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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061025026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906102502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906102502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-25
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
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Dresdner Nachrichten, DoouerStag. 25. Oktober 1VU« M» Nr. 2V4 au Lea «Vorschlägen Le« Ausschuss«« zu den GesetzesLeftimmunae» «er Lea Zuzammenschluk vo» tSircheiivorständeu i» Orteu mit mehreren Kirchenvorstanden. die solgendermaßen lautete»: «Auch können mehrere oder alle vorlbazeichutlen Sircheuvorltände gum Zwecke gemeinsamer Beschlußfassung in Angelegenheiten der im vorstehenden Absätze bczeichneten Art zu einem Verbände »u- jammentreten. dessen »Labungen über die BorauSjetzungen, die Horm und die Wirkungen der Beschlußsaffunq de« Verbände« »owie über die Vollziehung der qcsaßten Beichlitffe und di« V«r> irelung des Verbandes Bestimmung treffen müssen. Dirke Satzungen bedürfen zu ihrer Gültigkeit eb«nso wie »u ihrer Aendrrung der Zustimmung jedes Kirchenvorstandes. der am Verbände leilnimmt. und überdies nach Gehör des Evangelisch- luiherilche» LandeSikoiffiitoriums der Genehmigung der in Lva»trelicis beauftragten Staatsminister. Mit der Erteilung vieler Genehmigung erlangt der Verband Rechtsfähigkeit." Dazu bemerkte Staatsminister Dr. Rüger, da« di« Faffuna de« Ausschusses im allgemeinen nur eine juristisch feinere Wieder gabe des Eiilivur'fSparagraphen sei. De», letzten Satze könnten die Staatsminister nicht beistimmen. da er ein Vorgreffen in der später erfolgenden Gsnieindesteuergeietzaebuna enthalten könne. Seine Annahme würde eine Differenz herbei führen, die sich während der gegenwärtigen Svnode nicht mehr erledigen lassen werde. Der Berichterstatter empfahl daraus, aus eine weitere Verfolgung dieses Passus zu verzichten. Pfarrer 5k r ö b e r-Waldheim stellte den »Antrag, die Gründung von Gemeindsoerbändcn schon durch eine Dreiviertelmehrheit der beteiligten Vorstände zu ermöglichen. Präsident v. Zahn warnte vor der Annahme dieses Antrages und verwies wiederum aus die bevorstehende Regelung der Angelegenheit durch das zu erwartende Gemeindesteueraeietz. Das Gemcindesteuerwesen wurde auch weiter in der »Debatte erörtert, ohne das» sedoch wesentliches dazu vorqebracht worden wäre. Bürgermeister 'Dr. Pt ettiq - Reichenbach stellte den Antrag, de» letzten Satz des Ausschußantrages zu streickxn. Pfarrer Kr ö ber-Waldheim zog seinen Antrag zurück. Der Antrag Dr. Mettig und im übrigen der Ausschußantrag wurden angenommen. — Bei der Behandlung der Wahlberechtigung für die Kircheiworslands- wahlen stellte Stadtrat S l e s i n a - Bnchholz den Antrag. eS möchte den Kiichenvorstanden gestattet sein, einzelne verarmte Perionen, die öffentliche Armenunlerstütznng bezögen. zur Wabl zuzulassen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. — Nach mehr als dreistündiger Behandlung genehmigte die Svnode das Kirchen gesetz nach den Anträgen des Ausschusses und ließ die Petitionen aus sich beruhen. — Pfarrer S i e b e n h a a r - Breitenborn beantragte im Namen des Ausschusses^ zu Erlas; Nr. 10, die Synode wolle beschließen: zu dem der Synode vorgelegten Ent wurf eines K i rcki e n a e s e tz e s. den Aufwand für die Stellvertretung der Geistlichen und Kirchendiener betr.. die Genehmigung zu erteilen. Nach Ausführungen des Präsidenten v. Zahn, der die An nahme des Antrages dringend empfahl, und einer sehr ausgedehn ten Debatte wurde das ganze Gesetz angenommen. — Den nächsten Puiikt der Tagesordnung bildete der Antrag der Synodalen Geh. Kirchenrat v. Pank und Geh. Kirchenrat v. Niets chel. Er lautete: .Die Synode wolle erklären: Die Synode gibt ihrer freudigen Genugtuung Ausdruck, das; der Antrag der siebenten Landessimode aus einen Zusammenschluß der deutschen evangelischen Landeskirchen zur Wahrung und Förderung der allen gemeimamen Angelegenheiten unter bedeutsamer Mit wirkung des sächsische» Kirchenregiments eine Verwirklichung in dem deutschen evangelischen KirchenauSichuß, al- einer Bereinigung der Kircheinegierungen, gefunden hat. und daß dieser in stetig wachsendem Umfange eine gesegnete Wirksamkeit für das evange lische Deutschland entfaltet. Die Synode ist gewiß, daß, wen» die Zeit zu einer weiteren, synodalen Ausgestaltung des Zu sammenschlusses der Landeskirchen gekommen sein wird, das Kirchenregiment auch bei der Förderung dieses Zieles die trendige Zustimmung der Landeskirche sinden wird." Ter Antrag war von weiteren 57 Synodalen unterzeichnet. Das Referat gab Geh. Kirchenrat U. Pank-Leipzig. Er schilderte, in welchem Maße der deutsche Kirchenausschuß das Vertrauen in evangelischen Kreisen erworben habe. Tie Synode habe deshalb das Bedürfnis, ihre Befriedigung über seine Wirksamkeit besonders kundzugebe». Der 10. November IM. an dem er zum erstenmal zusammengetreten sei. bedeute einen Wendepunkt in der Geschichte des evangelische» Tentschlands. Ohne weitere Debatte wnrde der Antrag einstim mig angenommen. — Bet der zweiten Beratung über Erlaß Nr. 13. Entwurf eines Kirchengesetzes über den Reise- aufwand bei Gast- und Probcpredigten, sowie die U mz n gs k o ste n bei Anstellungen und Ver setzungen der evangelisch-lutherischen Geistlichen betr., wnrde den Ausschnßanträgen mit einer kleinen, durch den Ausschuß selbst beantragten Aenderung zugestimmt. — Nächste Sitzung : Donners tag. vormittags 9 Uhr. —* Der Lustmördcr Hugo Arthur Schilling ist. wie bereits im Morgenblaite kurz gemeldet, verhaftet und in das König!. Amtsgericht in Kamen; eingeliefert worden. Im Dorfe Deutschdajelitz gelang es dem Rlttergiitspächter Opitz, den Mord gesellen. der nach dem Lustmordversuche an der 15jährigen Tochter ! des Schmiedemcisters Barchmann auf das laute Hilferufen des Mädchens die Flucht ergreifen mußte, festzunehmen und seine Unterbringung im dortige» Arresthause zu veranlassen. Der am 8. August 188l in Cbemnitz geborene Arbeiter Schilling, der. wie berichtet, auch den Mordversuch an der Botenfrau Marie Richter in den Postelwitzer Steinbrüchen. sowie den Mord an der ^jäh rigen Tochler des Werkführers Tiermann in Lichtenhain verübte und diese Untaten bereits eingestanden baden soll, ist erst am 8. Mai aus dem Zuchthause in Waldheim. wo er wegen Sittlichkeitsverbrechcns eine liährige Strafe verbüßt hatte, entlassen worden. Nicht nur Frau Richter hat in der ihr vorge- legten Photographie Schillings den Mordbuben erkannt, sonder» auch die Kellnerin, die ihn bei seiner Einkehr im Gasthause „Zum kleinen Wasserfall" bedient hat. — Wie erinnerlich, war bei der Schilderung des Ranbmordankalls in den Postelwitzer E> t e i n b r n ch e n auch berichtet worden, daß die Tat von s ä ch s i s ch e n „ I in a nz w a ch m änne rn " vom linken Elbufer ans zwar, gesehen worden sei, aber von ihnen nicht hätte gehindert ««Len können. Hier»» schreibt uu» da» König!. Haupt« zollamt tu Schandau: .Etz ist »ou die, au» »wetsrltzfm fest- gestellt «orden. daß keiner der in Frage kommenden Zollbeamten und Grenzauflehrr vom Krippen« User au« etwa» von dem Brr- brechen bemerkt hat. Auch ist von den vetressenden keine «ende- rung anderen Personen gegenüber gefallen de» Inhalt«, daß der Vorgang gesehen worden iei. ab« nicht hätte verhindert werden können. La die am Krippen«» Elbus« dirnstleistenden Grenz« aiffsichttz beamten mit Gewehren au-gerüstet such und ihnen auch Schaluppe» zu, Verfügung stehen, um »ach dem trnlrittgen Ufer übersetzen ,u können, so wären sie ohne »vettere« in der Lage gewesen, der Ueberfallenen Hilfe zu leisten und die Verfolgung de» Täter» mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln sofort aufzunrhinen." —* Der «esuvbheichzutzaud i» Dre«Le» war nach dem soeben erschienenen Monatsbericht« de» städtischen Statistischen Amtes für den Monat August ein ganz vortrefflicher. Bei einer Beoölkerungszahl von 520 500 starben nur 725 Personen, und zwar 380 männliche und 345 weiblich«. Unter den Per- storbenen befanden sich 305 Kinder im ersten Lebensjahre, von denen wieder 149 an den in den beißen Monaten besonders stark auftretenden KinderkranHciten. Brechdurchfall und Magen- und Darmkatarrh, starben. Als ein Beweis für die gesunde Lage Dresdens kang es jedenfalls gelte», daß von 725 Verstorbenen sich allein 76 >m Alter von 60 bis 70 Jahren, und 70 im Alter vo» über 70 Jahren befanden. Die Lungentuberkulose forderte 83 Opfer in allen Lebensaltern, und an Krebs starben 43 Per- Ionen. In 26 Fällen ist Altersschwäche als Todesursache an gegeben. Selbstmorde kamen 11 zur Äiizeige, und durch Ver unglückung oder andere gewaltsame Einwirkungen starben 11 Personen. —* Die Wahllisten für die diesjährige Stadtverordneten. Ergänzungswahl liegen von Montag, den 29. Oktober, bis mit Mittwoch, den 14. November — ausschließlich der Sonntage und des RcsormationsfesteS — für die Stadtteile links der Elbe im Wahl- und Listenamte, Polizeigebäude. Schiebgasse 7, und für die Stadtteile rechts der Elbe im Neustadter Rat- Hause, Hauptstraße 3. 1. Obergeschoß, öffentlich aus. Einsprüche gegen diese Listen können nur bis zum Ende des siebenten Tages (das ist der 6. illovember) angebracht werden. —* An Stelle des bisherigen wissenschaftlichen Hilfs arbeiters bei der Dresdner Handelskammer. Dr. R. Schneider, wurde beschlossen, den Referendar Ernst Froe- l ich aus Dresden, der schon seit dem 1. April bei der Kammer als Volontär tätig war, vom 1. Oktober ab als Hilfsarbeiter anzustellen. —* Auf Grund der von der Handelskammer zu Dresden gemachten Vorschläge wurden 86 Handelsrichter und 18 stellvertretende Handelsrichter für die Zeit vom 1. Oktober 1906 bis 30. September 1900 ernannt. Die große Mehrzahl her Ernannten war bereits in der abgelausenen Amtszeit als Handelsrichter oder Stellvertreter tätig. Neu- ernannt wurden zu Handelsrichtern: die bisherigen stellver» tretenden Handelsrichter Alfred Grumbt, Alfred Hültzsch, Georg Lehmann und Edgar Rietz, ferner die Kaufleute Heinrich Heß. Reinhold Kurth, Konsul Rönisch und Kommerzienrat Schulze.' zu stellvertretenden Handelsrichtern die Kaufleute Karl Anhäuser, Georg Ehrender«. Albert Naumanri, Ernst Päßler, Th. Aug. Schupp. Dr. Alexander Struve und Rudolf Weigand. —* Gemäß Borstandsbeschluß erhielten von der Dresdner Handelskammer die Anerkennungsurkunde für kaufmännische Angestellte: Kaffiercr Paul Müller in Burkhardlswalde sFirma Ländlicher Vorschubverein zu Krögis), Reisender Richard Große in Chemnitz sJoh. Gonl. iUnger u. Hoffmann, Aktiengesellschaft, Dresden!, Buchhalter Eduard Albrecht sW. Martins. Dresden! und Kontorist Edwin Paul Otto >u Meißen fJ. D. Hentschcl u. Witlich, Meißen); die A n e r k e n n u n g s u r k u n d e s ür g e w e r b 1 i cke Än- g e st e l l t e : Zimmerer Karl Schwenke in Lenken ^z. M. Leh mann. Dresden) und Werfführer Anton Julius Mcisel tBecker u. Schöppe. Dresden!. —* In den heutigen Morgenstunde» ist der mittlere und zn- aleich längste Teil der gußeisernen, reich ornaiiientierten Ein friedigung des Herzogin-Gartens an der Ostra-Allee von seinem Standorte im aanzen versetzt worden. Bei der erheb lichen Länge des Objektes, gegen 75 Meter, »nd dem in Betracht kommenden Gewicht mußten umfängliche Vorbereitungen getroffen werden. Das Kvnigl. Hofbaunmt hatte mit der Ausführung der Arbeiten die beiden hiesigen bekannten Bansinnen E. Noack und Earl u. Nvuih betraut. Insgesamt waren 24 große Winden zur Aufstellung^gelangt. Ter schwere Sandstein-Sockel, auf dem die Geländer-Säulen, in Blei emgegossen, ruhen, wurde durch starke Balken, die vom Umbau der Annenkirche herrührrn. zusammen- gehalten. Durch den Sockel geführte Eisenschienen ermöglichten die leichte Fortbewegung der schweren Last. Der neu« Standort ist etwa 9 Meter rückwärts gelegen, wo die Eiiifriediglliig ans einer Betonioble wieder beseitigt wird. Tic Verschiebung, die natürlich längere Zeit in Anspruch nahm, ging unter der Leitung der Herren Baumeister Noack und Nönitz und unter Beobachtung aller gebotenen Vorsichtsmaßregeln ohne Zwischenfall von statten. Deni interessanten Experiment wohnten Herr Hosmarschall Graf v. Rex, deni die Leitung der Geschäfte des Hausmarschallamtes obliegt, sowie die Herren Hofvberbaurat Hasbaumeister Dünger und Hofbaurat Hosarchitekt Frölich bei. Selbstverständlich hakte sich auch ein zahlreiches Publikum als „Zaungäste" tu des Wortes buchstäblicher Bedeutung eingefunden, das dem Verlaufe dieser nach amerikantscheni Muster vorgenommenen Verschiebung mit großem Interesse folgte. —* Die Enthüllung des Crislpi-Denkmals auf dem Crispi- platze in Vorstadt Löbtau dürfte voraussichtlich am kommenden 2. November erfolgen. Das Denkmal, eine Bronzestatue von 2 Meter 30 Zentimeter Höhe, zeigt den italienischen Staats mann in stehender Figur in Zwilkleidung. Der charakteristische Kopf ist ein wenig nach links geneigt und die Gesichtszüge sind uan sich dahin schlüssig, in den nächsten Monaten tunlichst auf >ie Abhaltung einiger Vortragsabende zuzukommen. Die vom üerein verfolgte unlautere Wettbewerbs-Anaelegenheit eine« siesigen Uhrmachers hat durch dessen rechtskräftig gewordeir« An der Vorderseite de» Sockel» wird «ine vom DreÄrer Bild hauer Hottenroch modellierte Bronzcplatt« angebracht, di« folgende Worte enthält: FranreSeo CriSpi. Haften» großer Etaatitinonn und Vorkämpfer für den Dreibund. Gestiftet von den Burgern der Stadt Palermo." Da« Modell der ^ CriSpis stammt von dem italienische» Bildhauer Prv Mario Putelli. An der Enthüllung»fei«r dürsten auch treter Italien«, sowie der Schöpfer de» Denkmal» teilnrhmen. —* In einer gestern abend stattgehabtrn Versammlung der ausständigen Schisser in Hamburg würbe ein Tele- aramm des Gauleiter» Becker vrrlefen. wonach dt« in Dresden stattfindend« Versammlung über die Beilegung de» Ausstandes »och nicht abgeschlossen sei. Für heute abend wurde eine »tue Versammlung der Streikenden einberufen, in der da» Ergebnis der Dresdner Versammlung mitgetellt werden soll. —* Letzten Freitag tagte der Berti» argen Unwesen sin Handel und Gewerbe un Gewerbehause unter keinem stellver tretenden Vorsitzenden. Herrn Stadtverordneten Rechtsanwalt Kohlman», bei recht zahlreicher Teilnahme der Mitglieder des Grsc>»>tvorstandes. An erster Stelle erfolgte die Vorstellung des durch Vertrag vom 3. d. M. angestellten Akquisiteur« und neuen Mitgliedes. Demselben wurde auf seinen Antrag die ge« wünschte Abfassung von drei verschiedenen Werbeschriften über tragen. deren endgültige Feststellung und Unterzeichnung dem VereinSvorsitzcnden zustebt. Ein Antrag auf Erweiterung der Vereinstätigkeit agb Anlaß zu einer längeren Debatte und führte zu dem Beschluß, daß cs nicht wünschenswert ,u erachten sei, die nur auf bestimmte Zwecke und Ziele gerichtete, ohnehin reichliche Bereinsaufgabe noch zu erweitern. Tagegen machte man sich dahin schlüssig, in den nächsten Monaten tunlichst auf die Abs " ' ' - Verein hiesigen ^ , . ^ - ... Verurteilung z» 100 Mk. Geldstrafe event. 10 Tagen Hast ihre Sühne gesunden. Unter den Zuschriften und Anzeigen über UnlauterkeitSvorsälle wurde nach eingehender Beratung die nähere Erörterung bezw. Verfolgung eines Verfehlungssalles gegen das Nahrungsmittelgesetz lsogen. Apfelsaft betreffend) und eines jahrelang fortgesetzten AusverkaufSbetriebes. sowie die Prüfung eine« Franzoranntwein-Angebotc« sö Flasch« O Pfg.) beschlossen. Zur Ausnahme gelangten 16 neue Mitglieder. —* Der 4000. Kurgast in diesem Jahre; diese« für ein Sanatorium wohk einzig dastehende Ereignis batte gestern Dr. Lahmanns Sanatorium ans dem Weiße» Hirsch »u verzeichnen. Als der Gründer des Sanatoriums in, Jahre 1888 die damalige primitive Badeanstalt erwarb, um daraus eine Anstalt erstehen zu lassen, in der er seine Ideen zur Anwendung zu bringen gedachte, hat er sicherlich nicht im entferntesten einen solch beispiellosen Erfolg geahnt. Nach fünf Jahren rastloser und aufreibender Arbeit konnte die Anstalt am 26. September 18U3 den >000. Kurgast in genanntem Jahre zählen. Im Jahre 1898 überstieg die Frequenz die ÄX>0. dann 1901 die 3000 und in diesem Jahre wurde die höchste Frequenz überhaupt seit Bestehen der Anstalt erreicht, indem gestern, am 23. Oktober, der 4000. Kurgast in diesem Jahre anknrn. Zur Feier des TageS gab da« Sanatorium abends rin Festmahl, an dem neben den zur Zeit anwesende» Kurgästen die Aerzte und Berwaltungsbeamten teil- nahmen. Dem Festmahle schloß sich ein Konzert mrt darauffolgen dem Tanz a». —* P-lizeibericht, 24. Oktober. Auf dem Güterbahnhofe Dresden-Friebrichstadt sind im Juni d. I. ein „E. B- 6797" ge zeichnetes Paket mit 420, Meter Leinen, sowie ein Fahr» rad, Marke „Naumanns Germania" Nr. 7509, abhanden gekom men. Mitteilungen über den Verbleib der vermutlich gestohlenen Güter werden au die Krimiiialcibteilung erbeten. — Am Sonntag wnrde auf der Gerokstraße von zwei Taubstummen, die sich, inner halb der Gleise strbend, unterhielte», der eine, ein Schuhmacher, von einen« Straßenbahnwagen » mgerissen. wobei er mit dem halben Körper unter den Vorderperron zu liegen kam Glücklicher weise trug er nur leichte Hautabschürfungen davon. Den Wagen führer soll keine Schuld trefien. —* Heute früh Vr? Uhr brannte in Pulsnitz das dem Privatus Liebscher gehörige Eckgrundstück gänzlich nieder. Dabei wurden durch eine einstürzende Giebelwand vier Per sonen lebensgefährlich verletzt, nämlich Riemermeister Urban, Kupferschmiedemcister Hoffmann, Töpfergesellen Wilhelm und Kemnitz. — Amtsqcrickit. Als Straßenbahnschaffner unterschlug der jetzige Schweizer Carl Paul Wolf vom Februar bis Juni o. I. die Summe von 1ll,15 Mark. Der Angeklagte wurde Ende v. I. auf Grund einer falschen Denunziation aus dem Straßenbahn- dlenste entlassen und blieb ein Vierteljahr ohne Beschäftigung. Dann trat er wieder in den Dienst der Straßenbahn-Gesellschaft ein. Durch die falsche Denunziation, behauptet er, sei er in Not geraten, und um verschiedene Ausgaben zu decken, habe er nach und nach die genannte Summe von den Fahrgeldern »nterschlagen. Für dieses Vergehen erhält Wolf 2 Monate Gefängnis. In der Urteilsbegründung heißt es, daß die bisherige Unbescholtenbeit des Angeklagte» als strafmlldernd in Betracht gekommen sei. Auf der anderen Seite habe aber der hohe Betrag und die raffinierte Art der AnsführuiiA berücksichtigt werden müssen. — Am 12. Oktober versuchte der schweizer Franz Friedrich Wilhelm Wntschke auf dem Sternvlatze ei» Fahrrad im Werte von 80 Mark zu stehlen. Der Raub wurde ihm aber sofort durch einen Gendarm wieder abgenommen. DaS Hinterrad war inittels einer Kette a» den Rahmen angeschlosscn. aber Wntschke führte die Maschine auf dem Vorverrade davon. Der Gerichtshof erkennt auf 1 Monat Ge fängnis. — Der Zeitungsverlegcr Glfftav Adolf Gähner, der Herausgeber des .sKaufmännischeir^Stellenboten", bat gegen ein Strafmandat von W Mark wegen Stellenvermittlung ohne polizei liche Gcnkhmiguiia gerichtliche Entscheidung beantragt Gähner hatte an Personen, die in hiesigen Tageszeitungen Stelle suchten, geschrieben »nd auch verschiedenen eine Anstellung verschafft. Das Gericht sieht liiert» Ebenfalls eine Stellenvermittlung und beläßt es bei der verfügten Strafe von 20 Mark. Bewegung versetzt werden sollen, daß sie bedenkliche Risse und Svrünge auswei>en müßten. Anstatt dessen hat man nicht sie. sondern oolitische Federn in Bewegung gesetzt und in ellen langen Leftariikeln nachdenkliche Betrachtungen über Milita- rismus. biipden Soldalengehorfam. Uniformverehrung und mangelnden Bürgerstolz verzapft. Wir würden es verstehen und uns gar nicht wundern, wenn der immer noch in be scheidene Anonymität gehüllte Verfasser dieser köstlichen Burleske, der mehr Witz sein eigen, nennt, als sämtliche ^chwankversertiger der Gegenwart zu'ammengcnommen, und der einen durchichlaqenden Lacherfolg verdient hätte, ob solcher Nörgeleien zum Schwarzseher würde und den Staub des un dankbaren Vaterlandes von seinen Pantoffeln schüttelte. Was lohnt es auch, mag er mit Recht denken, diesen schwerfälligen, im grauen Theorie-Nebel dumys tastenden Deutschen einen Heiden spaß zu machen, wie er, seitdem Weltgeschichte geschrieben wird, einfach noch nicht dagewesen ist! Hamlet wundert sich, wie einer lachen kann und immer lachen und doch ein Schurke sein. Aber cs ist nicht weit erstaunlicher, wie einer einen so lustigen Schelmenstreich drei Stunden lang durchführen und dabei ernst bleiben kann wie eine Kratzbrüste? So mancher Mann hätte za allenfalls den Plan aushecken können. Aber nur ein gebore- ner. gen-ialer Komiker, der seine Gcsichtsmuskeln allezeit ganz in der Gewalt hat. konnte ihn mit so unerschütterlichem Ernst durchführen. Freilich gibt cs Kriminalpsychologen, die der llcberzeugung sind, daß der prächtige Räuberhauptmann von Köpenick nur ein Irrsinniger sein könne, da ein normaler Mensch -inen solchen geistigen Salto mortale überhaupt nicht fertig zu bringen vermöchte. Dies mag dahingestellt bleiben. Jeden falls zeigt sich auch in diesem Falle wieder die bekannte Tat sache, daß Genie und Wahnsinn nahe verwandt und mitunter schwer voneinander zu unterfcheiden sind. Wir unsererseits lassen uns bis zum Beweise des Gegenteils nicht ausreden, daß der Eroberer Köpenicks ein genialer Gauner ist. der den Schalk im Nacken sitzen hat. Bei oller Achtung, die wir als deutsche Neichsangehörige und insbesondere als preußische Staatsbürger für Gesetz und Ordnung haben, können wir nicht umhin, die unter io außerordentlichen Umständen be werkstelligte Plünderung der Köpenicker Stadtkaffe für einen köstlichen Spaß zu halten und bei dem bloßen Gedanken daran immer von neuem in ein homerisches Gelächter auszubrechen. Man vergegenwärtige sich nur den Hauptmann mit dem halb- abgebissenen grauen Schnauzbart, den Säbelbeinen, der schiefen Schulter und der schäbigen, in einem Trödlerkram erstandenen Uniform, der ruppigen Schärpe und den aus dem Leime gehen- den Stieseln, die nicht einmal mehr die Sporen zu halten im stände sind! Und ein also ausstaffiertes Individuum besitzt die bodenlose Unverschämtheit, sich ausgerechnet als einen Haupt mann im ersten Garde-Regiment z. F. auszugeben, in dem Regiment also, in dem alle preußischen Prinzen zuerst dienen, dem als Offiziere anzugehören auch Prinzen kleinerer und mittlerer Bundesstaaten sich zur besonderen Ehre anrechncn, dessen Offiziere die elegantesten und schneidigste» des ganzen preußischen Heeres sind! Es gehört eine ausgesuchte Frechheit dazu, sich mit einem solchen Aeußeren und in einem solchen Aufzuge als Hauvtmann dieses Potsdamer Elitc-RegimentS ans- Zuspielen. Aber es ist keine neue Erfahrung, daß verhältnis mäßig bescheidene Aufschneidereien mit Hohn zuriickgewicscn werden, während faustdicke Lügen, wenn sie nur mit der gc- höriaen Portion Unverschämtheit vorgebracht werde», willig geglaubt werben. Hätte sich der Köpenicker Anonymus i» den bescheidenen, Mantel eines einfackwn Feldwebels göhüllt, so würde vielleicht schon der Unteroffizier der kleinen Trupps die er zuerst für den Sturm ans dos Köpenicker Rathaus abfing, den plumpen Betrug erkannt und den Schwindler dingfest ge mocht haben. Vor dem falschen Hauptmann mit dem Schnurr bart aber stand er stramm und aehorchtc blindlings seinen Be- fehlen. Mit der Macht einer unwiderstehlichen Suggestion wirkte die Hauptmanns-Uniform auf alle, die ihr nahekamen. Selbst der rechtskundige Bürgermeister Dr. Langerhans verfiel ihr rettungslos. ES ist eine Roheit sondergleichen, daß man^diesen bedauernS- werten Mann mit anonymen Schmäh- und Spottbricfen förm lich überschüttet hat. während ihm doch Kundgebungen auf richtigen Beileid» gebührten. Ein geradezu raffiniertes Pech hat ihn heinigesucht, ein Pech, das genau so riesengroß ist. wie das Glück wäre, das erforderlich ist, damit der Besitzer eines Loses einer Pferdelottcrie das große Los gewinne. Im Deutschen Reiche gibt es etwa rund 80 000 Ortschaften, unter denen der falsch« Hauptmann die freie Auswahl hatte. Freilich war sie dadurch einigermaßen eingeschränkt, daß er sich einen Ort ohne Garnison auSsuchcn muhte, da sonst die Aussicht des Gelingens allzu gering gewesen wäre. Aber immerhin blieben noch viele Tausende übrig. Es gehörte nun das ausgesuchte Pech des Tr. Langerhans dazu, daß daS seiner Obhut an vertraute Gemeinwesen schließlich als Sieger aus dieser engeren Wahl hervorging. Dazu kam dann freilich noch das besondere persönliche Pech hinzu, daß sich Herr Dr. Langerhans als außerordentlich geeignetes Objekt für diesen seltenen Gaunerstreich erwies. Aber wer will denn mit Ge wißheit sagen, wie sich die Oberbürgermeister. Bürger meister und Gemeindevorsteher der anderen deutschen Ortschaften in der gleichen Lage benommen hätten? Theoretisch wenigstens war Tr. Langerhans so out vorgebildet, wie nur irgend einer seiner Kollegen in der Welt, uni dem Herrn Haupt- mann einen dicken Strich durch die schlaue Rechnung zu machen; denn — eine interessante Einzelheit, die noch nicht genügend bekannt oder betont worden ist — er hat die neueste Auslage des vom verstorbenen Berliner Oberbürgermeister Zelle der- faßten trefflichen „Handbuchs des gellenden öffentlichen und Privatrechts für das Gebiet des preußischen Landrechts" mit- bearbeitet. Er weiß also gewiß so gut, wie irgend einer der Kluasprccher, die ihn nachträglich darüber belehrt haben, daß in Fricdenszeiten ein Bürgermeister, selbst wenn er Reserve offizier ist, nicht ohne weiteres von einem Militärkommando ver haftet ivcrdcn kann. Ihm hat nur die Geistesgegenwart ge fehlt, sein Wissen im gegebenen Augenblick praktisch zu ver werten. Aber wieviele Menschen, selbst die tapfersten und klügsten, besitzen den völlig unerwarteten, von jedem Präzedenz fall abweichenden Lagen gegenüber die nötige Geistesgegenwart? Gewiß nur sehr wenige, sonst würde die Weltgeschichte nicht Beispiele dieser Art mit bciondcrcr Sorgfalt und Bewunderung aufbewahren. Friedrich der Große wäre verloren gewesen, wenn er im Schlosse bei Lissa, als er «ine Saaltüre öffnete und dabei überraschenderweise aus «in« Schar zechender österreichi scher Offiziere stieß, nicht kaltblütig genug gewesen wäre, den Hut zu lüften und ruhig zu sagen: „Von soir, messiaurs!" Er verblüffte sie damit so, daß sie wie gebannt sitzen blieben und gar nicht daran dachten, den königlichen Feind aus der Stelle «u verhaften. KU« ihnen dieser naheliegend« Gelmuke
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