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SS. Jahrgang. ^ 8«. «Sonnabend, 27. März 1W<.» vkj>i,»ar»ühr -c«n,L-Xl. Br Dr<«. Xn xt Mtlllch »ixt. ^<>»tznZun»-iing,a» tz»nn- und Kxilxik» nur einmaN 2,ü0 Mt., durch uuaiuur!,,« A»m» mchionäi« 8.Ä Mk. «,i „uniallger Au» Iirüuug durch die B»K j«uobn«!vesieugeld>. ki, deu Leiern vor» lreedeu ir »urgedung «m !»-« vorher ,,sullicu Adend-Au«- ßabrnerhuilendteuuS- «dniuen v«»i«h«r »li« drr Morgen >ilu«aad» loimnmeu ,uo«s»llt. Xochdru« nur mit deut licher Quclleuongud« rrreSd. Nochr"> ju- 8i>iz. - Unverlungt« M-iiiulkriote werden nicht aufde»x>hrl> Telcgmmni-Adressc: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: U * 2»v« * »«<>1. HegvLrnöet 18SS Druck und Verlag von Liepsch Sc Reichardt in Dresden. Lodoek L vo. j lloklisksranten 8r. ülir^. ä. LSui^s v SirodMll. Vdveolsüen, vsesos V688vrt8. Linrolvsrli.iiik: vrentlen, ältnrilit 2. Anzeigen-Darts Annahme von Ankun» dmungen bis nachm. ^ Uhr, Sonntags nur Marlerchrahe :G ooil U bi« ' ,1 Uhr Die etnjpaltiste Grundzette <ca. 8 Silben j Pi.. Familien, Nochnchl.-N ouo Dresden 20 Pi . Geschäfts Anzeigen nn? der Ptwatskitt NO Pf. i me zn)t',ipalt,.,e Zeile a.^rextleutz OOP,. Sonn-u Feiertagen die eutsvaluge Gtunv» zril« Ll)Ps.,auiPnvat« setU. 40 Pi., Familien« Nachrichten a. Dresden dteGrundjetle 2ä.P».-- Auswärtige Aufträge nur gegen Loraucbr- zahlung. — Ieves Be« legblatt kostet 10 P». Hauptgeschäftsstelle: Marieitstraßc:tt»/4ü. l.eilel'Ml'eii. keiseMillel. 'wsitzFSdsndLtzs LusvvLtrl ln LäoU MLIvr, 21» 8ti 21». ZsLrv eiNczo Lesor7. Mutmaßliche Witterung: Kühl, veränderlich. Die Ecsamteinnahme der Sächsischen Staatseisen - bahnen in den Monaten Januar bis mit November lütt-, beträgt 186 862186 Mark, d. s. 1809 627 Mark weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Marcella Sembrich erhielt vom König die goldene Medaille virtoti et ingeni,, am Bande des Albrechtsordens. Der Reichstag erledigte gestern u. a. das Automobil- geseß in zweiter Lesung. Bei der Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." über die N e i ch s s i n a n z r ef o r m handelt es sich um eine Kundgebung der Gesamtheit der verbündeten Regierungen. Die „Nat.-Ztg" bringt einen detaillierten Vorschlag einer n«ien Erbschaftssteuer, der ihr von der nationalliberalen Reichstagssraktion zugegangen ist. Die i» verschiedenen Blättern ansgetauchte Meldung, dag Staatssekretär Dein bürg erlrankt sei und eine» längeren Urlaub augetreten habe, ist falsch. Ein i n te r n a t i o n a l er N e u p h i l o l o g e n t a g sindet vom 11. bis 17. April in Paris in der Sorbonne statt. Au? Rumänien wird der Ausbruch von Bauern-Un- ruhen gemelde». Friedensaussichten. Sozusagen über Nacht ist eine Besserung der inter nationale» Lage eingetreten, die eine friedliche Lösung des österreichisch-serbischen Konfliktes erhoffe» lagt, wenngleich alle Gefahren noch immer nicht als völlig beseitigt gelten könne». Immerhin schasst schon der neue Hoffnungs schimmer ein wohltuendes Gefühl der Erleichterung. Ter Stand -er Orient-Krise lässt sich heute dahin präzisieren, dag Rußland zum Nachgeben bereit ist und damit den Weg zu einer gemeinsamen eindrnclsvollen Kundgebung aller Großmächte in Belgrad srctgemacht Hai. Herr von Is- molski hat die europäischen Kabinette wissen lasse», daß Rußland die Annexion Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich-Ungarn als vollzogene Tatsache ohne weitere Bedingungen anerkenne- Nach dieser bündigen Er klärung, die im Gegensatz zur bisherigen Intrigen- und Verichleppuiigotaktit ein bedeutsames Entgegenkommen Rußlands üarstcllt, wird sich ein Einvernehmen zwischen den Mächten unschwer erzielen lassen, zumal sich überall der teste Wille zeigt, eS wegen des kleinen Serbiens unter keinen Umständen zu kriegerischen Bcrwicklnngcn komme» zu lallen. Die Möglichkeit einer Konferenz ist nunmehr auch gegeben, da Oesterreich-Ungarn voraussichtlich keinen Einspruch weiter dagegen erheben wird, nachdem jetzt durch die Erklärung Rußlands zweifellos fcstgcstcllt ist, daß keine einzige Macht gegen die Annexion Bosniens einen Wider spruch geltend machen wird. Wenn auch die neuesten, wesentlich ruhiger klingenden Nachrichten noch keine offi zielle Bestätigung erfahren haben, so kann man doch ans ihnen mindestens die eine Hoffnung ableitcn, daß die aus Erhaltung des .Friedens abziclcnden Bemühungen mit verstärktem Eifer fortgesetzt werden und daß die Mittel der Tiploinatic noch nicht erschöpft sind. Schon die nächsten Tage werden erkennen lassen, ob der plötzliche Umschwung von Tauer ist oder nicht: vor allem wird man die Stellung nahme Oesterreichs abwarten müsie», das sich vernünftiger weise nicht mit einer bloß vorläufigen Beilegung des Zwistes mit Serbien zufrieden geben, sondern nur einer gründlichen und dauernde Ruhe versprechenden Ausein andersetzung znstimmen will. Es ist eine höhere Drcistig- leit, wenn ausländische Blätter besonders in Paris, London und Petersburg nach Bekanntgabe der russischen Erklärung min einfach verlangen, das, Oesterreich-Ungarn »nd mit ihm sein deutscher Verbündeter „Order parieren" und sich de» ferneren Entschlüssen der übrigen Mächte bedingungs los füge» müßten. Davon kann keine Rede sein, denn in der serbischen Frage lassen sich in Wien keine anderen diplv- matiichcu Schritte tun, als sie von Oesterreich-Ungarn als der nächstbeteiligten Macht selbst gewünscht und gutgeheißen werden. lieber den Kopf Oesterreichs hinweg dürfen die Mächte auch nach dem erfreulichen Entgegenkommen Ruß lands nichz disponieren, sonst könnte leicht ein Rückschlag einircten, der mit einem Zerwürfnis zwischen dem europä ischen Kabinetten enden würde. A« mehr die Mächte bei ihrer neuen Aktion dem be rechtigten Standpunkt und Selbstgefühl der habSburglfchen Großmacht Rechnung tragen, um so sicherer ist zu erwarten, daß sich auch Oesterreich-Ungarn entgegenkommend zeigt und den Serben keine allzu demütigenden Bedingungen auferlegt, sondern ihnen den Rückzug erleichtert. Nach dem Rußland scheinbar wieder dem Konzert der Großmächte loyal beigetreten ist, werden die Serben doch wohl ein- sehen, daß sie v-i tzsnguo spielen. Schon mehren sich in Bel grad die Stimmen, die zum Einlenken raten. Die blutige Affäre des serbischen Kronprinzen und damit verbundene innerpvlitische Krise begünstigen die friedliche Stimmung schvn insofern, als sich das allgemeine Interesse der serbischen Bevölke rung dem Tagesereignis zu- und ' von der aus wärtigen Lage abwcndet. Sollte, wie zu erwarten steht, der Kronprinz Georg ans unbestimmte Zeit ins Ausland verbannt werden, so märe damit eine weitere Friedens chance gegeben, denn mit seiner Entfernung verlöre die Kriegspartci den Hanpthetzcr. Tie gewaltigen Steuer lasten, die Serbien infolge der militärische» Rüstungen jetzt z» tragen hat, haben auch das Ihre dazu beigetragen, das srüherc Kriegsfieber etwas abzudämpsen. Mit Unter stützung der serbischen Regierung durchziehe» Wanderred ner das Land, um abziiiviegcln, indem sie auf die wenig verläßliche Haltung Rußlands wie in früheren Zeiten, so auch jetzt wieder Hinweisen. So ist alles einer nochmaligen solidarischen Einwirkung der Großmacht? in Belgrad gün stig, und man darf annehmen, daß sich die serbische Regie rung entschließen wird, ihren Verzicht auf territoriale Kompensationen in bindender, feierlicher Form ein für allemal anSznsprechen und gleichzeitig damit die Abrüstung z» beginnen. Das sind jedenfalls die beiden unerläßlichen Bornnssctziingcn dafür, daß der serbisch-österreichische Kon flikt dauernd ans der Welt geschasst wird. Für weniger wichtig halten wir dagegen die Frage, ob die serbische Ber- zichtcrklärung direkt in Wien oder in die Hand der Groß mächte abgegeben wird. Wie Sic Dinge nun einmal liegen, wird cs die serbische Eitelkeit nach allem, was vorangegan- gcn, wohl kaum über sich gewinnen, de» Entsagnngsschritt in Wien selbst zu tun, sondern wird wahrscheinlich darauf beharren, lediglich mit den Mächte» zu verhandeln. Hieraus eine Kardinalsrage zu machen, wie hier und da in Oesterreich Ungarn gewünscht wird, scheint »ns nicht sehr angebracht, denn hieran könnte unter Umständen alles wieder scheitern, was zugunsten des Friedens in Bel grad unternommen wird. Tie Hauptsache ist und bleibt doch, daß Serbien überhaupt Bcrnunst annimmt und ei» für allemal ans seine großserbischen Aspirationen verzichtet. W o cs seine offiziellen Erklärungen abgibt, ist demgegen über nebensächlich, unter der Voraussetzung ngtürlich, daß Wien dabei nicht ostentativ umgangen, sondern ebenso wie alle anderen Mächte von der serbischen Note geziemend in Kenntnis gesetzt wird. Oesterreich-Ungarn und Deutschland haben in den letzten Monaten ihre unerschütterliche Friedensliebe so deut lich gezeigt, daß kein Mensch mehr daran zweifeln kann. Um so mehr hat Oesterretch-Ungarn ein moralisches An recht darauf, in der serbischen Frage seinen wohlerwogenen Forderungen von den andere» Mächten Rechnung getragen zu sehen. Rußlands letzte Schwenkung ist — offen her aus gesagt — weniger ein Akt seiner Friedensliebe, als vielmehr seiner enormen Friedens be b tt r ft ig k c i t um jeden Preis, seiner finanziellen und militärischen Ohnmacht, einen Krieg mit Aussicht gnf Erfolg zu führen. Wenn cs so gekonnt hätte, wie es wollte, hätten wir heute schon eine» srisch-fröhlichen Feldzug! Es liegt die Befürchtung nahe, daß die russische Politik nur eine Zeit größerer Kräftigung abwariet, »m mit Oesterreich - Unggrn abzu- rcchne», nachdem der serbische Versuch fehlgeschlagen ist. Deshalb wäre es auch unverantwortlich, wenn Oesterreich- Ungar» und Deutschland nicht jetzt a»f die endgültige Erledigung des österreichisch-serbischen Konfliktes dringen würde», wo die militärischen Ehanccn einem geschwächten Rußland gegenüber weitaus günstiger sind, wie später, nach dem Rußland Gelegenheit gesunden haben wirb, sich finan ziell und militärisch gründlich zu reorganisieren. Es muß also ganze Arbeit gemacht werden.- kommt nur Stück- und Fltckwerk zustande, so bleibt die jetzige Kriegs- wvlkc in Permanenz über Europa hängen, womit weder den guten internationalen Beziehungen, noch der gesunden Ent wicklung von Handel und Wandel gedient wäre. Rußland hat den ersten Schritt zur Besserung der Lage getan, in dem es sich nach dem Vorgänge aller anderen Mächte zur bedingungslosen Anerkennung Ser Annexion Bosniens und der Herzegowina verstanden hat.- will es den Borwurs entkräften, in der österreichisch-serbischen Krise der eigent liche Friedensstörer zu sein, so wird es auch den zweiten Schritt tun und in Belgrad dazu raten müssen, ein« grund» sätzliche Einigung mit Oesterreich-Ungarn nicht durch nnan gebrachte Empfindlichkeit und Eitelkeit zu verzögern und zu erschweren, denn jeder neue Aufschub einer definitiven Regelung kann neue Komplikationen und damit neue Kriegsgefahren schassen. Wie gespannt noch immer die Lage ist, geht ans der heftigen Sprache hervor, die das französische Regierungsblatt, der „Temps", gegen Oester reich führt, um dieses und auch Deutschland einzuschüchtern, indem er im Falle eines europäischen Krieges mit dem Abfall Italiens vom Dreibunde droht. Die Franzosen mögen sich beruhigen: ob mit oder ohne Italien: der lom- pakte militärische Block, den die deutsche und die öster reichisch-ungarische Wehrmacht in Mitteleuropa repräsen tiert. ist stark genug, um einen Zweifrontenkrieg siegreich zu bestehen, zumal Rußlands Heer sich augenblicklich in einer trübseligen Verfassung befindet. Wären beide Mächte nicht bis zur — Selbstverleugnung friedliebend, so könnten sic sich leinen besseren Moment als den jetzigen zum all gemeinen Losschlagen wählen. In dieser ihrer militärischen Starte liegt auch heute die beste Gewähr dafür, daß uns der europäische Friede erhalten bleiben wird. Neueste Trahtmeldungen vom 26. März. Zur Orientkrisis. Dementi der „Nordd. Allgcm. Ztg." Berlin. iPriv.-Tel.j Die „Nordd. Allgem. Ztg." er klärt offiziös: Nach telegraphischen Meldungen aus Paris behauptet der „Temps" 1.: der Kaiser habe in einem Briefe an den Kaiser von Rußland darauf bestan den, Rußland dürfe über seine Absicht, die Annexion von Bosnien und der Herzegowina anzuerkenncn, keinen Zwei fel lassen, 2.: der Kaiser habe in einem anderen Briefe dem Erzherzog Franz Ferdinand seine Unterstützung ohne Vor behalt zugesagt. Beide Behauptungen sind falsch. Tic beiden angebliche» Briese Kaiser Wilhelms sind nicht geschrieben worden. Die boSuisch-herzegowinische Frage. Petersburg. iPriv.-Tel.s In betreff der Mit teilungen ausländischer Zeitungen über die neueste Phase der b o s n i s ch-h e r z e g o w i n i s ch c n Frage erfährt die „Petersb. Telcgr.-Ag." von kompetenter Stelle folgen des: Im Zusammenhänge mit den in Wien vvrgchenöe» Unterhandlungen über die Formel der serbischen Erklärung mar der Gedanke aufgetancht, das Wiener Kabinett könnlc an die Mächte eine Note richten, in der es aus die Mit teilungen des üsterrcichisch-ungarisch-türkischcn Protokolls Hinweisen und um die formelle Zustimmung der Mächte zur Aushebung des Artikels 2S des Berliner Vertrages er suchen würde — diese Zustimmung könnten die Mächte in der Form von Antwortnoten ansdrücke» —, um seiner seits alles zu tun, was von ihm abhängt, um die äußerste Spannung der Lage, die zu einem bewaffneten Konflikte Oesterreich-Ungarns mit Serbien und Montenegro zu führen droht, abzuschwächen und den Mächten ein Ueber- cinkommcn mit dem Wiener Kabinett über die Formel der serbischen Erklärung zu erleichtern. Dazu erklärte das PcterS- Lurger Kabinett, cs sei seinerseits mit dem Verfahren ein» verstanden. AuS dem österreichischen Abgeordnetenhaus«. Wien. iPriv.-Tcl.) Der im Abgeordnetenhaus eingcbrachte, bereits erwähnte sozialdemokratische Antrag, in dem die Regierung ausgefordert wird, ihren verfassungs mäßigen Einfluß aus die gemeinsame Regierung voll ans- zuüben, um sie zu veranlassen, ihre Bemühungen um Er haltung des Friedens energisch und ausdauernd sortzu- sctzc», dürste einstimmig angenommen werden. Bicnerth hat sich mit Achrcnthal inS Einvernehmen gesetzt »nd wird eine Erklärung folgenden Inhalts almcbcn: Da die Re gierung ohnehin alles getan hat und tut, um, soweit cs die Ehre der Monarchie gestattet, den Frieden z» erhalten, hat sie gegen die Annahme des Antrages nichts cinzn- wendcn. Zum Thronsolgevcrzicht -cs Prinzen Georgs Belgrad. In der Skupschting fragte der Iung- radikalc Markowitsch an. ob die Meldungen der Presse über ein Verschulden des Kronprinzen am Tode d es K olakvivi 1 s ch den Tatsachen entsprächen. Der Ministerpräsident verwies auf Sic im Amtsblatte ver öffentlichte Darstellung. Aus eine weitere Anfrage von Markowitsch. ob die Nachrichten über die Verzicht! ei st nng des Kronprinzen auf die Thronfolge richtig seien, erwiderte der Ministerpräsident Nvvakowitsch, der Kronprinz habe in einem Schreibe» an den Ministerprä sidenten seinen Verzicht aus die Thronsolgcrcchte ausge sprochen. Der Ministerrat lmbc sich selbst für inkompetent erklärt, da der König allein kompetent sei. ivcshalb das Schreiben an de» König weiter geleitet worden sei. Der Interpellant erklärte sich durch beide Antworten befriedigt. Belgrad. „Dnevni List" »nd „Trovinski Glasntk" billigen in ihren Morgenausgaben die Bcrzichtleistung deS Kronprinzen, da -essen ganzer Charakter ihn zum Träger der Krone >un ta ug l i ch mache.