreiche Delegierte des Parteitages nicht einverstanden, und zivar in erster Linie die Revisionisten: daß sich der Widerstand gegen den Ber liner Antrag aber durchaus nicht ans die revisionistische Richtung allein beschränkte, geht n. a. daraus hervor, daß selbst Franz Mehring, der vom Scheitel bis zur Sohle erz- radikal ist, vor der Annahme der Berliner Resolution warnte. Nur durch radikalen Zuzug ist cs denn auch zu erklären, daß die Berliner bei der korrlgierren Abstimmung eine Niederlage erlitten. OL dieses Ausganges erhob sich nun tn einem Teile der linksliberalen Presse ein der artiges Frohlocken über den angeblichen runden und glatten Sieg des Revisionismus, daß die Radikalen in der Um- iturzpartei stutzig wurden und kurz entschlossen ein? «authentische Interpretation" htnzufügten, die sich gegen die Auffassung wendet, daß in der Ablehnung der Berliner Resolution gewissermaßen eine Anerkennung des Libera lismus enthalten sein könnte. ES wird zur Widerlegung einer solchen Ansicht ausdrücklich betont, daß gegen über den liberalen Richtungen der Beschluß des Dresdner Parteitages in unveränderter Geltung bleibt, wonach liberale Kandidaturen nur dann zu unterstützen sind, wenn von ihren Trägern gowisse bindende Verpflichtungen ans sozialdemokratische Forderungen eingcgangen werden. Dieser von den Radikalen gegebene Kommentar zu der Ablehnung der Berliner Resolution wurde bemerkenS- wertevwcise vom Parteitage einstimmig gutgeheißcn. Auch die Revisionisten stimmten ihm geschlossen z», und so ivar zuletzt wieder alles ein Herz und eine Seele: ein deutlicher Beweis, wie sehr sich unsere unverbesserlichen linksliberale» Doktrinäre tm Irrtum befinden, wenn sie von dem Fvrtschrciten des revisionistischen Einflusses in der Partei des Umsturzes vvn dieser eine Mauserung im Sinne der Abkehr von den revolutionären Grundsätzen und der Entwicklung zu einer radikalen Arbeiterpartei crhvssen. Dazu ist auch nicht der leiseste tatsächliche Ansatz erkenn bar. Ter Unterschied der beiden Richtungen besteht ledig lich in taktischen Erwägungen: in dem rcvvlntionärcn Endziele sind sich Radikale und Revisionisten völlig einig. Auch in der Frage der Stellungnahme gegenüber dem Liberalismus, und zwar vornehmlich in seinen extremen Gruppen, finden sich die „Zielbewussten" und die Revi sionisten in der Sozialdemokratie insofern zusammen, als sic beiderseits die Liberalen als eine „miserable Gesell schaft" betrachten, -er das sichere Schicksal winke, vvn der Partei des Umsturzes in absehbarer Zeit gänzlich zerrieben zu werden. Während aber das Gros der Radikalen das Tischtuch zwischen der Sozialdemokratie und dem Libera lismus kurzerhand zerschneiden will, stehen andere Radi kale tn Gemeinschaft mit den Revisionisten ans dem Stand punkt, daß der Ltnkslibcralismus unter Umständen doch als Schrittmacher, Einpeitscher und unbewußter Helfers helfer der revolutionären Elemente mit Erfolg benutzt werden kann, und daß man deshalb indirekt den Sieg der sozialdemokratischen Sache fördere, wenn man Vertreter dieser Richtung im Falle, wo ein eigener sozialdemokra tischer Kandidat nicht dnrchzubringen ist, bei den Mahlen unterstütze. Diese Anschauungsweise ist es, die ans dem Leipziger Parteitage zum Durchbruch gekommen ist, und ihr Sieg stellt für den Linksliberalismus ein eindring liches Menetekel bar. nicht weiter auf dem verhängnisvollen Wege eines unfruchtbaren Radikalismus sort- zuschreiten, der die extremen bürgerlichen Gruppen ledig lich zu einer „Vorfrucht der Sozialdemokratie" macht. Nur bei der führenden linkslibcralen Richtung, der Freisinnigen VolkSriartei, hat die Einsicht, daß das Liebäugeln mit der Partei des Umsturzes der Anfang vom Ende ist, bereits die Oberhand gewonnen und in einer energischen Stellungnahme gegen die Sozialdemokratie auf der ganzen LiniL einen praktisch greifbaren Ausdruck ge funden. Die übrigen Gruppen dieses Schlages verharren dagegen nach wie vor tn einer zum mindesten zweifel haften Stellun« gegenüber der Sozialdemokratie und finden nicht den Mut des Entschlusses, sich zu einer klaren und einmütigen Absage aufzurasfcn. Aus dieser Lage erwächst für den gemäßigten Liberalismus die ganz besonders verschärfte Pflicht, sich mit allem Ernste aus Herz und Nieren zu prüfen, in wieweit er selbst an der Bahnbcrcituna für die Sozial demokratie mitschuldig ist durch unzulässige Begünstigung radikaler Strömungen in seinen eigenen Reihen. Die schwere Gefahr, die mit einer solchen .Haltung verbunden ist, hat der Abgeordnete Opitz-Treuen in seiner letzten Rede zu Reichenbach in anschaulicher Weise dargelcgt. Er sagte u. a.: „Mag auch das, was die Sozialdemokratie vertritt, nur ein Zerrbild des liberalen Gedankens, mag cs auch nur eine utopische Hinansprvjizicrnng dieses Ge dankens ins Unendliche und Unmögliche sein, so ergibt sich doch aber hieraus, das, die Sozialdemokratie den liberalen Gedanke» auf allen Gebieten über trumpft und dem Liberalismus, wenn dieser ihr cnt- gcgentritt, überall durch den Hinweis auf den Ursprung aus dem gemeinsamen Grundgedanken die Waffen aus der Hand schlägt und ihn wehrlos macht." Opitz erhärtet diesen Satz durch zahlreiche interessante Beispiele an der Hand der Aufgaben des kommenden sächsischen Landtages: so fordere der Liberalismus eine Reform der Ersten Kam mer im Sinne einer stärkeren Vertretung der Industrie, und die Sozialdemokatic übertrumpfe ihn hierin durch das Verlangen der Beseitigung der Ersten Kammer über haupt: der Liberalismus kündige an, daß er ein freieres Wahlrecht als das fetzige beantragen werde, und die Sozialdemokratie übertrumpfe ihn wiederum durch die Forderung eines sogar noch radtkalisierten ReichStagSwahl- rcchts. Die Folgerungen, die sich aus dieser Sachlage für den gemäßigten Liberalismus ergeben, konzentrieren sich in der Pflicht, sorgsam an einer mittleren programmatischen Linie festzuhalten, welche die nationalen Interessen vor nehmlich berücksichtigt und daneben dem liberalen Gedanken ein« wahrhaft gemäßigte Ausgestaltung gibt, wie sic als Grundlage einer Verständigung zwischen rechts und links unerläßlich ist. Niemals darf der gemäßigie Liberalismus sich wieder dazu verführen lassen, um äuge» blicklich erhoffter Wahlvortcile willen durch Znrichau tragung radikaler Allüren den Konservative» den Wind aus den Segel» zu nehmen. Was zielbewusstes Ver harren auf dem Boden unverrückbarer Grundsätze bedeutet, kann der Liberalismus vvn de» Konservativen lernen. Während der preußische» KonsliktSzeit wurde die konser vative Partei vvn der Linken verhöhnt, weil ihre ganze F-rattivii — 1 Mann hoch — zusammen in einer Droschke ins Abgeordnetenhaus fahren könne. Damals schien der Liberalismus allmächtig, und heute? Dieser Wandel des politischen Glückes sollte für unsere heutigen Liberalen eine Lehre sein. Den preußischen Kviiiervativen ist es in den Mer Jahren gar nicht eingefallen, auch nur ei» Tüttelchen vvn ihren Prinzipien der trügerischen Gunst augenblicklicher radikaler Strömungen zum Opfer zu brin gen: und trotzdem steht der preußische Konservatismus heute in imposanter Machtsüllc da. Auch der Libera lismus wird die Zeit seines Au fsticgs wieder er leben, aber nur dann, wenn er ehrlich und loyal den Anschluß nach rechts sucht und in unbeugsamer Prin- zipientrene an dem gemäßigten Charakter seiner Forde rungen nicht rütteln läßt: wenn er sein Programm aus schließlich nach wirklichen öffentliche» Notwendigkeiten einrichtct, ohne Rücksicht aus agitatorische, sofort von der Svzialüemvkratie überstürzte Nebenwirkungen, und wenn er in Gemeinschaft mit den Konservativen an dem Grund sätze des Huiotn non movoro festhält, der verbietet, ruhende Verhältnisse, die sich bewährt habe», ohne zwingenden Grund in Bewegung zu setzen. Neueste vradtmelüungen vom 20 September. Einigung der Linkslibcralen. Berlin. sPriv.-Lel.) lieber die Einigung der Linksliberalen wird demnächst eine weitere Be sprechung im Viercrausschnsse der linksliberalen Frak- tionsgcmeinschast erfolgen. Am Sonntag hat der er weiterte gcschüftsfnhrcnöe Ausschuß der Freisinnigen Volks partei unter dem Vorsitze des Aba. Schmidt-Elbcrseld eine eingehende Aussprache über die Angelegenheit gehabt, bei der sich volle Ucbcreinstimmuiig über die in Betracht kom menden Fragen ergaben hat. Ter Ausschuß hält nach wie vor eine Verschmelzung der drei linksliberalen Parteien für wünschenswert unter der Voraussetzung, daß vorher ein gemeinsames Programm geschaffen und eine Vcrsiän- oigung über die hauptsächlichen taktischen Fragen, sowie über die Eingliederung der bestehenden Parteiorganisa tionen herbeigcführt wird. Falls eine Verschmelzung, die nur durch Beschluß der maßgebenden Parteiorganisationen hcrbcigcsührt werden kann, alsbald noch nicht möglich sein sollte, so ist zunächst dahin zu wirken, daß die Fral- tionsgemcinschast nnsgobant und unverzüglich ein gemein sames Vorgehen für die nächsten Wahlen gesichert wird. Lnftschisfahrt. Düsseldorf. sPriv.-Tel.) Die Fahrt ins In dustriegebiet sollte nicht vor heute nachmittag ange treten werden. Im übrigen hat „Zeppelin III" bei der gestrigen schwierigen Fahrt nicht den geringsten Schaden erlitten. Der einzige Grund, warum die früher festgesetzte Linie nicht eingehalten werden konnte und warum die Fahrt besonders bei Köln langsamer wurde, waren Sturm und Regen. „Zeppelin III" hat bei der gestrigen zwöls- stündigen Fahrt Franlsurt—Düsseldorf bei starkem Sturm und heftigstem Regen, der den Lustkreuzer mit annäheriid lNOO Kilo unvorhergesehenem Ballast beschwerte, und über haupt unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen eine Fahrt vollbracht, die sich den glänzendste», Leistungen des Grasen Zeppelin würdig anreihcn darf. Esse n. Das Luftschiff „Z eppclin III" wurde kurz vor >8 Uhr gesichtet. Die ans dem Kruppschen Schieß plätze ausgestellten Kanonen senerien den Ehrensalnt. Unter Glockeiigeläute kreuzte das Lnstschisf wohl eine. Stunde über der Stadt, von der Menschenmenge, die sich in den Straßen und ans den Dächern der Hauser angcsaiiimell hatte, jubenid begrüstt. Das Wetter war ansklarciid, io daß das Lustschiss vorzüglich zu sehen war. In langsamer Fahrt erreichte „Zeppelin III" den Landungsplatz, wo 8 Uhr 15 Min. die Landung erfolgte. Essen. Die L a n d u n g s m a n ö v e r des „Zeppe lin III" waren in kurzer Zeit glatt beendet. Ter vorde ren Gondel entstieg Oberingenienr Dürr. Direktor ColSmann und Graf Zeppelin jnn. waren bereits vorher mit Automobil eingctrvfsen. Oberbürgermeister Geh. Rat Holle begrüßte die Erschienenen. Um t Uhr versammelten sich die Fahrtteilnehmcr zu dem vvn der Stadt gegebenen Imbiß in einem auf dem Landungsplätze errichteten Fcst- zclt, woran die Stadtverordneten und der Oberbürger meister teilnahmcn. Das Wetter hat sich mittlerweile ver schlechtert. Ein leichter Regen fallt.