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- SLL - her tumillen ihrer AlterSgenosstnnen höchstens durch ihr frischere». leb-alte» Wesen aufgesaüen. durch die halb drollige», halb rührenden Grschichtchen. die über ihre erst« Zeit als junge, sehr junge Hauechaltertn u,»d ihrem Verkehr mit den wilden, ungezogenen Brüdern erzählt wur-den. Sie selber zu beobachten, dazu hatte ihm aubrr der Neigung auch die Gelegenheit gemangelt. Er war erst vor sechs Monaten ins Regiment zuriickgekehrt, und alS er drei Jahre vor» her durch sein Kommando der Garnison entführt wurde, stand Major von Holt« noch nicht darin. Nun Halle der Zufall sie ihm in einer schwierigen, knmmer- und sorgen» volle» Lage nahe gebracht, die sein Mitgefühl, sein ritterliches Empfinden wach rref. Er hatte nie eine Schwester besessen, und er dachte cS sich seit jenem Tage tük und befriedigend, brüderlich über solch' ein junges, hilfloses, sich anichmicgrn- des Geschöpf zu wachen, das ihm rückhaltlos vertraute, für das zu sorgen er be- rnsen war. Denn vor seinem eigenen Gewissen erschien er sich jeht sörmlich verantwortlich für das Wohl und Wehe des jungen Mädchen»! Nach jcinem Elttpiluden hatte sie ein Anrecht an den Schuh jeiner Freundschaft. seitdem, sie ihm das Vertrauen erwiese», seine Hiise anznrusen. lind nur wenige Menschen wühlen bisher so gut wie er. wie nötig Ilse von Kolza vielleicht bald einmal einen selbstlos und warm für sie eintretendcn Freund haben würde. Seine Gedanken beschäftigten sich mit ihr, während .r langsam aus dem verdecke eines kleinen DampserS ans und ab schritt, der die Verbindung zwilchen seiner Garnisvnstaöt Werben und dem nördlich gelegenen Flecken Parow auf recht erhielt. DaS kleine Seenpiatean. das sich nordwärts von Werben erstreckte, bildete den Glanzpunkt der ganze» Provinz und brachte in die flache, nüchterne Gegend einen Hauch von der schwermütige» Poesie märkischer Landschaften. Sonit war die Umgebung der kleine» Stadt mehr für das Auge des LandmannS oder Ralioiial-Oelvrionre». als snr das de» MalcrS oder Poeten erfreulich. Weitansgedehiite, reiche, iast Stadlcharakter tragende Dörfer — gerade, vorziig» ltch gehaltene Ehaniieen — zahlreiche Fabriken und industrielle Anlagen aller Art — dazwischen überall der fette, schwarze Znsterrlibcnboden, dem die Provinz ihren sprichwörtlichen Reichtum verdankte. Und a»S dieser ruhelosen, sleih- uud arbeftsvolleu Umgebung kachelten die weiten Seebcster» hervor, wie klare, fromme, blaue Angen aus einem unschönen AlltagSgesicht. Vci Parow verengte sich der grvkie Werbener See fluhähnlich. lieber die schmale Wasierslrabe, von einem Uier zum andern, führte hier eine Art fliegende» Floh, die «Parower Fächre" genannt. Dahinter verbreiterte sich der See von neuem, aber er trug von hier ans einen anderen Namen — Marchimcr See — und der Dampfer setzte seine Fahrt nickt in dieS neue, weite Wasserbecken fort, sondern kehrte sogleich nach den» Ei»- und Ausladen nach Wcrhcn zurück. Jen seits von Parow begann in diesem Uahre das Manöver, vor vier Tagen hatte das Regiment die neue Garnison wieder verlassen und zunächst Standguarticre bei und in Parow bezogen. Den ersten Rnheiag hatte Lingwitz dazu benutzt, pur in dienstlichen Angelegenheiten nach Werben zu fahren, und er kehrte jetzt, nach Erledigung des erhaltenen Auftrages, aus seinen Posten zurück. Hinwärts, am Morgen, hatte cS heftig geregnet, und das abscheuliche Wetter hatte ihn gezwungen, in der winzig kleinen, räucherigen Kajüte erster Klasse Zuflucht zu suche», i» der er znin Gluck der einzige Passagier war. Am Mittage aber hatte es sich langsam anigeklart. Tie Leplemberjoiine hatte sieg reich das Wvilenheer durchbrochen und ging in strahlendem Triumphe zur Ruhe, als Abichiedsgeichenk die Gewähr eines schönen, neuen Tages znrück- lassend. Die Luit war so durchsichtig, klar und rein, wie sie da- nur im Herbste — nach heftigem Neger, — aus einer gröbere» Wasserfläche sein kann. Die unler- gehcndc Sonne warf breite, purpurne Streifen über den stillen See und leuch tende Farbenreilexe ans die abziehenden Woikenmassen im Süden. Ter Adjutant war schon längere Zeit gedankenverloren aus dem schmalen Nanme hin und her geschritten, den das Hinterdeck deS kleinen Dampfers bot. Vorn, bei der sogenannten zweiten Kajüte, ging cs lebhafter zu. da drängten sich Marktweiber mit ihren Tragkörben, Knechte, Hausierer, kleine Geschäftsleute, Erniearbeiterinncn. Aus dem Platze erster Klasse dagegen war Lingwitz auch diesmal zuerst wieder der einzige Passagier. An einer kleinen Uferstation, deren .Hamen er nicht gelesen oder nicht beachtet hatte, mar dann vor einer Viertel stunde noch ein zweiter Ncisciidcr der höheren Schiiisklasse eingestiegen — eine --rohe, dnnkclgclteidete Dame, die seitdem regungslos am Vordrande verharrte, daS Auge ans den herrlichen Sonnenuntergang gerichtet. Lingwitz hatte sie nach einem einzigen, flüchtigen lleberbiieke nichi i>» geringsten mehr beachtet. Seine Gedanken hatten eine Zcittang im Kolza-jchcn Hause und bet jener wunderlichen - «5 - rll-reuden Szene »»«ritt, die er vv« wenig ««br al» «in«, Woche darin erlebt Haft«. Nu« kehrten st« zu dem dienstlichen Auftrag« zurück, der lün «ach Werben geführt, und wellten schlicstllch bel einer Postsendung seiner Mutter, dl« «r während de» kurzen Ausenthakte» i» seiner Wohnung vorgesundrn hatte. Für die Pracht de» schönen Herbstabends um Ihn her war er nur ein zerstreuter Be obachter. Fhm fehlte überhaupt der rasche, leichte vllck sür da» Schöne an seine» Wege. Er war auch nicht, was man einen Naturschwärmer nennt. Und anaen- blicklich beschäftigte ihn der Brief seiner Mutter, der ihrer Sendung beigelügt war. mehr als irgend etwa» andrrrS. Sr lieb sich ans einer der ring» um die Reeling entlang lausenden Bänke nieder, zog den Brief au» dem «ermelauf- schlage seine» Ueberrocke» und la» ihn «vermal» mit grüble, Aufmerksam keit durch. Plötzlich — er wubte nicht, wie — ward ihm fühlbar, bab man ihn scharf ansah. Er blickte stirnrunzelnd aus und begegnete dem Auge der fremden Dam«, die sich nmgcwrndct hatte und ihn mit einem leichten, spöttischen Lächeln be obachtete. Dies Lächeln, die säst hrranSsvrdernde Art. in der sie ihn ansah, be rührten ihn nnangrnolim. Dein dunkles, scharf geschnittenes Gesicht nahm einen Ausdruck hochmütiger Kälte an. Aber die Dame wandte da» Auge nicht ab/ ob gleich sie den Unwillen in dem seinen lesen muble. Sie lächelte nur noch spöttischer, erhob sich von ihrem Sitze an der gegenüberliegenden Bordwand und kam mehr in ielne Nahe — an den runden, tischartigen Ausbau Hinte, dem Sesselbauke. aus dem die Passagiere ihr Handgepäck nlcder-ulegen pflegten. Auch da» ihre lag dort: ei» zlerlichcS Iuchtrntäschchen, eine Platdrolle. eln Malkasten und ein sorglich eingehülller Gegenstand, den man nach Form und Umsang wohl für eine Malerstassrlet halten konnte. Sie vssncte da» Täschchen und kramte darin hemm, anscheinend völlig in daS Suche» irgend eines Gegenstandes verliest. Aber Lingwitz fühlte ganz genau, das, sie ihn unausgesetzt dabei be obachtete. Fmmrr wieder flog uuicr de» gelenkte» Lidern hervor ein Blick zu thm. DaS wurde ihm lästig. Er saftete den Brief seiner Mittler zusammen, steckte ihn ei» und zog statt dessen ein Buch an» der Tasche seine» Paletot», der neben «hm aus der Bank lag. Er batte es gleichfalls au» seiner Wohnung mit genommen und vertiefte sich setzt mit grobem Ernste In den Inhalt, ohne seiner Recsegcsährtin auch nur die geringste Beachtung mehr zu schenken. Da» schien die Dame nicht zu verstimmen. Sie lachte lm Gegenteil ganz lrlke vor sich hin. lieh da» Ccklvb deS FuchientäschchenS mit einem hörbaren Kna, inspringrn und setzte sich dann ans einem Klavvstuhl neben dem Tische nieder, um den ruhig weilerlesendcn Ossizier mit sichtlicher Heiterkeit zu be trachten. Fhr schlanker Oberkörper wiegte sich dabei leicht hin und her, die Kjngcr der rechten Hand, von der sie den Handschuh gestreift, trommelten nervös aus dem Tischrande. So wartete die Unbekannte eln paar Minuten hindurch: da sich aber an bem Bilde vor ihr nicht daS Geringste änderte, sprang sie plötzlich wieder un geduldig auf — so heftig — dab der Sessel umkippte und Lingwitz erstaunt a»f- sah. Mit grober Hast begann sie, die Riemen der Plaiürolle auszulösen und einen leichten, hellgrauen Regenmantel herauSznzerrr». Kein Blick siel mehr ans de» Mitreisenden: die Angcn de» jungen Offizier» dagegen kehrten nun doch nicht zu seiner Lektüre zurück, sonder» blieben an den raschen, graziösen Bewegungen dieser eigenartigen Franenerfcheinnng haste». Er hatte erst vvr einigen Tagen einen längeren, vorzüglichen Aussatz über Sarah Bernhardt ge lesen. A» das Bild, das er sich danach vv» der groben Tragödin gemacht, er innerten ihn die schloiigeohafte Geschmeidigkeit der biegsamen Glieder, der hohe, schlanke Wuch». da» nervöse Spiel der langen, dünnen Finger: der Rassekvpf freilich, der an- dem Halsausschnitte de» glatten, dunklen, Büste und Hüsten eng »mspgnnriiden Kleides hervorsgh, war jünger nnd schöner, alS der der berühmten Französin. Ein schmaler, feingcsormtcr Kopf mit einer Fülle dunkel blonden Haares unter dem schlichten Hute. . Wie oft sie war. darüber wurde er sich nicht so rasch kkar. Zwischen Dreißig und Vierzig? Nein, vierzig war entschieden zu viel! Dazu war der Teint, wenn auch blab. viel zu frisch. die Bewegungen zu Ingendlich-lebhakt und elastisch. Ganz jung freilich war sie auch nichi mehr: rS lag zu viel sraneiihaste Sicherheit tn ihrem Wese». Dir» Gesicht, dessen Ausdruck und Micuciispicl beständig wechselten, war schwer zu taxieren. — <Sortsc»u»g folgt.» M«kt» StaokrmeäaMa kartmann L Cbsrt tiSnlgl. lzolllelci'cmleki Laupkgesckükt: V!clor!a§tr. 28 Lll58tellung: Vlclorlaskr. 7 tkinyanb Laiz-HM §SsrIMau5 ersten kangsz kür ^oklnung5e!nr!clltunaen. p. ?. vlr hoben er an; nir kiukgobe gemocht, neben unsere« beliannten Var bielungen auch tdebn»ng<;elnslchlungen, lllc Seren gecllegene, erllklolllg« kuclitbrung la künstlerischem Sclckinock Sur lkenommt unlerer kirma Sevülu leistet, >n distioer uns mttüerer Preislage lierrultelien. 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