Suche löschen...
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060908025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906090802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906090802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-08
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe Dkse» Blatt wird de« Lesern von Dresden and Umgebung am Tage vorher bereit» al» zugestellt, während eS die Post.Abonnent«» am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugzgeMr: «ertetUtbrtt«»»» »«»de, bet »Salt« «oeimalioer Zutraiuna dmL untnr Bol«» >,»«»»« und «,«,»„». « Soun- und Montanen nur einmal» »MI »ovt, durüi auSlvürligelNnn- milltonür« » MI b«t. » Dil. SV Pf. Bei etnmaiiaer Zuttellun, durch d>« Lo<l»MI. lotme Besteilaeldi s im Nu», land mit rnuvtrchende« Suichlaae. R achdruck aller Artikel u. Ollainai- Mitteilungen nur mit deutlicher Ouellenanaad« i.Dread Stachr.') MlM,. NachtrSaliche Lonorar- anivrüche bleiben unberücksichtiat; >mv«iaugte Manuittivte werben nicht auidewabrt. Trleoramm-Ndrelle: Nachrtchteu »reo»««. 18äv Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Anreizen.cM. Snnakm« von Ankündigung«» bi» nachmittag» s Uk>r, Sonn- und KeiertagS nur Ltarienstrakie ss von ii di» '/«Nllir. Die »ivaltiaeüirund- zeile !ca. » Silben» ro Pfz., An- kündigungen aus der Privatleite Zeile W Pta.: die Livaitige Zeile aus Text - leite so Pia, als Einactandt Zeile so P», In «ummern »ach Kanu- und Feiertagen i ivallige Grundzeit« so Mg,, aus Privalieite «o Ps«., sivaltiae Zeile aus Tertleite und al» Eingsiandt so Psg. Auswärtige Äui- träae nur gegen Borausbeiablung. Belegdlätter kokten lo Pfennige. Fernsprecher: Sir. U und LVSS. Hauptgeschäftsstelle: Marirnftr.SS. Heinrich Lräm V»I28»LN 2 brsger Strasse 2. Loks Valsendsnsstrssso. Lrüsstsr 8i>»j»>ge»ebSri kür lierrso, ilnaben u. üiaäsr V»rck«r»l»«ak IliitLttdl« llvr in -xrü««tvi tiir Ilvrrvr» n»«I Stunde» I r dlarlc 2,7b dl» 23,—. HVnsrl» - r Harle 7,99 di» 2!),—. Leluvn - ^opp«n r blarle I,2S KI» 4,b9. «Vn«vl»-IIo8vn r blarlc I,7S dis S,2S. t-iloi t»-8«»v« o» r dlui-ie 6,b9 bis 17,—. 8<»ul»n>iintvlr blarlc 3,99 dis 1b,—. btartr 1,70 bis 12,—. : Llarle I,S0 bis 9,—. - Uüeke: dlartc 18,— dis 23,—. - HVeste»: Nai-K 4,S0. Nr. 247. Am,: Neueste Drabtberichte. Hofnachrichtcn, Kirchliche Septemberseste, Festspiel-Aufführnna, Selbstmord im Opernhause, Pfarrer Sparwalb. „Der reiche Jüngling". 3. Deutsche Kunstgciveche-Ausslelluiig 1606. Tonnabeno, 8. September IW6. Neueste Dralstmel-nnaen vom 7. Septbr. Slusftaudsbewegung. Haaen. (Priv.-Tel.) Die gestrige Besprechung der Mit glieder der L o h n k o m m i ss i o n des Hüttenwerkes „Rote Erde" mit der Direktion dauerte bis zum Svätabend und hat jedenfalls die Anbahnung des Friedens gefördert. Die Direk tion bat gestern nachmittag eine neue Arbeitsordnung durch Anschlag ln der Fabrik bekanntgegeben. Die Werkleituna be- willigt danach ihren Arbeitern vom 1. November ab Lohnzah- lung an drei Tagen des Monats, statt wie bisher an zwei, die Verabfolgung des Lohnes durch die -Vorarbeiter und nicht mchr durch das Lohnbureau einstündige statt der früher halbstün digen Mittagspause. Zur Lage in Russland. Petersburg- Die rechtsstehenden Blätter äußern sich über das veröffentlichte Regierungs-Programm sehr zurückhaltend. Sie bezeichnen dasselbe teilweise als ganz un brauchbar zur Unterdrückung der revolutionären Bewegung. Die linksstehenden Blätter wenden ihre Aufmerksamkeit be sonders dem Standrecht zu und sind der Ueberzeugung. daß dps neue, überall zur Anwendung gelangende Standreckt ebenso geringe Erfolge zeitigen werde wie bisher in den baltischen Provinzen. Breslau. Auf dem Gandaucr Exerzierplätze fand heute vormittag von 8bd Uhr abdiegroßeParaoe des manöver- inäßig verstärkten 6. Korps unter dem kommandierenden General v. Woyrsch statt. Der Kaiser, dem die neuen Feld zeichen folgten, ritt zunächst mit den anwesenden Prinzensöhnen vor die Mitte der Front des Korps und übergab die Feldzeichen mit Ansprachen an die entsprechenden Regimentskommandeure. Sodann ritt der Kaiser die Fronten der Abordnungen der Kwiegervereine ab und wurde beim Passieren der großen Tribüne vom Publikum stürmisch begrüßt. Der Kaiser, der die Uniform der Leibkürassiere trug, ritt sodann die Front der Trupp«! ab, gefolgt von der Kaiserin, welch« in d«r Uniform ihres Kürassier-Regiments zu Pferde saß. Kiel. Das Torpedoboot „G. 136", das letzte Tor- pedoböot der Serie 132 bis 137, das eine Größe von 450 Tons hat, lief heute mittag 12 Uhr auf der Germaniawerft vom Stapel. Das Torpedoboot ,,6. 137" erhält ein bedeutend größeres Deplacement und wird mit Turbinen ausgerüstet werden. Wiesbaden. Die Meldung der auswärtigen Blätter, die Gematflin des Admirals Togo sei hier gestorben, ist unrichtig, Es liegt eine Verwechslung mit der Gemahlin des Feldmarschalls Gurko vor, die hier gestorben ist und deren Leiche gestern nach Petersburg befördert wurde. Turin. Die deutsche Kolonie überreichte heute dem Bürgermeister der Stadt aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Belagerung von Turin eine Reproduktion des im Berliner Zeughause befindlichen Gemäldes „Die Schlacht bei Turin" von Knackfuß. Paris. Der „Petit Marscillais" hatte gemeldet, der Minister des Innern, Clümenceau. hätte in Berlin Schritte getan oder tun lassen, um gelegentlich seiner Reise in 'Deutschland mit offiziellen Persönlichkeiten zusammen- zutresfen. In einem Telegramm M den „Petit Marscillais" erklärt Clvmcnceau, er sei als einfacher Privatmann gereist, habe derartige Schritte weder unternommen, noch unternehmen lassen und habe sich gegenüber den französischen und auslän dischen Journalisten jeder Aeußcrung über die französische oder deutsche Politik enthalten. Der Pariser Schnell, - . - . tljug , ^ , der Einfahrt in den Hasenbahnhof so heftig stieß gesterm D i e p p e. nachmittag bei . . . auf den Prellbock, daß zahlreiche Reisende, die im Aus steigen begriffen waren, auf Len Bahnsteig stürzten. Gegen 20 Personen haben Verletzungen davongetragen Paris. Ueber die gestrigen Verhandlungen der Bischofskonferenz verlautet, daß sie sich auch mit der Frage der Kirchengebäude beschäftigte. Der Versammlung sei ein Gutachten eines katholischen Juristen vorgelegt worden, nach dem alle Kirchen Frankreichs Eigentum der Gemeinden seien. Es sei zu hoffen, baß die meisten Gemeindevertretungen und zwar selbst die radikalsten, um jeden Konslikt mit der katholischen Bevölkerung zu vermeiden, an dem gegenwärtigen Stande nichts ändern uno auch nach dem 12. Dezember d. I. die Kirchen den Katholiken zur Verfügung stellen werden. Auf die Bischöfe habe das Gutachten großen Eindruck gemacht. Es heißt, daß die Idee, die weitere Gestaltung der Dinge ruhig abzuwarten, infolge dieses Gutachtens zahlreiche An- bänger gefunden habe, doch neigte die Mehrheit noch immer dem Vorschläge zu, einen bloäus vivvncki zu finden und Ver- Handlungen mit der Regierung anzukuüpfen, um eine Ver- mehrung und Stärkung der im Gesetze enthaltenen Bürg- schäften »u erlangen. Gradisca. Der ehemalige Landesches von Bosnien und der Herzegowina, General der Infanterie Baron Appel ist heute früh gestorben. Kalkutta. Ein Pamphlet aufrührerischen Inhalts ist von einer geheimen Gesellschaft, genannt „das goldene Ben galen", über ganz Bengalen unter den Hindus uno Mohamme danern verbreitet worden. Die Schrift fordert zu einer Er- Hebung und Vertreibung der Engländer aus dem Lande auf. Der Sitz der Gesellschaft wird in Kalkutta vermutet. Seit der Krönung Baneriees haben diesen bereits zahlreiche Anhänger verlassen. Es herrscht Uneinigkeit unter oen Anhängern der Bewegung. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 7. September —* Bald nachdem Se. Majestät der König gestern früh mit Sonderzug in Zittau eingetrofftn war, begannen im Manöver- geläiide die Exerzitien, bestehend in einer Gefechtsübung gegen einen markierten Feind, den eine Kompagnie des Jnfanterie- NegimentS Nr. 102 stellte. Das Gefecht > »ahm stiuen Anfang vom EckartSbera aus und entwickelte sich in der Richtung »ach Seisersdorf. An dieses größere Gefecht schloß sich ein zweites, kürzeres, daS die Brigade zur volle» Entwicklung brächte. De» Befehl über die Truppen führte der »enernannte Brigade- Koinmandenr Generalinajor von Heimig. Der gesamten Hebung wobifte» der kommandierende General des 12. Armeekorps, Gene ral der Kavallerie v. Broizem, sowie der Divisions-Kommandeur Graf Vitzthum v. Eckstädt bei. —* Se. Majestät der König ist gestern nachmittag wohl behalten in Sibpllenort eingetrosfen. Heute früh begab sich Se. Majestät mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Johann Georg, der gestern ebenfalls in Sibvllenort eintraf, zur Truppenparade nach Breslau und kehrte mittags von dort nach SIln,lle»ort zurück. Avciids 7 Uhr werden der König und der Prinz nebst militärischem Gefolge an der Paradetafel in Breslau teilnehme». Prinz Johann Georg wird sich heute abend von Breslau aus ins Manövergelände bei Hirschfelde begeben. —* Ueber das Eintreffen des Königs Friedrich August in Breslau am Donnerstag nachnilttag berichtet die „Schlesische Zta.": Um 3'/« Uhr traf der König von Sachsen ein, zu dessen Empfang auch eine Abordnung des Breslauer Vereins ehemaliger Kameraden der Königl Sächsischen Armee erschienen war. Der König gewährte der Abordnung eine Audienz in dem iin Erdgeschoß des Fnrstenflngkls des Bahnhofes »en geschaffenen Empfaiigsranme mib eiwiderte auf die Begrüßungsansprache des Führer- der Deputalion mit huldvollen Worte» des Dankes und der Anerkennung für die Bestrebungen der Krieger-»nd Kcmieraden- vereine. —* Auf dem Tolkewitzer Friedhöfe wurde heute nachmittag der am Dienstag verstorbene Königl. sächsische Bergrat a D. Herr Friedrich Adolf Hübner dem Schoße der Erde über- geben. Der Entschlafene, der seit zwei Jahren in Dresden lebte. war jahrzehntelang Hüttenrcndant und Hüttenmeister in derHals- briicker vütte der fiskalischen Hüttenwerke bei Freibera. Hier ilnterstand ihm hauptsächlich die Schwefelsäure- und Bleiwaren fabrikativn, auch die Zinkhütte. 1864 wurde er zum Oberhütten meister und zwei Jahre später zum Oberhüttenverwalter in Hals brücke befördert und in dieser Stellung schied er als Bergrat nach langjährigen treuen Staatsdienste» aus dem Amte. —* Kirchliche Septemberseste. Beim gestrigen Fcstgottes. dicnste des Sächsischen Hauvlmissionsvereins erstattete Missions- sekretär Dr. Otto in der Frauenkirche einen Bericht über di- M i s s i o n sa r b e i t Sachsens im letzten Jahre. Der Be richt trug das Motto: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen mir Hilfe kommt" usw. und gedachte sodann zunächst des zweihundertjährigen Jubiläums der deutschen evan gelischen Mission in Indien am 9. Juli t>. I. Die Trankebarer Mission ist seit nahezu 60 Jahren im Besitze Sachsens. Ueber 100 Missionare haben in dieser Zeit den Tamulen das Evange lium gepredigt. Die Einnahme für die Heidenmission betrug im vergangenen Jahre in Sachsen ziemlich 162 000 Mark, und für die Judenmission gingen 6900 Mark ein. Im ganzen sind einschließlich der direkt bei der Leipziger Mifsionsgesellschaft eingezahlten Beiträge aus Sachsen für die Heidenmission im Kalenderjahre 1905 über 261000 Mark eingekommen. Dabe: betrug die Epiphanias-Kollekte ziemlich 34 000 Mark und die Einnahme durch Stiftungen stellte sich einschließlich des Er trages aus Stiftungszinsen auf über 6800 Mark. Die sogen. Achrenlese, ein vom Domprediger Körner in Meißen ge schaffenes Sammelwerk, brachte über 6500 Mark ein. Bei oen Nachrichten aus dem Mitgliederbestände wird u. a. des Todes des bekannten Kirchenmalers Professors Schönherr gedacht, der mit seiner Kunst wiederholt durch Wtargemälde für indische Kirchen und auch sonst der Missionssache aedient hat. 41 Zweig- vereine feierten in der Berichtszeit Misstonsfeste. Zum Dienste unter den Heiden wurden abgeordnet drei Missionare, die ersten zwei Missionsdiakonissen aus dem Henrietten - Stift in Hannover und zwei Missionslehrerinnen für die Dschaago- mission. Im Anichluh hieran gab der Bericht übersichtliche Mit teilungen aus den sächsischen Missionsarbeitsfeldern in Indien, unter den Wakambas, den Dschaggaleuten und bei de« Jude». Die Zahl der Tüusen ist in Indien weiter gestiegen: eh fanden dedcn im Berichtsjahre 559 statt. Die Seelenzahl stieg aus 21516 in Indien. Wenig glücklich war die Wakamoamission, bei der die Seelenzahl von 101 auf 34 zurückging. Erfreulich lauteten die Mitteilungen aus der Dschaggamission. Die Arbeit des Zentralvcrems für die Mission unter Israel war schwerer und ungünstiger als je. — Im Anschlüsse an die S«P- temberfcste hielt der DresdnerJrauenmissions- verein gestern abend im Saale des Diakonissenhauses seine Generalversammlung unter Leitung des Pastors Lippmanu- Dresden ab. Nach der Eröffnung der Versammlung erstattete der Vorsitzende den Jahresbericht, wonach der Verein 290 Mit glieder zählt und 1905 etwa 1700 Mark den Missionszwecken znfnhrte. Nach Genehmigung des Berichts und Entlastung des Vorstandes hielt Pfarrer Hossmann einen Vortrag über die deutsche Frauenarbeit in der evangelischen Mission, deren Aus dehnung sehr zu wünschen ist. Das Schlußgebet sprach Kirchxn- rat Dr. Mollwitz von der Dresdner Diakonissen-Anstalt. —* Festspiel-Ausführung. Die gestern abend im aut- besuchten Vereinsbaussaale veranstaltete öffentliche Wieder holung des zur Hundertjabrieier der Städtischen Höheren Töchterschule zu Dresden-Altstadt von Professor Tr. Z'.chalig gedichteten und von Dr. Bernhard Hossmann in Musik gesetzten Festspiels erfreute sich desselben ungeteilten und aufrichtigen Beifalls wie die beiden voran- gegangenen Aufführungen vor geladenen Gästen und vor ehe maligen und jetzigen Schülerinnen. Die von echter Poesie getragene Dichtung im Bunde mit der ebenso melodiefrischen wie gediegenen Musik siinterließen auch diesmal den Eindruck, daß es sich hier um eine hoch über den Durchschnitt sonstiger Gelegenhcitsdichtungcn sich erbebende Schöpfung von dich terischem Geist und tiefem Gemüt handele. Mit ganz beson derem Beifall iwurdey «wiederum der von Frl. Friederike Stritt mit eindrucksvollster Pointierung gesprochene Prolog, Kunst und Wissenschaft. -f* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hof- theater. Im Opernhause geht Sonnabend, den 6. Sep- tember, die zweiakttge Oper „FideIi o" von L. van Beethoven in Szene. Die Besetzung ist die folgende: Leonore — Frau Krull szum ersten Male), Marcelline — Frl. Scebe, Florestan — Herr v. Vary, Fernando — Herr Perron, Pizarro — Herr Kietz, Rocco — Herr Puttlitz szum ersten Male), Jaquino — Herr Rüdiger,'Zwei Gefangene — Herr Gro>ch und Herr Plaschke. st* Königl. Hofschauspiel. Bon ihrem schönsten Vorrecht, unbekümmert um die Augenblickswirkung und alle materiellen Vorteile, ab und zu einem unbekannten Dichter Geltung zu verschaffen auf den heiß umworbenen Brettern, hat gestern abend wieder einmal unsere Hofbühne edelsten Gebrauch ge- macht: sie hat Karl Rößlers vieraktiges Trauerspiel „Der reiche Jüngling zur Aufführung gebracht. Als die Arbeit eines Poeten von hohem künstlerische» Wollen ließ sich daS Drama schon nach der Lektüre des Buches erkennen. Die Fülle feiner Gedanken, der Reichtum an originellen Ein fällen, die glänzende Milieuschilderung und der schwungvolle DuctuS deS geistvollen Dialogs in den gehobenen Partien der Dichtung, — daS alles nimmt für den Äierakter fraglos ein und stellt ihn hoch über die historischen Stücke ähnlichen GenreS. Aber, — und dieses Aber spricht dem Buche für die Bühne das Todesurteil: dem Ganzen fehlt der eigentliche dramatische Rer», dem Autor jedes Gefühl für theatralische Fcrnwirkung, die allein seinen Absichten den wünschenswerten Eindruck im Kulissenreich bemalter Leinlvand sichern könnte. Dutzende von Motiven und Konflikten werden angesponiien, immer mehr Einzelheiten und Episoden tauchen auf, viele Stimmen zugleich klingen an, — aber dem Ganzen fehlt die Harmonie, di» Teile sind, schon rein ökonomisch, nicht logisch zu einem geschlossenen Bau zusammcnaefügt und ergeben rein überzeugendes Bild von dem, was der Autor in seinem Vieraktcr will. Das alles ginge vielleicht »och an, wenn eS Karl Rößler verstanden hätte, uns die düstere ^amllleiitragödie des Hauses Afarja menschlich näher zu bringen. unS für die Träger der lang atmigen Handlung irgendwie stärker zu interessiere». Das gelingt ihm aber auS zweierlei Gründen nicht. Einesteils baut sich das Unglück Asarjas und der Seinen durchaus auf Verbrechen auf, die wett vor Beginn des Trauerspiel» liegen, anderenteils bleibt er die psvchologifche Motivierung, in de» Charakteren der Träger der Fabel fast völlig schuldig. Man ist auf lauter Ahnungen aiiaewiesen und muß sich den Reim zu den Worten des Dichters selbst machen. Und das ist immer eine gefährliche Sache. Vor nehmlich gilt das von den beiden Hauptpersonen des Dranias, von Asarja und seinem Sohne Naihanael. Wie die beiden Anti pode», der in alttestamknllicker Schroffheit anfgeheiide, kalte und berechnende Wucherer und sein vermeintlicher Sohn, der verträumte „Lcbensschläfer", so geworden sind, wie wir sie bei Beginn deS Stückes finden, darüber läßt sich der Dichter nie klar ans. Noch schlimmer ist es. daß er dem Konflikt, in dem Natbanael, der „reiche Jüngling", durch die Heilsbotschaft des Herrn zu seiner ganzen Unigrbnng gebracht wird, nicht lebenskräftige Gestaltung zu geben vermaa, daß wir für die innere und äußere Umwandlung dieser schönen Menschenseele nicht die letzten und tiefste» Gründe eifahren, sondern wieder nur auf Mutmaßungen angewiesen sind. Rein technisch stört die bisweilen geradezu unerhörte Weit schweifigkeit im Aufbau: der erste Aufzug, der lediglich die schwere und »niständliche Exposition der Fabel gibt, dauert west über eine Stunde. Er steht i» absolut krmem Verhältnis zu der Abwick lung deS Konfliktes und dem abrupten Schluß, der die arawamc Opferung Ncfthannels bringt und auf die denkbar brutalste Weise in einer grelle» Dissonanz die in epischem Tempo versandenden losen Szenenfolgen des Vieratters auSklingen läßt. DaS Veste deS DraniaS ist in seine» zahlreichen Episoden zu suche» und zu finden. Schade nur, daß sie die an und für fick unklare und ver- ichwoinmene Handlung erst recht mit allerhand Beiwerk befrachten, das das Verständnis der Fabel wiederum erbeblich erschwert. Selbst die ganz gewiß nnaemcin reizvolle Figur des Spinthn- roS muß in der Breite »nd Fülle, niit der sie als Episode ange legt und dnrchgefnbrt ist, als für das drnniaMchc Tempo hinderlich beanstandet werde». Epische Züge, wohin man sicht in der Schilderung der Situationen wie der Charaktere, nirgends dramalische Konzentration, oder gar eine zielbe» ußle, sichere Szenenfühinng, die klar und bestlinmt die Höhepunkte der Dich tung herauSzuarbeiten vermöchte. Kein Wunder, daß das Publi kum gestern bei aller Wohlgesinntheit für den Autor und sein Werk schließlich die Teilnahme an den wirren Vorgängen aus der Bühne verlor. Nach dem ersten Aufzuge klang der Beifall reich lich und herzlich, »ach den, zweiten sogar sehr lebhaft »nd allgemein, so daß der Dichter mehrfach vor der Gardine, frcudigst akklainiert, erscheinen konnte. Nach dem dritten und vierten Akte ließ das Interesse bcvenklich nach, ja der Beifall, der hier de» Dichter rief, blieb am Schlüsse für kurze Augenblicke nicht ohne Widerspruch. — Die Ausführung tat ihr Bestes für das Werk, das als Ganzes wie im einzelnen enorme Anforderungen an alle Mitwirkenden stellt. Vornehmlich Herr Oberregisseur Lewinger leistete das denkbar Möglichste, um den Intentionen des Dichters gerecht zu werden, hatte nach Kräften für die Be lebung der einzelnen prächtigen Bühnenbilder Sorge getragen und die Darstellung auf eine», freilich nicht von allen Spielern gleich streng eingehaltenen gehobenen Grundton abgestimmt. Bei der großen Anzahl von Milwirkenden jeder darstellerischen Einzel- lelstnng ausführlich zu gedenken, ist nicht möglich. Ihres Fleißes, um mit Lessing zu reden, dürfen sich jedenfalls alle rühmen. In dem Vordergründe des Interesses standen der Nathanael des Herrn Wiecke. der Jehuda des Herrn Wiene, der Asarja des Herrn Mehnert und die Ruth von Irl. Serd a. In den verschiedenen Episoden des Trauerspiels ließen Eindrucksvolles und Bedeutendes die Herren Rens (Simon), Iroböse lJoram), Müller (Malchieft, Decarli <Ein Fremder), Fischer tSamaya), Gebühr tAnnas) und Hufs tZachäus), sowie Irl. Lißl tRahel) und Frau Bleibtreu «Lea) sehen. Sie alle wurden freilich von Herrn Stahl Lbertroffen der als der lebensfrohe Knprer Spintharos die markanteste darstellerische Tat des Abends dein darob höchst erstaunten p. 1. Publikum bot. Wer den Künstler als Mephisto und Solneß ans seiner Berliner Tätigkeit kemftiind weiß, daß ihm an der billigen Bonvivantherrlich- keit bei seine» außerordentliche» darstellerischen Qualitäten für das Cbarakterfnch »»möglich viel liegen kan», wild sich darüber freilich weniger gewundert haben. Ganz wunderbar wußte Herr Stahl gleich zu Beginn seines Erscheinens die Figur zu beleben, ihr den rechten Persönlichkeitsausdruck i» Sprache. Haltung und Geste zu geben, ihr alles Doktrinäre zu nehme» und von ihr ein freies, schönes Licht ansgehen zu lasse». daS die langen Weg strecken des Dranias vom iwriten Auszüge an wenigsten- «lniger-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite