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US ,07 - ..Und Fräulein Elena'?" rief Rafaela hinunter, „wollen Sie nicht «ietz«, tzer«»f. kommen und mit un» in Korfu übernachten?'' „Ich danke." erwidert, Elena „Aber wenn Sie l« gütig sein wollten. Fräulein von Knorke mitzunehmen. wäre ich Ihnen sehr dankbar. „Ach. welch ein Glück!" Es war ein förmlicher Wonnetriller, den da» alt« Fräulein droben ausftieh, und eine Minute später schwanke da» Boot davon. Die schwebend« Ireppe wurde «ingezogen, und rin Gerassel und Schnauben verkündet«, b«h sich der Dampfer in Bewegung zu setzen begann. Alles das war mit unbeschrerblicher Eile vor sich gegangen, und Elena hatte weder Zeit gefunden, sich ihrem künftigen Schwager zu erkennen zu geben, noch den Ber- jucht zu machen, fei» Gesicht zu sehen. Sieben ihr sag der zitternde Antonio, ihr gegen über Rafaelas Verlobter und hinter ihr der Schiffer, der mit Kraft die Ruder in die Wogen flieh. Erst als sie aus dem Bereiche der großen Wellen waren, die der Dampfer aufwarf, griff der ihr gegenübersitzend« junge Mann an seinen Hut und sagte mit einer Kopsneigung: „Doktor Gerhardos." ^Ich bin Elena Pallestrazzi," gab sie unwillkürlich in deutscher Sprache zurück. Er blieb wortlos vor Erstaunen und er schien es nicht erwarten zu können, «inen Blick in das Gesicht des jungen Mädchens zu tun. um trotz der Dunkelheit ihre Züge zu sehen. Als er seinen Kopf vorneigte, konnte sie sein Antlitz betrachten, und sie wunderte sich im Stillen, wie wenig er seinem Bruder glich. Er muhte den schlanken, eleganten Inaenio mindestens um Haupteslänge überragen, und mit seinen breiten Schultern, dem weiten Mantel und dem zuriickgerllckten Hut machte er einen seltsamen, überraschenden Eindruck. Ingenia hatte ihr davon erzählt, wie sein Bruder oft gezwungen sei. auf seinem Maultiere halsbrecherische Wege zu machen, um zu den armen Gebirgs bewohnern hinaufzugelangen, die seiner ärztlichen Hilf« bedurften, und so. wie er ge wohnt war, zu ihnen hinanfzusteigen, in seinem kurzen Blusenrock. mit den hohen Stiefeln und dem breiten Hut. war er auch jetzt gekommen, die gräfliche Familie adzuholen. Elena erzählte ihm rasch, wie sie die Eoleone kennen gelernt hatte, dann wollte sie von ihm über ihren Vater und Ingenia hören. Aber Doktor Gerhardos schien nicht der Mann ausführlicher Berichte. Kurz und bündig meldete er. dah sich beide wohl befänden, dann fügte er in seinem merkwürdigen, mit neugriechischen Worten durch setzten Deutsch hinzu: „Mein Bruder hat unter Ihrem Entschlüsse, das Trauerjahr bei Ihren Groß eltern zuzubringen, schwer gelitten, Fräulein Elena. Sie hätten ihm mindesten, gestatten sollen, einmal während dieser Zeit nach Köln zu kommen." „Nein," erwiderte Elena in einem nahezu abwehrenden Tone und mit einer Herbheit, die auf den Doktor befremdend wirkte. „Es war die Erfüllung des kleinsten Teiles von Pietät, die ich meiner Mutter schulde. Sie hat Ingenia nicht geliebt." Warum hatte sie das gesagt? Was drängte ihr überhaupt diesen herben Ton auf. der ihr selbst so fremd und ungewohnt war ? Sie fühlte sich seit dem Nachmittage schon von einer seltsamen Stimmung, von Unruhe und Nervosität umfangen, und nun war es ihr, als irritiere sie an Alexander Gerhardos etwas, worüber sie sich noch keine Rechenschaft zu geben vermochte. War es vielleicht, weil das erste, was sie aus seinem Munde über Ingenia hörte, etwas Schmerzliches war, oder war es der Tadel, den sie aus seinen Worten und dem Tone seiner Stimme herauszuhören glaubte'? So oft es vom Leuchtturme drüben aufleuchtete, sah sie für eine Sekunde lang die Umrisse seines Kopses und seines Profils, das ihr im Zwielicht dieser blitzschnellen Beleuchtung wie aus Erz gegossen erschien. Seine langen, dunkelblonden Haare flatterten im Winde um seine Schläfe und Wange», und der lange Schnurrbart hing ihm bis an den Hemdkragen, unter dem eine lose gebundene Krawatte wehte. Elena empfand etwas wie Scheu und Unbehagen vor ihm. Sie war nicht eitel und auch nicht kleinlich, aber daß er ihr. der Braut des Bruders, ihr, Elena Pallestrazzi, die überall, wo sie erschien, die größte Aufmerksamkeit erregte und das liebenswürdigste Entgegenkommen fand, so wenig Beachtung schenkte, erkältete sie. Sie nahm sich vor, nicht wieder das Wort an ihn zu richten, und wunderte sich bloß heimlich darüber, wieso es geschehen konnte, dah dieser wortkarge, ernste Mensch sich in die Kontessa verliebt hatte. Das flatterige, zerbrechliche kleine Ding, das sich ansah wie ein elegantes Spiel zeug. wie die Zierde eines französischen Boudoirs — und er, der Elena in feiner Größe und Schweigsamkeit wie die Verkörperung irgend einer stummen Naturkraft erschien! Wie tonnte dieser gedankenvolle Man» den ewig zwitsck-ernden Vogel um sich her ver tragen? Und welche Gründe mochten diese Familie, die einen der berühmtesten italie nischen Adelsnamen trug, bewogen haben, ihr Kind einem einfachen Arzte zu geben, der von der Kontessa offenbar nicht einmal so sehr geliebt wurde, dah sie diese Heirat ertrotzt haben konnte? Die Barke hob und senkte sich so stark, dah selbst Elena manchmal erschauernd die Augen schloß. Eine eisige Külte krack an sie heran, ihr Mantel war viel zu leicht für diese kalte, boradurchwehle Nacht, und ein eigentümliches Gefühl von Schläfrigkeit und Schwäch« begann allmählich ihn« K»»s zu ben«hm»n » Lippen neben ihr: »r litt aeprehte» Lippen neben ihi «ln Mort »e,lauten zu lass »ög st ,r heben !, », kaum Ich Hab« ,, dem Herrn Doktor gesagt — en. um Damen zu holen Alexander rin, und sein» Hände tasteten narben, und an ... ^ Tonio sah mit fest ichereinandar. unter Kälte und Angst, aber er schämie fich, auch nur ^ „ Al«"» fühlt» i»i»,n Zustand und mit eine, mütterlich«, Bewegung zog st, ihn so fest an fich. dah sie dicht aneinanderaefchmiegt sahen, „Ich gebe Dir etwa». Tonio " sagt« Alexander. zog den Mantel von den Schultern warf ihn iid«, den zitternden Knaben und bemüht« sich, auch Elena» Knie und Schultern damit zu bedecken So sahen dt« deiben eingehüllt in den weiten Mantel, und Antonio schloß unter de, ihn durchströmenden Wärm« di« Augen. „wie lang« haben wir noch nach San Marina?" fragt« Elena den Schi „Eine Stunde und noch länger. DSspinida." erwidert« dieser keuchend, den Wind entgegen, und ich poi heut« war'» nicht gut. hinauszu Mache niemand Angst, . tm Kahne liegenden Rudern. „Ich will Dir Helsen, und »ir find in dreioiertel Stun den drüben," Aber «l« ab dies, Worte ein Signal aewesen wären, ave» zu entfesseln, gin barauf «in Pfeifen und Zischen au» den Lüsten nieder, Blitz und Donner und »in Regen guh, der über di» vier hinprasfelt, und ihnen Hören und Sehen nahm Da^ ' "' sank da» Boot, dah Tonio jedesmal ein dumpfe» Archzen ausstieh und sich Elena klammerte, und «» schien, al» ob di« trästigrn Ruderzüg« der beiden Männer nutzlo» wären, al» ob da, Boot nicht nur an d»rs»lb«n Stell, blieb«, sondern immer um ein ganze» Stück zurückgeschleudert würde. Mena hatte ihr« Kaltblütigkeit verloren. Sie bebt» am ganzen Leibe, arohe Schweißtropfen standen auf ihrer kalten Stirne, und ihr» Finger verkrampften sich mit denjenigen Antonio» Eie hätte es ihm gleich tun und stöhnen mögen, so oft ihre Augen di« Finsternis durchdrangen und das ausgeoeitschke wild« Mee, vor sich sahen, dies« fürchterlich«, endlose schwarz« Fläch«, dies«» wütend« Ungeheuer, da» jaden Augen blick bereit war. sie zu verschlingen. Ein furchtbarer Wellenstoh schleudert« da» Schiss weit au» dem Kur», den sie halten wollten, der schäumende Gischt sprang über Bord, der Boden deckt« sich mit Flut und netzte di« Führ — da schrie Elena aus und ihr, weit offenen, angstvollen Lugen aus Alexander gerichtet, stammelte sie: „Ich werde Ingenia nie mehr Wiedersehen . . ." Sie hielt Tonio i» ihren Armen und wußte es nicht. Sein Kops war auf ihre Schulter gesunken und dann haltlos in ihren Schah geglitten: seine Augen waren ge schlossen, das Antlitz fahl, der Körper reglos — er war ohnmächtig, aber niemand nahm es wahr in diesen furchtbaren Minuten. Alexander sprach rasch und leis« mit dem Fischer, allein Elena verstand kein« Silb« davon, sie halt« für nicht» mehr Be wußtsein und Empfindung al» für ihr» Angst. In ihrem Kopfe hämmerte und sauste e», und plötzlich fahre sie «in neuer Schreck an, rin abergläubischer Gedanke, der sich bis zum Wahn steigert« und st« nicht mehr sreilieh Sie kämpst« an. sie wehrt« sich da- Wen. aber es war wie eine Art Zwangsvorstellung, di« sie nicht mehr lo»gab: „Die Mutter will mich nicht nach Hause lasten." Sie schloß vir «ehr. wa, geschah. Äugen, um nicht, mehr zu sehen, und von da an wuht« st« nicht Es ist aus die Dauer unmöglich, gegen den Sturm zu steuern, ohne zu ermatten — auf dem Meere wie im Leben. Doktor Gerhardos kannte beides viel zu gut, um das nicht früher zu «rkeunen, al» bis die Kräfte ganz vergeudet waren und die große Ermattung eintreten muhte Es lag in seiner Natur, die Unmöglichkeit einer Sach« zu erkennen, wo sich andere noch in froher Hoffnung wiegten oder im Anstürmen uird Erobernwollen den Kopf wundstiehen. So hatte er auch gleich, als sich das erste grohe Sturmeswehen erhob, erkannt, dah sie San Marina fetzt nicht erreichen würden, und wa» er vorhin zu dem Fischer gesagt hatte, war die Weisung, dieses Ziel auszugeben und einen festen Punkt zu gewinnen zu suchen, wo immer es auch sei. Er empfand es als eine Wohltat, dah das ihm nun anvertraute Mädchen sich so still verhielt, dah Antonio von einer Ohnmacht besangen war und so die Schrecken dieser Stunde nicht in allen ihren Phrasen mitmachen muhte. Al» Arzt wuhte er diesen Zustand richtig zu beurteilen, er prüfte, so oft e» anging, seinen Pul», und es ängstigte ihn, bah dieser schwach und langsam pocht«. Aber wa» half feine Angst? Er fühlte sich machtlos, irgendwie rinzugreisen, und feine ganze Sorge war dahin gerichtet, eine Infel oder die Küste zu gewinnen, dann wollte er Wiederlevungsverfuche unternehmen, die jetzt ebenso unmöglich al» nutzlos gewesen wären. Elena war von ihrem Sitz herabgelitten, sie lag aus dem feuchten Boden der Barke, mit dem Kops aus Alexanders Knien und Antonio neben ihr, mit seiner Hand die ihrige fest umklammernd, das Antlitz aus ihrer Schulter. sstortsetzuug folgt.I »»»VASA»»»»»» » üllöst vom 1. bis o. ». v. statt. Derselbe rsichust »icb vjscksrum äurob ° LU88vr8vvöLuIiedv rrvl8orwL88isulle » 2L «^ n k > VI «I v r Sommer und Mnter, kruder .äl 9.00 bi» 69,00, ^et»t 4,VV di» äi 2G,VV. JUntlnvvM trüber ./t 6.09 bi» Zet»1 M »,0« b>» er 2«,««. KInm«n kl» groseer Poeten engl, pianell-llemcldlueea trüber 12,9" bis 16,00. tet,t 6 « rs. kl» gro»»«r Poeten AIumm«IIn«-IIIum«» ^«t,e zr s o« bi, « iv,o«. »u» uvä «retreett «lob »ut »U« Kk»t»II«i»U«» ««tu«. 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