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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090113017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-13
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Monat
1909-01
-
Jahr
1909
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' — U»ü»Ich«l»ese«. Der Zweiten Kammer ist »er Bericht »er Basthwerbe- nach Petitions-Deputation über die Anträge der Abgeordneten Hottner u. Gen. und Mtnther u. Gen„ das BolikSschstlwesen betrosfend, ^»gegangen. Die Deputation stellt eine ganze Anzail-l Antrüge, deren grund legender -er folgen-« ist: die Kammer wolle «beschlichen: die auf das BoUSschulwesen und -das Semtnavivasen bezüg liche« Gesetze und Verordnungen einer Revision zu dem Zweck« g« unterziehen, daß die darin enthaltene», den Be dürfnissen der Gegenwart »nd den anerkannten Griindsätzen der pädagogischen Wissenschaft nach ihrem gegenwärtigen Stande nicht mehr entsprechenden Bestimmungen abgeündert oder ausgehoben werden und, soweit die bet dieser Revision gewonnenen Ergebnisse zu ihrer Ein- und D-urchstthrung der Gesetzgebung bedürfen, einen entsprechenden tzleseveiit- wurf einer der nächsten Ständoversammlungen vorzulegen, und »war nicht in der J-orm einer Novelle zu dem jetzt gel tenden Gesetze, sondern in Gestalt eines völlig neuen Ge setzes« im übrigen im Anschluß an dieses Gesetz im Vcr- ordnnngswege das Nötige zu verfüge», bei der Vorbe reitung des Gesetzentwurfs aber sowohl als der sonstigen Bestimmungen (Verordnungen usw.s sich des Beirates sol cher Personen zu bedienen, welche vermöge ihrer Erfahrung und Berufstätigkeit besondere Sachkenntnis besitzen. — Aumeldung neuer Fernsprcchanschlüsie. Neue Teil nehmeranschlösse, die im Frühjahrs-Bauabschnitt zur Aus führung komme» solle», sind spätestens bis zum l. März bei dem zuständigen Vermittlungsamt anzumelden. — Schlitteuverkehr. Soiveit es die Witteruiigövcr- hältnisse gestatten, wird »ach gröberem Schiiccsallc und darauf folgendem andauernden Frvstwctter eine gröbere Anzahl Straßen und Plätze des Stadtbezirks dem Schiit- tenvertchr tunlichst vsscn gehalten werden. — Die erste Sitzung des Iugcndgcrichtshoscs fand gestern unter dem Vorsitz des Herrn Ob c r j u st i z r a t S flechsig in der Strafsache gegen einen am 18. Oktober 1893 geborenen Bäckerlehrling aus Leipzig statt. Dem Lehrling wollte es bei seinem Meister durchaus nicht ge fallen: er schrieb an seine Eltern, und da er aus de» Brief keine Antwort erhielt, faßte er den Entschluß, nach Amerika auSzuwandern. Nachdem er seine 14—18 Mark enthaltende Sparbüchse gesprengt hatte, fuhr er nach Hamburg, ver dingte sich dort einem Viehhändler, mit dem er nach Bochum reiste. Auf dem Vtehtransport berührte er Düsseldorf. Hier stahl der Angeklagte eine Taschenuhr und erlitt eine lOtägige Gefängnisstrafe. Der noch heute von dem Drang aufs Schiss beseelte Bäckerlehrling dampfte wieder zurück nach Hamburg, konnte sich aber dort nicht halten und wandte sich daraus nach Berlin. Hier führte er einen besonderen Trick aus, den er schon in Elberfeld zur Anwendung ge bracht hatte, wo er einen Sommerübcrzicher aus der Musikergardcrobe des Thalia-Theaters entwendete. Der Angeklagte besuchte ausschließlich Vergnügungs-Etablisse ments, in denen gerade Festlichkeiten abgehalteu wurden: dabei stellte er sich, als gehöre er zum Personal des Hauses bezw. der Künstler. In Berlin stahl er ans diese Weise aus dem Bühnenraum der Nenmannschcn Festsäle eine silberne Uhr mit Kette und ein silbernes Zigarette»-Et»i, ferner aus einem anderen Etablissement ebenfalls eine silberne Taschenuhr. Eine willkommene Ausbeute fand der junge Bursche in der Brauerei F-riedrichshain, wo ein Ringkampf aufgeftthrt wurde: während desselben schlich sich der Angeklagte in die Theatcrgardcrvbc und stahl vier Ringkämpfern die Portemonnaies mit Inhalt. In der Reichshauptstadt holte er sich aus diese unredliche Weise noch mehrere fremde Sachen. In Eharlvttcnburg besuchte er ein Damenkränzchcu und eignete sich aus der Nühncn- garderobe die Perlenschnur einer Künstlerin im Werte von 46 Mark an. Die Gegenstände verkaufte er und kam da durch wieder in den Besitz von Geldmitteln, die er zur Lösung neuer Eintrittskarte» in die verschiedensten «Ver anstaltungen benutzte. Schließlich kam der Lehrling wieder nach Dresden, mietete sich aus der Wettinerstraße ein mid setzte sein diebisches Handwerk fort. Am 22. November vorigen Jahres besuchte er an einem Abend drei Bcr- gnttgungSlokale, wo er sich wieder in den Theatergarde roben etnisand. Am solgenden Tage nahm er an einem Postbeamtenverguügcil teil, um aus der Thcatergardervbe zwei Postbeamten die Portemonnaies zu stehlen, während die Herren sich aus der Bühne befanden. In Blasewitz besuchte der Angeklagte am 28. November v. I. einen Konzertabend und stellte sich wieder am Iinieurauiu der Bühne aus, wo er sich durch Auf- und Zuziehe» des Bühuen- vorhanges dienstbar machte, so daß er für de» Hausdiener gehalten wurde und Bcrtraucn genoß, dann ivar er mit der der auftretenden Schauspielerin gehörenden Handtasche, die mit Inhalt einen Wert von etwa IM Mark besaß, ver schwunden. Die Anklage legt dem Beschuldigten 18 Dieb stähle zur Last, die er sämtlich einräumt. Herr Assessor Tr. Noux beantragt in Rücksicht aus das große Nassiuc- mevt, mit dem der Beschuldigte zu Werke ging, und iu Anbetracht -essen, daß er bereits zweimal vorbestraft ist, ohne daraus eine Lohre zu ziehen, eine mehrmonatige Ge fängnisstrafe. DaS Urteil lautet auf 6 Monate Ge fängnis, die im Anschluß an die Strafe zu verbüßen sind, für die der Angeklagte Bewährungsfrist erhalten hatte. Aeutzerlich zeigte der Gerichtshof wenig «Verände rungen. Die neuen Bestimmungen -cs Ministeriums über die Jugendgerichte werden mehr beim Strafvollzug und in de» Fürsorge für den Angeklagten nach dessen Ent lassung aus dem Gefängnis iu die Erscheinung treten. An guten Ermahnungen ließ cs der Gcrichtsvorsitzende nicht fehlen. — Ra ««blich! Bekanntlich hat die sexuelle Auf klärung in den letzten Jahren starke und laute Ver- tciüiger gefunden, in deren -lugen jeder, der auf die da mit für unser Volksleben a»ch verbundenen Gefahren hinwieS, als ein elender Mucker galt. Allmählich scheint aber doch die Einsicht zu dämmern, daß »vier Umständen, und zwar nicht selten, diese Gefahren größer und schädlicher werden können, als das bekämpfte Uebel einer mangel haften Kenntnis jobbst. Bei Bestrebungen wie der sexu ellen Aufklärung soll doch nie die Kehrseite der Sache, wie sie sich im Mißbrauch zeigt, unterschätzt werde». Jetzt äußert sich hierzu ein hiesiger Arzt: ,,„L > ch t b i l d e r v v r - träge über sexuelle Probleme, getrennt für Damen und Herren, von Dr. med. Bcvall, prakt. Arzt in Wien", so lesen wir heute eine Riesenaiikündiguiig mit ausführlicher Inhaltsangabe in hiesigen Tageszeitungen. Voran geht eine kurze biographische Notiz über den durch seine berühmten, vovulär-wisscuschastliche» Lichtbildervvr- träge bekannten und beliebten Frauenarzt und Jurist i!> Dr. Bcvall sWienj. Ter außerordentliche Erfolg, welche» die namtntlich seitens der .Damen" überaus zahlreich be suchten Bdrträge eines Herrn Reiuhold Gerling über diese gegenwärtig so beliebte» »nd lehrreichen Themata hatten, waren vielleicht auch für Herrn Dr. med. Bcvall (Wiens die Beranlassung, den Spure» Herrn Rcinhoid Gerlinas zu folgen. Es ist gewiß nicht uiiiuteressaiit, was hier über der „<t esundheitslehrer", ein um Bvlksain"äruug über Gesundheitspflege und wegen seines Kampses gegen die Kurpfuscherei, diesen Krebsschaden für das «VolkSwvhl, hoch verdientes Blatt, schreibt: „Der einstige Führer der deutschen Statnrhcilbewegung Reinhvld Gerling reist seit langem in sexueller Aufklärung. Ricseiiaiikündigniige» verkünden in fast allen größeren Städte» Deutschlands, daß Reinhold Gerling (Oramcnburgj „große ivisseiischast- liche Lichtbildervorträgc" ilialte. Um 80 Psg. bis > Mart ist Aufklärung zu haben „für Herren" und „für Damen". Natürlich separat. In den Vorträge» „für Damen" ist Gerling der einzige — Man». So waren de»» auch die Münchner für den 3. bezw. 1. November v. I. nach dem Kindlkeller geladen worden, woselbst »eben kindlichem Bier unkindliche Aufklärung verzapft werde» sollte. Der erste Vortragsabend war galanterwcisc selbstverständlich „für Damen. Und sie kamen in Scharen. Hunderte suchten Einlaß! Sie waren selbst aus der weiteren Umgebung. iMtt»che»»A Lerbetgeetlt. Ganze Fuhren voll lud die Straßen bahn ab. die „Damen" wallten endlich erfahren: „Warum verblühe» viele Frauen früh'/" oder: „Wie werden Frauen und Mädchen schön?" Besonders eine Antwort aus letztere Frage zu erhalte», daran hatte» die meisten der Erschiene nen begreifliches Interesse. Auch junge Backsischlein schwam men säum in «Wonne der zu erhvssciidc» Antwort aus die Frage: „Was muß die Iran vom Liebcslebcu und vom Manne wißen?" Aber leider konnte» all die Erschienenen Herrn Gerlings Worte» nicht lausche», weil die böse Poli zei die Vorträge verboten batte. — In Wien l-atte Herr Dr. Hans Fischer (Berlins ebenfalls einen geschlechtlichen" Vortrag angekündigt, und zwar mit de» gleiche» Worten wie Gerling in Deutschland. Ist das nicht merkwürdig? Liegt da Kvmpagnvuarbcit vor oder stamme» beider Direk tiven aus der gleiche» Quelle? Es ist jedenfalls ein amü- santcs — Zusammentreffen. Und es ist sehr richtig, daß die Polizei in München sich durch den Toltortitel des Herrn Fischer, den man ihm nun einmal nicht »ehwen kan», nicht über den Wert seiner Aufklärungen täuschen ließ »»d ihm ebenfalls de» Vortrag verbot. In Wie» liattcn die Fi sch er scheu Vorträge keinerlei .Hindernisse vvr- gesuildeu. Sie waren vielmehr stark besucht. Bosen sie doch Lichtbilder, separat „für Damen" und „sür Herren"! — In Stuttgart hielt Herr Fischer gleichfalls Lichibilder- vvrträge ab. Wie mau schreibt, soll daselbst das Publikum nicht so recht das zu hören bekomme» haben, ivas es eigentlich höre» wollte, und dieserhalb an die ärztliche Sprechstunde verwiesen wurde» sein." — Reinhvld Ger ling, Dr. .Hans bischer: jetzt ko »uns als Dritter Dr. Bcvall (Wiens, welcher in sexuelle» Problemen macht, nahezu das selbe Thema behandelt und auch für 80 Psg. bis 1 Mark sexuelle Aufklärung gibt!" — Ein beweiskrästiges Bild von dem Werte der sexuellen Aufklärung ivül-dc man daun gewinne», wenn sich statistisch seststclle» ließe, dast die Ge fahren durch sexuelle Verirrungen in den Kreise» der Medi ziner geringer sind als iu anderen Bevülkerungsschichtc». — Die Fraiicnsragc vom gesundheitlichen Standpunkt, lieber dieses Thema sprach im B c r c i n sür «Volks- h hg jene am 8. Januar der Frauenarzt Herr Dr. Prüs- manu. Er beleuchtete zuuächst die heutige Stellung der Iran im privaten und üssentlichen Leben, ferner die Gründe, welche überhaupt zu einer sogenannten Franen- frage geführt habe». Zwei entgegengesetzte Strömungen haben sich jetzt gellend gemacht. Die eine beharrt auf dem althergebrachten Familien ideal und hält das Hcraustretcu der Frau aus ihrem häuslichen Kreise sür etwas Un gesundes, die andere erstrebt in jeder Beziehung und in allen Lebensformen Gleichstellung mit dem Manne. Die hierdurch bedingte Veränderung i» der wirtschaftliche» und soziale» Stellung der Fra» ist nicht ohne Eiusluß aus die gesundheitlichen Verhältnisse geblieben. Besonders hat sich dieser ungünstige Einfluß bei de» unteren «Volksschichten gezeigt, welche deswegen auch keineswegs eine Erweiterung der weiblichen Erwerstäligkeit ansireben. ES sind viel mehr der Mittelstand und die höheren Schichten, die ihren Wirkungskreis zu erweitern suchen. Die Grunde und die Berechtigung dieser Bestrebung werden aussührlich erläu tert, nur sei eS notwendig« diese i» die richtigen Bahnen zu lenken, damit nicht durch Mißerfolge die ganze Be wegung gehemmt werde. Zur richtigen Beurteilung -er gänzen Frage gehöre eine gründliche Würdigung der kör perlichen und geistigen Veranlagung des weibliche» Ge schlechts und ferner der ans diesem Gebiete gemachte» Er fahrungen. Ans der anssührliche» Verrachlnng dieser beide» Punkte geht hervor, daß die Natur eine gewisse Ar beitsteilung mit der verschiedenartige» Veraniagung be absichtigt hat. Trotzdem mußten aber, ans näher erörterten Gründen, alle Vernssarten der Fra» vssen stehen. Da jedoch die Vorbereitung hierfür bereits in der Jugend eine bessere Vorbildung erfordert, wird leicht durch Neberbür- dn»g in der gerade bei Mädchen ziemlich plötzlich eintrctcn- dcn Entwicklungszeit der Bode» sür die verschiedensten Krankheiten vorbereitet. Die insolgedessen zum Teil sehr ungünstigen Erfahr»»gen berechtigen jedoch keineswegs zu dem Schlüsse, daß die Franeiibewegnng ein falsches Ziel erstrebe, sondern seien nur ein Fingerzeig dafür, daß man bei der Auswahl des zu ergreifenden Vcruscs sorgfältiger zu Werke gehen und in körperlicher oder geistiger Hinsicht nicht ganz widerstandsfähige Elemente vor späteren Ent täuschungen zu bewahren suche. Reicher Beifall lohnte de» Redner für seine interessanten und lehrreichen Ausfüh rungen. Der nächste Vortrag über die Bedeutung der Wechsels a h r c im Lebe» der Frau wird von Herrn Dr.PcterS, Frauenarzt, heute Dienstag, den 12.Ianuar, im Saale der Stadtverordneten, Landhausstraße 7, ge halten werde». Anfang 8 Uhr. Eintritt frei. — Der Dresdner Zweigverein der Internationalen Föderation zur Bekämpfung der reglementierte« Prosti tution veranstaltet Freitag, den 13. Januar, abends 8^ Uhr, im kleinen Saale des Gewerbehanscs eine öfsciitlichc Versammlung, in der die bekannte Führerin in der deut schen Franeiibewegung und in der abvlitionistischcn Be wegung» Fräulein Dr. Käthe Schirm achcr aus Paris, über: „Das Prostitutionsproblcm im AuSlandc" sprechen wird. — Der Deutsche Buchdrucker-sPrinzipal-)V«rein mit dem Sitze in Leipzig zählte am 31. Dezember 4675 Mitglieder, bei denen von den rund 60 000 Vuchdruckergehilfen, die es im Deutschen Reiche gibt, rund 50 000 beschäftigt sind. Im Fahre 1908 traten 817 neue Mitglieder dem Verein bei, während 173 Mitglieder durch Ausschluß oder Austritt aus dem Verein ausgeschieden sind. — Der Stenographenverein Gabelsberger zu Dresden- Friedrichstadt hat im Herbst 1008, um die Verbreitung der Stenographie unter den Beamten der König!. Ministerien im Stadtbereich Dresden zu fördern, 200 Mark zur Einrichtung von Stenographiekursen, in welchen die Teilnehmer nur die Aus gaben für Bücher, Miete. Heizung und Beleiichtung zu decken haben, zur Verfügung gestellt. Die König!. Ministerien wur den mit der Bitte, ihren Beamten den Besuch dieser Kurse zu empfehlen, von dem Beschlüsse des Vereins in Kenntnis ge setzt. Das Anerbieten des Vereins fand dankbare Annahme und hat unter den Beamten ein reges Interesse sür die Steno graphie hervorgerufen. «Der erste Kursus wurde am Freitag, den 8. Januar, abends 0 Uhr, im großen Lehrzimmer des König!. Stenographischen Landesamtes mit 42 Teilnehmern, meist älteren Herren, begonnen und die Leitung desselben von dem Vorsitzenden des Vereins. Herrn Lätsch. übernommen. Ein weiterer Kursus ist für Ostern 1009 in Aussicht genommen, vorausgesetzt, daß sich wiederum rege Beteiligung findet. — Vorträge des Gemeinnützigen Vereins. Heute, Mitt woch, hält im Stadtvcrordneteiisaale der Oberarzt am Fried richstädter Krankenhaus Professor Dr. Rostoski einen öffent lichen Vortrag über S t o f f w c ch s c l f r a g e n. Beginn 8 Uhr. Eintritt frei. — Bcreinsnachrichten. Der Alldeutsche Derband.Orts gruppe Dresden, veranstaltet heute abend 8 Uhr im kleinen Saale des Vereinshauses einen Vortrag. Herr Pastor Mahler spricht über „Wege und Ziele der Selbsthilfe im Kampfe mit dem Polentum". — Der Bezirks- und Bürger verein Dresden-Friedrich st adt hält heute abend 8 Uhr im Restaurant „Bellevue", Schäferstraße, eine Christbescherunp für bedürftige Kinder ab. — Der Vortrag, den Herr Geh. Samtäts- rat Dr. Ganser über „Alkohol und Geisteskrankheiten" anläß lich der Antialkohol-Ausstellung hielt, wird morgen abend 8 Uhr auf Beranlassung des Deutschen Bunoes ab stinenter Frauen lOrtsgruppe Dresden) in „Meinholds Sälen" wiederholt. Vorher wird Freiin Emily v. Hausen einen Vortrag halten: „Die Kinder unseres Lundes sind in Gefahr". — Hosbräu-Kabarett. Das Januar-Programm enthält wieder eine Reihe neuer Attraktivnen. Die Eigenart der Wiener mit ihrem frischen Blute und der heiteren Lebens freude beherrscht auch dos gegenwärtige Progrgmm t» erster Linie dnrch das Gastspiel der Sängerin Eonstanzc Zinncr. Anmut und Grazie, sowie die herrlichen Stimmittel verleihe» de» Vorträgen dieser Künstlerin eine» Reiz, der das Auditorium nicht müde werden läßt, sie zu höre». Ihre reiche Gestaltungstrast kommt in dem Walzeridnll „Dviiauperlen" treulich znm Ausdruck, dos büchst tragikomisch ist und die Macht zeigt, die ei» Strauß tchcr Walzer auf den echten Wiener anszuüben vermag. Ein pajsendes Gegenstück bietet die Tiiense Ellen B a r thvld» mit der Ballade, in der sie die Geschichte eines rümiicltz» Kaisers i» ernster Weise behaudett, der sic die drastische Geschichte einer jungen Berlinerin folge» laßt Tarant wird Frl. Barthvid» jaiirisch. Frt. Rositm B r u a n - verfügt über ein äußerst slimpathisches Organ, das in de» Eiiizelgesängen wie in den Duette» mit dem Dichterkomponisten Herrn Hans Dort»«- entzückt. Der letztere Knnstter hat sich in der Kaöarcitivelt durch sein Wirken im Ensemble der „Elf Scharfrichter" eine» Rin erworben, de» er heute »och zu mehre» bestrebt ist. Gegen über seinem Ernst und seiner Feinsinnigkeit ist Herr Fried rich Sv in in er, ebenfalls ein Wiener Kind, voll sprudeln der Laune. Mit seinen satirischen -torträgen bleibt er der Meister des Hnniors. Der bewährte Ev»s-'re»cier Herr Heinz Evnrad bietet sein Bestes, schnell stellt er die Per bindnng zwischen Künstler und Auditorium her und testet, nicht minder mit seine» inliallreichc» Rezitationen. Fron lein tz-ertrnd Z i in m e r m a n n setzt bei ihren Liedervor trägen ebcnsnlis ihr bestes Können ein. Der musikaiische Leiler, Herr L i n d n e r, beherrscht sein Instrument, einen klangschönen Förstcrslngel, uuss trefflichste. Das Anditv riui» bekundet seine» Dank sür den gebotenen Genuß durch lebhgLc» Applaus. — Fremde in Dresden. Europäischer Hos: Fürst Lot kowiy aus Prag. - Gcschästsbesnch. Prinzessin Mathilde besuchte geiler» das Atelier des Hosphvtographen Otto Mauer, Prager Straße 38. — Der heutigen Nummer dieses Blattes lieg! al.- Svuderbeilage für die Gesamtauflage ei» Prvspetl vom Norddeutschen Llvi>d, Breme», bei. - — Gemciudcvorstaiidswahl. Wie seinerzeit berichtet, wurde Ende Dezember der Bürgermeister von Lanciistein. Herr Angeruiann, znm Gemciiidcvvrsland in Lockwitz ge wählt. Inzwischen erfolgte aber dessen Wiederwahl in Laiieiistcin zum Bürgermeister. Daraufhin hatte Herr Bürgermeister Augcrmann gebeten, von seiner Wah! in Lockwitz als Gemeiiidcoorstand abzusehcn, womit sich auch der Gemciudcrat einverstanden erklärte. Nun ist setzt zum G c m e i n d e v v r sta » d vvn Lockwitz der bis hcrige Gemeinderegistratvr Stvpp anS Heidenau ein stimmig gewählt worden. — Ein großer W e ch s c ls ch w i n d c l - P r o z e ß . dessen Dauer ans fünf Tage festgesetzt ist, und bei dem eine Reihc tz)eschädigier ans Berlin, . Leipzig. Dresden, Bautzen, Köln, Godesberg a. Rh., Hanau »iw.In Belrack» kommen, hat in E h e m n i tz begonnen. Der Angc-klagte Pctcrsilie, ein schon vielfach verkrachter Geschäftsmann, schwindelte Darlehnsncheiide» vor, er habe ei» großes Bant geschäst in Ehemnitz, und erlangte aus diese Weise eine An zahl Akzepte, für die er Darlehen in Aussicht stellte und die er dann in seinem Nutzen verwertete. Nene Zeiltrilmsilltrigen- Abg. Erzberger hat einem Anssragcr der Wiener „N. Fr. Pr." gegciinbci- kategorisch erklärt, „daß kein ein ziger der Zeitungsartikel, die in der letzten Zeit in der l „Germania" oder anderen in- und ausländischen ZentrumS- l blättern erschienen sind »nd nicht seinen Namen tragen, aus seiner Feder stammen." Herr Erzvcrger sagt dann weiter: „Ich würde nicht den mindesten Anstand nehmen, ganz vssen den Reichskanzler anzngreisen. Am allerwenig sten würde ich tu einem auswärtigen Blatte anonyme An griffe gegen iiiisere auswärtige Politik richten. Ich glaube aber auch mit aller Bestimmtheit versichern zu kön nen, dast weder die Ausführungen der „Germania" noch die der „Reichspost" von einem ZentrumSabgeordnetcii hcr- rnhren. -Ich habe in den letzten Tagen mit vielen Partei genossen gesprochen „nd alle haben erklärt, daß nicht sie die Artikel versaßt hätten. Man darf vielmehr vermuten, daß die neueste» Angriffe gegen den Reichskanzler von seinen anderen Feinde», insbesondere den ob c r schl es isch e n Aristokraten, die ja viele Beziehungen nach Wien habe», ansgehe». Diese wissen so gut wie wir, daß in sehr ernsten politischen Kreisen Oesterreichs Verstimmung gegen die deutsche auswärtige Politik herrscht. Dort macht man selbstverständlich den Fürsten Vülom dafür verantwortlich, daß unser Botschafter in Kvnstantinvpel, Freiherr vv» Mar schall, von seinem Posten ans die österreichische Politik und seinen Kollegen, den Markgrafen Pollavicini, nicht unterstützt. An der BuiideStrcuc des Fürsten Bst low selbst zweifelt man nicht, aber man wnnscht in Wien eine kräftigere Betätigung dieser Treue bei den Bcrhandlun gen Qosterreichs mit der Türkei. Tic Verstimmung richtet sich demnach vor allem gegen Freiherrn v. Marschall und nur mehr formell gegen den Reichskanzler, als den verani lvvrtlichcn Ehes der Botschafter. Man muß sich doch auch znm Beispiel wirklich wundern, daß Herr v. Mavschall so ohne weiteres die Zustimmung Deutschlands zu der geplan len neuerlichen türkischen Zoll erhöh» ng ausgesprochen Hai. TaS bedeutet heute vor Ablauf des Handelsvertrages mit der Türkei ein großes Geschenk sür diese, «das man zum mindeste» nicht geben durste, vhnc die Gelegenheit zu Lun dcSsrcundlichcr, kräftiger Unterstützung Oesterreich-Un garus in seinen Verhandlungen mit der Türkei zß be nutzen." In einem Berliner offiziösen Telegramm wendet sich die „Köln. Ztg." gegen Erz'bcrgcrs Versuche, mit den Angriffen gegen das deutsch-österreichische Bündnis ober schlesische Aristokraten in Verbindung zu bringen, so gegen seine Behauptung, daß in sehr ernsten politischen Kreisen Oesterreichs gegen die deutsche auswärtige Politik Verstim mnng herrsche. Mit Bezug ans Hincinzerrung des Bot schastcrS v. Marsckmll erklärt das offiziöse Blatt am Schluß eines längeren, die Anschnldigniigen widerlegenden Be richtes: ,/5'S möge» bei Oosterreichern, die über diese Dinge ebenso verworrene Ansichten wie Erzberger haben, Ver stimmungen gegen Deutschland vorliegen, sehr ernsten poli tische» Kreisen Oesterreichs indessen derartige Ansrhaunn ge» znzuschreiben, ist mindestens niihöslich." — Die „Deul sche TageSzig." bemerkt zu dieser neuesten jonrnalistischen Leistung der beängstigend betrübsamen ZcntrnmSgröße: „Diese Erklärung ergibt allerdings, daß Herr Erzberger, den auch die „Köln. Volksztg." zuerst dafür hielt, nicht der direkte «Verfasser der srcrgliche» Artikel ist: mehr in dieser Hinsicht aber auch nicht. Diese Tatsache wiegt im übrigen um so leichter, als -Herr Erzbergcr den Faden der Intrigen Artikel munter weitcrspinnl. Sein Aiigrifj aus den Frei Herrn v. Marschall ist dabei genau so unberechtigt, wie die Ausfälle gegen den Fürsten Bülvw. Nicht nur, daß Frei Herr v. Marschall, an dessen Tätigkeit wir manches auszn setze» hatte», nur die Politik in Kvnstantinopel treiben bars, die ihm von Berlin ans diltien wird, ist es eine tatsächliche Unrichtigteit, daß er Oesterreich nicht unterstütze. Das mußte auch Herr Erzbergcr wissen, nachdem man vv» Wien ans feierlich erklärt Hot, daß Deutschland nicht nur alle wünschcnswerlc Bündnistrene bewährt i-abc, sondern daß auch „ein Mehr darin weniger gewesen wäre": mit ande ren Worten, daß Oesterreich eine wcitcrgehende direkt vei mittelnde Stellung der deutschen Diplomatie selber nicht wünsche. Was schließlich die Frage -cs türkische» Zvlllarises anlangl, so soll hier ans die sachliche Seite einer Zustim mnng Deutschlands zu Zollerhöhungcn nicht ei »gegangen unoden. Daß aber Deutschland ein Entgegenkommen >iich> zeigen durste, vhnc auch hierbei erst das Wiener Placet «in zuholc», ist ein naives und n»a»gemessenes Verlangen: naiv vor allem deshalb, iveil Oesterreich selber in öieser Frage von Anfang a» zum Entgegenkommen bereit war: unangemessen« weil Deutschland «ege» seine* rorrttte« unb Dresdner Nachrichten. Sir. 13. Seite 3. >M» Mittwoch. 13. Januar 111VE
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