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SS. Jahrgang. 228. Ve»»,««e»ütr -i»r,«lp>hrl. I>ir Dr««. den bei t«tgl,ch zwei« maltgerZulraaung (an Sonn- und Mantaqen nur einmal» 2.K0 Mi., durch auswärtige No,n- uuistonarc Mk. 2tet einmaliger Zn« ftelluna durch die Po»t HM.lodne Beftellg.ld». Die den Leiern von Dresden u ttmgeduns, am Tage vorher zu« gestellten Mend.Auo« gaben erhalten die aus« Martinen Bez»eher mit der Morgen «Mtsgaba rujammen zugestellt. Nachdruck nur m»t deut licher Quellenangabe i..Dr«»d. Nachr -, zu« löss'g. — Unverlangte Manuskripte melden nicht aufbewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 » 2008 » 3601. Mittwoch. 18. A«Wft 1909. Druck und Verlag von Liepsch öc Reicbardt in Dresden. Lodvek L Vo. Loklisksrsmtsu 8r. Llgj. 6. Xönixs v. üÄekson. Nltted-vdoeolLüe !io. KVV. Llllrslvvrkauk llreiiileii, UtwLrUL. Nnieigen-Darif L UhlZ Eonntaa<r^nn Manenslraße lltt von N bla >.,.t Uhr. D>e «inspaUi,' ^rund;e>'.4 t a. b Silbe.»» 2l, Pi.. Aamilien-Nachrichun au-; Dresden 20 P, : Lesäiasta .«lttneigci» a: i der PrivatflN Zeile UO Ps.: l,-: ul t ifpalug-: Zeile a. rvrricil.'MP'. — '(«t Nur»»»«»»!»« uu>h Sonn» »hricrtagrn die e»u!p«ilttge <Y» uird- »eile ltOPf., au, Priva>- selle -10 Pf.. Fa,:nl,e « ;>lachrichte„ a. Dresden die<yrundzerle20Pj i/luötvartige Äujlrage nur gegen Aorau-.'vr. zahlung. ^coe-; ^ legdlau tostel lu Ps. Hauptgeschäfts st eile: Maricnjtraßc 38 !0. I I »Mulis»«! - V " "' "" ^ ALoÄvrirv HG von 9,75. ülarll «». I I v ll v I s s! A U L s - ^^ , - . — Sri icli di iilje f iii 1Ü I IMbiliüe II »W 81MS8l!'S888 ZZ. Aü.r? sitrge Loser?. Mutmaßliche Witterung: Warm. Gewitterneigung. Dem Vernehmen nach soll die Auflösung der Zwei- >on Sächsischen S t ü » d e k a,n m e r in allernächster Zeit beoorstehen. In Aue bei Zeitz entstand durch Eroßfcner in der chemi schen Fabnl ein Schaden von Ils Millionen Mark. Staatssekretär Dcrnburg hat eine gerichtliche Unter suchung über die der Depesche des Gouverneurs v. Schuck- manii zugrunde liegenden Vorgänge angeordnet. Gestern wurde in Berlin ein neues Kolonialunternehmen, die K Harras-Gesellschaft. gegründet. In Danzig werden demnächst ausrangierte deutsche Kriegsschiffe verkauft. Zwischen England und Frankreich bestehen, eng lischen Blättern zufolge, bestimmte militärische Ab machungen für den Kriegsfall. Die Begegnung des Zaren mit dem Sultan wird im Marmarameer stattsinden. Sämtliche im Hasen von Konstantinopel liegenden grie chischen Schiffe werden feit vorgestern boykottiert. In China herrscht furchtbare Hitze, die viele Menschenopfer fordert. Deutsche unü Tschechen. Der von tschechischer Seite initernvinmciic Versuch, die deutschnokionale Einheit von Wie» »nd Nicdcröstcrreich durch eine Dcmonstralion auzutastcn, die dos führende liberale Vlait Wiens inniinivunden als eine „rohe Her ausforderung-" charakterisiert, hat aus der aanzen Linie des österreichischen Deutschtums die Empörung hell auslodcrn laüen. Man sank es nicht, da» die tschechische nationale An maßung sich so weit zu vcrsteigcn vermochte, die Deutschen in ihrem ureigensten Besitzstände aiizugrcisen, innerhalb ciues Territoriums, aus dem jeder Zoll des Bodens deutsch und nochmals deutsch ist, das dis seht als deutsches Palla dium unbestritten gegolten bat und vor jeder Berwi'clning seiner nationalen Eigenart bewahrt geblieben ist. Wenn jetzt der tschechische Dünkel sich auch bis dorthin vvrwagr, wo ihm auf Schritt und Tritt tausend und abertausend .seichen des reindcntschc» Besitzstandes ein entschiedenes „Bis hierher und nicht weiter!" entgcgcnruscn, dann ist das Maß bis zum Ucbcrlauscn voll geworden, und es critt mit unliebsamer Deutlichkeit ein Ernst der Lage in die Erscheinung, der unter Berücksichtigung des gesamten übrigen Standes der böhmischen Frage de» deutsch-tschechi schen Gegensatz geradezu auf Sein oder Nichtsein für das deutsche Element zuspitzt. Die Tschechen handeln augen scheinlich nach einem wohlvorbcrcitetcn Plane, der darin gipfelt, die seit drei Jahrzehnten bereits lediglich in -er Abwehrstellung befindlichen Deutschen mehr und mehr auch aus ihren nationalen Zcntralsitzcn zu verdrängen und durch Anwendung von List und Gewalt mit Hilfe einer bis ins einzelne durchgesührtcn Organisation ein deutsches Gebiet »ach dem anderen an sich zu reißen. Ans dicken, Wege ist in Böhmen schon manche deutsche Perle an die Tschechen verloren gegangen, und die dort erzielten Erfolge buben die tschechischen Agitatoren dazu ermutigt, ihre begehrlichen Blicke auch ans das kernfest deutsche Niederöstcrreich zu werfen. Trotz der Ungeheuerlichkeit dieser Herausforderung wgr die .Haltung der Tcntscheii von Anfang bis zu Ende der Kundgebung tadellos. N», so eindrucksvoller ist aber auch der nachdrückliche, von tiefem nationale» Ernste getragene Protest der Dciitschcn gegen die tschechische Bergcwaltignng !» gllen österreichische» Kreisen gewesen, wo nmn sich noch einiges BcrständniS für den Wert des deutschen Kultnrclements bewahrt hat und von der Ucberzc.»g„»g durchdrungen ist, daß sich allein mit Tscheche» »nd Slawen unter polnischer Beihilfe der habsbnrgische Staat nicht regieren läßt. Nur die Tschechen sind durch den stammende» nationalen Zorn der Dcnt- schen, der sich in io überwältigend großartiger Weise äußerte, nicht zur Besinnung gekommen. Ihre nationalen Heißsporne besitze» die Dreistigkeit, sich auch in diesem eklatanten Falle einer ganz einseitigen Provnlation der Deutschen durch die tschechischen FriedenSbrcchcr so zu stellen, als seien die Tschechen der angegriffene Teil. Sic gießen durch fortgesetzte Anshctzereicn Ocl ins Feuer und reden von „antitschechischcn Demonstrationen" der Wiener Deutsche», ans Grund deren sic die mährisch - tschechische Kaufmannschaft, die ihre» Bedarf größtenteils bei Wiener Firmen deckt, aufsordern, die deutschen Wiener Kausleute zn boykottiere» und ans Wien überhaupt keine Ware mehr zu beziehen. Also zn dem politischen Uebergrisf auch noch der wirt schaftliche Boykott! Drastischer, als durch diese neueste Glanzleistung der Tschechen kann die Versah re »hei, der iiinervsterreichischen Zustande kaum noch beleuchtet, drasti scher aber auch nicht die Notwendigkeit erwiese» werden, im Interesse des Gesamtstaates endlich mit gewissen Re- gieruiigogrundsätzen auszuräumen, die nur zu sehr dazu angetan sind, die tschechische» Anmaßungen zn verstärke» und die Forderungen dieser Nationalität zu einer uner trägliche!, Höhe hingiiszuschranben. Tie gaiize Situation schreit förmlich nach der Anwendung einer zielbewußten Energie gegen die Tschechen von der Wiener Zentralstelle aus. Nur wenn endlich mit den letzten Rene» des gründ lich verfehlten Taasseschen Systems gebrochen wird, ist eine wirksgme Bekämpfung des sich mehr und mehr entwickeln den „Uebcrtschccheinnms" möglich. Gras Taasfe gab seinem Verfahren den beschönigenden Namen der »nationalen Ver- söhilungspolittk". In Wirklichkeit war cs nichts, als eine Politik der nationalen Bevorzugung der Tschechen, Slawen und Polen auf Kosten des Deutschtums. Seitdem ist das deutsche Element nur noch im Heere in einer seiner Be deutung entsprechenden Stellung verblieben, während es in der Staatsverwaltung Schritt um Schritt zurück- gedrängt und durch tschechische »nd slawisch-polnische Be amten ersetzt wurde. Seit dieser Zeit datiert auch die nationale Unersättlichkeit der Tschechen mit allen ihren folgeiischmercn Verwicklungen, die heute einen solchen Grnd erreicht Hobe», daß die böhmische Frage recht eigentlich das A und das O der gesamten inncröstcrrcichischcn Politik geworden ist, deren kritische Wendungen den österreichischen Staatsk-örpcr nach allen Richtungen hin durchzucken und erschüttern und einen gedeihlichen organischen Fortschritt in schwerster Weise stören und hemmen. Hier gilt eS, Wandel z» schassen durch die Rückkehr zu einer Regiernngs- pvlitik, die Licht und Schatten zwischen Deutschen und Tschechen gleichmäßig verteilt und sich um keinen Preis zn einer einseitigen ngtionale» Bevorzugung der Tschechen bestimmen läßt. Anläufe zu einer solchen Entwicklung sind jg bereits gemacht worden. Ter Vorgänger des jetzigen Ministerpräsidenten, Freiherr von Beck, proklamierte den Grundsatz, daß kein nationales Zugeständnis einseitig ge wacht »»erden dürfe, und Freiherr von Bicnerth hat noch vor kurzem, als er den Neichsrat vorzeitig nach Hgnse schickte, kategorisch erklärt, daß er niemals sich zn der Be willigung „gtiongler Konzessionen gls Preis für die Ein stellung einer parlamentarischen Obstruktion verstehen würde. Von solchen Anläufen bis zur gründlichen Ver wirklichung der neuen Prinzipien in der Praxis ist aber immer noch ein sehr weiter Schritt, wie aus der Tatsache erhellt, daß trotz der Bcck-Bicncrthschcn Doppeltst esc die encrgischc Zurückweisung tschechischer Anmaßungen ancb heute noch so viel zu wünschen übrig läßt, um die Tschechen in dem Glauben zu bestärken, daß die Lahmlegung des Par laments aus dem Woge der Obstruktion und die schwersten Hcrgnssordcrniigcn der Teutschen geeignete Mittel zur Erzwingung weiterer nationaler Zugeständnisse seien Eine durchschlagende Besserung in dem Verhältnis zwischen Deutschen und Tschechen kann nicht eher cintrctcn, als bis jede Wiener Regierung cs sich zum unumstößlichen Leit sätze macht, daß die nationale Agitation unter leinen Umstünden sich biü an die Psvrten des Ministeriums hcran- ivagen niid daß die Zentralverivgltnug nicht a» die Tschechen ansgeliescrt werden darf. Werden diese beiden Richtlinien sorgfältig im Auge bcl-alten und kommt dann auch noch die administrative Zweiteilung Böhmens in ein rein deutsches und ein rein tschechisches Sprachgebiet hinzu, dann, aber auch „nr dg»» besteht begründete Hvssnung dasür, daß die Tschechen in absehbarer Zeit ans ihrem Alleinhcrr- sckiastsransche erwachen und sich zn einer nüchternen Aus lassung der Lage hegiiemen werde», die ans der Gleich berechtigung des deutsche» Volkssta mm cs fußt. Die Wiener Regierung geht mir der Absicht um, in nächster Zeit die Führer der Deutschen und der Tschechen abermals zn einer Konferenz cinzuladcn, um über die Modalitäten einer sür den innere» Frieden Oesterreichs so dringend notwendige» dcntsch-tschcchischci, Verständigung zn beraten. Bei dieser Gelegenheit wird das gegenwär tige Kabinett zeigen können, ob cS der Lage gewachien ist und den scste», unbeugsamen Willen hat, die Tschechen »n- nachsichtlich in ihre gebührenden Schranken znrückznwciscn und dem Deutschtum zn geben, was des Deutschtums ist. Nun, wenn die Negierung es sich angelegen sein lässt, die Tschechei, bis zum Ausschluß jedes Zweifels davon z» überzeugen, „daß leine Niacin der Erde die deutsche M noritüt in Oesterreich iiieders.ampsen kann", werden die erneuten offiziellen Bemühungen um einen deutsch-tschechi schen Ausgleich unter einem günstigeren Ster» als bis her stehen, da nur die feste Gewißheit, daß das Deutsch tum als nationaler Faktor in Oesterreich nie und nimmer ganz ausgeschaltet werden lann, die tschechische Siedehitze ans einen erträglichen Grad abzudämpsen vermag. Also unerbittliche Fortschenchung der nationalen Agitation von der Schwelle des Ministeriums, nationale Zweiteilung Böhmens und Bewahrung beziv. Wiederherstellung des denlschen Eharaktcrs der Beamtenschnst in der Zentral- rcgiernng: das sind die drei K a r d i n a l p u n k t e, die bei jedem wirksamen deutsch-tschechischen Ausgleiche vorwiegend berücksichtigt werden müssen. Je mehr insbesondere die zu dritt genannte For derung erfüllt wird, desto größeren Vorteil wird der österreichische Gcsamtstaat davon haben: denn die deutschen Beamten sind ersahrungsgcmäß zugleich gute Zcntralistcn, die von einem strammen österreichischen Patriotismus beherrscht werden, während den tschechischen, slawischen und polnischen Beamten der österreichische Ge- samtstaat zumeist Hckuba ist. da sie der Verwirklichung ihres besonderen tschechischen usw. „Jdcalstaates" zu streben. Auch sür das heutige -Oesterreich gilt noch ungeschmälert das Wort Bismarcks, daß Sic Grnndfäulcn des Habs» burgischen Staates von einer deutschen Beamtenschaft und einer deutschen Heeresverwaltung gebildet werden. Jede Wiener Regierung, die konsequent nach dieser Richtschnur handelt, ist eine wahrhafte Dienerin des StaatswohlcS und der Dynastie, indem sic dem gcsamtöstcrrcichischcn Staats- gcdankcn seine zuverlässigsten und ganz unentbehrlichen Stützen sichert. Neueste vrMmelüungen vom 17. August. Die neuen Steuern. Berlin. (Priv.-Tel.) In den Kreisen des Tabakgcwcrbes besteht bezüglich der unverzollten ausländischen Tabakblätter, die sich am 15. August in einer öffentlichen Niederlage oder einem Privatlagcr unter amtlichem Mitver schluß befinden, vielfach die Ansicht, daß diese seitens des Ver käufers (Händlerss angemeldct werden müssen, auch wenn er sie auf seinen Namen lagern läßt oder bereits an einen Ver arbeiter (Fabrikant von Tabakcrzcugnisscns verkauft hat. Von maßgebender Seite wird diese Ansicht als nicht zutreffend er klärt. Zur Anmeldung unverzollter ausländischer Tabakblätter, und zwar bis zum 21. August 1909. ist nach 8 4 der Ordnung sür die Nachvcrzollung und Nachversteucrung von Tabakblättern und ausländischen Zigarren vom 31. Juli 1909 nur jeder Vor arbciter (Fabrikant) verpflichtet, sofern er diese Tabak blätter in einer öffentlichen Niederlage oder in seinem Privak- lager unter amtlichem Mitvcrschluß lagern hat. Berlin. (Priv.-Tel.) Infolge der Zollerhöhung für Kaffee und Tee ist vom l. August dieses Jahres an eine Nachverzollung der im freien Verkehr befindlichen Bestände angeordnet, bei Freilassung gewisser Menge». Aus einem For mular sind die Bestünde anzumeldcn. In der am 21. Juli be schlossenen Nachverzoilsordnung ist dieses Formular erst var- gcschrieben. In Druck war es daher bis zum 1. August absolut nicht fertigzustcllen und an alle Zollämter zu versenden. Die Folge davon ist, daß eine ganz bedeutende Menge von Zoll betrügen der Reichskassc entzogen wird,- denn der Bestand am 1. August ist nach acht Tagen und länger schwer nachzuwciscn, zumal auch jetzt Formulare kaum überall vorhanden sind. Deutschland in Persien. Berlin. (Priv.-Tel.j Ucher den deutschen Ein fluß i n Persien hatte der nach seiner Heimat zurückgekchrte russische Oberst Liatoff einige Bemerkungen gemacht, die den Anschein erweckten, als ob Deutschland in Persien neuerdings besondere Pläne verfolge. Das entspricht, wie offiziös versichert wird, nicht den Tatsache». Daß eine deutsche Bo.nkgruppe siir sich die Konzessian erworben hat. in Teheran eine Filiale zu begründen, ist an sich nichts Neues. Die Errichtung eines deut schen Geldinstituts in Persien entspricht dem Wunsche der dor tigcn deutschen Kaufleute. Ilebrigcns ist die Anregung noch nicht verwirklicht worden, wohl mit Rücksicht aus die unsicheren Verhältnisse. Weder in der Banksrage. noch wegen des viel leicht in Tebcran bestehende» "Wunsches nach Entsendung deut scher Instrukteure ist von der deutschen Regierung irgendwelche Initiative ergriffen worden. Eine neue Kolonialgesellschaft. Berlin. sPriv.-Tel.j Heute wurde die Kharras- Gesellschaft g e g r ü n d e t.' aus die die Bergwerksgerccht- same der Terrilories übertragen wurde. Die Territories t 100 000 Stück Sharcs c l Pmnd Psund Stcriina Dcbenrures Company erhält als Gegenwert 100 Sterling und 150 000 Psun