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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061110015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906111001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906111001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-10
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
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Ui einem einfache» Manöver. Ukbiingen der Neltung-statlon WarnnnÜnde, «in Siapellauf und Bilder von der NvrdlnndSiklte dt» Kaisers tm vergn »geiien Sonlmer dienen als ausgezeichnete Objekte dieser Flotlruvostiihlnngen und geben dem Ganze» einen imposanten Abichiutz. Einige bumortstiiche Einlage» tragen zur erbettelnden ÄuLichmückung deS Ganzen bei. Hervorzuhebru ist, daß bet den Bildern alle- lästige glimmern vermieden ist und dag dt« Bilder durchweg scharf und gut abgetönt sind, so dak es satt keiner Anstrengung bedarf, timen wädrrnd zweier Stunden zu olge«. Heiter« Musil belebt die Darstellung. — Der Hssnlgi. Sachs. Militärverein I Ihielt am 6. November !<ine» gan»lienat>end ab. Der Saal im ./lealer- heim" war dicht «besetzt. Nach dem .-Bogrüßungsmarsch" ivon ÄvttMer) begrüßte der Vorsteher, Herr Kamerad Frey. die Kameraden und Gäste und bracht« ein Hoch aus den Protektor der Militärvereine Se. Majestät König Friedrich August aus. in welches begeistert eingeitimni) wurde. Nach einer wohlgeiun- genen Dheatervorstellun« vergnngte man sich beim Tanz. Der Verein feiert im Mat 1907 sein bOjähriges Bestehen. — Der Riesengebirasverein iOrtsgruppe Dresden) vielt am Montag in den ,jDrei Raben" einen stark besuchten Vortragsabend ob. Weit über 200 Zuhörer folgten mit grober Spannung den Ausführungen des Vortragenden. Herrn Kauf. mannS Oskar Bayer, der in überaus fesselnder Weise über eine von ihm unternommene NordlandSreffe sprach und gleich, zeitig durch ausgezeichnete Lichtbilder die unvergleichlichen Schönheiten der norwegischen Fjorde im Bilde vorsührle. Be. geisterter Beifall der für landschaftliche Schönheit besonders empfänglichen Rieseugebirgsvercins-isKmeinde lohnte dem Vor- tragenden. Anwesend war auch einer der Begründer der Orts- gruppe Newyork, ein 20 Aal,re in Amerika tätig gewesener deutscher Journalist und «Lchriststeller. Tein Vortrag schloß sich «in geselliges Beisammensein an. Ende November soll wiederum ein Lichlbildervortrng slallsinde». der das winterliche Ricsengebirge in Wort und Bild teigen wird. Auskünfte er teilt jederzeit, namentlich auch über Niesengeblrgsreiscn, die Geschäftsstelle, Silberniannstrahe 13. Varl. — Der A l b r rt - P e re i n hält anf Anordnung Ihrer Majestät der Kviiigin-Äitwe. seiner Präsidentin, Freiing, de» 16. November. vormitlagS 11 Uhr, im Ccuoluhause seine Haupt Versammlung ab. — Heute abend 8 Uhr spricht im „Tivoli", Wettiner Strasse, Herr Justiz rat Wagner aus Belli», der Vorsitzende der Deutschen Ostmarkenveretne, im Nationallibernlcn Deutschen Retchsveiein zur „Pvlciifrage". Dielcs Tbema. weiches durch den Schnlstrrik hohe Aktnelliiät für alle Deutschen buben sollte, darf gewiß auch in Dresden Interesse erwecken. Justizrat Wagner, der lange Zeit in de» Ostmarken gelebt hat. kann a»S eigener Aiiichariung und Erfahrung berichten. Eintrittskarten sind tm Vereinsvurcau. Rritbahiistratze 32, kostenlos zu haben. — Tie Studierenden der Konigl. Kunstakade - mckr verarrstasteu am 23. Januar 1907 in säuillichen Räumen des Aussttllungspalastes ein großes „Äanklersest" zun. Bestell ibrer ..inensa murlomicL". Die Vorarbeiten lassen erwarie», das; dieses Küustlerfkst zu den hervorragendsten der Saison zählen wird. — Sonntag, den 18. November, findet im großen Saale deS VereinshauseS der erste volkstümliche Dicht er- obend statt. Er ist G o t t f r i etz Ke l l e r gewidmet. Herr Pastor Lic. Dr. Warmuth von der Ännenkirchc hat den Vortrag übernommen. Herr Hosschauspieler StarcH wird Lichtungen rezitieren. — Im Kaiser-Palast, Marmorsaale. findet heute Eltte- Vierahcud mit Nnte>l>altn,,gskonzelt statt. Die Musik wird von der Stendebachscheu Künstleckapclle ausgesührt. — Der Allgemeine Studentenausschuß der Universität Leipzig, dessen Vorsitz in diesem Rcklorcilsjahre die Leip ziger Ar eie Studentenschaft tFinkenschaft) führt, 'sandte der Deutschen Technischen Hochschule Prag ans Anlaß der Feier ihres lOOsährigen Bestehens ein Glückwunschtelegramm. — Zn dem dreifache» Morde in Pankratz wird aus Leiha berichtet: Es hat allen Anschein, daß die Sichcrheitsbehurde mit der Verhaftung des Anton Lievich, des Gatten bezw. Vaters der Ermordeten, keineswegs so fehl gegangen ist, als man ursprüng lich anzunehmen geneigt >var. ES ist kaum denkbar, daß ein Fremder die Tat verübt haben kann. Die Oessnung der rück wärtigen verschlossenen Haustüre, durch die es allein einem Fremden möglich gewesen wäre, in das HauS einzudringen. konnte nicht ohne ein größeres Geräusch bewerkstelligt tiveroen. Es bleibt daher völlig unerfindlich, dag Anton Lievich einen solchen Lärm nicht gehört, dagegen aocr später, nachdem die Tai bereits getan sein mußte, ein Geräusch vernommen haben sollte. Ucbcrdies ist der im Hanse gegaltenc Hund ungemein wachsam und schlägt selbst am helllichten Tage sofort laut a». wenn sich irgend jemand dem Hause nähert. Es ist undenkbar daß der Hund nicht schon beim Oeffncn der erwähnten Hinter- türe. geschweige denn beim Eintritt eines Fremden in das Hans und die Stube zu nächtlicher Weite nicht angeick>!agcn hätte. Ter dreifache Mord wurde ferner mit einer Hacke verübt, die ein Inventarstück des Hauses war und die mau später blut- besleckt vorfand. Latz nun fremde Mörder sich einer Waffe bedient haben sollten, die sie erst in dem ibneu unbekannten Hause arrsfinden und dann wieder an ihren Aufbewahrungsort ziirückgelegt haben sollten, ist ganz unglauhwü >ig. Man findet es auch auffällig, daß vor jener Mordnacht gerade die kleineren Kinder bei der Mutter, die größeren dagegen in einer oberen Stube schliefen. Aber auch sonst zieht sich das Netz von Be weisen. die bisher gegen Lievich erbracht werden konnten, immer enger zusammen- So hat man an seinem Unterbeinkleide Blut- spritzer gefunden: der vorgenommene Vergleich der Finger- obdrncke weist mit Sicherheit auf. die Täterschaft Liebichs hin. Tie über daS Vorleben des Verhafteten gevsloaenen Erhebungen craobeii. daß Licbich einem liederlichen Lebenswandel zngcneigt und ein großer Weiberfreund war. Zwei ihm bereits nacn- gcwicleiie Verhältnisse erscheinen keineswegs so harmlos, als man zunächst anznnehmen geneigt war. Besonders gravierend ober ist der Umstand, daß jene zwei Zehnkroiieiistücke, von welchen er seinerzeit anaad. daß sie geraubt worden seien, nun mehr. in Papier vervacki und in einem Handschuh versteckt, vor- gefunden wurden. Alle» diese» Indizien gegenüber behauptet Liebich beharrlich feine Unschuld. Au)Seite IS und 11L der heutigen Nummer finden unsere Leser die 22. MosiiiigMe voll MM«. Zu den Bismarck-Aufzeichnungen. Berichte des deutische» Konsuls in Kiew haben, wie erwähnt, laut den jüngst veröffentlichten Bicniaick- Auszeichnungen bei der Entlassung des Fürsten eine ,,roßc Nolle gespielt. Die „Braumschw. Landesglg." kann nun auf Grund genauer Kciintuis des Sachverhalts über den Hergang aus Vcr- atilassung der Berichte des Konsuls in Kiew folgendes erzählen: „Der Konsul hatte von auffälligen Truppcntrausporien nach der Grenze hin berichtet untd dadurch den Verdacht erregt, daß in Rußland insgeheim tseinvscligc Pläne gesponnen würden. Ta der Kaiser von diesem Berichte Kenntnis erlmlten Halle, erließ er au den Fürs teil Bismarck den Besehl. eine Note nach Petersburg zu richten, in der über die Bedeutung dieser Truppenbewegungen Aufschluß verlangt werden sollte. Gleich zeitig aber erhielt der Große Generalstab Weisung, auf Gogen- maßregeln in der gedachten Richtung Bedacht zu nehmen. Bismarck ließ beim letzteren üiber die Bedeutung der angeb. lichen oerdächtßaeu Truvpcnhöwegungen Erkundigungen ein- zjchcn und erfuhr nun, daß es weiter nichts als Märsche von vereinzelten Truppenteilen hu den regelmäßigen, alljährlich wiedcrkedrenden Uebungen wären, die man wogen des Mangels an Bahnverbindung -u Fuß hatte ausführen lassen. Der Große Gcueralstab hatte diese 'Bewegungen sehr wohl gekannt und richtig gedeutet. Infolgedessen konnte Bismarck natürlich sich zu einem so verfänglichen, einen offensiven Charakter tragenden schritt, wie es eine diplomatische Vorstellung aowejlen wäre, nicht entschließen, ohne die Gefahr einer starken Spannung KvAchen Deutschland und Rußland heronßzudclschlwören und seine ganze bisherige Politik gegenüber dem letzleren Reiche zu verleugnen. Wenn in den Aufzeichnungen des Fürsten Hohenlohe die Angabe enthalten ss«. der Kenr'er Hase gesagt, Bismarck bade Oesterreich vreisoeben wollen. wozu der Kaiser habe nicht seine Einwilligung gaben können, jo wallet hier ein arger Irrtum o>t>. der vielleicht durch einen Fehler des Hörers verichuldel worden ist. Gegen welche MAcht sich jene vermeintlichen russischen Operationen .richteten, war man sich nicht hinlänglich sicher, jedoch Heiland offenbar der Verdacht, daß sie eine antiveuOche Spitze hätten. Von dieser Besorgnis -engte auch die Adfichl des Kaisers, sofort er hebliche Kavalleriemassen an die Deustche Oflgrenze zu werfen und sonstige mililorikche VorsichlSnlukrege.n in jener Gegend anzuordnen, eine Maßnahme, von per er nur mit Mähe ab gehalten werden konnte. Nach den Aufzeichnungen Hohenlohes tväre indessen die Annahme näiherliegend gewesen, daß man Oesterreich dadurch gefährdet wähnte." Mit Bezug aus daS angebliche kaiserliche Hand schreiben bemerken die „Hamb. Nachr. : „Auch heut« steht »och nicht fest, ob das initgetellle Handschreiben, das Kailer Wilhelm II. vor der Entlassung des Fürsten Bismarck an dielen wegen dessen angeblich mangelhal'ter Berichterstattung betreffend die ruffiichcn Truppenmärsche gegen Oesterreich-Ungarn ge- richtet haben soll, echt ist ooer nicht. Zu vermuten ist das elftere. wisst würde cs bereits dementiert sein: auch würde man sich wohl gehütet haben, die Veröffentlichung zu bewirken, wenn sich die Echtheit nicht Nachweise» ließe. Tie „Deutsche Taaesztg." spricht die Vermutung auü, daß eS aus dem Nach lasse von Moritz Busch hcrrühre, habe ober keinen Beweis für eie Richtigkeit dieser Annahme. Träte sie zu. jo würde man wohl auch die Mitteilung der „Leipz. Neuest. Nachr" au) diele Ouelle zuruckzusührcn haben, denn beide haben ersichtlich den nämlichen Ursprung. Tic auf Busch gebende Annahme wird durch die Tatlache unterstützt, daß auch das Entlassungsgcsuch des Fürsten Bismarck seinerzeit von Busch unter Vcrtranens- mißbrauch publiziert worden ist. Neben de» vielen Ungenauig keiten und Taktlosigkeiten, welche von Busch bei seiner Ver öffentlichung über den Fürsten Bismarcr begangen worden sind, hal dies wewntlich mit dazu beigetrage», daß der Name Busch in Fricdrichsrnh kaum noch genannt werden durste. Im übrigen folgert «die gesamte nationale Presse, so viel wir sehen, in seltener Uebereiiisliinmung aus der Veröffentlichung. daß die Auffassung des Fürsten Bismarck im Gegensätze zu der des Kauers damals vollkommen richtig war, „wie überhaupt durch die Veröffentlichung der letzten Tage die klare, kraftvolle und weisschauendc Politik des ersten Reichskanzlers nur in ein helleres Licht gerückt worden sei". Die nationale Presse geht dabei von denselben Genchtspunkten aus. die wir bei Veröfsenl- lichung der Memoiren des Fürsten Hohenlohe vertreten haben. In einer Aufzeichnung derselben befand sich, wie man sich er innert,, eine aus Ltraßburg, den 31. März 1890 votierte, worin cs hieß, cs scheine mehr und mehr, daß die Mcinungsvcrlchiedeii- heit zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck über die russische» Pläne zum Bruche^gcsührt habe. „Bismarck, so hieß cs. wollte Oesterreich im Stich lassen, der Kaiser will mit Oesterreich gehen, selbst aus die Gefahr hin, mit Rußland und Frankreich in einen Krieg verwickelt zu werden." Voraus ging die Mitteilung, der Kaiser habe den Generalen gesagt, Rußland wolle Bulgarien militärisch besetzen und dabei die Neutralität Deutschlands haben. Wir führten damals aus, es fei «dem Fürsten Bismarck nur zu. danken, wenn er Bedenken getragen habe, wegen der bulgarischen Frage mit Oesterreich zuliebe das Deutsche Reich in einen Krieg mit Rußland und Frank- reich zu verwickeln, auch sei aus dem Bündnis mit Oesterreich in keiner Weste eine Verpflichtung Deutschlands zu einem solchen Kriege berzuleitcu gewest». Nach der Veröffentlichung des Handschreibens und nachdem fcstgcstellt ist, daß der Kaiser damals von ilnveraulwortlicher Seite in Sachen der russischen Trupaenntärsche sal'ch berichtet worden ist. und nachdem er dies kurz daraus selbst ciiigeschcu haben muß. wie es sein bald daraus erfolgter Besuch beim Zaren bewies, wird kein be- sonnener und umsichtiger Politiker mehr daran zweifeln, daß Fürst Bismarck durch seinen Widerstand gegen die damalige kaiserliche Absicht unserem Vaterland« eine» großen Dienst ge leistet hat." Kaiser Wilhelm und die Schweden. Unter der Neberschrist „Ein unhöflicher Empfang" bringt das ,/Svenska Tagbiadet" folgende Mitteilung aus Goleirburg vom letzten Montag: „Der Berliner Korrespondent der „G. H.» T." Gotenburger Haiidels-Tiding") meldet vom 2. November: Die aüsprcckciitdcii Urteile, toclche ber Kaiser m der letzien Zeit wiederholt über die Schweden gefällt hat tu. a. auch im per- lönlichen Verkehr mit schwedischen Besuchern) beginnen peinliches Aufsehen zu erwecken, um so mehr, als der Kaiser vor Eintritt des Unionsbruches ausgclsprochenerweise mit feinen Sympathien aus unserer Seite stand. Die Angelegenheit hätte gleichwohl eines weiiergeheiidcii Interesses erübrigt, so lange der Kaiser seiner Auffassung über uuecre Stellung zur Unionsaüslöiung im streng privaten Zirkel Ausdruck zu geben für gut befand. Während der zurzeit von statten gehenden Konferenz iür drahtlose Telegraphie hat der Kaiser indessen Ver anlassung genommen, seinen Unwillen gegen uns aewissermaßcn in öffentlicher Form zu demonstrieren. Beim Empfange der Konferciiznutglieder auf dem Schlosse hielt der Kaiser Cercle, indem er auf jedem der »ach der alphabetischen Reiheiffolge seines Heimatlandes placierten Delegierten di« Hand reichte. Bei den Schweden angclangt, machte der Kaiser einen Moment mit dem Händedrücken Hal! und fuhr hiermit erst Widder fort, nachdem er den Vertreter der Schlweiz erreicht batte. Mein Gewährsmann, der von seinem politischen Stand punkte aus das Verhallen des Kaisers als durchaus berechtigt bezeichnet«, fügt hinzu, daß sämtliche Anwesenden von der kaiserlichen Demonstration frappiert worden seien. Die schwe dische» Handelsvertragsdelegierien scheinen seinerzeit eine etwas sreundlichere Ausnahme gesunde» zu Häven, vermutlich aus Rücksicht auf die Gegenwart des Grafen Douglas. Wie be kannt. war cs übrigens die deutsche Regierung, welche sich wahrend der Unionsaüslö.'ung für einen „friedlichen" Ausirag des Streites ins Zeug legte." — So weil Ulster Korrespondent, bemerckt die sGotenburgerl Zeitung. Es nffrd in der Meldung teider nicht vermerkt, ob die schwedischen Delegierten unverzüg- sich das Schloß verlassen baden. Nach einer derartigen Be handlung wäre dies füglich die einzige Antwort gewesen, die sie zu geben hatten." Die „Hamb. Nachr". die diesen Auslassungen a» bervor- ragender Stelle Raum gijhen, bemerken dazu: „Mas den in der Notiz ibcrcqien Vorgang anibetrifft, so kennt der Verfasser offenbar icine Landsleute gut genug, »m sich von der bösartigen Wirkung eines derartigen Zwischenfalles, wie er sich nach seiner Angabe im Berliner Schlosse abgespielt haben soll, eine voll kommen zutreffende Vorstellung zu machen. Der Zweck des ganzen Treibens an und für sich ist ja so durchsichtig, daß cs erübrigt, darüber viel Worte zu verlieren. Iiiiuierhiii halte» wir cs ffir auaezeigt. daß von Berlin aus eine A ntwort aul die Dar stellung des unhöflichen Empsangcs des Gvlcnburgcr Blattes erteilt wird." NeVer „die politische Lage in Berlin" stellt der Berliner Berichterstatter der ultramoiitanen „Köln. Vvlksztg." nachstekcndc Betrachtungen an. die deshalb, weil sie das führende Organ des Zentrums an leitender Stelle wicdcrgibt, Anspruch auf allgemeine Beachlnng erheben dürfen: „Das Gerede über eine Kanzlerkrisis kam zu spät: der Wellenschlag in der Presse stellte sich erst ein, nachdem der Kamps entschieden war. Es fand ein Ringen Podbiclski-Bnlow statt, in welchem erfterer unterliegen mußte, nachdem er noch den Pfeil abgeschlossen hatte daß das Auswärtige Amt mit seiner Preßabteilung gegen ihn gekämpst habe. ES ist schon das zweite Mal. daß ei» ausgeschifftcr Staatsmann mit einer solchen Behauptung hervortritt. Die alte Exzellenz Holstein im Aus wärtigen Amte, deren Fähigkeit niemand bezweifelt, hat zu Anfang dieses Jahres auch die Behauptung ausgestellt resp. anfstellen lassen, daß das Auswärtige Amt gegen ihn arbeite. Es muß etwas stutzig mache», wenn in kurzer Frist zweimal eine solche Anklage erhoben wird, und der Reickislag dürste sich die Frage vorlegen, ob er hier nicht nach dem Rechten scheu muß. Der Geheimfonds des Auswärtigen Amtes ist erst kürzlich von einer halben Million auf eine ganze Million erhobt worden: auch schweben Erwägungen, ob nicht eine eigene stlbständige Preßabteilung geschaffen werden soll. Wir möchten eyr bezweifeln, ob der Reichstag hieraus eingeht: die Macht oes OffiziösentumS noch zu stärken, liegt gar nicht im Inter- ML Allgemeinheit. In nationalliberalcn Kreisen Gll mau sich deshalb auch mit der Absicht tragen, als deutlichen Ausdruck der hoben Mißstimmung den Disposition«^^ die frühere .Höhe herobzud-rücken und so die „Politik d«S Herrn vo» Tschirschtti" am wirksamsten zu kritisieren! Wollen aber o» warten, ob der nationalliberale Grimm so lange anhötl. brs dieser Fonds zur Beraiung kommt. Die Stellung des Reichskanzlers Fürsten Bülo w gilt >n unterrichteten Kressen als gefestigt: in politische» Fragen hat er daS volle Ver trauen des Kaisers und das des Reichstages will er sich durch allerlei Maßnahmen zu erhalten suchen. Die nächste Woche kann uns dÄer manche 'Ucderralchnng bieten und einige ver wickelte Fragen glatt lösen. Es wird jedensalls sehr zur Be- fcstigung der Position des Reichskanzlers beitragen, Ivenn ein glattes Einverständnis mit dem Reichskanzler über die Immunität der Abgeordneten erzielt wird. An »men. Kanzler- Wechsel Hai derzeit niemand ein Interesse, falls dis Rechte des Parlaments gesichert sind. Fürst Bnlow hat so viele Engage ments eingepanaen. daß lein Ausscheiden sehr bedauert werden müßte. Fürst Bülow wird auch in der Lage sein, den Scheck auezusüllen, den ihm bei seiner demnächstigen Audienz Basier» mann namens der Noiivnalliberale» Vorhalt, die Forderung wird allerdings keine sehr geringe sein und Bülow namentlich keinen Einfluß »ach oben,beweisen müssen. Bassermonn i>at sich namens der Fraktion so scharf gebunden, wie selten ein Partei führer außerhalb des Reichstages. Gehen jetzt die National- liberalen sang- und klanglvs ins Regierungslager. dann haben sie sich um allen und jeden politischen Kredit gebracht, dann nimmt man sic überhaupt nicht mehr ernst. Daß der nationalliberale,Wunschzettel nicht nur in einigen Eintritts- karten für den Hosball bestellt, dürste sehr klar sein: aber wie weit er geht, scheinen die maßgebende» Herren selbst noch nicht zu wissen., Vorerst habe» sic sich mit scharfen Posauneifftößen begnügt: die Mauern si»c> noch nicht geialle», aber in der Wil- helmsiraßc Hai man doch schon mebr als eine Tür geöffnet, um die Unterhändler liebevoll auszunehmen. Auch gab der Reichs kanzler bereits,einen Beweis seines Cniacgcnkommcns: er be mühte sich zu sehr, um das Oraan des Evangelischen Bundes vor einer Verurteilung zu bewahren: man wird dafür in den nahestehenden, nationalliberalcn Kreisen volles Verständnis haben, fragt sich aber bereits, ob unii auch ein angeklnates frei- tinniges B'att in Berlin .ich derselben Huld erfreuen solle. T-ic Parlamenistage vor Weibnachten werden somit in verschiede- »er Richtung klärend wirken-: sie werden auch zeigen, wie die Neichssahrt unterm „neuesten Kurs" weitergebt. Aus den letzten Sätzen spricht ollem Anschein nach eine gewisse Besorgnis darüber, daß die Regierung dem Zentrum gegenüber die Zügel straffer onziehen konnte als bisher, um den Nationalliberalen enigcgenzukommen. Das «Berl. Tagebl." fabriziert in seinem gestrigen Leit artikel einen förmlichen Rattenkönig von Krisen- ae rückten. Danach soll Fürst Bülow in spätestens zwei Atonalen seinen Abschieo nehmen, der Generalsiabsches General leutnant v. Mollke soll sein Nachfolger werden. Kultusminister v. Studt soll durch den Minister des Innern v. Bethmann- Holkweg ersetzt w-wdcn, Gras v. Posadowsky soll auch bald aus seinem Amte scheiden: aus der vierten Seite des Blaites wird dann Herr v. Bctbmann-Hollweg z»,n Vizekanzler und Minister- Präsidenten gemacht. — Das ist selbst für das „Berl. Tagebl" eine Ansnahmeleistung und erinnert an die Blütezeit des diplomatischen Rechercheurs Gingold Stärk. Wir werden uns. meint die „Deutsche Tagesztg." sarkastisch, eventuell gestatten, in zwei Monaten an diesen Rattenkönig zu erinnern. Ernst ge- nommeii werden diese Phantastereien wohl nickst einmal in der Redaktion des „Berl. Tagebl.". > TlisieSrieschichte. Die Folgen der Verteuerung der Lebenshaltung ergreifen immer weitere Kreise. In einer unter dem Vorsitz des Ncichstagsabg'vrdiietcii Hermes abgchaltenen Versammlung des Torvtheenslädlischen Bczirksvereins in Berlin lenkte Rechts anwalt Flatau in einem Vorirage über Tagessragen die Anf- merklamleit auf die bedenklichen wirtschaftlichen Folge», die di« Verteuerung der Lebenshaltung auch für die Anw'a li sch ast gezeitigt habe. Der Anwaltstand habe keine festen Ein künfte aus einem Gehalt und keine Anwartschaft auf Pension für den Fall aeminderter oder wegfallender Erwerbssälstakeit. Für die Entlohnung der Anwaltschaft seien aber von Gesetzes wegen feste Grenzen gesetzt, die zur Vermeidung disziplinärer und strafrechtlicher Ahndung nicht überschritten werden durjen. Die Gebührenordnung für die Rechtsanwälte macht es der An waltschaft im Gegeniatz zu anderen Berufsklassen unmöglich, die Folgen einer ständig verteuerten Lebenshaltung auf andere abzuwälzen, während sic auch nicht in der Lage ist, w>§ die Beamtenschaft einschließlich der preußischen Minister, eine den veränderten Verhältnissen entsprechende Steigerung ihres Ein kommens sich in der Gestalt oo» Gehaltserhöhungen zu ver schaffen. Seit Erlaß der maßgebenden aus die Verbäliiiisse von 1879 berechneten Gebührenordnung vom 7. Jnti 1879 sei, wie die amtlichen Preislaoellen für Lcvensmittel urkundlich zeigten, eine anhaltende Steigerung der Kosten der Lebens haltung emgetreten. 'Inzwischen habe die Anwaltschaft auch noch vollkommen neue soziale Lasten und eine den veränderten Unter haltskosten ihrer Angestellten entsprechende Erhöhung dex Be triebskosten hinnebmcn müssen. Die bedauerlichen wirtschaft lichen Folgen für den Durchschnitt der deutschen Anwälte seien den zuständigen Stellen wohl bekannt, während sie der breiten Oesfeiitlichkeit durch eine wohl verständliche Zurückhaltung der Milglieder des Anwaltstandes um so mehr verborgen geblieben seien, als irrtümliche Vorstellungen durch die privaten Ver- mögensoerhLtnisse einer Minderheit, insbesondere aber dtzc glänzende Lage einzelner großer Anwaltbetriebe, erweckt wür den, deren Einnahmen auch noch durch Maßnahmen der Justtz- vernmltung, wie die kumulative Verleihung von Notariaten, gesteigert werde. Eine langvme Proletarisierung der Anwaltschaft sei beim Fortbestehen Dieser Vcrhäumssc nicht ausgeschlossen. Man müsse leider sagen, daß eine lösche Aussicht an gewissen »laßgebenoen Stellen aus politischer Kurz sichtigkeit wahrscheinlich ohne Bedauern lstngcnommcn werde. Beim Ausbleiben einer gesetzlichen Neuregelung werde die An waltschaft wahrscheinlich zunächst aus die zum Schadender Rechtspflege in England nick Frankreich bestehende Litte schriftlicher Vereinbarung von Honoraren über die gesctzlüchen Gebühren hinaus auch für die Zivilprozessc gedrängt, was beim Mangel der Erstattungssähigkeit solcher Honorare eine Er schwerung der Ncckstspstcge und eine Benachteiligung der ärmeren Schichten bedeute. Tie österreichische Wahlreform. Im Wiener Abgeordnrtrnhnuse hat Ministerpräsident Freiherr v. Beck vorgestern in längerer Rede z»r Wablieform Stellung gcnvmine». Ficiberr v. Beck waff zunächst einen Rückblick am die Verfassiiiigseiitwickliiiig Oesterreichs und erinnerte an die be diohltchen Folgen, welche der Mangel eines organiiche» Zusammen ha»grs zwiscken den breiten Schichten der Bevölkerung und der parlamentarischen Vertretung der letzte» 10 Jahre gezeigt habe, sowie an de» wachsenden Radikalismus, namentlich ans nationalem Gebiete, der schließlich z» einem fast völligen Still sta » de des v e r fa s s » n g S in ä ß i g e n L e b e n s Oesterreichs geführt habe. Wenn auch die rvbnstc wirtschaftliche Kvnststntw» des österreichischen Staates, fuhr der Redner fort, diese Ereignisse überwunden hat. so düsten wir nicht weiter sündige», dürfen wir nicht langer volitnch zniückbleiben. Durch die Vertiefung und Erweiterung der Volksrechte, ohne dabei mit de» wahihast konservativen Tendenzen in Widerspruch zu geraten, innssen die weitesten Kreise des Volkes an die staatlichen Inter essen gefesselt und muß der Staalssinn in möglichst tiefe Schichten getragen werden. DaS ist narb metirer Ansicht das probate Mittel zur politischen Erziehung ber Bevölkerung, das einzige Mittel, den RadlkatiSinns. der außerbalb des Hauses gefährlich werden kann, innerhalb desselben aller Stachel» und Spitzen zu entkleiden und ihn vielleicht sogar für daS allgemeine Interesse nutzbar zu machen tZnstimmnng.» Endlich müssen aber auch die jahrzehntelangen Kämpfe um das Wahlrecht abgeschlossen werde» und für absehbare Zeit an- der politischen Erörterung ausgeschlossen bleiben zBeisall.) Der Ministerpräsident appellierte dann an die Groß- arnndbesitzer in dem für den Staat und daS Gesetz entscheidenden Augenblicke, »och einmal staatserhaltriid zr> sei», indem sie selbst- erhaltend seien. Das einer weilen Mäßigung der Parteien ent sprungene Wahlresvimweik sei durch einen der allerschwiestasten Kompromisse ru stände gekommen, die die österreichische Versassuna kennt; es sei eine gute Vorbedeutung sür daS Werk, daß es aus den Fnndanlenten einer nationale» PesttändiAung ruhe, rviaa die Schöpfung des Ausschusses mehr oder wemger vollkommen sein, erklärte der Redner weiter, ein- ist gewltz: wir habe« keine KL- -2. §4
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