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Diese« Blatt wird de» Lesern von Dresden vub Umgebung a« Loge vorher bereit« al« Abend-Zlnsgabe zugestesit. während eS die Post-Abonnenten am Morgen m emer Äejamtausgabe erhalten. VerugrgeMr: «terteickvrti» k»r »«»»«, bei Nl«„ck> V»ei««N«»r 8»trauu»a durch unk» Bulin «udeud« und «er,«,«. au Gum»- uud Mvulnat« nur ebimav durchnu«n>ürttak»o>n. »Mm,» , «i. du. » «k. ,v V, vrt eiwnalioer Kukklluua durch di« «-»»«»,odn«vekiell«,ld>, tm»u». land »U «nUvreckrenbem Aullbla»«. N ach druck «Her Intlel u. Onatnal- «Ut«U>»,ku »ur mir deutlich«» 0ueII»»a»a»t«t.Dr«dd Rachr.') »lai««. §lachtr«,Nch« bonorar- «»»»riiche blelden uuderücklichtiit: rüanat» Nauulkrivte «erd« relearamm'Ndrell«: »Ochcktcht«» »»«VN«» 1880 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. ünrelgen.cack. Lmiabme von Lntündigun»«» dir nLchmittaae s Ubr. Sonn- uud keicriaad nur Marieusirad« SS vou II dt« '/,! Udr Di« i Waltlai Prund- «eile >ca. « Silben) « Dta>. An- kllndiaunae» auf derLrwLtteük LS Pia ) die r tvaltiae Zelle aus seile so Via , als Einaeiandt so Pia Ir, «um«eru »ach Eion»» und Keici lo,«» i i»all>ae Prmldml« so Dia. aus Privatseite «o Ps,.. Ssvoittac Zeile aus Tertteite und alb Eingesandt SV Ps«. Auswärtige Llul- träge nur gegen BorauLberakluna. velegdiätler lasten 10 stztenniae. Fernsprecher Nr. 11 und LÜSN, HauptgeschästSstelle: Mnrienstr.SL fielmlck Lrsim 2 kn^er Ar»«« 2. Lok« Vsl-ellkauLrtrsuv. Lrörrler LpeLisljsseliLkl kür »erren , Insbeii- u. liLüer Lsrüeroüea! nsusslsi" l-isi'bsl-^Llslols süf ^lSITSN DE- Zeli11tl«ffnon-It1,i8t>n, .luxiiittilulol, Ituvlivitcli« vto. Rr. SS«, i vlttik! . Neueste Drahtbcrichte. Hofnnchrichte», Lniidcssyuvdr, Kolviilalgesettsitiast. Elbschisserstreik. . Liederabend Paula Tnllingrr. Kuustgeweibeausiiellung. Svnn«lliclld, 27. Oktober 1WV. Neueste Draytmeldun^en von, 26 Oktober. Die Verhaftung des »Hauvtmanus von Köpenick". Berlin. Die Berliner Kriminalpolizei nahm heute frsh den KSpeuicker Kassenräuber in der Langen- ttrahe i« Osten Berlins seit. Es ist ein vielfach mit Auch». Han« Nbrbestraster Schuhmacher namens Voigt aus LUftt. Berlin. Bezüglich der Festnahme des Kassen- rä übers wird weiter gemeldet: Etwa 2000 Anzeigen über verdächtige Personen waren eingelausen. Die Berliner Kri- minalpolizei. die von vornherein vermutete, es sei ein alter Verbrecher, hatte das Signalement besonders in Zuchthäusern verbreiten lassen. Daraufhin meldete sich das Zuchthaus in Rowitsch und nannte Voigt, der im Februar dort entlassen worden war. Aus WiSmar, wo Voigt eine Zeitlang gearbeitet hat,, erhielt die Polizei sein« Photographie. Der Potsdamer Kleiderhändler, bei dem der Räuber die Uniform gekauft hatte, «kannte ihn aus der Photographie wieder. Berlin. Der 57jährige Kassenräuber Voigt ist dreimal wegen Diebstahls mit Gefängnis, einmal wegen schwerer Urkundend ' " "" ' " " " '' Einbruchs in Gnesen „ , - „ am 1. Februar '906 aus der Strafanstalt entlassen und unter Poli-eiauflicht gestellt. Er hielt sich zuerst in Wismar aus. kam im Juli hierher und hielt sich in Ripdorf bei seiner dort wohnen den Schwester und seiner Braut aus. Er zog alsdann nach der Langenstraße in Berlin, wo er heute früh von swei Berliner, einem Magdeburger und einem hannoverschen Polizeikommissar, di« sich gegenwärtig in Berlin aufhalten, verbauet wurde. Der verhaftete Schuhmacher Voigt verbüßte insgesamt 27 Jahre Hochthaus, zuletzt in Rcrwitsch. Er hielt sich unangemeldet bei «inem Zeitnngshäodler in der Langenstraße auf. Voigt ist in jeder Beziehung geständig. Berit». sPriv^Tel.l Der verhaftete Wilhelm Voigt wurde in 8e» Jahren 1863 und 61 einmal mit 6 und einmal mit 9 Monaten Gefängnis bestraft. Dann beging er unter dem Namen August v. Zander in Angermünde, Magdeburg und Prcnzlau schwere Fälschungen mit Posturkunden und verschaffte sich dadurch größere Geldsummen. Am 10. Februar 1867 wurde er dafür in Prenzlau mit lo Jahren Zuchllmus und 150t) Talern Geldstrafe belegt. Die Zuchthausstrafe verbüßte er in Sonnenburg, die zweite Zuchthausstrafe, die er wegen eines Einbruches in die Gerichtstage zu Wongrowitz erhielt, in Gnesen. Auf der Suche nach dem Räuberhauptmnnne studierte die hiesige Kriminalpolizei auch alle Akten der schweren Ver- brecher. Hierbei stieß man aus mehrere Personen, denen die Tat wohl zuzutrauen war- zu Viesen gehörte auch Voigt Da man von ihm kein Bild besaß, bemühte man sich, seinen Aufent halt zu ermitteln, um auf andere Weise Material zu bekommen, llnterdesien kam unter den Tausenden von Anzeigen auch eine Mitteilung eines früheren Sträflings, die mit dem Inhalte der Akten übercinstimmte und die Spur noch mehr als die richtige erscheinen ließ. Die auffallende Tatsache, daß aus Berliner Verbrecherkreiscn keine Anzeige cinging, ist jetzt erklärlich. Voigt hatte Berlin stets gemieden, war erst kürzlich hierher ge- kommen, hatte aber hier mit Verbrechern nichts zu tun. Nach Verbüßung seiner letzten Strafen war Voigt nach Wismar ge gangen. Dort fand er bei einem Hofschnhmachcrmeister Be schäftigung. und trotz der Polizeiaufsicht brachte er es zu einer Art Vertrauensstellc, denn er ist ein sehr geschickter Arbeiter. Rach seinen Grundsätzen brachte er es. wie er sagte, auch nicht übers Herz, einer Privatperson auch nur einen Pfennig weg- unehmen. Voigt wäre in Wismar geblieben, aber die mecklcn- mrgische Landesverwaltnng wies ihn aus. und so kam er im Juni d. I. nach Rirdors. wo seine verheiratete Schwester, eine Frau Menz, eine kleine Seisenhandliina betreibt. Mit seiner Schwester ließ er sich einmal photographieren. Ein Bild sandle er „in dankbarer Verehrung" seinem früheren Arbeitgeber, dem L' Hosschuhmachermeister in Wismar, und jo erhielt es im Lause ihrer Nachforschungen auch die Kriminalpolizei. Diese legte es den Hauptzcugen in Berlin vor. und alle erkannten sofort de» falschen Hauplmann. Er trug aus dem Bilde noch denselben Bollbart und denselben Anzug, in dem er in Potsdam seine Einkäufe gemacht hatte. Gestern vormittag stand fest, das, jeder Zweijel ausgeschlossen war. Heute morgen brachen die Miminalkommissnre Wehn, Nasse, Schoen und Müller mit ihrem Stabe von Beamten schon um 4 Uhr morgens auf und besetzten das betreffende Haus in Rixdorf. Sic fanden ober das Nest leer. Voigt war seit 14 Tagen nicht mehr in Nixdorf, sondern nach Berlin gezogen. Die Beamten fuhren mit dem Automobil nach Berlin, um die Wohnung Voigts zu suchen. Gemeldet war er nicht, man wußte aber, daß er in der Lonac- straße wohnte. Es wnrden alle Leute sestgestellt, die Schlaf, burschen halten. Kurz vor 9 Uhr hatte man Voigt in dem Haute Langestraße 22 gefunden. Er wohnte hier bei einem Zeitungs träger. Die Kriminalbeamten besetzten sofort jeden Ausgang und das Dach des Hauses. Sie fanden Voigt beim Morgen- kafsee. Voigt wußte gleich, um was es sich handelte, und bat nur, seinen Kaffee zu Ende trinken zu dürfen. Das erlaubte man ihm gern. Voiqt frühstückte nun in aller Ruhe und legte alsbald ein Geständnis ab. Die Durchsuchung seines WohnraumeS Orderte dann Tinge zutage, die ohnehin genügt hätten, ihn zu überführen. Er hatte noch den größten Teil des Geldes bei sich: man fand bei ihm 2000 Mk. und den zerrissenen Fünfzig markschein. Gleich nach der Verhaftung wurden Bürgermeister Dr. Langerhans und der Rendant v. Wiltberg auf das hiesige Polizeipräsidium gerufen und mit Voigt konfrontiert. Die Schwester des Voigt ist von dem Vertreter eines kieswen Blattes interviewt worden. Als dieser ihr sagte, daß ihr Bruder den genialen Streich in Köpenick ausgesührt Hobe, lachte sie und sagte: T«r? Der war nie beim Militär! Er ist ein braver, redlicher Schubmacher, der 15 bis 20 Mk. und auch noch mehr die Woche verdient hat. Von den langen Zuchthausstrafen ihres Bruders wollte sie nicbts wissen: sie wisse bloß, daß er lange Zeit weg gewesen sei. Vor einigen Wochen sei «r nacb Rirdors gekommen und habe bei ihr c«. wobnt. Er habe sofort Arbeit gesunden und genug zum Leben verdient. In derselben Straße machte er die Bekanntschaft einer Arbeiterin ans einer Schranbenfabrik in Ripdorf. die von ihrem Manne geschieden ist. Diese wollte er heiraten. Mehr wußte Frau Menz nicht anzuaeben. Anfgefallen war es ihr allerdings, daß ihr Bruder sich vorige W°<hk den Graubart, den er trug, habe obuehnien lasten. Er habe das damit be gründet, daß er zu alt aussehe, und er möchte doch dtwas jünger erscheinen, da er sich verheiraten wolle. Potsda in. Der Kaiser nahm beute vormittag im Neuen Palais die Meldung dcS Vikars von Bagamoyo Bischofs Vogl und des Proviuzials der Väter vom heiligen Geiste Ascher entgegen. Berlin. sPrio.-Tel.f Arthur Niki sch schreibt der „Verl. Ztg": Die Nachricht, daß er die Absicht babe, sich von seiner Gatlii. scheiden zu lasten, um eine Kunstschülerin zu heiraten, sei nichts weiter als müßiger Leipziger Klatsch, der icdcr Grundlage entbehre. Döbeln. (Priv -Tel) Das amtliche Ergebnis der Rclchs- tagSeffutzwahl Im 10. sächsische» Wahlweise ist wie folgt festgcstcllt worden : Es wurden abgegeben für Hasse 8022, für Beck NN, für Pinkau 12 207 Stimme»: »ngüliig waren 78. Da 28530 Wahl- berechligle vorhanden waren, haben über 8t Prozent gewählt. Güttingen. sPriv.-Tcl.s Ter Seismogravh notierte in der letzten Nacht vier sehr starke Fernbcben von 18 Minuten Tauer und heftiger Vibrationskrast. Die Erdcrschütterungcn wiederholten sich gegen morgen. Frankfurta. M. Die„Fraulf Ztg." meldet ans Tientsin: Die chinesische Regierung hat den Ban von 8 Panzer kreuzern und 2 Schlachtschiffen z» je 8000 Tons beschlossen. Wien. Die „Wiener Ztg." veröffentlicht ein Handichrciben des Kaisers Franz Joseph an Gol u ch owski. Darin heißt eS. der Kaiser habe mit lebhaftem Bedauern seine Bitte »m Ent hebung vorn Amte enlgegenaeiwmmen und spreche ihm seinen wärmsten Dank und die vollste Anerkenn»»» ous für die hin gebungSvolle, zielbewnßte und erfolgreiche Wirksamkeit. — In einem zweiten Handschreiben an Pit reich heißt esu. a.: Tie aufreibende Tätigkeit, die Sie entfallet habe», noch weiter gegen über ve» Gegner» Ihrer begründeten Absichten und Anforderungen sortzusetze», erachten Sie für Ihre Person nicht mehr verantworten irr können. Mit tiefem Bedauern gebe ich Ihrem ans den reinsten Motiven entsprungenen Wunsche Folge »nd werde Ihre Dienste immerdar i» wärmster Dankbarkeit hochsthätzen. Wie». Das K. K. Tel.-Korr.-Bureau teilt mit, daß der russische Minister des Aeußereu Jswolsk» aus Paris a» de» »erierirarrnte» Minister des Aenßeren Freiherr» v. Aehrenthal ein Telegramm gesandt habe, das in deutscher Uebersetzung solge»- derrnnße» laiitet: Gestatte» Sic mir unter Berufung auf »were schon io lnng« bestehende F>en»dichast. Ihne» meine aufrichligsleil Glückwünsche und die lebhafte Befriedigung arrszusprcchen, mit der ich Ihre E>»emnmg erfahren habe, die ich als ein sicheres Unter psand für die Fortdauer und die Entwicklung der ausgezeichnete» Beziehunge» arische, die zwischen »»seren beiden Ländern bestehen. Paris. Ministerpräsident Elömeircea» stellte gestern nach- mittag dem Präsidenten Falliores die Minister vor. Fcillic-reS sprach seine Befriedigung über die Zusammensetzung des Kabinetts aus. Insbesondere erklärte er, die Errichtung de« Ministeriums der Arbeit solle dem Lande de» Beweis liefern, daß die io häufig gegebenen Perivrecduiigen betreffend die Verbestcrnng des Loirs der arbeitenden Klassen endlich verwirklicht werden sollen Das Amtsblatt veröffentlicht heute den von Elemeuceau unter zeichneten Bericht bezüglich der Schaffung des »enen Arbcitt- ininisterinrns. in der» ansgeführt wird, daß dasselbe alle Angelegen beiten »msaste» soll, welche die Regelung der Stundenzahl. die Gesundheitspflege, die Schntzoorkehrruigen, die Beziehungen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern, die Berussgeirosten, sowie die - Kranken-, Unfall- und Jiivaliditälsversichernng betreffen. Ter Berscht bemerkt, daß durch die Schaffung des neuen Ministeriums zweifellos verschiedene Fragen, welche dir gegenwärtige Lage der Arbeite, betreffe», nicht gelöst werden, daß aber ihre Prüfung und damit gleichzeitig ihre Lösung erleichtert werde. Paris. Gestern abend wurde eine Abteilung des hiesiaen Fcuevwebrkorvs nach Biserta abaesandt, welche dort die Ber- gung der Leichen der mit dem Unterseeboot „L.nt i n" Verunglückten vornehmen soll. Die Feuerwehrleute sind mir besonderen Apparaten ausgerüstet worden, um in die Sricklui. des Unterseebootes cindringen zu können. London. Tie „Tribüne" meldet aus Schanghai, vom 25. Olrober: Gestern ist es zwischen protestantischen und katholischen Eingeborenen in Feughsien in der. Pro vinz 'Kiangsu, unweit Sckianahai, zu einem ernsten Zusam menstoß gekommen, in dessen Verlaus die französische katho lische Kirche zertrümmert wurde. Nach dem Schauplatz der Un ruhen sind Truppen entsandt worden. London. sPriv.-Tcl.s Nach einer Meldung der ,,Daily NewS" bestehen zwischen Japan und Rußland Dilse- renzen, besonders in bezug auf die Fischerei nördlich von Wladiwostok. Japan verlangt für die javanischen Fischer die Rechte, die die russischen Jnchcr haben, während die russische Regierung den Fricdensoertrag von Portsmouth anders aus- legt. Falts Japan auf seiner Auffassung bestehe,, wolle , die russische Negierung jene Küste für die Fischer aller Länder srci-- gcben. London. sPrio.-Tel.j „Daily Telegraph" meldet aus Newyork, daß nach den letzten Meldungen 30 Personen das Leben bei dem großen Brande in Kansas City eingebüßl I-aben. Außerdem wurden 60 Personen schwer verletzt. Frauen und Kinder wurden von Feuerwehrleuten aus den Fenstern der 6. Etage auf die Straße geworfen, wo sic in Netzen ausgeson- gcn wurden. Petersburg. Die Oppositionsblätter veröffentlichen einen Rapport des Kommandierenden des Tdessaer Militär- Kmist und Wissenschaft. 1-* Mitteilung aus dem Durcau de^ K ö n i a l Hof theater. Sonnabend, den 3. November. wi>d Herr Kommer- säiiger Burrian als Maiciniello In der „Stummen von Porlici" vor Antritt seines mehrmonallichen ttilanbes zum letztenmal im Opernhause austreten. Vorher wird Herr Burrka» noch Sounlag. den 28. Oktober, den Rudolf In der „Boheme", Dienstag, den 30. Oktober, den Walther Stolzing in den „Meistersingern" und Donnerstag, den 1. November, den Herodcs «n der „Salome" singen. -f* Lietzer-Abenv Paula Tulllnger. Die oft gerühmten künstlerische» Qualitäten Frl. Tullingcrs während ihrer langiäh- rigen Tätigkeit im Königs. Hostheater »nd in ihrer Overn-Karilere darnach Hallen auch im Konzertsaale sicher stand. Hier wie dort versagt ihr nichts, und selbst das, was in der Zeiten Flucht an unmittelbarer Frische naturgemäß etwas verblasse» matzte, weiß sie i» der künstlerische» Reife »in so fertiger und geschmackvoller dnunblete». Früher erfreute sie mit de» rurmoiir« ihrer viel seitigen Begabung, hente gibt sie uns die Früchte eines unentwegt ernsten StrebenS und bienrnarliaen Fleißes. Als virlgesiicbte »nd allgemein geschätzte Gekanglrhrerin und Meisterin für de» drama tischen Unterricht, verfolgt sie hente nicht die gewöhnlichen Ziele der Konzerlsä,,gerinnen, vielmehr liegt ihr scheinbar daran, Ihrer "' Isick " ' pädagogische» Befähigung im praktitchen Beispiele Nachdruck zu geben. Tafür sprach auch der Inhalt ihre- Programms. Tie eingangs aeirrnaeneii Lieder von Mendelssohn: „Das erste Veil chen", „Suletka". „Der Blumenstrauß". „O schone Rosenzeit", die einigermaßen aiillguiert anwnlen, waren sicher nur gewählt, um in der Schönheit und kristallnen Klarheit der Form, ber Schlichtheit des Ausdrucks, der Eleganz der Phrasierung Beispiele der Eesangskrmst zu geben Irl. Tiillingrr sang diele Stücke technisch oorlieffllch, mit künstlerischer Delikatesse und feinsinnigem Verständnis Den gleichen Cbarme i» Stil und Diktion wußte sie einigen Schubertschen Liedern zu geben, namentlich dem „Lchlnmmerlirde" und dem auf lebhaftes Verlangen wiederholt gksnngenen „An die Laute". WaS sie an reifster GesangSlcchnIk zu leisten im stände ist. bewies sie mit der Bravour-Arie aus Tonizeltis „Linda von Ehamouiiix" (..äb tnräni tr>>pp<>">. einer «reue, die so alles vereinigt, was der Zleigesriug an Künsten »nd Knnststückche» ausznweisen hat. Andere mögen der artige Virlnotenstücke irischer und elastischer in der effektiven Klangirhönhelt singe», kaum aber rcuer und gffrhirkter in der rein technische» Ausgestaltung. Gleichen Erfolg hatte Frl. Tutlinger mit S-Hnmannschkn Liedern, ganz besonders mit der „Mondnacht" »nd der» Dacapo gesungenen „Marienwürmchen", sowie mit Ge sängen von Cornelius („Memento". „Tenkil Du an mich"), von Kieruls. Gvdard rc. Die Ausnahme der Vorträge war vor voll besetztem Saale (Palmrugarleii! cmßerordeiitlich warm und ehrlich herzlich und begleitet von einer Fülle herrlicher Bluniengebiude. Frl. Tttlliuger darf demnach mit dem Erfolge ihres erste» dies jährigen Lieoex-Abends «ei» zweiter ist für de» 10. Januar ange- setztt ebcnio zufrieden sein, wie es ihr Hö>erkreis mit ihren fein sinnige» und kunstverständige» Darbietungen war. U. 8t. Tritte Deutsche Knustnclvcrve-AllSstelliillg Dresden 1W6. IV. und Gebäude für Arbeiter-Wohlfahrt So»verbauten im Park. cs«>uz i In der Anlage und Ausmöblierung des ViersamilienhauscS, das gleichfalls unter der Aegide deS Ausschusses zur Pflege heimatlicher Kunst- und Bauweise in Sachsen und Thüringen von dem Landtagsabaeordneten W- Poppitz und dem Direk tor B. Herz in Plauen r. V. durch den Architekten August Grothe ausgesührt und als für den Vorort einer mittleren sächsischen Industriestadt bestimmt gedacht ist, hat man vcr- nünstigerweise die bestehenden realen Verhältnisse nicht so außer acht gelassen, wie das Kühn getan hat. Aber auiy hier sind immer noch Bedürfnisse und Levensaewohnhciten zu grunde ge legt worden, die den Etat einer Arbeiterfamilie, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, übersteigen. Jede dieser in dem Hause vereinigten vier Kleinwohnungen besteht aus einer Kückenstube. aus ein bis zwei Schlasräumen und aus einer Art von Veranda. Sie sind namentlich in dem Dachgeschoß hell »nd freundlich und leidlich geräumig. Von der Erwägung ausgehend, daß die Arbeiterfamilien, schon um die Heizung zu ersparen, sich in der Regel in der Küche aufkalten, ist der Ausbildung der Küchen- stuoe besondere Aufmerksamkeit geschenks, d. h. der Raum ist gleichzeitig für Küchen- und Wohnzwecke eingerichtet worden. Die Küche ist iedesmal in einer Art von Nische untergcbracht. nimmt also nur einen kleinen Teil des zur Verfügung stehen den Raumes in Anspruch, der im übrigen mit netten, aber viel zu kostspieligen Möbeln aus den Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst und von F r i e d r i ch H e n g st in Pirna — in den Schlafzimmern findet man sogar S t e i n e r schc Paradies- betten — ausgestattct ist. DaS ist an und für sich recht schön gedacht und zielt in erster Linie darauf ob, den Arbeitern den Unfug der „guten Stube" zu verleiden. Sie werden sich jedoch den Wunsch, einen Raum zu besitzen, rn dem jederzeit alles hübsch aufgeräumt und alles möglichst sauber ist, nicht sobald aus dem Kopse schlagen und mit einem gewissen Recht Bedenken trogen, so wie es hier der Fall sein müßte,' die besten Stück« ihrer Einrichtung dem unvcr-> meidlichen Küchenbrodcl auszusekcn. Mit einem Worte, diese, Einrichtung paßt nicht in die Küche kleiner Leute. Wer sich dergleichen leisten kann, wird Sorge tragen, solches Hausgerät in einem besonderen Raume unterzubringcn und sich in der Küche mit einem schlichten Eßtische und Holzstühlen begnügen. In technischer Hinsicht weist das Poppitz-Haus mancherlei beachtenswerte Neuerungen auf, über die Fachleute iw Katalog die wünschenswerte Belehrung finden. Für uns genügt es. seine» freundlichen Gesamteindruck sestzustellen und die Erörte rung seiner sonstigen Vorzüge den Bauverständigen zu über- lassen. Auch dem im Aufträge des Herrn Oberregierungsrats v. N o st i tz-Dr z c w iecki in Pirna von dem Architekten Richard Bauer in Leipzig errichteten Gebäude, dos in ein Einsamilienbaus für die Familie eines landwirtschoftlichen Arbeiters und in ein Zweifamilienhaus für einen Industrie- orbciter im Erdgeschoß und für einen Heimarbeiter im Ober geschoß zerfällt, läßt sich nochrlihmen, daß es alle Erfordernisse der Billiokeit und Schlichtheit mit verhältnismäßiger BÄag-