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Ok^nIriS« KoRLLsn» :: VLsttsr» :: :: ZrLrv ertic^o -Lesev. Der Kaiser frühstückte gestern bei dem Generalobersten Freiherrn von der Goltz. Bei der heutigen Ziehung der Sächsischen Landes- lotterte sielen 60 000 Mark auf Nr. ,'!L 003, 5N MN Mark aus Nr. 61 7-13 und 30 000 Mark aus Nr. -11677. Der Seniorenkonncnt des Neichotages einigte sich dahin, daß! die Osterserien am 1. oder 2. April eintreten sollen. In der Budgetkommisston des Reichstages äußerte sich Stacussekretär non Tirpitz über die gestrige englische Unter hausdebatte. In Erfurt sind infolge einer Milchinfektion -18 Personen an Typhus erkrankt: bisher sind drei Todesfälle vorgekommen. Den Wiener Blättern ist ein amtliches Aviso zuge gangen, wonach Mitteilungen über Truppenbewegungen ujw. untersagt werden: es werden, wie verlautet, im ganzen sieben Armeekorps mobilisiert. In Birkigt bei Tetschen wird eine Funkcnstation für vrahtlose Telegraphie zwischen Berlin und Wien eingerichtet. Zur LricirtkrisiS. Oesterreich macht sich fertig. Den Ernst der Lage- kennzeichnet folgendes amtliche Aviso, das bereits zweimal durch die^Polizeikorrei'pon- devz „Wilhelm" den Wiener Blättern zugcstellt wurde. Es hat folgenden Wortlaut: Tic löbliche Redaktion wird daraus aufmerksam gemacht, daß Mitteilungen über Lruvvenbewegnngcn, Standesergänzungen, Verschiebung und Verlegung von Regimentern und Bataillonen bei Gefahr der Konfiskation unstatthaft sind. In verschiedenen Abteilungen des Kriegsmi ni ste rin ms und des General st abcs in Wien herrscht seit gestern abend Permanenzdienst. Es wird dort Tag und Nacht gearbeitet. — Ter Wiener Magistrat, der die Pcrmanenzhaltung der Reservisten und Landwehrmün- uer durchznsühren hat, wurde angewiesen, einen Nachtdienst einzusühren. Demzufolge wurden die Beamten, die sonst von 8 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags ununterbrochen Dienst hatten, schon um 12 Uhr mittags entlassen mit dem Bedeuten, daß ein Teil von ihnen wieder von 2 bis 6 Uhr. der andere zur Nachtzeit Dienst zu mache» hat- — Wie anS militärischen Kreisen verlautet, werden nicht nur die be reits genannten fünf Armeekorps, sondern noch zwei weitere, also im ganzen sieben Armeekorps, mobi lisiert. (Die tistcrrcichischunngarischc Armee zählt ins gesamt 15 ArmcckorpS.s In Birkigt bei Tetschen, an der deutsch-öster reichischen Grenze ist eine Abteilung des österreichi schen Eisenbahn-Telegraphen-Regiments eingetrofscn und richtet eine Funken st ation für drahtlose Telegraphie zwischen Berlin und Wien ein. Der letzte gemeinsame Ministerrat in Wien beschäftigte sich mit der Erteilung der Antwort Oesterreich- UngarnS auf die letzte Note Serbiens. Forgach wird die Note am Freilag in Belgrad überreichen. Sie wird nicht den Charakter eines Ultimatums trage». > Serbien soll die Möglichkeit geboten werden, die erste Ant wort auf den jüngsten Schritt Forgachs einer Nachprüfung zu unterziehen. Die Wiener »Pol. Korr." meldet aus Konstantinvpel, daß die Intervention des englischen Botschafters bezüglich der Durchfuhr von Kriegsmaterial für Serbien sich darauf beschrankte, Ausladungen von Dyna mit, wie dessen Unterbringung in den türkischen Maga zinen von Saloniki zu erwirken. Aus die Durchfuhr non Kriegsmaterial selbst bezog sich die Intervention nicht. Die neuesten Meldung«« lauten: Berlin. lPriv.-Tel.) Ans Wien und Belgrad liegen folgende S t i m m u ng sb e r ich t e vor: Wien. Tic gestern gemeldete Rescvvisten-ciniSernfnn-g in Wien hat in Ser Reichshauptstadt große Aufregung hcrvorge'.-usen. Tie Redaktionen muhten die ganze istacht hindurch aus telepho nische Anfragen von Reservisten und Angehörigen von Ossizieren und Mannschaften Ausschluß darüber geben, welche Korpsrcgimentcr mobilisiert worden seien. Be sondere Aufrcgirng herrschte wegen des Dcntschmeister- ragiurents, das sich aus Wienern rekruticrr und erst vor wenigen Jahren nach längerem Aufenthalt in Bosnien nach der Heimat zurüügekchrt war. Schon ans dem Grunde, daß dieses Regiment mit den Verhältnissen in Bosnien sehr vertraut ist. wird vermutet, daß es als eines der ersten in das Operationsgebiet oirtsendet werden dürste. — Belgrad. Hier herrscht andauernd Kriegs- e n ts ch l o ssc n h c i t. Man betrachtet den Krieg als unmittelbar bevorstehend. I» der Stadt herrscht fieberhafte Aufregung. Der Verkehr ist fast gänzlich lahmgclegk. 'Fortwährend treffen Truppenuach- schübe und Mnnitipuszüge ein und bewegen sich haupt sächlich nach der bosnischen Grenze, während die Donau— Save-Linie geräumt werden soll. Der russische und der französische Gesandte hatten gestern Besprechungen mit Milowanowitsch. Später erschien der Kronprinz aus der russischen Gesandtschaft. Seit einigen Tagen verbringt der Kronprinz den größten Teil des Tages bei seinem In- rantcrie-Rcgiment. Rach der gestrigen Sitzung des Kriegs- rates hielt er an die Offiziere eine Ansprache, in der er sagte: „Ich bin glücklich, meinen Kameraden mitteilcn zu können, daß die serbische Armee und ihre Offiziere mit vollster Zuversicht ans den Kricgsmintstcr, ihren obersten Kommandairten, rechnen können. Die Führer der Armee sind fest entschlossen, keine Demütigung seitens Oesterreich Ungarns zuzulasse», solange noch der letzte serbische Soldat im Felde steht." Pest. (Priv.-Tel.) Morgen gehen von hier sechs D o n a u - M o n i t o r e nach Petermardein oder Scmlin in vollster Kricgsrü st u n g ab. Frankfurt a. M. Die „Franks. Ztg." meldet «ins Sofia: Bulgarien gestattete ans dringendes russisches Bcr 1 anqen die Durchsicht: des für Ser bien b e st i m m t c » . in Saloniki ongehaltenen Kriegs Materials über Varna. Neueste Trahtmeldunsten vom 17. März. Aus den Retchstagstommisstonen. Berlin. «Pri». Tel.) Die B n d g c t k o m m i i s i v n begann heule die Beratung des Marine-Etats mit einer allgemeinen Aussprache. Staatssekretär v. Lirpip ging zunächst aus die gestrige englische Unterhaus-Debatte ein. Im einzelnen entziehen sich die Ausführungen des Staatssekretärs der öffentlichen Wiedergabe. Er erklärte n. a„ er wisse nicht, wie Makenna dazu komme, zu be lumpten,-daß Deutschland im Jahre 1012 17 „Invincibles" haben werde, in Wirklichkeit werde cs dann nur dreizehn haben. Der Staatssekretär erklärte ferner auf bezügliche Anfrage, eine Anregung von England aus wegen Beichrän kung des Floitenbaucs sei nicht erfolgt. Er halte die ganze Erörterung für inopportun. Tie Voraussetzung i» bezug ans den deutschen Flottenansban, von der man in England auSgehe, sei nicht richtig. Aus eine weitere An krage, ob man einstweilen mit dem Flvttengesctz auskow. tuen könne, erwiderte der Staatssekretär, nach dieser Rich tung hin könne er beruhigend antworten. Nach Ans siihoung des Flottengeietzes werde unsere Flotte aus reichend sein, soweit man überhaupt für absehbare Zeit Voraussagen könne. Das habe auch der Reichskanzler be reits erklärt. Weiterbcratung morgen. Zum Ausstand der Pariser Postbeamte«. Paris. Die Zahl der Ausständigen ist vci hältnismäßig gering. Bisher wurden 700 Angestellte wegen Beteiligung am Streik ihres Amtes enthoben. Da gegen ist die Zahl derjenigen, die den Ausstand durch lässige Dienstleistung unterstützten, besonders unter den Telegraphisten überaus groß. Dafür spricht die Tatsache, daß in Paris, wo sonst lOOOltO Depeschen täglich eintrefse» nnd versendet werden, gestern im ganzen nur 12MO abge fertigt werben konnte». Gestern abend hielten 1506 Tele graphistinnen und Telephonistinnen eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, die Arbeit heute einzustelleu. Aus den Provinzialstädten, io ans Havre sind Rouen, wird gemeldet, daß die dortige» Angestellten sich dem Streit a» gcichlossen haben. Von verschiedenen Kategorien der An gestellten der Post und Telegraphie wird erklärt, daß de, Streik erst dann ein Ende nehmen wird, sobald Unter staalüsckretär Symia» sein Amt nicdergelcgt haben wird. Tclegraphcnarbciler iahten einen Beschl-ußantrag, in dem sie erklärten, daß sic jede Beziehung zu den Vorgesetzten Behörden abbrechcu werden, solange der Mann an der Kuilst «uv Wintinülafl. Adalbert Matkowsky -j» Mit LdaLbert LLatkowsky. her, wie im Morgenblatt bereits kurz gemeldet, gestern abend in seiner Berliner Wohnung seinem Leiben erlegen ist, erlosch eine Welt von Schönheit nnb Kraft. Er war wie wenige mit Natur- gaben seltener Art Ledachj. In seiner Jugend wirkte er bezaubernd durch die apollinische Anmut, die fein ganzes Wesen ausstrahlte, in seinen Mannesjahreu durch bas Heldenhafte feiner Persönlichkeit. Ihn in seiner Blüte zu sehen war schon Freude: die Gestalt von vollendetem Ebenmaß, die blitzenden Blauaugcn urrter düsteren, energisch geschweiften Brauen, der Mund edel ge schweift. zart, ein wenig frauenhaft in dem kühn geschnitte nen Gesicht, wie frei und stolz die Stirn unter der lasten den Schwere seiner dunklen, reiche» Locke». Etwas pracht voll Wildes hatten trotz ihres klassischen Schnitts die Züge. Tie schöne Hülle barg einen Reichtum hervorragender geistiger Gaben. Dazu hatte er ein Temperament, u»ge- stüm, wild, feurig, das ihm die schärfsten Schlachte» be reitete — sein ganzes Leben war Temperament. Und seine Anlage zu stürmischem Auslcbeii seiner Persönlichkeit mag auch die Fundamente dieser urgcslinde» 'Natur erschüttert haben. — Matkowskys Kunst hatte großen Stil, seine lodernde Begeisterung zwang den Zuschauer in ihren Bann und riß ihn zu Höhen empor. Nichts Kletnliclws mar in seiner Artung, was er auch anzmckte, wurde groß zügig. Bühncnblut, das echte, unverfälschte, pulsierte ln seinen Adern und trieb den Jüngling aus der Lehre, in die ihn die Not des Tages zwang, aus die Bretter, die er vasch als König beherrschen sollte. Der Berliner -Sosschauspieler Oberländer leitete seit«« ersten Studien, durch ihn kam der junge Künstler an das Hoftheatcr in Dresden» dem er bis zum Jahre 1835 angchörte. Hier war es der Obercgtsseur Marcks, der Len Jüngling ln jeder Hinsicht förderte. Die Dresdner Jahre ivarcn die Sturm- und Drang- pertoüe des jungen Matkowsky. Er schäumte oftmals ge hörig über, er wurde aber vasch zum ausgesprochenen Liebling des Publikums, seine strahlende Persönlichkeit in Verbindung mit der glänzenden Begabung siegten überall: Romeo, Don Carlos, Ferdinand, Don Cesar. Prinz von Homburg, Hamlet waren eine Kette von Er folgen. Als Matkowsky in Dresden sein Jahr abdicnte. gleich-zeitig aber dem Verbände des Schau spielhanses angc- hürte, wurde die Stelle, uw der jugendliche Held in schmucker Uniform Posten stand, direkt zu einem Wallfahrtsort, in erster Linie natürlich für das zartere Geschlecht. Alle lieb ten ihn, und der Ruf, der seine wilden Taten begleitete, erhöhten womöglich seinen 'Nimbus. Bon Dresden ging er an das Hombirrger Stadttheatcr, dem er bis zum Iabre 1880 angchörte. — Als Sigismund in Grillparzers „Leben ein Traum" betrat er zuerst die Berliner Königliche Hof bühne, der er von 1580 als hcrnorragendstes Mitglied an- gehörtc. Ans dem jungen Helden wurde bald der -Held: Petrnochio, Othello, Iaromir, Posa. Dell, Ficscv, Karl Mvor, Egnront, kurz, fast alle glänzenden Gestalten klassi scher Dichtungen hat er verkörpert und sich mit ihnen auch ln Berlin rasch lein Publikum erobert. Er brauchte das Kostüm, den Rahmen, um sich wohl zu suhlen, aber er mar nie äußerlich, er hatte Seele, Empsindnng und echten Hninvr, der so oft köstliche goldene Lichte aus seine künst lerischen Leistungen wars — wie herzlich war sein Lachen. Seine letzte große Leistung am Berliner Königlichen Schau- spielhause mar der Götz, in dem sich noch einmal der ganze Zauber seines Wesens, seiner durchaus männliche» Per sönlichkeit osscnlmrte. Er hat nie mit sich gegeizt, künst lerisch und menschlich nicht, mit dem Pfunde, das ihm ver liehen war, hat er reichlich Wucher getrieben. Leicht zu nehmen als Mensch war er nicht, Künstler mit so starker Vitalität pflegen selten „bcguem" zu sein, wer ihn aber gewonnen hatte, hatte ihn ganz, und seine Freunde ginge» für ihn durchs Feuer. In seinem Privatleben mar er nicht sehr glücklich. Bor einigen Jahren hatte er auch das Un glück, den einzigen, geliebten Sohn durch einen tödlichen Sturz im schottijchen -Hochland zu verlieren Matkowsky hat den schweren Verlust nie verwundet» Bon da ab war etwas in ihm zerbrochen. Lange hat seine Natur gegen die Krankheit gekämpft, der er nun erlegen ist. Der Aufent halt im „Weißen Hirsch", der ihm sonst immer so wohl ge tan. versagte, auch im Sanatorium, das er zuletzt ausge sucht. hat er vergebens Gesundung gesucht. A» werte Meerfahrten, die seinem stark angegriffenen Nervensystem früher so genützt, war nicht mehr zu Lenken gewesen. Als Fünfziger — NLatkowsty ist 1858 in Königsberg ge boren — ist er Lahingegangeu — für die deutsche Schau spielkunst bedeutet sein Tod einen schweren, kaum ersetz ! baren Verlust. Mclpvmene steht an seinem Grab«' mit gesenkter Fackel. Hartwi g. f* Mitteilungen ans dem Bureau der Königlichen Hoi- thcater. Für das Gastspiel der Frau Marcella Sem brig (Montag, den 22., -und Donnerstag, den 25. Märzl, gelten die folgenden Eintrittspreise: 1. Rang: Logen 15 Mt.: 2. Rang: Freurden- nnd Mittellogen 12 Mk., Seftenlogen 8 Mk.: -8. Rang: Proszenium- uirö Mittellogen 7 Mk.. Seftenlvgen 6 Mk-: 1. Rang: Balkon 6 Mk., Mittcl-tyaterie und Proszenium-Logen 5 Mk., Scitengalcrie, Seiteu-Logen und Stehplätze 2,50 Mk.: 5. Rang: Mittel-Galerie 2 Mk.. Sitz- und Stehgolcrie. Prospeniiirn-Logcn 1,60 Mk.: Parkett Logen l2 Mk., Parkett N. bis 14. Reihe) 12 Mk., Parkett 115. bis 10. Reche) 10 Ml., Stchparkeit -1 Mk. Der Vor verlaus zum ersten Gastspiel (Montag, den 22.), beginnt Sonntng, den 21. März, vormittags ^->11 Uhr. an der Kasse des Opernhauses. — In der Aufführung von Mozarts „Figarvs Hochzeit", Freitag, den 10. März, gastiert als Gras Almaviva Herr Kammersänger Egenicss von der Komischen Oper i» Berlin auf Engagement. Den Figaro singt Herr Zvttmanr vom Deutschen Landes theatcr in Prag als ömst. — Der Bvrverkaus zn dem Lust spiel „Mrs. Tot", das Sonnabend, den 20. März, im Schauspielhause znm ersten Male onfgesührt wird, bsqinnt Freitag, den 10., vormittags 10 Uhr. f* Di« Resolution, bie bei der leisten Gei«raloersaminlung des Ortsvcrbandes Dresdner Hoftheater «in stimnftg angenommen wurde und di« Stellung zu den schweben den Konflikten zwischen Bühnengenossenschaft und Bühnenverein präzisiert, hat nach dem Bühnengenossenschafts-Organ „Der neue Weg" folgenden Wortlaut: „Der Delegiertenversamm lung der Genossenschaft Deutscher Biihnen-Anaehöriger in B«r lin im Dezember 1008 wurde ausdrücklich das Recht zugestandcn. den neuen Vertragsentwurf anzunehmen oder abzulehnen. Der Bühnen-Verein hat aber tatsächlich nur di« Annahme d«« neuen Vertragsentwurfs als Recht zugestanden, denn sonst hätte er die Ablehnung nicht als ein ihm zugefiigtes Unrecht gebrand- markt und mü den schroffsten 'Maßregeln geahndet. Daß etwa den Bühnen-Verein imr die „Formder Ablehnung bewogen hätte, jede Verbindung mit der Genossenschaft zu zerschneiden, erscheint als ein nichtiger Vorwand, nachdem es zur Genüge be.