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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090326025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909032602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909032602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-03
- Tag 1909-03-26
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Monat
1909-03
-
Jahr
1909
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Dresdner Nachrichten Freitag, 2«. März N»«K »» Rr. ^>5 mungrn «sogenannte Liebesgaben« die kleinen laiidwirb ictmstlichen Brennereien, namentlich in Süddeutschland und im Königreich Sachsen, zugrunde gehen würden. Dies nu in Ser offizielle »hall der Unterredung gewesen. Mög lich ist. das, Herr nun Norman n noch privatim >m Lause der Unterhaltung gelegentlich Eventualitäten erörtert hat, die eintreten können, und Saft er dabei auch gesagt im den mag, die Finanzresviin müßte unter allen Umstanden mit irgendeiner Mehrheit zustande kommen Allein das sind, wie gesagt, nur private geleg ent liche Aeußer n n g e n eines einzelnen Abgeordneten an einen anderen Abgeordneten. Tie Ansbauschung der ganze» Angelegenheit in ei» bemerkenswertes Zeichen dafür, welch hochgradige Nervosität z»m Teil in NeichStagSkreisen jetzt eingerisscn ist. Jedenfalls steht schon jetzt sest, daß von einer Kündigung deS B l v ct s durch di e K o n servativen kein e :1t e d e sein kan». Bei der gestrige» Abendgesellschas, bet Staatssekretär Kraetkc wurde der Bor »all gleichsaUS unter großer Erregung besprochen, und da bei stellte sich schon heraus, daß die konservativen Abgeorö „eten am allermeisten überrascht waren über die Haltung die sie nach de» Blattermeldungen selbst eingenommen haben solle». Zur Erklärung des Staatssekretärs v. Schoeu Paris. Ter „Lemps" erörtert die Erklärung in der Bndgelkominission des deutschen Reichstags und sagt n. a.: Tie Sprache hat zum mindesten das Verdienst der Klarheit. Wir müssen gestehen, daß sie bei uns keineswegs Anstoß erregt. Ter Staatssekretär hat sich ans die Erklä rung be;ogen. die der Reichskanzler am >0. Dezember vorigen >lahres im Reichstage abgSteven hat. Wir haben ihr damals zngenimuil, wie wir ihr heute zunimmeu. Mag es «ich um allgemeine oder besondere Bereinbarungen hau dein, eine Begr e n z n n g der R ü st uugen bleibt i m m er eine leer e B e rspr e ch u n g. Es ist deshalb vor,»ziehen, wenn Rünungssragen bei der Beurteilung der Beziehungen zwischen den Volker» nicht in Rechnung aeiev! iverden. Plan rüstet für sich, bevor man gegen einen anderen rüstet, wieder kennt seine Bedürfnisse am bene». ,1eder ivird nach seiner eigenen Krastanstrengnng bewertet. Ties in eine bessere und gesündere Moral als die Illusion der , eriedenssch > vär»ier. Tcr PvstbeamtenauSstand in Frankreich. Paris. Diejenigen Post- und Telegraphen - beamten, die am AnSnande beteiligt waren, ivnrden, dem »Echo de Paris" zufolge, verständigt, daß ihnen von ihrem Gehalte wegen der unberechtigten Abwesenheit vom Dienst ein entsprechender Abzug gemacht werden würde. Ticke Mitteilung hat unter dem Personal der Post- und Telegraphenverwaltung große Aufregung hervorgeruscn. Zur Lage in Persien. Teheran. In der 'Nacht auf den 24. März ist der Sohn M uschteidens mit noch einer Anzahl von Personen, die mit ihm in Schach Abdul Asan Zuflucht ge sunden hatten, ermordet worden. Tie Berletznng des A'vlrechres übte eine niederdrnelende Wirkung auf die Be völkerung aus. die geeignet ist, den Mord reaktionären Elementen zuzuschreiben. Tie russische und Sie engluche Gesandtschaft machten der Regierung Vorstellungen, die dahin gingen, daß unverzüglich Nachforschungen angestellt und die Schuldigen bestraft iverden. Plauen i. B. Ter bekannte Industrielle Komme» lienrat Louis llebel, Mitbegründer der mechanischen Baumwollweberei von Gebrüder llebel in Plauen, Netzsch kau und Adorf, ist in der vergangenen Nacht im Alter von 73 fahren gestorben. K i e l. Tcr K reuzer „H a m b u r g", der als Be gleitschiff der Kaiscrjacht „Hvhenzvllern" auf der Mittel meerfahrt dienen soll, hat gestern abend Befehl erhal ten zur Ausreise. Das Schiff ist zunächst nach der Nord see abgegangen. Rom. Heute früh fanden vier Knaben bet einem an der Peripherie der Stadl gelegenen Spital zwei runde Bomben. Tie eine davon explodierte, als sie zur Erde geschleudert wurde, und verwundete zwei Knaben, eine» von ihnen schwer. Eine Untersuchung ist eingcleitet. Paris. Zu der hiesigen Werkstatt von Thompson ^ Housten nahm der Ingenieur Emil Burger gestern Ber- suche mit einem von ihm erfundenen L u st d r u cka p pa- rar vor, wobei dieier explodierte. Ter Ingenieur wurde auf der Stelle gctvte t. Pete r s b u r g. Konteradmiral U s p e n S k i ist zum Kommandanten der Leesireitkräfte des L t i l l c n O z e a n s ernannt worden. Lertlichcs nnv Sächsisches. Dresden. 27» Mai; Tie Gedüchtnisscier für Hosrat Tr v. Mangoldl haue heute vormittag >1 Uhr eine so große Zahl von Leid tragenden in dem Traucrhaiise an der Bürgerwiese ver sammelt, daß die großen Räume dicht gefüllt ivaren. In einem schwarz ausgeschlageneir Zimmer stand der von kost- lmren Blumenspenden verhüllte Sarg inmitten brennen der Kerzen. Hier erschien auch Ihre Konigl. Hoheit Frau P r i n z e s s i u I v h a n n Ge v r g in Begleitung der Iran 'Tbcrhosmcisteriu Freifrau v. Finck und des Hosmarschalls v. äNangoldt-tlleiboldt, der im Auikrage der Prinzessin als Protcktorin des EarolahaufeS, dessen Oberarzt der Ent schlafene bekanntlich war. «inen schönen Svrbcerkranz mit WidmungSichleise am Sara« niederlegtr. In der Trauer- versammlung befanden sich ferner Fra» SiaatSministci Gräfin Hohentlml, Frau Minister v. Metzsch, Kämmerer v. Erieziern. Fra» General v. Brvizem. Qberhofmeisler von Malvrtie. General v. Altrock. KreiSchauptuianu Tr. Rum pelt, Generalarzt Dr. Müller im Aufträge des Kriegs Ministeriums, die NogierungSrüte Heink und Schwalb Oberstleutnant v. Tichammer, ferner in erdrückender Fülle die hervorragendsten Vertreter der Dresdner Acrzteschast. an ihrer Spitze Exzellenz Dr. Fiedler und Geh. Medizinal rat Dr. Schmaltz. Auch Albertinerinnen ivaren zahlestch er schienen. Di« Gedächtnisrede hi«lt Oberkonststorialrat Su- perintendent v. Benz. Es sei ihm zwar von den Ange- > Ange hörige» des Dahingeschiedcne» mrhe gelegt worden, dessen Verdienste nicht zu rühmen: aber eS drängten sich dennoch ans die Lippen Wort« der höchsten Anerkennung, die dem Entschlafene» als Menschen und als Arzt gezollt werde» müsse. In bewegten Worten schilderte der ehrwürdige Geistliche die reiche Tätigkeit deS so unerwartet vom Tod Entrissenen für die leidende Menschheit. Alle, vom Mini ster bis zum ärmsten Kinde, hätten ihm Vertrauen ent gegengebracht. dessen er sich durch die Kunst seiner sicheren fKnid würdig erwiesen l-abe. Und doch habe er nie ver gessen. daß er nur ein Werkzeug des Allerhöchsten sei: stets im Hinblick aus Gott liabe er seines schweren Amtes gcwal- ret. Bo» treuster Fürsorge fei er auch stets erfüllt gewesen für seine Angehörigen, in deren Kreis er sich nach deS !agcs Mllhen so wohl gefühlt habe. Seine Kollegen stünden in tiefster Trauer um seine Bahre: denn nicht nur einer der tüchtigsten Aerzte unsrer Stadt, sondern auch ein über aus beliebter Kollege und Freund sei mit ihm dahinge- gangen, dem für alles Gute ein warmes Herz in der Biust geichiagen liabe. Mii Trostesworte» an die Hinterbliebe nen schloß der Geistliche feine Rede. 'Nach ihm widmeten noch Generalleutnant Müller v. Berneck im Nnm.n der Ver waltung des CarolalmuseS. Geh. Medizinalrat Professor Tr. Schmor! im Namen der Geiekschast für Natur- und Heilkunde. Lanitätsrai Dr. Plettncr »on der Kinderheil- anstall und Oberarzt Dr. Noeßke im Namen der jüngeren Aerztefchast dem Entschlafenen Worte deS innigsl.'n Dankes für seine treue Mitarbeit. Mit einem Ehoralgesang schloß die Trancrfeier. Nachdem die Prinzessin Johann Georg sich von der Familie des Verblichenen verabschiedet Iiatte, führte die „Pietät" den Sarg zur Beisetzung »ach dem IohanniS- friedhof über. In einer schier endlose» Reihe von Wagen gaben die Leidtragenden dem Entschlafenen das letzte Ge leit. Unter den Klängen des Ehvpinschcn Trancrmarsches, den die Kapelle der 177er spielte, wurde der Sara ans Erb begräbnis getragen. Mit Gebet und Segen fand die Feier ihr Ende. —* Zur LandtagSwahl in Dresden. Der Deutsche Resormverein Dresden-Altstadt hat beschlossen, in Tresden-N. Herrn Glaierobermeister Wetzlich, in Striesen Herrn Oberpostsekretär Feyerherm, in Plauen Herrn Rechts anwalt Olto Richter und in Friedrichstadt Herrn Kaufmann Zimmer als Kandidaten auszustellen. Für die übrigen drei Dresdner Kreise bat man sich noch nicht auf bestimmte Kandidaten geeinigt. —* Vom Hochwasser der Elbe melden die heute ans Böhmen eingcgangenen Wasserstandsnachrichlen von den Pegelstalivnen der kleinen Elbe, oberen Moldau und Elbe noch langsames Steigen, von der unteren Moldau, Iscr und Euer dageaen müßigen Fall. Hiernach wird sich der Waisersland der Elbe in Sachsen noch etwas weiter heben. 'Am Dresdner Pegel wurde abgelescn: gestern vormittag 8 Uhr -s- lOt Zentimeter, gestern nachmittag 0 Uhr -f- 170 Zentimeter und heute vormittag 10 Uhr G l80 Zentimeter. 'Noch der neuesten Voraussage der hlidrographischen Landesabteilung zu Prag ioll in Dres den morgen früh ein Wasserstand von -j- 235 Zentimeter eintreten. Voraussichtlich wird derselbe jedoch nicht ganz erreicht werden. * Der Verein für Walderholuugöstätten nahm in seiner gestern abend bei Kneift unter dem Vorsitze -es Herrn Dr. mcd. Kaiser abgehaltcne» Hauptversammlung Stellung zu der geplanten neuen Walderholungs- statte für die Allstädter Bevölkerung, die im Pianenichen Grunde errichtet werden svll. lieber das Projekt erstattete Herr Olxrarzt Professor Dr. Päßler das Referat. Die Größe Dresdens lasse cs nicht möglich erscheinen, daß alle Reflektanten in der jetzigen einen Walderholungsstätte, die in -er Peri pherie der 'Neustadt liege, Unterkunft fänden. Der Verein habe sich daher wiederholt mit dem Gedanken beschäftigt, eine zweite Erholungsstätte zu schossen. Die Verwirk lichung des wohlgemeinten Planes mußte aber auS ver schiedenen Gründen immer wieder znrückgestellt werden. Abgesehen vv» den finanziellen Kosten, die die Ausfüh rung des beabsichtigten Werkes erforderten, bot die Ermitt lung eines geeigneten Platzes große Schwierigkeiten. In folge dankenswerter Vorarbeiten des Herrn Amlshanpt- manns Krug v. Nidda hat die Idee des Vereins aber eine wesentliche Förderung erfahren. In dem Geichästsbereiche deS Herrn AmtShanptmannS hat sich ein geeigneter Platz zur Errichtung einer neuen WalderhvlungSsiätte gesunden, und zwar in einem Seitentale des Plauenschen Grundes, dos zwischen Döhlen und Dcuben in die Richtung von Wcißig führt. Dieser seltene und entzückende Platz ist ge schützt vor dem Ruß der Stadt und wird von einem herr lichen Waldbcsiand umgeben. Er gehört zum Wcttingrund bei Döhle». Durch die freundliche Vermittlung deS Herrn Amtshauvtmanns Krug v. Nidda ist der Verein in der Lage, mil der gemeinnützigen Stiftung der Amtshaupt- mannichast Dresden-Altstadt einen Bauvertrag abzuschlie- ßcn, wonach der Platz dem Verein ans Erbbaurecht »ncnt- geltlich überlassen würde. Die erforderliche Wasserleitung erhalte der Verein gebaut und brauche dafür nur einen mäßigen Betrag zu entrichten. Die Bewohner des Plauenschen Grundes und der Bezirksverband der Amts- hauptmannfchast Dresden-Altstadt bringen dem neuen Unternehmen großes Interesse entgegen. Dt« Kosten der geplanten Walderhvlnngsstütte werden aus 2a Ml Mk. ge schützt. Der Bezirksverband der Amtshanptmanilschast Dresden-Altstadt hat seine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt, auch stünde dt« Gewährung einer Hypo- chek von der Landesversicherungsanstalt zu erwarten. Der Referent empfahl, die sich bietende willkommene Gelegen heit zur Errichtung einer -wetten Wakderholungsslättc zu erfassen und dem Prvickt zuzustimmen. — Herr Architekt v. Mauen bürg schloß sich diesem Vorschläge an, er läuterte die bauliche Ausführung des neuen Unterneh mens und legte die Grund- und Aufrisse vor. Nach kurzer Debatte stimmte die Hauptversammlung einstimmig dem Projekt zu und beauftragte de» Vorstand des Vereins mit der Erledigung der weiteren Arbeite» zur Verwirklichung des Planes. Mit dem Bau svll in etwa vier Wochen be gonnen werden, so daß die zweite Waldcrhvlungsstättc des Vereins nvch im kommenden Sommer in Betrieb genvmme» wird. — Die Iahres-Haupt- Versammlung beschäftigte sich ferner mit der Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten und wählte aus Vorschlag des Herrn HosratS Dr. Oehme den bisherigen Vorstand durch Zuruf einstimmig wieder. Der Jahresbericht wird den Mitgliedern gedruckt zugestellt, infolgedessen kviinle sich der Vereins- vvrsitzendc aus wenige Mitteilungen beschränken. DaS zu gunsten deS Vereins abgehaltene WvhltütigkeitSkvnzert brachte einen Reingewinn vv» 1250 Mk., die Lotterie.5004 Mark. Der Besuch der WalüerholungSstätte in Trachen berge hotte im letzten Jahre die doppelte Höhe gegen das Vorjahr erreicht. Eine Reihe von Freistellen konnte von den 3000 Mk. betragenden Mitgliedcrbeiträgen gewährt werden. Die Einnahmen und Ausgaben deS Vereins bilanzierten in Höhe von 22 000 Pik. Nach dem Bericht der Rechnungsprüfer, Herren Tr. med. Strohbach und Hanpt- mann Hetzer, wurden die Kasscngeschäste mit großer Akkuratesse geführt. Die Kasse schloß mit einem Bestände von 753 Mk. —* Die Ortsgruppe Dresden des Deutschen Lustflotten- Bcreins, die in dankenswerter Weise bestrebt ist. dem Dres dener Publikum die weitgesteckten Ziele der Vereinigungen für Lustschifsahrt vvrznführe», veranstaltete gestern in „MeinholdS Sälen" einen Vortragsabend mit dem Thema: „Die Eroberung der Luft", über das Dr. Gri ll u l l-Osnabrück fast zwei Stunden lang sprach. Zuvor hatte der l. Vorsitzende des Vereins, Herr Stadtverordn. Tr. -Hops, die zahlreiche Versammlung begrüßt nnd mitgeteilt, daß der Lustslotlen-Vercin beabsichtige, in Friedrichshofen eine Schule zur Ausbildung von Mannschaiten für Ballon fahrten zu errichten. Tie hiesige Ortsgruppe habe das Recht, dorthin zwei geeignete Personen abznordnen, was voraussichtlich noch im Lause dieses Jahres geschehen werde. Nach einer Aufforderung, dem Vereine beizutreten, erteilte er Herrn Dr. Grigull das Wort. In fließender Rede, die aber leider sehr monoton gehalten wurde, entrollte der Vortragende die Geschichte der Luftschissahrt von der Mont golsiere an bis zum Reichsluftschiss, die ivir anläßlich anderer Vortrüge über dasselbe Thema, zuletzt beim Vor träge des Herrn .Hauptmanns Härtel-Leipzig, im Lause der letzten Wochen bereits mehrere Riale unseren Lesern wie dcrgegeben haben. Interessant war die Mitteilung, daß der französische Hanptmann Meunier schon 00 Jahre vor der Erfindung der Schiffsschraube folgende vier Forde rungen zur Lösung des Problems des lenkbaren Lustschisses ausgestellt hatte: Eigenbewegung des Ballons, Luftschraube, Ballonet und Damvtmaichinen als treibende Krast. Mit welcher Zähigkeit die Erfinder sür ihren Plan eingetrctcn seien, beweise das Vorgehen des französischen Ingenieurs Ehissard: Um einen Ballon mit Dampfmaschine bauen zu können, überredete er seinen Schwager, einen Bankbeamten, zu einem Eingriff in die anvertraute Kasse. Dieser erschoß sich, als der Versuch mißglückte. Danach gelang Ehissard eine wichtige Erfindung auf dem Gebiete der Schifssbau- technik, die ihm Millionen einbrachte. Nun wollte er wieder das lenkbare Luftschiff konstruieren, erblindete aber darüber und erschoß sich ans Verzweifln»». Von den vom Glück begünstigten Brüdern Wright wußte der Redner zu erzählen, daß sie die Löhne eines amerikanischen Bischofs und Fahrradhändlers seien. Ebenfalls sehr vermögend sei antvs Tnmont, der den von ihm errungenen 100 000 FraneS-PrciS für die Umscgelnng des Eiffelturmes seinen Ehanffenrcn und de» Armen von Paris geschenkt habe. Heiterkeit erweckte die Mitteilung, daß die Hülle des fran zösischen Lenkballvns „Patric", der sich bekanntlich losriß und verscholl, einer deutschen Fabrik entstammte. Eine große Reihe freilich nicht immer deutlicher, nnsarbiger Lichtbilder unterstützte die Ansführnngen, die allseitigein Interesse begegneten. Leider vermißte man Bilder von dem erfolgreichsten Flugapparat, nämlich dem der Brüder Wright: auch Hütte man gern vom Redner ein Urteil über die Haynsche Flugmaschine gehört, die er doch gewiß vorher in der Ausstellung besichtigt lnttte. Jedenfalls hat die Ver anstaltung den Zweck erreicht, die Aufmerksamkeit sür alle Vorgänge auf dem Gebiete der Luftschissahrt auch in de» breiteren Schichten neu zu beleben. —* Polizeibcricht, 25. Marz. In Vorstadt Eotta, an der Weidentalstraße, fiel am Montage ein sechsjähriger Knabe n den zurzeit stark angeschwollenen Wcidigtbach und würde sicherlich ertrunken sein, wenn er nicht noch tm letzten Augenblicke von dem Tiefbauarbeiter Abendrots, ersaßt und h e ra u sg ez vge n worden wäre. Der Kleine hatte bei Beiklänge, unfreie Tongebung und nur geringe Aus geglichenheit der Vokaliiation laugen nicht sür de» Kon zertsaal. Bei solcher der Entwicklung mangelnden Ton- kulliir tonnten die Ansdriicksbesirebnngcn nicht wirksam zur Geltung tommcii. Gesunde Anfänge zur Ansreifung find vorhanden. Tas bewies das ganz trcssliche De crescendo. Ter Begleiter am Flügel, Herr Paolo Litta. brachte im 'Verein mit der ganz gnSgezcichnclcn Münchner Geigerin Fräulein Melanie Michaelis eine eigene Komposition für 'Violine und Klavier znm Vor- irag „Ter Minne-Lee", eine Dichtung in vier Teilen, die mit Tonmitteln die Poesie der Stadt Brügge illustrieren will mit ihrem Ltadttiirm-Glockenspiel, mit Sen traurig dahinziehende» Schwänen und der in stiller Einsamkeit rieselnden Quelle. Tas Werk ist nach harmonischer Seite hin nicht uninteressant, auch schien nicht gut angelegte Steigerungen. Manches erscheint freilich gesucht, und das Tonarten-Kaleidvskvv kann nicht über die Gedankenarmut hinwegtäuicheu. Sehr vollmundig gehalten ist der Klavier- iatz, dem das Kolorit abgcht. Tie breite Anlage der Tvn- bilder steht nicht im rechten 'Verhältnis zu dem Mangel an Erfindung. Tie 'Neuheit vermochte nicht, allseitig Interesse zu erwecke». Ter Komponist erwies sich als ein gewandter Klavierspieler. ?!. L. c* Die „Elektra" in Wien. Ter „Lok.-Anz." m ldet: In der Wiener Hosopcr fand gestern vor einem glänzenden Publikum die Premiere der „Elektra" statt. Tas Hans ivor bis ans den letzten Platz gefüllt. Man suhlte schon vor Beginn die ungeheure Spannung, die aus dem Auditorium lag. Die ersten Szenen bis zum Erscheinen Klyiämnestras machten nicht viel Eindruck. Von da an aber wurde das Publikum durch den mächtigen dramatischen Zug des Werkes mitgerisken, nicht weniger durch das geradezu großartige -Spiel der Mildenburg. Nach Schluß der Oper blieb jeder mann auf seinem Platz, nnd es erhob sich tötender Beifall, wie er in solcher Vehemenz noch selten gehört wurde. Eine volle Viertelstunde lang mußte Strauß immer wieder vor dem Vorhang erscheinen, mit ihm die Hanptdarstellcrin- nen Mildenburg. Mareell nnd Weicht, denen der Komponist dankbar die Hände schüttelte. Kapellmeister Reichend erg er und Regisseur Wymetal hatten die Vorstellung glänzend vorbereitet. Galerie Arnold. Der Import belgischer und französischer Gemälde, mit dem sich die Galerie Arnold zurzeit wieder einmal eitrig besaßt, hat, ganz abgesehen von der Frage, ob man diese Tinge schön oder niischün findet, das grvtze Interesse, daß sic uns mit weiteren Entwicklungsrcihcn der Malerei be kannt macht, von denen wir bisher aus unseren großen internationalen Kunslansstellnngen sv gut wie nichts zu Gesicht bekommen haben. Tic Bilder George Lcm- mcns und der übrigen Belgier, die unlängst als „ooilc-oticm balge" bei Arnold lttlstauchten, ließen uns die eigenartige Form, die der Nev-Impres,ionismuS in Brüssel angenommen hat, erkennen. Die Abweichungen von den ursprünglichen Lehre» der Schule, ihre Selbstzcrsetzung und dadurch bedingte baldige Auslösung traten bei dieser Ge legenheit deutlich zutage. Tie Hossnung, daß in Zukunst nur das Gute des TeilungSprinzspS beibchalten werden und die Uebertreibiing desselben sich selbst zugrunde rich ten wird, war das kunstgeschichtlich wichtige Ergebnis dieser Ausstellung. Heute könne» wir uns durch die an gleicher Stelle uittergebrachte Sonder-Ausstellung des Franzosen Emile Bernard in anderer Weise davon überzeuge», daß die fortschreitende Reaktion gegen den Impressionismus be reits dazu geführt hat, das künstlerische Ideal der späte ren Renaissance, wenn auch in moderner Auffassung und Behandlung, wieder aus -en Schild zu heben. Der Ge- samtctndruck, den man zurzeit aus dem mit BernardS Ge mälde» gefüllten Skulpturensaal der Galerie Arnold mit fvrtntmlnt, ist so wesentlich verschieden von alledem, was man seit Jahren dort oder in anderen Kunstsalons gesehen bat, daß man sich zunächst in ein« ganz fremde Welt ver setzt zu sehen glaubt. Aus den ersten Blick meint man. eS mit Kopien nach den Spätttalienern zu tun zu haben, so leuchten die Farben, so streng heben sich die Konturen auö den Bildern heraus, so sehr erscheint alles akademisch und korrekt. An die Stelle der analytischen Malerei ist eine neue Synthese getreten, eine Verherrlichung der strengen Form nnd der Linienschönhcit, erreicht durch dieselben Mittel, welche die Italiener von Giotto an bis zu den Venctianern und Bolognesen hin auSgebildct haben. Bei näherer Orientierung erfährt man mit Erstaunen, daß der Schöpfer aller dieser höchst unmodernen 'Novitäten eine Entwicklung dnrchgcmacht hat, die ihren Ausgangspunkt an derselben Quelle hat, von der die Impressionisten hcr- gekommen sind, und daß sich seine heutige Knnstauffassung im direkten Widerspruch gegen ihre Lehren entwickelt hat, Es ist schade, daß uns von den Ansängen der Kunst BernardS keinerlei Proben dargebote» werden. Mit Vin cent van Gogh, dem extremsten Vertreter des Im pressionismus, anss engste befreundet, hatte sich der im Jahre 1808 geborene Bernard als der erste Jünger dem damals in Pvnt-Arcn arbeitenden exotischen Maler Paul G a » g i n angcschlossen und rasch alle Stadien der damali gen sranzvsischen Malerei durchlausen Den größten Ein- sluß hatte -er wnndcrltche, hauptsächlich in Stillcbcn her vorragende Paul Eäzanne, dessen Leuchtkraft er nvch zu steigern wußte, aus slm gewonnen. Gleichzeitig vertiefte er sich ln das Stndinm der alten Meister und imitierte den Holzschnitt des 15. Jahrhundert- btS -um Verwechseln mit den Originalen. Als er sich wieder auf seinen Malcrberuf besann, suchte er in Aegypten dieselbe Glut der Sonne, die Gaugin nach Tschili getrieben hatte. Eine Reise nach Spanien, ein erneuter Aufenthalt in Kairo trieben ihn immer weiter in den Widerspruch gegen die jüngste Ent wicklung der französischen Malerei, in der er nur Len Ver- fall des Schönen sah. Um sich zu retten, warf er sich direkt der Nachahmung der großen Italiener in die Arme. Heute tritt uns Bernard als entschiedener Nachahmer der Vene- tianer entgegen, unter denen er am meisten von Gtor-
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