Volltext Seite (XML)
- 6S4 - kiil Abhängigteitsr» lbättnis zu Gott, es ist das Verhältnis zwischen Herr" und Knecht, aber die Liebe verbindet uns mit ihn: wie mit einem Freunde. Unserer Erkenntnis und unserm Streben sind überall Grenzen gesetzt, nur eines ist grenzenlos: die göttliche Liebe. Und dieser Gedanke muh uns versöhnen mit den Schmerze», die »ns das Schicksal auserlegt. Ach! und dieser Schmerzen sind viele auf der Welt. Mehr als in früherer Zeit. Seelenschmerzen! Es ist. als ob das Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität Unruhe in das Blut des modernen Menschen gegossen hätte, sie ihn zuin Handeln drängt. Die Leute wollen heutzutage verdienen - nicht spare». Das Mittelalter hatte ein anderes Menschen ideal als >etzt: ..Märtyrer" hieß jenes, das jetzige „Uebermensch". Früher baute man Klöster oder wurde Einsiedler, jetzt errichtet man Fabriken. In ver gangenen Zeiten blieben die Frauen im Rahmei» des Hauses, und es galt das Wort» die Frau in di ' besle, von der am wenigsten gesprochen wird, jetzt sucht sich die Mehr heit der Weiblichkeit ein besonderes Gebiet zum Ausnutzen ihrer Fähigkeiten. Die Passivität hat ausgehörk, als Tugend zu gelte» Aktiv sein! heisch die Losung. Und dieser heftige Betätigungsdrang hat »alurgemäß als Reaktion ein Ver- sagen der Kraft' im Gefolge. Fe leidenschaftlicher das Ziel erstrebt wird, desto ge- wir uns überall den Kops blutig — oder das Herz, je nachdem Ehrgeiz oder wir uns überall den Kops blutig — oder das Herz blutig, je nachdem Ehrgeiz oder 'Webe die führende Rolle nn Menschenleben spielen. Und es ist schwer, in Demut das Scheitern unserer Hoffnungen zu ertragen, dop pelt schwer in unserer heutigen Zeit, wo neben dem oft krankhaften Tätigkeitsdrang sie Rervositäl und das gesteigerte Persönlichkeitsbewuschsein zum Durchbruch kommen. Das alles schasst Konflikte, die das Leben früherer Generationen nicht kannte, — Ge leg.mheit-n. die Enge unserer Grenzen leidvoll zu fühlen. Und doch ist das Streben an sich kein Unrecht. Uns sind weitere Grenzen gesteckt, als unfern Borläufern in der 'vuUur. und die sollen wir ausnutzen. Aber nicht verzweifeln, wenn sich uns diese Gren zen unerwartet zeigen' Ist es uns aus einem Gebiet verjagt, uns zu betätige», so hat Gott der Herr gesorgt, da» uns ein anderes erschlossen wird. Bielleicht nur ein unscheinbares, aber gewiß immer eins, auf den, wir unsere Liebe betätigen können. Ein wenig Hosfnnng hat der Gott der Liebe immer noch für uns bereit, nur darf der Glaube nicht fehle». Und ist wirtlich alles Streben umsonst, ziehen sich die Grenzen immer enge» — nun. so wollen wir nicht angstvoll und zagend, sondern nach dem christlichen Borbilde mutig und kraftvoll untergeben: Gloria GeiG!" Magdalene halte, immer ergriffener werdend, den Worten gelauscht. Sie ver wandte leinen Blick von dem greisen Eäsarenkops. aus dessen Munde die Rede ging wie Tiompeteugeschnietter. Er predigte Liebe und Entsagung mit der Miene eines Siegers. Und mit einem Male schämte sie sich ihres Zornes von vorhin. Gewiß! ihr waren sehr enge Grenzen gesetzt, aber ein kleines Gebiet würde sich sinden lassen, ihre Liebe zu betätigen. Aus ihre: Bersunkenbeit wurde sie durch Viola geweckt, die sie leise anrührte. Die Kirche war zu Ende. Wie im Traum verließ sie mir den andern das Gotteshaus. Es hatte angefangen zu schneien. Die Flocke» wirbelten den Kirchgängern ins Gesicht. „Es schneit'" jauchzt? Viola. „Gott sei Dank, das macht einen wieder munter. Ich werde von dem langen Stillsitzen immer todmüde." „Aber. Viola!" mahnte die Mutter. ..cs ist traurig, daß Du noch immer nicht ge lernt hast. Dich zu zwingen. Wo warst Du mit Deinen Gedanken? In der Kirche sedenialls nicht." „Doch!" kicherte Biola. „Ich habe ganz genau gesehen, daß Meta Halemeyer wieder ihr uraltes Sonntagsfähncheii mit der ewigen Pelzgarmtur trug, während Mieze ein neues Barett hatte, das ihr reizend stand. Fandest Du das nicht "auch. Hermann?" Hermann murmelte etwas Undeutliches, und Frau von Landeck sagte verweisend: ..Wenn diese Beobachtung der einzige Nutzen des Heuligen Gottesdienstes war. be- daure ich Dich. Viola. Uebrigens fand ich die Predig! insofern verfehlt, als sie für eine Dorfgemeinde ,n noch war. Ich muß Pastor Halemeyer darauf aufmerksam machen, daß o' seine Sprechweise dem Zuhörerkreise besser anpaßt. Unser Geistlicher war früher nämlich." fügte sie zu Magdalene gewendet hinzu, „in der Residenz Garnisonprediger, batte sogar schon die Anrmartschaft aus den Hospredigertitel. Da machte er sich durch mangelnde Duldsamkeit unliebsam und wurde hierher versetzt. Vinn vergißt er so leicht, Saß er nicht nur geistig hochgebildete 'Menschen zu Zuhörern Hai." - 6V6 - „Komm, Magdalene." sagte Viola zur Toullne, „nun will ich Dir die Umgegend von Herrenkirchen zeigen, der Wald ist wunderschön." I" etwas stürmischem Tempo zog sie die Eoustne ins Freie. . Viola, nimm Dein Kle-id auf!" rief Frau von Landeck ihr nach. „Lenchen. gib acht, daß sich der Wildfang nicht gar zu schmutzig macht." Magdalene nickte lächelnd zurück. Viola stürmte vorwärts. Als sie aus dem Gesichtskreis der Mutter war, sprang sie mit einem graziösen. Heine» Satz mitten in eine Lach« auf dem Wege, daß das Wasser hoch ausspritzte. „Nun grade!" sagte sic, und die weiche Stimme hatte einen ganz eigenen, harten Klang. Magdalene sah erschrocken auf. Aber Viola breitete die Arme aus, als wolle sie fliegen und rief in unterdrückter Heftigkeit: „Gott sei Dank, Maada, daß Du mir nicht auch Verstellungen machen kamrst! Es ist wahrhaftig eine Wohltat, einmal Mamas kritische» Blicken entrückt zu sein." In Magdalenes Augen trat ein heftiges Erschrecken, ihr kan» das Geständnis so unr>wartet. Viola atmete hastig, als sie fortsuhr: „Mama ist gewiß eine vorlrejsliche Frau, aber sie erdrückt uns alle mit ihrer Vortrefflichkeit. Meine kleinen Eigenheiten sollen ausgerottet werden! Du lieber Himmel! Ohne diese bin ich ja gar nicht ich selber Ich bin lebhaft van Natur — und soll es durchaus nicht sein. Wie eine Sklavin koimne ich mir niaiichmal vor." Sie bängte sich in Magdalenens Arm, die betroffen den Enthüllungen der Cousine lauschte. „Sich mal. Magda, ist es Dir nicht ausgefallen, daß Mama uns alle bevor mundet. Hermann, mich, Dich — uns alle? Nur vor Freds losem Mund hat sie Respekt. In ihren Adern fließt polnisches Blut: sie empfindet leidenschaftlich, aber ich auch. Ach, am liebsten möchte ich daoonlausen, aber sie würde mich doch wieder cinsange»." Magdalene fühlte sich wie betäubt. War denn dies Familienleben, das ihr in so idealem Licht erschienen war. wirklich ein so unerfreuliches? „Glaubst Du mir nicht. Magda?" fragte Viola. „Du bewunderst und liebst Mama iiitürlich. wie alle Menschen, die ihr sern stehen. Sie tut ja auch so vielen Gutes. Dick, hat sie ganz in ihr Herz geschlossen: ei» Mensch, der nicht widersprechen kann, ist immer ihr Ideal gewesen. Mainas ganze Umgebung muß in einem gewissen Abhängigkeitsveihülluis zu ihr stehen, dann ist sie eitel Hulo und Gnade. Den In spektor und die Mamsell hat sie sich auch durch Wohltaten zu Leibeigenen geinacht, jetzt dürfen sie nicht mucksen." Biola sprach noch mancherlei, was Magdalene ebenso nachdenklich wie traurig stimmte. Gab es den» nirgends eine Harmonie? Und so ging sie grübelnd und zweifelnd durch die friedvolle Winterlandschast. * * * Es war gerade acht Tage spater, als Frau von Landeck Magdalene aufforderte, mit Viola im Pfarrhause einen Besuch zu machen. Etwas besangen willigte diese ein. sic fühlte sich immer gedrückt anderen gegen über, denen ihr Gebrechen nicht vertraut war. Das brünette Mädchen, die ältere der Schwestern, die Magdalene in der Kirche gesehen hatte, empfing sie. „Das ist ,»c«ne Cousine," stellte Viola diese vor. und dann auf Fräulein Hale- meyer deutend: „Das ist meine Freundin Meta, ihres Zeichens Künstlerin: sie inall entzückend." Fräulein Halemeyer lächelte. Das etwas herbe Gesicht wurde durch dieses Lächeln merkwürdig verschönt. „Wie großartig das klingt." sagte sie. Magdalene herz lich die 5>and reichend. „Sie wittern „ach dieser Einführung gewiß etwas Bedeutendes in mir. 'Und dock, male ich nur Photographien aus für ein großes Geschäft. Handwerk, keine Kunst." Sie seufzte ein wenig, dann ließ sie die Damen in ein großes, etwas dusteres Zimmer treten und verschwand, ui» die Familie zu benachrichtigen. Biola gebrauchte die Pause, um Magdalene zuzuflüstern: „Ich bin neugierig, wie Dir Mieze, das ist die kleine Blonde, gefallen wird. Das ist nämlich Hermanns Flamme. Nattirlich darf bas Mama nicht' wissen, wenigstens osfiziell nicht. Ahnen wird sie es wohl, doch heuchelt sie aus Klugheit Unwissenheit. Heirate» kann Hermann sic natürlich nicht, denn siehst Du —" Di össnele sich die Tür. um Frau Halemeyer mit beiden Töchtern einzulassen. (Fortsetzung folgt.) Letjea-kxporldler-SrLuerei Kirlmdack in Ladern eivZerielilete Srauerei Kirlmdaekr dringen tLDew-kekleLüe Lrivnernne nn8ere altrenommierten 8tet8 in xleieker Litte sellelvrtev viere krima Äunklek» Export NsindrLu sWiicliiiei'«k>I (seit 20 ladrea- unerreiedte Spezialität) veremder dis februar ' ch-' ' '