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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090521010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909052101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909052101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-05
- Tag 1909-05-21
-
Monat
1909-05
-
Jahr
1909
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nauudorf iI. Martin». 4. Herrn H. HoeschS br. St. Golborfe i.'lylinl. Da» Feld geht .ziemlich a eich lassen über Bahn und gestaltele sich namentlich im Endspurt hochinteressant. >». Lipvotd, der brillant ritt, glückte es. Fvrma vor die Front zu bringen und dicht bedrängt von Horaz mit > Länge Vvrsprnng das Ziel als Erster zu passieren. Tot.: Lieg l7 : lU. Platz l», t» : 10. Umsatz: Lieg 20220 Mk-, Platz lOlOO Mk. v. Grvsien Hai »er Steeple-Ehase. EHren- ureise. gegeben vvm Sächsischen Verein sür Pserdezucht und Rennen. den Reitern der ersten beiden Pferde und garan tiert 2000 Mk., hiervon 1500 M. dem ersten, S00 Mk. dem zweite» und -'A> Mtz dem dritten Pferde. Herren- :>ieiten. Distanz »500 Meter 1. Lt. v. Seydlitzs F.-W. E hairma n lBef.s. 2. Herrn E. v. KrackerS F. St. Royal Bet »Hr. Jahrmarkt). it. Rittmeister PanseS F.-W. Beaulieu «Bes.». ?ver»er liefen: LibaninS lausgebruchen», IaeqneS Eoeur (gestürzt) und Dirtu Dick (gestürzt). Das Feld zvg sich insvlge der gruben Distanz sehr in die Länge. LibaniuS mit Lt. Nette im Sattel brach ans und ninstte das Rennen ausgeben. Chairman ging verhalten mit 0 Längen Vor sprung als Erster durchs Ziel. Tot.: Sieg 30 : 10, Platz >o. 10 : 10. Umsatz: Sieg lOO',5 Mt'., Platz ll ZOO Mk. — Das, Lachsen überall in der Welt anzutressen sind, in eine bekannte Tatsache: in allen groben »>rndelsplätzcn. aber auch in allen groben und kleinen Vädern, Kurorten und Somniersrischen, und seien eö Sie entlegensten. Anders ist s natürlich im Sachsenlawöe: das kennen wir selbst noch wenig. „Das ist ja so nahe, da können wir alle Tage noch hingehen." lins so kvinint es, Sag nur wenige wissen, welche Naknrschvnheiten. welche antiken und neuen Kunstwerke und wertvollen Kunstdenkinaler, grobe und kleine, an Kir chen. Rathäusern und anderen Gebäuden im Lande umher erinieren. Droben im Erzgebirge, das als Touristen- und Sommersrncheu-Gebret noch lange nicht erschlossen ist, reizt »nt den absonderlichsten Landschaitsgebildei, namentlich der WinterwalS, im Elbsandsteingebirge ragen Helsen in ab- n nderlicher Formation, wie sie in dieser Art und in solcher schonen Verbindung mit Wald. Strom und Wiese leine «äegenö der Welt wieder zeigt, im Flachland und namentlich in der Leipziger Gegend, gibt es intime Reize von H-luß- landsct-asten, leuchtenden und duftenden Heldern. In den Kirchen der groben Städte, des oberen Erzgebirges un ser giren Vergnadt Freibera sinden sich uncrmcbliche, an Reichtum und Schönheit viele oft veiuchte Berühmtheiten süddeutscher Städte übertreffende Kunstwerke, in allen Städten und Dörfern, ja säst an jeder Lgndstrabe und an ,edcm tauschenden Gebirgsbach rvarren malerische Plätze und lauschige Plätzchen aus den genießenden Beschauer. Und von alledem kennt, wie gesagt, der Sachse nur wenig. — Woran öaS liegt, ist sehr schwer zu sagen. IcücusallS zum Teil daran, daß der allzu betriebsame praktisch industrielle Sinn der sächsischen Bevölkerung gar nicht aus die Idee ge kommen ist, daß sein Land in alledem etwas Besonderes besitzt, und daß er eS infolgedessen verabsäumt hat. die Schönheiten und Reize seiner Gegend besonders bekannt zu machen. Diese Ausgabe hat null in gewisser Hinsicht die Internationale P holographische AuSstel - lung Dresden l900 übernommen. Denn sic bringt in mehreren Sälen eine Hülle von malerischen Aus nahmen aus Sachsen, die Hinweise aus all das Genannte enthalten. Dabei Irak natürlich der lebhafte volkskundliche Sinn, der unsere sächsischen Künstler und Kunstgewerbler beherrscht, dafür Sorge getragen, derb auch durch die Aus stellung alter bemalter sächsischer Möbel, erzgebirgischcr Holzschnitzereien, Lausitzer Töpferwaren und Porzellane ans der Kvnigl. Manufaktur in Meinen nach dieser Seite des sächsischen Kun-stgawerbcfletßes Aufklärung geboten wird. — Das Konzert wird heute, Freitag, durch die Kapelle des Schützen-Regiments unter der Leitung des Obermu-sikmenterS A. Helbig ansgesiihrt und dauert von 4'.. bis 10> . Uhr. — ti. Deutscher Motorsahrer-Tag. Schandau alte, so idyllisch an der Eibe gelegene Sorbenstädtchen prw.gt seit Mittwoch im festlichen Gewände. Hahnen, Girlanden und maien- arilne Birken flattern und schaukeln sich im lachenden Sonnen- ichein Schon beim Verlassen des Dampfschiffes merkt inan an dem Hupenklang und den überall auftauchenden Autos und Motorrädern, die ebenfalls mit Hähnchen und Grün geschmückt sin-, daß hier ein besonderes Hest gefeiert wird Hält doch in den Tagen vom >0. bis 2l. Mai in Schandaus Mauern die Deutsche M o t o r s a h r e r V e r e i n i g u n g <E. B.l ihre diesjährige offizielle Veranstaltung, den A. D M.-V.-Tag, ab. Gegen 18» Motorradfahrer und Automobilbesitzer sind aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes hier einqetrosscn, um nach den gejchäMichen Beratungen die landschaj'tlichen Schön heiten unserer sächsischen Schweiz kennen zu lernen. Am Milt, «voch langten schon sriih die ersten Hestteilnehmer und Sternsahrer an. Nachmittags konzertierte die Kurkapelle im Hotel ..Goldnsr Engel" um Elbufer. Von Interesse war in der Nachmittags- sttzüng der Delegierten ein Beschluß, wonach eine Abteilung für Luttschisfahri ins Leben gerufen wurde. Dadurch ist die D M.-V. Mitglied des Deutschest Luftschisfer-Berbandes ge worden: es wird ihr von nun an die Teilnahine an den mili tärischen Ballonverfolgungen ermöglicht. Am Abend vereinigte -in Begrusiungsrommers die Motorfahrer mit ihren Damen'zu i-uck-.itröhlichein Tun. Dr. med Hritz Krüger-Dresden, der Borntzende des Arbeitsausschusses, hielt lsie Begrüßungs ansprache. die in ein Hoch aus 2e. Majestät den König ausklang. Bürgermeister Dr. V o i g t - Schandau entbot dem D. M.-V. namens der Stadt den Willkommensgruß: Bechcrklang und Liederjang hielten die Festteilnehmer noch lange zusammen, und sie goldene Morgenioune strahlte Irereits über die winkligen ömsichen. als die Leichen den Heimweg antraten. — Der Donners tag wurde mit einem großen Wecken eingeleitet. Nach der osfi- i.'tlen Hesttype auf dem Marktplatz fand im Kurhause vormittags ll Uhr die ordentliche Hauptversammlung der D M. V. statt. Sie wurde durch den 1. Präsidenten Dr. med. I-'s. B r u ck m e y e r - München mit kurzen Vegrusiungswortsn e.oi-nei Man beschloß zunächst. Huldigungstelegramms an Ihre Majestäten den Deutschen Kaiser und den König von Sachsen, ionLe Ihre Königl. Hoheiten den Protektor Prinzen Ludwig Fer- einand von Bauern und das Ehrenmitglied Prinzen Heinrich non Preußen zu senden. Der Geschäftsführer der D. M.-V. F a u st erstattete den kaufmännischen Bericht. Danach betrug die Mitgliederzahl am Schlüße des 0. Geschäitsjahres 12 873 Per- foneii. Von den Eingaben an die Behörden seien erwähnt: die Petition gegen das Haftpslichtgesetz, Auslobung der Besteuerung non Aerste-Automoknlen. Freigabe von verbotenen Wegen sür Aerzte. Steuerfreiheit sür ErsatzautomobNe, Beleuchtung von Schlagbäumen. Hestleguug einer' einheitlichen Prüfungsgebühr iür Kraftfahrzeuge und deren Lenker. Von Erfolg begleitet war auch dis Eingabe betr. Wegfall der Hinteren Nummernschilder an Motorrädern. Als freiwillige Motorradfahrer wurden zu militärischen Uedungen 100 Mitglieder gegen 2» im Vorjahre einberufen. Die Haiirsr sind den an sie gestellten Anforderungen in glänzender Weise gerecht geworden. In Kürze dürfte auch die Gründung eines freiwilligen Motorsahrer-Karps erfolgen. An DM-gruppen waren 84 vorhanden, darunter die jüngste in Tsing tau (Ostasien). Die Vorteile, welche die D. M.-D. ihren Mit glieder» bietet, bestehen in einer besonders günstigen Unfall und Haftpflichtversicherung, kostenlosen Grenzkarten. Rechtsschutz, Auskunft über technische Hragen. einer ausgezeichneten Benzin- und Öelorganisaüon und noch manchen anderen Vergünsttgun- gcn. Von sportlichen Veranstaltungen der D. M.-V. im ver flossenen Geschäftsjahr sind die große Sternfahrt zum 5. D. M.- V Tag nach Bingen, die Keschicklichkeitswettbcwcrbe in München und die militärischen Hebungen zu erwähnen. Die Einnahmen betragen l ll >,70.13 Mk., denen 13.', 102.22 Mk. an Ausgaben gegciiüberstehcn. Aktiva und Passiva balancieren mit 10 680.88 Mark Geschäfts und Kassenbericht, sowie der Voranschlag für das nächste Geschäftsjahr wurden genehmigt. Die übrigen Punkte der Tagesordnung boten für die Allgemeinheit keinerlei Inter esse. Als Festort für di« nächstjährige Tagung wurde Breslau oder Polen vorgeschlagcn. Die Borstandswähl ergab die Wieder wahl des bisherigen 1. Präsidenten Dr. med. Bruckmeyer-Mün. chen. sowie der meisten Herren des Vorstandes. Neu trat in den engeren Vorstand «in als Schatzmeister Dr. med. Frttz Krüaer- Orrsden. - Während sich di« inetsten D. M.-V.er den aelchakt- lrHen Verhandlungen widmeten, unternahmen di« NlchtteU- neymer mit den Dainen gemeinsam« Ausflüge. Di, Fußgänger wandrrte» über die Ostrauer Scheibe nach den ELrammsieinen. während die Automobil- und Motorradfahrer die Schwelzrr- nrühle besuchten. Um 2 Uhr fuhr man gemeinschaftlich mittels Sonderwagen der elektrische» Straßenbahn unter den Klängen einer Musikkapelle nach dem Ltchtenbatner Walsersall und stieg zum Kuhstall empor. — An dem Festbankett am Abend im Kurhause nahmen von Ehrengästen teil Kreishauptmann Dr. Rumpelt. Obrrrrgierungsrat Dr, Niethammer. Bürger meister Dr. Voigt und Oberleutnant lyiedemann vom Sächsischen Automobilklub. Dr. Bruckmeyer brachte da» Hoch auf Kaiser und König aus. Dr. Krüger toastete auf den Ehren präsidenten Dr. Rumpelt, während der also Gefeierte aus die D. M V. als eine wichtige Kulturtrügerin trank. Dem 1. Prä sidenten Dr. Bruckmener wurde in Anerkennung seiner Verdienste ein Ehrenbanner überreicht. Die Resultate der Sternfahrt waren folgende: Mristpreis: Guido Thost-Dresden, 2000 Kilometer. II. Preise für Ortsgruppen. Goldene Becher: Motorklub Marburg, 170,4 Kilometer, Ortsgruppe Hreiberg und Motorklub Marburg, 477 Kilometer. Silberne Becher: M.-V. Hannover, Ortsgruppen Naumburg und Zwickau, M.-V. Chemnitz. Dr. Dieterich-Preis: Guido Tbost Dresden. 2000 Kilometer. Förster-Preis: Rich. Drechsler-Leipzig, 1058 Kilometer. Preis des Sachs. Automobil klubs: Thost-Dresden. 2000 Kilometer. Ehrenprets der Dresd ner Automobil-Gesellschaft: E. Thomas-Zittau. 1817 Kilometer. Direktor Thost-Dresden hat demnach drei Preise erhalten sür seine ganz ausgezeichnete Leistung. Den D. M.-Ä.-Tag besuchten am gestrigen Tage insgesamt gegen 500 Personen. Heute früh fahren die Festteilnchmer mit Musik auf einem Salondampfer nach Rathen, von wo die Bastei erstiegen wird. Oden findet Mittagessen und Konzert statt. Der Abstieg er folgt durch den Uttewalder Grund nach Wehlen. Von hier wird gleichfalls mit Musikbegleitung die Rückfahrt mit dem Dampfer nach Dresden angetretcn. Mit einer Abschiedsfeier im Künstlerbause wird der diesjährige VI. D. M.-V.-Tag offiziell Mjchlossen. Morgen findet noch eine Besichtigung der orientalischen Zigarettenfabrik Nenidze und eine Dampferfahrt nach Meißen statt. -- Ter Sächsische VerkebrSverband hielt am Mittwoch und DonnelStag in Gottleuba seine Jahresversammlung bei zahl reicher Beteiligung ans den verschiedensten Landcsteilen ab. Am Mittwoch tagten zunächst die Vertreter von Gemeinden und Ver einen und ferner fand eine Sitzung in Verkehrsangelegenheiten statt. In der erstgenannten Versammlung wurden hauptsächlich ge schäftliche Angelegenheiten und Wahlen erledigt. Dabei erfolgte die Wiede,wähl Leipzigs als Vorort mit Einstimmigkeit aus zwei weitere Jahre. Vorsitzender deS Verbandes bleibt Herr Direktor Winkler-Leipzig. Neu trat in den Vorstand ein Herr Sladtrat Müller-Meißen- Bei der Besprechung über das Ver- bandsorgan „Illustrierte Reise- und Bäderzciiung" wurde mit ziem licher Entrüstung gerügt, daß in dieser Zeitung Gegenden und Orte bervvrgehoben und cinpsodlen worden sind, in denen der seine Muttersprache aelttauchcnde Deutiche Behelligungen unangenehmster Art ausgeietzl ist. Ein weiterer Beschluß ging dahin, von dem Führer „Winter in Sachsen" eine neue Auflage zu veranslalken. In Hinsicht auf das Bahnprojckt Weipert-Joachimsthal wurde eine Peltiion an die Gencraldirektion der Sächsischen Skaalseiseiibabncn beschlossen, die das Projekt befürwortet. Die Vcrkehrskonimission unterbreitete der Versammlung eine Anzahl weiterer Wünsche zur Diskussion und Bcschlnßsassung. die dahin lautete, die Generaldircklion der SlaatSeisenbahnen um Einlegung eines direkten Wnaens Dresdeü-Paris und um Ab stellung verichiedener Mängel auf der Linie Pirna-Gottleuba zu ersuchen. Den Rest des ersten Sitzungstages füllte ein Lichtbilder- vortiag des Herrn Direktors Dr. jnr. Kuhfahl-Dresden über den Wintersport. Am Himmelfahrlstage fand im Kurhanssaale die össentliche Hauptversammlung statt. Namens der AmtShauvt- mannschask Pirna begrüßte Herr Amtshanptmann Dr. von Nostiz und sür die Stadt Gottleuba Herr Bürgermeister Hackebeil die Versammlung. Zins der Tagesordnung stand zunächst ein Vortrag des Herr» Pfarrers Löscher-Zwönitz über die ichöne Einrichtung der Schülerberbergen und weiter ein Vortrag der Gottleuba« Badearztes Herrn Dr. Rein über tzotelhbgiene. Herr Dr. Rein konstatierte zunächst, daß die Hygiene noch lange nicht genug All gemeingut nineies Volkes ist und in Holeis und Restaurationen in dieicr Beziehung noch mancher Wunsch osten ist. Weiter zeigte der Redner, was aus hugienischen Gründen in Hotels w. zw ge schehe» Hai. Beide Vorträge sollen im Truck vervielfältigt und möglichst weit verbreitet werden. In der Besprechung deS Hngiene- vvrlragcs wurde hervvrgchoben, dgß die Wirte nicht allein die Hygiene in ihren Lokalen fördern sollen, iondern daß auch das Publikum hier manches lernen muß. Als Ort der nächsten Jahres« Versammlung wurde Plauen im Vogtland gewählt. Im weiteren Verlause der Sitzung kam auch da» neue Forst- und Feldsttasgesetz zur Sprache. Teils wurde das Gesetz von dem L-tandviinkte: „Ter Wald ist dem Volke frei" bemängelt, teils aber auch warm begrüßt und zwar besonders von den Herren Sladtrat P l ö t ner-Drcsden und Landtagsabgeordneter Kauf mann B e h r e n s-Niederlößnitz. Erstgenannt« Redner wies be- londeis auf die vandalislische Wüsterei gewisser Tourislenkiciie bin und Landtagsabgeordneter Behrens stellte fest, daß das neue Gesetz nichts verschlechtert, sondern vieles verbessert hat. Die Vcrlrel« der großen Gebirgsvereine «teilten den Rai. die Touristen möchten sich mit den Bestimmungen des neuen Gesetzes vertrant machen. Schließlich einigte mau sich dabin. zunächst eiumahl Erfahrungen zu sammeln und die Sache im kommenden Jahre nochmals zu behandeln. Der Rest des Tages war der Geselligkeit gewidmet. Wie bereits kurz mitgetcilt, ist am Dienstag öer Verleger der Wochenschrift „Deutscher Kamps", D r. Ar thur Plei sin er in Leipzig, verhaftet worden. Die Verhaftung hängt mit der Tätigkeit Pleißners zusammen, die er t» Sachen des PrvzesseS gegen den Fabrikanten Wagner, der der Anstiftung zur Ermordung seiner Ehe frau verdächtig ist, entsaftet hat. Pleißncr, der vorläufig in Hast verbleibt, hat >eit Wochen zugunsten des Ver dächtigen gearbeitet. Er hat sich, wie die „Leipz. N. N." Mitteilen, tagelang in Hamburg, wo Hrau Wagner zur zeit weilt, anfgehaltcn und hat sich dort ungiialssizierbare Ilebcrgrirsc erlaubt. So hat er in Abwesenheit der Frau Wagner deren Wohnung durch einen Schlosser öffne» lassen und ans einem ebenfalls mit des Schlossers Hilfe geöffneten Koffer ein Bild bciausgenlcht, cö an sich genommen und es erst nach zwei Tagen wieder zurückgesondt. Bei seinem Auftreten har er sich wiederholt »alscher Namen bedient. Auch in seinem „Deutschen Kamps" und in einer Anzahl von ihm hcrausgegebener Extrablätter hat Pl. in sensatio neller Weise sür de» Fabrikanten Wagner Stimmung zu wachen gesucht. Die Verlrastung Pleißners geschah wegen Kollusionsgefahr. Im Interesse der Untersuchung gegen den Fabrilliesitzer Wagner .waren bei dessen juristischem Vertreter, dem Rcchtsamivalt Zieger, und bei Pleißncr eine Reihe von Schriftstücken nsm. besclzagnahmt worden. Wie das genannte Leipziger Bllatt weiter inttteilt, soll sich Pl. deshalb für Wagner sv tnS Zeug legen, weil er vom Fahrt» lanien Wagner hierfür durch dessen Anwalt nicht weniger als tali!e!rdsünshilii.dert Mark bar ansgezablt bekommen hat! Ein Privattclcgramm aus »Hamburg meldet dem Blatt ferner noch, daß die dort wohnende Fran Wagner gegen Herrn Plciszncr Strafantrag wegeir Beleidigung, Freiheits beraubung, Nötigung. EigcntumSvergchenS und wahrschein lich auch wegen Unlerichlagnng stellen wird. — lieber die Rechtslage läßt sich der juristische Mitarbeiter tws „Leipz. Tagcbl." u. a. aus: Nach 8 l 12 der Strafprozcßord- 'iiing darf ein Angeschnkdigter nur dann in Untersilchungs- »zit genommen werden, wenn dringende Verdachtsgründe gegen ihn vorhanden sind und Tatsachen vvrlicgcn, auö denen zu schließe» ist, daß er Spuren -er Tat vernichten, cder daß er Zeusen oder Mitschuldige «m einer falsche» Aussage oder Zeuge» dazu verkeilen Verde, «sich der Zeug» ntspfltchl zu entziehen. Dt« Juristen sprechen oo« Kollu- sie», von einem Zusammenspiel zwischen den «Mitschuldigen oder einem Beschuldigten und Zeugen. Wird di« Um«. suchungAhaft wegen der Gefahr deS KolludterenL oertzängt, so M eine H-reilassung «egen Sicherheit nach 8 ll? der Straf. Prozeßordnung nicht angängig. Voraussetzung zur Ver hängung der KvllusionShaft ist all» zunächst, daß der zu Verhaftende an der Tat, Li« untersucht wird, mitschuldig ist. Mitschuldig iist ht«r nicht im enge» Sinne von «Mittäter. An stifter oder Gehilfen zu verstechen: auch der Begünstiger iS 387 des StrafgesevbucheS), «der den Täter der Bestrafung entziehen will, tft Mitschuldiger. LL hat uun schon sein Mißliches, wenn jemand von «inem dringend Verdächtigen 800 Mark nimmt und nun auf Reifen geht, um Entlastungs- bemeise zu sammeln. .Man wird dagegen nicht- einzuwen den haben, wenn der Verteidiger de- A»geschuldigten das nnternimmt. Dem Verteidiger muß da- unbenommen sein. Anfechtbar und bedenklich ist die «Sache «Vst. wenn sie nicht mit dem nötigen Takte betriehen wird. Dt« Ber- dunklunoSgefahr wachst, wenn ein in solche» Dtngen Un- kundiger sich an die Arbeit macht un- dann da-, «was er für das Ergebnis seiner Nachforschungen hält, schleunigst in seinem ErwerbSintcresse tm Druck vervielfältigt und vertreibt. Nicht ohne Grund untersagt 8 17 deS Prcßge- sctzcs die Veröffentlichung der Anklageschrift und anderer amtlicher Schriftstücke eines Strafprozesses. Das englische Recht zieht der Presse in dieser Beziehung noch engere Gren ze» wie das deutsche. Die Kollusionsgeia.hr liegt übrigens auch vor, wenn die ausschließliche Absicht deS Mitschuldigen nicht auf eine Verdunklung gerichtet ist. Es genügt, daß Tatsachen und Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß sein Verhalten objektiv eine Verdunklung mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zur Folge haben muß. — Der Vorstand des LaudeSverblmdes Evangelischer Arbeitervereine im Königreich Sachsen hat folgende Rcsolu- ttvn angenommen und ihre Weitergabe an den Vorstan des GesamtverbandeS Evangelischer Arbeitervereine Deutschlands beschlossen: „Der Gesamtverband Evangeli scher Arbeitervereine zu Dresden hat von dem neuen Ge setzentwurf. Einrichtung von ArbeitSkammern bclreisend. Kenntnis genommen. Der Verein zollt der Reichüregicrung Dank und Anerkennung für die wesent lichen Verbesserungen, die den neuen Entwurf gegenüber dem ersten Entwurf auszetchnen. Zu diesen Verbesserun gen gehört in erster Linie die Einsithrung der geheimen und direkten Wahl nach dem Vcrhältntssystem. Mit der Gliederung der Organisation der ArbeitSkammern nach Berufen ist der Verein auch einverstanden, in der Hoff nung. daß Kannnerbezirke vvn mäßigem Umfange vor gesehen sind. Die Bestimmungen über die Geschäftsfüh rung geben dem Verein jedoch Veranlassung, eine Bitte aiiSzusprechcn. Der vorliegende Entwurf gestattet den Ab teilungen und Ausschüssen der ArbeitSkammern, Sach verständige mit beratender Stimme hinzuzuziehen, Dadurch würde den Beamten der Arbeitgeber- wie Arbeit nehmer-Organisationen Zutritt zu den Verhandlungen der Kammern ermöglicht. Der Evangelische Arbeiterverein fordert nun, daß man den Angestellten der Berufsorgani sationen das passive Wahlrecht verleihe: denn nur sie kön nen aus Arbeitnehmcrscilc die Interessen der Lohnarbeiter ohne Gefahr schwerer wirtschaftlicher Schädigung wirksam vertreten. Damit aber auch d i e Mitglieder der Arbeits kammern. die dem Arbciterstand dauernd angehören, mög lichst frei von banger Sorge um unverschuldete nachteilige Folgen ihrer Tätigkeit in der Kammer dort ihre Pflicht tun können, ist es unbedingt erforderlich, Bestimmungen einznfügen. die eine Sicherung deS Arbeitsrechts der Arbeitermitgliedcr ähnlich den entsprechenden Bestim mungen der Berggcsctznovelle gewährleisten." — Zweiter Regimentstag ehemaliger ISser am S., 4. «nd S. Juli in Dresden. Tic Tage des zweiten Rogrmcnts- tages ehemaliger 184er rücken immer näher. Nach jahrc« langer Trennung wird den ehemaligen Regunentsangc- hörigen Gelegenheit geboten, ein kameradsclrastliches Wiedersehen zu feiern. Der festgebende Verein wird alles aufbieten, den aus allen Teilen «Sachsens kommenden Ka meraden den Aufenthalt in -er Heststaüt Dresden fv zu gestalten, daß diese Tage unvergeßlich bleiben. Der Fest- vcrlauf ist folgender: Sonnabend, den 8. Juli, nachmittags Empfang der auswärtigen Kameraden am Hauptlbahuhofc, Einmarsch nach der Stadt: abends 8 Uhr H-estkommerS im Tivoli. So: ntag. den 4. Juli, früh Frühschoppen in den Standguartiercii, Hiühruugon durch die Stadt, die Aus stellung und die Königliche» «Sammlungen: nachmittags von 4 Uhr ab Konzert und Ball im Bergkeller. Montag, den 5. Juli, früh 8 Uhr. Extraüampfschissahrt mit Munk- bcgleituug nach der Sächsischen Schweiz: Rathen. Bastei, Wehlen: daselbst Marktscst. Anmeldungen nimmt ent gegen Kamerad Hermann Lotzc. Dresden, Äabenerstraße 24. — Eine großstädtische Einrichtung ist durch den neu ein gerichteten Pa k et-Sa m m e l-Be r k eh r der Note» Radler geschaffen worden. In den verschiedenen Stadt teilen nnd den Vororten Blasewitz, Loschwitz und Weißer Hirsch sind AbfertigungSstellen eingerichtet, welche Pökele annehmen und ausczcbcii, genau wie bei den Postämtern. Der Verkehr zwischen den einzelnen AbiertigungLstellen erfolgt mittels Auto. Ein Paket bis zu lü Kilo kostet nur U> Psg. innerhalb Dresden, 20 Pfg. vvn und nach den Vor orten. Ans Wunsch erfolgt Abholung vom Absender oder Zustellung zum Empfänger gegen eine Vergütung von je 10 -Pfg. pro ein Paket. Bei höherem Gewicht ist die Taxe entsprechend hoher. Wertvoll ist die regelmäßige, zweimal tägliche Bestellung, so daß Pakete, die vormittag aufgc- geben. aus alle Fälle am Rachmillag desselben Tages und solche, die nachmittags ausgegcben, spätestens am Vor mittag des nächsten Tages bestellt werden. Auch Nachuahmc- unü Wertpakete sind zulässig. — „Nixen - Abend" betitelte sich der 26. Vortrag, den Herr August Ludwig vorgestern in seinem intimen Musik- und Literatur-Salon vor einem gewählten Kreise hielt. Dieies Thema war insofern glücklich gewählt, als jene Meer- »nd Flnßweibchen schon von jeher — von den Sirenen der „Odyssee" und den Donauweiberu in den „Nibelungen" angefangen — dem Säuger und Dichter Modell gestanden haben Die Entstehung der Niz'cn- sage identisizierle Herr Ludwig mit d« Reminiszenz, daß alle Lebewesen auf Grund wisscmchastlich« Horichnng ans dem Wasser stammen. Auch unsere neueren Dichter kultivieren das Gebiet jener Fabelwesen. So rezitierte Herr Ludwig die „Lorelei" von Heine, den er den Niz'eildichier par oxcailoimo nannte und „Der Fisch«" von Goethe. Das Theater hat sich ebenfalls mit dem psischweiblein besaßt. Aus dem Nirenroman des 15. Iahrhniiderls „Die schöne Melusine" entstand die Fonauclsche „llndine". Hieraus schöviten wiederum zwei Komponisten den Stofs zu ihren Opern. E. T. A. Hoffman» schuf sich Text, Musik nnd Szenerie selbst. Ter Text war aber vbantastisch und bizarr, die Musik trivial. Ebenso verwertete Lvrtzing de» Stoff zu ein« Oper. Seine Nixe ist etwas spießbürgerlich« Natur, wie man ans ihrer Arie an den Ritt« «sicht. Auch Wagners Nbeintöcht« sind nicht-; an deres als allerdings weniger harmlose Nixe». Daß es auch Elb nixei, grebk. erfuhr man aus dem zum l. Male der Oesscuttichkcit vorgettagenen Musikstück „Sireneiilockuiig" deS Herrn Ludwig. Sein anderer OvuS „Nlxenreigcn", ebenfalls noch »ngedriickl. brilliert mit Läufern, die das Plätschern der Wellen und das neckische Spiel der Wasserfränlein sinnfällig wiedergebe». Einige kleine eigene poetische Beigaben, wie „Am Strande". „Tragische Hi>ch-Historie".die „Zschopau-Nixe" und „Nircn-Absage" trugen dem Verfasser außer einem Lorbeerkranz den Beifall seiner Zuhörer ei». Herr Konzertsäng« Victor Porth sang mit seiner wohlgeschnlten Stimme Romanze („ES wohnt am Seegestade") nnd Frivf-o l„Au des RheincS grünen Ufern") aus „Undine", das EiSlandorssicbe „Waldesgewiäch" (Es ist schon spät) von Schumann, sowie die Heinriche Ballade vom „König Harald Horfagar", komponiert von Angnst Ludwig. Dieses erstmalig vorgetragene Opus ist gcichickl vertont, aber nicht frei von Ankläiigen an den Lllwechcn Balladensttl.
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