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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090812015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909081201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909081201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-08
- Tag 1909-08-12
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Monat
1909-08
-
Jahr
1909
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lehnen. Tenn die Werkstattlehre ist und blcibl >m allgemeinen zur Erziehung der Lehrlinge im praktisch'» Handwerk der allein bewahrte, darum beste und auch volts wirtschaftlich wohlfeilste Weg. Tie gegenwärtige» gesetz lechen Vorschriften und Maßnahmen zur technischen und künstlerischen 2i-ep»vUkommuung des Hanüiverls nersolgcn grundsätzlich den richtige» Weg, indem sie lediglich die be ruflich theoretische Ausbildung de» Lehrlingssach und Fortbildungsschulen znwrisen. Eine staatlich jub u e » - tivn irrte M e i st c r l e h r e »ach süddeutschem Muster kann in gesunden Grenzen sehr segensreich wirten. Tic Verhandlungen des zweiten Tages wurden wiederum von dem Vorsitzenden, Obermeister PtaI e Hannover geleitet. Von den drei zur Verhandlung sichen den Referate» bezieht sich das erste ans die Aba reu zung des Handwerts. Hierüber reserierie Lundiius E n g c l b a ch - Tarmstadt. Er begründete die Wüniche einzelner moderner «bewerbe und neuer Handwerksgrun pe», die als solche ausgesaht werde» wollen, und legte schlietzlich dem «ammertagc solgcndc Resolution vor: »Ter ltt. Trut,che Handwcrls und t^eme,belämmertig stellt fest, daß inioige der Entwictlung von Technil und Fu dustric eine ganze Reihe von gewerbliche» Betrieben sich teils neu gebildet, teils eine selbständige Form angenvm men habe». Von den, Ltandpuul», daß znm Handiverl nur die früheren zünftigen Gewerbe gehören, muß abge- gangen werden, und im Interesse der gründliche» Ausütt düng des Rachiviichses mnß verlangt werden daß diese Be triebe als zum Handwert gehörig an ge sprechen werde», z. B. Reparatenre von Rlotvrivagen und ,Val:r>ädern, Holz bildhaner, Eiienbetonarbeitcr, Terraz-,omaä,c> Rlolte, und Käser, Köche, Zahntechniker, Wüschcre- und Platlereiarbe: ker, Blumenbinder, zoologische Präparatoren „iw. Eine endgültige Abgrenzung kann nicht eriolgen, vielmehr wird sich im Lanie der Fahre eine nochmalige Lcheidung erso, derlich machen" Tie Resolution Engrlbach Tarmstadt wurde mit großer Mehrheit a n g e n o m m e n Tns zivette Thema betras: Tie Steilung der Fra» im Ha n a werk. Das Referat hierzu erstaitete Keuiittcitt Tr. Rkichaelis - Bremen. Ter Redner führte ans: Ta sich eine große Anzahl von Kranen infolge ihrer nnvollkomwc ne», unsallnremäßcn Ansbildnng im Handiverl nicht zureäi- finden, werden für ihre geringe Arbeitsleistungen auch ge ringe Löhne gezahlt. Unter diesen U.»ständen in cs Pflicht des organifierten Handwerks, iür eine sachgemäße Ausbtt düng der im Handwerk beschäftigten trauen zu sorgen. Wie brauchen eine besondere Vorbildung iür Männer und eben eine solche iür .Tratten, wie sic von einzelnen Handwerks kammern schon ins Lebe» geruien worden ist. Eine nicht kleine Anzahl von weibliche» Handw-rlrrn hat bereits die itzesellenprüsung, ja die Meisterprüfung bestanden. Eine Resolution will der Redner nicht vorlegen, bittet aber den HandwerkStag, sich prinzipiell aus seinen Ltandpunki zu stellen. Einwendungen gegen die Ausführungen des Red ners ersolgten nicht. Zu dem Thema „Konkurrenz staatlicher und städtischer Behörden" referierte als erster Redner Sekretär L a ck m a n n - Bielefeld. Tcr Redner führte ans: Es ist gewiß nicht die Absicht der städti schen Behörden, bei ihren Unternehmungen de» Bürger zu schädigen; tatsächlich ist dies aber doch vielfach der Toll. Tic Kommunen haben das Recht, selbständige Betriebe zu errichten, sic müssen aber auch dasür sorgen, daß ihren Bürgern dann neue, einträgliche Berufe eröffnet werden. Davon hat die Kommune mehr, als wen» sic einzelne Ar beiter in eigener Regie beschäftigt. Allgemein mnß dcr Griindfatz gelten, daß die städtischen Behörden nicht dem freien Arbeiter Kvntnrrenz machen. Nur die Werke darf eine Stadt in eigene Regie übernehme», die zu ihrer eige nen tüeschästssührung notwendig sind. Eine Umfrage des geschästssührenden Ausschusses bat ergeben, daß der -scha den, de» das Handwert durch die Konlnrrcnz der städti sche» Betriebe erleidet, ein recht beträchtlicher ist. Vielfach kommt cs auch vor. daß städtische Unternehmungen das Publikum durch unangebrachte Reklame anlocken. So gibt es städtiiche Gaswerke, die bei Ueberiraguna der Fnstalla- tionsorbeiten eine Gasflamme gratis liefern. 2ur Oklenlktize. ^ Eine Berliner offiziöse .Zuschrift an die „Köln. Ztg." besagt: Es wird hier als erfreulich bezeichnet, daß das Ver halten Tcutschlanüs und Ocsterrcich Ungarns als durchaus lonal anerkannt wird, es ist aber fraglich, ob dieie beiden Staate» sich, wenn sic ausgesvrdert wür den, bereit finden lassen werden, an einer Regelung der kretischen «Troge aktiv m i t z u a rb c i t c n. Tic Gründe, die seinerzeit für den Austritt ans dem kretischen Konzert maßgebend waren, bestehen auch heute noch fort und bürsten cs wenlgstcns Tcntschland nicht w ü nschcnswert machen, sich a» einem Vorgehen zu beteiligen, das die Regelung beionderer kretischer Verhältnisse znm (Gegen stand -hat. Auch dürste die Autorität der Schutzmächie, namentlich, wenn sie den berechtigten Ansprüchen der Türkei volle Rechnung trägt, ganz allein ansreichend 'ein, um zu einem befriedigenden Abschluß zn gelange», Griechenland und die Kreter werden jedenfalls erkannt haben, daß das Spie/ mit der neuen Türkei nicht so leicht i st wie mit der alten, und daß sie sich in Zulun st dieser Erkenntnis werde» anbcaucmcn müssen. Aus Wien wird gemeldet: Tic angebliche Ausrol- lu » g der Ta rd a n e l l c n - ,T rag c icitens Rußlands ist offiziell hier bisher nicht notifizier! worden. Prinzipiell würden Einwendungen nicht bcstchcn, da Baron Aehrenthal in Buchla» FswviSki die Durchfahrt russischer Kriegsschiffe durch die Dardanellen aus der Basis zugestan- deu hat, daß ein Lchin erst dann in de» Bosporus cintreten darf, wenn das ihm vora„gegangene das Aegäische Meer bereits erreicht hat. Dagegen dürfte Oesterreich- Ungar» die Einladung Frankreichs zur Mitwirkung an der Lösung der Kreta- ,T > a g c im Einverständ nis mit Deutschland a d I c h n e n. Die Londoner „Mvrningpvst" erhält aus Petersburg eine Spczialdcpcsche. die bestätigt, daß prvpiiorische Vereinbarungen abgeschlossen seien, die die Tar- d a ne I l c n - Sp c r r e für riisfischc Kriegsschjfsc gnfheben. ES werde für wahrscheinlich geholten, daß die russische Schwarze-Meer-,Tlottc auf kurze eiest im Mittelmcer kreuze, und daß das Arrangement endgültig ratifiziert werde, wenn der Bor mit dem Sultan zusgmmeiitrisst. Wenn sich dieses Gerücht bestätigt, so dürste cs richtig sein, daß diese Ange legenheit auch j» Evwes zwischen König Eduard und dem Tiaren zur Sprache gekommen ist. Tic Beziehungen zwi schen Rußland und England würden sich dann doch alS intimere darstellen, als man bisher anzunebmcn brauchte. Es könnte da»» schon nicht mehr von Abmachun gen über ausschließlich asiatische Tinge die Rede kein, son dern es würde sich «wenn auch bei dem heutigen Fehlen einer nenne»sn>erten russiichen Flotte vorläufig nur tlieo retischf um ernste europäische Machtfrageu handeln, die den Dreibund im höchsten Grade interessiere» wüsten, da sie für die Zukunft des Mittelmecres und des Weges nach Asien von entscheidender Bedeutung sind. lVcrglcichc den heutigen Leitartikel.) np««««. Allgemein« Bewunderung rtef zwischen Pirna und Dredden -et den Tetlnehwern die bekannte Höhe», daleuchtunq hervor, die wiederum von der Kreuz-Drogerie iInhaoer Mar Leibnitz) ausgesührt wurde. Ein Ausslug nach Meißen am gestrigen Nachmittag beschloß die Tagung. — G«t« goldene» Ehejndtlii«« feiert am 14. d. Mts. Herr Kaufmann Wilhelm Koch. hier. — L«lbft«»rde jugendlicher. Man schreibt uns: „Es ist eine der traurigsten Erscheinungen des modernen Lebens, daß auch die Jugend des öfteren den unscliaen Schritt tut, dem Löben eigenmächtig ein Ziel zn setzen. Tie mannigfachen Ursachen sollen hier nicht weiter erörtert werden. Es mnß jeden Menschenfreund auss tiefste be trüben, daß solches in steigendem Maße vvrkommt. In Berlin siel in die Jahre 1788—07 nur ein einziger Selbst mord eines Knaben: tu den Jahre» l8W—98 wuchs dort die Zahl der jugendlichen Selbstmörder auf 1700. Es wäre Ausgabe der Eltern oder Vormünder, bei anormalem Ver halten der Kinder rechtzeitig den Rat eines erfahrenen Arztes zu suchen und bei Schwierigkeiten l» der Erziehung eine stete Verbindung mit der Schule aufrecht zu erhalte». Zu Rat und Hilfe ltnientgrltllch» in derartigen Fälle» ist auch gern bereit die Zentrale für Fugendsür- sorge. Sie will nicht nur den Erziehuiigschlichtige» bei- stelhcn, sondern wünsch« auch, daß die Fugend selbst lbis zum vollendeten 2l. Lebenssahrc) in schwierigen Lagen sich an sie wendet. Die Geschäftsstelle befindet sich Marien straße 22. 1.: die Sprechstunden sind Moniaa, Dienstag mittags 10 bis II Uhr: Donnerstag, Freitag :! bis 4 Uhr, Sonnabend 8 bis li Uhr. — Internationale Photographische Ausstellung Dresden IE. Wie bedauerlich das SchwindenalterBaucrn- trächte,, ist, lehrt uns n. a. auch die A n s st c I l u n a der bauerischen Regierung ans der Dresdener Fnternationale» Photographischen Ausstellung. Wie stolz erscheint nicht der alte Bauer ans dem 17. Jahrhundert mit seinem hohen Hut, der derben Lcderhvse und dem qrünen Rock mit silbernen Knöpfe»! Und nicht minder stattlich mag sich die Vrout ausgenommen haben, wenn rin mit Flitter besetztes Mieder die Taille umschloß und auf dem Haupte eine Krone von Silberdraht pranate, deren Mittelstüeke bunte Perlen bildeten. Wen» nun auch von einigen Gelehrte» die Behauptung ausgestellt wird, daß unsere Knlturcittwickluna uns der Mühe enthoben hat, Arbeiten zu leiste», denen man früher die Kleidnna an zupasse» acnötigt war, so läßt sich damit das Berschwinden der ländlichen Bolkstrachte» allein nicht begründen. Rich ttger erscheint wohl die Deutung, daß sich in Ländern mit starkem Fremdenverkehr die einhcimiiche ländliche Be völkerung geniert fühlt und nicht als Zielscheibe des Spottes dienen mag für manchmal recht wenig zartfühlende Touristen, denen keine Tradition heilig ist. — Heute finde» eine Führung durch die Abteilung Berussphotographic und das Atelierhaus statt: Treffpunkt !>/, Uhr Kuppelhalle. Führender: Herr Photograph Schlegel, Borsitzender vom Sächfischen Photogrophevbnnd. — Das Konzert wird durch die Kapelle des Grenadier-Regiments Nr. Ml ansge- sührt. Außerdem findet großes B r i l l a n t s c u e r iv c r k statt. — Eine prinzipielle Entscheidung über das amtliche Bekanntmachungswesen wurde vom Strafsenat des Obe r la n de sg e r i ch t s gefüllt. Der Pnnlt M der Ministerialpcrordnnug vom Fahre 100:1 besagt, das, Ber steigerungen inoz vor dem Termin in dem Amtsblattc be kannt zu machen sind. Der Tarator und Auktionator Schlegel in Leipzig hatte eine ans den 1«>. Februar in Reudnitz angesetzte Auktion nur im „Stadt- und T->rs- Anzeiger" veröffentlicht und das zweite Amtsblatt, das „Leipziger Tageblatt", unberücksichtta« gelassen. Ans die Anzeige des Stadtratcs verurteilte das Schössengericht den Auktionator wegen des Berstoßes gegen die Ministerial Verordnung z» einer Geldstraie. Auch das Landgericht als Berufungsinstanz schloß sich dem Ilrieii der Vorder richter an und bestätigte die -Strafe. Es wurde ausgeführ», daß in -Städten mit mehreren Amtsblättern die Ankündi gungen in sämtlichen amtlichen Organen erscheinen wüßten. Tiefes Urteil focht der Angeklagte aus dem Revisions wage vor dem Oberfandesgericht an. Es müsse genügen, wenn in einem Amtsblatte annonciert werde, sonst ent ständen dem Aiiltionator ganz unnötige Koste». Tie An sicht des Stadlrats und der Borinstanzen iei nicht halt bar: früher habe man geduldet, daß nur in einem Blatte annonciert werde. Tie Staatsann'attschatt führte aus, daß man über die Auslegung der Verordnung geteilter Mei nung sein könne. Als das Gesetz entstanden sei, hätten schon in >verschieden-en Städten mehrere Amtsblätter existiert. Hätte her Gesetzgeber eine Berücksichtigung sämtlicher ge wollt, so würde er sich präziser anSgedrüeki lmben. Es heiße aber: „ . . . in d c m Amts-blatte". Ans der anderen Leite könne als rntia iGrund des Gesetzesi die Verhinde rung unlauterer Machenschaften bealnichtigl worden sein. Tie Staatsanivaltsetmst stellte eine Entscheidung ins Er messen des Gerichts. Ter Strafsenat sprnch dar aus den Angeklagten frei. Nach Ansicht des Se nats würde sich der Gesetzaeber, wenn er eine Bekannt- machnng in mehreren Amtsblättern gewollt habe, präziser ausgedrückt haben. T-cr Ausdruck: „ . . . in dem Amts- blatte" sei nicht geeignet, die Verhängung einer Strafe bei einer Publikation i» nur einem Amtsblatte zu rechtirrtl- gen. Sonst hätten die Worte anders gewählt werden müssen. — Ein Rechtsstreit, der namentlich Kommunalbcamtc und Gemeindeverwaltungen interessieren dürste, ist nach mehrjähriger Tauer nunmehr endgültig vom sächsischen Obervcrwaltungsgcricht entschieden worden. Dem früheren Feuerwehrmann Fänich, der am I. April 1808 bei der Berussscuerwehr in Leipzig angestcllt worden war, wurde Ende März l00t>, nach achtjähriger Dienstzeit, ge kündigt, weil der Branddirektor seine Eittscrnuiig im Fittercssc der Disziplin für notwendig hielt. Das gleiche Schicksal teilten noch einige Fciicrwchrlciite Die Ein leitung eines Disziplinarverfahrens, die I. gegen sich lelbst beantragte, wunde vom Stadlrat zu Leipzig abgclchnt. Obwohl er noch keine zehnjährige Dienstzeit hinter sich hatte, somit auch nicht pcnfivnsbcrechtlat war, trat F. dcn- ninh mit Pensioiisansprüchen an die Stadtgemcindc heran, indem er behauptcic, seinen früheren Berus als Mechaniker nicht mehr ausübcn zu können, weil er als Feuerwehr mann seine Gesnnhhcit ciiigcbüßt habe, insofern er durch einen Sturz im Nene» Theater bei Ausübung seines Dienstes am lä. Februar 100.', sich eine schwere Kinevcr- letzun-g zugezogen habe, die ihn ldas .Dliegelenk ist versteift) dienstunsähig gemacht haibe. Eine Klal-stcllnng des Sach verhalts war um jo schwieriger, als die medizinischen Sach verständigen in der Beurteilung der Frage, vl> und inwie weit die Versteifung des Knies Folge des erwähnten Un falls sei, sich in ihren Ansichten schroff gegcnübcrstandcn. Der Stadtrat wies de» Pensivnsanspruch zurück, da die beiden Feuerwehrärztc Dr. Hcnnig und Dr Hochmuth be haupteten, cs handle sich »m ei» ganz natürliches Fvrt- ichrciten eines chronischen Gelenkrheumatismus, auf de» der Unfall ohne Einfluß geblichen sei. Kläger sei in seiner ErwerBstätigkeit weder ganz noch teilweise -beschränkt, und habe bei seiner Entlassung nur versucht, ein schweres, durch den Unfall hervorgerufenes Leide» zu konstruieren. Dem traten entschieden zwei andere Gutachter, die Professoren WU-mS und Köllickcr, entgegen: beide erklärten, daß durch den Unfall mindestens das Leiden wesentlich verschlimmert worden sei. und daß teilweise Erwerbsunfähigkeit bestehe, da Kläaer nur Arbeiten verrichten könnte, die kein länge res Gehen und Stehen ersvrdcrn. Auf jeden Fall fei I. für den Feuer,vehrdienft untauglich. Die Krelöhauptmannschasl Leipzig erkannte auf Abweisung der Klage, indem sie den Gntachten der beiden Feuerwehrärzte den Borzug gab, weil die Ansichten der beiden anderen Sachverständigen nur auf Bermutungen beruhen sollten. Gegen dieses Urteil legte I. Berufung ein. Bei dem unvereinbaren Widerspruch« der Gutachten wurden die Sachverständigen vom Oberverwal- tun-gSgertcht persönlich vernommen, ohne Laß eine Ueber- eiustimmung in dem strittigen Punkte erzielt worden wäre. Die Gegenüberstellung der Gutachter stthrtc zn hochdramati- schen Szenen, man tam jedoch nicht einen Schritt weiter, da jeder der vier Aerzte seine Ansicht ausrecht erhielt, auch nachdem sie gemeinschaftlich den Kläger untersucht lmtten. Bei dieser Sachlage hielt cS das Obcrverwaltungsgericht für angezeigt, »vch ein Obergutachten des Landesinedtzl- nalkollegiums einzuholen. Nach diesem liegt zwar ein älte re» Kiiieleiden vor. das über durch den Unfall langsam verschlimmert wurden sei. Tie Eriv.rbsunsähigkeit sei ans lU bis lb Prozent zu schätzen. Das ObervcrwaltungS gericht hat daraufhin entschieden, daß dem Kläger keine Pension zustcht, daß die Stadtgemcindc aber ver pflichtet ist. ihm für die Dauer setticr Erwerbsbcschrän- kung eine jährliche Entschädigung in Höhe von 120 Mark zn zahle n. Fn der Hauptsache stützt sich die Entscheidung auf das Obergutachten. Eine Dienst unsähigkeit liege nach der übereinstimmende» Ansicht der Gutachter nicht vor, wie ja auch der Rat ein Verzeichnis solcher Stellen eingereicht habe, die der Kläaer auch jetzt noch würde verwalten können. Dicnstunsähigkei! würde a-bcr nach dem Leipziger Pensionsregulativ erst dann vorliegc», wenn der Zustand des Klägers ein solcher wäre, daß er, F„ >m städtischen Verwaltungsdienste überhaupt nicht mehr verwendet werden könnte. — Hühner im Garten. Ob cs zweckmäßig ist, di« Hühner i» den.fxnisgartc» zu lassen, darüber sind die An sichte» geteilt. „Der praktische Ratgeber im Obst- und tziartenbau" in Frankfurt a. O. — also eine Gartenzeitung — l>at diese Frage cröricr» und dabei sestgestellt, daß die Hühner im tziartc» nichi nur Schade», sondern in vieler Hin-sichi auch große» Nutzen stifte», besonders durch Ver tilgung vieler ickmdlicher Fusekt«,,. Es sind deshalb Vor teil« und Nachteile in jedem Falle genau abzuiväqeu. Ein ü-fartensrcund cmpsiehlt, immer kleine Abteilungen, die des Schutzes bedürfe», einzuzäiine» und dann den Hüh nern den großen Gart«» wenigstens zeitweise sreizugcbcn. Wenn die Arbeit des Spatens beginnt, dann verläßi kein Hnh» die Arbeitsstätte. Da wird jeder Wurf Erde aus Genießbares inttcriuchl. und das Land wird rein. Gegraben wird natürlich nur nach Bedart. Nun wird qeiät und ge pflanzt. Lo wohlerzogen sind Hühner nichl, daß sie menich liche Arbei« anders als von ihrem Nützlichkeitssiandpiintte aniohen. Darum: Drah«a«slecht her und eingczäun». Aber die Ausgabe! Fst ja gor nicht jo groß. Tasjelbe Material wird nachher sür die Erbsen gebraucht. Wer soll jetzt noch Strauch bciorgcn! Es ist ja auch unbegrenzt haltbar, wenn man nicht aus verkehrter Sparsamkeit eine zu gering« Drahistürke genommen hat. Wird die bestellte Fläche größer, so wird den Hühnern die Freiheit ge nommen: sie tommen in die Einsriedigung, bis !m Herbste die Beete abgcräumt werden. Das Drahtgeflecht von den Lchotenbecten wird wieder benutzt, um Grünkohl-, Salat iin-d Blumenbeete zu schützen. Von nicht zu iiitterschätzc»- d«m Nutzen sind Kücken: sie scharren nicht und leien eifrig allerlei -Kleinvieh von den Pflanzen ab. Tollen sie irgenö wo, z. B. zn den Erdbeeren nicht hi», dann heißt's immer wieder: Drahtgeflecht her. allerdings in diesem ,T-allc «ng maschiges, -Meter hoch genügt vollkommen. Bei wohl überlegter Bereinigung von (tzgrtcnbgn iind Hühnerzucht erwächst nur Vorteil daraus. — Zur Bierpreio-Erhöhnng in Leipzig Die Leip ziger Gastwirte nahmen in einer vom Lokalver-band der Vereinigten Gaftwii tsvcreine einberniencn Ver sammlung Stellung zur Bierpreis-Erhöhuna. An die Berichte des Vvrjitzcnde» des Lotalverba» des und des Snnditiis des Brauereivereins über dcn Brrlaus der in den Aiisschüiic» der beiden Vercini gungen gepflogene» Berhandlungcu wegen der Bierprcis- sroge, schloß sich eine sehr erregte Debatte. Eine aus der Mitte der Versammlung gegebene Anregung, die Braue reien möchten die Preise nicht erhöhen, sondern das Bier entsprechend dünner bczw. leichter einbrauen. wurde ener gisch bekämpft. Nach sangcr Aussprache fand eine Re solution Annahme, wonach sich die Versammlung ans den Standpunkt stellt, daß der non dem Braucrcincrcin be schlossene Aufschlag von 8,20 Mart pro Hekto liter dem S t e n c r z u s ch I a g nicht entspreche,! sondern eine unzeitgemäße Verteuerung -cs Bieres bedeute: die Versammlung erwarte, daß der Brauercioelcin erneut mit dem Lotalverband verhandle, zu den Verhandlungen aber auch Vertreter der Arbeiter schaft hinzuziehc. Ferner soll der Termin sü> einen Bicr- aufschlaa bis zum l. September hinansgcsche bcn werden. — Aus der Debatte aing weiter hervor, daß die Gastwirte mit einem Aufschlag von 2,20 Mk. pro Hektoliter einverstanden sein würden, die von dem Braiicrcivcrcin geforderte Er höhung von 3,20 Mk. äbcr teincssalls bewilligen werden. vom Oeuttcden fianllwelltt- «na Sewerbelrsmmertag in Ifönigrdeig. Bezüglich der -Stellung zu dem neugegründctcn Hgusabund lag der Tagung eine Entschließung des geschästssührenden Ausschußes vor. die besagt: „Die Nach richten der Presse über den angeblich erfolgte» einmütigen Beitritt des deutschen Handwerks znm Hansabundc veran lassen den geichäftsführendcu Ausschuß z.» folgender Er klärung: Mit Rücksicht darauf, daß eine gerechte Wür digung der Filterest'«» des Mittelstandes infolge seiner volkswirtschaftlichen wie nationalen Bedeutung die gemein same Ausgabe aller siaatseöl>altenden Parteien in den deut schen Parlamenten sei» muß und in letzter Zeit auch gewesen ist. lehnt der gcfchästsf-ührende Ausschuß jede einseitige ivirt- sklmits- oder parteipolitische Stellungnahme ein- für alle mal ab." - Diese Entschließung fand die Billigung der Vcrsgmmlnng. -Es referierte weiter der Snndikits der Berliner Han delskammer Dr. R ö h l über: Meistcrlchrc im Ha n d iv e r k. Der Redner legte seinen Ausführungen fol gende Leitsätze zugrunde: 1. Der 10. Deutsche Handwerks und Gewerbekaminertag erhebt auf das Nachdrücklichste Einspruch gegen die jüngst öfter geäußerten, nur durch Un kenntnis oder Böswilligkeit erklärlichen Verallgemeine rungen: Der Meisterst«»- mißbrauche den Lehrling zu hänsliche» Dicn-stlcisinnge» oder als billige Arbeitskraft: er lmbe an einer tüchtigen gewerblichen Ausbildung kein ideelles Interesse: die rückständige Technik und wirtschaft liche Not im .Handwerk erschweren, ja machen geradezu un möglich eine gründliche Heranbildung des handwrrker- lichcn Nachwuchses. 2. Der Kammer tag stellt diesen un- bewcislichcn Behauptungen gegenüber auf Grund der maß gebenden iiciiniährigen praktischen Erfahrungen der deut schen Handwerks- und Gewerbekonnncrn fest: Soweit — übrigens sehr selten — mißbräuchliche Ausnutzung oder unzureichende Ausbildung von Lehrlingen im -Handwerk vorkommt, aen-üaen die Vorschriften der Gewerbeordnung, um das Ziel der Handwerkslclire zu sichern, denn die Kam mer» machen non Ihren bezüglichen Befugnissen sehr er folgreichen Gebrauch Roben dem idealen Streben des Mcistcrstandes, oft unter großen Opfern an Zeit und Geld, einen tüchtigen Nachwuchs hemnznbilden, ist es allerdings selbstverständliche Pflicht des -Meisters, darauf zu achten, daß der Lehrling ihm einen einigermaßen entsprechenden wirtschaftlichen Nutzen bringt. Allgemein von rückständiger Technik und wirtschaftlicher Proletarisierung im .Handwerk zu sprechen, verrät vollkommen falsche Vorstellungen oder völlig« Unkenntnis über die ökonomische Loge und die volkswirtschaftliche Bedeutung dcS Handwerks. 8. Die von waitgelhaft »nterrtchteter Seite »«uerdingS erhobene For derung, die „unzureichende" Meisterlehre allgemein durch selbständige oder an Fortbildung»- und Fachschulen angc- glidberte LohvrverrstLtten zu ersetzen, tst grundsätzlich abzu. cagttgrrcdicdte. Der «tat 1S10. Lei dem ießt im Reichsschaßamt in Ausarbeitung aenom menen Reichshäushaltsetat für 1010 werden namentlich zwei Neuerungen allgemeiner Art das Interesse in Anspruch nehmen, die Einstellung der neuen Steuern und die Erhöhung der Be- -mtenbesoldungen. Bei der elfteren wird die Berech nung der in den Erat einzustellcndcn Ansäße sich nicht immer leicht gestalten, weil für manche Steuer, beispielsweise die Zünd- holzstcuer. Anhaltspunkte aus der Erfahrung nicht vorliegen. Man wird mehrfach zu Schätzungen genötigt sein. Infolge der Einsetzung der gesamten neuen Steuern in den Dverdnsv Nachpichten. -kr. S2S. Seile 8. »» Donnerstag. 12. August Ivvst
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