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- llt - Und dort drunten, wo sich mit rosig vernebelten Schleiem der Horizont über einen langen dunklen strich senkte, lag Lun Marina, die wundervolle Insel mit den vier Ortschaften, die dort das Meer in zwei Ströhen teilte und die zu umfahren man Tag uirü Nachr brauchte. Das erste und glühte, an der Südspitze gelegene Städtchen trug den Namen der ganzen Insel, San Marina, die übrigen kleineren hrehen Kyriako. Lun Giorgis und Olympia. Vor zwei Iabrbundetten waren es Italiener gewesen, die die durch ein Erd- Neben zerstörte Insel wieder urbar gemacht und bevölkert batten: aber das aujbliihende Eiland wurde ihnen bald wieder durch den Einsall der Türken entrissen, die einige Jahrzehnte später nach beigen Kämpfen. Niederlage» und Liegen von den Griechen vertrieben werden sollten. Unrer de» heldenhajten Eroberern von San Marina wurde Kyriako Pallestrazzi gefeiert, »ach welchem man das zweitgrößte Städtchen der Insel benannte, und er war auch der Begründer einer Dynastie von lreldenmiitigen Pater- landsverteidigcrn, von Seeleuten und Kaufherren geworden, deren Namen weit Uber die Grenzen Griechenlands detannt waren. Auf der Insel selbst tummelte sich nebst den eingeborenen Glieiche» ein zusammengewürfeltes Völkchen von eingewanderren Albanesen. Italienern, Dalmatinern und Deutsche», die von den Griechen, die sich als Herren von San Marina fühlten, mehr geduldet als wohlgelitten waren. Ater von den Eingeborenen bestehen und in Frieden leben wollte, muhte die Sprache der Insel, ihre Neligion nnd ihre Sitten annehmen nnd sozusagen vergesse», dah er einst ein anderes Vaterland batte. Ater das nicht vermochte, stand in ewige» kleinen und großen .Konflikten mit seinen Vorgesetzten, mit dem 'Nachbar, mit den Behörden und nicht zuletzt sogar mit den Gliedern' seiner eigenen Familie, wenn sich unter ihnen solche befanden, deren Sinnesart sich geändert hatte, wenn Kiirder ihren Eltern, deren Sprache und dein Glauben ihrer Jugend enrschlüpsten und zu der neuen Fahne schworen Elenas Herz klopfte heftig, als sie die immer deutlicher heroortretenden Spitzen »nd Umrisse der bnzantiniscben Türme erkannte, als die zahlreichen Häuser. Villen und Gärten ausiauchten und mit einem Male das weihe, weit ins Meer hinausgebaute Hans mit den koriiithlschen Säulengüngen, den» großen, lerrasienförmig aussteigenden Garten und den vielen springenden Kaskaden vor ihren Augen lag, wo sie geboren worden und wo sie ihre ganze Kindbeil verlebt hatte. Sie wagte es nicht, auch nur ein Wort zu reden, auch nur eine Gebärde zu tun: ne hielt den Aiem an und glaubte, damit ihre tief« Bewegung, ihre Tränen zurück- ballen zu können, die sie lxih und ihren Blick verdunkelnd aufstergen fühlte. Wie unter flimmernden roten Schleiern sah sie nunmehr in ganz geringer Entfernung den neuen großen Hasen liegen, den ihr Vater hatte bauen lassen, sie sah die einaelausenen Schifte n,,t den wohlbekannten weihblauen Flaggen, die großen braunen Gestalten der Hasen arüeiler, der Lchiffsleute und Fischer, der Raupenziichter. Wein- und Olivenpresser und ihrer Frauen, alle in der malerischen Landestracht: sie sah. wie droben am Strande immer wieder neue Menschen herbeieilten, wie ein Fragen und Antworten, eine freudige Erregung und Erwartung sie zu bewegen schien und nach dem Molo trieb. Jetzt wehren dort die Tücher, flogen Fes nnd Mützen, ein lautes Rufen aus hundert Kehlen drang über das Wasser, dem rasch dahingleitenden Boote entgegen, bunte Gestalten lösten sich aus der Menge und drängten sich durch die zurückweichenden Reihen, und jetzt erkannte Elena die kleine Kontessa Rafaela, die auf dem Molo wie e.n Vogel auf- und niederflatlerte, immer wieder das Opernglas an ihre Augen drückte und mit der andere» Hand heftig winUe. Sie erkannte auch die Gräfin und Fräulein v. Knorke, und ihre Augen flogen juchend über die Menge hin. Aber die. die sie suchte. Ingenia und ihr Vater, waren nicht da. Und doch mußten sie es auch schon wissen, daß ne kommen würde, da die gräfliche Familie aus Korfu in San Marina schon elngetroifen war und sicher alles erzählt hatte: das bezeugten ihr ja zur Genüge alle die Menschen, zu denen d:e Kunde von ihrer Ankunft wie ein Lauffeuer gedrungen war und die sich so zahlreich eingefunden hatten, um die heimkehrende Tochter ihres Arbeitgeber» zu begrüßen. Elena sprang in der Barke in die Höhe. Sie war totenbleich geworden, und ibr Atem ging schnell. Vom Molo schallte aufs neue ein bundertstimmigcr Iubclruf. sie winkte mit den Händen, und ihre Augen durchdrangen die Reihen und suchten, suchten. ... Da gewöhne sie am oberen Strandweg eine Gestalt, fast übergroß, mit breiten Schultern nnd einem aufrechten, beinahe hochmütigen Gange. Die reichen ichwarzen Haare hingen tief in die Stirn, das Gesicht war braun, harr und unbewegt, aber von einer klassischen Schönheit in Len Linien. O. sie erkannte diese Gestalt und dieses Gesicht, sie erkannte sie aus den ersten Blick — es war ja alles unverändert, nur Ser Gesichtsausdruck, dieser harte, unbewegte Ausdruck, der war neu, . . , Nein, jo hatte er nicht ausgesehen vor zehn Jahren, so nicht! — Fest und sicher, nicht langsam und nicht schnell, schritt er den Strandweg entlang, hinunter dem Molo zu. während das Boot bereits an den Piloten vorüberglitt und an die Stufen anfuhr, die zum Molo emporfiihrten. Mit einem leichten Schwünge war Elena heraus. Sie sah nur noch. - Ilü - wie Rasaela an ihr vorüberflog, um Antonio und Alexander zu umarmen, dann eilte sie durch die zurllckweichenden Reikxn — und stand ihrem Vater gegenüber. Einige Schritte vor ihm blieb sie unwillkürlich stehen. Sie juchte seine Augen . .. suchte in einem Zuge seines Gesichts zu lese», ob er sich freue, dah sie gekommen . . . Nichts rührte sich in diesem braunen Antlitz mit dem verhärteten Ausdruck und den düsteren Augen, die streng und forschend aus ihr ruhten, sie von Kops bis Fuh be nachtete» und ihr nicht durch das leiseste Zucken sagten: „Komm', ich will Dich lieb haben!" Ihr Herz zog sich zusammen, sie jühlte einen eisigen Hauch durch ihre Glieder wehen, ihre ausgestrrckten Arme wollten sinken —, aber da gewannen ihr Herz und ihr Verstand die Oberhand, ein Blick auf den Mann, dem die Mutter ein so scknveres Leid zugesügt, die blitzschnelle Erinnerung an jene Nacht, wo er sie. die kleine Elena, als sein letztes Gut aus seinen Armen hatte forttragcn wollen und wo auch sie sich ihn» entrissen hatte — diese Erinnerung brachte sie zur Besinnung. Er hatte zu viel ge litte», sie hatte sich ihm zu sehr entfremdet, als daß sie jetzt ei» Recht gehabt hätte, von seiner Ruhe und Kälte verletzt zu sein, es lag vielmehr an ihr. ihn durch ihre Herz lichkeit wieder zu gewinnen und ihm zu beweisen, daß sie gekommen sei, um aller gut zu mache». 'Nack, diesem kurzen Augenblick des Zögerns eilte sie zu ihm, ihre Arme um schlangen stinen Hals, ihre Lippen drückten sich aus seine Wangen, und dann flüsterte sie: ..Sei gut. Vater . . . habe mich lieb!" Sie suchte die Antwort in seinen Augen und es war ihr eine Sekunde lang, als bräche ein wärmerer Strahl aus ihnen — aber sie muhte sich doch getäuscht haben, denn unbewegt wie vorhin stand er da und sagte ruhig, konventionell: „Ich heiße Dich willlommen, Elena. Die Gräfin Coleonc hat sich mir heute früh vorgejtellt nnd erzählte mir alles. Ich hatte mich Deinetwegen die Stunden her recht geävflstigt, und es tut mir leid, daß Dir aus Deiner Fahrt nach Hause die Unbill mit dem Wetter widerfahren muhte." „Das ist vergessen. Vater!" flüsterte sie und init einem besonderen Ausdruck, fügte sie hinzu: ..Ich will den gestrigen Sturm mit dem heutigen sonnenhellen Tag als ein Omen künftigen Friedens nehmen. Ist es recht so?" sie strich ihm dabei über den Arm, er sah sie an, schwieg eine Weile, dann legte er ihren Arm in den scinigen und sagte: ..Komm'." In demselben Augenblick kain Alexander heran, die Arbeiter und Fischer, die Frauen uindrängten ihn, streckten ihm ihre Hände entgegen, er ergriff und drückte sie, und die dunklen Gesichter der Männer und Frauen strahlten in Freude. Als er au Elenr vorbeikam. flüstert« sic ihm hastig zu: „Wo ist Ingenio'?", und er erwiderte halblaut: . Man sagte mir eben, dah er halb besinnungslos vor Angst mit den Leuten hinnusgefahren sei, um Sie zu suchen — gleich nachdem ihm Kontesia Rafaela alles erzählt hatte." Etwas erleichtert atmete Elena auf und schritt am Arm« ihres Vaters durch die Menge, die. zurllcktretend, eine Straße bildete und ihr halb neugierig, halb bewun dernd »achblickte. Die Gestalten Elenas und Aristides Pallestrazzis boten einen wunderbaren An blick. Beide hatten sie dieselbe ansrechte Haltung, denselben festen Schritt, die kraft vollen Schultern, den frei zurückgeworfenen Kopf, den edlen Schnitt des Profils, den Uederreichtum der Haare, bei ihm dunkel wie die Nacht, bei ihr licht wie Sonnenschein Als sie oben am Strande angelangt waren, sah Elena die Kontessa am Arme Alexanders nnd die Gräsin Eoleone mit Antonio, den sie zärtlich umschlungen hielt Auch hier war eine große Menschenmenge versammelt, und als der Doktor durch ihre Reihen schritt, warfen sie die Fes mrd Mützen und riefen ihm zu: und die Tabak- und Seidenarbeiter, die Olivenprcsser mit ihren Weibern nnd Kindern kamen von unten heraus gelaufen, und sie hörte noch lange ihre Rufe und ihr freudiges Gemurmel, das dem Doktor folgte, während er mit der Kontessa, der Gräfin und Antonio nach der entgegengesetzten Seite des Strandes hin verschwand. Elena schritt allein, von niemand gesolgl als van Fräulein v. Knorke, mit ihrem Vater der weihen Villa zu. Als ihr der warme Mittagswind die letzten Laute zu wehte, die man Alexairder Gerhardns nachrief, dieses leise verhallende: „Ewn., O.aixre . . . Ev, na . . . NoUxre!" der italienischen und das letzte verhallende „Hoch! Hoch!" der deutschen Arbeiter, da blieb sie plötzlich zurückblickend stehen, nnd cs erfaßte sie jählings eine Erkenntnis, die ihr säst die Kehle zuschnürte. Es war ihr, als risse ein Schleier. Mit unheimlicher Klarheit stand es vor ihr: Die Jubelrufe, die Freuden schreie bei ibrer Ankunft hatten nicht itxr gegolten! Tie Arbeiter waren nicht deshalb rn bellen Scharen herbeigeströmt, um die Tochter ihres Arbeitgebers zu begrüßen, sie waren gekommen, um dem Doktor ihre Freude an seiner glücklichen Wiederkehr nach dem Sturme zu bezeigen. (Fortsetzung folg«.) krvilLL <Ieii Z., Zouuadonä ile» 6. kedriillr Derselbe nmfusst: RIoüerae wollene Winterklelüerstokke, Uorierae Karos umi Streiken kür kecke, kostümstokks, Llusenstokke Loliennes, Voiles, Isiiormaüe-Ltokke, Wollmousrelines, deinen. llaldtsrüLv Roden llaldtsrÜLv Blusen vLUstotto in '1'üil, chapou, LatiK. VVoll- batiitz, Teluon, schv'urr SoiäeirtM. in Latidt. ^Volldatist, Tvim-u in lrauröLiLclieu tiaren, Lbiü'oni,, Lröps äs Ostiaos, Kalium unä koliolllls. in Leide, lueli, Umreite und unter 4'2 Bieter, sarbi§ u. sebrvru^, bis Serie I Llötor ./s 1,00 Serie II Llvtor ./iS t,2§ Serie III Llotvr ./iS 1,68 Serie IV Lieber ./iS 2,88 Me üurek üie llekorstioa eia wenij Zelittenen Waren enorm billig. Keine aiilsenäunA. Kein Knitausein Barverkauf. Vlllivlm HUerbLvo LÖMA 'IoblllNN-8tlllS86 4. Oro886 LiroIkK»886 1.