Suche löschen...
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090616012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909061601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909061601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-06
- Tag 1909-06-16
-
Monat
1909-06
-
Jahr
1909
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dresdner Nachrichten. Rr. »«5. Seite 2. Mittwock, I«. Juni LVV0 zcigs von Meckienbura-Schweriu vom 4 Marz lüoo h«rbe ln Mecklenburg di« Hoffnung erweck», es werde mit de» dortigen traurigen versassungsrechtlichen Zuständen nun dach endlich einmal ein Ende lxrben. Die Hvssuung sei aber eine trügerische gewesen. Was vor« eich lagen wurde, sei auch nur lediglich eine etwas akgeändcrle ständische Ver- lassnng. und selbst diese Blenderungen seien der Nitterscherst »sch zu viel gewesen. Der mecklenburgische Witter stme kurz- weg: ..sä, will nicht! Frag« mau nach den Etriinde», so lnrbe die Änuvvrt einsach zu lauten: „ekorehvr los inrsröt>! Die konstitutionelle Idee trat die Welt erobert — auch hier in der Finanz komm i ssi o n —. sollte sie da vor Mecklenburg "alt machen?! Die mecklenburgischen Ritter widerlegen sich lurrtnäckig einer Repräsentativ-Verfassung. Die Grenze ihres Entgegenkommend wollen sie. ivie sie sagen, selbst bestinnnen. Dieses „Entgegenkommen" aber kennt man in Mecklenburg: es erschöpft sich in dem Worte: „Es blievi alles bi n ollen!" In Mecklenburg ist mit dem riiterschast' lichen Gut das Mandat verbunden, käuflich sei heule »och das höchste Recht, das der l^eseGrebnng. Rußland, Per sie», die Türkei hätten ihre Versassniig, »nr Mecklenburg nicht. Gew in lxi-be der alte »leckienburgische Landtag man dies Gute zum Wohl der Allgemeinheit geiäxrssen, aber der ivirliäxistliche , voll scli rill sei verlangsamt, Entwick- luiigsmbglichkeite» seien immer anfgelialleu worden. Kein deutsches Land sei so dünn beseht wie Mecklenburg. Der meckl.e.»l>urgische Landwirt sei nicht Herr ans seiner Scholle. Dazu der Wiidsämden. Wo bleiben die Eisenlmhn-, die Kanalpolilit und nun erst gar die Schute? Da scheiterte der Fortschritt an dem Felsen der Ritterichait. Helsen bnn- dessreniidliche Vorstelltingeu nicht. d>inn müsse ei» Reichs- geietz kommen Unser Präsident lml dem Präsidenten des nnlgrürkischen Parlamenis ein i'Uiickionn ichteleg ra mm ge- länöi: Was den Türken recht sei, sei den Mecklenburgern l'illig. sHeiterkeit. 24eisall links.l — Staatssekretär von V e l h ma n n-H o l l iv eg: Neues kann in der Lache nicht oorgebracht werden. Dan die mecklenburgische Verfassung iorigel'ildet werde, wünschen grobe Parteien im Hände, und auch der Bundedrai lxrt schon 1875 seinen Standpunkt gc- annert. Im 'Vordergrund sieht aber doch die politische Frage, ob das Reich sich entschließen werde, seine Macht- iphnre gegenüber dem inneren VersassungSlebeii der Ein- zclstaaten anders abzustecken, als cS in der ReichSver- iassung begründet ist. Eine derartige grundlegende Ab änderung des Le nass ungerechtes liegt nicht in der Ab sicht der verbündeten Regierungen. Dos hindert sie aber nichr, an der Erwartung sestzulxrlten, die sie 187.', a»Sge- loroche» haben. sHeiterkeit links.» Der bisherige Ver lauf der Angelegenheit kgini nicht einem endgültige» Scheitern der meckleiivurgischen LersassungSbeiveguiig gleich ^rächtet werden. Gerade der gegenwärtige Augenblick bietet deslxilb auch den verbündeten Regierungen keinen beson deren Ansah, an der Erfüllung der Erwartung zu zweifeln, wobei sie den Wunsch haben, dasl es der gro»Herzoglichen .ikegieritiig gelingen möge, die lang umstrittene Frage in naher Zeit zum Abschluß zu bringen. Meckleuburgischer Vuiidesbevvllmüchtigter. iSeiandicr Freiherr v. L rauden stein: Di« mecklenburgischen Hiegierungen Italien eS für ein dringendes Bedürfnis, der gesamten Bevölkerung die Beteiligung gu der Gesehgebnng und an der Feststellung deS SlaatSlxrushaltSetars zu gewähren, deshalb haben sie den Beriasiilngsentwurf dem Landtage nnlerbrcüet. Be dauerlicherweise isi eine Einigung darüber nicht erzielt wor den. Das kann aber nicht als endgültiges Scheitern der Frage betrachtet werden. Die in e ck i c n b u r g i s ch e n R e g i e r u ii g en sind fest entschlossen, das in An griff genommene R esor m w erk svr iz n s e h e n. — Abg. o. Norman n ikons.» verliest eine kurze Erklärung, wo nach seine Partei cs ablehnt, diese Frage hier zu verlxin- deln mit Rücksicht aus die Unzuständigkeit des Reiches sur einzelsiaatiiche Versaisungsungelegen!,eiten. Al>>i. von Ocrtze» »ReichSp.» verliest eine ähnliche Erklärung namens der Reichspariei. die auch der Ansicht ist. daß daö Reich nach der ReichSvenassuug nicht berechtigt ist, in die Bersassuilgssrage» der Einzelslaaten cinzugreisen. Das Reich wurde sonst den Eliarakter als Bundesstaat verlieren und zu einem Ein heil sstaate iverdcu. Auch Fürst Bismarck, der «sründer des ssieiches, mrbe stets diese Aussassuna ver treten. — Vizepräsident D r. P aas che: Elie ich dem Abg. hin et das Wort gebe, mochte ich die nachfolgenden Redner bitten, ihre Reden nicht mehr zu verlese», da dies nach der GcschMtsvrdnuiig nur d e u hiednern gestaltet ist. die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. »Große Unruhe rechts Abg. v. Oerveu verlangt das Wort zur EseichästSorduung. Bizepräsident Dr. 'Laasche: Ich kann Ihnen das Wort zur Geschäftsordnung nicht geben. Der Abg. Linck hat bereits das Wort. Rnie recknS: Unerlwrte Beleidigung! Vizeprä- sidcnt Dr. Pgaiche: Die GeickhislSordnung schreibt ausdrück lich vor. daß seine Rede nur vorlesen dar», wer der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Bon einer unerhörten Beleidi gung kann also keine Rede sein. Erneute anhaltende Un ruhe rechrS.» — Abg. L i n ck »natl.» tritt als Unterzeichneter der Interpellation für deren Tendenz ein und schildert die mecklenburgischen Zustande. Er habe nie verkannt, daß die vührer der mecklenburgischen Ritter einsichtige Leute seien. Das schließe aber nicht aus, daß das Gros der in den meck lenburgischen Landtagen sihcndcn Ritter Grundbesitzer seien, die nur ihre Interessen mahrnälnncn und eine erz- reaktionäre Politik trieben, namentlich auch au» dem Gebiete des Unlerrichtswescils. Die Frage. ob das Reich staatsrecht lich benigt sei, in die mecklenburgischen Verhältnisse einzu- greue», werde von seinen Freunden bejaht. Artikel 78 der Re'chsversanung berechtige das Reich, seine Kompetenz zu erweitern, also auch vorznichreibeil. daß jeder Einzelstaat Volksvertreter Ixiben müsse mit gesetzgeberischen Befug nissen. i Ser ii werde das Reich zu einer solchen Maßnahme ja nicht schreiten, aber Ausnahmeverliältnisse erforderten Au s nahm e ina ß reg ein. Unterlasse das Reich in diesem Ja Ile ein solches Einschreiten, so mache cS sich zum Mitschuldigen an den mecklenburgischen Zuständen. — Mecklenburgischer Bnndesbevvilmächtlgter v. B r a n d e n st «in: Nach der vorhin von mir verlesenen Erklärung kann ich wohl daraus verzichten, auf Einzelheiten in de» Ausführungen deS Vor redners cinzilgeiiien, aber die Ueberlreibinigen, deren er sich in seinem Bilde von den mccklenbiirgisclx'ii Zuständen schul dig gemacht lxtt, kann ich nichl unwidersprochen lassen. Namentlich muß ich bestreiten, dast unsere Schulverhältnisse so schlecht sind, wie sie der Vorredner hingcstellt hat. — Vizepräsident D r. Paa'che: Eine kurze Bemerkung. Ich weiß sehr wohl, daß kurze Parteierklärungcn verlesen zu werde» pflege». Ich habe daher auch Herrn v. Norman» ruhig reden lassen und ich habe auch Herrn v. Derben nicht unterbrochen: erst nachher Ixibc ick gebeten, die »achsolgcn- ben Herren möchten ihre Rede nicht ab leier. Ich irxrr dazu veranlasst, weil Herr v. Derben nichl nur die Erklärung, die er namens seiner Partei abgab, sondern auch noch seine weiteren Ausführungen ablas. Wenn Herr v. Derben sich durch meine Worte verlebt gefühlt hat, bedauere ich das. Es war das jedenfalls nicht meine Absicht. — Abg. Tr. Spahn: sZentr.»: Wir bleiben bei der seinerzeit vom Abg. Dr. Lieber abgegebenen Erklärung, dast der Reichstag in der Bcrsaisungsfrage nicht kvurpctcnt ist. — Abg. Ir oh me , Loz.f belxntptet demgegenüber die Kompetenz des Reichs tages. Es sei dringend notwendig, daß das Reich in die mecklenburgnclien Verhältnisse cingreise, damit die bestehen den knlturwidrigen .Zustände aushüren. — Abg. von Treueniels »kons.» weist die Vorwürfe gegen die meck lenburgische Ritterschaft zurück. Die aauzc Interpellation >ei nur ein Mätzchen, durch die die Sache nicht gefördert werde. «Vizepräsident Kaamps rust dem Redner des Aus- orucks .Mätzchen" wegen zur Ordnnnq.s — Abg. Frhr. n. Maltzan ikons.» tritt ebenfalls den Angriffen der Linken ans die mecklenburgischen Verhältnisse entgegen. — Mit einer persönlichen Auseinandersetzung zwischen dem Abg. Dr. Wtemcr sKrets. Bp.s und dem Ab«, v. Treuenfels wegen dessen Angriffen auf den Abg. v. Bothmcr endet die Be'prechunq. — Der Präsident tellt noch mit, es fei eine Interpellation der Sozialdemokraten rtngegongen betreffend einstioeilige Suspension der Getreiüezölle mit Rücksicht auf die Teuerun-gsverhättnssse. — Schluß llhr. — Morgen 2 Uhr: Die neuen Steuervorlagen. Berlin. iPri»-T«l.j Der Seniorenkonvent de» Reichstages hielt heute wLhrend der Plenarsitzung eine kurze Besprechung ab. Lus der morgigen Tagesordnung stehen di« Steuervorlaaen. Die Sitzung ist erst auf 2 Uhr an- deraumt, um den Fraktionen Gelegenheit -u geben, vorher noch zusannnenzutreten. Da» Plenum wird zuncichst die einleitenden Erklärungen der Regierung »ntaeaennehmen, also vermutlich des Reichskanzler» und de» SchaAekretär», und sich danach ent schließen. ob sofort in di« Beratung «ingetreten oder ob diese auf den nächsten Tag vertagt werden soll. E» ist anzunehmen, daß mit Rücksicht aus den späten Beginn der Sitzung letztere» geschehen wird. von der Hauptversammlung der deutfchen Zritungoverlrgrr. München. Di« lS. Hauptversammlung der Vertreter deutscher Zeitungsverleger wurde heute vormittag durch den Vorsitzenden Dr. F a n e ck e - Hannover eröffnet. Am Ramen der bayrischen Staatsregierung bearübte Mini, sterialrat Meineldie Versammlung und führte dabei u. a. aus: Von der Bedeutung der Presse ist unser ganze» Kulturleben durchdrungen So unmöglich es heute ist. sich die Presse mit ihrem weittragenden Einslusse aus unserem öffentlichen Leben wegzudenken, so wenig könnte «ine moderne Regierung in unserer raschlebigen Zelt, in der Gesetze und Anordnungen stete Gesahr lausen, zu toten Buchstabe» und moderndem Papier zu werden, ihre Ausgabe in vollem Matze erfüllen, wenn ste der Mitwirkung der Presse entbehren müßte. Die bayrische Staats regierung ist sich wohl bewusst, was sie in dieser Richtung der Presse verdankt, und süblt eben deshalb auch das lebhafte Be- dürfiiis. in engerer Fühlung und guten Beziehungen mit ihr ^zu bleibe». Als die Grundlage für solche vertrauensvolle Be ziehungen erscheine der Regierung gegenseitige Unabhängigkeit und Achtung und die Gewissheit, datz für die Presse wie sür die Regierung, bei aller Verschiedenheit des Weges, doch da» Ziel ein gememsames sein soll, nämlich die saluv publica, die For derung des gemeinen Wohls. Datz die deutsch« Press« es als ihre Pflicht erachte, dieses Ziel stet» vor Augen zu haben, dafür werde der Beweis erbracht durch den hohen Ernst, mit dem unsere Zeitungswelt die ihr gesetzten Ausgaben zu lösen bemüht sei. und durch den Idealismus, mit dem die Verleger, aller un vermeidlichen wirtschaftlichen Mühsal« und vieler materieller Dpser ungeachtet, die Güter zielbewutzter politischer Ueberzeu- gung. ehrlicher nationaler Gesinnung Hochhalten. Nachdem der Versitzende D r. Iaenecke auf die mit dem lebhaftesten Bei fall aufgenammenen Begrützungsworte des Regicrungsoer- treters den herzlichsten Dank ausgesprochen, entbot Rechtsrat Kühles namens der Stadt den Willkommengruh. Dr. Georg Hirt-München begrüßte die Versammlung namens des Münchner Journalisten- und Schriftsteller-Vereins und der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller und be tonte die Wichtigkeit der am Sonnabend geführten Verhand lungen zur Schasfuitg eines Normalvertrags zwischen Verlegern und Redakteuren. Dr. Iaenecke wies sodann auf die Wich- ! tigkeit der Organisation ver Verleger hin und auf die Erfolge, die der Verein denischer Zeitungsoerleger, der jetzt 15 Jahre lang besteht, errungen habe. Danach wurde in die eigentliche Tagung eingetreten. Fürst Eulcndnrg« Nerli n. lPriv.-Tel.s F ü r st Philipp Eulen- bnrä wird bis zu Beginn der bevorstehenden Schwur- aerichtsverl»indl»»a in Liebenbcrg bleiben. Er dringt darauf, daß das gegen ihn schwebende Versahren jetzt zu Ende gesiihrt wird. Gegen den Beobachtungs dienst durch acht Kriminalbeamte aus Berlin in Lieben- berg Hai Eulenburg in keiner Weise Einspruch erhoben, aber ersucht, daß sich auf seinem Besitz selbst kein Beamter auiiialten möge. Tie umliegenden Bahnstationen und andere wichtige Punkte werden beobachtet, vksszleich man nicht daran denkt, daß Fürst Eulenburg fluchtartig ab- reisen könnte. B erli n. sPrip.-Tcl.s Gegen den Beschluß, indem die 7. Strafkammer des Landgerichts l Berlin die Höhe der Kaution aus 5M 000 Mk. sestsetzt, hat Fürst Eule »bürg durch seinen Verteidiger, Iustizrat Wron- ker, Beschwerde beim Kammergericht entlegen lassen. Tie Beschwerde wird damit begründet, daß die Gründe sur die Erhöhung der Kaution, die Reise nach Gastein und das Gutachten der wissenschaftlichen Deputation, durch die Rückkehr des Fürsten wegqefallen sind. Es sei daher, heißt es in der Beschwerde, nicht verständlich, daß die Kaution unter denselben Verhältnissen von loOüOsi aus 500 000 Mk. erhöht worden sei. Zur Affäre Hammann. Berlin (Priv.-Tel.s In Sachen des Wirkl. Geh. Le gationsrates Dr. Hammann. des zurzeit beurlaubten Leiters ves Pretzbureaus des Auswärtigen Amtes, hat di« Beschluß- kämm er des Landgerichts l Berlin in Uebereinstim- mung mit der Vorentscheidung des Kammergerichts angeordnet, datz die öffentliche Ank lag e zu erheben ist. und zwar wegen der Beschuldigung, datz Hammann am 17. Oktober 1000 vor dem beaustraaten Richter der 4. Zivilkammer de» König!. Landgerichts Berlin II wissentlich ein falsches Zeugnis mit seinem Eide bekräftigt habe. Die Staatsanwaltschaft hatte auch diesmal beantragt, das Verfahren einzustellen. Das falsche Zeugnis soll Geh. Rat Hammann bei der Vernehmung über dre vcrmögensrechtlichen Ansprüche des Professors Bruno Schmitz abgelegt haben. Berlin. lPriv.-Tel.s Gcheimrat Hammann hat solgendes Schreiben an die „N ordd. Ä l lg. Zt g." gerichtet: „Die zuständige Strafkammer des Landgerichts I lmt beschlossen, da» Verfahren gegen mich wegen Meineids z» eröffnen. Mleiner öffentlichen Stellung und meinen dienstlichen und persönlichen Beziehungen zu vielen Män nern. an deren Urteil mir gelegen ist, glaube ich. eine sofortige Aufklärung schuldig zu sein. Dem Verfahren liegt eine Sirasanzeige des Professors Bruno Schmitz vom 24. Oktober 1008 zugrunde, in der unter Berufung auf eidesstattliche Versicherungen mehrerer Zeugen ausgesührt wird, daß ich am 17. Oktober 1008 in einem Prozesse der Schmitzschen Kinder und ihrer geschiedenen Mutter, meiner späteren Frau, gegen Herrn Schmitz eine falsche zeugen- eidliche Aussage gemacht hätte. Der Verfasser der Straf anzeige hatte in den Jahren 1008 bis 1005 sein angebliches Material zu fruchtlosen Drohungen und Nötigungsver suchen verwandt, und wiederholten Aufforderungen, im Rechtswege vvrzugehen, keine Folge geleistet. Gegen Ende deS Sommers 1008 wurde mir mitgeteilt, daß Herr Schmitz seine Strafanzeige zur Kenntnis von Parlamentariern ge bracht hätte und mit ihr bei Journalisten und Redaktionen Stimmung gegen mich zu machen versuchte. Nicht nur ernste Blätter ließen sich nicht darauf ein, ihre Spalten dem Privathaß des Herrn Schmitz zu öfsnc» und einen nicht vor die Leffentlichkctt gehörigen alten Familienstreit breit zu treten, auch bekannte Scnsationsblätter trugen Bedenken, von der abgelagerten Denunziation Gebrauch zu machen. Nachdem ich im September 1008 «ine Abschrift der Denunziation erlangt hatte, übergab ich sie alsbald der Staatsanwaltschast zur Untersuchung, worauf nunmehr Schmitz selbst auch die Strafanzeige cinreichte. In dem eingehenden wiederholten Ermittlungsverfahren ergingen drei Bescheide der Staatsanwaltschast, des damaligen Ober staatsanwalts Tr. Isenbiel, des Oberstaatsanwalts Preuß und des Generalstaatsanwalts, in Vertretung Klein, die sämtlich eine klar motivierte Ablehnung enthielten. Der Strafsenat deS Kammergerichts ordnete jedoch die Vor untersuchung gegen mich an mit der Begründung, Laß eine von mir am 2. Mai 1008 abgegebene eidesstattlich« Versiche rung nicht wahr zu sein scheine und daher meine Glaub würdigkeit zweifelhaft sei. In der mit größter Gründlich keit geführten Voruntersuchung blieb «» unaufgeklärt, wie der Strafsenat zu dieser Ansicht gekommen war. Dagegen wurde bestätigt, daß mein Gegner zu PresstonSzwecken Be. weismittcl vorzusplegeln versucht hatte, die überhaupt nicht existierten. Es ergab sich ferner, datz er die der Straf- »»zeige zugrunde liegende eidesftatlliche Versicherung seiner Zeugen selbst tendenziit» zugerichtet u»b durch e^en« Zu taten gefälscht hat. Auch im übrigen hat die Borunter suchung Behauptung«» der Strafanzeige entkräftet und nsue. belastende Punkte nicht geliefert, rvoLl aber einen postttven Beweis für die Wahrheit meiner Aussagen bei- gebracht. Deshalb beschränkt« istch die Staatsanwaltschast nicht daraus, bet der Strafkammer die Einstellung de» Ver fahren» wegen «uzuretchenben Verdachts zu beantragen, sondern sie trat auch sür die Anerkennung meiner Glaub Würdigkeit ln dem Beschluss« ein. Hiernach kann mir nicht verdacht werben, datz Ich den Beschluß der Strafkammer, das Hauptversahren gegen mich zu eröffne», als eine un geheuerliche Fügung enipsinde. Der Fall liegt so. -aß in- svlg« des herrschenden formalen Schematismus, der leider nicht nur im Papier, sondern auch im Menschenslrisch ar beitet, etn falscher Denunziant gegen einen Unschuldigen zeitweilig Recht zu behalten scheint. Ich betreibe nnn die schleunige Anberaumung der Hauptverhandlung, die mich ans dieser meine amtliche und bürgerliche Ehre bedrohen de» Lage befreit. Aus dem österreichische» Abgeordnetenhaus. Wien. Abgeordnetenhaus. Im Einlaufe be findte sich heute ein Dringlichkeiisantraa Kalina, durch den die Regiernna aufgcfordert wird, die bvSnisch-herzr- go wini scheu V e rfa s su ng s e n t w ü r f e dem Hanse unverzüglich vorznlegen. In der fortgesetzten ersten Lesung des Flnanzplane» wandte sich Ges,mann an die Tschechen mit dem Ersuchen, die ziellose Dvovsition aufzugeben, um eine Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen zu ermöglichen, die außer au» politischen Gründen auch durch die Finauznvt der Länder geboten sei. Dann «ahm das Hau» einen Antrag FlonrhinSki ans Einsetzung eines Spezialausschusses an, dem die Finanzvvrschläge überwiesen werden sollen. Hierauf trat das Haus in die Beratung des DringltchkcitsantrcigcS Kalina ei». Nach der Begründung deS Antrags durch den Antragsteller, der die Besorgnis aussprach, daß Bosnien nur eine Schcinversassung ohne wirksame Kontrolle des Landtags Über die Verwaltung erhalten werde, erklärte Ministerpräsident Freiherr v v n Blenerth: „Die Regierung ist nicht in der Lage, dein Hause einen solchen Verfass»ngsentwurs vorznlegen, da »ach dem bosnischen Llerwaltungsgesctz sür die Regelung des inneren Rechts und der Ordnung in Bosnien die beiderseitigen Parlamente nicht zuständig sind. Die Ei» sührung der Verfassung ist eine Prärogative des gemein samen Monarchen, die dieser unter versaflungSmäßiger Mitwirkung des gemeinsamen Ministeriums und der beiden Negierungen au-übt." Aus dem Orient. K o n st a n t i n v p e l. iPrtv.-Tel.s DaS Parlament lehnte heute mit schwacher Mehrheit den Antrag auf Er teilung deS Wahlrecht» an die Frauen ab. Salv niki. Zwischen den aufrührerischen Alba nesen und den türkischen Truppen haben bei Schittchnta 8 heftige Z n sa m m c n stö tz e mit Verlusten aus beiden Seiten stattgefunden. Dschavid Pascha verlangt Hilfstruppen und droht den Albanesen mit dem Belage, ruiigsziistande. Konstantinovel. Nach militärischen Feststellungen beträgt die Gesamtzahl der bei den Unruhen im Wilajet Ada na getöteten und verwundeten Armenier und Mohamme dancr 5400. In der Garnison Erzerum wurde der normale Zu stand durch den Kommandanten des Dordu, Marschall Ibraim Pascha, wiederhergestellt. Die revoltierende» Soldaten wurden entwaffnet, die verjagten Offiziere in ihre Kommandos wieder eingesetzt. Der schuldtragende Kommandant von Erzerum Di visionsgeneral Iussuf Pascha, wurde nach Kanstanlinopel gebracht und harrt seiner Aburteilung. Berlin. lPriv.-Tel.s Der Bnndcsrat stimmte gestern noch -ein Entwurf eines Gesetzes wegen Acnderung des Schankgesäß-Gesctzes zu. Bestimmungen zur Aussüh- rnng -cs Weingesetzes wurden an die zuständigen Aus schüsse zur Vorberatung überwiesen. Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb ist »nterm 7. d. M- vom Kaiser vollzogen worden und tritt am 1. Oktober in Kraft. Berlin. iPriv^Tel.s Ter Kardinal-Fürst bischof von Breslau Tr. v. Ko pp richtete folgendes Telegramm an den Reichskanzler Fürsten Bülom: ,28cgrüße dankbar Ew. Durchlaucht vom Krankenbett bei langsam fortschreitender Genesung. Kardinal Kapp." Der Reichskanzler erwiderte telegraphisch: „Aufrichtig erfreut von Ew. Eminenz wieder direkt zu hören, danke ich herzlich für freundliche Begrüßung. Möchte Ew. Emi nenz recht bald wieder in voller Kraft für das Wobt Ihrer Diözese und des Vaterlandes wirken können. Reichs kanzler Fürst Bülow." Berlin. lPriv.-Tel.s Von einer französischen AuSst« llung in den Räumen de- ReichStagÄauses war dieser Tage in -er Presse die Rede. Wie die „Berliner Börsen-Ztg." hört, soll sich sowohl die Akademie der Künste, sowie der Verein Berliner Künstler einer solchen Ausstellung gegenüber durchaus ablehnend verhalten haben, da für eine deutsche Ausstellung in Paris auch nicht die geringsten Bürgschaften geboten wurden. Bingen. Der große Ausschuß für die Errichtung des Bismarck-Denkmals auf der Elisenhöhe hat sich an die Stadt Bingen mit dem Ersuchen gewandt, zwecks Anlaae eines Nationalparks bei dem Denkmal Gelände zur Verfügung zu stellen. Die Stadtverordneten haben bc schlossen. 210 Morgen Hochirxild mit parkartigem Charakter für diesen Zweck herzugcbcn. Breslau. Wie die „Schics. Ztg." aus Altwasser meldet, ist dort eine Typhus-Epidemie ausgebrochcn. Bisher sind >00 Krankheitsfälle gemeldet, von denen ein zelne tödlich verliefen. Als Ursache wird schlechtes Trink- wasser angeführt. Wien. Ter Kaiser fuhr heute beim Hotel vor, i» dem Prinz Heinrich von Preußen Wohnung genommen hat. und gab für den Prinzen, der abwesend war. seine Karte ab. Wien. lPriv.-Tel.s Der Wettersturz hält ungc- schivächt an. Ter Sturm hat sich zwar etwas gelegt, dafür regnet es aber seit gestern abend ununterbrochen. Aus dem Gebirge, namentlich aus Tirol und dem Salz- burgischen. wird starker Schncesall gemeldet. Poris. Im heutigen Mi »ist er rat erstattete der Minister des Aeußercn Pichon Bericht über seine bis herige» Verhandlungen mit der marokkani schen Mission. Tie Vcrlianülungen sollen fortgesetzt werden. Pichon ersuchte den Finanzminister, die im Lause dieser Unterhandlungen anfgeworsenen finanziellen Fragen zu prüfen. Bern. lPriv.-Tel.s In Biel wollte der Bäckermeister Neukomm, der mit seiner Frau in Unfrieden lebt, seine ganze Familie vergiften, indem er Zyankali in Milch und Wein schüttete. Ter Bäckergeselle Fritz Wildi. der von dem Wein trank, starb sofort: Neukomms Fra» und seine vier Kinder, dadurch gewarnt, entgingen dem Verhängnis. Der Giftmischer wurde noch am gleichen Abend verhaftet. London. lVrtv.-Tel.s Einige kanadische Blät ter opponieren heftta gegen die Pläne -er Londoner Zentralregterung. eine Reichsslotte zu schassen. Sie appellieren an die kanadische Regierung, eine eigene Flotte zu bauen und sich durch die jingoistischen Reden auf der Pressekonferenz nicht cinschüchtcrn zu lassen. London. «Drtv.-Tel.s Die hiesige Gartenstadt- Gel« lisch« ft tündlat an. datz st« nächsten Monat den Be such von LVO Mitgliedern einer deutschen Schwester gesellschaft erwcrrtet. Dies, werden unter Führung Ihrer englischen Freunde Port Manchester, Liverpool, Birmingham und andere Städte, wo sich sehenswert« Gärten und venvandl« Anlagen befinden, beretsen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)