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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090730021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909073002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909073002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-30
-
Monat
1909-07
-
Jahr
1909
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<r § 2 r» - L - - I» der Hosknung. da» Ge. Mal«*« dse ,n diesem «Telle ver- iammeiten Scharen auch i» diesem! «Triedensseldzuge cum Siege führ«» werde. begrüße er ihn aus» herzlichste. Der König i»a»kte dem Rektor für seine Begrüßungsworte und begab sich dann M seinem Wage». In schlankem Trabe «in«, eS den Eseorgiring entlang zu«, Augullus- Platz hin»,ns. Der glänzenden «acvalkatx der sämt liche» Leipziger Verbindungen folgten in Wagen der k!»-tv, .Vlagnit'iou.-« Prof. Dr. Binding und die vier Dekane, die in ihren rode» mit Hermelin verbrämten Samttalaren. die schweren Lamebarette aus dem Haupte, einen imposan ten Anblick darboien. Nun fuhr der L I» Daumont be spannte königliche Wagen vorbei. Neben dem König sah der Kronprinz, ihn, gegenüber Prinz Friedrich Christian. Brausende sx'chrufe schallten ihnen rnt- gogen, worauf der König in sichtlicher Teststimniung leut- selig nach allen Leiten hin dankte. Den Equipagen des Gefolge«, in denen sich ». a. Knltnsminister Dr. Beck, Qber- »allmeistrr v. rmngk und Generaladjutant v. Müller be- sanden, schioh sich die zweite Halste der Ltudentenkavalkad« a» Die Pserde trugen Stutzen in den Berbindungs- farben ihrer Reiter und silber- oder gvldoerzierte Säm- vrachn. AuS dem Glanz und Reiz dieses Einzugs erhielt nian einen Begriff von der Pracht des morgigen Testzuges. Den Lchluh maichte der Wcrge» des Prinzen Johann Georg. Die Hochrufe setzten sich it.ber den Angnstus-Platz bis zum königlichen Palai' hin ivrt, ivo die Menge in so dichten Scizareu stand, dah jeder 'TTerkehr >n> möglich war. Eine srolx Llimmunq. wie man sie selten findet, beherrscht ganz Leipzig. Die «Tahnen klatschen lustig im Winde, der die Glockentöne aller Kirchen über die Teststadt trägt. Der «Testgotlesdienst Kn»rvp eine stunde nach der Einholung Lr. Majestät degan n der «f-eftgottesdienst in der ll n i v e r s i t ä t S - tirch e. Das Goltesharis iv»,r selthureer Weise nicht völlig beseht, olnoohl genügend starten a nag eg eben worden w»,ren. Aus Sem Attarplahc hauen die Ehre»,zäste Platz gcuvm- ineu, dze alle ausz»zahlen hier »nuiitglich ist. Die erianch- lesw» Vertreter von Kunst und Wissenschaik aller Ngtivnen, die Spitze» sasl aller Behörden, die Eleneralität, deutsche Bunöessürsten und Mitglieder ausländischer souveräner Tnrstenhänser u>areil er'chieiien und verliehen dem iäolteskmus ein noch nie geschautes glänzen des Geprcige. Der König wurde am Porlai wieder vom Rektor und de» Dekanen empfange», .in seiner 'Sinken schrill der Kultusminister, ihm voran gingen zwei in grellrote Talare gekleidete Ehvrknabcn mit goldenen Ltäben in den Händen, so geleitete man den erianchlen Rektor zum Platz vor dem Ailar. Nach einem Chor und täemeiiidegesang hielt iäeh. Kirchenrat Prof. D r. Rietichel eine packende Predigt ans Grund des P-almivorles: »Bei dir ist die lebendige Quelle und in deinem Vicht sehen ivir das Vicht". Ter Geistliche führte nach einem kurzen Rückblick aus die Geschichte der Univcrsi- lai ans. das? es die Ausgabe aller wahren Wissenichasl sei, die Quelle des Vebcus zu suchen, In der Tiefe der Seele lebe das Berlangen »ach dem Urquell öeS Vebens. Wenn wir den Herrn im lebendigen Glauben erfassen, dann eril wlld es iichi in iiiid um uns werden. Auch der Universitär iet es vergönnt, dem höchsten Herrn dienen zu dürfen. Ihm allein gebühre auch heute die Ehre. Diese stunde solle nicht der Verherrlichung menschlichen Ruhms und mensch licher Arbeit dienen, sonder» «wii ,Ie>, glorin und to >Ioum liiu'iiimu-.. - Mit dem »»lcr Pvsaiinenschall machtvoll ge lungenen Vtede »'.Hu n danlec alle Goit" ich los; die kirchliche «Teier kurz vor 10 Uhr. — Die «Tnrstlichkeiten begaben sich, inbelnd begrünt von den Studenten und de» Alten Herren, die sich zu Hunderten vor dem Portal in dem Evnlcur ihrer Verbindungen eingefnnden halten, zu Wagen nach ihren Wohnungen. Die kurze eilihaibsnindiac Paine bis zur nächsten Veranstaltung. die ans 4 Ltnndcn berechnet war, benutzte man. um sich in nahen Restaurants zu stärken und zu erfrischen. Die siadl wird immer schmucker. Das präch tigste Wetter erweckt in allen Jnbilänmsstimmnng. Leipzig, die staöt der Arbeit, in kaum wieder zu erkennen. Es in. als ob jeder feiere, damit dieses Sv eit ohnegleichen voll gelinge, so viel Eindrücke stürmen ans den fremden ein, da» es ich wer hält, sich in allem sofort ziirechtznsinöen. Dieies «Test ist von einem solchen Umfang, ist so eigenartig, wie man es vielleicht nur einmal erlebt. Auch den Jour nalisten wird die Ehronistenpilicht nicht leicht. Die ge wissenhafteste Berichterstattung» die zudem durch den ge hemmten Verkehr ans den Li vasten und in den Vokalen sehr erschwert wird — oft ist keine Droschke, kein Plätzchen aiik der Straßenbahn zu haben — must angesichts einer wichen ,Tülle von sehenswertem leider nur Stückwerk bleiben. Die'e Vermutung wurde zur Gewißheit bei der nächsten Veranstaltung, die '-II Uhr begann. Der Testakt im Reuen Theater Einen imvosaiitcn schmuck, ein glückliches Arrange ment von Blumenkettcn. Retßiggcwinde». Mahnen, flaggen, schleifen in den Ltadtiarben bian-qclb, Blattpslanzen- gruppen und Baldachine, hat daS 'Rene Theater am Au- giistusplave angelegt, i» Sem heute vormittag CU1 Uhr der erste Hauvtteil des Jubiläums begangen wurde. Der Jnnenranm des stattlicheir Baues entrollte ein gesellschaft liches Bild von ungeahnter, geradezu überwältigender Wirkung. Der Zuichanerraum war mir der Bühne durch Ucöerdrück»na des QrchestcrS zu einem einzigen Raume verbunden worden. An den Brüstungen der vier Ränge spannten sich entzückende Rosenketten tn leichten Bügen entlang. Bon den Gäulen und Pfeilern sielen Blumen» gewinde hernieder. Eine mit Rosen durchzogene, tannen- reisiggeschmücktr Girlande schloß La» Parkett vom Bühnen- teile ab. der von den Kulissen durch eine» hellbraunen, in mächtigen ,Takten niedrvwallenden Vorhang nach qllen drei Setten hin getrennt wurde. An der „deren .Kante zog sich ein roter TrieS in wohltuendem Kontrast um die ganze Bühne. In der Mitte der ersten Sitzreihe auf -er Bühne hatte Se. Majestät der « ünig zwischen dem KultuL- minister und dem lisalor dlaguikwu-c Plav genommen. Weiter schlossen sich dle Dekane mit ihren prunkvollen Talaren an. Dahinter bemerkte man da» gesamte Pro fessoren- und Dozenten-Kollegium der Landes« »ioersttät, hinter denen da» GeivanühauSöQrchester vlaeiert worden war. An der Längsseite der tiefen Bühne standen die Ekargierte» in Wichs mit ihren Bahnen. DaS Parkett war den Vertreter» der auswärtigen Universitäten und Kör perschaften und den Deputationen vorbehalteil worden. ».Wer zählt die Völker, nennt die Rainen, die gastlich hier zusammen kamen?" Von Englands Hochschule» saßen die Rektoren in ihren kostbaren hellrote» oder huiitverzterte» Ueberwürfen. neben ihnen der Abgesandte der Universität Peking, der schlanke chinesische bevollmächtigte Minister in Berlin, z'len-Dschon«, in seiner bunten, knapp anliegenden Uniform, dann die amerikanischen Professoren im «Track, die Japaner mit bunten Talarauft'chläge», Trauzose», Ger den, Professoren aus Reuseklanö, Rußland, Kapstadt. Aiistralien, Spanien, Rumänien. Die Trage drängt sich euiem »»willkürlich aus, ob die Welt schon einmal ein ivlcheS Parterre von internationalen Leuchten der Wissenschaft gesehen hat. Dieses grandiose Bild wird sich nnanSlvschltch in die Seele eines jeden 'Teilnehmers ein graben. wohl eine der schönsten Erinnerungen für alle, die Augenzeuge de^ zVilbiläumsseier der sächsischen Lan- desuniverfität gewesen lind. Hier wurde einem klar, ivelche Bedeutung unserer Universität in der ganzen Welt beige- »icssen wird und von den Logen blickte eine 'Tieisaniinlnng von Tiirsteii und Türsiinneu hernieder: Kronprinz Georg, die Prinzen «Triedrich Ehristian, »Tohann Georg und Map von Lachse», der ja selbst Universitätslehrer ist. Seine schnmrze Soutane kontrastierte scharf mit all den glänzen den und gleißenden Uniformen neben ihm. !»>n den gegen überliegende» Vmieil hatte» die Grvtzherzöge von Baden n»d Hessen, ferner die Herzöge von Sachse»Altenbnrg, Mecklenburg, die Erbprinzen von Reuß und Meiningen, der Kronprinz von Rumänien, die Prinzen Schaumburg- Vippe und Reuß j. L. mit ihren glanzenden Suiten Platz genommen, »im ersten Range schimmerten die Talaraus- schiäge der ReichSgerichlsräte neben dem mit den höch sten QrdenSsternen und seltenen Qrdensbändern geschmück ten Ehisfresrack. Den dritten Rang zierte ein Kranz holder «Tranen in wniidervollen Toiletten, glitzernden Edelschmuck im Haar und am -Hais. Auf dem hohen Qlnmp aber drängte sich die schar der aktiven Studenten, die. wie ihre Ekmrgier teil. stehend die vier Stunden des «Tcstaktus in einer über aus schwülen Teinperatnr aushielte». Von ,Türstinnen wohnte» die Prinzessinnen Johann Georg und Mathilde, beide in kostbaren Seidentoileiten mit gro ßen blnmengcichmückten Hüten, dem Testakte bei. Rach der Begrüßungsansprache des lim-t.a- H.igniki,»^ Geheimrats Dr. Binding erhob sich der König und hielt folgende A mp rache: ..Ein hoher Telttag ist eS, der unS hier vereinigt, und mit Tank gegen Gott, den allmächtige» Venker aller Dinge, »nd mit stolzer Trende ini Herzen unsere liebe Universität feiern läßt. Zahlreiche Tnrlic», ehemalige Angehörige derselben, haben sich hier cingesunden, »m gleich den ranienden anderer ehemaliger Studenten den hohen Ehrentag unserer alma matcr zu begehen, »kkiien vor allem gebührt Mein herzlichster Dank. Aber auch die ,zahllosen anderen Heine Ich herzlich willkommen. Wersen wir jetzt unsere Blicke au» das verflossene Halde Jahrtausend, so haben wir zunächst mit besonderem Tanke Meines Ahnherrn, deö Mark grafen «Tricdrich deö Ltreitbaren, zu gedenken, der mit weitem siaatsmännischcm Blicke den a»S benachbartem Lande auSgcwan- dcric» Professoren und Studenten in seinem Lande eine Ziislncht und dauernden Wohnsitz gewährte. Damit legte er den Grund zu einer der herrlichsten Zierden Meines Landes. Dann müsse» wir des streitbaren Kiirsürsten Moritz gedenken, dessen landcsvätcr- licher Huld die Universität io unendlich viel verdankt. Bon da a» haben Meine Borfahrc» und mit ihnen die stände des Landes gewcltcisert in der Iürsorge für unsere Hochschule. »Tn ganz be- soliderer Weise war Mein in Gott ruhender Großvater, der als Gelehrter, Staatsmann und RcchiSvcrsländiger gleich bedeutende König Johann, rastlos bemüht, die Universität auf eine möglichst Hobe Linke zu bringen. Auch Meine beiden Vorgänger, der König Albert, der erste Rektor MagnisizentissimnS, und Mein vielgelieb ter Batcr, batten sie besonders in ihr Herz geschlossen. Aber mit stolzer Trende kann Ich cs hier auch anssprechen: Die Universität hat der ihr in so reichem Maß zuteil gewordenen landesvätcr- lichen Tnrsorgc durch ihre Leistungen voll und ganz entsprochen. Hochbedcntcnde, weltberühmte Lehrer habe» hier Tausende von Jünglingen in die Geheimnisse der Wissenschaft cingewciht, die dann in hohen Stellungen im Staate, tn der Kirche und aus alle» Gebieten menschlicher Wissenschaft eine hervorragende Stellung be kleidet habe». Unsere Studenten aber waren stets urdcutsche, kernige Männer, die setzt, nachdem sie ihre himmclanstrebcnde» Ideale den Bcrhältiiiß'cn der Gegenwart angepaßt habe», ernste, ziclbcwußtc Leute geworden sind. Ich spreche daher aus vollem Herzen der Universität Meinen ansrichtigsten Glückwunsch aus und verleihe ihr »eben den anderen Beweisen Meiner Gnade als besonder»« Zeichen der Liebe «nb «nhdngltchkeU bt« bet»«« oo» Leipziger «tinftlrrn grschassenen Medaillon« mit den Bildnissen von Mir und dem Gründer der Universität. Der Rektor Magni- stku» bat sie von brüte ab »u seiner AmtOkette zu tragen. Ich übergebe sie Eurer Magnifizenz mit den goldenen Worte», die Met» in Gott rubender Großvater brt der Berkrtbung der Sette an de» damalige» Rektor sprach: »Dtrse Krtt«, die Ich Jbnr» üver-rb» und welche künftig da« Zdiche» Ihrer Würde bilden soll — möge sie et» Svmdol de« Bandes sein, da» die Untoerfität zu Leipzig, diese alt« Stiftung Meiner Borsabren» an Meinen Thron und Mein Hau» unianslübltch bindet. Möge st«, dt« Hoch, schule selbst, auch ferner nach der Absicht ihrer Stifter «ine Bit» dungsstätte für die wißbegierige Jugend, aber auch eine -sie. gcriu der Wiffenlchast al« solcher sein. Möge st« den Sin» iür Recht und Sittlichkeit, für Treue gegen König und Gesetz, für echte Wissenschaftlichkeit und echt christlich« yrvmmtgkeit in die Her. zen de« Heranwachsenden Geschlecht« «inpslanzen: dann werden Sachsen« Türsten sie stet« als eine» der schönsten Juwele in ihrer Sronc betrachten." Zum Schluß spreche Ich »och de» Wunsch au«: Möge ünsere liebe Universität dasselbe tn der Zukunft sein und bleiben, was sie tn der Vergangenheit war: eine Pflanzstätte der Wissenschaft, eine Zuflucht und et» Schutz für unseren heiligen christliche» Glaube», ein Hort guter Gcstniiung gegen König und Vaterland, Kaiser und Reich. DaS walte Gott!" Nachdem der Rektor dem Könige gedankt batte, erbob sich Staatöminister Dr. Beck, um »amen« der Königliche» Staatsregierung dem Könige sür sein Erscheinen ehrsurchts- vollft zu danken. Er süate der Gaste der Regierung, näm lich de», Klingersche» Kvlossalgemälde in der ttniversitats- Anla, noch die neue Niiiversitäksfabne binzu, die in Zu kunft des allen festlichen Anlässe» der Untversiiät weben solle. Qsterstürgermeister Dr. Dittrich üsterstrachte «i e Glückwünsche der St«idt Leipzig. Dann folgten die Beglück wünschungen der deutschen Universitäten, de« Rektvr» der Mutter-Universität Prag, der schweizerischen, mestkviitinen- talen usm. Universitäten. Nachdem der Rektor ans alle diese Glückwünsche herzlich gedankt batte, wurde die Teier durch den Vortrag der v>'» Professor Schreck komvvnicrten Tcstkantate geschlossen. Der König, die Mitglieder seines Hauses, sowie alle Türstlichkeiten warteten den Schluß des «Testaktes lnachmittags Uüri ast, der sür alle Beteiligten nicht geringe Anforderungen an die geistige Spannkraft stellte. Uester den Verlaus des Testaktes, a» dem schätzungö- iveikr 00 Ansprachen gehalten wurden, werden wir morgen ausführlicher berichten. Die Universität hak mit landesherrlicher Genehmigung eigene «T-arste» angenommen. Gestern, am ersten Inbilänm«festtage, wehte zum ersten Male die in den Tar- ben schwarz und gclst gehaltene Tabue, die einen Löwe» im linken obere» Telde trägt, vom Universiiütsgebäude herab- — Der Ausruf zur Begründung eines .Tubiläums- sonds für eine Universitäts-Turnhalle, der sich in erster Linie an die dankbaren Schiller der Leipziger Hochschule richtete, hat bisher die stattliche Summe von 1>> :N0,00 Mark ergeben. veniicber uixt Zäcdrirclm. LleSk> eli. 29 Juli —* Se. Majestät der König besuchte am Dienstag von der Schlütterhiitte kommend mit dem Kronprinzen und Gciieralleiitnant von Müller St. Ulrich, wo er einige Bildhauer-Aieliers besichtigte, alsdann im Post-Hotel „Weißes Rößl" dinierte. Rach zweistündigem Aufenthalt begab sich der König wieder nach Scis zurück. —* Se. Kvnigl. Hoheit Prinz Johann Georg be suchte am Mittwoch in Begleitung des Herrn Kultusmini sters Dr. Beck das Institut für Kultur- und Universal geschichte in Leipzig. —* Ihre Köuigl. Hoheiten P r i n z < s s in Mathilde und Prinz Mar I-aben sich heute früh 8 Uhr 8 Min. ab B«rhnl>vs Dresden-Neustadt i» Begleitung der Hofdame Trenn v. Gacrtner, des Honräulciiis v. Schünherg-Roth- schvnberg und des Kammerherrn «Trhrn. v. Koenneritz zur Teilnahme am Uiiivcrsitätsiilbiiäiim nach Leipzig begeben und dort im Kvnigl. Palais Wohnung genommen. —* Erinnerungsplakette zum UniverfitätsjubliLum. Von der «Tirma Glaser n. Sohn, Drcsdcn-A., Dresdner Medaillen-Münze. wird uns geschrieben: „In Ihrer gestri ge» Nummer ist in dem Aufsatz über die Leipziger Jnbcl- seter ein Irrtum insofern unterlaufen, als der betreffende Künstler, Dr. Mar Lange, der den ehrenden Auftrag ge habt hat, diese anftergcwöhnliche «Testgabe des sächsischen Staates zu entwerfen, nicht Dresdner sondern Leipziger ist. Tic Verwechslung mag daher kommen, daß die Plakette in unserer Münzanstalt hergestellt ist. und zwar in 820 Eremplaren." — Interessant ist es, zu missen, was solch eine Plakette sür einen gewaltigen Truck benötigt, um eine Plastik von 10 Millimeter zu erreichen. Hierzu sind 700t>00 Kilo erforderlich sür die Stanzcnnmsenkung gar 1 000 000 Mlo. Die Tirma hatte ferner die Ehre, die künstlerischen Testz eichen, die Professor Paul Sturm von der Kaiserlichen Münze in Berlin entworfen und fein empfunden modelliert hat. aussühren zu dürfen. Die Tcst- zeicben sind i» Altsilber und in Vergoldung in massiver Prägung hergestellt. Es ist ein großes Verdienst des 'ächsischen Staates, bahnbrechend zur Hebung der Medaillcn- !unst eingegritsen zu haben. —* Anläßlich der stOOsührigen Jubelfeier der Leip ziger Universität hat das Köuigl. Proknratur-Ncnt- Qelstndie nach dem Kops einer normannischen Bäuerin von großer Zartsten und lieblichen Gesichkszngen. Sie wird als die Qrigiiialstuöie zu der Bäuerin im „AngcluS" bezeichnet, ist aber als solche in der bekannten Literatur über Millet nicht nachzniveifen. Da der Kops von vorn genommen ist. während die junge «Tran im „Angelus" ganz cm Profil gegeben ist. wird die Angabe nicht leichi zu kon trollieren sein: die Aehnlichkeit ist zum mindesten sehr entfernt. Nicht weit von diesem Kops hängt das Porträt der Madame Tialmont in Eherstourq, ein sorgsam durch- gesührtes Knicstück von merkwürdiger Glätte, in dem Kostüm der Zeit, init schwarzen herabhängenden Locken und ailssailend schmalen Händen. Auch dieses Nildniö iliidet sich in der Literatur nicht erwähnt. Man wird in dessen vermutlich nicht schigehen, wenn man cs in üaö Jahr I84l verlegt, in dem Millet einige Monate, mit Porträt- austr.vqen beschäftigt, in Cherbourg lebte, und das Ergebnis dessen, was er im Atelier von Dela röche lerne» konnte, Sarin niedergelegt findet. Zu diesen «Tigurenbilüern kommt dann noch eine Landschaft mit einer Mühle in einem ziemlich fahlen, rosafarbigen Ton. der auch ionst in seinen Qelqemälöen wicderkehrt. Die 'tfvüeutuna der Ausstellung beruht jedoch nicht ans «diesen meniaen Proben seiner Kunst in der Qclmalcret. Ihre Ltürke besteht vielmehr in den zahlreichen Zeichnun gen und Pastelle», die von den meisten Kennern Millets hol»er als seine Qelgemälde bewertet werden. Die wert vollsten Stücke sinh auch hier wieder die B'ldnisse. Das älteste darunter stellt seine junge «Tran, die hübsche Panline Qno. vor, mit der er sich Ende des Jahres 1841 vermählt batte. Es ist ein mit wenigen Tarben, die jedoch die Vebendigtct des Eindrucks verstärke», behandeltes Pastell, das sich lange in englischem Privatbesiv befunden hat und nun plötzlich im Kunsthandel auftaucht. „«Tran Millet," jo beschreibt Julia CartwighI das Bildnis, „ist lesend öargestellt, ein schwarzes Tuch liegt auf ihrer Lchultcr, ein Halstuch ist um de» Kops gebunden, die Wange ruht in der Hand, sie sieht nieder aus das geöffnete Buch. Ihre ganze Erscheinung ist anmutig und fein, aber zart und gebrechlich." Millet sollte sich ihres Besitzes nicht lange erfreuen. Sk« starb schon am 21 Avril 1848 in 'Paris, wo stk sich nie rvohlgefühlt hatte. Auch von seiner zweiten «Trau Katharine Lemaire, mit der er dreißig Jahre bis zu seinem Tode in glücklicher Ehe lebte, besitzt die Ausstellung eine Bleistiftskizze vom Jahre >804, die sie in schlafender Stellung zeigl. In welchen einfachen, bäuerlichen Verhüll nissen er lebte, ersehen mir aus einer Darstellung seines Hauies und Gartens in Barbizon. Als er sich im Jahre 1848 wieder einmal in schwerster Geldbedrängnis befand, sah er sich genötigt, seine Bilder und Zeichnungen um jeden Preis zu verkaufen. Darunter befanden sich seine beste» Pvrträldarstellnugen, die lebensgroßen Bildnisse der Maler Diaz nnö Tu pro. die ein Händler für 20 Tres. gemeinsam mit denjenigen des Ziseleurs Bechte und des Bildhauers Barge erstand. Sie gehörten neben sväter gezeichneten des Landschafters Theodore Rousseau und des Kritikers Debrvsfcszu den Zierden der Samm lung I. L. T orbes in London und haben sich jetzt wer weiß unter welchen Umständen zu uns nach Dresden verirrt, um uns einen hohen Begriff von Millets Tähigkeitrn als Porträtkünstler zu verschonen. „Die Persönlichkeit eines jeden ist bewunderungswürdig wiedergcben: der gedanken volle Ausdruck von Debrosscs' Kops mit den nicdergeschlage nen Augen kpntrastiert gut mit Dnpräs kühnen, scharfen Zügen und mit dem stolzen Blick des spanische» Meisters iDiazj, dessen durchdringende Augen unter dem über die Ltiine salleiiden schwarzen Haar hervvrblitzen. Die übrigen Zeichnungen, welche die Ausstellung ent hält, bewegen sich innerhalb der bekannten Stvsswelt des Meisters. Wir sehen ruhig dastehende, strickende, butternde und slachshechelnde Bäuerinnen, Schäfer und Schäferinnen, Wasserträgerinnen und Maultiertreiber. Vereinzelt be gegnet uns eine biblische Szene, wie die dramatisch an gelegte Darstellung deö „Verlorenen Sohnes", eine land schaftliche Partie, wie der kleine, tonig behandelte „Birken wald" oder eine Erinnerung an das brandende Meer seiner Heimat. Die meisten davon sind nur Skizzen, aber so flüch tig sie auch gemalt sind, so sehr beweisen sic, daß der Meister sich jederzeit bewußt war, worauf cs aiikam, und daß er vor allem die Bewegung mit stannciiswetter Sicherheit festzu- haltcn verstand. Die einzelnen Blätter und Blättchen sind durchweg mit der bekannten Signatur Millets bezeichnet, aber mag bei der einen oder anderen der verblaßten Schrift etwas nachgeholsen worden sein, an ihrer Echtheit ist nicht zu zweifeln, da sie durchaus ikic wenn auch sehr verschiedene, aber doch dieselbe Handschrift nie verleugnende Technik des Meisters erkennen lassen. Der Rahmen, mit dem diese MiUct-Ausstellung einge faßt worden ist. nimmt sich glänzender aus, als er sich in Wahrheit erweist. Eine Reihe stolzer Namen aus der Blüte zeit der französischen Malerei, von P r n d'h o n nnö Telacrvitz an bis zu Evnrbct und Sislci, hin, ziehen den Beschauer mächtig an, aber sobald er sich die ihnen zngeschriebencn Gemälde genauer besieht, kehrt er de» meisten enttäuscht den Rücke». Am besten ist unter diesen Vorläufern und Zeitgenossen Millets der große Land schafter Eamille Corot vertreten. Seine Zeichnungen „Am Albaner See" nnö „Am Waldrand" geben wenigstens einen Begriff von seiner Bedeutung, ja das Blatt „Aus der Landstraße" mit dem Hohlweg, auf dem eine Trau und ein Kind wandern, mit den verstreuten Häuschen zur Seite und den ziehenden Wolken darf sogar als eine Perle bezeichnet werden, die sich durch ihre Bestimmtheit der Linienführung von der sonstigen weichen Art des Meisters auffallend nn- terscixstdet. Auch die Karikaturen H vnvrä Daumiers verleugnen das Genie ihres Urhebers nicht: man betrachtet sie mit dem Wunsche, bald einmal stärkere Sachen von seiner Hand zu sehen. Unter de» beiden Arbeiten Thöodorc Görieaults ist die kleine Ausnahme des Montmartre stofflich interessanter, als das in der Tarbe wenig seine „Slallinncrc". Von C v n r b c t hat man hier schon weit bessere Waldbilder als die gegenwärtigen gesehen- Die verschiedenen kleinen Tarbenski.zzen von Paul Dela croix, die entweder schlecht crlnilten oder unvollenixt find, schützt nur der große Name, der bei den hier nicht angc- zogcnen Stücke» nicht einmal ausreicht, um sie auch nur anzusühren. Die ganz Hintere Hälfte des Obcrlichtsaalcs wird von einer stattlichen Kollektion von Bildern des Pariser Ntalers B v u t e t de Monvel eingenommen, der den modernsten Geschmack in der Seinestaüt repräsentiert. Das Ziel, aus das der Künstler zustrebt, scheint in der Richtung aus das Dekorative zu liegen. Er verschmäht absichtlich das Kuiistmittcl der Perkürzung und liebt breit aufgetragene Tarbenslächeii. Gelegentlich greift er auch -um Pointillis mus, den er mit weiser Mäßigung l-andhabt. Seine in dieser Manier behandelte» Landschaften dürften die besten ' Arbeiten der Sammlung bei Richter sein. H. A. Lter.
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