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- -70 - -alt. au» jedem Zucken de» edel geformte« Gesicht» spricht. Die Form so edel, und der Ausdruck so gemein! Einer Statue gleich steht Pia aus derselben Stelle. Auch wenn sie wollte, könnte sie sich nicht riihren. Ihre Lippen öffnen sich nrcchanisch: «.Das heißt," aiitivortete sie tonlos, „daß ich mich von Dir, der mich vinterging, trenne, mich scheiden lasse!" Aus ihrer tonlosen Stimme spricht unumstößlicher Entschluß. Stephan knirscht vor Mut. Was? Das bietet sein Weib ihm'? Außer sich, schleudert er den Stuhl in die nächste Ecke und trisst die Hunde, die beulend, winselnd nach der Tür lausen: er selbst stürzt aus Pia los und umspannt wild deren Hand gelenke. „Das. das rvagst Du mir anzutun?" brüllt er und schüttelt sie. Er kennt sich in seiner Wut nicht mehr. Kein Wehruf entslieht ihrem Munde. Weit geöffneten Auge» starrt sie den Rohen an. und de» Kops schüttelnd, entgegnet sich unerschrocken: „Und schlügest Du mich tot. ich änderte meine Absicht nicht! Die Scheidung von Dir steht fest . . . ich verachte Dich!" „Scheidung? Ah. ich begreife, begreife!" Keuchend stöbt er ein Wort nach dem anderen hervor: „Um . . . »m den Schleicher! Den Mann Gottes! Die weiche Salbe betete Dich ja immer an. Willst ihm letzt alS reise Frucht in den Schob sinken! Aber, aber httt' Dich! Ehe ich das zugebe, eriqorde ich Dich mit eigener Hand!" Ganz von Sinnen, stößt er sie von sich Seine blutunterlaufenen Augen suchen nach einer Masse. Die Drohung des Rasende», dessen Blicke die blasse F-rau förmlich durchbohren, bringt sie nicht aus ihrer steinernen Ruhe. „Nichts hindert Dich. Deiner wäre eS würdig!" murmelt sie. Als ginge das sie nicht an. zerlegt sie den Ausdruck seiner Miene, feiner Stimme. Endlich zeigt er ihr sein wahres Ich! Seine Mut flammt neu aus. doch wagt er unter Pias Blick, in dem es stahlschars anflenchtet, keine Tätlichkeit. Ihm, dem nichts inrponicrt, nötigt dies Auge, diese schlanke, in sich gefestigte Gestalt Sichtung ab: die seelische Kraft der zarten Frau ist das Nebergewicht, unter dem die schon erhobene Jaust sinkt. Schlafs fällt sie herab, obwohl ein leichter Schlag von ihm daS zierliche Geschöpf zu Boden strecken könnte. Zuriickweichend, senkt er daS Haupt und knirscht: „Rasend, rasend machst Du mich. Weib!" „Geh', verlaß -aS HauS!" E» ist nur ein Hauch. Wieder krampfen sich seine Hände zur Jaust: di« weißen Zähne nagen an der Unterlippe: unentschlossen, ratlos sieht er sich nach einem Auswege, nach Er barmen um. Da aber Pia unbeweglich bleibt, ruft er: „Mag S sein! Du, Du trägst die Folgen!" Bor der Tür dreht er sich noch einmal um und schaut ans Pia Wie stolz und edel sie dasteht in hehrer Schönheit. Den Leichtfertigen packt die Reue: slehend hebt er die Hände. Ob sie ihn doch noch zuriickrust, ihn durch ihre Kraft zu halten! Zu versuchen, ihn zu halten? Vielleicht würde er ein anderer Mensch! Umsonst. Jene seine Hand winkt keine Vergebung. Da über wältigt ihn seine ungebärdige Natur und erstickt alle besseren Regungen. Er läßt die bittende Hand sinken und lacht schrill ans. 'ne Dummheit, sich unters ArbeitSjoch zu ducken, wo Lebensgenuß winkt. Was gilt einem Hunyalfy mönchische Entsagung? Er pflückt den Tag! Dröhnend fällt die Tür ins Schloß. Horchend lehnt Pia sich gegen den Eßtisch. Kaum nmgt sie zu atmen. Stephan telephoniert dem Kutscher. Die desehlShaberischc Stimme schallt durch die nächtliche Stille. Dann rasst er seine Sachen zusammen, der Schlüssel dreht sich knarrend, und die schwere Haustüre fallt donnergleich zu. Auf der Freitreppe stehend, erwartet Stephan den Wagen. Der Kopf der jungen Frau sinkt haltlos auf die Brust. Ihr angstvoll klopfendes Herz setzt einen Atemzug lang aus. Mechanisch zählt sie die Minuten. Noch könnte sie ihn zurückrusen, ihm verzeihen. Ja, falls sie aus voller Seel« ver zeihen. vergessen würde. Unmöglich! Run rollt der Magen vor: Pia ermannt sich. Schwankend schleicht sie anS Fenster und öffnet mühsam einen der schwere» Holzläden. Sich mit beiden Händen stützend, starrt sie aus den schneebedeckten, von den Wagcnlaternen schwach beleuchteten Weg. Jetzt schwingt sich Stephans hohe vermummte Gestalt auf den Vordersitz, während der Kutscher noch daS Gepäck in de» Magen legt. Pia fühlt förmlich, wie Stephans Blick sie sucht. Vermutet er sie hinter diesem Fenster und hofft ein versöhnendes Wort? Ihr Mund preßt sich zusammen. Versöhnung? Nein, nein! Jetzt ziehen die Pferde an. Pias Pulse schlagen fieberhaft, mit angstvoll aufgerissenen Augen stiert sie hinaus, wo eine Minute zuvor der Wagen stand: von der Megcbicgung leuchtet schwacher Lichtschein, bis auch der erlischt. Alles sinkt zurück in die dunkle Stacht. Vorüber! Vorüber! Die junge Frau will ans- atmen, sie selbst löste ja die schmachvolle Kette und befreite sich, aber ihrer ge quälten Brust gelingt kein Atemzug. Unbekannte Gewalten, dumpfe Angst - »71 - cke« ft, und «llrae« Vrust und «ehle. «el» un»«ichretbltche Qual! I» ingen nach Luft lösen sich Pia» Hände von der Fensterbank und greigcn tastend Die verzerrten weißen Lippen öffnen sich, aber nur «in dumpfe» Aufstöhnen bricht sich Bahn. Zudem dreht sich alle» tn wildem Kreise u« Pta, der Boden weicht unter Ihren Küßen, und ihr bst». al» «versänke sie tn eine» schwarzen, bodenlosen Abgrund. 31. Kapitel. Au» München znrückgekehpt, wo sein Kolossalgemälde zObyfteu» und Nansikaa" di« goldene Medaille erhielt, schleuderte Baron Baker LfvanSkv mit seiner deutschen Dogge durch die Straßen Budapest». Er rvar befriedigt. Da» Ebenholzstöckchen mit goldenem Adlcrknaus in der behandschuhten Rechten, den Kneifer vor den Augen, ein Par Reseden tm Knopfloch, deren Mohlgeruch Haler liebte, vollendet elegant, ohne geckenhaft zu sein, erregte seine geschmeidige Ge stalt die Aufmerksamkeit der Borübergehenden. Das ivar keiner der gewöhn- lichen Vertreter der oberen Zehntausend. Zwar stellte Ungarn» Adel viele schöne Männer, die in ihrer Gesamtheit, ob zu Fuß. zu Pferde oder im Wagen, der Hauptstadt den Stempel hervorragender Eleganz verliehen, aber einzeln stel keiner von ihnen weiter auf. Alle batten ziemlich die gleichen dunklen Rasse- gesichter, aufgesetzten Schnurrbärte und hochmütig blitzenden Augen, die da» liebe Volk, daS sich erfrechte, mit ihnen dieselbe Lust zu atmen» nicht groß beachteten. Doch Baker IvanSky blickte weniger halbgottartig aus seine Nebenmenschen. Ihn. den Maler, fesselte jedes Geschöpf, ganz gleich, ob hübsch, ob häßlich. Nur wo ihm Zieraffen begegneten, kniss er die Augen zu und sparte sich daS Hin schauen. „Kopf leer. Herz leer! Zum Kuckuck, was stolziert das aus zwei Beinen umher? Geusa, alter Freund, bist mir als Bruder lieber» Du beanspruchst nicht. Mensch zu sein!" so brummte der Maler und tätschelte den kurzen Kops der Dogge, die gravitätisch mit ihm Schritt hielt. Plötzlich stutzte er beim Anblick eine» hochvornchmen Gefährte», da» eine Dame lenkte. Sic. der neben ihr sitzende Herr, die Diener und Pferde trugen auffallend roten Nelkenschmuck. Als sie IvanSky bemerkte, legte sie ihre Linke vertraulich auf das Knie ihres Nachbarn, bog sich ihm zu und sliistcrte ihm aller lei zu. Ihre Lippen berührten fast sein Ohr. Schars zeichneten sich die Profil« -cs Paares ab. Ioansky starrte sie an und blickte ihnen verdutzt nach. Den Hut auS der erhitzten Stirn schiebend, rückte er unwirsch an seinem Kneifer. „Gcysa, Genosse, belltest Du etwas? Fiel dem klugen Hunde nichts aus?" Bei der leisen Anrede schlug des Hundes scharfe Nute hörbar und für seinen Herrn auch fühlbar gcgrn dessen linkes Bein. Fragend hob G« »so die Augen. „Aha!" meinte Baler ernst. „Begrcisst'S auch nicht? Meinst, eS gäbe Dinge zwischen Himmel nnd Erde, mit denen Dein Hundevcrstand nicht fertig würde! Hast ne verwünscht seine Rase. Kamerad!" Sinnend gingen Herr und Hund weiter. Nach einer Weile stieß IvanSky auf Lazy Batthyanyi. Beide tippten an ihre Hüte und schüttelten sich die Hand. „Wieder zurück, Baker? Und ruhmge- krönt? Wünsche Glück!" „Larifari, Lazy! D», tu' mir mal den Gefallen, schlag' mich energisch, energisch, hörst Du, aus die Schulter. Gut. Dank' schön, 'S ge- nügt. Brauchst mir nicht just nen Knochen einzuhanen. Bin schon überzeugt, nicht nachtzuwandeln, nicht zu träumen, keine Gespenster zu sehen. Sag' ging die Welt inzwischen aus den Fugen? Bet den Göttern Griechenland», sag', wo. wo — die Mäuse tanzen sa verwünscht frei umher —wo steckt der Kater? Freund Pctörsy? Oder ward's bei Euch inzwischen fesch, die Männer anderer Frauen beim Fahren halb zu umarmen, dem staunenden Volke 'ne Schaustellung zu geben?" Gras Batthyanyi verstand, was IvanSky zusammenhanglos hervorsprudelte, »enn er juckte sich verlegen hinterm Ohr. ehe er verständnisinnig anslachte und flüsternd cntgcgiicte: „ne vertrackte Geschichte. Fiel Dir also gleich aus? Rein von Gott verlassen ist das Weib, n paar Tage spielt der Skandal. Die Welt, so weit wir sehen hier, zerreißt sich die Mäuler. Komm' mal nur um die Ecke. Da ist ne Photographie, frei nach . . . nun nach irgend 'ncm Pinselhciligen. iNa, schlägt sa in Dein Fach. Schau'! Was sagst Du nun?" Bor dem Fenster des Photographen drängten sic sich durch die Neugierigen. Gras Lazy zeigte aus mehrere Bilder. «Ra? Bist Du baff, Baker?" (Fortsetzung folgt.» 2VVS0VLssrIomor WLZsrAL Mumvu-2vivdo1u kauf'e persönlich in Ilallrmci ei" unci «ehe ia alle, «l-'iiAstev >Ertina-^Var« ru «eiton billigen l'rviseo ab 'stysrinltwn. lulpon, Lrovu», stsrrl»»vn, 8vM», Lctinvvsilöekcsisn. Knomonon. OsII» sie. sie. 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