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- Erscheinungsdatum
- 1909-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190902090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19090209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19090209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-02
- Tag 1909-02-09
-
Monat
1909-02
-
Jahr
1909
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*8^ 'S L « - r» ^ L - E» «s r. . - unL über M Ortschaften »erbrettet t«. Di« Oraantfatton fach in reichster «eise und mit bestem «rsolg« « ist so «roß. daß von einem «erbunbensein -er Midglteder. getragen. Zum » s rr zehnte rastloser Arbeit zurückblicken, spreche ich Ihnen auch in Erinnerung alter Beziehungen zu meinen Heimgegangenen Eltern meinen tierzlichsten Glückwunsch aus. Möge Gott Jhlten noch lange die Frisch« des Geistes und des Körper» erhalten, welche durch ein kanipsreiches Lebe» hindurch zu bewahren Ihnen deschieden gewesen ist. Bittow." Aus dem Lebensgange Stöckers sei folgende» her oargehoben: Die öffentliche Tätigkeit Stöckers begann in den siebziger Jahren mit der Gründung der damaligen christlich sozialen Arbeiterpartei. Sein Ziel war, die Arbeiter der Sozialdemokratie und dem Unglauben zu entreißen, indem er ihnen die Ueberzeugung beizudringen suchte, das, nur der monarchische, auf dem Boden des Christentums gegründete Staat soziale Reformen herbeizuführen imstande sei. Er scheute sich nicht, auch sozialdemokratische Tlersammlungen zu besuche» und ihren Besuchern die Irrtümer darzulegen, aus denen die Lehren der Sozialdemokratie beruhten. Der Ernst und die Volkstümlich keit seiner Sprache führten ihm bald Anhänger zu. und schon im Fahre 1878 konnte er in den bekannten Versammlungen, die er in Berlin im ..Eiskeller" und in der „Tonhalle" veranstaltete, einen großen Kreis begeisterter Anhänger um sich versammeln. In das pari a nientaris ch e L e b e n trat Stöcker im Jahre 1879 ein. als er zum erstenmal im Wahlkreise Bielefeld Halle- Herford zum Mitgliede des Abgeordnetenhauses gewählt wurde. Hier schlost er sich der konservativen Partei an. und diese erkannte bald, ein wie wertvolles Mitglied sie in ihm erworben hatte. Schon damals mustre seine Vielseitigkeit ausfallen und die Sach kunde. mit der er in seinen Reden auch die seiner amtlichen Tätigkeit sernliegenden Gegenstände zu behandeln wußte. Seine Hauptlätigkeit entfaltete er freilich in jenen Jahren als Volks- rebner, und auf diesem Gebiete bat er damals auch die hervorragendsten Erfolge erzielt. Er gilt als der Vater der jenigen 'Bewegung, die zuerst im Fahre 1881 unter konservativer Fahne die Reichshauptstadt dem Einflüsse der bürgerlichen De. inokratie und der Umsturzpartei zu entreißen versuchte. Bis dahin hatte man die Behauptung, daß die großen Städte für die tonservaiioe Partei unwiederbringlich verloren seien, als eine tlrr Glaubenssatz hingenommen. Die Erfolge, die Stöcker als einer der Führer der Berliner konservativen Be in e gung erzielte, brachte diese Behauptung bald ins Wanken. 'stur wer jemals eine der großen Versammlungen besucht hat. in denen er als Redner auftrat, kann sich ein zutreffendes Bild von seiner damaligen Wirksamkeit machen. Was man noch kurz vorder für unmöglich gehalten hatte, war Wirklichkeit geworden. Konservative Ttersammlungen wurden nunmehr von Tausenden besuchr, und die Begeisterung, welche die Reden Stöckers den suyörern entlockte, war mit Worten schwer zu beschreiben. Wäh rend mancher Berliner sich bisher nur schüchtern als konservativ zu bezeichnen wagte, weil er den Spott des herrschenden Libera lismus fürchtete, batte dieser Parteiname nunmehr auch in wei teren Kreisen der Berliner Bevölkerung einen guten Klang ge wonnen. Fm Fahre 188-1 erreichte Stöckers politische Tätigkeit in Berlin ihren Höhepunkt. Denn bei den Reichstagswahlen jenes Jahres gelang es ihm. im zweiten Wahlkreise mit seinem Gegner Birchow in die engere Wahl zu kommen. Aber bei der nächsten Reichstagswahl wurde er dem .Kartellgedanken ge opfert Zwar gelang es bei dieser dem konservativen Kandidaten in dem Wahlkreise, in dem früher Stöcker ausgestellt worden war. mehr Stimmen als Birchow zu erzielen, aber dieser erhielt , .. ^ „ dann mir werktätiger Hilfe der Sozialdemokratie die Mehrheit; ^ oer Stimmen. Bei den Kn;reu Wahle-, baden die Konservativen ^ Vorgänge best Liesches E in der Reichslzaupt,ladt nicht einmal einen bescheidenen Achtungs- über den Vorfall gestand« erfolg zu erringen vermocht. Sind hiernach die Erfolge, die —. - unter Stöckers Führung oder geistiger Anregung auf dem Ge istere des politischen und kommunalen Kampfes in Berlin er zielt worden sind, bald verblaßt, so sind sie dafür auf kirch lichem Gebiete um so dauerhafter geblichen. Bekannt ist, daß Stöcker sich im Fahre 189«! von de» Konservativen ge trennt Hai. weil er in völliger Unabhängigkeit besser in seiner zielbewußten Art für seine Ideale kämpfen zu können glaubte. Wie sehr aber auch nach der Trennung die konservative Partei sich der Schuld ihrer Dankbarkeit gegen Stöcker bewußt geblieben ist. zeigten folgende Worte, mit dem die ...Kreuz-Ztg." an seinem 79. Geburtstage sein gleichzeitiges Ausscheiden aus dem öffentlichen Lebe» begleitete; „Dankbaren Herzens erinnern wir uns der Verdienste, die er bis zum Zeitpunkte der Trennung sich um die konservative Partei erworben hat. Ihm verdankt sie cs. daß ihr der Blick für soziale Bedürfnisse geschärft worden ist und daß sie sich im Rahmen des Erreichbaren an der Herbei führung sozialer Reformen beteiligt hat. Die gläubigen Kreise aer evangelischen Kirche aber werden ihm nie vergessen, was er geleistet bat. um das Eindringen eines glaubenslosen Liberalis mus i-i das Heiligtum unserer Kirche mit Erfolg zu verhindern. Stöcker hat viele Gegner gehabt. Bon den liberalen Parteien in er manchmal mir einem geradezu fanatischen Hasse bekämpft worden. Auch in den Reihen derer, die ibm politisch nahe ge-! erhv!st' w«.'rüen. ' Beim Rcichsanst des' Innern' könnten wie das vvn einem Verein gefordert wir-, nicht die Rede sei» kann. Kenn man eine solche Versammlung als nicht öffentliche Versammlung erklären will, so gibt man dem Begriff „Oesfentlichkeit" eine falsche Auslegung. Ich will noch einen besondere» Fall dafür anführen» wie man ver sucht, unsere Verordnungen zu umgehe». In Dachsen ist an gewissen Tagen bas Tanzen verboten. Um nun einem tiefgefühlten Bedürfnisse abzuhelsen, bildete sich an einem Orte ein Verein aus Tanzlustigen, die nur an solche» Tilgen, an Lene» das Tanze» verbo.ten ist. eine svgenannt- Litzung abhalten. Zutritt zu dieser Tanzsitznn« haben aber alle, Männlein und Weiblein, vbne weiteres, wenn sie sich in eine Liste ei nt ragen und einen einmaligen M«r- gliedöbeitrag vvn, sage und schreibe, zehn Pfennigen leiste». Die Behörde hat de» Herren das Handwerk gelegt »nd das Tanzvergnügen als öffentlich angesehen. Ebenso war auch die Leipziger sozialdemokratische Versammlung öffentlich. In unbegreiflicher Weise hat Herr Zubeil auch den Staats sekretär hereingezogen »nd ihm den Vorwurf gemacht, er habe die Kommissiviismitglirder irre geführt. Daö Gegen teil ist der Fall, er hat sehr viel zur Klärung der Lache beigetriige». Jedenfalls übernimmt aber die sächsische Re gierung jede Veraiitwvrtuiig für den Fall in Leipzig, und sie bleibt bei ihrer Auffassung, solange nicht für die Be griffe „Verein" und „Oeffentlichkeit" andere Merkmale fest gelegt werde». Ich weife die Angriffe des Herrn Zubeil entschieden zurück. — Abg. Rau man» lfreis. Vgg-i: Die Frage des KvglitivnsrechtS läßt sich heute so stellen: Wv ist der Schuh des Schwächeren im Vergleich zu dem deS Stärkeren? Cbensv wie der schwächere Einzelne geschüht werden must, ebenst, must auch der schwächere Verband Schuh genieste». Ich erinnere da an die Vorgänge in Oberschlenen. das Vorgehen des Geheimrats tttheman» bei den Gieicheschen Erben. Er hat Angestellten, die sich ihre persönliche Freiheit nicht nehmen lasten wollten, ge sagt: „Ach was. Freiheit, das ist Phrase! Wenn Sie nicht anders wolle», sind Sie entlasten!" Dieser Vorgang gebt sogar i» der Form über das hinaus, waö landesüblich ist. Nachdem »nn vor acht Tagen in einer Versammlung des Vnndrs der Angestellte» der Vertreter der Staats- regierniig erklärt hat. der Minister werde, nachdem er sich über den Vorgang informiert habe, antworte», erwarte» wir »uii hier eine Antwort vvn dem Herrn Staats- lekretär. Mit seine» neulichen allgemeinen Betrachtungen ist diese Sache nicht at>gemacht. Juristisch mag sich gegen Herrn llthemann, wenn er so gegen seine Beamten ver fährt, nichts machen lassen. Aber die Gewerbeordnung be rechtigt övch die Angestellten in den 88 152 und 17,3. sich im Interesse vvn Lohnaiigelegenheiten zu verabreden, zusam- mcilzu-chliesten. I» Oberschlesien existiert dieses Kvali- lionsrecht gleichwohl nicht. Gestattet man den Arbeitern und Angestellten solche Verabredung nicht, soNmrf man sie ebensowenig den Unternehmern gestatten: es dürfen dann also auch den Unternehmer-Verbünden nicht die schivarzen Listen erlaubt sein. Schwarze Listen, durch die man in West falen gleich 7,000 Personen vvn der Arbeit auSschlicßt! Man suche die Anwendung der ichwarzenListen mitKvntrakt- brnchen zu rechtfertigen. Der angebliche Kontrakt sei aber nichts als eine ganz einseitig dekretierte Arbeitsordnung Die Zechenverwaltung schaffe sich ein Untertanigkeitsver- hälknis der Arbeiter, sie kontingentiere sich die arbeiten den Perionen, ebenst, wie das Kohlensnndikat die Kvhlen- vrvdukrivn kontingentiere. Im Liede heiste es „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte", aber die e. — Abg. v. Earmer - Angaben Naumanns hin- :S Erben. Alles, was in gestanden habe, auch tn dem demokratischen Vlaubnchc, sei salsch. Fünf Mann seien entlasten, hätten aber ihr Gehalt natürlich bekommen bis zum Ablauf der Kündigungszeit, zwei hätten überhaupt schon wegen ungenügender Leistungsfähigkeit auf der Kün- öiguiigsliste gestanden. Der Generaldirektor habe nicht anders handeln können. Vvn einer Beschränkung des KvalitivnSrechtes sei keine Rede. lLachcn links.) Ter Bund -ei allein schuld. Denn daß sich ein Dritter in das Verhältnis zwischen den Angestellten und der Gesellschaft einmische, tonne sich die letztere nicht gefallen lassen. Hoffentlich komme bald ein Gesetz zum Schutze der Arbeits willigen. (Beifall rechts. Lachen links.s — Abg. Kil le r s k i iPvles erörtert Fragen der Bersichernngsreform. Bei der Reform der Krankenversicherung wolle man offen bar wieder nur den Arbeitern Recht« nehmen. Zur Relik- lenverncherung könne man den Arbeitern keilte Beiträge znmuten. Tie Landarbeiter müßten volles Koalitionsrecht erhalten. Redner verurteilt dann unter lebhaften Angrif fe» aus den Staatssekretär die schivarzen Listen. — Abg. Freiherr v. Ga mp iReichsp.): Man sollte endlich mit den scnwarzen Listen aushören, es sei schon genug darüber gesprochen worden: es könnten doch nicht alle Polen darüber reden. iSehr richtig!) Nicht die Arbeiter sind Sklave» der Unternehmer, vielfach sind die Arbeitgeber geradezu den Arbeitern ausgeliefert. iLho! bei den Svzial- demvtrateii.) Die Zahl der Beamten beim Patentamt sollte »nng -ranüen, hat er oft genug Wiveripruch erfahren. Er hat sich eben in Ser Arr seiner Betätigung am öffentlichen Leben als eine Kampfnatur erwiesen. Aber er Hai einen guten Kampf geführt" Dieses ehrenbs Zeugnis wird das deutsche Volk sein Heimgegangenen als Grabschrift widmen. Neueste Traytmeldnnflen vom 8. Februar. Deutscher Reichstag. Berlin. «Prw.-Tel.i DaS Haus ist sehr schwach be setz!. Die allgemeine Besprechung des Etats des Ne ich samts des Innern wird fortgesetzt. — Abg. Irl «Zeinr.i bedauert, daß dem Handwerk »och immer »ichi die gebührende Beachtung geschenkt werde. Das Hand- werkergeietz von 1897 habe noch viele Mängel. Die Presse ei zn sehr von Industrie und Großkapital abhängig, »m das Handwerk gelingend zn unterstützen. Daß jetzt ein neues Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb vorliegt, begrüßten die .Handwerker freudig. 'Aber sic verlangte» ancki, daß das schon bestehende Gesetz kräftiger durchgeführt werde. Die Arbeitsverbälrnifse für die GehNien im Hand werk seien lange nicht so schlimm wie die für die Hand- werlee und die Industrie. Sächsischer Piindcsratsbevvll- niächiigler Geheimrat D r. Fischer: Ter Abgeordnete Zn- beil bat an, Sonnabend in meiner Abwesenheit die säch sische Negierung angegriffen. Ich vslege cs nun im Neichstage iv zn ballen, daß ich »leine Aufmerksamkeit, NM einen biblischen Ausdruck zn gebrauche», sowohl den «9e- rechke» als auch den Ungerechten zinvende. »Heiterkeit.s Ich wurde also auch Herrn Jul,eil zugehört habe». Dabei will ick, aber gar nicht sage», zu welcher Kategorie er gc- iwri. ich lasse die Frage offen. «Heiterkeit.) Ich hatte aber am Sonnabend schon siebe» Stunden lang geistige Gcnüste geloster und war des trockenen Tones satt geworden, so Saß ich meinen Platz verließ. Ich tonnte also Herr» Z»- dei! nicht sosort antworte». Ich ivill mich etwa nicht cnl- ichuldigen. das wäre nniivtig: denn auch ein Vnndcsrats- initglied hat nicht die Pflicht, immer hier anwesend zn sein. Herr Zubeil hat sich nun direkt gegen mich gewendet und meine Abwesenheit bedauert. Hoffentlich hat er sich »ich! gerächt »no fehlt heute auch. »Heiterkeit.> Nein, da sitzt er ja l«'!roste Heiterkeit.) Er hat also der sächsischen Negierung den 'Vorwurf gemacht, daß sie das Ver ein s g e s c tz i! l v i> a l handhabe. Er hat daraus hin leicht Ersparnisse gemacht werden. Der Staatssekretär sage, er habe ein warmes Herz für die Arbeitgeber. Nun, da möge er es auch betätigen durch Eingehen auf ihre Wünsche. Die schlechte Vehandlnng und Schikane durch Gesetzgebung und Rcichsbeamte hätte schon manche» Ar beitgeber veranlaßt, daran zn denken, seine» Betrieb ins Ausland zn verlegen. — Abg. Riesebcrg sWirtich. Bgg.s: Dem Ausbau des deutschen Handwerkcrblattes und ebenso der Vornahme einer Mittelstandscnquetc stimmen wir zu. Viel nötiger aber ist eine praktische Unterstützung des Mittelstandes. Was nützen die schönsten Snbmiisionsvvr- schristcn, wenn die unteren Behörden sich nicht danach richten? Ti« -Handwerker stehen sich oft schlechter als die Industriearbeiter. In Dresden müßten 300 Handwerker die Armenunterstützung in Anspruch nehmen. lHört! hört! rechts.) Redner wendet sich weiter gegen die Sozialdemo kratie und deren Verhetzung. — Abg. Pachnickc lfreis. Vg.» erklärt, er wolle kurz sein, denn der Reichstag sei schließlich nicht dazu da, Reden zn halten, sondern seine Geschäfte zu erledigen. Auch mit neuen Wünschen wolle er zurückhalten, da das Arbeitspensum des Hauses ohne hin schvn überaus groß sei. Redner befürwortet dann eine finanzielle Unterstützung der kommunalen Arbeits nachweise seitens des Reiches etwa durch Nachtragsetats. Es könnten dafür vielleicht 30 000 Mk. eingesetzt werden. Dazu sei das Reich doch wohl bemittelt genug, auch wenn im übrigen Sparsamkeit zur Pflicht gemacht sei. — Abg. Zubeil tSoz.s erklärt persönlich, die Art, wie Geh. Rat Dr. Fischer die Gewaltstrciche in Sachsen gegen das Ver einsrecht verteidigt habe, zeige nur. wie tiesstehend das Niveau der sächsischen Regierung sei. «Präsident Graf Stolberq ruft den Redner wegen dieses Ausfalles zur Ord nung.> — Schluß nach »s Uhr. — Weitcrbcratnng morgen 2 Uhr. Preußischer Landtag. Berlin. «Priv. Tel.» DaS Abgeordnetenhaus begann heute die zweite Beratung des Lehrerbesol- d n ng s g c s c tz e s. Tie ersten fünf Paragraphen wurden angenommen. Sämtliche Redner sprachen sich für die Kom- prvmißbc'chliisse ans und bedauerte», daß nicht mehr zu er reichen gewesen fei. Ein Antrag der Polen ans Wegfall der Ostmarkenznlage wurde abgclehnt. Zum Besuch des englischen Königspaares in Berlin. Berlin. sPriv.-Tcl.» Die F e st st r a ß e in Berlin. Einen so bunten, oftmals in Farbensinfonien schwelgen den Aufputz, wie er diesmal vom Brandenburger Tor bis rewieien, daß eine Bereiiisversammlniig des sozialdemo kratischen Vereins in Leivzia für eine ösicntliche politische zur Ruhmeshallc sich darbictet, hat die alte, erinncrungs Versammlung erklärt wurde, obgleich eine genaue Kon- reiche vi» triumpimli» noch nicht gesehen. Dem Wunsche irolle über die Versammlungsteilnehincr auSgcübt wurde, des Kaisers, daß der Straßenschmuck diesmal recht lebhaft Ich stelle fest, daß dieser Verein 23 000 Mitglieder zählt und freundlich gestaltet werden möge, ist überall »nd viel- getragen. Zum erstenmal haben neben dem sonst üblichen und zumeist allein die Kosten LeS Dekorativen bestreiten den Tannengrü» in größter Reichhaltigkeit und Mannig faltigkeit die bald einfarbigen und dann prächtig wirken den. bald tn reizenden Farbentünen abgesttmmten und dann zierlich und lustig anmuten-en Papiergtrlanden Ver wendung gefunden. Die Gäste des Kaiserpaares werden sich gleich am Brandenburger Tore überzeugen können, welch hübsche, welch vorteilhafte, vor allem freundliche, Helle und festlich stimmende Wirkungen mit diesem einfachen Mittel — notabene bet sonnigem Wetter — erzielt wer de» könne». Zwischen den hochragende» schlanken Masten, die tu zwei Reihen die Tribüne umsäuuien, zwischen denen durch den Oberbürgermeister vvn Berlin die erste Be grüßung des englische» Königspaares stattfinden soll, ziehen sich diese bunten Papiergirlanden in gefälligen Bogen bin. Mit ihren zarte», feinen Nuancen kontrastie re» sie wirksam gegen das satte Dunkelrvt d«S Stoffes, unter dem sich das nackte Holzgerüst der Tribüne verbirgt. Mit glücklichster Auswahl sind Weiß, Grün und Rosa be vorzugt. So geht es, während ein recht frischer Ostwind durch die Straßen pfeift und die «Lchanlnstigen rascher vorwärts treibt, wie ei» leises FrühlingSahnen von diese» duftigen, sich leise im Winde bewegenden Gebilden ans, und die holde Täuschung wird noch vollkommener, wen» das Auge vvn dem pavillvnartigen Bau, unter dessen schützendem Ueberdach der Oberbürgermeister Kürschner dem Oheim des Deutschen Kaisers und seiner hohen Ge mahlin de» Willkvmmeiigrilf, der Neichshauptstadt entbie ten wird, in die Runde schweift, hinweg über die Fassade» der monumentale» Gebäude am Pariser Platze. Auf Grün und Gold scheinen sich auch hier die Besitzer und Bewohner geeinigt zu l-aben. Besonders reichhaltigen Schmuck tragen daS Gebäude der französischen Botschaft, das von dem säulenartigen Vorbau der Ausfahrt bis unter den Dach- sirst mit Ehrnsanthemen durchwirkten Tanncngirlande» geschmückt ist, das alte Redernsche Palais »nd das erst vor Jahresfrist neu entstandene Hotel Adlon. Die Straße Unter den Linden hat ihren würdevollen, vornehm-ruhigen Eharakter völlig abgestreist. Die Straße ist in ihrer ganzen gewaltigen Breite ein einziges lebhaft bewegtes Meer von wehenden Fähnlein und Wimpeln, bnntem Papier, ge sellig und anmutig sich wölbenden Girlanden, die das Gradlinige, Eckige, Nüchterne des Straßenbildes fast voll kommen verschwinden lassen niid in der Gesamtwirknng den Eindruck einer festliche» Stimmung ansströmen. Rings umher nichts als Glanz und Tanncnduft, überall flat ternde Wimpel, Bewegung, Lebe», Festfreude. Für den Einzug ist, wie immer bei solchen Gelegenheiten, die Mittel Promenade bestimmt, die sonst in dieser Jahreszeit mit den hohen Bäumen, die ihr kahles Geäst gleichsam frierend in die Lüfte recken, einen wenig freundlichen Anblick ge mährt. Aber gerade hier ist der Girlanden- und Fahnen schmuck vvn glücklichster Wirkung: In der Milte bunt farbige Girlanden, die sich von Kandelaber zu Kandelaber quer über den Weg spannen, zn beiden Seiten ein buntes Durch-, Ueber- und Nebeneinander vvn zahllosen Fahne» und Wimpeln, die alle vorhandenen und hier und da wohl auch nicht vorhandenen Landessarbcn zeige». Das farben prächtige Bild wird wirksam abgeschlossen durch die Fassadendekvrativnen. Am schönste» macht sich zweifelsohne das Hotel Bristol, dessen anSgeidehnte Front in der ganzen Lange und Hohe mit grünen Goldkränzeu und Girlanden geziert worden ist. Unter den össentticheu Gebäuden ragt ganz besonders das Kultusministerium hervor. Be sondere Erwähnung verdienen noch das Bureau der Hamburg - Amerika - Linie, das Haus Blcichrüder und das EasO Bauer. Dann folgen gleichfalls im herrlichen Schmuck des Prinzessinnenpalais, das Palais des alten Kaisers und das Krvnprinzcnpalais. Alle tragen auf Balkvnen, Altanen, auf den Sänlcnlialle» »nd Dächern teils natürlichen, teils künstlichen Schmuck in großer Reichhaltig keit, mit -der sich aber vollendeter Geschmack verbindet. Am Opernhaus sind die angebauten Treppe» durch mächtige Gir landen aus Tannengrün »nd buntem Papier verdeckt. Auch beim Neubau der Königlichen Bibliothek und der Universität ist der Schmuck nicht vergessen. Ten Abschluß endlich bilden die neue Wache und die Nationalgalerie, deren Säulenhallen mit Tanuengewinden und eingesetzt«« Glühlampen geziert sind. Es ist das Ende der Fesrstraßc erreicht. Die Kommandantur, die Puppenbrücke, der neue Dom und das -Schloß selbst sind ohne Schmuck geblieben, aber was vom Brandenburger Tor bis zum Lustgarten ge schaffen worden ist, verdient alle Anerkennung auch deshalb, weil überall die gute Absicht zutage tritt, dem König von England zn beweisen, daß -man auch in der -Hauptstadt des Deutschen Reiches Pflichten der Gastlichkeit kennt. Berlin. tPriv.-Tel.) Um die Arbeiterschaft von der Teilnahme am Einzüge des Königs Eduard abzuhalten, sind morgen mittag in Groß-Berlin 13 öffentliche po litische 'Versammlungen cinbcrufen, in denen die Frage der Arbeitslosen und das Bcrlxrlten der Konrmuncn behandelt werden soll. Berlin. «Priv.-Tel.) Die „N o r d d. A l l g. Ztg." schreibt halbamtlich: „Wir werden in den nächsten Tagen die Freude haben, Ihre Majestäten den König und die Königin von England als Gäste am Berliner Hose vcr- weileii zn sehen. Wir heißen König Eduard und seine erlauchte Gemahlin ehrerbietig willkommen und wünschen dem hohen Anverwandten unseres Kaisers, dem Souverän des britischen Weltreiches in Berlin von Herzen die Clast freundschafl zu erwidern, die im November 1907 das kxutschc Kaiserpaar auf englischem Boden gesunden hat. Auch für die Beziehungen zwischen dem deutschen und dem englischen Bolte versprechen wir uns Gutes vvn dieser Zusammen kunft. Tie Kundgebungen freundwilliger Gesinnung und freundschaftlicher Zuneigung, z» denen der Besuch willkom menen Anlaß gibt, werden eine neue Ermutigung für alle sein, die in Deutschland und in England bemüht sind, einer Entfremdung zwischen den beiden Reichen entgegen zn wirken und die deutsch-englischen Beziehungen in sichere Bahnen zu lenken. Mehr als je merdcn sich die Freunde eines guten Einvernehmens diesseits und jenseits des Kanals überzeugen, daß aus dem persönlichen Verhältnis der Monarchen ihren Bestrebungen keine Schwierigkeiten erwachsen. Freilich wird «s noch unverdrossener Auf klärungsarbeit bedürfen, um das Ziel zu erreichen, Las in der Sicherung einer ans gegenseitiger Wertschätzung be gründeten Freundschaft zwischen den beiden großen Kultur völkern vorgez«ichnct ist. Aber auf dem Wege dorthin möge der Besuch des britischen Königspaares und der Emp fang, den Deutschland Ihren Majestäten bereitet, einen Fortschritt bringe». In diesem Sinne wünsche» wir den kommenden Festtagen einen ungetrübten Berlans und «ine lange, günstige Nachwirkung." Köln. lPriv.-Tel.) Die „Köln. Ztg." schreibt än leitender Stelle bezüglich der politischen Seite der Mvn- grchcnbegegnnng: „Jede vermutende oder vvrausherech »ende Erörterung dieser Frgge wäre zwecklos, sie könnte »»r verwirrend wirken: auch ans der Begleitung Har- dingcs dürften keine bestimmten Beschlüße gezogen werden, si« entspricht der mehrjährigen, auch bei seinen Erholungs reisen scstgehaltenen Gepflogenheit -es englischen Mon archen." Bezüglich des gegenwärtigen Bcrhältnisses bei der Staaten erklärt die „Köln. Ztg.": „Gegen festeingcwur- zelte politische 'Vorurteile nnd Bvreingenommenheiten ist von jeher ein Kamps nahezu vergeblich gewesen: eins aber kann »nd muß die öffentliche Meinung hüben wie drüben trotz allem sich sagen, daß cs ebenso gegen den gesunden Mcnschcnrnrstaiid wie gegen den guten Ton deS gegen seitigen Verkehrs verstößt, die Regierung der anderen Nation, mit der das eigene Land im Augenblick jedenfalls die friedlichsten Beziehungen unterhält, ohne weiteres eines Verhaltens für fähig z» erachte», das man der eigenen Negierung jemals zuziitrauen sich schäme» würde. Wenn beide -Völker diese Regel beherzig«,, und sich ivetter stet-
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