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Der Reichstag ging über die Petition betr. die Prolon gation des Dermins für den Wegfall der kommunalen Oktrois zur Tagesordnung über und nahm u. a. einen Antrag betr. Reform des Patentgesctzes an. In der Finanzkommission des Reichstages ent spann sich gestern eine heftige Debatte anläßlich der Kundgebung des Reichskanzlers beim Empfang der Steuerabordnungen. Der Bundcsrat wird sich heute mit der Frage der Lrsatz- fteuern befassen. Im Eelsenkirchencr Waisenhaus ist die Genickstarre ausgebrochen. Die Verständigung zwischen der türkischen Regierung und der Leitung der mazedonischen Truppen ist erfolgt. In Skutari, Verissowitsch, Vutschititern und Novibazar soll ein Aufstand der Albanesen ausgebrochen sein. Vatikan und Frankreich. In einer Zeit, die in allen Fugen kracht, so daß die Staatsmänner, Diplomaten und Politiker vor gehäuften Sorgen und Schwierigkeiten sich kaum noch zu helfen wissen, beschäftigen sich die jesuitischen Drahtzieher der römischen Kurie in gesteigertem Maße mit so wclt- abgewandtcu Dingen, -wie eS Seligsprechungen ein zelner, durch besondere Lauterkeit des Wandels und angebliche Wundertaten ausgezeichneter Persönlichkeiten sind. Wenn es den ausschlaggebenden Machthabern der Kurie auch nur um das geringste Zugeständnis an -den Zeitgeist und die Fortschritte der moder nen Aufklärung und Wissenschaft zu tun wäre, so hätten sie begründeten Anlaß, gerade solche augenfällige Uebcr- trerbnngcn des kirchlich-dogmatischen Prinzips, wie sie in der Seligsprechung und der noch eine höhere Stufe dar stellenden Heiligsprechung verstorbener Personen in die Er scheinung treten, zu vermeiden. Auch das moderne katho lische Empfinden fühlt sich zum mindesten unbehaglich bc- eukflußt durch die ungenierte Zurschautragung des starren dogmatischen Älpparates, der bei solchen Gelegenheiten aus dem mittelalterlichen Arsenal der Kirche hcrvorgcholt und vor den Augen der befremdeten Zeitgenossen in Bewegung gosetzt wird. Im Vatikan wird aber gegenüber der neuzeit lichen. auf die geistige Befreiung der Menschheit gerichteten Entwicklung das getrieben, nas man in Oesterreich mit einem bezeichnenden Ausdruck: „Instanient-Politik" ucunt: „Sinn gerade erst recht." Bon diesen! Standpunkte aus betrachtet, gewinnt die Tatsache, daß gerade in den letzten .fahren die Bestrebungen zur Seligsprechung gewisser Per sönlichkeiten wieder mit Hochdruck betrieben worden sind, eine markante Bedeutung in dem Sinne einer ostentativen Auflehnung der jesuitischen Kreise gegen den Modernis mus. Unbekümmert um die Ergebnisse der medizinischen und historischen Forschung, die den hysterischen und visio nären Charakter .^rhlreicher vermeintlicher übernatürlicher Erscheinungen und wunderbarer Ereignisse unwiderleglich nachgowiesen hat, halten die Vertreter der unversöhnlichen Sullabus-Weltanschauung, die alles moderne Wissen, soweit es sich kritisch gegenüber dem kirchlichen Dogma und den naiven Anschauungen der kirchlichen Tradition verhält, in Grund und Boden hinein als „Tenselswerk" verdammt, an ihrem veralteten theologischen Rüstzcuge unerbittlich iscst ur fordern kaltblütig den Zeitgeist in die Schranken. Diese allgemeine kulturelle Seite, die der Borgang der Seligsprechung der Jungfrau von Orleans ausweist, kommt in dem Verhältnis der Kurie zu dem französischen Episkopat deutlich zum Ausdruck. Die ganze geschlossene Macht des vom Iesuitismus schrankenlos beherrschten Papsttums feiert in diesen Tagen in Rom einen unleugbaren Triumph, da sich seit langer Zeit znm ersten Male wieder der Welt das Schauspiel darbtetet, daß die gesamte hohe Geistlichkeit Frankreichs sich in voller Ergebenheit um den Stuhl Petri schart. Auch die wenigen Bischöfe, die wäh rend des Kulturkampfes der dritten Republik die berech tigten staatlichen Ansprüche zu verteidigen und -er Herde ihrer Gläubigen Achtung vor der republikanischen Staats form und vor den staatlichen Gesehen zu empfehlen wagten, sind setzt in Rom mit erschienen, nachdem sic schon seit längerer Frist von ihren früheren liberalen Neigungen nichts mehr in der Oefscntlichkeit hatten spüren lassen. Danach scheint es dem Iesuitismus gelungen zu sein, I«t»eu Einfluß unter dem französischen Episkopat aus der ganzen Linie wieder neu zu befestigen und die wider strebenden, von der Blässe des modernen Gedankens an gekränkelten Elemente ebenso zu „löblicher Unterwersung" zu zwingen, wie das in Deutschland mit den geistigen Koryphäen der liberalen Richtung im Katholizismus leider nur zu erfolgreich geschehen ist. Der Kulturkampf, den die dritte französische Republik bis zum bitteren Ende der Trennung von Staat und Kirche ünrchgeführt hat, ist zu einem Feuer geworden, in dem das Gefühl der Zusam- mengehörigteit des französischen Episkopats mit dem römi schen Stuhle eine Läuterung erfahren hat und der Wille zur Unterordnung unter die Kurie im Interesse der Ausrecht erhalt» ng der gesamten hierarchischen Machtstellung neu ge- kräftigt worden ist. Sv ist die Huldigung, die jetzt die fran zösischen Bischöfe ohne Ausnahme ihrem römischen Ober- Haupte aus Anlaß der Seligsprechung der Jungfrau von Orleans darbringcn, als ein« weitere Etappe in dem Feld züge des Ultranwntanismus gegen den Modernismus zu bewerten. Daneben aber wohnt den jetzigen Vorgängen im Bati ken auch noch eine unverkennbare politische Bedeutung inne, die in dem osscnknndigen Bestreben nach einer Wie derannäherung an Frankreich, nach der Wiedergewinnung der „ältesten Tochter der Kirche" hervortritt. Papst Pius X. hat die Trikolore geküßt! Das ist eine Glorifikation des französischen Nationalgeistes, die nur zu deutlich die in brünstige Sehnsucht der Kurie, verrät, das in Frankreich verloren gegangene politische Terrain zur Stärkung der Machtstellung des Papsttums zurückzuerobern. Es ist begreiflich, daß dieser ungewöhnliche Akt das romanische Temperament der französischen Pilger zu frenetischen Bei- fallsäußeriingen hinriß. Wie in aller Welt wäre es möglich, daß der Inhaber des Stuhles Petri dem nationalen Prinzip zugunsten eines anderen Voltes in ähnlicher Weise seine Ehrerbietung bezeugte? In dieser symbolischen Handlung kam so recht klar und unzweideutig die ganze Größe der Wertschätzung zum Ausdruck, die der vatikanische Iesuitismus auf sein Ver hältnis zu Frankreich legt. Die Errungenschaften des Nltramvntanismus im Deutschen Reiche haben den Vatikan über den Verlust Frankreichs nicht zu trösten vermocht, und vollends nach der Wendung des 18. Dezember 1000 scheint das Verlangen nach der Wiederherstellung der Be ziehungen zu Frankreich mit ungestümer Kraft sich entfaltet zu haben. Deutschland ist in der Auffassung des Iesuitismus doch bestenfalls immer nur ein Notbehelf. „Im Vergleiche zum tausendjährigen heiligen römischen Reiche deutscher Nation ist das heutige Deutsche Reich nur eine Farce, ein großmäuliger preußischer Marktschreier, überall gefürchtet, nirgends geliebt", wagte jüngst ein deutscher Ultramontaner einem katholischen amerikanischen Blatt zu schreiben. Dafür mußte er sich allerdings von dem unabhängigen, offenbar nicht unter jesuitischem Drucke stehenden amerikanischen Organ die Rektifika tion gefallen lassen, daß „die deutsche Einigungs politik Preußens als eine gütige Sendung Gottes in der neue» Geschichte Deutschlands erscheine und daß die unter Preußens Führung tatsächlich voll zogene und dauernd sestgclialtcnc Einigung Deutschlands ein Segen für die deutschen Böller sei, trotz Knltnrtampf und Ieluitenvertreibung". Der deutsche Ultramontanis mus aber wird trotz solcher Zurechtweisung von katholischer Seite selbst nach wie vor kein Bedenken tragen, in ge treuer Uebereinstimmung mit der vatikanischen Icsuiten- partet sein Vaterland, in dem es nach eigenem päpstlichen Zeugnisse den Katholiken ganz besonders gut geht, zu ver ketzern. Er wird sich auch fortan von denen lenken und leiten lasten, die in dem deutschen Kaisertum wegen seines protestan tischen Einschlages im Grunde ihres Herzens immer nur ein feindliches und tief verhaßtes Prinzip erblicken, mit dem sich der Vatikan höchstens zur Npt abfindcu kann, während Frankreich für diese Elemente das Ideal aller Wünsche und das Ziel der heißesten Sehnsucht darstellt. Wer dtc Psychologie des AesuitiSmus auch nur einigermaßen studiert hat, der weiß, daß seine Vertreter auch heute noch der Hoffnung leben, es werde einst der Tag kommen, da Deutschlands Herrlichkeit unter einem vernichtenden, von Frankreich geführten Schlage dahinsinkt. Mit der anti klerikalen Republik ist eine derartige ZukunftSauS- sicht natürlich nicht zu verwirklichen. Dazu bedarf es für die vatikanischen Machthaber einer festen autoritativen Stütze, wie sie ihnen nur eine monarchische Restauration in Frankreich gewähren kann. Gerade neuerdings aber sind wogen der fortschreite>tdcu sozialen Zersetzung der dritten Republik die Chancen einer monarchischen Um wälzung bei unseren westlichen Nachbarn unverkennbar gestiegen, und es ist jedenfalls bezeichnend, daß gleichzeitig auch im Vatikan das politische Barometer plötzlich eine siarlc sranzosensreiiiidlichc Strömling auzeigi. Ter Iesuitismus, der die in der Kurie zusammenlaiisendcn diplomatischen Fäden fest in der Hand hat, rechnet augenscheinlich mit einer baldigen Abwirtschaitung des antiklerikalen Republikanis mus in Frankreich »nd bereitet sich rechtzeitig auf einen Umschwung der Tinge vor. Die sravzösiichcii Republikaner mögen also aus der Hut sein! Lie türkischen Wirren. K o n st a n t i n o p c I. Der Sohn des Sultans Prinz Mehmed-Burban-Eddin-Essendi. den die öffentliche Meinung als bei den letzten Ereignisse» kompromittiert erachtet, hat an einige Blätter ein Schreiben gerichtet. in dem er das Gerücht für falsch erklärt, daß er sich vorige Woche unter die vor dem Iildis demonstrierende Artillerie gemischt labe, und auch andere Gerüchte bestreitet. — Die Zahl der in der letzten Woche ermordeten jung- türkischen Offiziere wird jetzt aus 202 angegeben: acht von ihnen sind vor dem Iildis ermordet worden. — Bemerkenswert ist, daß die gestrige Proklamation der Snlonikier Armee nicht nur vom Kriegs- und Marine ministerium allen hiesigen Truppen, sondern auch von der Pforte allen Zivildepartcments mitgeteilt worden ist. Der Eindruck auf die Garnison scheint allgemein sehr günstig zu sein. Ein Widerstand ist nicht zu erwarten. — Bis her wurden bei der Vorhut der vorrnckenden Truppen etwa 200 verdächtige Personen, darnnter einige erwiesene Emissäre, verhaftet. K o n st a n t i n o p c k. iPriv.-Tel.s Zwilchen dem Hauptguartier der mazedonischen Truppe» und der Pforte findet ein lebhafter Depeschen Wechsel statt. In allen Telegrammen der Truppen wird die Person des Sultans mit großer Schonung behandelt. Der Scheit Ul Islam erklärte Journalisten, von der Abdankung des Sultans sei nie die Rede gewesen, und alle daraus bezüg lichen Gerüchte seien völlig unbegründet. Ebenjv äußerten sich der Minister -es Aeußeren und der Handelsminister. K o n st a n t i n o v c l. lBon einem Privatkorresponden.- ten.s Ter gestern abend bereits gemeldete Umschwung in der Auffassung der maßgebenden türkischen Kreise hat zu einer Verständigung zwischen der Regierung und der Leitung der mazedonischen Truppen geführt. Fol gendes ist die Grundlage der Verständigung: Die Absetzung des Sultans wird fallen gelassen. Der größte Teil der hiesigen Garnison wird entlassen und durch Salonikier Truppen ersetzt. In der Hauptstadt bleiben ferner 000 Salonikier Gendarmen, die den Sicherheitsdienst über nehmen. Die Salonikier Truppen, deren Vorbnt sich be reits dicht vor der Stadt befindet, werden vorläufig nicht cinmarschieren. Tie Regierung wird einen entsprechenden Aufruf gn die Bcvölkeruna erlassen. Alle Truvpcu werden einen neuen Eid leisten. Tie Regierung übernimmt die Bürgschaft für die Unterwerfung der gesamten (Garnison, ausgenommen eines kleinen Teils der Iildisbesatznng. Die Kriegsflotte wird zu Manöverübnngen den Hafen ver lassen Konstantinopcl. Ter Groß wesir, der K r i cg s m i n i st e r und der K o r p s k o m m a n d a n t. die demissioniert batten, haben auf Drängen des Sultans ihr E n t l a s s u n g s g e s u ch wieder zurückgezogen. — „Ieni Gazetta" zufolge ist Tivisionsgeneral Ein in. der Kommandant der 12. Division in Diarbetik, znm M a r i n e m i n i st e r ernannt worden. K o n sta n t i n op e l. Die D e p n t i c r t e n la m m c r hielt heute eine kurze geheime Sitzung ab, der etwa 100 De putierte beiwohnten. Dem Vernehmen nach haben in der Sitzung die Deputierten, die mit heranrückcnden Truppen in Berührung gekommen sind, über ihre Mission berichtet. Einige Abgeordnete sollen abermals die Verlegung des Sitzes der Kammer nach San Stcsano gefordert haben, was von mehreren anderen Deputierten bekämpft worden sei. Ein Beschluß sei nicht gefaßt, und wegen Bcichlußnnsähiglcit des Hauses sei die Sitzung amgehoben worden. Nach San Stefano haben sich noch einige Deputierte begeben. Konstantinopcl. Tie „Köln. Zig." meldet aus Konstantinopcl von heute: Eskischehir an der Anntolischen Bahn ist heute von Truppen des dritten Korps besetzt worden, um jede Hilfeleistung für das absolute Regime aus Asien zu verhindern und nötigenfalls aus Kvnstan tinvpel vorzurücken. In der letzten Nacht sind bedeu tende Verstärkungen ans Adria nvpel für die Komitcctruppen angekvmme». die 80 Bataillone. 72 Ge schütze und 18 Schwadronen ohne die Freiwilligen zählen. Alle Ingenieure der Holzmannschcn BauqcscUschafi aus Frankfurt a. M-, die beim Bagdadbahnban bei Bagdichek östlich von Adana beschäftigt sind, sind mit ihren Familien gerettet. Auf dringendes Betreiben der Direktion der Bagdadbahn hat die Behörde Truppen gesandt, die die Ingenieure vor -er Niedermetzelung durch Kurden retteten. Konstantinopcl. Im Wilojct Aleppo greisen die Ruhestörungen weiter um sich. In Antakisc und Biredjchik kam es zu Ausschreitungen. Engländer und Fremde flüchten in das englische Bizekonsnlat. Ter eng»'