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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19070228013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907022801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907022801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-28
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
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^ ^ Dobrrt Lda.s».«,. dn russische Zauberkünstler und Gedankenleser, dem ein autzerordentlicher stuf vorangrht, giebt hatte abend eine Vorstellung im großen Saale de« .Tivoli". — Alarmierungen der Feuerwehr erfolgten am Dinistag obend in der 7. Stunde »ach dem Grundstück Ja c o b i- siraße 6 <Vc»stadt Susisen) und am Bußtag früh in der 4. Stunde nach HaupIstrake V. Während an der letzteren Stelle nur blinder Läim vorlag, haudelie es sich in dem erste» Falle um eine» im 2. Stock durch eine heiabgesnllene breuneuve Lamve entstandenen Küche»bia»d. durch de» ziemlich erheblicher Schaden an Küchenmöbe n, WirtichaltSgertitr», Gebäudeteilen usiv. angerichtet wurde. Die Feue.wehr hatte sich, da der Brand schon von Hausbewohnern gelöscht war. nur mit de» AbräuinungS- arbeiten »n beschäftigen. Da- Mobiliar ist versichert. ^ Da« der Ham burg-Am«rika> Linie «ranaiert auch in dirsem Jahre wieder eine Reis« um die Erde. Dieselb« nimmt am «. Mai vo» Berlin au« ihren Anfan,. Sie geh, über Hamburg nach New-Port. Waibinawn und Philadelvbia werden al«Au«- flu- von dort beiucht, dann «in« I >drt aut dem Hudson unternommen und die -robaitt-en NiaaarafaU« besichligi. Ueber Ehicaoo. Denver, Manitou führt di« Reil« zur Mormvnensladt am Salt Lake, durch den nmnverbar roinauttichen Deliowsionepark nach San Jraucieko und dem herrlichen Dos«, mtteial. Ueber den Still«» Oieaii geht die Rest« »ach Honolulu und Doko- hama. In dem japanit^en Reich» wird die berühiute Tempelliadt Nikko, di« Haudilladt Tokio, Hakane, Kioto, Kode und Osaka besucht, dann da« wunder chone lapanische Biniieuiueer durchauert und von Naaalaki au- »t* Aeife nach Heagkong. Canlon, Nakao und Singanore sortaes»-t. Ein etwa dreiwöchiger Aufenthalt gilt den Ralurschönheilen Java« und 11 Tage lax« verweilen dt« Teilnehmer aus Ceylon, der Königin der Inseln, dann de- ginnt die Rets« durch di« eigenartig reijvollen St die Indien«, Maora«, Kalkutta. doch hinaus in d»e r>ochaevt>g«reg,on de« Htnialaoa, nach Dar- I«elmg, zur hetligen Stadt am Gange«, Benares, nach Agra. Delhi, Je», «ore und Bomda». Mit der Fahrt über Aden und Port Said, «ineni MbeiUägtgen Ausentbalt in Kairo und der Rückkehr nach Deutschland endet die eNva sieben Monat« dauernde außerordentlich genußreiche Umkretiuna der E>dkug«l. Der Spezial-raspelt sieht Interessenten unentgeltlich «ur versügung. — Amtsgericht. Der 21 Jahre alte Bäckergeselle Max Paul Bohmr besuchte vor elnigen Wochen, nachdeni er 4 Monate Ge fängnis verdutzt hatte, eine» Beriifsgenossen und benutzte die Gelegenheit, diesem auS seinen, Koffer 35 Mk. zu stehlen. Das Urteil lautet auf 4 Monate Gefängnis. — Der Kutscher Rodert Alwin Berge befand sich seit 3 Jahirn in einer Glaswarenhand» lung in der Neustadt in Stellung und stahl i» letzter Zeit nach und nach aus der Niederlage Ware» im Gesamtwerte von etwa 150 Mk.. die er zum Teil velkaufte. Bon dem ihm für die Pferde überlassenen Futter veräußerte Berge zwei Sack Hafer und eine kleine Menge Heu an den Prodnktenhändler Adolf Johann Bogner und verwickelte auch de» Mcnklhelfer Alfred Bruno Heimerding mit in seine Strafsache, indem er diesen im Geschäft ersuchte, ihm zwei Base» zu überlassen, die Berge dann mit nach Hause »ahm H. machte sich durch sein Verhalten der Begünstigung z»m Dieb stahl schuldig, die er mit 2 Tagen Gefängnis sühnen muß. Der Hauptniigeklagte Berge erhält 4 Monate und der wegen Hehlerei angeklagte Bogner 1 Woche Gefängnis. — Die 24iährige Krankenpflegerin Margarethe Winkler ist als dicsenige Person ergriffen worden, die in Loschwtt) von mildtätigen Leuten unbefugt Gelder cinsammclte, und -war angeblich für das Städtische Siechenhaiis. Die Angeklagte ist in den letzte» Monaten mit dem Gefängnis in Berührung ge kommen: sie ging nach Berlin, fand aber dort ihr Glück nicht und kam daher nach Dresden zurück, wo es ihr nicht gelingen wollte, Stellung zu erhalten. Ans Not verfiel sie dann auf den Trick, eine wohltätige Sammlung in Loschwitz von Hans zu Haus zu veranstalten. Sie trug dabet Schwesterntracht. In 17 Fällen erzielte sie 20 Mark, in drei Fällen wurde sie abgewiesen. Bei ihrer Festnahme legte sich die Angeklagte einen falschen Namen bei. Die eingesammeltcn Beträge wurden ihr abgenommen und den Spendern zurückgegrben. Das Urteil lautet ans 2 Wochen Gefängnis und 1 Tag Haft: 1 Woche Grfänanis und die Haftstrafe gelten als durch die Unters,,chnnashast verbükt. — In Freiberg starb Herr Stnbsbornist a D. Uhlig, der 40 Jahre lang beim dortige» Jägerdatnillo» gedient und mit Auszeichnung an den Feldzügen in Schleswig-Holstein, Oesterreich und Frankreich teilgenommen hat. — Ans der durch Schneewehen unfabibar gewesenen Strecke Roth e» k i rch en — O b erc r i»itz der Linie Wilkau-Wilzsch- bons Cailsseld ist der Betrieb in vollem Umfange wieder aus genommen wvide». Weiteres Oertki»s,eS siebe Seite 4. Bereinskakcnder für heute: Aligem. Mietbcw.-Verein: Hauptvers., Bürgerkasino, 8V2 N. (Alters Ticrschusr-Vcr.: Gen.-Bcrs., Augustnsstr. 8, 1/28 Uhr. Bez -Ver. g. d. Mißbrauch gcist. Gcir.: Vortr., Bercinsh.,8 U. Dentsch. u. Oesterr, Alpcnverein: Bvrtr.-Abend. M Uhr, „Palmcngarten". Dtsch u. Oesterr. Tour-Klub: Vortrag, 3 Raben, 8 Uhr. Dresdner Orpheus: Gcneralpr., Bcrrinslokal. Dresdner Gocthe-Bnnd: Gvldoni-Fcicr, BereinöyauS, 8 U. Eintracht: Gesellschafts-Abend, Central-Hulle, 8 Uhr. Kranken-Unterstützungs- u. Stcrbckaffe Olympia: General versammlung, Goldener Apfel, 1,2!) Uhr. Literarische Gesellschaft: Bortrag, Vereinst,a»s, 8 Uhr. Ber. z. Konfirmandcn-Auöst.: Hgnptvcrsamml., 3 Raben, 8 U. Prognose kür Donnerstag den Lö. Februar. Da« nördliche Ties zieht sich beute weit nach O»r>, Verein. Ueber den britischen Inseln ist der Druck stark gestiegen und hat lich hier «in Mariinum entwickelt. Wäbrend bislang südwestliche W»we wehten, gelang! Sachsen no» im Lause dcS Tage« in ein« direkt« Weslslröinnng. Erster« entstammten dem Fesilande und waren meist trocken, letztere enlstammt dem Meer« und bringt R gen. Wie erwartet herrschen heute lebhaft« Winde, di« auch weiterhin anbalten. Wetterlage i« Eurova am 27. Februar LV07. Stark« westlich« Winde. Reg»,stille. Meist trübe. Mild. Wasserstand der Glbe und Moldau. Buvmeia Prag i>n>d»i»» Me'nii Venin-i,» U„Ma Dresden 28. Februar - -1-82-1-17 -s-82 -4 37 -l- 79 -48 27. Februar — - -4 18 -l- »6 -s- 38 -4 89 — 61 Das Rededuell Bebel-Biilow in der Dienstag-Sitzung des Reichstages hat mit einer wahrhaft vernichtenden Niederlage der Sozialdemokratie in der Person ihres Führers Bebel geendet. Ans den Berichten der Berliner Blätter stellen wir folgendes Stimmungsbild zusammen: Der Abgeordnete Bebel, der ein die schlimmsten Befürchtungen weckendes Aktenbündcl vor sich nicdcrlcgte, mar in außerordentlich kampslusttger Stimmung, und diese färbte ans die Zuhörer sichtlich ab. Man umdrängte schon nach seinen ersten Worten die Rednertribüne in solcher Menge, daß der Präsident die Herren bitten mußte, sich auf ihre Plätze zu begeben, welchem Wunsche man zunächst zwar Folge leistete, um ihn aber bald wieder zu vergessen. Die Herren vom BnndeSrate folgten daher bald dem Bei spiel der Abgeordneten, und so war Bebel, der wie üblich heilig mit den Armen fuchtelte und sich schier heiser schrie, bald dicht umzingelt. Es lag wohl an der bewegten Stimmung im Hause, daß die Rede des Abgeordneten Bebel säst ausschließlich den Charakter einer Auseinander setzung mit den einzelnen Parteien trug. Besonders mit den Nativnalltbcralcn, denen er ein Eintreten für Sozialdemokraten in früheren Wahlkämpsen nachzuweiscn suchte, band Bebel wieder und immer wieder an, auch gegen die Konservativen richtete er seine Angriffe, und seine „Freunde vom Zentrum", wie Bebel, gewiß zur Freude manches Zcntrnmmanncs, Herrn Spahn und die Seinen andauernd nannte, wurden nicht müde in Uni- sono-Zustimmungs- und in Hürt-Hürt-Rusen. Anfangs lieben sich die Angegriffenen die Ausfälle dcS Sozialdemo kraten mit gutem Humor gefallen. Auch Graf Gtolberg lächelte behaglich, als Bebel den Nationallibcralcn ihre Partetslnrkcliverhältnisse ans früheren Reichstagen vor- rcchnete und die Herren Punsche und Graf Oriola in ironischer Verzweiflung die Hände rangen. Die Heiter keit war sogar allgemein, als Bebel sich Uber die Nieder lage verbreitete und mit verschiedenen „Wenn-" und „Hätte man — so hätten wir —" den Rückgang der sozial demokratischen Mandate zu erklären und einen schwachen Trost in der Stimmenzahl der sozialdemokratischen Wähler zu finden suchte. Al» er aber aus spätere Wahlsiege ver tröstete, für die die Sozialdemokratie alle Kräfte aufbieten werde, da herrschte in den Reihen der „Freunde vom Zentrum" eisiges Schweige». Je mehr Bebel daun in die Breite ging und vom Hundertsten ins Tausendste kommend seinem Zorn über die ihm und den Seinen nicht genehmen Einzelheiten des letzten Wahlkampfes mit kreischender Stimme Lust machte, desto mehr erlahmte das Interesse. Man lachte schon seltener und verlor die Lust an Zwischen rufen. '/»3 Uhr erschien der Reichskanzler in Be gleitung des Wirklichen Geheimen NatS Hammann und Herr Bebel hatte nun Gelegenheit, seine Angriffe und Be schwerden an die Adresse des verantwortlichen Leiters der deutschen Politik zu richten. Der Reichskanzler unterhielt sich eine Weile mit dem Grafen Posadvwskn, ohne Herrn Bebel Aufmerksamkeit zu schenken, der mit schreiender Stimme verkündete, daß die Persönlichkeit des Fürsten Bülow die Inkarnation alles Stillstandes sei. Mehrfach wendete sich Bebel mit seinen Angriffen direkt nach dem Regiernngstische. Während dort Kolonialdircktor Dern- burg vergnüglich nickte, als er angezapft wurde, verhielt sich der Reichskanzler ernst und schweigend. Nur zuweilen huschte ein überlegenes Lächeln über sein Antlitz. Ernst und überlegen war denn auch die Ncde, zu der Fürst AÜlow sich gegen 4 Uhr erhob. Selten ist wohl in einem Lande von dem Platze des für die Politik vcranlwvrtlichcn Mannes aus so scharf, so unerbittlich, so gründlich mit einer Partei ins Gericht gegangen worden. Nichts wurde den Bebel, Singer, Lcdcbour, Stadthagen und wie sie alle heißen mögen, geschenkt. Weder ihre Großsprecherei und ihr Hochmut, weder ihre pöbelhafte politische Kanipkeswelse und ihre unanständige Art der Publizistik, noch ihr hin derndes Eingreifen in die Arbeit einer segensreichen Sozialpolitik und ihre Neigung zur Kritik bei völligem Mangel an positiven Leistungen ging nngerügt vorüber. In sorgfältig gewählten, durch ihre Originalität oft über raschenden Wendungen charakterisierte der Kanzler das innere Westn dieser vom Haß getragenen Partei, die vnn nichts durch nichts zu nichts kommen werde. Wie ein Indianerstamm ans den KriegSvfad, so habe sich die Sozial demokratie in den Wahlkampf gestürzt. Trotz aller ihrer verlegenen Redseligkeit werde ihre Niederlage nun allent halben als wohlverdient, als eine gerechte Strafe betrach tet. Mit klarer Stimme, die bis in den letzten Winkel des wetten Raumes drang, hielt der Kanzler den Sozial demokraten und an ihrer Spitze den Bebel und Singer ihr ganzes, großes Sündenregister vor und von allen Seiten jubelte man ihm mit Rusen ehrlichster Zustimmung zu. Wie Schwerterklingen ging es durch des Kanzlers Rede und wuchtig flog Hieb auf Sieb. Zwar suchte man im Häuflein auf der äußersten Linken sein Heil in ge legentlichen Zwischenrufen, aber die Schreier wurden als bald niedcrgezischt, und als Herr Bebel selbst dem Kanzler etwas zurtef, da donnerte ihm dieser zu: „Herr Bebel, ich ersuche Sie, mich nicht zu unterbrechen, ich habe Sie auch nicht unterbrochen!" Sehr klug und sehr berechtigt war die Warnung des Reichskanzlers an die bürgerlichen Parteien, sich nun nicht ans die Bärenhaut zu legen, denn die sozialdemokratische Gefahr sei nur suspendiert, und sic werde nur so lange suspendiert bleiben, als das Bürger tum einig und auf dem Posten sei. An die Sozialdemokratie aber richtete er mit ernster Stimme die Mahnung, den Boden der Lonalität »nd der Vernunft zu betreten und endlich aufzuhören, Ideen zu verletzen, die ber großen Mehrheit deS Volkes heilig sind. Der „Tcmps", das französische Regierungsblatt, er innert daran, daß er sofort die Reichstagsmahl besonders als einen nationalen Erfolg bezcichnete und fügt hinzu: „Wir weisen noch einmal darauf hin, daß Deutsch land das einzige Land ist, in dem seit zwanzig Jahren wie. Verholt Volksabstimmungen nicht durch politische, sondern durch nationale Erwägungen beeinflußt wurden, »nd Deutschland bleibt in dem politisch und sozial zerklüfteten Europa das einzige Land, in dem ein Appell an das patrio tische Empfinden sicher Erfolg hat. Das gibt Deutsch land ein Uebergewicht. ES wird gut sein, das stets im Auge zu haben und das Beispiel nachzuahmen." Sym pathisch berührt hat in Paris die Absage Bülows an das Zentrum und die Offenheit, mit der er eine Inter vention bei den Wahlen zugab. SchiffahrtSabkabeu. Zu der immer brennender sich gestaltenden Frage der Schifsahrtsabgaben ergreift die „Kreuz-Zta." abermals das Wort, nachdem sie bereits früher die be kannte Dresdner Bcrsammlung vom 18. Januar abfällig kritisiert hatte. Dem preußisch-konservativen Blatte war auf Grund jener Kritik in der sächsischen Presse der Vor wurf gemacht worden, daß cs ohne sachliche Beweisführung sich aus das Gebiet der Unfreundlichkeiten und sogar Dro hungen gegenüber Sachsen und Oesterreich begeben habe. Nunmehr erklärt die „Krcuz-Ztg." es liege ihr durchaus fern, sächsischen und österreichischen Blättern die Wahrung der Interessen ihrer Staaten zu verübeln. Sic müsse dann aber auch die Respektierung der Rechte und des Wohles Preußens verlangen. Eine solche Rücksichtnahme auf preußische Interessen habe aber nicht stattgefnnden in der Frage der — rechten Elbuserbahn. Zum Be weise dieser Behauptung veröffentlicht das preußische Organ eine ihm aus Dresden von befreundeter Seite zn- gegangcne Zuschrift, in der sehr entschieden für den Bau der rechten Elbufcrbahn über Tetschcn nach Dresden cin- getreten wird. Die Zuschrift schließt mit der Behauptung, die wirtschaftlichen Interesse» Preußens erforderten, daß ein Druck auf Sachsen dahin ansgcübt werde, das fehlende Glied an der rechten Elbuferstraße, die Bahn Dresden— Tetschcn, endlich zu bauen, durch deren Mangel auch Preußen schwer geschädigt werde, und lautet: „Wie ist cs möglich gcwcsen, daß man in Sachsen den Ba» der rechten Elbuscrbabn über TrtscheEhinaus nach Dresden unterließ, trotzdem schon am 8. Mai 1874 der sächsische Landtag der Negierung den Bau jener Bahn ans Staatsmitteln an- hcimstellte? Die Bahn soll heute noch gebaut werden, trotzdem ihre Notwendigkeit von Tag z» Tag mehr her vortritt, die linke Elbuferbahn den Verkehr nur noch mit Hilfe kostspieliger Weichcnanlggen in der Sächsischen Schweiz, der der Entlastung dienenden Bahn Pirna—Arns dorf und eines vierten Gleises von Pirna nach Dresden bewältigen kann, »nd die Gefahr, daß der Dresdner Hauvt- bahnhos, dessen Vergrößerung »„möglich ist. für den sich gewaltig steigernden Verkehr nicht mehr anSrcicht, immer näher rückt. Merkwürdigerweise hat bisher niemand in den preußischen Zeitungen diesen wunden Punkt im säch sischen Staatscisenbahnneh erwähnt, durch den auch Preußen ein empfindlicher Schaben erwächst. Die großen böhmischen Kohlentransporte und andere» Gittermasten, die auf dem Umschlagsplatz Laube bet Teilchen z» Schiss gebracht werden, werden nicht allein den sächsische» StaatS- cisenbnhnen, sondern auch den preußischen, und diesen ans ungleich längeren Strecken, entzogen. Man hat viel darüber gesprochen, welchen Einflüssen daS Unterbleiben deS Baues der rechten Elbufcrbahn non Teilchen »ach Dresden zu danken sei. Technische Schwierigkeiten un überwindlicher Art gibt eS ja beute nicht mehr. Geld für die wohl rentabelste Linie Sachsens war in Hülle und Fülle vorhanden, wollte doch ein Konsortium von Privat- lenten im Jahre 1874 den Bau der Bahn übernehmen. Wo befanden sich nun die dem Projekt feindlichen Kräfte? Man sprach — ob mit Recht oder Unrecht — auch von der Gegnerschaft der in brrvorraarnden, einkkußreichen Stellungen sich befindenden Interessenten der ElbschifkabrtS- arsellschaften, also auch solcher Herren, die ans der Dresdner Bcrsammlung vom 18. Januar ein so schroffes Urteil über die Ansicht ber „Kreuz-Ztg." betreffs ber von Preußen DO» planten Schissahrtöabgaven fällten. Jedenfalls dürfte das wirtschaftliche Interesse Preußens cs erfordern, daß ein Druck auf Sachsen dahin ansgcübt wird, das fehlende Glied tu der „rechten Elbuserwcllstro.ße". die Bahn von Teilchen nach Dresden, endlich zu bauen, durch deren Mangel auch Preußen so schwer geschädigt wird." Wenn die „Krcuz-Ztg." hierzu bemerkt: „Diese Stimme aus Sachsen dürste auch unseren Gegnern zeigen, daß Preußen in der Vertretung seiner Interessen den be freundeten Bundesstaaten gegenüber weitgehende Rück sichten sich auscrlegt hat, was nun auch die sächsischen Inter essenten in der Frage der Schissahrtsabgaben nicht unbe achtet lassen sollten", so wirst sie Dinge zusammen, die absolut nicht znsamincngchören. Tic Frage der Schifs- fahrtsabgaben berührt verschiedene Bundesstaaten wirt schaftlich direkt »nd alle wegen ihres vcrsannnasrechtlichcn Charakters. Die rechte Elbuferbahn dagegen ist eine aus schließlich innere Angelegenheit Sachsens, deren Erledigung in, preußischen Sinne bloß deshalb zu verlangen, weil Preußen znaleich ein mittelbares Interelle daran hat, ein fach Utopisches fordern heißt. Wenn die bishertacn Wider stände gegen eine solche Bahn künstia überwunden werden sollten, so würde dafür jedenfalls das sächsische, und nicht daS preußische Intereße den Ausschlag geben. Dieser Standviinkt ist kein Partikiilarisnins, sondern er ivabrt einfach das gute biindeSstaotsiche Recht Sachsens und tritt keiner höheren nationale» Rücksicht hindernd in den Weg. Kunst und Wissenschaft. 4 Königl. Hostheater. Im Opernhaus» beute <»'-8 UHU ..Der fliegende Holländer": im Schauspielhause (7 Uhr) ..Walle» steinS Lager". „Tie Piccolomini". 4 Die Theater- und Redeknustschiile Senil- Meorgi veranstaltet beute Mir (Känsieislrnß-'4) eine Aus führung von: „Der Beilcheiifnesscr". Lustspiel in vier Akten von G von Miller. Nächste» Dienstag nachmittag > -4 Mir findet die letzte dieswinterliche Bolstellnng im Rcsidenzchealer statt. f Königl. Kapelle. 5. Sinfonie-Konzert l^-Seriei Zwischen Mozarts T-Hur-Sinfonie lohne Menuett! und Beethovens 2. Sinfonie gestellt, gelangte, von der Königs. Kapelle zum ersten Male gespielt, ein Uoömo l^ri^us von A. Glazounvw zur Ausführung. Der Autor, einer der begabtesten Schüler Nimsky-KorffakowS, ist längst als der bedeutendste Komponist der Ncnrussischcn Schule an erkannt und geschätzt, nicht 7,»letzt in ieincr erstaunlichen Produktivität. Bereits mit 18 Jahren schrieb er seine erste Sinfonie, und heute, als angehender Vierziger, kann er wohl ans etwa 100 Werke eigener Schöpfung znrückblickcn: Sinfonien, Sinfonische Dichtungen, kleinere und größere Iiistriimentalsätze, Kammermusiken, Balladen, Lieder und Klavierstücke. Bei solcher Fruchtbarkeit des Schaffens kann cs nicht überrasche», daß zahlreiche seiner Komposi tionen die Merkmale der Biclschrciberei an sich tragen. Bon diesen kaum auszunehmeli ist auch das vorgestern gehörte poömo I.vriguo. Es will, obgleich von vornehm persönlichen Empfindungen getragen und leicht verständ lich, unmittelbar ansprechend, nicht viel sagen. Wir Hören ein in der Form groß angelegtes liedartiges Stück, von gut orchestraler Wirkung, aus dem sich zwei Hanvtthemc» ln klarer Schönheit hervorhcbcn. Mit diesen singt und kliirgt es in dieser .Lnrischen Dichtung" vom Anfang bis zum Schluß, nnd wenn auch die thematische Arbeit, die polyphone Kunst, die Meisterschaft der Instrumentierung die Empfindung bis zum Ausdruck des Pathetischen, bis zur vollen orchestral feierlichen Wirkung steigern und einzelne Momente lebhaft fesieln, so vermag das Ganze einen nachhaltigeren Eindruck doch nicht zu hintcrlallen. Wir kommen aus dem landläufigen Schmachten und Schwärmen nicht viel heraus, wir haben sehr viel Liebes »nd Gutes gehört, aber kaum etwas, das zu begeistern im stande wäre. Das immerhin beachtenswerte, technisch meisterlich gearbeitete Werk wurde unter Hoskapellmeistcr Hägens Leitung ausgezeichnet gespielt. Trotzdem konnte damit nicht viel mehr als ein besserer Achtungserfolg erzielt werden. Ü. St. f- Königl. Konservatvrinm. In Gegenwart Ihrer Majestät der Königin-Witwe Carola hielt unsere musikalische Hochschule am Dienstag abend im vollbesetzten Bcreinshaussaale ihre fünfte öffentliche PrüfungS- A u f f üH r u ng ab. Auch diesmal traten fast ausschließ lich Solisten auf, deren Vorträge vom Anstaltsorchester begleitet wurden. Anfang und Schluß der Vortrags ordnung wurde durch je ein« hochachtbare pianistischc Dar bietung gebildet. Der Urbach-Schüler Herr W. Lehmann spielte mit technischer Bravour und draufgängerischem Temperament Liszts „Totentanz", verscherzte sich aber wärmere Sympathien durch die bei einem Schüler direkt lächerlich wirkenden Paderewsky-Manic-ren. Daß derartige fatzkenhgftc Virtuosenmätzchcn beim größeren Publikum dennoch einen gewissen Eindruck machen, bewies die un gleich wärmere Ausnahme, die dieser Schüler gegenüber der Pianistin Fräulein Charlotte Weiß sSchttlerin der Klasse Vetter) fand, die den 1. Satz s^IIogro patotioo) des E-mvll-Konzcrts für Klavier und Orchester von Emil Sauer — übrigens ein prächtig gearbeitetes und überaus dankbares Werk — mindestens in gleichem Maße bcifalls- wert vvrtrng, ohne aber den Versuch zu machen, durch deplacierte Ncußerlichkciten auf die Menge einzuwirken. Wie bei dieser Vortragsnummcr, so waren erfolggekrönter Stndienfleiß und entschiedene Begabung auch bei der tonschönen und musikalisch fast untadeligen Wiedergabe zweier Sätze aus dem A-moll-Biolinkonzert von Moliquc durch den Petri-^Schüler Herrn Scknurrbusch und bei dem mit trefflicher Tonbildiing und großer Sicherheit gespielten Flötcnkvnzcrt desselben Komponisten (T-moll, Op. 80), auSgeführt von Herrn Znchcrt (Klasse Bauer), zu bemerken. Sion den beiden Sängerinnen des Abends erwies sich Fräu lein Lcvy lSchnlerin von Frau SöHlc) als die in jodcr Be ziehung fortgeschrittenere und routiniertere. Ihr Bor trag einer Arie ans Nicolais „Lustigen Weibern", der nur etwas durch flackernde Tviigebuiig beeinträchtigt wurde, verriet nicht nur wohlklingendes Material und große Stimm- bcmeglichkcit, sondern auch echtes Tbeatcrblut. Von guter Schulung zeugte aber auch die allerdings nur kleine und recht verschleiert klingende Stimme dcS Fräulein Bößneck lKlasse Fräulein Sievert) beim Bortrag einer Arie aus H. Zöllners „Versunkener Glocke". DaS Orchester, das sich diesmal unter Herrn Korrepetitor Strieglers Führung (und bei der Begleitung des Flötenkonzerts unter Leitung des Stricgler-Schttlers Herrn Starck) sehr tapfer hielt, trat selbständig mit einem Sinsoniesatze t^ckap:io) von P. Zulcger (Schüler der Kompositionsklassc F. Drae- scke) hervor. Schade, daß unser jüngster nnd allersüngster Kompvnistcnnachiviichs immer gerade da anfangen will, wo die großen Lehrmeister anfhören, und ans Kompliziert heit und Neuartigkeit Lei seinen kompositorischen Versuchen mehr Wert legt, als auf Natürlichkeit nnd gefällige Klangwirkung. Der in formeller Hinsicht gewiß sehr an erkennenswert« Adngiosatz Znlegcrü war hierfür ein be redter Zeuge. Der alle vcrnnnstigcn Maße übersteigende Beifallsjubel seitens der Kommilitonen der austrctcnden Schüler, der sich am Dienstag wieder einmal recht unan genehm bcmerklich machte, verdient ernstliche Rüge. —ckt. f Pablo Ve Sarasate ist in Darnistadt während eines Konzerte» plötzlich schwe-r erkrankt. Der Künstler, der jetzt 62 Jahre alt ist, war bereits in, vergangenen Winter recht leidend. Saraicite dürfte rn seiner Wiederherstellung längere Zelt ge brauchen Seine sämtlichen Konzerte sind abgesagt. 4 Paris. Die gestern erfolgte Testamentseröstnuiig des Bankiers Osiris ergab siir das als UniversalerbeeingesetzteJn- strriit Pasteur eine Erbschaft von etwa dreißig Millionen. Zur Erbschastsinasse gchöien auch überaus kostbare Schnnicksachen n»d Kleinodie», darunter die aus dem Verkauf der Krondiainaiiten bcriütneiideii Dianianlen nnd Perlen vo» unschätzbarem Werte. Der Staat erhält die sämtlichen Kunstsammlungen OsiiiL. Dresdner Nachrichten. Nr. Sv. Seile L. DonuerStas 28. Februar 1V4>7
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