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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061102018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906110201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906110201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-02
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Monat
1906-11
-
Jahr
1906
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— Die «efl»>ree der Dresdner a>«s«a»usch»sl «röffnete ch« diesjährigen künstlerisch«« und Kckellschastlickxn Veranslai- tunaen mit der Stiftungsfeier. die, wie üblich, im Radmen ein«« Herrenessen» im König!.. Belvedere abaehalten wurde. Der Festlichkeit war diesmal «ine besondere Bedeutung gegeben dadurch, dab sie «in V i« r t el ja hrh u nd e r t de» Verein»- leben» markiert«. Der Vorsitzende der Ressource, Herr Kam- »erzienrat Coll« nbusch. nahi» denn auch zunächst zu dieser Bedeutung de» Tage» da» Wort. Rach einem Willkommen» grutz an die Gäste und die Bereinsmitgliebcr widmete er warme und herzliche Worte dem Andenken an die Begründung, be tonte hierbei aber, daß im Verein heut« noch alle» sei wie am ersten Tag«. Die Personen hätten zwar gewechselt, glicht ober di« Treue für Kö> sie kein anderes 1 di« Treue'für Könim Reich und Vaterland. Große Taten, wie res Volk aufzuweisen hätte, seien im Verlaufe der letzten 25 Jahre vor sich gegangen, namentlich i» dem Bereiche unserer sozialen Gesetzgebungen. Dieser edle Sozialismus über» trüge sich besonder» auch auf die Gefühle und Gesinnungen der Anwesenden. Wenn sie heute wieder, wie vor 25 Jahren, zu» saimnenkämen zu künstlerischen und gesellschaftlichen Ver- ffnügungen, so vergäben sie darüber nicht, daß solche schöne, der Kunst und dem Frohsinn geweihte. Stunden nur möglich seien unter den Fittichen de» frieden». Treu der bisherigen Gepflogenheit widme er daher den ersten Grub und das erste Glas den Hütern de» Friedens, Kaiser Wilhelm II., König Friedrich August, dem Reicks und dem eiiaeren Vaterlande. Nachdem mit dem Hoch die Königshymn-e verklungen war. sprach Herr Stadtrat Plötner in kurzen Umrissen einiges zur Geschichte des Vereins und wies u. a. daraus hin, dah seit der Begründung 162 gesellschaftliche Abende stattaesunden hätten, an denen 188 erste und hervorragende Künstler und Künst- lerinnen ausgetreten seien. Mit warmen, herzlichen Worten gedachte er sodann der beimacgangenen Mitglieder und Gäste insbesondere der treuen Anhänglichkeit der Herren Dr. Bierey Schreck. Emil Götze, Eichberger usw., dann aber auch der ver gangenen und der kommenden Stunden des Frohsinns mit dem Hinweise, daß Schwarzseher in der Ressource nicht geduldet würden. Er widmete sein Glas den Gästen der „Ressource". Der mit lebhaftem Beifall anfgenoinmencn Ansprache schloh sich ein Prolog zurFeier des Tages an, versaht und gesprochen von Herrn Hofschausvieler a. D. Gustav Starcke. Darnach sprach zu Ehren der Vereinssenioren der stellvertretende Ver amigiingsvorstand, Herr Dr. Kaiser. Genau zwölf, ein volles „Dutzend", betonte er, seien von den Begründern des Vereins noch unter ihnen, die Herren Kommerzienräte Vierling Collenbusch. Flößner, Grumbt. Palmiö, Vogel, Konsul Tiede mann, Herren Hessel, Pekrun. August Richter Scholl und Schubert. Insbesondere gedachte Herr Dr. Kaiser hierbei des Vorsitzenden, Herrn Kommcrzienrats Eollcnbusch, der seit 15 Jahren an der Spitze der „Ressource" steht und dem die bedeutungsvolle Entwicklung des Vereins zu danken ist. Für die Senioren sprach Herr Konsul Tiedemann, indem er witzig und geistreich u. a. bervorhob, dah er in der Ersinne run« an die Ressource-Abende die Coupons seines Glücks» kapital« durchblättere und bemerkt haben wolle, dah die Zu sammengehörigkeit der Jugend doch immer auf der festen Basis der „alten Herren" beruhe. Sein Glas und Hoch aalt der „Ressource". Auch Herr Kaufmann Schwager sprach in diesem Sinuc und zu besonderen Ehren der langjährigen Ver dienste dcS Vorstandsmitgliedes. Herrn Stadtrats Plötner, der bereits im 19. Jahre seines Amtes walte. — Reich, vornehm und äuherst „geschmackvoll" ansgestattet, wie die Festtafel, war. wie bei der „Ressource" gewohnt, das künstlerische Programm. Die Herren Professor Bertrand Roth und Kammervirtuos Hermann Scholtz erfreuten durch vortrcisliche vianistische Vorträge: Herr Hofopernsängcr Viehler sang Lieder von Stange und Holmes: besondere» Erfolg bntte der jugendlichste unter den tiefen Bässen unserer Hofoper, Herr Lankow, nicht minder Herr Hofschanspielcr Reumann mit einer von ihm versohlen köstlich«» Verherrlichung des Durstes. Diesen a»s- qezeichncten Darbietungen schlossen sich Jiislrumentcil-Vorträgc der Herren Wiggert, Mitglied der König!. Kapelle, an, der u. a. ein mit stürmischem Beifall aufgenommeues Lied von Reinhold Becker in der Transkription für Piston meisterlich aussnhrte, und »ach ihm Herr Kammermusiker Wunderlich, der sich mit einer Carmen-Fantasie wieder als einer der ersten Flötisten bewährte. Daneben wurde dem drastischen Humor ein weites Gebiet eingeränmt, zunächst durch die Herren Reihflog und Hartmann, dann durch den unermüd lichen, vortrefflichen Begleiter am Klavier, Herrn Karl Pretzsch, der mit dem Merweltshauvtmann von Köpenick ein förmliches Feuerwerk von deklamatorischen und musikalischen Witzen und Scherzen abhrannte. Schliehlich fand den all- gemeinsten Beifall auch ein seinkomisches, von Geora Jrrgang versahtes Tcnellied, das die jüngsten der aktuellen Vorgänae brillan: persiflierte. Nach Beendigung der Tafel dankte Herr Kommerzienrat Eollcnbusch herzlich den Künstlern, die durch ihre Mitwirkung den Verlauf der Festtafel verschönten. Es waren wieder köstliche Stunden vornehmer Geselligkeit, die im Kreise der „Ressource" wie im Fluge verrauschten. — Die Königl. LnndesbrandverstcherungSkcisse ist von letzt nb an den Sonnnbenden nur von 9 Uhr vormittags bl» 2 Uhr nachmittags für den Kassenverkehr geöffnet. — Herr Professor Martin-Paris bot in seinem letzten Vortrage über die französische Rechtschreibung für uns Deutsche besonders fesselnde Ausführungen. Auch in Frankreich zeigt sich der Jahrhunderte alte Kamvs zwischen den Anhängern lautgetreuer Schreibung und jener Schreibung, die festhölt an der Herkunft der Wörter. Der Vorstoh der Anhänger lautgetreuer Schrift in den letzten durch den Herrn Unter richtsminister niedcrgcsetzten Kommissionen ist vergeblich ge> wesen, weil ihre Forderungen, wie der Herr Redner nach- wies, das Mah überschritten und dadurch besonders die durch die letzige Schreibweise bedinate Einheit innerhalb des fran zösischen Sprachgebietes ackäbrdet erschien. Für uns ergibt sich ans dem Vorträge die Tatsache, dah es mit der französischen Necklschrcibun« in der Hauptsache beim alten bleibt: doch ein Trost ist uns geblieben, dah Fehler bei den Prüfungen milde zu rechnen sind. — Freitag, den 2. d. M-, spricht Herr Prof. Martin über „Da vors librs ot 1a proas rzttlimäa" sSchreiber- gasse 12. 1.. abends 8 Uhr: vergleiche auch die Reihe seiner Vor träge in Nr. 300, Seite 12 unseres Blattes vom 31. Oktobers. — Die Betriebsleitungen der Drahtseilbahn Loschwih — Weiher Hirsch und der SchwebebadnLoschwitz geben im Inseratenteile ihre Winterfahrpläne bekannt. Tagesgeschichte. Strafverfahren gegen anssperrende Arbeitgeber. 'Das Obcrlandesgericht in Breslau hat bekanntlich die An sicht ausgesprochen, dah die Ankündigung einer Arbeiter^A-us- spcrrung eine nach tz 153 der Gewcvbcordnung unter Strafe gestellte Drohun gieü. Der Zusammenhang ist folgender: D:c Direktoren des Verbandes schlesischer Metallindustricller batten in einer Bekanntmachung gesagt, wen» die streikenden Former nicht bis zu einem bestimmten Tage die Arbeit wieder ausnähmen, würde die Aussperrung sämtlicher Former und Gich«rciapbeiler in allen Breslauer Fabriken erfolgen. Nun lautet 8 153 der Gewerbeordnung an der entscheidenden Stelle: .Wer ander« durch Anwendung körperlichen Zwanges, durch Drohungen, durch Ehrverletzung oder durch Äerrufscrklärung bestimmt oder zu bestimmen versucht, an solchen Verabredungen l8 152) tcilzune-hm-kii oder ihnen Folge »u leisten, oder andere durch /gleich« Mittel hindert oder zu hindern versucht, von solchen Verabredungen zurückzutreten. wird mit Gefängnis bis zu 3 Monai«n bestraft . . ." 'Das Oberlandesgericht verallgemeinert nun diesen nur gegen den Koalitionszwan g gerichteten Paragraphen dahin, dah es auch iüde Drohung für strafbar hält, die z-um Rücktritt von einer Verabredung zur Erlangung besserer Löhne usw, de- stimmen will. Das Oberlandesgericht weist darauf hin, dah der 8 153 der Gewerbeordnung ln allen Fällen An- Wendung zu finden habe, in denen im gewerblichen Laban ein unzulMger Zwang aus die Willensäußerung eines anderen a-usgoübt werde. Di« Wucht der beiden beschuldigten Direk- toren gcht nun unzweifelhaft dahin, durch ihre Ankündigung, die von den Arbeitern als liebe! ous/genommen werde» muhte, in un»uläfsiger Weise auf diese «inzuwirken. Die Bekanntmachung, dah eine Noncrala-ussverrung in Kraft treten würde, wenn die streikenden Former und Gieher die Arbeit nicht wieder aus nähmen. beschränke dick« in ihrer freien Willenslbestimmung und verschlechtere ihr« La«. Denn «inerseit» konnten sie von den AuSgchpcrrten die ihnen sonst «sicher zu teil gewordene finanzielle Unterstützung >m Lohnkanipf nicht mehr erwarten, ändertest» wurden sie iiberhauvt durch die Aussperrung beeiii- sluht, die «Arbeit zu den alten Bedingungen wieder a-uszu- nehmen, wo» im Interesse der Ackchuldigten lag. Im Gegensatz zu dicker Auffassung hat das Reichs- aerlcht s6. Zivilsenats am 12. J«u«Ii 1906 dahin «ntschieden, dah es keine durch 8 153 der Gewerbeordnung verboten« Drohung sei, tvenn die Anwendung an sich erlaubter Kamps- mittel <z. B. der Aussperrung) zur Erlangung günstigerer Lohn- -und Arbeitsbedingungen den Gegnern vorher an geln ndigt und dadurch auf ihre Entschließung «inziiwirken versucht werde. Deutsches Reich. Da» Befinden des Kaisers bat sich leider immer noch nicht gebessert: es ist eine recht starke Erkältung, gegen die die bekannten Mittel lSchwitzen usw.) noch nicht angeschlagen haben. Alle gröberen Vorträge, bei welchen der Kaiser durch Fragen usw. cinzugreise» pflegt, sind daher seit drei Tagen ansaesetzt. Der Kaiser wird wohl noch mehrere Tage das Neue Palais nicht verlassen. Es sei nochmals betont, dah das Allgemeinbefinden ein gutes ist: der Kaiser ist bei bester Stimmung und hat trotz der Indisposition recht intensiv gearbeitet. In wenigen Tagen muh bekanntlich die Entscheidung wegen des Landwirtschastsministers von Podbielski fallen. ES liegt ein direktes neues Abschieds gesuch vor. das mit der neuen Erkrankung motiviert wird. Dem unter dem Protektorat der Kaiserin stehenden Komitee für die Errichtung einer Mustcranstalt zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit haben der Kaiser und die Kaiserin von neuem erhebliche Beträge, und zwar von je 10000 Mk„ gespendet. Die Vermählung des Prinzen Joachim Albrccht, zweiten Sohnes des verstorbenen Prinz-Regenten Albrccht, mit der Baronin Liebenburg geb. Sulzcr wird, wie eine Korrespondenz erfahren haben will, nachdem alle Schwierig- keilen hinwcggeräumt sind und von der höchsten Instanz die Ge nehmigung erteilt worden ist, noch in dieser Woche ohne weitere Festlichkeiten slattsindcn. Der Staatssekretär v. Tschirschky mit Gemahlin ist in Pisa eingetroffen. Die Widmung, die der Pap st aus das der Gattindes S t a a t sts ek r e t ä r s des Acuheren von Tiichircchky vershrte Bild gelchricbcn hat, hat vielt ach Erstaunen erregt, und man suchte sogar darin einen politischen .Beigeschmack. Hierzu liegt indes wohl kaum ein Anlah vor, da Frau v. Tschirschky katholisch ist. Sie ist eine geborene Baronin Stummer, allerdings ist es die Familie noch nicht allzu lange Zeit: erst der Vater der Frau v. Tschirschky, ein grober Zuckerindustrieller in Ungarn, ist vom Judentum zum Katholizismus übergetreten. Wundern muh man sich darüber, dah die Widmung sogleich in die Oefsent- lichkcit gebracht wurde, was doch wohl nur durch den Staats- sekretär selbst erfolgt sein kann. Die „Inf." hält ihre Meldung aufrecht, wonach dem llnterstaalssekretär Twele im Mai d. I. von maßgebenden Parteiführern die Zustimmung zur Errichtung eines Unter- staatssekretariats in der Reichskanzlei in Aus- sicht gesellt sei. Es sollen dies die Abgeordneten Dr. Arendt, Erzberger und Basscrmann gewesen sein. Der Untcrstaats- sekrctcir soll damals betont haben, dah die beabsichtigte Um- Wandlung bereits im kommenden Etat gefordert werden solle, dah man aber wünsche, mit diesem Plane nicht ohne vorherige Zustimmung der gröberen Parteien des Reichstages an die Oesfentlichkcit zu treten. Dem Reichstage wird bald nach seinem Wicderzusatnmen- tritt eine neue Denkschrift über das Kartell wesen zugehen, die wegen ihres Umfanges voraussichtlich in verschie dene Teile zerlegt werden wird. Im irslen, im November dem Reichstage zu unterbreitenden Teile werden die Kartelle in der Steinkohlen- und K o ks i n d u st r i e behandelt werden. Diesem Teile dürfte voraussichtlich in den ersten Monaten des nächsten Jahres ein anderer folgen, der die Kartelle in der Eisenindustrie darstellcn wird. Bei dem Festmahl zuin Jubiläum der Friedcnskirchc in Jauer, an dem gegen 200 Personen teilnahmen, wurde von der Festgesellschast an den Kaiser folgendes Telegramm gesandt: „Ew. Majestät bitten wir alleruntertänigst, den Huldi- gunasgruß der zur Feier des 250jährigen Jubiläums der Friedenskirche versammelten Vertreter allergiiädiast ent der Kirchengcmeinde ehrerbietig. .. M enlaegenzunchmen. Wir gedenken mit stcm Danke des Schuhes und der Förderung, welche die evange lische Kirche durch Ew. Majestät und deren hohe Vorfahren erfahren hat und danken Ew. Majestät insbesondere für die Sendung Sr. Kaiserlichen und Königliche» Hoheit des Krön- Prinzen zur heutigen Jubelfeier. Gott schütze, Gott segne Ew. Majestät. Ew. Majestät allcruiitertänigstcr Gemeinoe- kirchenrat zu Jauer." Der Vorstand des Deutschen StädtetageS tritt in den nächsten Tagen in Berlin zusammen und wird wahrschein lich die Einberufung eines außerordentlichen Deut schen StädtetageS zur Bekämpfung der Fleischnor beichliehen. Wie wir der „Voss. Ztg." entnehmen, hat der freikonjer- vative Abgeordnete Dr. Arendt empfohlen, die Zölle auf „die zur Volksnahrung bestimmte Vieyc infuhr" z«it- weise anher Kraft zu setzen, die Einfuhrkontingentc unter Sicherung gegen Seuchcngefahr zu erhöhen und vom Reichstage Mittel zur Errichtung von Schlachthäusern an allen Grenzen zu perlangen. Die .Köln. Zig." meldet aus Berlin: Es ist als unabweisbare Forderung von allen Seiten anerkannt worden, dah, nachdem nunmehr die Pe ns i o n s b e st i m in u n ge n für die Angehörigen des Heeres und der Marine günstiger geworden -sind, auch den übrigem Neichsb.amten ent sprechende Vcraünstigunaen zu teil weiden. Wie wir hören, bchchäfligt sich die Raichsregicrung mit der Lösung dieser Frage schon seit geraumer Zeit, -und es scheint nicht unmöglich, dah dein Reichstage schon in der bevorstehenden Tagung eine dahin gehende GesetzeSvorlage, vermutlich als Novelle zum Neichs- beamtenge-e!', gemacht werden wird. Wenn man der Ver besserung der Penlsionsibctstimmungen keine rückwirkende Kraft gibt, ein Verlangen, an dem nur zu leicht derartige Penlsions- verbesscrungei, von vornherein «scheitern, werden zunächst keine «rohen Summen in Anspruch genommen werden. Es wird dann auch die mihliche Finanzlage des Reiches bei der Ver abschiedung einer derartigen Vorlage, welche die in dem letzten Jahre cingctreiene Verteuerung der allamciiien Lebenshalrung doppelt wünschenswert macht, nicht ausschlaggebend werden. Die Ratifikationsurkunden zu dem von Prcuhen und Broun- schweia zur Regelung der Lotterie-Verhältnisse am 18. Mai d. I. abgeschlossenen Staatsvertrage sind in Berlin ousgetauscht worden. Zu der bekannte» Antwort dcS preuhlschen Kultusministers auf den Antrag der Neichstagsabaeordneten v. Grabski und Graf v. Mirlcinski hat der Hauptvomand des Deutschen Ost mark« »Vereins in seiner letzten Sitzung seine vollste Zustim mung ausgesprochen. Der Ostmarkenverrm erwartet, dah die Köntgl. Negierung fest ans dem Boden ihrer bisher in den Ost- incnkcii verfolgten wohlerwogenen Sch »lvvIitik verharren und sich durch die mit allen Mitteln der Verhetzung arbeitende Tätig keit der polnische» Agitatoren in ihrer Haltung nicht beirren lasse» w-rde. Der Ostmarkenverelir weih sich irr dreier Auffassung der Zustimmung aller national gesinnten deutschen Mitbürger sicher. .In Verbindung mit der Angelegenheit v. Tippc-sisk-rck- Fischer war auch an dun Vertrag Kritik geübt worben, den die Firma Wo er mann mir dem Auswärtigen Amte über die Transporte nach «Südwestafrika abgeschlossen bat. Der Inhaber der Firma Woermann. Herr Adoli Wocrmann, bat etzt dem Hamburger Mitarbeiter der .Köln. Ztg." über den Inhalt seiner Verträge mit der Negierung Auskunft gegeben: in dem genannten Blatte wird darüber berichtet: Die Woermann-Linie wirb eine eingehende Darstellung ihrer Ver bindung mit der Regierung und ihres ganzen «Asrikagöschäsls an den Bundesrat und den Reichstag senden. Herr Woermann vertritt die Auffassung, dah es für die Reederei unter Umständen sogar besser wäre, überhaupt -keinen Vertrag »u machen. Der tzegerlwarlrge Vertrag mit der Regierung für dir Fahrten nach Ludwest wurde 19lK aus drei Jgchre erneuert, laust aHo »u Ende 1906 ab. Er wurde seinerzeit aus Wunsch der Koloniale ablsilung gaschlosseil und übertrug der WoermaiiiEinir die Beförderung sänitüicher fiskalischer Girier gegen Zrr'sicherung gewisser fester Verbindungen mit dem -Saiutzgcknct -und die Einhaltung einer bestimmten Gctscliwindiakcil. Die Frachckätz« waren etwa dioselberr, zu-m Teil « o-gar billiger als die der eng lischen Linie» nach den Kap'.cindern. Die fiskalischen Güter bezahlten weniger al» die Pri-vcckeii. Tie Kolon.alabtcrlung hatte dagegen nicht die Verpslichiung, Megierungsbeamle und Offiziere mit den Dampfern der Woermann-Linie zu befördern Für die Beförderung «roherer Transporte war eine büsondere Vereinbarung vorbehalie», doch bestand keine Verpflichlung, diese der Woermann-Linie znzuwende». Herr Woermann ver- Irit! die Anfichl, dah gerade der Fiskus von dem Vertrag Vor teile hatte. Tie ülriogsiransporie wurden so fachgemah be wältigt, dah der Verlust von Pfeüden nur etwa v. -H. be trug, gegen 6 o. -H. bei den engu-cben Verladungen für Trans vaal. Die Woermann-Linie wandte 18 Millionen für neue Schliffe von -Mitte 1901 bis Frühster 1906 aus, um die Trans porte zu -bewältigen, und Ävar aus eigenes Wagnis. Ein Telegramm aus Windhuk meldet: Der Reiter Wil- Helm B r e t a g, geboren zu Crossen an der Oder, früher im Flibartillcrie-Mcguneitt Nr. 11. ist am 15. Oktober bei Hanapan gefallen. In der violkommenlierten Vorfchuhassäre des früheren stellvertretenden «Kolonialdirektors, Erbprinzen zu Hohenlohe-La-ilaciiburg. ergreift dieser nun sc üb st das Wort mi! folgenden Ausführungen: „Richtig ist. dah, als ich die Leitung der Kolonialverwaltung unter der ausdrücklichen Voraussetzung übernommen batte, demnächst als S t aa-ts«! ek r c I ä r an die Spitze eines selbständigen Reichs amtes zu treten, und daran ging, die mit einer entsprechenden Niederlassung in Berlin verbundenen zahlreichen Anschaffungen zu bewerkstelligen, mir auf meinen Wunfch ein Bor- ' ch u h gewährt wurde, welelien ich alsdann in Form von Abzügen an meinem ctatswästigen Gehalt an die Reichskaffe ziirückerstatteie. Tie an Lcni «GehalU eines Staatssekretärs fehlende Differenz ist mir nachträglich weder aus dem Kaiserlichen Dispositionsfonds, noch aus irciend einem anderen Fonds gezahlt worden: ich habe viclnichr, wie bereits wiederhol: fest-gestellt worden ist, während meiner Amtsnchrung lediglich dasjenige Gelnrlt bezogen, welches mir nach -dem Etat zufiand." Zum Fall Eüsar erfahren konservative Blätter, dost an der Nachricht, Pfarrer Cäsar sei für Dortmund bestätigt worden, kein wahres Wort ist. Es ist bis zum heutigen Tage kein« Entscheidung des Obcrkirchenratcs ergangen. Allerdings ist fraglich, ob vor der Entscheidung eine Berufung des Generalsnnodaloorstaiides erfolgt. Tie Nachricht von der Bestätigung Eäsars, die unzweifelhaft eine schwere kirchliche Katastrophe zur Folge gehabt hätte, ist von dem Dortmunder Korrespondenten der „Köln. Ztg." frei erfunden. 25 englische Schriftsteller hatten beim Deut- fchcir Kaiser ein Gnadengesuch eingercicht für den Redak teur Mathias von Wierzbynski, welcher wesen Aufreizung durch einen Artikel in der polnischen Zeitung „Praca" zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt worden >var. Das Gesuch ist abschlägig beschieocn worden. Wierzbynski lebte einige Zeit in England. In der Entschädigungsklage des Arbeit gebers chutz Verbandes der Holzindustrie Hamburgs und der Nachbarstädte gegen erstens den deutschen Holzarbeiter- verband, zweitens die Verwaliungsstelle Haiirourg-Altona dieses Verbandes, drittens dessen Vorsitzenden Adam Neumann-Ham- burg fand am Mittwoch Verhandlung vor der Zivilkammer 8 des Hamburger Landgerichts statt. Der klägerische Verband, der 13 Hamburger Firmen der Holzbranche vertritt, fordert eine Entschädigung von 6500 Mk.. weil die Beklagten den am 16. Mai geschlossenen, bis zum 1. April 1908 laufenden Kontrakt zwischen dem Arbeitgeberverband und dem Holzarbeiterverband verletzt hätten, indem sie noch Teilnahme an der sozialdemo kratischen Maifeier und nach Ablauf der folgenden drei Tage, an denen sie aus Beschluh der Arbeitgeber die Arbeit aussetzen muhten, als Bedingung für die Wiederaufnahme der Arbeit eine Lohnerhöhung von 5 Pt«. Pro Stunde forderten. Von den Be klagten wurde der Einwand geltend gemacht, dah das Land gericht nickt zuständig sei, da der Hauptvorstand des Holz- arbciterverbcinves seinen Wohnsitz in Stuttgart habe. Das Gericht verwarf diesen Einwond in einem Zwischenurteil als unbegründet. Die weitere Verhandlung wurde vertagt. Infolge Differenzen zwischen der Direktion und den Wagen führern der elektrischen Straßenbahn in Erfurt reichte die Hälfte der Wagenführer die Kündigung «in. Weitere Kündigungen stehen bevor. In Bielefeld sind die Arbeiter der groben NSH- m aschine nfabriken, etwa 80>X> an der Zahl, in eine Lohn bewegung einaclrcten. Sie fordern Verkürzung der Arbeits zeit von 10 ans 9 Stunden, einen Ausschlag für Ueberstunden am Tage von 25 Pro»., nuchtS von 50 Pro», und für Sonntagsarbeit 100 Prozent, lieber eine allgemeine Lohnerhöhung soll von Zeit zu Zeit veihandelt werden. Die Forderungen sind gestern den Fabrikanten überreicht und diesen eine achttägige Bedenkzeit gewährt worden. Die Slraskammcr in Düsseldorf verurteilte den verant wortlichen Redakteur der sozialdemokratischen „Volks- Zeitung" Hugo Chotte wegen Beleidigung des pren- vischen Abgeordnetenhauses, begangen durch den Artikel „Pfaffemnscl", zu 2 Monaten Gefängnis. Oesterreich. Die „Neue Ir. Pr." meldet, die Ernennung de? »»riilkgctreteiien Kriegsministeis v. Pitreich znm General- stabsches stehe bevor. Z»m erstenmal seit dem Tode des österreichischen Kron prinzen Rudolf (30. Januar 1889) fand im Jagdschlösse Mayerling in Nicderöstcrreich, das auf Anordnung des Kaisers Franz Joseph in rin Kloster umgewaiidelt wurde, worin Kloster- schwefterii des Kannelitelinnen-Oldens in strengster Klausur lebe», eine Gedächtnisfeier statt. Anlah zur Abhaltung dieser Feier gab. wie die „Neue Fr. Pr." berichtet, die am 25. Mai d. I. erfolgte Seligsprechung von 16 Kcirmeliterinnen, die im Jahre 1794 zu Compiegne enthauptet wurden. Am Mittnwch begann in Wien einStreikderSelcher- mcistcr, die ihre Läden bis auf weiteres geschloffen haben, da die Gcbüsen wegen Verweigerung einer Lohnerhöhung die Arbeit cinstellten. Die strcikenvcn Gehilfen dulden auch nicht, dah von den Meistern eingeführte Ware aus anderen Städten verkauft wird. Das „Amtsblatt" veröffentlicht daS vom Kaller vollzogene Gesetz betreffend die Verstaatlichung der Nordbahn. Frankreich. Im letzten Ministerrate teilte der Minister deS Aeustere» mit, dah er beabsichtige, durch Vermittlung des Militcirattachäs bei der französischen Botschaft in Berlin dem Deutschen Kc> iser die Gefüble der Dankbarkeit der Negierung der Republik anzzusprecheil für die persönliche Interpellation Sr. Majestät bei der Uebersührung der Gebeine der in Mainz verstorbenen französischen Soldaten. Die dem Staatsrate vom Kultusminister vorgelcgte Frage, ob auf grund des Gesetzes vom Jahre 1881 über die Ver> samnilungssreiheit zwecken >- 's werd das Treniiiingsgeseb vom Jahre Versammlungen rein Hindernis «miiiiungsireiycii 'oeriammiun rwecken abgehalten werden können, !assung unabhängig von jeder Art V werden, hat der Staatsrat mit der 2 rs Versammlungen zu Kultus- die auf private Veran- creinigungen veranstaltet Begründung bejaht, dah 1905 der Veranstaltung solcher in den Weg legc. Wie mehrsach bestätigt wird, enthält der Enkwurs betreffend die Aushebung der Kriegsgerichte die Bestimmung, das; nur Vergehen gegen die Disziplin von den militärischen Dis ziplinargerichten abgenrteiit werden sollen. -Bezüglich des Gesetzentwurfes bctr. die Arbeiter- Pens i o n s ka s s c verlautet, das-, der Finanzminister dieser Kasse zunächst einen jährlichen Beitrag von 130 Millionen Francs Zufuhren will. Der Finaiizmlnister hofft, es werde ihm möglich -sein, 50 Millionen Francs Mchrcrträgniss« aus der E i »k o m in c n st c u e r und 30 Millionen aus der Erhöhung der Erbschaftssteuer zu erziele» England. Im UnterLause stellte Sir W. Evans-Gordon lkons.s die Frage an die Regierung, ob man die Scharen trcmder Arbeiter, hauptsächlich Russen, die von den Provinzialbehörden Westfalens aus Preußen ausgewiesen wer den und nun nach Großbritannien kommen, und ob man über haupt Personen, die aus ökonomischen Rücksichten an» Deutsch-
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