Suche löschen...
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060909020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906090902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906090902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-09
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dverdnev Nachrichten ß V S » - — Z 8» s 8> eiaennützige parteipotitische Sonderbestrebungen Handel», die aus größere Erfolge nicht mehr zu rechiten haben und nur der Sozialdemokratie Vorteile bringen.* WM W trieb-ergednisse der im April 1906 wie Besörderui, emna von 6 894 820 (6303498) Personen 4 242153 8 <3914 465 Mk.) vereinnahmt, d. i. eine Zunahme von 8,5Prozr Der Gütewerkehr erbrachte bei rin« Beförderung von 3293 i gen Frstletziiiigen gestalteten sich die Be» »ächiischeu Staat-etsenbabnen folgt: Im Personenverkehr wurden bei einer M. Der Gütewrrkebr erbrachte bei einer Beförderung von 3293 942 (2183799) Tonnen eine Einnahme von 7063497 ch 652 056) Mk.. d. t. eine Zunabme von 6.3 Prozent. Die Geiamteiiinahmr belief sich demnach aus 11 305650 <10563521) Mk.. d t. ein« Zunahme von 7 Prozent. — In der Zeit vom Januar bi- mit April wur den inSgeiamt 24095077 >22 422 921) Personen befördert, dies ergab eine Einnahme von 1347S016 (13600836) Mk.. d. i. eine Zunahme von 7 Prozent. Im Güterverkehr wurden wahrend dieser Zeit bei einer Beförderung von 9620273 <89860891 Tonnen 296I7M7 137 078 219) Mk. vereinnahmt, d. i eine Zunahme von 9,4 Prozent. Die Grsamteinnahnie von Januar bis mit April betrug 43096913 (39679055) Mk.. d. i. eine Zunahme von 8.6 Prozent. —* Wenn bei der Kontrolle der Fahrkarten Reisende mit ganzen Fahrkarten vierter Klasse angelroffen werden, die zu der ursprünglichen Fahrkarte alsZuschlagskartr zwecks Benüpung einer höheren Klasse gelöst sind, so werden diese Zu schlagskarten gemäß den tarifarischen Bestimmungen vom 1. August d. I. als ungültig angesehen. Die Reisenden werden solchen falls aufgefordert werden, auf der nächsten geeigneten Station für die in der höheren Klasse bereits zurückgelegte und für die darin noch zurückzulegende Strecke ie eine Halde Fahrkarte dritter Klasse nachzulösen. —* Der 7 0. Geburtstag des Köniql. Musikdirektors August Trenkler ist. wie vorausguschen war. unter zahlreichen Ehrungen verlaufen. Trenkler hatte sich zwar aus Dresden aeilüchiet, um den unvermeidlichen Aufregungen der Feier aus dem Wege zu gehen, aber man wußte, daß er in Bärenfels bei Kipsdorf weilte, und dorthin wurden die ihm seit langem zu gedachten brieflichen und telegraphischen Glückwünsche, die nach Hunderten zählten, gerichtet. Auch Deputationen erschienen in der herrlich gelegenen Sommerfrische. Treffend zu dieser Geburtstagsfeier bemerkt hierzu der .Kamerad", indem er schreibt: „Ungebeugt von der Last der Jahre, frisch und schneidig und kaum minder elastisch wie ehedem, als er noch» im Rocke des Königs durch die faszinierende Wirkung seines Tirigenten- talents Äbertamende elektrisierte oder später nicht wenigeren mit der durch ihn berühmt gewordenen Gewerbehauskapelle ungezählte Stunden künstlerischen Genusses bereitete — so ist er der ungewöhnlich großen Zahl seiner Verehrer noch frisch >m Gedächtnis, trotzdem er sich vor etwa drei Jahren ins Privat- leben zurückgezogen hat. Ucbcr 22 Jahre lang stand er an der Spitze der Kapelle des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101. und Tausende folgien seinen anspornenden Klängen zur Wacht- parade. zum Feldmarsch, zum Manöver und aus das Schlacht feld. Er schuf den charakteristischen Typus des „Trenkler- Marsches". diesen wuchtigen und erbebenden Marschrhychmus. der seitdem vorbildlich geworden ist und dessen zwingender Wirkung sich niemand entziehen kann, ob Soldat oder Nicht» soldat. Tie Militärinusik verdankt ihm unendlich viel. Er hob ihr künstlerisches Niveau, indem er mit ihrer Hilfe die Meister der Töne und meisterhafte Tonwevke volkstümlich machte. Aber unvergessen wird ihm auch bleiben, was er für das Musikleben der Stadl Dresden als langjähriger Dirigent der Gewerbehaus konzerte getan hat. Verwöhnie Musikkenner, wie auch musik- liebende schlichte Leute aus dem Volke folgten hier dem Zauber seines Taktierstabes und verlebten durch und mit ihm weihevolle Stunden edelsten Genusses." —* Dir Versammlung sür Volkskunde und Volkskunst nahm gestern abend mit einer Empsangsversammluna im Belve dere, dessen oberer Saal mit Jichtengirlanden reizvoll geschmückt war. ihren Anfang. Neben den Mitgliedern der hiesigen veran staltenden Vereine, des Vereins für sächsische Volkskunde, deS König l. Sächsischen Altertumsvereins und des Vereins für Geschichte Dresdens, mit ihren Damen waren zahlreiche angesehene auswärtige Gäste zugegen. Unter den Anwesenden bemerkte man u. a. Geheimrat Professor Dr. Fiedler, v. Graf Otto v. Vitzthum, Kammerherrn v. Winkler, Ober- regierunasrät Siebdrat, die Professoren Lossow. Woldemar Müller, Schumacher. Mogk-Leipzig und Wüniche-Gießcn. den Vor sitzenden des Verbandes volkskundlicher Vereine, Oberstleutnant Hottenrotb, Abgeordneten BehrenS. Privatdozent Dr. Reuschel, Hofrat Dr. Prschel, Pfarrer Löscher-Loßnitz, den Dichter des neuen Erzgebirgs-Heiinatsviels und andere in volkskundliche» Kreisen bekannte Persönlichkeiten. Den Abend «öffnete General major z. D. Freiherrv. Friesen mit einem kurzen Hinweis auf die Verdienste der Äusstelluiigsleitung um die Darstellung der Volkskunst in ihrem Rahmen. Tie Veranstaltung der Dresdner Vereine wolle ihren Gästen nur praktische Volkskunst bieten. Professor O. Seyffcrt. der Leit« des Museums für Sä .. Volkskunde, gab darauf einen kurzen Ausblick auf die vier s fischen Haupldialekte, das Obersächsische (das eigentliche „Säcksch' das Vogtländische, das Erzgebirgische und schließlich das Lausitzer Deutsch. Großen Beifall erweckte seine Mitteilung, daß man für heut« beschlossen, die bedeutendsten sächsischen Dialektdichter der Versammlung selbst ihre Dichtungen Vorträgen zu lassen. Als erster ließ sich unter lebhaftem Beifall der Obersachse in der bekannten Person Ge orgZimmer manns hören, der vor allem seine beliebten ernsten Stumnungsbilder vortrug : das „Heemweh", „De Heemkehr" und einige heitere Gedichte, darunter namentlich ..De hebere Bolidik", fanden warmen Anklang. In einem in der Literatur noch als Neuling erscheinenden Dialekt, der Rochlitzer Mundart, trug Professor Zschalig ein hübsches Gedicht über „linse Sprache", das die Freiheit der Dialekte besingt, vor. Neben anderen Nachsitzer Szenen schilderte er sehr drollig den Eindruck, den der volkskundliche Verbandstag des Jahres 1902 auf die Nachsitzer gemacht haben mag. Mit Beifall wurde der schon vergangenen Winter in Dresden sehr warm aufgenommene erz- gebirgische VolkSsänger Anton Günther empfangen; zur Gitarre sang er von seinen schlichten, warmherzigen Liedern „'s Vaterhaus" „De llfnbank" und „Ans de Barg, do ist's halt lustig". Auch Kantor Riedel aus Meßbach, der Vogt- begrüßt. Bon seinen ander- die lr Satz »schichte („Dem kleinen Bräutigam") Mnnövererlebnissr. — Nach länder^ wurde mit . .älilungen gefielen vom „Zucker", der beim Abwaschen ve>'' Schilderung der Ehe. in der die bei de- Spruche- „Zwei Deelen und« gemeinsamen Gedanken haben: alt da- Hau- brennt, wollen sie wirklich beide zu gleicher Zeit „zur Stum-ttr nauS". Auch die .Hundswut" mit dem vor einem die Tollwut heuchelnden Nachbar in einen Teich entfliehenden dicken Apotheker fand großen Beifall. Den Schluß dieser glänzenden Serie von Mundartvortragen bildete Kantor Mittag au- Cunner-dorf. der Lausitzer. querst«" er die Geschichte von dem .Kleenen Brotigen" " und die Beschreibung amüsant« diesem offiziellen Teile boten d« Veranstalter noch ein paar Vorstellungen de- — Kasperlck- tbeaterS au- der Ausstellung. „Der Schneider JipS unter dem Hute". „Der Teufrl" und „Fräulein im Hemde" bereiteten den Zuschauern unendliches Vergnügen. Im Jestsaale des AusstellungSgebäudeS fand beute vormittag 11 Uhr ein großer Aestattu» statt. Außer den bereits beim EiupfangSabrnde anwesenden bekannten Persönlichkeiten, die auch hier erschienen waren, bemerkte man Geh. RegierungSrat Dr. Stadler als Vertreter der Regierung. Oberbürgermeister Beutler als Vertreter der Stadt Dresden, Generaldirektor der König!. Hostbeat« Graf Seebach. Generaldirektor der StaatSrisenbahnen v. Kirchbach, Generalleutnant v. Schweinitz. KrriShallptmann v. CrauShaar. Geb. RegierungSrat Schmalz. Geh. Oberstudienrat Bernhard. Generalmajor v. Wolf. Bürgermeister Dr. Kretzschmar. Stadtrat Adam, Stadtschulrat Professor Dr. Lyon. Oberbaurat Schmidt. Baurat Tiestel. Wohlfahrt-Polizei-Kommissar Rock von Wülfingen. Amtshauptmanii von Bose, Stadtverordnete »Beck »nd Dr. Krumbiegel. GeneralmaiorFreiherr v. Friesen «öffnete den Aktus mit der Mitteilung, daß der Protektor der Veranstaltung. Prinz Johann Georg, wiederholt sein Bedauern ausgesprochen habe, daß er der Tagung nicht beiwoh nen könne: ein Hoch aus Sachsens König und das königliche Ha»S schloß sich an. Den ersten Gruß brachte der Tagung Geh. Regierungsrak Stadler im Namen der Königl. Staatsregierung dar. Er dankte für dir der Regierung zu teil gewordene Ein ladung der drei Dresdner Vereine. Volkskunst und Volkskunde seien Bestrebungen und Gebiete, die erst in jüngster Zeit wieder belebt worden seien. Nederall hätten sie Jntereffe gesunden, da sie ein Jungbrunnen für echte und reckte volkstümliche Kunst seien. Dieses Bestreben verdiene namentlich Unterstützung gegenüber den Bestrebungen unserer Zeit, alles Besondere gleich zu machen und zu verwischen. Der Verein für sächsische Volkskunde habe den Erfolg gehabt, seit seiner Gründung auf über 2300 Mitglieder zu wachsen. Durch die Arbeit solcher Vereine sei daS Gefühl in weiten Kreisen erweckt, daß die Volkskunde in engstem Zusammen hänge mit der ganzen modernen Kunst- und Kunstgewnbe- Bewegung stehe. Tie Staatsregierung wünsche der Tagung " "" '. — Ei reichen Erfolg und Lohn. ane weitere schönsten Ansprache hielt Oberbürgermeister Beutler, der gleich warme und herzliche Willkommensgrüße im Namen der Stadt überbrachte. Der Kongreß sür Volkskunde und Volkskunst gehöre unter den getagt hätten, zu denen, die am . . zen konnten. ES sei eigentlich ver wunderlich. daß für die Volkskunst eigene Vereine «richtet werden müßten, denn jede Kunst sollte eigentlich aus dem Volke geboren vielen, die Heuer in Dresden , meisten Anteilnahme beanspruchen und so volkstümlich wie nur irgend möglich sein. In Deutsch land sei daS leider in den letzten Jahrzehnten nicht der Fall ge wesen, denn die Kunst sei Bahnen gewandelt, die nicht aceignct waren, beim Volke Verständnis und Liebe zu finden. Auch die Gelehrtenwelt habe sich mit allzu fremden Dingen beschäftigt und wenig Interesse sür daS Leben, Denken und Empfinden deS Volkes übrig gehabt. Daß dieses jetzt anders werde, beweise die Tätigkeit und der Erfolg der volkskundlichen Vereine. — Professor G r o ß begrüßte die Vereine im Namen der Direktion der 3. Deutschen Kunstgewnbe-Ausstellung. die mit ihrer Volkskunst-Abteilung einen so schönen Erfolg gehabt habe. Er spreche die Hoffnung auf daS Kommen einer neuen Volkskunst aus. Professor Wünsch- Gießen brachte den Tank der hessischen Vereine sür Volkskunde und des im Jahre 1904 in Leipzig gegründeten Verbandes deut scher Volkskundeverrine. Nach werteren einführenden Worten de- Generalmajors Freiherr» v. Friesen hielt Professor Dr. C. FuchS» Freiberg i. Br. den Hauplvoitrag über „Die Volks Wirt - ichaftliche Bedeutung der Volkskunst" in sehr knapper und fesselnder Form. Ausgehend von den, Gedanken, daß die wirtschaftliche Bedeutung der Volkskunst früher viel größer cwesen sei. als sie noch wett weniger Volkskunst als vielmehr Zolksgewerbe gewesen sei, «läuterte er ihre Entstehung ln der Zeit, als der Bauer selbst alles das erzeugte, waS er brauchte. Die Kunst in dieser vielseitigsten aller gewerblichen Tätigkeiten habe sich in dem naiven Schmucke aller Gegenstände deS täglichen Lebens gezeigt. Dabei trete dieser Knnsttrieb nie in Wider spruch mit der Zweckmäßigkeit der verzierten Gegenstände, worin sich die moderne kunstgewerbliche Bewegung mit der Volkskunst berühre. Durch die städtische Entwicklung sei die Volkskunst im wesentlichen zur Bauernkunst geworden. Bei den Bauern habe sich allmählich ein besonderes Gewerbe entwickelt, aus dem das meiste hervorgegangen sei, was wir heute als Erzeugnisse der Volkskunst kennen. Der Einfluß städtischen Kapitals und stäoti Industrie habe schließlich diese und sie in der Volkswirtschaft aufaeken lassen. Der Wert unv die Bedeutung einer blühenden Volkskunst ledoch liege nach der volkswirtschaftlichen Seite hin zunächst in der Ausbildung ein« bedeutenden Handfertigkeit und für den Bauern in der Ausfüllung der freien, arbeitslosen Stunden, vornehmlich im Winter. Durch die Verteilung der Fähigkeiten auf einzelne Glieder des ländlichen Gemeinwesens und durch die zeitliche Unregelmäßigkeit ihrer besonn isch« ringt Betätigung werde sie zu einer besonderen Form der Arbeits- Vereinigung. Für die Allgemeinheit bedeute die Volkskunst eine wichtige Vorschule für die gewerbliche Arbeit in der Stadt, da durch m ihr vorgebildcte Arbeiter im Gegensatz zu den ungelernten Arbeitern Qualitätsware geliefert werden könne. Deswegen sei sie auch volkswirtschaftlich von besonderer Bedeutung für das moderne Kimstgewerbe. Die Aufgabe der volkskundlichen Bestrebungen sei deshalb nicht so sehr das Erhalten von Erzeugnissen älterer Volks kunst, als vielmehr die Förderung und künstlerische Belebung noch vorhandener oder neu sich bildender Volkskunst. Besonder- beacht lich sei es. daß die Volkskunst vollständig unkapitalistisch erscheine. der Kavttali-mu» sei deshalb von ihr frrnzuhalten. — Der »ach diesem Vorträge war äußerst warm «nd herzlich. Mit Freude nab», die Versammlung die Verlesung eine- Telegramm- von dem oben Ehrenvorsitzenden der Tagung. Prinz«« Johann entgegen; da« Telegramm hatte «org -Zu met lende ich der Versammlung die besten glänzenden Verlauf. Johann Georg, wrack sodann zur Einführung m die Besichtigung der Abteilung Ausstellung. - nem lebhaften Bedauern durch biz P/an8m^srr^«^albkn. mg «n vie sich ' für Volkskunst in ch« für einen recht rpfessor Dev.ffert aran anschließende der Kunstge ewrrbe- rsb auS: Vom Standpunkte deS praktischen Verwaltung-beauitrn frage ich: Ist die Frage der Reform zur Entscheidung reif oder ist sie nicht reis? Ich meine, sie ist nickt reif zur Eni» lcheidung. DaS vorliegende Material ist noch durchaus unvoll, ständig. Die Prüfung der Verhältnisse in England und Schott- land würde hier sehr gute- Material ergeben. Zunächst kann uns England in der Frage der Laienrichter vorbildlich sein, dann in der Schnelligkeit de- Verfahrens, in der Einfachheit der Formen des Aktenwesens, in der Stellung de- Strafrichter- und in der Frage der Zweiteilung. In einem Weltreiche wie England geht alle- ohne Staatsanwalt, weil di« Polizei di« Stellung desselben einnimmt. In England kennt man keine Untersuchungsrichter. Wir Deutschen sind so weit, daß wir die französischen Grundsätze schon für deutsche halten. Die eng» lischen Grundsätze sind in Wirklichkeit die germanischen. Dir Frag« der allgemeinen Reform der Strafgesetzgebung ist «ine jo ungeheuer weitgreifende und schwierig«, daß ichnicht glaub«, daß sie auf einmal durchgeführt werden kann. Wenn überall anerkannt ist, daß wir eine gute Polizei notwendig haben, so können wir nicht gleich dort reformieren, wo Unterlagen nicht vorhanden sind. Wesentliche Gründe machen «S empfehlenswert, die Reorganisation in den groben Städten zu beginnen, bevor wir sür das ganze Reich einheitliche Reformen einsühren. Di« Grundlagen sind vorhanden, nur sukzessives Vorgehen kann Grundlagen jind vorhanden, nur iurzei>loes rvorgeyen rann zum Ziele führen, aber große OrganijationSkraft und starker Wille ist nicht überall vorhanden. Auch unsere höchsten Ge- richtshöfe haben keine Uebermacht und Energie. Wir tun aut icht und Energie. Wir tun aut jene zunächst zu beschränken, die wir übersehen können. Und da sind es vor allem die großen Städte, die die nötigen Unterlagen bieten. Wir müssen di« Beratungen von dem Gesichtspunkte aus führen: waS können wir tun. um Bausteine yerbeizusühren zu einem guten Bau» werk. Hier heißt eS nicht Erfindungen zu machen, sondern Erfahrungen zu sammeln. England und Schottland haben drei« Erfahrungen. — Wirst. Geh. Oberjustizrat OberlandeSgerichts- oräsidenl Hagen-Frankfurt: Er erkenne unumwunden an. daß unsere Strafrechtspflege reformbedürftig sei und könne die Bestrebungen zur Verbesserung nur billigen. Aber fei «S den» nötig, hier den Satz aufzustellen, daß die Straffustiz von Grund auf reformiert werden müsse, weil das Strafgesetz Lücken habe. Ist es nötig, den Satz auszusprechen: Das Volk hat das Der- trauen zur Strafrechtspflege verloren? Dadurch wird die Autorität der Gerichte und des Staatswesens beeinträchtigt. Wir reichen vollkommen mit dem Satze auS: Wir müssen aus dem gegebenen Boden weiterschreiten, um zu einer Beste» rung der Strafrechtspflege zu kommen. Es ist falsch, daß die weniger tüchtigen Richter in die Strafkammern gebracht werden, ebenso ist zu bedauern, daß in den Strafkammern , so viel« Assessoren sitzen. Nach meiner Ueberzeugung M die Recht- sprechung besser gewahrt vom Rechtskundigen als vom Laien richter. GleichwZl bm ich für die ^ — von La,«n. verschiedenartige Orgamiatlonen . , . . würden. DieRechtsprechuna muß e i n h e i t I i ch i e' n. Es ist wohlgctan. .an den bewährten Schöffengerichten fest- nae.. Rechtsprechung gewährleisten. Wollen wir sie behalten, so will ich nichts dagegen sagen, wenn auch die sogenannten Preß- und politischen Vergehen vor sie gebracht werden. Die Schwur gerichte haben sich nicht bewährt und sonnen sich gar nicht de- währen. Es würde sich empfehlen, mittlere Schöffengericht« für mittlere Vergehen KU errichten. Die Institution der Be rufung ist vom Uobel, aber ich bin überzeugt, daß wir ohne die Berufung nicht fertig werden können. Es sei dann in der Tat. daß wir in der ersten Instanz schon zwei Verhandlungen haben, die eine für die eigentliche Hauptverhandluna und die eine für die Vorverhandlung. Sollte das geRnaen. dann sage ich., nun fort mit der Berufung. Gelingt es nicht, dann müssen wir sie baden. Die Wiederaufnahme ist unbestreitbar das «kläglichste Verfahren, das wir haben. Wenn schon eine weitere Instanz da sein soll, dann trete ich für die Berufung ein. sür welche ick Laienelcmente zuziehen würde. Der Redner schloß: Ich Lin für Beschränkung oder Abschaffung der Voruntersuchung von heute. Die Voruntersuchung sollte in die Hände des Staats anwalts gelegt werden. (Beifall.) —.xer Deutsche Psarrcrverrin unternahm vorgestern nach mittag mit Sonderzug «inen Ausflug nach Meißen. Bon Ver tretern der dortigen Geistlichkeit geführt, begaben sich etwa 180 Personen, darunter eine Anzahl Damen, auf die Albrechts- burg. Durch das Entgegenkommen des Herrn Domkanlors Ulbrich und des freiwilligen Tomchores, sowie des Herrn Tom>- organisten Siebdrat war es dem Ortsausschuss« möglich ge- wesen, den Gästen eine kurze musikalische Aufführung im Dome zu bieten. Ein geselliges Beisammensein im „Burgkeller" ver einigte die Teilnehmer noch bis zur Rückfahrt des Schiffes bezw. Zuges. Mit dieser trefflich verlaufenen Exkursion der Deutsche Psarrertag den schönsten Abschluß gesunden. -* Der Böhmischen Dampfs c er „Stadt Wehlen" der Sächsisch. issahrts^Gesellschaft ist, wie gemeldet. Adolfs gewaltiger Persönlichkeit fügt sich der Herzog, wenn auch mit Widerstreben. Gustav Adolf vereidigt die pommerischen Truppen auf seine Perion, ohne die Oberhoheit des Herzogs anzutasten. Der Auszug der zur Befreiung Stargards be- sehligten pommerischen Truppen beschließt in wirksamer Weise Len Akt. Ter zweite Auszug spielt im Cöpemcker Schloß. Gustav Adolf hatte in der Zwilchenzeit die Kaiserlichen Truppen aus Pommern und Mecklenburg verjagt und Frankfurt an der Oder gestürmt. Seine Bemühungen, die protestantischen Fürsten auf seine Seite zu ziehen, waren aus dem Leipziger Konvent gescheitert. Ter spätere Große Kurfürst tritt als Knabe mit leinsm Lehrer Kalkun aus. Er ist von den schwedischen Waffen- taten begeistert: sein ganzes Sehnen geht dahin, dem ritter lichen Oheim Gustav Adolf Auge in Auge gegenüberznstehen. Die folgende Begegnung zwischen Oheim und Ressen ist eine Perle der deutschen Dichtkunst. Wir werden mit den Ränken de- verräterischen brandcnbnrgischen Ministers Grafen Schwarzenberg oekannt aemacht, der Len Zusammenschluß der vrotestantischei, Fürsten yinleririeden hat. Mit Ingrimm und Erschütterung vernehmen die schwedischen Generale aus icmein Abunde die Muse von Magdeburgs furchtbarem Schicksal. Ter Schmerz Gustav Adolfs über den Fall der treuen Stadt wirb dadurch erhöht, daß Schwarzenberg in ihm den Glauben zu erwecken verstand, als sei die Zerstörung der Feste durck Len Verrat der Glaubensgenossen herbeigcsührt worden. Schvtz :st Gustav Adolf m> seiner Sendung irre geworden und beab sichtigt, nach Schweden zurückzukchren, als Bernhard von Weimar herveiellt und die wirklichen Tatsachen berichtet. Des .Königs vertrauter Freund Dietrich von Falkenbcrg hat die Festung in die Luft svrengen lassen, damit sie nicht in die Hände der Tillysäien Banden fiele. An dieser Großtat deut- scher Helden richten sich die schwergcbsugten Schweden aus : Gustav Adolf will sich aus Magdeburgs Friedhof auspflanzen. Aus See Asche der zerstörten Feile soll ein neues, herrlicheres, protestan- tische- Deutschland erstehen. Im dritten Aufzuge sehen wir den Frankfurter Koisersaal im „Braunsels". Am 20. Januar 1632 hatten sich dort di« Vertreter der evangelischen Bürgerschaft versammelt. Noch hallt her Sieaesjubel von Breitenselo nach. DaS Volk. der römischen Tyrannei überdrüssig sehnt sich mit allen Fasern des Herzens nach einem Kaiser, der mit ihm fühlt und seine Bedürfnisse versteht. Mit ungeheurer Begeisterung begrüßen die Bürger den Einzug des schwedischen Kölligspaares in die alte Krönungsstadt. Unter Älockengeläute und den Klängen von: „Ein' feste Burg" naht der seitliche Zug. Aller Herzen fliegen der anmutigen Königin zu. Sogleich offenbart sich ihr unbefangenes kindliches Gemüt, mit dem sie so oft. unbewußt aussprecheu. Wir ahnen cs. dag ihm wohi weittragende poli tische Pläne neben seiner Sendung als Retter des Protestan tismus vorgeschwebt haben mögen; allein das „Gewissensstimm- lein", wie er an einer anderen Stelle seine edle Gattin nennt, überwindet leine Wünsche. Wieder nahen die Bürger Frank furts, die Vertreter der übrigen Reichsstädte, sowie deutsche Fürsten und deren Abgesandte. Durch den Einfluß der Königin hat sich in Gustav Adolfs Innern eine Klärung, eine Läuterung vollzogen. Die Städter drängen ihn mit Ungestüm zur An nahme der Kaiserkrone. Freundlich, aber bestimmt lehnt der König ab. Nickt das Einschreiten des brandcnburgischen und des sächsischen Abgesandten, sondern der Hinweis aui das schwe dische Reckt veranlaßt ihn zum Verzicht. Den Frieden sollen die Städler mit ihm feiern, meint Gustav Adolf. Unter begeistertem Jubel der Bürgerschaft sinkt der Vorhang. "Im v i e rt c n Au f» u g e sehen wir uns vor Nürnberg im schwedischen Lager. Auf uneinnehmbarer Höhe dicht dabei liegt fest verichanzt der Fricdländcr. Monatelang haben sich die beiden Gegner untätig geaenübcrgestanden. Große Unzu- friedcnbeit herrscht im schwedischen Lager über die tatenlose Mäßigkeit. Dem treuen Nürnberg fällt es schwer, den Lebens unterhalt für seine Beschützer aufzubringen. Dazu kommt, daß das lange Lagerlebcn begonnen hat, die einst so mustergültige Manneszucht der Schweden und namentlich der deutschen Koevcnhiller auf: indes droht diese Maßregel, den Zummmen- balt der protestantischen Verbündeten ernstlich zu gefährden. Ver grämt. verbittert will der König mit den Schweden von Nürn- ber« abziehen. Es folgt, «in herrliche- Zeugnis deutscher Treue, der rührende Auftritt zwischen dem König und seinem Edel- knaben August von Leubelfuig. In der unerschütterlichen Ueberzeuguiig, daß der Schwede sein Nürnberg nicht im Stich lassen werde, schlummert er zu den Füßen Gustavs ein. Da stürmt Bernhard von Weimar herein. Er ist Zeuge gewesen, wie der entlassene Truchseß am Felsenhange nach der alten Feste dinauskletterte, um die Schweden dem Friedländer zu verraten. Bernhard beschwört den König, er möge Wallenstein überfallen, ebe die Schandtat des Truchseß ihre Früchte trägt. Der König will nichts davon wissen; sein '(Schwedenhäuflein ist zu klein. Die Deutschen haben ihn im Stich gelassen. Auch würde kein Pfad zu Wallensteins verschanztem Laaer zu finden sein. Aber der erwachende Leubelsinq weih den Weg und will dem Heer ein Führer sein. Schließlich läßt der König zwischen Zweifel und Spott aui des Herzogs Drängen Alarm blase». Bernharb hat Recht behalten. Alle Deutschen eilen auf den Ruf des Königs herbei.^ Jubelnd vernehmen die Krieger, daß sich der Schwede nunmehr zum Sturm auf das feindliche Lager entschlossen hat. Alle ziehen sie mit. keiner bleibt zurück. Zu Beginn des letzten Auszugs befinden wir unA in Erfurt. Nach dem Weggange des Königs von Nürnberg, wo Wallenstein den Sturm abgeschlagen hatte, war der letztere sengend und brennend nach Sachsen und Schlesien gezogen. Bernhard von Weimar ist tief verstimmt über verschiedene Moß- mit dem früheren Nachdruck verfechte, als ob jetzt andere Rücksichten sein Handeln bestimmten. Auf eigene Faust möchte er Vorgehen. Der König aber hat ihn wohl durchschaut und bekehrt ihn wieder zu sich. Beschämt stellt sich Bernhaü» von Weimar wieder zur Verfügung. Seinem Kanzler Oxenstierno gibt Gustav Adolf, wie von Todesahnung befallen, seinen letzten Willen kund. Bewundernd lernen wir die großzügigen Pläne kennen, die dem Helden als Grundlage für den Friedensschluß vorgejchwebt haben. Die Bühne füllt sich. Die Königin mit ihren Damen ist glücklich, daß sie auch während de- folgenden Kriegsrats in der Nähe ihres Gatten verweilen darf. Heller Jubel bricht aus. als die Nachricht eintrifft, daß Papvenheim
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)