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Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden nnd Umgebung am Lage vorher bereits als Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgedlllrr: IcWrliibt»»»»-»», b«l u-ita Iiiocr tzuttaauna durcb unsirr «»»«»»< und »»»»<,«. LI, und Montaacn nur cinmav .«>«« . durch au». KonSr, , M etimialiuer Zujicguna du»' IHM. «oimcBcsiellakld». im»U>i d m>« kniinrcchnidcn, gulchla«. 8« den L«>rni von Drcddcn und lim- dun, am ra,e vorher luaeslcllten b,nd.»«»,-d,n rrbaltri, die au»«LrIiaenvrii«ber milder Morakn AuSaavi tuiamnicn zu- »-iE . .««»druck aller Nrtlkl und pria.im>I«MittciIun,cn nur mit deutlicher Ouellenan,abe i.vredd. Rachr/> «nlüiiii. «acht»!!,, «che Lonoraranlvruche beiden «mjMs<lichti»t: nnverianate Manu» erde» nicht auloeioabü. imvte wen kelearamm-Adrelle: »chrlchte« »r«»h,» «»« LauvtoeschattSslelle: Marienstr.»/«. 188V Dnrck und Verlag von Liepsch L Neichardt in Dresden. /stireigen-carif. »nnakme von Autkudlannae» di« nachmiliaa« » Uhr. Sonn- und fteirrlaa« nur Mar,enitra»e ss von II bi« '/>l Uhr. Die I ivaiüae «rundteile «ca. s Silben« s Pli,., -lamüiennachnchlkn so M,.i Me ichäliSanteiaen aul der Pnvalicile -jnle so Pla « die swalüac ijeile oul Lerlicilc M Plo.« al« Sinaelanbt slvalliae ,>!eile von Dresdner Slui traaaebem 7b Pia . von auswärtiae» I An. An »nmmcri, »ach kon». »nd!>eie,innen: i ivalliac Ärundmle Sv PIA. /ins Viivalleite « Pla.. slvalliae Zeile als Eingesandt von Dresdner Anllraaaebern l Mt., von auswijrliaen l.M Mt.. Familien Nachrichten Mrimdteilc ss Pla. — Die Prclic der Jnlernle lind im Morsen und Abenbdlaiie dieielben. Aus- wäriiac Slnümac nur aeaen Vor- auSdezaklnua. - BcleadlLUer koste» io Plem»»e. Fcrniprechcr: Nr. U und 2096. t°'ll. m llyü«. ll,rl »«Mir. 1 §tli«a»f» Die Betticbscrgebntsse der Sächsische» StaalStisenbnhnrn. Drahtberichte. Hofnachrichte», Herkomel-Konknrrenz. V-Ikukl.Zum Kampfe gegen die Tafelrunde. Berns,mg Mottls »ach Wien. Mittwvch, 5. Juni 11)07. RechmmgSabschlntz der Sächsischen Staatseisenbahnen. Der soeben fertiggestcllte Abschlutz der BctriebSrech- nung der Sächsischen Staatsbahncn auf das Jahr 100« gibt ein überaus günstiges Bild von der Entwicklung dieses großen, jetzt ein Anlagekapital von rund 1050 Millionen Mark darstellenden Unternehmens, zugleich aber auch von der wirtschaftlichen Tätigkeit der gesamten Staatseisenbahn- Verwaltung: denn eS sind nicht nur die Einnahmen auf 180 577 588 Mark, das ist gegenüber dem Etat um rund j5 Millionen Mark gestiegen, sondern es sind gleichzeitig auch die Ausgabe», wennschon sie in einzelnen Positionen wesentliche Steigerungen aufmcisen, doch in ihrem Gesamt beträge von 105 518 682 Mk. noch immer um den wenn auch geringen Betrag von 210 858 Mk. dinier dem Etatansatz zurückgeblieben. Aus vorstehenden Ziffern ergibt sich ein Betriebs- Überschuß von 55058861 Mk., das sind 15380501 Mk. mehr als im Etat veranschlagt. Danach stellt sich die Verzinsung des Anlagekapitals auf 5,24 Proz. Seit dem Jahre 1806 mit einer Verzinsung von 5,07 Proz. ist der Zinssatz von 5 Proz. nicht wieder erreicht worden. Eine höhere Verzinsung, nämlich 5,58 Proz., ergab in den Vorjahren erst daS Jahr 1880. Loch ist zu berücksich tigen, daß damals das Anlagekapital rund 400 Millionen Mark niedriger war als es jetzt ist. Hierzu wird uns geschrieben: So erfreulich dieses Ergebnis ist, so dark mau sich doch nicht der Hoffnung hingcben, daß dieser Uebcrschuß auch künftig noch in gleicher Höhe erzielt oder gar noch üverbotcn werden wird. Das Jahr 1006 mgr insofern ein a uß e r g e w ö h n l i ch g ü n st i g c s, als der Verkehr einen ganz anßcrvrdentlichen Aufschwung nahm, während doch der Aufwand für die wesentlichsten Ansgnbcpvsten, nämlich für Betriebsmaterialien und Arbeitslöhne, wennschon sie an Umfang natürlich Zunahmen, noch in mäßigen Grenzen blieb, da die erst im Laufe des Jahres 1006 cingetrctcncn Erhöhungen der Löhne und Matcrialprcise in diesem Jahre noch nicht in volle Wirksamkeit traten. Immerhin weist schon das Jahr 1006 in den Löhnen der beim Betriebe be schäftigten Arbeite»' eine Mehrausgabe von 855 801 Mk. und für Beschaffung namentlich der Brennmaterialien eine solche von 880 665 Mk. gegen den Etat auf, während für Unterhaltung der baulichen Anlagen 161862 Mk. mehr als veranschlagt ausgegebcn worden sind. Wenn also gleich wohl die Ausgabe des Jahres 1006 im ganzen noch um ein Getinges hinter dem Etatansatze zurückgeblieben ist, so liegt dies an Ersparnissen an anderen Stellen. So wurde in dem Titel der Beamtengehalte der Etatansatz nicht er reicht, hauptsächlich weil dieser nach dem für Anfang 1007 anzunchmenden Personalbestand, also für daS Jahr 1006, zu hoch eingestellt worden ist. Auch ans dem Titel für Unterhaltung und Erneuerung der Betriebsmittel ist ein gröberer Mindcraufwand zu verzeichnen, der aber im wesentlichen nur daraus znrückzuführen ist, daß eine große Anzahl der als Ersatz bestellten Betriebsmittel in dem ersten Etatjahre 1006 noch nicht abgeliefert und abgerechnet worden ist. Unter diesen Verhältnissen unterliegt es keinem Zweifel, daß in beiden Richtungen das Jahr 1007 ganz wesentlich höhere Ausgaben ausweisen wird. Die Gehalte werden wegen des zunehmenden Dienstalters und wegen Nenanstcllun« von Beamten anstcigcn. Bor allem aber steht jetzt schon fest, Laß der Titel für Unter haltung und Erneuerung der Betriebsmittel wesentlich überschritten werden wird, da einmal die für die ganze Etatperiode bewilligten Ersatzbetriebsmittcl im Jahre 1007 zur Ablieferung kommen werden, und da vor allem die außerordentliche Inanspruchnahme der Betriebsmittel durch den starken Verkehr eine große Vermehrung des Aufwandes für Unterhaltung und Ersah der Betriebsmittel weit über den Etat hinaus mit sich bringt. -Hierzu kommt aber noch, daß auch die übrige» Ausgabetitel im Jahre 1007 fast aus nahmslos weitere Steigerungen erfahren werden, da den Arbeitern in weitem Umfange Lohnerhöhungen zngebilligt worbe» sind, und zugleich auch die Betriebsmaterialien inamcntlich Kohlen), wie auch Etsentcile usw. ganz wesent lich im Preise gestiegen sind. Vielfach gelangen auch die Untcrhaltnngsarbeiten an baulichen Anlagen erst im zwei ten Etatjahre zur Fertigstellung nnd Abrechnung. Daß demgegenüber eine etwaige E i n n a h m c st e i g e- rung einen vollen Ausgleich bieten könnte, erscheint nach den BerkehrsauSwetscn der ersten Monate des laufenden Jahres als ausgeschlossen. Man wirb sich also für das Jahr 1007 unbedingt auf einen wesentlich geringeren Ueber- sthuß gefaßt machen müssen. Noch weit sicherer aber ist ein Rückgang des Ucbcrschufses und der Rente für die kom mende Etatperiodc, da man damit rechnen muß, daß fast alle Ausgabepositionen auch ferner erheblich an- steigen werben. Zunächst stehen mehrfache Zuwendungen für die Beamtenschaft, darunter die Erhöhung des WohnnngSgclbeS — die man Nach Angabe von zuständiger Seite für die Etsenbahnbeamten allein auf etwa 1HL Mill. jährlich schätzen kann — in Aussicht. Stock) weit eingreifen der aber wird es wirken, daß die Betriebsmittel nicht nur stärker vermehrt, sondern infolge ihrer durch den bedeutenden Mchrverkehr verursachten starken Abnutzung unbedingt in noch erheblich größerem Maße ersetzt werden müssen als ln den Vorjahren. Ebenso wird der sonstige Nnterhaltnngs-Aufwand aller Voraussicht nach erheblich steigen. Für die Annahme aber, daß die bereits bis zn einem außerordentlich hohen Maße gestiegenen Einnahmen einen weiteren erheblichen Zuwachs erfahren werden, der die bevorstehenden - Mehrausgaben ausgleichcn könnte, gebricht es an jeder Wahrscheinlichkeit. Andererseits wird man aber auch bei noch so vorsichtiger Beurteilung der Zukunft nicht in Abrode stellen können, daß die Sächsischen Staatseiscnbahnen finanziell auf sicherer und gesunder Grundlage be ruhen. «Vergegenwärtigt man sich, daß «die Rente des sächsischen Netzes von dem Ticsstande des Jahres 1001 mit 8,04 Proz. sich in den folgenden Jahren auf 3,71, 4,42, 4,66, 4,70 «bis auf 5,24 Proz. im Jahre 1006 gehoben hat, so ge winnt man den Eindruck, daß es sich hier um ein Unter nehmen handelt, welches bei einsichtiger und energischer Leitung selbst schwere «Krisen aus eigener Kraft zu über winden imstande ist. Demgegenüber gehört wirklich ein eigentümlicher Partcisanatismus «dazu, wenn, wie cs neuer dings aufsälligevweise auch in Sachsen hie und da wieder der Fall ist, einer Betriebsgemeinschast mit Preußen «das Wort geredet wird, und »war wohl ge merkt, nicht etwa nur einer Betriebs m i t t c l gemcinschgst oder nur einer — aus praktischen Gründen allerdings rcchi Wünschenswerten — Guterwagc»gei»einschnft, sondern einer vollen Betriebsgemeinschast, d. h. einer vollen Vereinigung des gesamten Betriebes mit Preu ßen unterpreußischer Oberleitung. Solche Be strebungen sind nur dadurch zu erklären, daß man sich über das Wesen undüie Grundlage einer solchen «vollen Betriebsgemeinschast noch immer nicht klar i st. Meist nimmt man offenbar an, daß im Falle einer solchen Gcmeinschast der in dieser erzielte gemeinschaftliche Ncbcr- sihilß nach einem derartigen festen Maßstabe ictwa nach dem Anlagekapital oder nach der Bahnlängc). verteilt wüvde, daß der von Preußen allein erzielte hohe lieber schuß dazu dienen würde, dem «Gcmeinschaftsteilhaber eine höhere Rente, als er sie allein verdienen könnte, «zu sichern. Das wäre natürlich auch für Sachsen günstig, da sich die Verzinsung der preußischen Staatsbahncn noch immer wesentlich «höher stellt als die der sächsischen. Im Jahre 1005 (dem letzten abgeschlossenen Rechnungsjahres hatte Preußen eine Rente von 7,52 Proz. gegen 4,70 Proz. in Sachse»., Vor einem solchen großen «Opfer zu gunstcn der anderen 'Teilnehmer wird sich aber Preuße» selbstverständ lich Hüten. Es «würde vielmehr auch im Kalle der Gemein schaft «die verschiedene «Rentabilität der Netze weiter zum Ausdrucke gelangen müssen, und zwar hätte dies nach dem preußisch-hessischen Vorgang in der Weise zu geschehen, Laß der gcmcinschastliche Uebevschuß verteilt wird »ach dem Ver hältnis der Uebcrschüße, welche die getrennten «Netze in einem bestimmten abgeschlossenen Rechnungsjahre erzielt haben. Hätte sich also vielleicht in diesem einen Rechnungs jahre der lkcbcrschuß der beiden Netze verhalten wie 1 : 10, so würde auch künftig von dem gemeinsamen Ueberschntz 1/11 auf den einen und 10/11 ans den anderen Teil ent sallen, gleichviel, was etwa in den einzelnen Netzen erwirt schaftet worden ist. Hiernach ist es an sich keineswegs «unbe dingt sicher, «daß dem neuen Teilnehmer unter allen Um ständen aus dem Beitritt zur Gemeinschaft ein Gewinn erwächst. Ein solcher würde sich vielmehr für diesen — hier also Sachsen — nur dann ergeben, «wenn der bei selb ständiger .Verwaltung sich ergebende Uebcrschuß seines Netzes in den folgenden Jahren im «Verhältnis zum preu ßischen sich wesentlich verschlechterte. Umgekehrt aber «würde vin Verlust für den neuen Teilnehmer cintreten, wenn er selbst allein gegen die Vorjahre verhältnismäßig gün stiger abgeschlossen hätte als Preußen. Letzteres war nun aber in den letzten Jahren bei Sachsen der Fall: der Ueber- schuß der Sächsischen Staatsbahnen betrug im Jahre 1001 rund 28,2 Millionen, im Jahre 1005 dagegen 48,5 Millionen, d. i. 71,05 Proz. mehr. «Der preußische Uebcrschuß stellte sich im Jahre 1001 aus 617,8 Millionen, im Jghre 1005 aber auf 680,0 «Millionen. Die Zunahme betrug mithin hier nur 81,52 Proz. Während sich also das Verhältnis des sächsi schen zum preußischen Ueberschusse im Jahre 1001 rund wie 1 : 10 stellte, war das Verhältnis im Jahre 1005 wie 1 : 11. Im Falle -eS Abschlußes einer Gemeinschaft auf Grund des Ergebnisses «des Jahres 1001 aber — nnd gerade angesichts dieses Ergebnisses wurde der Anschluß an Preußen beson ders befürwortet — wäre der gemeinschaftliche Gewinn nach dem Verhältnisse wie 1 : 10 verteilt worden, womit sich ein «großer Verlust «für Sachsen ergeben hätte. Im letzten Land tage wurde dieser Verlust für das Jahr 1004 allein aus rund 1V/, Millionen Mark berechnet, d. h. den Sächsischen Staatsbahnen wäre anf Grund der Gemeinschaft statt eines Kunst und Wissenschaft. f-*MittcilungausdemBurcauderKönig- lichcn Hostheater. Infolge Indisposition des Herrn Grvsch kann im Königlichen Opernhause Donnerstag, den 6. Juni, die angekündigte Aufführung der Marschnerschen Oper „Hans Helling" nicht stattfinden. Es wird dafür mit Krau Abendroth in der Titelpartie, Herrn Scheidemantel als Germont und Herrn Jäger als Alfred die Verbischc Oper „Vtoletta" s„La Traviata"' aufgesührt werden. -s* Die Berufnua Mottls «ach Wien. Unter dieser Ueberschrift teilt das „Neue Wiener Tagebl." mit: Aus München wird uns in vollinhaltlicher Bestätigung unserer Mitteilung, Laß Mottl der designierte Nachfolger Mahlers ist, folgendes von bestinsor- mierter Seite berichtet: Trotz aller gegenteiligen oder widersprechenden Mitteilungen sieht es fest, -atz der Ver trag zwischen der Wiener Generalintendanz und Mottl schpn vor längerer Zeit vereinbart wurde, jedoch da mals von dem Ausgange des Prozeßes gegen den ^Bayeri schen Courier" abhängig gemacht worden ist. Nicht etwa, «daß Lurch die Münchener Angrisfe Mottls Ansehen in Men gelitten hätte, cs sollte nur der Form genügt wer de». Sofort nach dem Vergleiche, den Mottl mit Lew Chef redakteur «des „Bayerischen Couriers", Herrn Siebcrtz, ein gegangen ivar. und -er Mottl «ine glänzende Genugtuung bol, «depeschierte er an den Fürsten Montenuovo und «wurde von diesem eingeladen, nach Wien zu kommen. Mottl folgte dieser Einladung, reiste nach Wien und unterschrieb dort den Vertrag, in dem sogar Sie Summe von etwas mehr alS 8000 Kronen als Uebcrsiedelungsbeitrag festgesetzt wurde. Eine eonckitio sine qua von ist freilich die „rein liche" Entlassung Mottls aus dem bayerischen Dienste. Nach Erledigung dieses bindenden Vertrages überreichte Mottl sofort in München sein Entlass »ngsgesuch. Die Antwort daraus «war der Antrag der Intendanz, ihm eine hohe Auszeichnung spersönlichcn Adel) zu e,wirken, seine Bezüge bedeutend zn erhöhen und ihm setzt schon eine hohe Pension, 15 000 Mark jährlich, -uznsichern. Mottl lehnte ab nnd überreichte am 1. Juni sein zweites EntlaßungS- gesuch. Man gibt sich trotzdem in München alle nur erdenk liche Müde, ihn zu halten, bringt die gesamte Presse ln Bewegung, bietet ihm die hiesige Direktionsstelle der König lichen Oper an, welche Stelle erst ihm zuliebe geschaffen würde, alles umsonst, er bleibt in München unter gar «keinen Umständen! «Nach den vorherige» Abmachungen mit dem «Fürsten «Montenuovo hätte er sogar schon im Juli seine Wiener Stellung antrctcn sollen, er mutzte aber mit Rücksicht auf die «Festspiele im Prinz-Negenten-Theatcr den Termin bis zum 1. Oktober verschieben. Es wurde nun ausgemacht, daß Mahler im Juli auf Urlaub geht nnd von diesem Urlaube nicht inehr an die «Oper znrückkehrt. Mottl ist somit heilte schon als der unbedingt endgültige Direktor der Wiener Oper anzusehen! Sollte sein jetziges zweites Entlaßnngsgesuch auch noch nicht bewilligt werden, wird er ein drittes einreichcn und sich zugleich in einer Immediateingabe an den Prinz-Regenten wenden: die endgültige Entlassung ist ihm hieraus sicher. Wahr scheinlich wird er in nächster Zeit schon cingcladen wer den. in -er Wiener Oper einige Male als Gast zu diri gieren. f* Au- Leipzig wird uns geschrieben: Im DekorationS- wesen «nserer Bühnen siebt durch ein vom Maschtnen-Ober- Inspektor Herrn R i ch a r d Patzig am Leipzig» Stadttheater erfundenes System „Universalem nächster Zeit ein völliger Umschwung zu erwarten. Herrn Patzig ist es gelungen, eine Masse herzustellen. die «S ermöglicht, plasttsche Dekora tionen zu schasse». Diese sind nicht nur sehr leicht und hand lich. sondern auch feuersicher und nicht teurer als die Dekorationen auf Leinwand mit Hotzbrlattung. Große Flächen lassen sich durch einen sinnreichen Verschluß leicht zusammensetzen und speziell für Jnnenarchttektnr verwenden. Aber auch da» Maschinen- und Beleuchtungswesen wird dabei reforintert werden. An Stelle der Kulissen und Soffiken wird eine Abgrenzung al» Horizont ein- aezogen, in der sämtliche anderen Dekorationsstücke Unterkunft smven. Die jetzt gebräuchlichen vielen Oberlichlkiftper kommen ganz ln Wegfall. An ihrer Stelle werden BeleuchtnnaSgänge unter dem Bühnenboden angebracht, auS denen die Beleuchtungs körper mittels selbsttätiger Kassette an jeder beltrbtgrn Stelle des Fußboden» herauSgrhoven und dnrch eine Drehvorrtchtimg t» horizontale oder vertikale, kurziede beliebige Lage gebracht werde» können. Um die malerische Wirkung in erhöben, soll auch eine größere Farbenskala für die Lampen in Anwendung kommen. Die Zentralbeleuchtung der Bühne geschieht mittel» eines großen Kranzes reaultrrbarer Glühi mpen. der hinter dem BorbangS mantel placiert ist. Diese Lichtfülle kann nach Bedarf noch durch Bogenlampen verstärkt werden. Endlich wird auch eine voll- stäiidta neue Unterinaschinerie geschaffen, und der Schnürboden wird seine bisherige Bedeutung verlieren. Der Biihiiensußhoden kann mit der gesamten Unterinaschinerie in beliebige Höhe oder Tiefe gebracht werde», eine Vorrichtung, die in erster Linie den LandschaftSbildern auf der Bühne zu gute kommt. Die jetzt noch übliche» Kulissenwagen fallen in Zukunft ganz fort. Herr Oberinspektor Patzig wird tn Kürze mit Zeichnungen nnd Modellen der Bühne, sowie niit Originaldekorationen an die Oeffrntlichkeit treten. f* Moritz Retzsch. Ein längst vergessener Dresdner Künstler, dessen sich wohl wenige unserer Zeitgenossen ent sinnen werden, ist vor 50 Jahren, am 11. Jnni 1857, „ach langem, reichgescgnetem Leben gestorben. Moritz Retzsch. geboren am 0. Dezember 1770, Maler, Kupferstecher und Radierer, Professor an der Dresdner Kunst-Akademie. Retzsch trat hauptsächlich als einer der besten Illustratoren der Klassiker auf und hat in seinen Zyklen Goethes „Kaust" l26 Blatt), besonders aber in Shakespeares Dramen „König Lear", „Sturm", „Romeo und Julia", „Hamlet" und „Hein rich IV." sich als ein Mann von erstaunlicher Phantasie und Fruchtbarkeit erwiesen. Auch Bürgers Balladen und Schillers „Glocke" hat er illustriert und zwar mit einem Einbringen in die Dichtungen, wie es kaum ein zweites Mal wioderzuftnden ist. Von eigenen, freien Kompo sitionen, in denen er kraftvollste Phantasien mit oft rührend schlichter und naiver Darstellung verbindet, sind besonders berühmt „Die Schachspieler", „Der Kampf des Lichts mit der Finsternis" und verschiedene Folgen von „Phantasien". Meist hat er, dem ein schönes poetisches Empsindcn und Können innewohntc, seine Blätter selbst mit einem Kom mentar versehen. Sein Sterbehaus in der Nicderlötzniv war noch vor etlichen Jahren mit einer Fülle von Ge mälden ausgcstattet, die Kunde gaben von dem Schassen eines hochbegabten und fruchtbaren Künstlers. Heute sind sie in alle Winde zerstreut, man weih nicht wohin. Unter sein Sclbstporträt, das ihn als schönen und geistvollen Mann zeigt, setzte er einst die Worte: Es ward die Kunst dem Sterblichen gegeben Als Bürgschaft für ein höh'res. schön res Lebe»'