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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061010014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906101001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-10
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Monat
1906-10
-
Jahr
1906
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ftrl. Dr. VL»«er-Oerli» kemlzeichnete in ihrem Bortrage über di« .««form der höheren Mädchenschulen" die Gesichtspunkte, von denen di« Vertreterinnen der Frauenbewegung an die Fwg« der Mädchenschulreform berantrelen. und das Verhältnis dieter Gesichtspunkt« zu den verschiedenen Streitfragen, dt« bei der Beratung der Reform ausgelaucht sind, folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: „Stadt und Ge meinden Hab«), die Pflicht, für die Errichtung öffentlicher höhe rer Mädchenschulen zu sorge», die den sechsklassigen höheren Knabenschulen gleichwertig sind und mit denen in beruflicher Hinsicht die glerckren Berechtigungen verknüpft werden können. Den Mädchen, die Universitätsreife erlangen wollen, ist die Möglichkeit zu gewähren, die Ziele der höheren Rnabenfchulen, d. h. der Gymuasien. Realgymnasien und Oberrealschule», in einem vollwertigen Bildungsgänge zu erreichen. Jede Ein schränkung dieser »siele für die Mädchen ist als eine schtvere Gefahr für das Frauenftudinin zu betrachten unk, entschieden abzulehnen. Die Versammlung begrub, es, das; auch in Bayern die ersten Schritte zur Reugestaltung der höheren Mädchen schule unternommen sind. Sie sieht eS jedoch als eine unerläß lich« Bedingung für die erfolgreiche Durchführung dieser Neu gestaltung an, dah das Prinzip der öffentlichen, weltlichen Schule im bayrischen Mädchcnschnlwesen stärker zur Geltung koimnt als bisher, und sie bedauert es deshalb autzcrordentlich. das, die Regierung in den Kammeroeühandlungen vom 26. Mai diese Notwendigkeit nicht anerkannt hat." — Am Nachmittag des 6. Oktober fand in der geschäftlichen Sitzung des Bundes die Neuwahl des Vorstandes statt. Die Wahl Halle folgendes Ergebnis: Hur ersten Vorsitzenden wurde Frau Marie Stritt wiedergewählt. Der übrige Vorstand setzt sich wie folgt zufammeii: Frl. Aima Pappritz. Frl. Dr. Alice Solomon, Frau v. Förster. Frau Edinger, Frau Weber und Frau Bensheimer. — An der Abendversammluna am 6. Oktober sprach Frau Marie Stritt über die „Einheitlich- keit in der Frauenbewegung". Lang anhaltender Beifall lohnte die interessanten Ausführungen der Refcrentin. An der letzten geschäftlichen Sitzung am 7. Oktober wurde die Beratung der neuen Bundessatzunne», die den Hauptgegenstand der diessährigen Generalversammlung bildete, beendigt. — Gustav Adols-Fcstspiel. Bekanntlich hatte der Haupt- ouKschub für die Gustav Ädols-Festspiele anfangs nur insgesaiitt 10 Aufführungen ins Auge gefaßt. Aber der Erfolg übertras alle Erwartungen. Die begeisterte Ausnahme des als Dichtung noch viel wirksameren „Gustav Adolf" sprach sich in kürzester Frist herum, und Tausende sind bereits gekommen, um Las Werk auf sich einwirken zu lassen. Bereits 15 Ausführungen sind verstrichen, aber noch immer steigert sich der Andrang. So hat man sich denn entschlossen, »och einige Wochen Weiler zu spielen, und zwar, wie bisher, Sonntags, Dienstags, Mittwochs und Freitags. Da mit Rücksicht aus die erst jetzt beschlossene Verlängerung für die nächsten Vorstellungen noch nicht so viel Vormerkungen erfolgt sind, als für die voran- aeganqrnen. so können Vorberbestcllunge» von Vereinen und Einzelpersonen bei sofortiger Anmeldung in beschränktem Um fange noch entgegengenommcn werden. — In Verbindung mit der vom Bezirksobstbauvcrein Wurzen aus Anlah der Feier ieineS 30jährigen Bestehens vcr- onstalteten Aubiläums-ObstaussteNung dasetbsi fand am 7. d. M. die allgemeine Versammlung der Mitglieder des Landesobstbau. Vereins für das Königreich Sachsen statt. ff?12 Uhr mittags erösfnete der Borisitzcnde des Landcsverciiis, Amlshauptrnann Dr. Uhlcmcinn-Grobenhain, die Sitzung und überreichte nach Be grüßung der zahlreich erschienenen Besucher dem seit 30 Fahren dem Vorstände angchörenden und fast ebenso lange als Vorsteher des Bczirksobstbauvereins Wurzen tätigen Rittergutsbesitzer Dr. v. Waechter-Möcknitz die höchste Auszeichnung, die silberne Medaille für Verdienste um den Obstbau, Landtagsahgeordneten Däbritz,Niich>wik die bronzene Medaille und Köhl-'r-Grimma, Schöne-Trebelshain und Professor Dr. Weineck-Wurzen für langjährige Dienste als Vorstandsmitglieder Anerkennungs- diplomc. Oberstabsarzt Dr. Dicmer-Dresden hielt daraus einen Vortrag über: „Mehr Obst im dänischen Lunde fürs deutsche Haus und Vorschläge zur Ncuaestaltuna der Obstzucht, des Obst- Handels und des Obstgcuusscs". Dem Landesverband ychören zurzeit 49 Bcziüksvereine mit 6588 persönlichen und 159 körper schaftlichen Mitgliedern an. Im Anschluß an die Versammlung fand aemeiiiiames Mittagsmahl statt, dem sich die Besichtigung der auanlitaliv und qualitativ äusterst reich beschickten Nuhiläums-Obstausstellung wie des Obstbau-Lchrgarlens der Landwirb'chaftllchen Kreichchule anschloß. — Am 1. April 1907 stellen folgende sächsische Infanterie- Truppenteile Einjährig-Freiwillige ein: Die Grenadier-Regimenter Nr. 100 und Nr. 101, das Schützen- Regiment Nr. KV und das Insanteric-Regiment Na:. 177 an Dresden, das Infanterie-Regimen! Nr. 181 in Chemnitz, die Ansauterie-Negimentcr Nr. 106 und Dir. 107 an Leipzig und das Jnsanterie-Regimeni Nr. 133 in Zwickau. — Aus Anlast des 50jährigen Aubiläums der „Dresdner Nachrichten" hotte daS gesamte Personal der Firma Liepsch u. Reickmrdt als Festgabe, wie berichtet, ein grobes Tableau überreicht, auf dem in kleineren und gröbe ren Gruppenbildern sämtliche Angestellte in ihren Betriclas- ränmcn ausgenommen und zu einem geschmackuoll arrangierten Glanzen vereinigt worden waren. Dieses von der Firma Herzfeld ausgenommene. nach Art wie Mas; gleich beträchtliche Werk photographischer Kunst ist von heute ab für wenige Tage im Schaufenster von Hcrzseld aus der Prager Straße aus- gestellt. Tie farbig reizoolle Ausstattung des Ganzen rührt von dem Maler Rudolf Berger, der dekorativ wirksome Rahmen von dem Bildhauer Paul Böhme her. — Von der gleichen Firma ist übrigens eine Momentausnahme von der Festtafel im Gewcrbehanse am vergangenen Sonntag gemacht worden, die in einer der nächsten Nummern der illustrierten Sonnabendbeilaqe unseres Blattes erscheinen wird. Bemerkt sei noch, das, die stoffliche Ausschmückung der Festräume im Gewcrbehanse. insbesondere auch die Ausstattung deS Enipsan>g3solons. von Herrn Tapezicrerrneister Nusch die gärtnerische Dekoration des Saales von -Herrn Grub über- nommen und ausaesührt worden Ivar. Die prachtvollen alten Perser-Teppiche hatte die Firma Schlesinger sreundlichst überlassen. Ter ausgezeichnete A » b i l ä u m s k n ch e n stammte aus Beyers Konditorei s.Hoskonditor Schumann). — Die priv. Pogrnschntzengildr plant auch im bevorstehenden Winter eine Anzahl g r ob c r F e st l»ch k e i t c n, die bekanntlich stets auf die Mitglieder dieser altlilstorischcn Gesellschaft und ans die besten Vürgerkreise eine grobe Anzielinngsklaft arrSübe». Das diesjährige grosse Festmahl findet am Dienstag, de» 30. Oktober, nachmittag? >/,3 Ubr, im groben Saale des Gewerbehanscs statt Hiera» schliefst sich am Freitag, den 16. November, abends 8 Uhr. in demselben Etablissement der übliche Ball »ilt Souper. Die Fastnachtsscicr findet am Montag, de» I I Februar, abends 8 Uhr, il» Konzcrlhanse des Zoologische» Gartens statt. Mit dem Konvent- soupec und Ball werden die Wintcrfestlichkeiten am Dienstag, den b. März, abgeschlossen. Aubrcdem findet jeden Donnerstag von abends 8 Uhr an eine gesellige Zusammenkunft (Billard-Boule! im Restaurant .Deutschcr Herold", Sophien-Straßc 2, statt. Das hübsch auSgestattete Vkra»üg»»gsprogran»ii ist in der Form eine? eleganten Kalenders soeben an die Mitglieder verschickt worden n»v gibt in übersichtlicher Weise Auskunft über sämtliche Festlich keiten und Veranstaltungen, deren Arrangements von de», Vrr- gnügniigSauSschnß, bestehend aus de» Hcrren Dekorationsmaler Schlenkrich, Hostuwelier Jähne, Stadtrat Kändler. Hoflieferant von Böhme. Rentier Mack, Privatnö Math. Rentier Satvw, Tapezierer-Obermeister Schulze und Theaterdirektor Witt, getroffen werden. — Der Wahlverein für die Abteilung ^ Weist- ner und Pensionäre), welcher im Herbst vorigen Jahres zu», Zweck« der Ausstellung von Kandidaten für die Stadtverord nete» w a h l ins Lebe» gerufen worden ist und der den Erfolg verzeichnen konnte, die von ihm ausgestellte» Kandidaten gewählt zu leben, bat seine Tätigkeit in diese». Fahre wieder ausgenommen nnd wird auch für die diesjährige Wahl Kandidaten seinerzeit i» Vorschlag bringen. — Der kaufm. dramatische Verein „Sachsen im Felde" veranstaltete anläblich des dicSiährigc» Stiftungs festes am Sonntag ein mit Thenterauffühning. Gabciwerlosnng »nd Ball verbundenes Konzert im „Hotel Stadt Petersburg". Dl« l» allen Teilen änderst wohlgclnnaeue Feier brachte den Vor tragenden Damen und Herren des Vereins wohlverdienten Beifall. Zur Aufführung kam das Lustspiel „Ei» Kole>" von Keller. Für die ausgezeichnete Darstellung der Jakobine Wander gebührt Frau Mary Gebert ein volles Lob. - DaS nächste Vergnügen der ..Sachse» Im Felde" ist die KinneSfeier am 4. Novenibcr im VereinSlokal „Hotel Stadt Petersburg". — Zum 3. religiösen Vortragsabend in Altstadt ladet der Evangelische Arbeiterverein Dresden für heute nach der ..Zentralballe" am Fischhofplatz ein Herr Pastor Uriger wird über „Die Bibel" sprechen. Ter Vortrag beginnt püirkllich halb 9 Uhr. — Bon den Truppenteilen des 12. Armeekorps werden auf dem Schießplätze bei Königsbrück Schießübungen wie folgt abgeyallen werden: vom 103. Insanteric-Regimeul vom 12. bis 17. November, vom 178. Ansauielie-Regimcist vorn 19. bis 29. November, vom Schützen-Regiment vom 10. bis 15. Dezember, vom 13. Iägerbaiaillon von, 3. bis 6. Dezem ber. DaS 178. Ansantcric-Regiiiieut kehrt an jedem Tage irr seine Garnison zurück, während die übrigen Truppen in, Barackenlager uniergebrachl werden. — Einen Musikalischen Abend veranstaltet der Chor aesangvcrcin der Chemischen Fabrik Helsen berg A.-G. am Sonnabend im „Erbacricht", Niedcrpoyritz. An diesem Abend wird Direktor Dr. Kar! Dieterich den Zyklus „Eliland" von Alexander o. Fietitz zu de» Gedichten von Slieter Vorführer,. Die Begleitung t)cst Eduard Schnorr v. Earolsseld übernommen. — Bei der Ziehung der ersten Serie der Zwickauer A n s- st e l 1 u i, g SI o t I e r i e siel der erste Hauptgewinn leine elcgnnte Wohiiungseiurichliiug mit Eguipaget ans Nr. 61318. Das Los ist im Besitze der I2iährigen Tochter eines.Harmonikasabrikaisten in Georaenlhal bei Klingenthal. Der zweite Hauptgewinn (Wohn- und Schlafziiniiicreinrichtnng» siel ans Nr. 19137, der dsttte tWohiizimmereiiurcbtnng, ans Nr. 61962. der vierte (Brautwäsche- ansstnttnug) ans Nr. 621-30, der fünfte <Kücheneinrichl»ng) auf Nr. 52015, der sechste tZimmercinrichtimgj auf Nr. 61467. Tie Ziehung der zweiten Serie findet am 15. November statt. — Vom 10 0 0 0 0 M c> r k - G c >v i n n e der Sachs. Landcs- lolieric kam am Montag auch ei» Zehntel ,,„ch Oelsnitz — aber nicht der ehrsame Schneider, der das Glücks-Zebntel er- worben, durste sich des ungestörten Besitzes der 8500 Mark er freuen, er Halle zu Beginn der 5. Klasse ein halbes Zehntel an einen Restaurateur abgegeben, und darf sich nun mit der alten Lebensrcgel trösten, das, geteilte Freude doppelte Freude ist. Auch die Freude des Restaurateurs war nicht ganz ungemi'cht, da er i» der eilten Ueberraschung übersehen Halle, daß ihm eine Doppelmeldung — 500 000 und 100 OM Mark — vorlag, und er ansänglich angenommen hatte, er sei am „großen Lose" belciligt. — Militärgericht. Bor dem Kriegsgericht der 23 Division erschiene» 16 Angeklagte, und zwar die ehemalige» Ulanen, jetzige» Reservisten -Herzog, Jsvld, Stäuber, Augustin und Zappe nnd die Ulanen Möller. Wolf, Flechsig, Schmidt, Hentschel, Bäucrniann. Gründel, Hosfmann, Löbcl, Lehmann und Jaser. Auf dem Marsche ins Manövergelände wurden die Ulanen in Ober-Lndwigsdorf einauartiert, wo am 12. August Tanzmusik siattsand. zu welcher sich die meisten Ulanen einfanden. ES war ihnen bis II Uhr abends Urlaub gewährt worden, doch leisteten sämtliche Angeklagten diesem Befehl keine Folge, weshalb gegen sic Anklage wegen Ungehorsams, Gehorsamsverweigerung und Beharrens im Ungehorsam erhoben wurde. Der Sachverhalt war folgender: Der Vizewachtmeistcr Peter war um ll Uhr in das Tanzlokal gekommen und hatte dort noch Ulanen seiner Eskadron voigesimden. Da dem Wachtmeister einige jnngeMädche» klagten, daß ihnen die Ulanen die Kleider zerrissen hätte», erteilte er de» Befehl, daß sämtliche Ulanen sich nach Hause begeben sollten. Die Ulanen beachteten jedoch diesen Befehl nicht, auch nicht als er wiederhölt wurde. Der Angeklagte Herzog ließ sogar die Aeußerung falle»: „Den Bruder lwomlt der Vizcwachtnieisler gemeint war) werde sch mir schon noch kaufen." Diele Aenßernna Hallen zwei andere Unteroffiziere gehört, »nd sie stellte» deshalb den Ulanen Herzog zur Rede. Die Angeklagten bestreite» durch weg das, was ihnen zur Last gelegt wird, ebenso behauptet Herzog ganz entschiede», jene Aeußerung nicht getan zu habe». Die geladenen II Zeugen dagegen bestätigen siefast sämtlich mit Ausnahme des Vizcwachtmcislers Peter selbst, der behauptet, infolge eines Sturzes an Gedächtnisschwäche zu leiden. umfangreicher Beweisaufnahme beantragt klage in Anbetracht der Tisziplinlosigkeit, welche nur wenige Schritte von Meuterei entfernt lei, gegen Herzog, dessen Aerrße- rung gegen den Vizewacbtmeister als eine Drohung gegen einen Vorgesetzten ansaefaßt wird, 6 Monate Gefängnis, gegen Jsold nnd Stäuber 3 Monate Gefängnis und gegen die übrigen Auge klagte» hohe Arrcstsirnsen. Nach Ib-slündiger Beratung des Gerichtshofes verurlcilt daS Kriegsgericht Herzog zu 3 Monaten 2 Wochen Gcsäirgnis, Jsold und Stäuber z» je 4 Wochen strenger» Arrest, die übrigen Angeklagten aber zu geringeren Arreststrafcn. Gcilerarvcrslimiitlililji des bdangettschen Bundes. In der bis aus den letzten Platz gefüllten Hanplkirche in Graudenz fand Montag abend ans Anlaß der Generalversamm lung des Evangelischen Bundes ei» I e st g o t t e s d i e n st statt, bei dem Prälat Hcrrmann-Stnttgart über de» Tert predigte: Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin, nnd seine Gnade in mir ist nicht vergeblich gewesen. Die Predigt machte aus die Zuhörer einen tiefen Eindruck Als bei Einbruch der Tnnkelhcit die Menge die Kirche verließ, erstrahlte die Stadt Graudenz in Präch tigster Lichtsülle. Vier mächtige Kandelaber ließen vor dem Krrchentor vier gewaltige Fcnersäiilc» zum Himmel empo Reigen. Die Kirche selbst erstrahlte in Hellem Rot vom Glanze bcngalltcher Feuer Ar» Abend fand eine große protestantische Kundgebung statt; in der Versammlung sprachen Professor Dr. Scholz-Berti» nnd Pfarrer Nienröller-Elberfeld. In seiner Rede führte P r ä la t H e rr m a n n u. a. aus: Am 5. Oktober 1886 fand in Erfurt die denkwürdige Versammlung statt, ans der von 67 Teilnehmern die Schließung des Evange lische Bundes erklärt wurde». Damals herrschten mehr als traurige Verhältnisse Inr Tenlichen Reiche, nnd die Entwicklung seitdem hat uns Recht gegeben, dah der Evangclische Band nicht eine künstliche Mache, sondern eine »»bedingte Notwendigkeit war. Was einzelne deutsche Professoren bei ihrem Belache in Rom ge plant, was einzelne schwedische Pfarrer in ihren Gemeinde» schon propagiert hatten: seit jenen Tagen ward es zur Wahrheit. Trotz aller Bedenken nnd schwere» Zeilen hat sich erwiesen, das; unser Gedanke doch der richtige gewesen ist. Die Macht unseres B-mdeS liegt darin, daß wir ein Losungswort von durchschlagender Kraft, ein Werbemittel edelster Art »nd ein Arbeitsfeld verheißungs vollster Ausblicke habe». Das Losungswort lautet: Deutsch- Evangelrich. Darunter kämpft und arbeitet der Evangelische Bund, Das Wort gemahnt »ns an das Erbe der Vergangenheit, an die Person Luthers nnd die Zeit der Reformatio», und für die Gegenwart an die deatsch-evangclische Volksschule, die deutsch evangelische Bildung »nd nicht zuletzt das deutsch-evangelische Kaisertum. Wir wehren keinem Andersgläubigen, zruir gemein samen Wöhle des Vaterlandes »ach seiner Art und seinen Kräften bcizntragc», und wer nrit »ns znsananeaarbeiten will aus irgend einem Gebiete deutscher Wohlfahrt und denlictzer Gesittung im gegenseitigen Vertrauen und Achtung der Konfessionen, ist uns auch in dieser kvnsessioaell zciilffencn Zelt aasrichiig willkommen Das dcntsibe Volk aber vergißt nicht, daß unser Losungswort sich »lebt mit dem Begriffe des Wortes erschöpft, sondern viel weiter greift, als die deutsche Zunge klingt, und daß auch andere Völler und andere Nationalitäten deutsch cvauaelisrhc» Geistes sei» könne». Aus diesem Losungsworte erwächst uns auch die llcber- zcugung, daß uns inr die schweren Ausgaben der Gegenwart und die dunkle» Frage» der Znknnst ans dem Zusammenschluß des Deutschtums und des Evangeliums eine Quelle vccheißuiigsvollsteu Segens erschlossen worden ist Das Werbemittel idealster Art, das wir haben, ist die Person Luthers. Ter deutsch- evangelische Bund ist der verletzende» Art der Behandlung Luthers »nd des Werkes der Reformation, wie sic in den Jugendjaliren der evangclischen Kirche leider z» verzeichnen war, entgegengclretcn. Er bat es als die selbstverständliche Ebrenpslich! jedrs evangelische» Mannes betrachtet, den Reformator und das Andenken des Refor mators als des größten Teulsche» bvchznbalten. Im Laufe der Zeit sind dem Bunde noch wertere Ausgaben zngewachseir Ich denke an die Ausgabe», die uns drüben in Oesterreich zngewiesen Waide» sind. Die Männer, die de» Evangelische» Bund gegrün det haben, haben sich dieser Ausgabe gern unterzogen. Ganz unerwartet ist uns die Ausgabe zngcsallc», den vielen deutschen Brüder» in Oesterreich, die der seitherigen Kirche entfremdet waren und aller Religion und aller Kirche frenrd zu werden drohten, bas Weien des Evangeliums zu erhalten nnd sie dem evangelilchen Glaube» und dem evangelischen Gemeindewesen zriznsübren. Mit Dankbarkeit erkennen wir hier die Unterstützung des Gustav Adols- BereinS a», doch wir dürfen es spüren, daß gerade in der Eigen art des Evangelische» Bundes etwas tag, was drüben die Herzen irnserer Brüder besonders gewann. „Gottes Gnade ist an »ns nicht vergeblich gewesen.' Wir dürsc» bei diesem Worte des Apostels Paulus nicht veraesse», daß in ihr» ein ganz besnnderer Nebenton klingt. Das Wort redcl nicht bloß vu» erfahrener Huld, sondern auch von vergebener Schuld. Auch wir im Evan gelischen Bunde müssen beide Auslegungen belrachten. Ist nicht die Notwendigkeit der Gründung eines besonderen Bundes zum Schutze der deutsch evaiigelrschen Interessen im Heimatlandc der Reformation eine Anklage gegen das dentsche Volk selbst ? Freilich! Wrnn jeder Protestant seine Schuldigkeit getan batte, bedürften wir keiner besonderen Schutzwehr. Anklage müssen wir erhebe» auch gegen uns selbst im Bunde. Habe» wir immer nnjere Schuldigkeit getan? Nein! Wir haben oft durch Zank und Zwietracht unsere gute Sache entweiht, und es ist nicht unter Verdiensl, wenn es trotz aller Schwierigkeiten so weit gekommen ist, sondern daS Werk der göttlichen Barmherzigkeit. An diesem Orte und in dieser Stunde will ich nicht erörtern, waS für Erfolge nnd Mißerfolge wir airfzuweise» hoben Aber wenn wir uns fragen, ist unsere Arbeit vergeblich gewesen oder nicht? s» dürien wir getrost sage», daß sie nicht vergebens gewesen ist. Wir haben im Kampfe gestanden und stehen noch darin, aber wir haben hindern dürfen, daß ein fauler nnd salscher Friede dielen Kamps beendet hat ans Kosten der denlsch-piotestantitchcii Interessen. Wir haben nicht nur gekämpft, sondern auch bauen und pslanzen dürfe». Wir haben gebaut am evangelische» Ge- »ikindewese» drüben in Oesterreich wie auch hier bei uns. Wir haben banen dürfen an mancher Stätte evangelischer Lrebcstötig- keit, wir haben >» der Presse evangelisches Verständnis für die Aufgaben des vsfeullichen Lebens, sür die Bedürfnisse unserer Kirche wecken dürfen und was der Bund im Stillen durch seine Schriften nnd Versammlungen an protestautiichem Ehrgefühl geweckt hat, entzieht sich jeder menschlichen Beurteilung. Und so rönnen mir getrost sagen, daß die 20jährige Arbeit des deutsch-evange lischen Bundes nicht umsonst gewesen ist. Bei der Begrüßungsveriammlung am Sonntage hieß Ober- realschrrldircktor G r o t t - Graudenz die erschienene» Bundesmrt glicder namens der Orrsgruppe willkommen »nd sprach den Wunsch aus, daß die Verhandlungen im Geiste christlicher Dul dung geführt werden möchten. Aber dieser Geist dürfe nicht in zu weitgehende Rücksicht und Schwäche Anders gläubigen gegenüber ausarlen. (Sehr richtig!) Der frühere Graudeiizer Domherr Dietrich habe gezeigt, wie man auch Anders gläubigen gegenüber Duldung üben könnte. Als ihm zum Neu bau der Fricdhafskapelle zablreiche Baumittel auch ans den Kreisen der evangelischen Mitbürger zugestossc» seien, habe er zum Dank« über das Friedhofsportal die Inschrist gesetzt: Wir glauben alle an einen Gott »nd die Liebe vereinigt uns alle (Lebhafter Beifall.) Wider de» Willen der einheriiiischen Katholiken seien dann im Jahre 18-58 die Jesuiten in die Stadt gekommen, nnd da habe diese Inschrift eines Tages im Rinnstein gelegen. »Hört, hört!) Sie sei nie wieder angebracht worden. tGroße Bewegung.) Redner schloß mit einem begeistert ausgenommene» Hoch ans den Deutschen Kaiser als den höchsten Schirmherr» der cva»gelische» Kirche. Im Aufträge des Evangelischen Oberkircheii» ratS begrüßte daraus Kvnsistorialpräsident Meyer den Bundes tag. (Lebhafter Beifall.) Er habe de» Auftrag, dem Evange lischen Bunde den herzlichsten Segensgruß vom Oberkirchenrat zu entbieten (Bravo!) und znaleich als Vertreter des westpreußischen Konsistoriums, der höchsten kirchlichen Behörde dieser Provinz, eine» ansrichtigen KillkonnnenSgruß. (Erneuter Beifall.) Die Tagung des Evangelische» Bundes sei hochbedentsam nicht nur sür die evangelisch-kirchlichen, sondern auch für die vaterländischen Inter essen. Die diesjährige Tagung fände in einer Gegend statt, wo der evangelische Glaube unv das Deutschtum inmitten einer nach Ausdehnung und Herrschaft ringenden fremden Rationalität um ihre Selbstbehauptung kämpften. Trotz manchen Abfalls und trotz manch-;» Niederganges, trotz mancher dnnNen Wolken und trotz der Minierarbeit dunkler Mächte sei in der Tiese des Volkes noch ein gut Teil vaterländische» und religiösen Idealismus vorhanden. (Lebhafter Beifall. In der Montag-Versammlung sprach in seiner Erläuterung des Geschäftsberichtes Direktor Everking einleitend sein Bebauer» darüber aus, daß Herr Professor l). Witte-Halle, der verdiente Schrislsührer des Bundes, verhindert sei, de» Jahres bericht wie sonst persönlich zu geben. An ilm gelangte auch ei» herzliches Begrüßiuigslelegramni zur Abscndnng. Lic. Everling stellte da»», wiederholt von lebhaftem Beifall unterbrochen, eine Reihe neuer Gesichtspunkte für die weitere Arbeit des Evangelische» Bundes aus. Ter Bund erstrebe den Frieden der Konfessionen, dieser Friede könne aber nur gewahrt werde», wenn die andere Konseisio» sich endlich einmal herbei- lasse, den Satz anszustellen: Der Protestantismus ist eine vererb tigte Erscheinungsform des Christcntnms ! (Sehr richtig I Leb hafter Beifall.) Andernfalls bleibe nur ei» gewisser moä»8 c ivomli. Wahren Frieden zwischen den Kvnsessinnen zu erreichen, sei trotz aller gegenteiligen Behauptungen das Ziel aller evangelischen Bundesarbeit. Leider bleibe die römische Kirche trotz aller Fnedensbetkucrilirgen eine Kampfeslirche vom Papste bis zum kleinste» Kaplan herab. Die evangelische Kirche sei nicht in der Lage, in die Abwehr geschlossen einzutreten, darum müsse der Bund auftrete» und organisieren; darum sollte man auch nicht nörgeln an solcher Organisation, sondern sich einordnen in sie. die den uns Evangelilchen verordneten Kamps für evangelische Freiheit zu sichre» hat (Lebhafter Beifall.) — I» der nun fol genden Debatte wurden ebenfalls zakstreiche »nd für die weitere Arbeit des Bundes fruchtbare Anregungen gegeben. Das Schluß wort Everlings war, wie immer, zündend und packend. Der ihm dafür gespendete Beifall zeigte, daß die Auffassung des neuen TirektorS von der weiteren Bundesarbeit durchaus den in Mit gliederkreiseii herrschenden Anschauungen darüber entspricht und daß er von dem Vertraue» seiner engeren und weiteren Mit arbeiter getragen wird. — Es folgte dann ein Referat de°- Seniinaroberlehrers Braune-Schwerin a. W. über die Frage Warum ein Evangelischer Bund auch in der O st m a r k? 'In der abends slaltkehabtcn V o I k sv c r - a in in ! u n a sprachen in packender Weite Professor Dr. Sckw'ii-Ber'u» über „D as Cinbeitsband der e v.a n g c l r s ch e » D e u r - s chcn : seine Voraussetzung — aemciu'ame cvanaclffche Gitter", und weiterhin Pfarrer Nieinölier-EIberseld über „E u a u ac tis ch e W achfa m l e i t". Zum Schluß der Vermmmtung gab Lic. Evcrlincr ein längeres Schreiben des Ebreiworsttzeuveu II. Graf von W i u tz i n g e r od e - Bvdcnsteiu bekannt, in dem dicier nrilicilt, daß ihn leider -eine Sckuvcrhöriakett an der Teilnahme an der Tagung «verhindere, er aber die Ver sicherung abgibl, daß in ihm die aste Begeisterung nie die große Sache lebe und b i s g u m letzt e n H auch weiter leben werde. iSinrmi'chcr Beifall.) Ferner lagen Pcgrüßnngstclcgrar.nne von dem österreichischen Evangelischen Bunde in Wien, den Pgstoren der Krcicimwdc Hagen r. W. und von iBundes- mitgliedern aus der Schneekoppe vor. An den Zaiicr gelangte folgendes Telegramm zur Ab- 'eiidung: „Seiner Majestät dem Kaffer und König! Die in hoher Freude an den gemeinsamen Gütern des evangelischen Glaubens znm ersten Male in der Qstmark tagende Generalverchmmlunu des Evangcü eben Bundes sendet Eurer Majestät treugestnn. alleruntcrläiiigstcn Huidignngsgruß und erbittet Gottes reichsten Segen sür Kaiser und Reich. Der Vorstand de: Evcu'.gclsichcu Bundes." L * - S kZ- »i ^ Och» s S TlijleSkieschichte. Sch»>nr;sel,e» Tie offiziösen „Verl. Polit. Ncichr." bringen eine» sehr vcr ständigen nnd von richtigem nationalen Geiste crsüllte» Arükcl zur brannschwciglschcn Frage, irr deines am Schlüsse heißt: Solche schwerwiegenden politischen Fragen innsseir nicht „ach Worte» nnd papicrnen Note», sondern nach der ernsten Scknvcrkrast der tatsäch» lichen Verhältnisse beurteilt werde». Ein Welse aus dem brarm- schtvcigische» Tlwone würde somit eine stets wachsende drohende Gefahr für die Ruhe in Hannover, für die Integrität Preußens »nd damit des Reiches sein. Preußen kann aber eine solche Agi tation durch keine» Akt der Duldung begünstige». Tenn die Ver wirklichung ibrer Ziele ist volttisch ebenso »»möglich wie etwa die Rückgabe Schlesiens an Oesterreich. Die Verhältnisse an unseren Wesigrenzc» sind fortgesetzt »nsickicr. Tie politische» Verhältnisse auf unserer 175 Meilen langen Grenze mit Rußland werden
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