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Wirse» Blatt wlrb den Leser» von Dretten »»» Um-rdun- am Lage vorher drrett« al» -Ibrna-Mzgsdr »»gestellt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 52. Jahrgang, 26L. veiugSgrbühr nUnellddrl. tür Dr««- Kn b-, täglich »wel- m-l>g»rZutra«un,i», L»n„- und vst»nta«»n nur rinmall 2 za Mt., bür» aubwärtl»» <»m. mistwnäre SM Vit. .-Ui rlumallgrr Au- ätllung durch die Post SM.«obn«2le1leltgeN>>. r>e de» üklern von Irebden » llmgebun, am rage vorher »u- grsNlUen Abend-Aus gabe,lerhalten die aut» loänlge» Vcsteher mit der Morgen-Ausgad« zusammen zugeftellt. Aachdduänu, mNdeut- Ucher Quellenangabe i.Dield. Nachr."> zu- lalsig. — Unverlangte Manuskripte werden nicht ausbewahrt. Freitag, 25. September 1WH. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Druck und Verlag von kiepsch §c Reichardt in Dresden, ^auptgeschäftsstellü: Marienstrafte 38/W. Fernsprecher: Nr. Il und 2<»!>v Anzeigen Tarif Tirrnayme von Lnkun» d«üun,sen dis «t Uhr. Eonntaq- nur Vüarrettüratze Uk« vr-r N b,4 ' I Nhr Ti-- »mipitt.gk G'unt^kile i ca. Ltlbkn» ^, Familien «ttW Drkc drn .'0 ch-' . 1>»klT l'l ''»H'igen lü, Le«s Pk-iu.'.ti.'le H.ttk UV l0.: di. iire,s,,aUl i Httteo. 7cnieu< — 2:ur'.,»,tr:. r,Lti> Soli» n ,>eie»l ftci» d«k elN'l.e.ilikk t Ue ,au« ^ - e-.t ic.te <0 '^f . H*i, ^'achllr!»1en n T», - die t^ltti:d»eUe — Äli^wörttge .'lütt», ,e > lr gegen 2'erai.h legdlau tostet 10 ^ s« cosdi^c ivi^uicow. ZsLLr7 orkr^o Lofev. Fürst Eulenburg hat im Krankenautomobil die Reise nach Liebenberg angetreten. In Gera wurde der noch nicht 20jährige Wirtjchastsgehilfe Zotiger enthauptet. ' In Dornstedt ist ein Skjähriger Milchhändlcr ermordet ausgesunden worden. In Petersburg ist wieder eine ZunahmederCholera- sälle zu verzeichnen. In Philadelphia wurden bei einem Straßenbahn - Zusammenstoß 7 Personen getötet und 72 verletzt. In Philadelphia streiken einige hundert Straßenbahn- ongcstellte. Neueste Drahtmeldnngen vom 24 Septbr. 12. Internationaler Presse-Kongreh. Berlin. Der Kaiser hat an die Präsidenten des Presse-Kongresses Wilhelm Singer und Georg Schweitzer jclgendes Telegramm gerichtet: ..Für bas mir durch Sie übermittelte freundliche Begriistungs- lelegiamm der in Berlin versammelten Vertreter der Presse ioreche ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank ans. Ich hoffe, dast Lic alle sich in meiner Haupt- und Residenzstadt wohlsühlen wer den, und hege die Erwartung, dast Sie auch die neuen Bezieh»« ge», die Sic dort bet dieser Gelegenheit ankniipsen, in den Dienst der grosten zioilisatorischcn -"ufgaben stellen werden, welch« der internationalen Presse obliege». Wilhelm, I. k." Zur Cholcragesahr. Berlin. Die bakteriologische Untersuchung der Leichenleile der Fron des Äoblcnarbciters hat bisher nicht den geringsten Anhalt für das Vnrliegen von Cholera ergeben. Petersburg. lPriv.-Tcl.j Ta sowohl im Kaiser lichen^ Wttiterpalais, als auch in Petcrüof und i» Zars- toje Sselo die C b o l e r a - E r t r a n k nnge n in der Zu- „ahnte begrissen stnd, wurde die Rückkehr der Zaren- samslie aus unbestimmte Zeit verschoben. Petersburg. lPriv.-Tcl.s Neuerdings ist wieder eine Zunahme ber Chvlcrasälle zu verzeichnen. Aus den Friedhöfen treffen täglich durchschnittlich 2N0 Reichen ein. Auf dem PreobrashenSki-Friedhofe sind in den letzten d?ci Lagen 443 Leichen eingetrofsen, die nur ,um Teil beerdigt werden konnte». Tic übrigen wurden i» einer Scheune ausgcstapclt. Zur vage iu Marokko. Paris. Nur einige wenige Blatter erörtern eingehend die deutsche Antwort auf die französisch-spa nische N o t e. Ter „Figaro" kritisiert verschiedene Punkte »nd schreibt sodann: Man muß laut erkläre», daß die Form, in der sich die deutschen Einwände darbicten, der iran- zösilchen Regierung eine aufmerksame und entgegenkom mende Prüfung gestatten. Tie Erörterung wird ruhig und maßvoll fortgesetzt werden können. — Eine sehr be rufene Persönlichkeit Intt sich über die deutsche Antwort fol gendermaßen geäußert: Es wäre Unrecht, wenn die Fran zosen das Streben nach Versöhnlichkeit verkennen wollten, das sich in der deutschen Antwort kundgibt. Die deutsche Antwort gibt begreiflicherweise zur Kritik Anlaß. Sie ist aber derart, daß sic uns weder verletzen, noch in Erstaunen ictzen kann. K ö l n. sPriv.-Tel.l Ter „Köln. Zty." wird ans Tanger gemeldet: Ter nach Fez gereiste Dragoman der fran zösischen Gesandtschaft Ben Grabit ist die rechte Hand des Gesandten. Er spielte bei den Berlmndluiigcn des französischen Gesandte» in Fez eine große Nolle, ebenso bei den Verliandlungei: Regnailits in Rabat, sowie bei der Organisierung der gescheiterten Asissche» Expedition. Tie Erklärung, er sei mit der Verwaltung des Fczer Post amts betraut. wird nur belächelt. London. sPriv.-Tel.l „Tnil» Expreß" verössentlicht einen Bericht seines Fczer Korrespondenten über eine Unterredung mit dem Sultan M u l c y H a s i d. Ter Sultan erklärte, er sej vollständig bereit, die Akte von Algeeiras aliziierkeinieii »nd zu erfüllen unter der Be dingung, daß die europäischen Mächte ihrerseits ebenfalls die Alte anerkennen und nicht verletzen. Er werde keine Einwendung gegen eine neue Marokko-Konferenz der Mächte erheben, falls die cnroväischen Kabinette eine tolche für nötig erachten. Ferner sagte er: Marokko heißt die europäischen Länder willkommen, insofern als sie die Ent wicklung des Handels »nd des Berkehrs in Marokko för dern: dagegen wird Marokko niemals dulde», daß Aus länder im Laude regieren. Potsdam. Ter Kronprinz und die Kron prinzessin üaDii sich zu einem mehrtägigen Besuche beim Fürsten zu «olms-Baruth nach Klitschdvrs in Schle sien begeben. Berlin. F ü r st Enlenburg hat im .Krankcn- antomobil die Reise nach Liebenberg angetreten. Gera sReußs. Ter noch nicht 2N Jahre alte Wirt- schastsgchilic Martin Bottgcr aus Tega» bei Schlciz, der seine Geliebte, das Dienstmädchen Richter, ermordete, wurde heute morgen im -Hose des hiesigen Gefängnisses enthauptet. Köln. sPriv.-Tel.l Zu dem bulgarischen Ge- waltstrrich schreibt di« .„Köln. Ztg.". Bulgarien sei zu einem Schritt übcrgegang.en, durch den es den Boden des Völkerrechts völlig verlasse. Es werde seine Interessen am beste» fordern, wenn es möglichst bald seine Uebcreilung wieder aut mache. Europa habe nicht die Absicht, zu dulden, daß ans dem Balkan mntivilllg ein Brapd cnttacht werde, der den Weltfrieden gefährden könne. Börnstedt. Ter Mjährige Milchhändlcr Prcnke wurde heute morgen ermordet im Bette aiisgeslindcn. Ter Täter hat 'einem Opfer mit der dicken Leite eines Beiles den Schädel eingcschlagen. Man vermutet, dast als Täter der bisher als Kirschenvslncker l'cicbü'tigte Arbeits- burschc Schulz in Betracht kommt. Budapest. Tas Organ Kvst'nths veröffentlicht au der Spitze des Blattes eine Znschriit an die Redaktion fol genden Inhalts: Es wäre ungereimt, anznnehmen. daß ein ungarischer Politiker für die Beschaffung französischen Kapi tals für eine selbständige Bank als Gegenleistung den Abfall vom Trcibuude versprochen hätte. Allerdings ist eine sinanzielle Annäherung zwischen Ungarn »nd Frank reich nickt ansgc'chlviien. Wir glauben, daß es auch inner den berufenen ernsten Faktoren ans beiden Seiten welche gibt, die diese Annäherung suchen. Tciitichlaird und Oester reich haben sich in letzter Zeit bezüglich der Bereitwilligkeit zur Ausnahme ungarischer Werte unsicher, ja säst feindselig gezeigt, wobei freilich mehr.wirtschaftliche als politische Ten denzen miigewirlt habe». Ter ungarische Versuch, die finan zielle Konnexion Frankreichs zu '»che», erweckte bei den Teilt scheu eine Eiser lucht, die die -Hirngespinst: von einem Bruche des Treibundes hervorrics, da die den! ichen -Kreise befürchte», daß eine wirtschaftliche Annähernvg Frankreichs politische Svinpathien entwickeln werde. London. tPriv.'Tcl.t Ans Ncwnorl wird dem „Tail« Telegraph" gemeldet, daß zwei Straßenbahn wagen in Philadelphia im Nebel zusammen gestoßen sind, wobei 7 Personen getötet und 72 verletzt wurden. Iu Philadelphia streiken einige hunder: L t r a ß c n b a h n a » g c si c l l > e, und man beschuldig: di: Ans ständigen, das Unglück durch Umstellen der Weiche ver ursacht zu haben. Buenos Aires. Ter Senat stimmte einer Vor lage zu, durch die die Regierung ermächtigt wird, sich au der P a l a r e x p c d i t i v n C hareots zu beteiligen. Tie Regierung wird das Verlangen stellen, daß einige Argen linier an der Reise teilnchmen. Rio de Janeiro. Tie Lage in Sanivs lmt sic!, weiier verschärft- Tie Fuhrleute, Maurer und Lchläch:,r haben sich ebenfalls dem Ausstandc nngeschlossen. A> Frachtschiffe liegen in den Tocks. Es ist unmöglich, sie zu lölchcu. OertlicheS und SlichsischeS. Dresden. 2l. September - Se. Majestät der K önig kam nach einem Ritt in der -Heide vormittags zur Erledigung von Regieriings- achchäitcn in das Residenz'chivß und tehric hieran, nach Pillnitz zurück. Nachmittags begab er sich zu einem Iagd- anfenthalte in die Sächsische Schweiz, von wo er Sonnabend nachmittag wieder in Pillnitz ettizlttrcsicn gedenkt. —* Besuch des Königs von Spanien. Bei der Ankunft des Königs von Spanien am ä. Oktober ans dem .Hauptbahnhoie findet großer »tilttüriicher Einmalig statt. -Herr Hotelier Pansdorf läßt vor drin Kaiser Williclm- -Hotel, Wieucr Platz ä, eine Tribüne errichten, von der ans das militärische Schauspiel lumnem ncriolgl werden kann. Tic Stadt legt zu Ehren des königlichen Gastes Festschmuck an. Am II. Oktober verläßt der König von Spanien Dres den wieder. —* Betreffs der bei Anwesenheit des K önigs von Spanien in Dresden am Oktober abends im Opern- hame stattfindenden Fesivorstettnng, bei der der k. und 2. Rang kür die Gäste des Königlichen Hofes vom König lichen Oberhosmarichallaiiit in Anspruch genommen wird, gibt das Oberhosmarschallamt nochmals bekannt, daß die am -Königlichen -Hose vorgestcllten -Herren, die der l. und 2. Klasse der -Hofrangordunng angehören und deren G<- mählinnen, sowie die Königs. Kammerherren mit Ge mahlinnen, sowie die in Dresden, als die außerhalb der Residenz wohnenden, die mit Einladungen zu dieser Fen- norstellnng bedacht zu werden wünschet,, ihre Anmeldungen bis Sonnabend, den 26. September, an das Obcrhvi marschallamt gelangen bezw. sich in eine zu diesem Zwecke dort täglich von vormittags !l bis nachmittags tz Uhr aus liegende Liste «iittragcn lassen wollen. Besonders wird hierbei nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die,-: Anmeldungen sich nur ans die am Königlichen -Hofe vor gestellte» Damen und -Herren obengenannter Klassen der Hofrangordunng erstrecken können. —* Herr Justizminister D r. v. Otto stattete gestern dem König!. Amtsgericht in Nossen einen mehrstündigen Besuch ab. — * Ter Präsident der Obcrrechnnngskammer, -Herr Louis Müller, wird am t. Januar illüll aus Gesnnd- heitsrücksichtcn in den Ruhestand treten. Kunst uns Wissenschaft. V* Tie ersten Sinfonie-Konzerte in Dresden hat Earl Pkaria v- Weber mit feinen feit t82k abgel-altenen. wegen geringer Teilnahme leider bald wieder ciiigegaiigenen Aboniicmentskonzertcu ins Leben gerufen, wofür sich ans ieine» Betrieb ein freiwilliger Verein der Kapelle gebildet baue. Diese Konzerte machte» besonders die Siiifonien Handns. Mo.zarts und Beethovens zuerst in würdiger Aussührnng »>ud zu einem sehr mäßigen Preise lzwei Taler für se drei Konzertes weiteren Kreisen des Publikums zu gänzlich. Was Weber einst unvollendet liegen lassen mußte, nahm Richard Wagner entschlossen wieder auf durch eine Eingabe vom März 1846, in der er die Begründung eines großen stehenden .Konzertuntcrnehmens auf eigene Rech n»ng nwd in Selbsbvcrivaltiing der Kapelle zum Zwecke der Veranstaltung von sechs erstklassigen musikalischen Anssüh- rungeil in jedem Winter empfiehlt. Ta als Lokal dasür ibm keins der vorhandenen Gebäude vollkommen genügte, befürwortete er zugleich den Ban eines »cuen Konzert- Hauses an Stelle des König!. Wstlschhaiiscs sjctzt Stadt-Eaf,'-, Sophienstraßef. Das einzige, was Wagner erreichte, war. daß sich die Generaldirektion zur Abhaltung einer Reihe van Abonncmentskonzcrten im S-chanipiclhansc entschloß, deren Ucberschuß für die .Kapelle bestimmt wurde. Diese fanden denn auch, insgesamt acht an der Zahl, in der Zeit vom Januar 1848 bis zum Februar 184!« statt: wie einst bei Weber lag ihr künstlerischer Schwerpunkt in der Wieder gabe der grasten klassischen Instrumental-Sinfonie». Tic Idee Wagners, die Kapelle als selbständige Konzertunter- nehmerin auftreten z» lasten, wurde erst 1868 von den Ka pellmeistern Reistiger und Krebs und dem Konzertmeister Schubert wieder ausgenommen. Von der Gunst der finste ren Verhältnisse unterstützt, führte dies nunmehr zu der Entstehung der fetzigen Sinfonie-Konzerte. Die Sinfonie- Konzerte wurden anfänglich im Saale des „Hotel de Laxe" abgchalten, von 1871 ob tm grosten Saale des Gewerbc- stanses und sind seit 1888 mit allerhöchster Genehmigung in bas Altstädter Königl. Hostheater verlegt worden. P* Björnson «nd die norwegische Landessprache. Tie Energie, mit der sich der alte Björnson einer Ausgabe be mächtigt, die sein Interesse erweck; hat, ist bewundernswert. Bekanntlich legt der Dichter in der -letzten Zeit seinen gan zen persönlichen Einslnß für die Beibehaltung der bis herige» Landessprache Norwegens s„ die Wagschale: er agitiert aus aller Kraft, ii.m die Bestrebungen derer zu ver eiteln, die da wünschen. Norwegen mit einer der aünor- wegischen ähnlichen, aber ans mehreren Bauerndialekten künstlich gebildeten Sprache zu beglücken. Es vergeht kann: ein Sonntag, an dem der grei'c Dichter sich nickst einer an strengenden Reise über Land »itterzielst. um vor irgend einer zahlreich besuchlen Versammlung gemickstige Worte über den Sprachenstrett zu reden. Diese Vortragsreisen Bivrnsons in Verbindung mit der Anstreugnvg, die ihn: die Feier seiner goldene» Hochzeit verursachte, haben einen recht ungünstigen Einslnß aus 'einen Geinndhcttsznüand geübt. Insbesondere ist Vsörnson in der jüngsten Zeit von rhenmatischen Schmerzen in den Beinen arg geplagt. Wah rend er am vergangenen Lvniltag einen großen Vortrag in Naskaiig hielt, mußte er aus einem Tische sitzen lein passender Stuhl war in dem bäuerlichen Gemeindehaus nicht vorhanden!. Nächsten Sonntag wird Vjörnion aber mals einen großen Vvrtrgg in «Saus-dal halten. Björnsons Arzt, Tr. Mathise», hat ihm es dringend abqeraten. „Das nutzt aber alles nichts!" — so sprach sich der Arzt einem Zci- tungsberichtcrstatter gegenüber resigniert ans — „Bsörn- jv» tut doch, was er will! Man wir), trotz meiner Ermah- nnng. wenn Björnson sich nur irgendwie vom Lager er heben kann, seine mächtige Gestalt auch gm nächsten Sonntag ans der Redncrbühnc erblicken — sei cs stehend vder sitzend." Hernach.*) Ein Herbststrauh! Wer die Blumen liebt, weitz, was für feine Sträuße man in einem schönen Spätherbst auf den ab- *> „Hernach" von Wilhelm Busch. Mönchen, Lothar Joachims Verlag. geernteten Feldern und den Wiesen pflücken kann. Was au Vlnmenartcn den Sommer über dort in üppigem Flor prangte, sindet man wieder, aber oft in seltsam verkleinerter und ver seinertcr Form, winzige Mohnblumen, groschengroßc Cyanen. Trollblumen wie Kirschen und Feldvergißmeinnicht mit Blütchen wie kleine blaue Punkte. Und auf den Wiesen kommen die Schlüsselblumen zum zweiten Male und unter den cittlauvten Hecken die Veilchen. Alles von einer fremdartigen Zierlichkeit und Leichtigkeit des Stils, die das frühe Jahr nicht kennt in seinem iipprgen Treiben! Jede einzel: e Blume hat ihre Bc deutung, ihre Schönheit für sich, und über dem Ganzen, so heiter seine Farben sind, liegt rin Hauch stiller und klarer Wehmut Solch einen köstlichen Herbststrauß hat Meister Wilhelm Busch in den letzten Jahren seines Lebens gesammelt und ihn den Seinigen geschenkt mit dem Wunsche, daß sic ihn weiter geben sollen an die Allgemeinheit — hernach!' Hernach — »renn alles vorüber wäre! In diesem einen Wort „Hernach" liegt unendlich viel von dem Wesen des Einsiedlers von Mechts Hausen, der allmählich aus einem lachenden ein lächelnder Philo soph geworden war und in lächelnder Wehmut auch dem Ende entgegensah. Bilderpossen schuf er nicht mehr. Der Mann, dessen von toller Lustigkeit überquellende Humorcskcn einst in dur Wett ein Lache» gcweckl. wie vordem vielleicht nur der Deramerone und der Don Quichote, warf im Alter, wenn seine Seele Heiterkeit iibcrjloa. nur hin und wieder ein flüchtiges Epigramm in Bild und Wort hin. das im Stil wohl noch „ganz Busch" war, aber den Torheiten der Welt nicht mehr mit scharfem Florettstich, höchstens mit einem leichten Kertenschlag zu Leibe ging. War's der Mühe wert, so wurde ein Gedicht daraus, wie in dem köstlich reifen Ernteband „Zu guter Letzt" ihrer so viele und gute beisammen sind. Oft reichte es auch nur auf eine Vignette, aus einen Vier- oder Zweizeiler, aus eine winzige Bilderfolae. Aus solchen luftleichten Kleinigkeiten, hinter denen doch soviel Kunst und Weisheit steckt, setzt sich der Band „Hernach" zusammen. Den Anstoß zu diesen Dingen gab irgendeine Beobachtung im Vorüberachen. ein menschliches Un- und Mißgeschick, ein drolliges Tiergesicht. Oder der Maler poet fand eines von den launigen Federspielen, die er wobl abends bei der Lampe entwarf, ein kleines Eelegenheitswerk.