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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090113017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-01
- Tag 1909-01-13
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Monat
1909-01
-
Jahr
1909
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L r. k- -r rnngsvolsschriste» auerlauut: aber die Arbeiter wollen ans Bequemlichkeit gar nicht die Schutzvorrichtungen. Man lnnu buch nicht trinter jeden Arbeiter einen Kontrolleur stellen. Die große Pketirzabl der Nnfälle süllt de» Arbeitern selbstzur Last. Die Kontrolleure ibürde» vvn der sozial- üemokratiicheu Partei nur zu Agitationszweckr» auogenützt werden, es würde die Kontrolle über die Zugehüriakeit zur Organisation in ihrer Tätigkeit mit inbegriffen sein. Dadurch würde der schlimmste Schade» angerichtet werden. Die Unternehmer haben schau Scherereien genug. es wäre zu viel, wenn »mn ihnen jetzt noch eine solche Sorte vvn Kontrolleuren aus die Aase setze»» wollte. Der Unterneh mer. der sich den Forderungen der Gewerkschaften nicht »üge. würde auf das äußerste schikaniert werden. Soll der Mittelstand noch weiter drangsaliert werden, will man die Kluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern noch erweitern'? Es liegt kein Bedürfnis vor, die bisherige .Kontrolle abzuändern. — Die Beratung wird abgebrochen. Der Präsident beraumt die nächste Sitzung ans morgen I Uhr an mit der Tagesordnung: Vorlage betreffend Wech-iclsiempelgesetz. Armenuntcrsttttzung. — Abg. Singer oeo»tragt Fortsetzung der heutigen Beratung. Bet der Abstimmung über die'cn Antrag, die durch Hammelsprung erfolgt, ergibt sich Beschiußunsähigkeit des HanseS. Der Präsident hat somit selbst die Tagesordnung sestzusetzen. ES bleibt bei der angegebenen. Preußischer Sandtag. tFortsktzuug aul> dem Abendblatt».) Berlin. lPriv.-Tel.) A b g e o r d n e t e n h a »S. In der fortgesetzten Besprechung Ser Interpellation und der Anträge wegeil Linderung der Arbeitslosigkeit wieS Abg. Lüsen Sk» snatl.i darauf hin, daß die In dustrie zu Arbeiterentlassnngen im weiteren Umfange er freulicherweise nicht genötigt war. Die Arbeitgeber hatten sich sehr besonnen gezeigt. In Jetten der Hochkonjunktur habe man ihnen manche Vorteile abgetrotzt, trotzdem seien sie jetzt nicht au eine Rüctwärtsrcvidierung der gemachten Iugeslandnifse herangelrelen. Abg. Giesberts sZentr.) wünscht Einberufung einer Konferenz zur Erörterung des Problems. ?lbg. v. D i r k se »i.ssreikvns.) erklärt die Be reitwilligkeit seiner Freunde, sich der Arbeitslosen nach grasten auzunehineu. Uebrigens besiehe nach ivie vor in der Laudwirt'chast nicht Arbeitslosigkeit, sondern Arbciter- mangel. Warum gehen die arbeitslosen städtischen Ar beiter nicht aufs Land zurück? Ihre Not muß al'o noch nicht so groß sein. Die Laudwirtschasl würde viel lieber die eigenen Landsleute beschäftigen als Ausländer. sZn- ilimmung rechts.) Einer Arbeitslosenversicherung stünden erhebliche versichernngstechriische Bedenken entgegen. Ans die Dauer werde der Staat au diesem Problem aber nicht lwrbeikoinmeu. Aba. G » ß l i n g ssreis. VvlkSp.) meint, der Austausch der Industriearbeiter und der Landarbeiter sei nicht so leicht, wie man eS hinslelle. Tatsache sei, das, die ländlichen Arbeiter die Vorteile der Industriearbeiter überschätzten. Der unverheiratete Landarbeiter verbessere sich in der Stadt, die ländliche Arbeiterfamilie verschlechtere aber ihre Lage durch Ablvanöern in die Industrie. Die Besprechung wird morgen fortgesetzt. Außerdem steht die Interpellation Roercn betreffend Schaustellung nackter Personen auf der Tages ordnung. Der preußische Etat für 1!)vg. Berlin. lPriv.-Tcl.) Aach dem dem Abgeordneten- hause heute vorgelegten preußischen Staatshaushaltsetat für das Etatsahr 100!» sind für dieses Etatjahr die Ein nahmen des Staates auf -8 071 878 085 Mark, die Ausgaben im Ordinarium aus 8.100.',81 870 Mark, im Ertraordinarium aus 280 088 815 Mark, zusammen auf 8 827 >78 085 Marl, mit hin di« Ausgabe n u in 150 Pi i l l i v n c n Pi a r k höher als die Ein » ahin e » veranschlagt. Der Fehl betrag wird durch Ausnahme einer Anleihe zu decken sein. Der Betrag der letzteren nt behufs Balancierung des SdaatShcrushaltsetatS in den Etat der allgemeinen Finanz- veowaltung als außerordentliche Einnahmen eingestellt. Während der SlaatsliauShaltsemk sur >008 nur ein«» Teil der Mittel für die allgemein? Ausbesserung der Dienstbe züge der Beamten, Geistlichen und Lehrer 77 Millivuev. Mark versah, wirst der vorliegende Etat hierfür 820 Millio nen Mark aus. Anderseits sind zur zeitweise» Deelung dieser Ausgaben 55 Millionen Mart als Sollauskommen an neuen direkten Steuern veranschlagt. Die Schluß summen des Etats zeigen eine Erhöhung um 405 852 000 Mark. 822 650 000 Mark im Ordinarium und 82 802 903 Marl im Ertraordinarium. Jur Erdbebenkatastrophe in Lüditalieu. Messina, Gerettet sind eine verwitwete Frau 'Möller, die bisher tot geglaubt wurde, und Faun» Dächer geb. Imler aus Bamberg. — Telegramme und Briese für Messina werden über das Mzekonsulat Catania erbeten. Rom. General Mazza telegraphiert aus Messina: Troß genauer Nachforschungen ist kein lleberlebender mehr aus gesunden worden. Gestern wurden 28 Leichen beerdigt. Die Verteilung von Lebensmitteln erfolgt nach wie vor. Es wer de» täglich an die Bevölkerung etwa 68 000 Rationen verteilt. Reggio di Ealabria. Heute mittag gelang es einem Insanterielentnant und zwei Feuerwehrmännern ein dreijähriges Mädchen lebend aus den Trüm mern hervorzuziehen. Rom. sPriv.-Tel.) Das Z e n t r a l h i l s s k o m i t c c beschloß ans Antrag seines Vorsitzenden, des Herzogs von Aosta. die Flüchtlinge aus Calavrien und Sizilien sobald als möglich in ihre Heimat zurückzubcfördern. ES wies ferner den Betrag von 500 000 Francs an, um den geflüchteten Arbeitern die Wiedererlangung vvn Stel lungen zu erleichtern, ferner eine Million zur Errichtung von Baracken in den bcschädiaten Ortschaften und 200 000 Francs als Beihilfe für die Waisen. Zur Orientkrisis W ie n. Wie die „Zeit" von autoritaiivcr Seite erfährt, ist die neu bewaffnete F c l d a r t i l l c r ie seit heute mit der vollständigeil t r i c g S m ä ß i g c n M u u i t i v n ver sehe», nachdem feit Monate» alle staatlichen Fabriken Tag und Nacht daran gearbeitet haben. Damit ist die Kriegs bereitschaft Oesterreich-UngarnS vvllstün - d ig. Der Gencral-Remonlicrungsinspektor Generalmajor Baciak begibt sich zum Anlauf von Pferden nach England. Paris. iPrio.-Tel.) In hiesigen NegiernngSkreisen hegt man nunmehr die feste Hoffnung, daß der Friede auf dem Balkan gesicherti sei, zu welcher Ueber- zeugung auch der gestrige Besuch des österreichisch-ungari schen Botschafters Grasen Khcvenhueller-Mctsch bei Pichvn sehr wesentlich beigctragen hat. Berlin. lPriv.-Tcl.) Das Kaiserpaar nahm heute an der Tauffeicrlichkcit beim Prinzen und der Prinzessin Albert zu Schleswig-Holstein teil. Berlin. lPriv.-Tcl.) Staatssekretär Dcrn- bn rg wird am Donnerstag, den 21. Januar, abends, im Sitzungssaale des Reichstages über südwcstafrikanischc Eindrücke sprechen. Berlin. sPriv.-Tel.) Offiziös wird mitgeteilt: Auch die in einigen ernsthaften Blättern wiedergegebene Mel dung über besondere Vorgänge in den vorbereitenden Ar beiten für eine Wahlresorm in Preußen, die sich in letzter Zeit ereignet haben sollen, entstammt anscheinend einer hiesigen Korrespondenz, die keine Informationen von eingcweihtcr Stelle empfängt und rst von Anfang au bis End« erfunden. Lübeck. sPriv.-Tel.) Auf dem Torpedoboot »L. 14b" zerschlug ans einer Uebungsfahrt in der Trave- »M»d«r Bucht ein ablpringendrr Kondensator d«S Dampf. rohr. Ter Maschiu«fte»maat Werner und der Maschinisten- auwärter Rickheim wurden schwer verbrüht. Sie be finden sich im hiesigen tzsarntsonläzarclt. München. Zuin Direktor de» Bayrischen Sta tt a na l m u seu in s in München wurde der -wett« Direktor de. Germanischen Museums in Nürnberg Dr. Etegman» ernannt. München. (Prio.-Tet.) Aus der Staatsgrube „Peißen berg" ist ein« lokale Schlagwetterexplosion erfolgt, bei der ü Bergleute verletzt wurden. Breslau. jPriv.-Tel.) Zu der Aeußerung Erzberger»» daß die neuesten Angriffe gegen den Reichskanzler vvn seinen anderen Feinde», insbesondere den oberschlesifchen Aristokraten, die ja viele Beziehungen nach Wien Iniben, ausgingen, schreibt heute das Organ des schlesischen Zentrums, -ie »Schlesische Volksztg": „Sollte die Aeußerung des Herrn Erzberger wirklich so gelautet haben, so können wir nicht umhin, der gegneri schen Presse zuzustimmrn, die ihn als „Lnkant tvrriklv" des Zentrum» bezeichnet. Es wäre die höchste Zeit, daß Herr Erzberger in seine» Aeußerungen elivas vorsichtiger und überlegter »oürde. Prag. lPriv.-Tcl.) Das Prager Stadtverordneten- kollegium har die Gründung einer tschechischen Mittelschule in Wie» beschlossen Ter Gemeiuüerat der Stadt Kolin trat die Widmung von >000 Kronen für das tschechische Schulwesen in Wien beschlossen. Paris. sPriv.-Tel.) Der Ministerrat besäntoß, einen Gesetzentwurf einzubringen, der jedes Patent für hinfällig crtlür», das 8 Jahre lang entweder überlmupt nicht in Frankreich verwirtlicht oder dessen Verwirklichung in Frankreich durch 8 Jahre unterbrochen wird, tim die Um gehung des Gesetzes zu verhindern, bestimmt ein anderer Paragraph, daß auch ungenügende Anwendung des Paten tes in Frankreich seine Aushebung nach sich zieht. Pari s. Der L e na t ist heute zu einer ersten Sitzung zusammengeireten. Paris. Der D cp u t i e r t c Bietrn wurde heute, weil er widerrechtlich gericistliche Sieget entfernt hatte, zu 0 Monaten GefängniShast verurteilt. Paris. lPriv.-Tel.) lieber die hiesigen Verhandlun gen wegen der neuen russischen A nteihc verlautet, der russische Delegierte fordere einen 'Nettoertrag vvn l'250 Millionen Francs. iveSl-alb die Emission eine Höhe vvn 1850 Milt. Frcs. nominell erreichen dürste. Des weitere» verlangt er, daß ein Betrag vvn 150 Miss. FrcS. sur den Londoner Markt reserviert bleibe, nicht nur aus pvlitischcn Rückst ästen, wildern in erster Linie deshalb, weil der dvrt gezeichnete Betrag sofort für die russische Regierung flüssig aemacht werden könnte. Tie Beteiligung Deutschlands gilt gegenivarlia als ansgeschlvsse», sie wird vielleicht nur in privater Weise erfolge». Die Banane de Paris dringt ans die Erhöhung des EmissiviiskurseS über 00 Prozent, was aber von de» anderen Banken entschieden abgclehnt wird. Die Kvnserenzen werden heute und morgen fortgesetzt. Bern. Der Bundesrat hat die letzte Note Dentsch- lands betreffend den M e h l z v l l t v n s l i t t geprüft und be'chlvssen, auch die verschiedenen Punkte der Note zu be antworten. Inzwischen wll zwischen den Vertretern der schweizerischen und der deutschen Müller eine neue und letzte Konferenz stattfinden, die vielleicht eine Lösung her beiführen könnte. Ehristiania. Der Storthing wurde heute mit einer Thronrede eröffnet, in der die Beziehungen zu den fremde» Mächte» befriedigend genannt werden. Weiter ist in der Thron rede der Besuch des Königs und der Königin von England, des Präsidenten der französischen Republik, die Ratifikation des In tegritätsvertrags. das Uebereinkommen mit Schweden betressend Einsetzung eines Schiedsgerichts zur Festsetzung der Seegrenze zwischen Schweden und Norwegen und die Spitzbergen-Konferenz erwähnt. Die Staatseinnahmen des lausenden Finanzjahres weisen einen bedeutenden Ileberschuß auf. Ein Gesetzentwurf betreffend Ausbau der Flotte und des VerteiLigungswesens befindet sich in der Ausarbeitung. N e w n o r k. lPriv.-Tcl.) In Karthago im Staate Illinois verübte am Montag ein Methodisten- Priester John Earmichael Selbstmord, indem er sich die Kehle durchichnitt. Er hinterlicß ein Schreiben, worin er sich als den M ö rüer eines gewissen Gideon Browning bekennt, der vor einigen Tagen aus der Ortschaft Battle Run in Michigan verschwunden war. Ter Priester gestand, er habe seinen Freund ermordet, die Leiche zerstückelt und dann verbrannt. Als Motiv zu der grauentraftcn Tat gibt er an, daß er aus Rache gehandelt habe, weil sein Freund ihn huvnvtlsiert und halb verrückt gemacht Hütte. Der Priester war ei» sehr bekannter Schriftsteller und schrieb anfsebcn erregen de Novellen. Bcllingham (Staat Washington). Nach den amt lichen Berichten ist dre ganze Nordwestküste von den Erd- erschütterungen betroffen worden. In Port Townsend wurden Dächer und Fensterscheiben beschädigt, die Wasserrohre platzten und die Häuser wurden überschwemmt. Der Mount baker, ein als erloschen geltender Vulkan, war kurze Zeit in Tätigkeit. (Nachts etwa eingehende Depeschen siehe Seite 4I Paris. 12. Januar. iPrio.-Tel.s Die Subskription auf t 800 000 Obligationen des Credit F o n e i e r fand eine starke Uobcrzeichnung. Cs wurden nämlich anuäbernd 3V Millionen Obligationen gezeichnet. Bon den großen Subskriptionen werden bereits Sä A den Zeichner» zurjickerstattct. Frankfurt u. M. Garnin.. Zrievi, 19> 60. Ltlkonto 181,80. Dreßdner nant l4v,60. StaatSbahn 145.9'». Lovrdardev >8.30 Laurabütte 200,—. Ungar. Goto , Vonugrelen . Lürtenlo'e Fest. VartS 'oann. S Uhr. AeiNk 96,82'„ .lutiener 103,46 Sksue Portugiesen 58.15. Span,-, 96,2" Türken untkic !?in>. V4.20 Lürkenlo" 176,25 Ltaat»babn 724 . Lombarden 109 -. On"Mandant 709.— Fest. Paris. Produktenmarkt. Denen ver Januar 22,55, per Mai-August 29.66. üctig Mbol per Januar 62.50. ver Mai-August 62,25, fest. EpirttuS prr Januar 96,50, per Sepiember'Dezember 97.25, stetig. Zum IWjährigen Geburtstag Beusts. Der heutige Tag ist für die sächsische Staatsgcschichte bedeutungsvoll als der hundertjährige Geburtstag eines Staatsmannes, der in entscheidenden und schicksalsvollcn Epochen unserer engeren Heimat eine führende Rolle ge spielt hat und dessen Name einstmals die Welt bewegte: Friedrich Ferdinand Gras vv» Ben st erblickte am 18. Januar 1800 zu Dresden das Licht der Welt. Er vereinte in seiner Person eine zweifellos hervorragende staatsmännische und diplomatische Begabung, die ihm in der Tafel der sächsischen Geschichte einen hervorragenden Platz sichert. Ein grober Mangel aber, der dem Erfolge seiner Politik die Spitze abbrach, haftete ihm in seiner nationalen Betätigung an. Ihm fehlte jedes Verständnis für die deutsche Mission Preußens, und dementsprechend war er auch nicht imstande, die sächsische Politik rechtzeitig nach der Richtung zu lenken, die von den Zcitverhültnissen erfordert wurde. Beust krankte an demselben Fehler, vvn dem die sächsische äußere Politik in der Zeit vor der Grün dung des neuen Deutschen Reiches überhaupt hcimgcsucht wurde, indem sie den großzügigen Eharakter zu sehr ver missen ließ. Ein hervorragender sächsischer Konservativer veröffentlichte vor einigen Jahren in den „Grenzboten" einen damals viel beachteten Aussatz über Sachsen, worin er u. a. die Schwäche der sächsischen auswärtigen Politik vor 1870 in folgender Weise kritisierte: „Wenn schon der Sachse von scher durch ein hohes Maß von Pflichttreue und Loyalität ausgezeichnet war, so war ihm doch aus dem Ge biete der äußeren Politik das, was man als Genialttät be zeichnet, war ihm die Anlage zu größerer »onzeptton, war ihm vor allem auch die Leidenschaft, di« die Mutter alles Großen in der Politik ist. mehr oder weniger versagt. Hierauf ist auch da» Verhalten znrtickzuführen, da» Sachsen und seinen Regenten <m vergangene» Iahr-un-4rt «n meisten zum Vorwurf gemacht zu werden pfleift:' die Zähigkeit, mtt der Sachsen zur Zeit der Besreiungskrtege der Fahne Napoleons folgte. Es »var die lleberspanhung des Pflichtgefühls und der Vertragstreue, «tt der Sachsens Fürst il»d Volk hem brutalen Eroberer «uch dann noch Gefolgschaft leisteten, als er längst schon bnrch sein Berfahrrn gegen Deutschland und Sachsen alle An sprüche auf eine solche Gcsinuuug verwirkt hatte. Und es ,var dieselbe Gesinnung, «ft der sich Sachsen 18»t> aufdtcGett« Oefterretchs stellt«, obwohl ilnn nicht hätte entgehen dürfen. Laß alle wahren Inter esse» des Landes und der deutschen Sache auf den Anschluß an Preußen hinwiesen." Wenn aber sene Fehler und Irr- tümer der sächsische» auswärtigen Politik in der Ber- gangenheit dnrch irgend etwa« wett gemacht werden kün- »en. so ist daS Lurch die selbstlos treue Hingabe an Len Reichsgedanken geschehen, deren sich Sachsen sett der Be gründung der deutschen Einheit in loyalster Meise be fleißigt Intt. Diese treudeutsche ReichSgesinnung der heuti gen Sachsen bürgt auch für eine ruhige und objektive Würdigung des Grafen von Beust. der aewtß aus dom allgemeinen Zuge seiner Zeit, wie er die sächsische Geschichte damals beherrschte, eine große Milderung tm Urteile für sich beanspruchen darf, aber doch vor ' dem Richterstnhle der Geschichte unzweifelhaft den Spruch Uber sich ergehen lassen muß, daß ihm der deutschnationale Standpunkt ekivas vollkommen Fremdes und Unverständ liches nmr. Zu dieser Seite seines Charakters paßte auch die engherzig reaktionäre Anssgssntrg der inneren Politik, deren unerbittliche Durchführung ihn zu einem Typus des alten bnrcaukratischen PvlizeistaateS gemacht l>at. Als die Ereignisse vvn 1806 seine Stellung in Sachsen unhalt bar macii-ten, folgte er einem Rufe des österreichischen Kaisers noch Wie», wo er das Ministerium des Aus wärtige» übernahm. In dieser Eigenschaft gelang es seiner Staatskunst, durch die Verwirklichung des Ausgleichs mit Ungarn einen greisbaren Erfolg zu erzielen, der für die Doppelmonarchie vv» wesentlichem Vorteil war. Im Juni 1807 wurde er daraufhin zum Reichskanzler eruannt und trat als solcher Arm in Arm mit dem österreichischen DentschltberaliSmus auf die politische Schaubühne: Gewiß ein seltsamer Anblick, der unverkennbar eine starke Irvnic der Tatsachen enthält, daß das Urbild der Reaktion sich ans taktischen Gründen mit den Vertretern der poltttsck»«» Freiheit und Selbständigkeit der Staatsbürger verbrüdert. Der Schluß seiner staatsmännischen und diplomatischen Lanfbah» brachte noch eine vom dcutschnationaleu Stand- punkte ans wenig rühmliche Episode für den Grafen» in dem er 1870 im Widerspruch mit der offiziellen Politik Oesterreichs für eine Allianz mit Frankreich cintrat und 1882 in London, wohin er nach seiner Niederlegung des Kanzlerpvstens als österreichischer Botschafter gegangen war. seine Franzosenfrenndlichkeit so ostentativ zur Schau trug, daß seine Abberufung erfolgen mußte. Gras von Beust holte damit seine öffentliche Rolle ansgespiölt und starb als Privatmann am 24. Oktober 1886 aus seinem Schlosse Altenbera bei Wien. Tie nach seinem Tode er schienenen Denkivürdigteiten „AnS drei Viertcliahrhu» derteii" enttäuschten wegen ihres geringen geschichtlichen Wertes. OertliclieS unv Sächsisches. — Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde besuchte gestern die Galerie Ernst Arnold, besichtigte ein gehend und mit großem Interesse die Ausstellung der Plastiken von Frau v. Barii-Doussin und die Busch-AuS- stcllulig lind sprach sich besonders über die letztgenannte Veranstaltung in anerkennender Weise aus. — Der Oberregierungsrat Dr. Demiani ist zum Vor tragenden Rat bei der Eeneraldirektion der Königs. Samm lungen für Kunst und Wissenschaft ernannt und ihm Titel und Rang als Geheimer Negierungsrat verliehen worden. — Dem Stadtrat und Seilermeister Klecberg in Meißen ist das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens verliehen morden. — Dem orakt. Arzt Dr. mcd. Simon in Roßwei » wurde in Anerkennung seiner Verdienste um das Sa mariter- und Rcitiiiigsivcscn die Esmarch-Mcdaille r>pr- lichcii. — Dem Wiriichastsarbeitcr Schcibner in Auerham - mcr wurde snr Rettung dreier Knaben ans FcuerSgefahr die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen. — Nunmehr liegt eine große Anzahl sächsischer P r c ß st i m m e n vor, welche sich zu dem ncnen Wahlgesetz äußern, wie dasselbe nach de» Vereinbarungen .zwischen der Gesetzgebungsdoputation der Ersten Kammer, den MehrheitSparteien der Zweiten Kamurer und «der Regierung sich gestatten dürste. Abgesehen vou der radikalen Presse, insonderheit der sozialdemokratischen, welche auch diesen neuen Vorschlag mit allen möglichen Schimpfwort««, als „Wahlrechtsscheusat", „Plnralschcusat", ,^lomvrounbg^dnrt". „scheußliches Gemengsel", „KuHhandclprodukt" ufw. belogt, darf konstatiert werden, daß diese Vorschläge bei den 'bür gerlichen Parteien, so schroff sie sich auchbisher in ihren Ansichten gcgenüüergestandcn haben, ausrichtigeAner- kcnnuiig undZustimmung finden. Mit grotzerEinstimmigkeit werden vor allein die Verdienste der Ersten Ständekammrr anerkannt, und zwar nicht etwa nur von konservativer, sondern ganz besonders auch vvn nationallibcraler Seite. Es ist dies eine Wandlung in der gegenseitigen Wert schätzung, wie man sie vor nicht zu langer Zeit kaum für möglich gehalten lmt. llebevhaupt spricht aus den national liberalen Stimmen eine große Genugtuung mit der Ent wicklung, wie sie jetzt gesichert erscheint, ja nian bescheidct sich auch aus dicscrSeitc mit dervertlsiltnismäßig geringsügi- gcn Veränderung, welche sich in der SLahlkrciöeintcilung vollzieht, und in der man nach wie vor einen Vorsprung der konservativen Partei erblickt. Ein national- liberales Blatt spricht cs aus, daß die Nationollivcralen die Verantwortung dafür nicht hätten übernehmen kön nen, die Kammer anSeinandcrgehcn zu sehen, ohne dein sächsischen Volke das ersehnte neue Wahlrecht gegeben zu haben. Mit Recht weist anderseits das „Chemn. Tgbk." darauf hin, daß cö falsch sei, wenn in einem Blatte gesagt werde, daß das Bestreben, allen Parteien, allen Gvuvpen, allen Bcvölkcrnngsschichtc» etwas bieten zu wollen, dazu geführt habe, daß der Wahlrechtsvorschlag sehr kompliziert geworden sei. Das Gegenteil sei der Fall. Die Sache sei wesentlich vereinfacht worden. Diese Auffassung dürft« Bestätigung finden, wenn man erst Gelegenheit hat, an der Hand des Gesetzes s«Mt sich in dessen Handhabung einzu- arbeitcn. — In dem Entwurf zu dem neuen Wahlgesetz, wie er bisher bekannt ist. hat die besondere Heraushebung der Geistlichen, Acrzte und Rechtsanwälte als solcher Per sonen, die jedenfalls vier Stimmen erhalten, Anlaß zur Kritik gegeben. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, beabsichtigt man jedoch allen Vertretern der freien rvtfsen- schastltchen Berufe, der sogenannten arte» Uberelo», vor allem also auch Technikern, Schriftstellern »fld Künstlern vtcrGttmmen zu geben. Die betreffe«, den Berufsklassen werden im Entwnrs einzeln ansgeführt werden.
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