Suche löschen...
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090214020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909021402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909021402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-14
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
* L ^ - ? - r»« 5^ straste gegen Felsen gelaufen. ?ln Bord befanden sich un- aesähr IM Personen an Mannschaften und Passagieren, di versuchten, sich aus Booten und Flöhen zu retten. W Per tonen gelang es. das Land zu erreiche«: die übriger sin- wahrscheinlich umgekommen. Riga. Fn der Nähe der Kathedrale wurde der Bor sitzende -es temporären Kriegsgerichts Kaschelen» von einen Unbekannten durch einen Rcvolverschuß am Kops« verwundet. Der Tater ist nach längerem Widerstand» >chwer verwundet und dann verhaftet worden. Oertliches nno Sächsisches. Dresden. 13 Februar —* Le. Majestät der König empfing heute mittag die HosdepartementSchefS zum Rapport und wird mit der Frau C r z h e r z o g i n M aria Fosepha, deren Abreise verschoben worden ist, das Lonper bei der Frau Overhos- meisieri» von der OKibelciitzLinnngen entnehmen. * Heute früh verstarb nach langen, schweren Leiden im Krankenhauie Si. Jakob in Leipzig Herr Regierungs- amtmann Curt Arthur v. Herder Nieder-Forchheim. Tie Tranerseier findet in der Parentationsiialle des Fv liannissriedlivseS z» Leipzig Montag vormittag 'Zl Uhr iiail. - * Die Einwohnerzahl Dresdens mit Albertstadt be trug nach dem ZäliluiigScrgebnis vom l. Dezember IE,: -INMV, nach dem Forischreibungsergebnis am >. Januar IM>: 515 100. —* Die Futerimsdrückc ist hente vormittag durch das städtische Tiesbauamt und die Vertreter der am Brückenbau beteiligten Unternehmerfirmen einer Besichtigung unter zogen worden. Das Ergebnis der Untersuchung bildet die erfreuliche Tatsache, dasi nach den angeordneten und mit Eiter betriebenen provisorischen Fnstandictzungsarbeiten eine beschrankte Freigabe des Bauwerks wird erfolgen kön nen Als voraussichtlicher Termin wurde seitens der mit der Aussuhrung betrauten Firmen heute nacht 12 Uhr l>ezcichnek. Von diesem Zeitpunkte an dürfte also die F n - i c r i m s b r u ek c wieder dem Fußgängerverkehr z u r Bcrsü g u n g si eh e n. Dagegen wird es »och l bis 2 Wochen dauern, bevor die Llrastenbaiinen und das wnstige Fuhrwerk die Brücke aufs neue benütze» können. 'Wahrend der durch Sie Lperrniig der HilsSbrücke notwendig gewordenen Umleitung des LtrastenbahnbetriebS verkehre» iür d i e B e s n ch e r derHosope r nach Lchlnst der Vor- ürUiing solgende Londerwagen: Vom Theaterplatz ober Postplatz OstraÄIlee-.Marienbrücke—Anton straste nach dem 2Ealdichlösichen: — vom Theaterplatz nach dem "ailvibahnhvse: — vom Lchlostvlatz nach Vorstadt Strehlen. Voriräge über Rcichssiiianzrcsorm. Die D r e s d- ner 2! ativnalen 2l n s s ch üsse veranstaltelen gestern abend im grvsten Kvnzertsaalc des Zoologi schen Gartens eine 'Versammlung, in der die Herren Professor Dr. L a m p r c ch l - Leipzig und Prof. Dr. jnr. et phil. W nttke - Dresden Vorträge über „D i e R e i ch ö- linanzresorm" hielten. Der Laal war nur mastig besucht. Unter den Erschienenen bemerkte man den Prä sidenten des Landeskoniistorinms v. Zahn. Generaldirek tor GrafenSeebach, General derKavallerie v. Kirchbach. Prä sidenten der Oberrechnungskammcr a. D. Edier v.d. Planitz, ferner die Herren Generaldirclior v. Kirchbach, Ministerial direktor Geh. Ra» Dr. Schröder, Präsident der Oberrech- niingskaminer Lowe, die Geh. Regierungsräke Heint und Lieglich. Geb. Oekonomierat Krair, Obervcrwaltungs- gerichisrat Genzel. Kommerzienrat Arnhold, Liadtrat Dietz und die Proieisvren Börner und Hanlel. 'Vach einer kurzen Begrnstniig durch Herrn Lkadtverordncren Dr. Hops be gann Pro». Dr. La mp r ech t seinen Vortrag. Er führte 'eine Zuhörer 'gierst in das Finanzwesen ScS alten Reiches ein, in das 7. und ü. Jahrhundert, wo der ge-amle Grund und Boden dem Reiche gehört habe. Rudolf von Habs- bnrg, Karl IV.. Karl der Grone und Mianel könnte man denische Fiiiauzgenies neilne». Unser deutscher Adel habe keine Finanzgenies hervorgebracht, denn er besitze ja sellx'r nichts, i'lnücrs der österreichische Adel, der sogar an der Börie engagiert sei. Der groste Dominialbesitz des Reickres sei iii der Folgezeit bis znm >2. Jahrhundert dadurch ver- loreii gegangen. San die Könige groste Ländereien vcrichenk- ren. um die Groste» des bleiches an sich zu sejscln. DaS Deutsche Reich sei im 12. Fahrhunderl nicht an der äuße ren Politik, sondern an der inneren zugrunde gegangen. Nu» luchlc der erste Ltansc, Friedrich I., Barbarossa, da durch zu helfen, dast er sich neue Mi riet fürs Deuk'chc Reich in Ftalic» holte. Und es gelang ihm. Doch bald danach war die Möglichkeit. Lteuern zu erheben. °chon an die Für sten ubergegangen. Ilm die Mine des 12. Fahrhunderts, zur Zeit des Fnterregnums, iah man ein. dast eine Wand lung geschaiseu werden miine. Rudolf von HabSburg ver suchte die Zurückgewinnung des RcichsgnieS: er entwickelte eine direkte Liener über die Ltädtc. es gelang !bm aber nickt, die indirekte Liener berbeizulühren. Fm 1-'. Fahr hundert sind die Zustände immer schlimmer geworden: man verwoitite die Kaiser nur noch, und mit Reck«, am meisten Ruprecht von der Pialz. Diese Entwicklung des Reiches ist von verhängnisvoller Bedeutung für die Gegenwart ge worden. Die Desorganisation der Finanzen dauert auch heule sor» trotz des wiriichasilichen Ansschwnnges. Wenn wir nicht bald ui einer Reichsfinaii.-rciorm lvmmen, io .Een wir unweigerlich Zuständen wie im 12. und l-2. Fahr- üundert entgegen. Dem Reiche müssen Mittel werden, von denen wir bestimmt wissen, dast sie dauernd Helsen. Fn .weiter Linie kommen erst die einzelne» Staaten. Blüht das Reich, io blühen auch die einzelnen Staate». Wir mucken solche Ltcnergnellen anschlagen. die dem Reiche be ständigen Nutzen bringe». Wir sind im Laute der letzten zwanzig Jahr« reicher geworden, aber entschiede» noch uxurioser alS reich. Der Reichskanzler hat mit seiner Klage ,an, recht. Unsere Wohnungen z. B. sind -u komfortabel gebaut. Venn nicht bald dem Reiche geholfen wird, so wer den mir rS bald etnsehen. dast cS sich hier nicht um einen schönheit-fehler am Reiche handelt, sondern um eine ressende Krankheit, die daS Reich verzehre« kann. — Anhal- terrder Beifall dankte dem Redner tür seine knapp drei- viertelstündigen Ausführungen. — Gleich darauf betrat Pros. Dr. Wuttke daS Rednerpult. Sr könne nicht so eindrucksvolle Bilder entrollen wie der Historiker, sondern müsse alS Nationalökonom mit Zahlen operieren. Leit den 80er Fahren habe die Schuldenlast des Reiches um 4 Mil- liarden zugenommen. Fm 19. Fahrhundert habe der preu- sti'che Staat wirtschaftlich sparsam gearbeitet. 'Nicht so das Reich. Unsere Schisse seien nicht aus der Steuerkrast des Reiches gebaut morden, sondern sie stellten gewisser inasten des Reiches Schulden dar, die auf dem Wasser schwimmen, da nur «> Prozent aus dem ordentlichen Etat, die übrigen l«1 Prozent a»S Anleiheinittctn gedeckt wür den. Redner zog sodann einen 'Vergleich unserer FinariH- wirtschaft mit der Frankreichs. DleseS Land habe sich seit allers lwr einer ausgezeichiictenFinanzpoliiik erfreue» dür fen. Auch wir müsse» zu einer geordneten Finanzmirt- schast kommen. Fetzt können wir die Lasten, die uns ans erlegt werden, noch tragen. Fn Zukunft wird dies n i ch i mehr mvgli ch s e i n. Wir müssen ein gewisses Gleichgewicht in Einnahmen »nd Ausgaben herbcisühren. Wie hat sich nun die Finanzresvrm zu bewegen? Die einzelnen deutschen Staaken stehen unter ganz verschiede nen Llcucrverhällnissen. Der Süden De»itschlauds hat nie die straffe Organisation PreutzrnS besessen. Die Matri- kularbeikräge sind eine finanzpolitische Notwendigkeit für daS Reich. Durch diese sucht sich daS Reich die Mittel zu ver-chafsen. die ihm aus den direkten RcichSsieuern fehlen. Diese Beiträge dürfen nich > zu D e s > z i t S d c ck u n g c » benützt werden, sondern sie sollen nur einen Ausgleich herbcisühren. Fn den 70er Fahren setzen nun die Stempel und Verkehrsabgabeu ein, die langsam im Lause der Fahre gesteigert morden sind. Gegen oü Prozent bringt das Reich indirekt nnd 10 Prozent nur direkt aus. Redner ging nun die einzelnen, in Aussicht genommenen Steuern durch. Die neuen Lteucrtheoretiker sind alle Pessimisten. Ideale Steuern gibt es nicht mehr. Jede Steuer bat Vorteile und Nachteile: kn älteren Zeiten hat man die Steuer sogar alS einen Eingriff i» die Privatwirt'chaft betrachtet. Die wirt schaftlichen Steuern der neueren Zeit begünstigen die Kon- zeiitrativnswirknng für die Produktiv». Fede Steuer ver langt zwei Opfer, einmal dos Opfer, waö in ihr selbst liegt, und dann daS Opfer, das aus ihren Nebenwirkungen hervorgeh!. Ein grostes Opfer wird diesmal vom deut schen Volke verlangt werden. 500 Millionen sollen anige brachl werden. Die Steuer must alle treffen, nicht nur die Reichen, sondern auch die Armen. Sonst ist rs keine gereckte Steuer. Nur wer Opfer bringt, darf sich an der Politik des Reiches beteiligen. Mit dem Vorlesen eines Briefes Luthers an sein« Steuerbehörde, in dem er sich freiwillig zur Steuer anbok, schlost der Redner ferne einstündige, mit viel Beifall oufgenommene Rede. — Dr. Hops sprach den beiden Bortragenden den Dank der Ber snmmlung und der nationalen Ausschüsse ans. Schließlich nahm man einstimmig s o l g e » d c R e s o l u t i o n an: „Die Versammlung spricht die Erwartung auS, dast die Reichs- sinanzgcsetze im Hinblick ans die wirtschaftliche und politische Lage des Reiches angenommen werden." Kurz vor 10'- Uhr ging man auseinander. — Der Brief Luthers, der noch nirgends veröffentlicht ist, hat folgenden Wortlaut: „Ich wollte auch gern mit »leinen Pscnnigeii bel dem Turteiizuge sein und zwar unter denen, die willig beitrage», denn derllnwilllgen sein genug. Ich wollte auch gern ein gu. tzrempcl geben, dem Neid begegnen und andere ausmunlern, wen» sie sehe», dast auch Dr. MartinnS mititeiicrc. Ich hoffe, es würden die Groschen, so ich und andere gehorsamen und freu digen Geinnis beilragen, Gott nickt minder wohlgefällig sein als der Witwen Schärsleln und besser als die Dukaten, welche die Reichen mit Unwillen erlegen." Diesen Brief hat Luther geschrieben. alS der Kurfürst von Lachsen Geld zu seinem Türkenznge benötigte. —* Ballonverfolgung durch Automobile. Die morgen vormittag früh 9 Uhr in Reick beginnende Hebung findet bei jeder Witterung statt, ausgenommen bet einer Wind stärke. die dem Ballon gefährlich werden könnte. —» Polizeibericht. 12. Februar. «Gestern nachmittag gegen 2 Uhr wurde aus der Marschallstraste ein Straßen kehrer von einem Rollgeichcrr überfahre». Der Gc- schirrnihrer. dem rücksichtsloses und unvorsichtiges Fahren zur Last stillt, fuhr unbekümmert um den daliegendc» Mann weiter und konnte erst am Tcrrassen-User von einem ihn verfolgenden Kriminalgendarmen angehalten und an Poli- zcistclle vorgcsübrt werden. Ein zweiter Gendarm nabm sich des Uebcrsahrenen an und brachte ihn nach der nahen Sanitätswache, wo an ihm ein Knöchclbruch scstgestellt und er mit einem Nvlverbande versehe» wurde. — Ans der Maricnbrücke kam vor einigen Tagen ein radfahrender Kassierer zu Falle und blieb besinnungslos liegen. Er halte eine Gehirnerschütterung erlitten nnd fand die erste .Hilfe in der Verbandstation aus dem Kaiser Wilhelm-Platze. — Vor etwa l Wochen hat ein Koppel- knccht in einer in der Nähe der Hechtstraße gelegene» Restauration seine» grünen Rucksack, enthaltend mehrere Kleidungsstücke und eine Brieftasche mit 'einen Papieren, zur einstweiligen Aufbewahrung abge geben. Da cS Sem Genannie» trotz eifrigen Suchcns nicht gelungen ist, das fragliche Restaurant wieder ausziisinden. wird dessen Inhaber hiermit ausgcfordort, sich ungesäumt mit dem Fnndamte der Königliche» Poltzelbirektton ins Einvernehmen zu setzen— Fn Verwahrung der Königlichen voltietdtrektton befindet sich «ine mit Christ bäum, schmuck im Werte von ungefähr 10 Mark gefüllte Kiste, die wahrscheinlich von einem Diebstähle herrührt. Sach dienliche Mitteilungen werden an di« Krimtnalabteilüng erbeten. ' ' ' —* Die Feuerwehr wurde gestern viermal alarmiert, und zwar nach Am Markt 8. Wettin erftrahe 3, Wintergarten st raste 70 und Wettinerplatz. An den beiden ersten Stellen betraf es giauchniederschläge, am dritten Orte drohte eine Lampe zu explodieren, und an letzter Stelle ivar ein Feuermelder böswillig in Tätig keit gesetzt worden. Das Dunkel über den Gljede rfund bei Dohna ist bereits gelichtet. Es handelt sich keineswegs um ei» 'Verbrechen, da das Wese», von dem die ansges»nde nen Gliedmaßen stammen, allerdings regelrecht abgoschlach tet worden ist, aber nicht ein Mensch, sondern ein Tier, und zumr ein Bür in Betracht kommt. Dieser ist in Dresden von einem Wirte getütet und sein Fleisch verspeist worden. Die nicht z» verwertende» Teile sind einem Manne mit den, Anstrage übergeben worden, sie zu vergraben. Das hat er aber nicht getttti. sondern sie an der Fundstelle den Bügel» gnsgesctzt. Gestern nachmittag brannte die Klippermühle, das zu Tharandt gehörende alte Mühlengebäud«, vollständig ab. Als der Brandstiftung stark verdächtig wurde ein Enkel des Besitzers in Hast genommen und dem Amtsgericht Tharandt zugesiihrt. —* Wie die »Lcipz. 2k. 2k." Mitteilen, befindet sich -er Mörder, der am Morgen des 2. November in Leipzig in der W i n d m U h l e n st r a st e die hochbe tagten Frieürichschcn Eheleute aus dem Hinter halte übersiel und erichlu g„ noch immer in Leipzig Am Frettaa vormittag erhielt die Redaktion einen Brie, ohne Unterschrift, der zweifellos von der Hand desselben frechen Buben herslammt. wie die drei an die Besitzer der Firma F. F. Weber gerichteten Erpresserbriesc. Die An nahme, dast sich der 'Verbrecher nach auswärts gewandt bat. ist sonach unzutreffend, denn das Schreiben ist in Leipzig am 12. d. M. auf Postamt II lEutriyscher Straße 19s vor mittags zwischen 8 und 9 Uhr ansgegeben worden. Fn dem Briese schreibt der Mörder in überaus frechem Tone etwa folgendes: Die Redaktion solle zur Kenntnis ihrer Leser bringen, dast es sür die Bewohner Leipzigs ebenso ver geblich sein würde, auf dem Mond spazieren zu gehen, wie ihn zu sgngen. Sv lächerlich und überhebend seine sdes Briesschreibcrss Erklärungen auch klingen möchten, die Zukunft werde eS bestätigen, dast sie nicht aus Renommi sterei beruhten. 'Alle Behörden, mir denen er idcr Brics- ichrribers es bis jetzt zu tun gehabt habe — nicht nur die Leipziger — hätten „ihre Ohnmacht" ciiisehcn müssen. Wenn man alle Bewohner Leipzigs im Alter von 29 bis 20 Fahren verhastcie, jo würde man ihn doch nicht finden. Damit solle sich „das Bürgertum" nur absinöcn. Er wolle aus giebige Rache nehmen an der gesamten Gesellschaft. Er sei wegen einer lächerlichen Verfehlung, und zwar nicht, wie man aniiehmc, wegen Eigeniumövergehens oder Unter schlggung mit Gefängnis bestraft worben, und sei deshalb zu dem geworden, was er jetzt sei, da seine Familie, ,F>ic durchaus keine Ausnahme von andern bürgerlichen Fcuui licn in Leipzig auf Mucker-, Spießer- und Philistertum machte, ibm dies nie verziehen habe. Fn wetteren Aus führungen des vier Letten langen, eng beschriebenen Brieses kommt der Anonnmiis dann darauf zu sprechen, dast er Erpressungen an noch andern Personen in Leipzig beabsichtige, die er sür de» Fall, dast sic nicht „strikte seiner Aufforderung Nachkommen sollten", mit dem Tode bedroht. Am Schlüsse des Brieses ergeht sich der Wicht in Aus füllen gegen die Behörde und droht bei einer Festnahme seine Verfolger zu erschießen. Aus dem Briefe spricht eine unglaubliche Ueberhcbiing und Sicherheit den Behörden gegenüber, wie sie wohl »och nie dagcwcscn ist. Gerade die Frechheit des Burschen, von der der oben skizzierte Brie, ein erneutes Zeugnis gibt, liefert den Schurken hoffentlich bald der verdienten Strafe aus. —* Ein Uebcrsall ist am Freitag abend auf der Deube- ner Straße in Leipzig-Eutritzsch an der Werk- mcistersehcsrau Grüner von einem unbekannten. M bis 10 Fahre alten Menschen verübt worden. Dieser feuerte aus die Frau, die ihren Ehemann vor einer Fabrik erivar- tete, 2 biS i Revolverschüsse ab. Als die Kugeln nicht trafen, packte er die Frau an der Brust, warf sie «ms einen Stein- Hausen und hieb mit einem harten Gegenstand aus ihren Kops los. Als die Frau bewußtlos am Boden lag. lies der Rowdic davon. — Amtsgericht Der Handels man n Hermann Paul Buse und die Händlerin Minna Lcpv haben sich wegen Betrugs und Bcktelns zu verantworten. Beide sind aus Aschcrslcben gebürtig: crstcrer ist 2l Fahre, letztere 25 Fahre alt. Das Pärchen bereiste Deutschland, wobei cs mit Streichhölzern hausieren ging. Buse stellte sich blind, die Lepp war icinc Führern«. Fn Dresden wurde das Pärchen entlarvt. Buse ist ans einem Auge völlig gesund und besitzt au, demselben die normale Sehkraft. Dieses Auge hielt er durch eine Brille mit dunklen Gläsern -völlig verdeckt. Zuhause las Buse, wie beobachtet worden war. Romane. Ferner hatte er sich auch einmal dadurch ver raten, dast er in einer Sckankwirtschast, .noch che er ge trunken hatte, das ihm Vorgesetzte Bier monierte. Er hatte er kannt, dast man ihm Lagerbier vorgesetzt hatte, während er sonst Böhmiich trank. Als ein Gendarm in BuseS Zim wer erschien, erkannte er den Beamten sofort an der Uni form. Das Pärchen besitzt keine feste Wohnung und wurde llcbcrlcikungsreziiniioe zw-scheii der letzten 'Veränderung und der geschickt nnd kvnzis »nigebaittcn Fuge dürttc nicht ,edem glücklich cricheinen. Abge'ehcn von der durch zu- 'gllige Umstände eiiigcgebenen Fdee. hier eine rezttativiichc 'Verbindung zu ichafien, must diese namentlich auch deshalb unverständlich bleiben, weil sie äußerlich ansgeklebt ist und mit dem ganzen 'Werke doch nur in ganz obertlächlichem Zu - ammcnbange st c b r. Tas Wert «and durch die Königliche Kapelle unter der hingebenden Leitung Hofkapcllmeister Hägens eine sein abgetönte und in Einzelheiten klare Wiedergabe, io daß nc dem Ton>cver einen schönen Erfolg sicherte. Für den lebhaften Beifall konnie sich Berger selbst mehrmals bedanken. T:e vcidc» anderen Nummern des Programms waren al.e Bekannte Ter 100. Geburtstag Mendelssohns gibt willkommene Gelegenheit, dieses oder icncs Werk des Leip ziger Meisters einmgl. wieder wach zu wecken. Von der gestern .»'vielte» Schottischen Simonie besticht namentlich der erste Satz dnrch seine tnappe und plastische Farm, sowie durch sein elegisch iranmeriichcs Stimmiingsweben. Auch die Auttübrung dieser beiden 'Werke war durch Tonschvnhelt, Wohltlang und Rnndnng a»sgezcichnet, wenngleich in der Scnionic manche rlwttimisciie Einzelheit noch ichär'er hätte ae'astt werden tönnen. Bei vielen Forieikeüen deckten übri gens Sic Pauken, mitunter auch die Trompeten, den Klang des übrigen Orchesters. Hoitapellmeister Hagen wurde für senre lebensvolle »nd bingebendc Leitung durch vielen herz lichen Beifall ausgezeichnet. I)r. Hugo Dasfne r. Emil Richters Kunsisalon. „Viele Köche verderben den Brei." DiVes Sprichwort ialtt einem unwillkürlich ein. wenn man sich das Lammcl- urriuni von Gemälden, das in dieser Woche alle verfügbaren Wände in Emil Richters Kiinstsalon bedeck», vergegenwär tigt. Fst doch wieder einmal in diesem Salon deS Guten oder richtiger gesagt des Mittelmäßige» viel zu viel ans- gehäliit, so daß ein Eindruck den andern schädigt und nur der eines überfüllten Bildermagazins übrig bleibt. Damit aber geschieht niemandem ein Gefalle», den Künstlern nicht, die in diesem Gedränge nicht recht zu Worte kommen tön. nen, und ebensowenig den Besuchern, die sich Mühe gehen müssen, die heterogenen Darbietungen auseinander zu hal ten. Dazu kommt noch, daß eine künstlerische Persönlichkctt von scharfer ausgeprägter Eigenart in der diesmaligen Ausstellung fehlt, nnd dast überhaupt das Gesaminincau unter dem Durchschnitt der vorhcrgrgangenen erheblich zu- rückblcibt. Am meisten davon besitzt unter den zurzeit iui Salon vertretenen Malern ohne Zweifel der Münchner Rudolf Ricmcrschmid «nicht zu verwechseln mit dem bekann ten Kunstgewerbler Richard Rtemerschmidi. Er verbindet als Schüler des Karlsruher Professors Friedrich F c h r die Landschaft mit der Figur, und zwar »o. dast in seinen Gemälden das zeichnerische Element besser als das male rische durchgebildct ist. Das liegt vielleicht an Riemer- ichmids Bevorzugung der Temperatechnik. die den meisten seiner Gemälde etwas merkwürdig Trockenes verleiht, ein Mangel, für den die groste Sauberkeit der mühsam zu- 'ammenstrichelnden Ausführung nicht entschädigt. Die Bilder haben durchgängig etwas stark Schematisches, und die Einförmigkeit der dargestellten Motive trägt nicht dazu bei, die Anziehungskraft dieser Kollektion zu verstärken. Man sieht zumeist a»t avgestimmte herbstliche Waldland- schafien mit einem Weiher, in die eine in der Regel un bekleidete weibliche oder auch eine männliche Figur hinein- gestellt ist. Titel, wie „Märchen" nder „Feuersalamander" sollen dazu dienen, derartige Versuche poetischer erscheinen zu lassen, als sie rö in Wahrheit sind. Fn mehreren Fällen, ln denen ein kleines nacktes Kind die Hauptpnrtie des Gemäldes bildet, wird man daran erinnert, dast dir Art Thomas, mehr oder minder verstanden, in Karlsruhe herumspnkt und auch auf Niemcrichmid ihren Einslust geltend macht. Der „Kindcsakt in der Waschschüssel", die „Sorglossgteit" mit dem aus einer Wiese ausgestrrckt liegen den drallen Mädchen, der „Nackte Junge", der sich fragend das grüne Monstrum einer fabelhaften plastischen Gruppe besteht, das „Kind und Hummel", alles das sind bcabstcb tigic Naivitäten, die ohne daS Vorbild Thomas kaum zu stände gekommen wären. Leider bleiben sic dahinter zurück und entbehren der ungewollten Selbstverständlichkeit, ohne die man dergleichen Einsällc schwer vertrügt. Selbst in dem vortrefflich gezeichneten Porträt der Mutter deS Künstlers macht sich der Einfluß des Karlsruher Meisters merklich fühlbar, während ein „unter dem Torbogen" stehendes Mädchen mit einem Fächer den Rassctnpus der Italienerin höchst charakteristisch veranschautichi. Unter den Bildnissen ThcodorBohncnbcrgers. die von der Stuttgarter Akademie nach München gekom men sind, ist das beinahe lebensgroße Bild einer Dame zu Pferd am besten gelungen. F»dessen ersetzt die Gcschicklich kcit der Behandlung weder hier, noch in den übrigen Bild nissen dieses Künstlers den aussallciiden Mangel an stärke rer pslichologischcr Charakteristik. Otto Th W. Stein, der gleichfalls einige Porträts und Akte ausgestellt hat. bietet in diesem Punkte noch weniger, »a er bleibt sogar unter dem, wie schon gesagt, ziemlich niedrigen Niveau der diesmaligen Leistungen noch um ein beträchtliches Stück zurück. Paus Ehrenbcrgs Tierstücken sicht man die Zü« c l- Schule deutlich an,- vielleicht, daß sich aus diese» Proben solider Arbeit mit der Zeit eine heute noch fehlende Eigenart entwickelt. E. v. G c r l i c >i. der i», vorigen Fahre in der Galerie Arnold teilweise recht glücklich debütierte, bringt außer mehreren Alvcnbildcrn eine Anzahl Wald- interiknrS aus dem Rabcnaucr Grnnde, die sämtlich unter der Manier zu sauren leiden. Fede,»falls dürfte der Künstler mit seiner Ucbersicdliing nach Dresden nicht vor wärts gekommen sei», ebensowenig wie FacaucS Schen ker. der sich, wie seine diesmalige» Landschciftcn beweisen, immer mehr auf seine Routine verläßt und dabei alle In timität elnbüßi Dagegen zeichne,> sich einige Blumenstücke »nd Früchte Ltillcben von Wilhelm Clans durch «hre g.'ichlcklc Anordnung und «hre koloristische Delikatesse vorteilhaft ans. H. A. Lier.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)