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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061109014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906110901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906110901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-09
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Monat
1906-11
-
Jahr
1906
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— hterl«»»e«kettcht Karl hilchard Enger in Großenhain war v«n Schrfffengerkcht wegen Betruas zu 2 Monaten Gefäng- nit verurteilt ivorden. Olegen Ende August v, I. hatte nämlich ein gewisser W. in der »Deutschen Jägerzcituiig". die der Anae- vagte mit hielt, ein (Leivehr ,um Preise von ttiO Mk. zun. Tausch gegen einen Jagdhund angeboten. E-, der Hundchäiidlcr ist, hatte damals einen Jagdhund und eine Jagdhiindtii, Er schrieb deshalb an W, deni er einen .sehr schönen, großartigen. englisch- deulschrn Jagdhund" mit den vorzüglichste» Eigcnschastci, anool. Die Berhandlungen führten auch zun, Ziele, aber der Hund ent sprach keineswegs den tnlolge der Anpreisungen Engels an ihn gestellten Erwartungen, Nach der Angabe W s habe sich der Hund, als er ihn prüfte, alS ganz ungeeignet zu», Jagdhunde er- wirleu und schlechte Eigenschaften besessen. ja er habe gar nicht einmal aus den anaegedene» Namen gehört, Oiegen das schösse»- gerichtliche Urteil legte E. Berufung ein. und das Landgericht Dresden sprach E- frei: denn die,er habe daS Gewehr nur zur Ansicht sich erbeten, und darin könne kein Beltragganerbtetrn gefunden werden. Es entspreche nicht der Gepflogenheit vernünf- tia denkrnder Menschen, auf die Versprechungen eines völlig Un bekannten hin einen Vertrag über Leiilungen und Gegenleistungen al» schon abgeschlossen zu betrachten. Auch aus de» Briese» zwischen E. und W. gehe hervor, dag beide Teile nicht der Ansicht gewesen seien, der Vertrag sei zu stände gekommen. So wie W. die ihm gebotenen Leistungen pruste, habe auch E, das Recht ge habt. die Gegenleistung zu prüfen Es könne auch nicht nach- geiviesen werden, daß E, sich einen rechtswidrigen Vermögens- vorteil habe verschaffen wollen, wenn er sich nachträglich ent schlossen habe, den Hund zu senden. Eine Bcsrtzverändeinng habe schon vorher stattgrfuirden, ehe ber Vertrag zu stände kam. Die von der Staatsanwaltschatt gegen dieses Urteil eingelegte Revision wird vom LberlandeSgrricht verworsen. Die Höste» sind auf die Staatskasse.zu übernehme». In der Begründung wird u, a, auZ- geführt, wenn angenommen worden sei. dag ei» Betrug, min destens ein Betrugsversuch vorliege, so entspreche dies »ich! den Feststellungen der ersten Instanz, Nicht um Abichluß eines Ver trags, sondern lediglich um eine» Vorbehalt handle es sich. Das Gewehr sei nicht in das Eigentum des Angeklagten übergegangeu. Auch die Annahme falscher Vorspiegelung lei in diesem Falle nicht zutreffend. Die Gerüchte über eine bevorstehende Kanzlerkrise wollen trotz aller AhleuMMiacil nicht zur Ruhe kommen. Die .Neue Gesell!^chaftii, Korrvsp," brachte vorgestern einen Artikel, in denn mitlgeierit wurde, daß gegen Bülow seitens eurer Hof kamarilla intrigier! werde, an deren Spitze „ein hochgeborener Harde" <d. lh. wohl Fürst Philipp von Euleüburglj stände. Man wolle dem Fürsten 2Mmo — wegen seiner geschwächten Gesundheit — einem „R eichskanzler des I m u e r n" bezlw. einen „Vizekanzler" an die Seite setzen: sür die Stelle di eis es Vizekanzlers und liukstiqe» „Reichskanzlers des Innern" soll der Träger eines Namens in Aussich: genvniuncn sein, der in der Kriogsgetchichle Preußens bei der Noogrüiiduna des Reiches als ebner genannt wurde. Aus wen diese Um- schreilbung hrndeutet. ist klar. „ES ist aber »ruhig." so mein, die ^Deutsch e Tages» tg.", „sich mit der ganzen Erzählung ernstlich zu befassen, da in maßgebenden Preisen niemand an die Vevwirkllchun« eines solchen Gedankens ernstüch gedacht hat. Bekanntlich sollte auch Fürst Bismarck einmal während seiner Krankheit einen Vizekünzler be-kommeil, und als solcher war vom Grohiherzoge von Bade» Fürst Chlodwig zn Hohenlohe ins Aiwe güsapt worden. Die Sache zerschlug sich danials, iveil Fürst Bismarck erfreulicherweise bald gesund wurde! sie wurde aber auch trotzdem nicht perfekt geworden sein, da Fürst Bis marck niemals seine Einwilligung dazu gegeben hätte. Es ist möglich, daß jetzt in den Kreisen, die dein Fürsten Bülow nicht ganz guüsti« geltimint sind, ein ähnlicher Plan erwogen worden ist: aber um etwas anderes als um bSdcuiungZlcrc Plaudereien handelt es sich tcktlsächlich nicht," Achnlich urteilt die „'Franks Zig," in ihren bereits telearapihiilsch kurz erwähnten Auslassungen über den Gegenstand: .Schauderbar, höchst schauderbar. Es ist nicht io ohne rvertcreS zu erkennen und zu sagen, welclieni Zwecke die Enthüllung dieser geheimen Pläne dienen soll, und es ist auch nicht lciäz! zu sage», wieviel Tatsächliches der mnsteriös cingcklcidclen Lchildcning «u gründe liegt, aber möglich ist es schon, das; ähnliche Pläne hier und da ausgetaucht sind. Wir haben im Lause der letzten Monate noch Kurioseres gehört, ohne uns darüber auszurcge». Es wird zu viel geredet und auch geplant, ohne das, man es sonderlich tragisch zu nehmen braucht, auch wenn sogenannte hochstehende Persönlichkeiten daran beteiligt sind. Damit schwach besaitete und durch die Krisengerüchte vielleicht schon etwas nervös gewordene Zeiluugslcjer durch die dunklen Andeutungen über jene Kamarilloplänc nicht etwa in neue patriotische Be ängstigungen gestürzt werden, wollen wir verraten, was natür lich jeder einigermaßen Kundige ohne weiteres erkenn,, daß unter dem angeblichen Leiter des Rürikcspiels, dem hochgebore nen Barden, der frühere Botschafter in Wien. Gras Philipp Eulenburg. seit einigen Jahren Fürst v, Eulenburg, gemeint ist. Dieser Herr, der auch sichtet und auch singt, der für erneu Spiritisten gilt, ist allmählich zu einer romanhaften Figur ge- worden, die seit etwa 15 Jahren immer wieder genannt wird, sobaL von weit verzweigten Intrigen die Rede ist. Es gibt gute Patrioten, die die Intimität des Kaisers mit diesem Lulerrbura aufs tiefste bedauern. Mit wieviel Reckt aber, das ist sehr schwer zu sagen, denn nur wenige, die über ihn schreiben, dürften ihn kennen. Seitdem an einem düstere» Oktobertage vor 12 Jahren aus dem Schloß dieses Philipp Eulenburg, wo der Kaiser zur Jagd weilte, der entscheidende Stoß gegen den Grase» Cavrivi gesübrt worden ist. hat sich in einem Teile der Presse der Glaube festgesetzt, daß dieses Liebenberg zur Herbstzeit eine Art Richtstätte sür Reichskanzler sei. Das ist in gewissen Kreisen zu einem nachgerade komisch wirkenden Glauben geworden, und da der Kaiser jetzt wieder nach Licbcn- berg zur Jagd gegangen ist, ,so wird es nicht an Politikern und Journalisten 'fahlen, die sich düsteren Ahnungen hingeben. Wir möchten glauben, daß es Zeit sein wird, über diesen gerade durch ihre Dunkelheit so interessant wirkenden Enthüllungen nicht aus dem Auge zu verlieren, was an der politische» Situation sachlich schwierig ist, und daß dazu auch die Frage des unerledigten Abschiedsgesuchs des Herrn o, PodbielSki ge hört. Unter dem als nächster Reichskanzler des Innern präien- lierten Ritter ohne Furcht und Tadel ist der Chef des General- stabs, der General v, Moltke, gemeint, und wenn, man das weiß, muß man über den angeblichen Plan den Koos schütteln: denn dieser General, dem allgemein ein offener Charakter nach- oerühmt wird, ist Militär und nur Militär, denkt nicht an eine staatsmännische Laufbahn und Würde, wie wir >zu glauben Grund haben, lieber seinen Abschied nehmen, als sich zn einer solche» zwingen lasten. Schon aus diesem Grunde kann man den ganzen dunklen Plan nicht recht ernst nehmen, mögen einzelne Drahtzieher ihn auch ernst genommen haben," Dagegen schreibt die freisinnige „Voss. Zlg," zu der „Eni- hüllung" in der „N, G, K,": „Wir wissen nicht, inwieweit sie aus Tatsache», inwieweit aus Vermutungen beruht. Aber wir wissen, daß ähnliche Gerüchte seit geraumer Zeit umgehen, die als den zukünftige» Kanzler oder vielleicht einstweilen Vize kanzler einen Mollke bezeichne». Ein General voll Moltke ist zurzeit Generalstabschef, sein Bruder ist Oberprätidcitt in Königsberg: ein Gras von Moltke ist Kommandant von Berlin, Da rn der .Enthüllung" der „zukünftige Reichskanzler des Innern" als ein Verwandter seines großen Ltorgängers" be zeichnet wind, der Kommandant von Berlin aber mit dem Feid- marschall Grasen Helmuch Moltke nicht verwandt ist. kann nur der gegenwärtige G c n c r o I ska b s ch «s gemeint fein. Wer unter dem .Hochgeborenen Barden", der bei dieicm Spie! beteiligt sein soll, zu verstehen ist, braucht nicht gesagt zu wer den. Der „Batzde", bekleidet Mar seit einigen Jahren kein Amt mehr: er und seine Gsfchlechtsvetteru aber üben nach wie vor großen Einfluß am Hose aus. Wir und nun gar nicht ge neigt, die Dinge tragisch zu nehmen oder die „Enthüllung" und ähnliche Gerüchte als buchstäblich wahr zu betrachten: aber daß der Glaube an Intrigen und Kgbalcn, an höfische Ränke und unverantwortliche OthrenblÄ'erei allenthalben im Volk, bei koch und gering, in Hütte und Palast 'Boden findet, daß man heute sür möglich Hält, ein Staatsmann könne deshalb entlassen werden, weil irgend ein geschickter Aiickldoteiijäger oder ge riebener Skatspieler willkommene Zeitungsartikel mii der ge botenen Betonung vorzulefen weiß, das ist das bedenklichste Zeichen der herr>chenden Zustände, Niemand hat mehr das E-efüh l der Sicherheit : alle Welt rechnet damit. daß i«d»n Las «twe- Plötzliches eintreten könne, Die>'e Uu» gowißheit, die der gegsmvarilgen Lage den Stempel gibt, er zeugt ein solches Unbetzagon. eine solche Unruhe, daß sich selbst konservative Blätter zu Acußeruirgen «ersteigen, wie man sie bei Männern nicht vermuten sollte, die die Mahnung befolgen, ihre,in braudenbiiig,->chcn Markgrafen oeitrauensooll durch dick und dann zu sorgen. Und dann, wie solle» die Kriseimerüchle verschwinden, wenn manTag sürDag,Woche sürÄoche vergebens aus klärende Ereignisse wartet, die doch als unbedingt «rot- wendig von aller Weit anerkannt werde»? Der Wan von dem .Reichskanzler des Innern" braucht nicht ernsthaft erörtert zu werden. Nur zu ernsthaft dagegen erscheint die Gefahr, die heute von dem Einfluß der Kamarilla droht. Diese Kamarilla gowinttl nachgerade eine ebenso verhängnisvolle Bedeutung wie u> den Tagen Friedrich Wilhelms IV, Es ist Hobe Zeit, mit ihr anszuräumen, hohe Zeit im Interesse sowohl der inneren wie der auswärtigen Politik des Deutschen Reichs," Auch die „Ha mH. Nachr," beschäftigen sich eingehend mit der Bülowkriie: .Wir würde» eS auch lediglich zu bedauern haben, wenn Fürst Büioiv setz, ginge. Erstens weil wir nicht wissen, wer an seine Stelle treten sollte. und zweitens weil wir dom jetzigen Kanzler die Fähigkeit zuirauen, gar zu starke Miß griffe zu verhüten, wenn er rechtzeitig über die entsprechende Absicht unterrichtet wirv. Ob das immer der Fall gewesen ist, lasten wir dahingestellt sein. Daß, wenn Fürst Bülow ginge, aui einen iai kräftigen energischen Nachfolger zu rechnen wäre, der das Zeug dazu besäße, dem Kaiser » ü tü g e nf a i i s i» i l Erfolg Ovvosiiion zu machen, glauben wir ,nicht. Freilich täte ein solcher Mann bitter not, den» der Kaiser wll herrschen, aber nicht regieren. Das Ansehen der birone leidet, wenn eine Politik, die notorisch von ihr besiiiflußl ist. Fiasko macht, und ebenso zutreffend ist es, wenn gesagt wird, die Räte der Krone dürften sich nicht in der Hauptsache als deren Werkzeuge oder Handlanger betrachten, 'onderm müßlc» eine üherzeugungsoolle Politik mannhaft ver- lreien und vemuchen. dieselbe auch gegen den Einfluß unoer- an!>tv>o etlicher Ratgeber durchznsetzen. Aber all dieü Wahr- heilen und Notwendigkeiten scheitern eben an de: animcn», lax der rogch vnirnttn», Wir wissen auch nicht, wie in dieser Be ziehung eine Aenderung herbei geführt werden könnte, und das ist cs, was die Aussichten io trübe macht, die sich in bezug aus die Zukunft des Deutschen Reiches und den Einfluß der setz gen Regieruiigsmclhodc auf das Schicksal desselben darbieten." Die »Itramonia-no .Köln, Vo! kszt g," meini: „Dne Sache wird verwickelt, wenn man „die verantworilichen Träger der Regierung aus ihre Mich! hinwsisi". sie aber nicht m der Lage sind. dcp>eiben in vollem Umfange nachziukommcn, „Dann müsse» sic ihre Entlassung geben," wird die „Deutsche Tages- ztg" antworten. Allerdings, aber iortgeietzte Ministerkrissn lind ein Ucbelstand. den im Sigatsinteresse, jeder vaterländisch gesinnte Deutliche vermieden zu scheu wünscht . , , Alles ist sehr schön, wenn man nur wüßte, wie es ausznfuhrcn wäre. Erst rech! schwierig ist die Sache nach der Seite der parlamen- larijchen Körperschaften, Gewiß können im Reichstage und auch im preußischen Landtage sehr e r n sl e B e t r o. ch t u n g c n über die Gefahren cincs ver tön l c ch enRcgiments a » gest« l! l werden, und es läßt sich auch durchaus nicht leugnen, daß solche Betrachtungen einen !cbr ernsten Hintergrund haben. Was aber, wenn eine bezüg liche Knndqe'bung aus oer Mitte einzelner Parteien oder wgar eine ilm Namen verschiedener Parteien, selbst der Mehrheits- Parteien, ohne Eindruck an der Stelle verbleib!, an welche sic gerichtet 'ein würde?" TageSgeschichte. HaudclSvertragSverhandlungcn, Ob de» Reichstag ebenso wie in den letzten Tagungen auch in der nächste» Handelsverträge beschäftigen werden, hängt von der Enlwickliuig der Verhältnisse ab. Möglich wäre i» nächster Zeit der Abschluß solcher Verträge mit Spanien, Dänemark und den Vereinigten Staaten von'Nordamerika, lieber einen deutsch spanischen Tarifvertraa wird gegenwärtig in Madrid verhan delt, Man kann nur wünschen, daß die Verhandlungen zu einem baldigen Ergebnis führen, da bekanntlich das fetzige provisorische Abkommen zwischen de» beiden Staaten mit dem Abschlüsse des lausenden Kniendegahres tern Ende erreicht und gegebenenfalls vor der Ratifikation die parlamentarischen Vertretungen beider Länder um ihre Geiichmigimg aiigegangcn werde» niüßlen. Ob ein deutsch-dänischer Tarifvertrag in nächster Zeit zu staiide kommt, hängt zunächst von der Feitiasteünna des neuen dänische» Zolltarifs im dänischen Parlament ab. Die dänische sowohl wie die dcuische Regierung würde» dann auf Grund neuer Zolltarife in die Verhandlungen eiiilreten, wie dies ja auch bei den gegenwärtigen Erörterungen über den Abschluß eines deulich- spnnischei, Vertrages der Fall ist. Vorbereitet dürften die gemein samen Unterhandln»««:» zwischen de» Regiernnasveitretern über einen deutsch-dänischen Tarifvertrag nahezu jetzt schon lein, so daß hierdurch eine Zeilversättmnis nicht entstehe» würde. Wie schließ lich die Verhandlungen über einen deutsch-nordamerrka- nischen Handelsvertrag auslausen werden, ist gegenwärtig auch noch nicht ohznsehe». Von der noroanierikanische» Kommission, die nach Deutschland kommen soll, miid ja erwartet, daß sie zur Informierung der zuständigen Stelle» ihres Heimatlandes wesent lich beitragen und damit ans den Gang der Verhandlungen einen beschleunigenden Einfluß ausüben wird, wie sich aber schließlich die Angelegenheit entwickeln wird, i!t letzt nicht zu übersehen. Aus leben Fall werden die deutschen Geschäftskreise gut tun, sich ans alle Möglichkeiten cinznrichte». Das fetzige Abkommen mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika läuft mit dem 1. Juli l9(>7 ab. Wen» an seine Stelle ein anderes treten sollte, würde also der Reichstag unbedingt in dem nächsten Tagungsabschnitle damit besaßt werden müssen. Ob aber überhaupt einer der er wähnten möglichen Handelsverträge tatsächlich io weit fertiggestellt werden wird, daß das Parlament damit beschäftigt werden könnte, ist fraglich. Man wird auch in den Taguiwsabschnitt eintreten müsse», ohne daß die Unklarheit ans dem in Rede stehenden Ge biete schon beseitigt sein wird. Das Deutsche Weinparlament. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Rcichsaesundlheits- amis Gch, Rais Bumm trat gestern in den Räumen Des Reichs- gcsundtacnlsa'imtcs die Konferenz in Sachen der Weiirgefetzgehun-g zmammcn, die sich über eine zweckenlchrechende Abänderung des Rcrchsgesetzcs über den Verkehr mit Wem vom 24, Mm 1901 urrterhaiten und dem in den näMten Tagen zusammentreiendcn Reichstage eveittucll Mandernngsoorisch,läge unterbreiten soll. Die Konferenz sübri offiziell dem Titel Deutsches Weinparla- ment". Im Vordergründe der Beratungen standen die im Reichstage wie in den einzelnen Landtagen laut gewordenen Wün'che nach einer Beschränkung des bei der Wernberettung zngclasteneii Z u ck c r w a sis e rz u s a tz c s und einer eiuheiH sichen, wirksamen Gestaltung der K e I l c r k u n t r o l I e. Bei der räumlichen Begrenzung des Zuckevwasserzufotzes wird der Schwerpunkt der Beratungen darin siege», wie die etwa zu er lassenden Bestimmungen kontrolliert werden sollen. Man dach annehmen, daß die Rchchsregieriing unter feinen Uinfländen auf eine gründliche Beratung der dahinzielenden Vorschläge verzichten wird, schon weil sie sich sonst im Reichstag dem Vor wurf aus'etzen würde, nickt in eine fachliche Prüfung der Vor schläge cingetrckcii zu sein. Zum mindesten werden die Ver handlungen dazu beitragen, die großen Mctiiliuasverschie'dcn- beiten auf diesem GcNic! erneut darzulcgen. Auch die großen Äeinsälfchiingsprozesse, die mit den Namen Sartorius, Müs- linger, Kopvel, Schneider und anderen zusaminenhängen, wenden im Lause der Bcvhcrnd'lungen vorauchichlsich eine bedeutsam« Rolle fielen. Ist dock) das Weingesetz von 1901 unter der ent scheidenden Mitwirkung des früheren Rcichslagsabaeordiieten Lortorius-Mußb-ach zu stände gekommen. Den Heiß n»i- sirittenen Punkt dieses Weingesetzes bilde! bekanntlich die Frage der Kellerkonirolle, die im Gc.'cn nicht zweckentiprechend ge- regelt ist, so daß cs an einer für dcrs ganze Reich einlxillich organisierten und durcksgeführten Kontrolle fehlt, Bauern beispielsweisc und zum Tei! auch Elsaß-Lothringen haben bereits eine icharfe Weinkoinrvlle eingefühn, während die anderen ha»ptsächsichen deutschen Weiuiäuder Hessen, Baden und Preu- tzen bischer «ine selbständige Kellerkonirolle durch Berufsdeamre noch nicht besitzen. Zahlreiche Abänderungsvorschläge in bezug aus das em'äihntc geltende Weinaesch liegen bereits vor. So ist dem Bundesrat seitens des Ei'asiiiicheii Weinhöiidler- Vereins mit Unterstützung der Handelskammern Metz nnd Siraßdurg eine Eingabe zi»gcgangen, in der folgende M- äiideruiigen des geltenden Weingesetzes befürwvrte! werden: 1, Einführung einer einheitlichen Kontrolle im ganzen Reiche. und -war durch Kondrolleure im Vauvkamtt: 2, Dinfübrin» einer Rcichstweinsteuer zur Deckung der Kontrolllvsten, «oeist vorherige Anmeldung der Zuckerung mit einer Buchkonirolle der Ein- und Ausgänge: ck, eine neue Fassung des Weingefetzes, namentlich des 8 2, Mfatz 4. aus ivelchem der dehnbare Be griff „wicht erhelolickien Vermehrung" vuszufcheiden »vare. Der Regierung sind die Mittel in die Hand zu gäben, crÄ>igre>ch einer übermäßigen Vermehrung endgegenzutieten, vor allem durch räumliche, nicht über durch zeitliche Begrenzung, Ddr Verschnitt von Weiß- mit Rotweinen soll nach wie vor geflauei bleideir. I» der neuen Fassung des Gesetzes ist genau auS-ri- drücken, was erlaubt und was verboten ist. Während man in Elsaß-Lothringen «ine einheitlich)» -und durchgreifende Wein- kontrolle selbst um den Preis einer ReichSiveinsteucr anftrebl, deren Einfühvang in echehlbarer Zeit übrigens ausgeschlossen erscheint, da sich der Reichstag und verschiedene Bundesstaaten, insbesondere Württemberg, wiederholt dagegen ausgesprochen haben, will man in Nordbeuffchland von einer Aenderung des erst verhältnismäßig kurze Zeit geltenden Weingesetzes nicht? wissen, ja man behauptet sogar, daß es sich gut bewährt habe So hat der Zeiiiraloerband der Weinhändler Norddeutschlands dem R e ick ra ml des Innern folgende Erklärung zugehcn lassen: „Die erste ordentliche Biügliederversammlung des Zentrol- verbandes der Weinhändicr 'Norddeutschlands, vertreten durch über'400 Weingrossisten, sieht in einer etwaige» abermaligen Aenderung des erst fünf Jahre bestehenden Weingesetzes eine chwcre Sck>ädig»ng und Beunruhigung des gesamten Wein- Handels, Das Weiirgeictz von 1901 hat sich, im ganzen bewahr!, eine Aenderung erscheint danach uberfliWg und schädlich,' Die Gesamtzahl der Teilnehmer an den auf drei Tage be rechneten nicht öffentlichen VerhaMungcn des Deutschen Wcin- parlamcnts betragt etwa siebzig, Deutsches Reich. Wie die ,/Südd, Neichskorresv" ersäht!, trifft der Kaiser am 14. d, M, vormittags in Donaueich ngen ein. Am 17. d, M, fährt der Kaiser von Donaueschingen nach Baden-Baden, wo die Ankunft um 6 Uhr abends erstlgi. Er verweilt bis 8 Uhr 30 Min, abends bei dem Großherzvo und der Großherzogi» und reift dann nach Berlin, T:c Kaiserin trifft am 14, d, M in 'Donwuschingen ein und reist gleich daraus weiter nach Titisee, wo sic einige Tage verbleiben wird, lieber den neuen Chef oc „ N o r ds c e st a t i o n wird berichtet: Admirals Bendemann, der bereits 1870 als Unterleutnant zur See unter dem Kopitänleutnant Knorr aus dem Kanonenboot „Meteor" in dem Kampse gegen den sran- zösischen Aviso „Bouvet" bei Havana sich das Eiserne Kieuz verdiente und während der chinesischen Wirren an der Spitze unserer maritimen Streitmacht sich so hervorragend aus- zeichnete, daß er mit dem Roten Adlerordcn 1, Klasse mi! Eichenlaub und Schwertern geschmückt wurde, tritt nun definitiv rn den wohlverdienten Ruhestand, Zu seinem Nachfolger ist der Vizeadmiral Graf v, Baud iss in bestimmt. Er ist längere Zeit Chef des ersten Geschwaders unter dem Großadmiral do» Köster gewesen. Als Kontreadmirol war Gras v. Baudissrn Inspekteur der 1. Marine-Inspektion, vordem 2, Admiral des Kreuzcrgeschwaders in Ostasien. Graf v, Vaudissin hotte damals seine Flagge aus den jetzt heimgekehrten großen Kreuzer „Hansa" gesetzt. Als Kapitän zur See war Gras v, Baudiisin Vorstand der nautischen Abteilung des Reichsmarineamts. Als Kommandant der Jacht „Hohenzollern" ist er natürlich mit dem Kaiser in engste Beziehung getreten, der ihn auch zu seinem Flügeladjutantcii ernannte. Graf v, Dcmdissin ist am 19, August 1871 Leutnant zur See geworden, am 16, März 1875 ruckt« er zum Lbcrleutnaitt und am 15, Avril 1860 zum Kapitänleutnant ans. Das Patent als Korvettenkapitän datiert vom 16, April 1987, Am 20, November 1893 wurde er Kapitän zur See, am 22, Juni 1901 Kontreadmiral. Zum Vizeadmiral wurde er am Geburtstage des Kaisers im vorigen Jahre befördert, Ws Korvettenkapitän war Graf Friedrich o, Baudissin in der militärische» Abteilung unter dem Kapitän zur See Büchisel tätig. Als junger Korvettenkapitän ist er Führer der 1, Kom pagnie der 1, Wersldivisioir gewesen. Als Kapitänleutnant finden wir Friedrich Grafen v, Baudissin als Kommandanten des Kreuzers „Albatros", der damals diedeutscheFlagae aus der australischen Station zeigte. In allen Situationen hat sich Gras Friedrich d, Baudissin als ein um- Itchtiger und erfahrener Marineoffizier gezeigt, Tie Reichsgesetznovelle zur Abwehr und Unterdrückung der Viehseuchen ist im Reichsaint des Innern fertiggestellt und wird schon in nächster Zeit dem Bundes rate zur Beschlußfassung vorlieaen. Die in dem Entwürfe vor- geschlageiien Aeiiderungcn des bestehenden Gesetzes beziehen sich besonders ans eine erhebliche ErweiteruiI der Befugnisse der Veterinarpolizei, Ferner sollen diejenigen Seuche», welche erst in den letzten Jahren wissenschaftlich in ihrem Wesen festgestcllt wor den sind, ebenfalls in das Gesetz ausgenommen werden, so die Rindertnbcrknlosc, die Schweineseuchc und die Geflügelcholcra, Auch ist für eine Reihe von Bestimmungen, welche bisher zn einer verschiedenartigen Rechtsprechung Anlaß gegeben haben, eine genauere Fassung gewählt. lieber die auswärtige Lage schreibt, oegen^g ass« r - mann gewendei, in der „Kreuz-Ztg, Theodor Schiemann: „,,,, Wie sieht denn, im Gegcnlahc zn den erhitzten Phan tasien des Herrn Abgeordneten, die Lag« in Wirmchkeit aus? Die wescntliche Aenderung liegt darin, daß die zwei möglichen Gegner, mit denen wir zu rechnen haben, uns heute gegezurber- stehen, während wir früher den einen vor uns, den anderen im Rücken hatten. Schon oben war daraus hingewiesen, daß für die nächst absehbare Zeit unser Rücken frei ist. Wir halten daher die gegenwärtige Position sür die günstigere, da, wenn wir uns gleich nichi verhehlen, daß ein Seekrieg für uns gefährlicher ist als ein Kontinentalkrieg, wir es doch für sicher halten, daß, wenn ein solcher Krieg zum Ausbruch käme, sich im eigensten Interesse indirekte Bundesgenossen cinstellen wür den, die den Gegner nötigen müßten, icine Kräfte zu teilen und zu zersplittern. Auch sind mir der guten Zuversicht, daß diedei, tscke Flotte der Welt, wenn's einmal darauf onkommcn sollte, dieselbe Ueberraschung bereiten wird, wie es «inst das deutsche Heer getan hat. Aber, und dies ist das, wesentlichste, so weit sich kommende Dinge vorausseheu lassen, ist der Baffer- maurische „Wcitka m o s" überhaupt nicht von unserer Genera tion zu erwarten: sollte aber das unwahrscheinliche geschehe», so wird die Negierung Kaffer Wilhelms der Vorwnri nickt treffen, daß sie die Stärkung unserer Wehrkraft zu Wasser und zu Laude in irgend welcher Werse vernachlässigr habe. Hier liegt ihr Ruhmestitel, ganz wie er darin liegt, daß Deutschtand im Verlaute seiner ganzen Geschichte keine Periode gleicher wirtschaftlicher und aus weiten Gebieten auch gleicher wissenschaftlicher Blüte erlebt hat, Das^ieugue, wer es, mag! Wir sind gewiß nicht blind gegmr die Schäden der Zeit und beklagen sie; aber gerade dieie Schäden und Krankheiten der Zeit tragen einen internationalen Charakter, es sind Strömungen, die mit dem neuen Jahrhundert in die Grenzen aller Kulturvölker und darüber hinaus gedrungen sind, genffß aber sind sie nicht spezifisch deutsch. Was aber deutsch ist, das ist eben diese rastlose Ausbildung der deutschen Wehrkraft urtter sorgfältiger Pflege des ideellen Untergrundes, aus dem sie er- richte! ist. Wenn dieser Untergrund ichwankt, dann mag Herr Bciffermanu mit Recht seine n>ar»eiide Stimme erbeben: was er ich! treibt, ist schlecht machen, nicht ausrichtcn. Dafür, dop, in der jetzigen Weltlage ei» „Weltkanirps" höchst un>wahpchcin. lick ist. sprechen aber gute Gründe " Bei de» vorgestern stattgehabten W a h lni ä n n e r - E r i a tz mahlen für die zweite und erste Abteilung des dritten Per liner Landtngswahlkreises wurden gewählt 401 frei sinnige Volksparteiier. 50 Konservative und 117 Sozial denrokraten. Außerdem finden 61 Stichwahlen statt, und zwar 21 zwischen freisinnigen und Konservative», 32 zwischen Freisinnigen und Sozialdemokraten und 8 »wischen Sozialdemo kraten und Konservative», Von den ausgeschikdenen Wahlmänner» gehörte» 413 der freisinnigen Volkspartci, 61 der konservativen und 124 der sozialdemokratischen Partei an. Die vorgestern beendete Bereisung de, masurischeii Seen durch eine Ministerialkommissroii hat, wie ans Königsberg gemeldet wird, innerhalb der Provinzialbebörden völlige Uebereinstiniiiiirng über die Maßnahme» zur endliche» Durchführung des masurischen K a n a l v r o s e I s cs herbeigesührt. Darnach soll das masurische Seengechiek dem direkten Dampscrverkebr mit der Ostsee durch einen SchifsahrlSkanal durch den Mauer-See und dir Stadt Allenbing erschlossen werde». Zur Befriedigung der landwirlschnst- lichen Interessen sollen Staubecken im Mucker- und dem Gold aper Dres-n-v Nachrichten. Äik. Seite 3. »» Areitag, v. November LWS
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