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LnndrSiynode. Handelsknmmer, Geilchtsverddl. Mntinnkl- Wittklnng: l. Plivileginm der Entarteten. AlbeileranSschnsse i» SloalSbetrieben. HenSler-Ptvzeb. Selir kiiht veränderlich. LonttiUitud,27. Oktober 1Z)06. Bedarf Deutschland einer Kolonialarmce? Tie Frage nach der Schaffung einer Kolonialarmee spielt bei den Erörterungen über die kolonialen Reformen eine her vorragende Rolle. Es sei daher hier zur Klärung der Begriffe über dieieS in kolonialpolitischer Hinsicht hochwichtige Kapitel den nachstehenden Darlegungen Raum gegeben, die auS der Jeder eines unserer militärischen Mitarbeiter stammen und den «Äegenstand m eingehender, fachmännischer Weise beleuchten, ohne dah wir uns aber in allen Einzelheiten mit dem Stand, punkte des Verfassers identifizieren: Die Vorbedingung zur Beantwortung der Jrage ist Klar- heit über den Begriff. Was ist olko .Kolonialarmee"? Nach dem zurzeit üblichen Gebrauch bezeichnet man damit zweierlei: 1. ganz allgemein gefaßt: Truppen für die Kolonien — gleich- gültig, wo sie ihren Standort haben —: 2. im engeren Sinne: Truppen in den Kolonien — Standort in diesen. Zu unter scheiden ist ferner hierbei — in bezug aus Kategorie 2 — ob dies weiße oder farbige sind, sowie bezüglich der farbigen, ob reguläre Truppen der Kolonialmacht oder reguläre Truppen der dieser Macht unterworfenen Staaten. Da die letzte Unterart nur für England in Indien und Aegypten in Jrage kommt, unter Um ständen auch eher als Gegner in Berechnung zu ziehen sein könnte, dürfen wir für unsere Zwecke von einer Erörterung über dieselbe absehen. Reguläre farbige Truppen in eigenem Solde habe» hauptsächlich England und Frankreich. AIS militärische Polizei und bei vorsichtiger Verwendung, vor allem außer- yalb ihrer Stammländer, sind sie zweifellos sehr brauchbar; für einen ernsten Krieg um die Kolonien genügen sie nicht, so unentbehrlich sie als Hilsskorps und Parteigänger den dann unbedingt erforderlichen weißen Truppen, besonders in den Tropen, sich werden erweisen können. Die Erfahrungen, die wir Deutschen in Ostafrika mit solchen gemacht und noch machen, sind ja ebenfalls gute, ebenso die in Kamerun; in Süd- Westafrika haben sich die vom Hauptmann Schwabe erstmalig eiuexerzierten Bastards ebenfalls bewährt; die WitboiS hatten dagegen immer nur Hilfsvolkscharakter. Trotzdem wird auch für unS gelten, daß in einem großen Kriege, selbst wenn wir z. B. die gesamten Wehrfähigen Ostafrikas von mehreren hunderttausend Mann militärisch ausbildeten, ein weißer Kern von einem Viertel bis einem Drittel der Gesamtstärke nicht zu entbehren wäre — nämlich, solange England die See beherrscht! Andernfalls würde den farbigen Truppen die nötige lange Widerstandskraft, bis wir in Europa gesiegt, fehlen, bezw. aus- gehen. Ta nun mit dem Momente der Kriegserklärung die See für uns verschlossen ist, würde ein Versuch, erst dann Truppen in die Kolonien zu werfen, natürlich ein Schild bürgerstreich sein. Es erschiene also, um unnötiges Blut- vergießen zu vermeiden, als das klügste, von vornherein aus jede Verteidigung in den Kolonien zu verzichten. Eine derartige Anschauung scheint uns von Hochverrat nicht weit entfernt. Nach dem Grundsatz: .Glücklich, wer im Besitz ist" würde der auf dem groben Kriegsschauplatz unterlegene Gegner, der — oder dessen Verbündet«. Analogie hierzu Italien-Oesterreich 1866 — unsere Kolonien fast ohne Schuß iu Besitz genommen hätte, ein derartig wertvolles Pfand für den Friedensschluß ausgcliesert erhalten, daß wir so oder so — sei es, daß wir, dem geheimen Wunsche so vieler entsprechend, auf die Nückerhaltung verzichteten, sei es. daß wir in Europa die SiegcSsrüchte nicht voll ernten könnten — dem Feinde uns selbst in die Hände gespielt hätten. Also schon der Ehrenpunkt sollte uns zwingen, eine nachhaltige Verteidigung unserer Kolonien im Auge zu behalten. Damit ist natürlich nicht gesagt, daß wir alle und jede Kolonie mit einer großmächtigen Londtruppe — solck>« kann einzig in Frage stehen — besetzen sollen. Selbst wenn wir es könnten, wäre es Torheit. Man hält im Kriegt seine Kräfte zusammen: man zersplittert sie daher nicht schon im Frieden. Sieht man unsere Kolonien auf ihren militärischen Wert an, so ergibt sich folgendes: 1. Kiautschou — tvt- geborenes Kind; 2. Südsee-Gesamtheit: wird in der Nordsee verteidigt; 3. Togo: auSspringender Winkel, wird ebenso wie 4. Kamerun an den Vogesen entschieden; b. Ostafrika: Nachbar ist England. Läge es dort, wo Massaua liegt, so müßten ein paar Armeekorps hin. So aber, dort, wo eS eben liegt, werden wir England, selbst wenn wir Sansibar und Britisch^stasrika wegnähmen, nicht schaden, und deshalb haben wir — da «S unser wertvollster Besitz ist — unS dort ledig- lieh auf BerteidigungS-Desatzung zu beschränken, unter Be- rücksichtigung der Notwendigkeit, diese Besatzung auch stark genug zu machen zu Ausfällen. 6. S ü dw e sto fr i ka. Der einzige Fleck dieser Erde, wo England für unS militärisch mit gleichen Waffen unter gleichen Chancen zu fassen ist. Insofern hatten die Befürchtungen der Engländer, denen Hakdan« Ausdruck gab, durchaus recht, nur zeigte das Urteil über die «ntsetzlich« Gefährlichkeit der deutschen ISDN sink!. Abgang!! „Männel" ganz daS Bild der Urteilsfähigkeit des .Seehundes auf dem Lande", das der Engländer überhaupt in militärischen Dingen bietet. Daß der Engländer tapfer ist, bestreitet ihm niemand — aber eben der Seehund auf dem Trocknen beißt auch — nur fehlt ihm die wissenschaftliche Durch- bildung des Soldaten. Etwas mehr ruhige Besonnenheit hätte Haldan« und allen seinen Landsleuten — bis inkl. derjenigen, die mit hunderttausend Mann in Deutschland einsallen woll ten — sagen müssen, daß erst von einer ständigen Besatzung bezw. Armee von dreimalhunderttausend — also der zwanzig- sachen Zahl der jetzigen — Mann in Südwestasrika angcfangen England einen Angriffskrieg mit der Möglichkeit an die Wand malen könnte, daß urteilsfähige Dritte ihm glauben, ohne daß eS sich als Banghase unsterblich lächerlich macht und unabsichtlich verrät, wie gering seine militärisch« Urteilskraft ist. bezw. wie gering es sich selbst einschätzen muß, wenn es vor 15 000 Mann deutscher Truppen in Südafrika Angst hat! Da hoben wir Deutschen doch «ine wesentlich bessere Meinung von englischer Tüchtigkeit. Sonach spitzt sich di« Frage dahin zu: Was brauchen wir für Ostasrika? Und was brauchen wir lür Südwestasrika? Für Ostasrika — unserer Ansicht nach — etwa «in Drittel weihe Truppen, den Nest Farbige. Es dürfte zu erwägen sein, ob eine Art Miliz für letztere nicht angängig ist, trotz der andererseits nicht zu unterschätzenden Gefahr bei Aufständen und FeindeSeinbruch. Immerhin müßte weil« Benützung der StammeSverjchiedenheiten eine gewisse Gewähr bieten können. Die Stärke dieser Gesamtbesatzung ist Sache des General- stabes, ebenso die Anbahnung einer auf die Hauptpunkte be schränkten Küstenverteidigung. Diese zu beurteilen, dürste die Marine allein nicht in der Lag« sein: ob man sie ihr — wenn fertig — unterstellt, wollen wir nicht entscheiden, erscheint uns aber unrätlich. Für Südwestasrika würde» wir die Dahinverlegung eines ganzen Armeekorps der aktiven Armee be- fürworten; und zwar eines kriegsstarken. Das Land ist anderthalb«»! so groß wie Deutschland. Dritisch^Tüdafrika ist vielmal so groß. Also ist ein Armeekorps keine Bedrohung für den britischen Besitz, denn selbst z. B. die Eroberung Kapstadts würde diesen nicht wehrlos machen, da dann noch sämtliche Häsen am Indische» Ozean offen stünden, deren Besetzung einer so schwachen Truppe unerreichbar bleiben würde. Aber ein Armee korps. mit dem einen Krieg zu beginnen >>ie Tat eines Wahn- sinnigen wäre, wäre die .Zicke" im Spiele gegen England, das — für den Kriegsfall — vor seiner Kriegserklärung mindestens drei Armeekorps nach Südafrika werfen und lo seine Pläne verraten müßte! Aus dem Bisherigen ergibt sich zweierlei: 1. dah wir statt sogenannter ^toloniol"^Truppen die lGarnisonierung aktiver Truppen in unseren beiden größten Kolonien für erforderlich halte», und 2. daß für diese Truppen Kriegsministerium und Generalstab di« Instanzen sein müssen. DaS ganze Elend der Ausstände ist ohne jeden Zweifel der elenden Zwilterstellung der Gouverneure zu danken, oie in der Zwickmühle der Abhängigkeit von den Zivilvorgesetzten mehr oder weniger dem Prinzip hul- digen mußten: .Tu' mir nichts, ich tu' Dir auch nichts!" Wären sie, sobald sie einmal die Militärbehörde requiriert, von der Verantwortung für den Gang der Fcldtätigkeit bis ein- schließlich FriedenSschluß befreit, so wäre zweifellos gar oft ent- schieden« durchgegrifsen worden, wobei sie ihre Hände in Un- schuld waschen konnten, aber ein pazisiziertes Land zurück- bskamen. Unsere Humonitätssreunde kann man da mit der Frage beruhigen, tvas sie verziehen würden: strenge, aber ge rechte Behandlung, oder Zustände, wie sie jetzt das hochaelobte freie Amerika durchmacht und wie sie ein sprechendes Beiiviel für Leute sind, die seinerzeit für polnische Revolutionäre. Griechensrciheit und Sklavenemanzipation schwärmten. Wie haben sich die deutschem Griechensreunde und Polen schwärmer in die Nesseln gesetzt! Und die amerikanisch,en Neger können angüsichtS der dortige» Vorkommnisse doch sckMerlich als leuchtendes, ermunterndes Vorbild zur Wiederholung des gleichen Experimentes in unseren Kolonien dienen. Wird also — wie aus militärischen Gründen unbedingt und vom Vcrwal- tungsstandpunkt aus höchst wünschenswert ist — Militär und Zivil reinlich geschieden wie hier in Deutschland, so ist nur Gewinn nach allen Seiten zu verzeichnen: politisch, militärisch, finanziell. Folglich muß eine ^rolonial".Armee für uns nur als integrierender Bestandteil der aktiven Armee, mit anderen Worten: kriegsstarke Truppenteile in Koloniolgarnisonen. ge schaffen werden. Die Zeiten der ..Versorgung" zahlreicher Offiziere bei lächerlich schwachen Truppen-./Stämmchen" in den Kolonien sind unwiederbringlich dahin. Die „Zeit des Verkehrs" hat die Kolonien in den Ring der Verteidigung des Mutterlandes einbezogen als .vorgeschobene Posten", deren jeder in der Lage ist und sein muß. starke Kräfte des Feindes zu absorbieren und diesen somit an der entscheidenden Stelle um eben diese Kräfte zu schwächen. Von diesem Gesichtspunkte aus muß un'er heutiacn Verhältnissen die Frage einer .Kvionial"» Armee betrachtet werden: nach solchen Rücksichten ist sie zu be handeln und zu lösen! Daß für De»tschland hierbei das Werbe- l'ystem nicht in Frage kommen kann, das brauchen wir wohl nicht erst zu betonen. So weit unser militärischer Mitarbeiter. Daß freilich die weitgehenden theoretischen Forderungen, die er als Fachmann aufstellt, bei der derzeitigen Zurückhaltung der ausschlaggebenden Faktoren irgendwelche praktische» Erfolge haben könnten, ist mehr als sraglich. Immerhin dürsten diese Anregungen eines Militärs ein gewisses Interesse beanspruchen und schon ihren Zweck erreicht haben, wenn sie kolonialfreundiiche Kreise «neut von der Reformbedürftlgkeit des jetzigen Systems überzeugen. Neueste Trahtmclvunken vom 26. Oktober. Die Verhaftuna des »Hauvtmauns vo« Köveulck". Berlin, lieber die Verhaftung deS Köpenicker Kassenräubers wird weiter gemeldet: Voigt, der ein geschickter Schuhmacher ist, wäre in Wismar geblieben, wenn er gekonnt hatte. Aber die mecklenburgische Landesverwaltung wies ihn aus. Gleich nach der Verhaftung des falschen Haupt manns wurden der Bürgermeister Langerhans und der Rendant v. Wiltberg aus Köpenick nach dem Polizeipräsidium in Berlin berufen und dem Verhafteten gegenübergestellt. Aus die Frage, wie er auf den Gedanken gekommen sei. die Köpenicker ivtavt- kasse zu berauben, antwortete Voigt, er habe die Absicht gehabt, in Wismar redlich weiter zu arbeiten und dann vielleicht einmal in Bernau ein Zweiggeschäft des Msmarer Hoflieferanten einzurichten. Durch diese Rechnung habe ihm die mecklen burgische Landesvcrwaltung mit der Ausweisung einen Strich gemacht. Er sei nur mit guten Absichten nach Berlin ge kommen, um mit der Unterstützung seiner Verwandten unter Anlehnung an sie einen neuen redlichen Erwerb zu juchen. Es sei ihm aber nicht gelungen, festen Fuß zu fassen. Da habe er den alten Plan, sich auf andere Weise Geld zu verschaffen, wieder aiifgenommen. Daß eine große Sache mit Soldaten am leichtesten zu machen sei, daran habe er nie acztveifelt. Mil einer Uniform ausgerüstet und auf militärische Macht gestützt, mache er alles, auch noch mit ganz anderen Leuten als dem Bürgermeister und dem Kassenrendanten von Köpenick. Uebrigens habe er Köpenick nie vorher in seinem Leben gesehen. Berlin. lPriv.-Tel.) Bei seiner Vernehmung blieb Voigt vollkommen ruhig, zeigte aber auch da eine über», legene Frechheit. Als ein hinzukouiluender älterer Beamter ihm seine Verwunderung darüber aussprach. daß er in seinem Alter nur die Hauptmanns-Abzeicken angelegt und sich nicht min- bestens als Major ausgeipielt habe, antwortete er mit der Frage: „Haben Sie gedient?" Nachdem die Frage bejaht war, fuhr er fort: ,,Das halte ich auch überlegt, aber wenn ich als Major nach Köpenick gekommen wäre, so würde man dort doch vielleicht erstaunt gewesen sein, daß ich selbst in dieser Charge Sie paar Männerchen lomniandierte und nicht wenigstens einen Leutnant bei mir hatte." Einer der Kommissare äußerte dann, daß er es nicht verstehe, daß man diesem Greise gegenüber nicht sofort nach seiner Legitimation gefragt habe. Voigt siel alsbald mit der Erwiderung ein: „Mein Herr, ich kenne Sie nicht, aber wenn Sie auch mit Ihrem Oberregierungsrate und Ihrem Präsidenten gekommen wären, meinen Sie, daß ich mich erst aui eine lange Auseinandersetzung eingelassen hätte? Ich hätte einfach den «Soldaten gesagt: „Packen Sie die Kerls im Genick und führen Sie sie ab, und Sie hätten 'mal sehen sollew wie schnell Sie 'naiisaeflogcn wären!" Bei seiner weite- ren Vernehmung über die Vorgänge in Köpenick erzählte Voigi, daß er beinahe „aus der Fassung geraten" wäre, als der Polizei-Inspektor Jäckel ihn um die Erlaubnis gebeten hätte, abtrete» zu dürfen,-weil er — ein Bad nehmen wolle; da sei er ganz verblüfft gewesen und habe dem Beamten erwidert: „Was, baden wollen Sie gehen?" Tann habe er seine Fassung wicdergewonnen und gesagt: ,Nun ja, Sie können abtreten. Nach dem Tage des Handstreiches aus die Köpenicker Stadt kasse ging der „Hauptmann" gar nicht mehr aus. Er klagte über schlimme Füße: das kam von den engen Hauptmanns- stiefeln. Die beiden letzten Tage blieb Voigt im Bette liegen. Die beiden Mieter des kleinen am Hofe gelegenen Zimmers benützten gemeinsam einen Kleiderschrank, >eder besaß einen Schlüssel. Voigt legte seinem Stubengenossen. einem etwas be schränkten Manne, wiederholt ans Herz, ja den Schrank immer zu verschließen. Wie die polizeilichen Ermittlungen ergaben, bat Voigt zuletzt in der Pantoffel- und Filzschuhfabrik von Mbert Viereck in Berlin gearbeitet. Der Inhaber dieser Fabrik äußerte sich über Voigt wie folgt: „W. Voigt trat bei mir am 14. Juni in Dienst. Er machte infolge seines Alters und seiner ruhigen Haltung einen vollkommen vertrauenerweckenden Eindruck. Ich liatte keine Ahnung davon, daß er erst kürzlich aus dem Znchthause entlassen worden war. Er war bei mir als Durchnäher beschäftigt, d. ls. er handhabte eine mit dem Fuß zu tretende Nähmaichine, die bei Filzschuhen den Rand mit der Sohle durch Stevpnaht verbindet. Voigt war außer- ordentlich fleißig: er verdiente durchschnittlich wöchentlich 31 bis 36 Mark. Trotz seines Fleißes war er bei der Arbeit sehr gesprächig. Zu leinen Kollegen äußerte er mehrfach, daß er in kurzem daran gehe, sich selbständig zu niachen. Vor- her wolle er icdoch ein großes Kapital, das er in Odessa be- sitze, kündigen, um einen Fonds für seine Etablierung zu haben. Er kündigte auch an, daß er schon in nächster Zeit die Reise nach Rußland antreten werde. Voigt lebte sehr sparsam und gab in der Woche höchstens 9 bis 10 Mk. für Unterhalt und Wohnung aus. sodaß er von dem Löhne noch viel übrig behielt. Trotzdem war er anscheinend sehr geizig. Er borgte sich von einer Fabrikarbeiterin noch zuletzt eine Mark, well er sich an- aeblich ganz verausgabt hätte. Als Pfand ließ er ein maues Arbcitshcmd in der Werkstätte, und dieses vorpus ckolieti be findet sich noch heute als ein eigenartiges Schaustück i» Besitz