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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060829013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906082901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906082901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-29
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Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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so viel« Zkünstlee, daß die Mitwelt sie oft verkennt, ja darben läßt. und erst die Nachwelt ihnen die gebührende Tore darrclcht. Na« dem sehr dankbar rntargrnarnomme»«» Vortrag« erzählte H«r Psarrer Blanckm elfter in launiger Weile von und Leuten der grünen, sonnigen Steiermark der Heimat RechtSanwalt ein ErzlcbuiigSbeitraa von 106 Mk. ausaezahlt. Er verbranchte davon rund 60 M. im Interesse dcS Mündels und bezahlte mit dem Rest die eigene Miete. Heydel kam wegen Intreue unter Anklage, wird aber freigesproche». La er jederzeit n der Lage war. vollen Ersatz zu leisten. von ^ ^ ieddt m>d lebt. Mit dem"Wunichr :^uf recht zahlreiches Wieder» i«d«i beim Sommerfest ini „Linckrschcn Bade", von 6 Uhr nach mittags a». am Mittwoch schloß die anregende Versammlung. . Tüns Pachtapotheken wlrd Dresden vom i. Januar ISO? an haben^ nachdem die von der Stadt an» sein wird. Die anderen vier Pacht- Martenapotheke, die Hochschule. ,., 7- .Da» RatSvoll st reckungSamt zu Dresden er- kedrgte ,m Acchre 1905 0216k von 95260 eingegangenen Psän- dungSaustragen und nahm 92k 269 Marl ein. Das Zwangs- vollstreckungSversahren ist bei 44,73 Prozent erfolglos geblieben. ^ . DaS Echulmuseum de» Sächsischen Lehrervereins. Swannraß« IS, ist wieder .egelmäkig Mittwochs und Sonn abends von 4 brS 6 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung um faßt eine. Reihe altern und »euerer Werke über das Karten- teichueu «m erdkundlichen Unterricht. — DaS am 1. Januar 1905 errichtete SausmannSgericht in Dresden hat nn ersten Jahre seines Bestehens 700 Klagen ent- gegengenommen. In 40 Fällen waren die Prinzipale Kläger, in den anderen das Perwnal. Von den Klagen wurde» er- ledigt llb^durch Zurücknahme der Klage. 3K1 durch Vergleich. 1 durch Anerkenntnisurteil. 73 durch Beriäumnisurteu, 57 durch kontradiktorisches Endurteil, 86 aus andere Weise, sodatz 17 Klagen unerledigt blieben. Bon den rechtskräftigen End- urteilen lauteten 35 auf Verurteilung. 2 auf teilweise Ver- urteilung und Abweisung. 18 aus Abweisung. 17 Berufungen wurden eingelegt. Von den durch kontradiktorisches Endurleil erlHigt«« Klagen wurden 8 binnen einer Woche, 17 in 1 bis 2 Wochen. 17 in 2 Wochen bis 1 Monat. 10 in 1 bis 3 Monaten, 5 in mehr als 3 Monaten beendet. Der Streitwert der aus Geldansprüche »«richteten Klagen betrug in 61 Fällen bis zu 30 Mark, in 121 von über 20 bis 50 Mark, in lül von 50 bis 100 Mark, in 211 von 100 dis 300 Mark, in 69 Fällen über 300 Mark. Die Summe der Klaganfpriiche betrug 108644 Mark. — Am S. September tagt der Vorstand und Ausschuß des LandeSvereinS der Fr«isnnnigen Vokksparter für da» Königreich Sachsen in Döbeln. — Die 19. Generalversammlung des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen findet vom 7. bis 11. Oktober 1906 in Graudenz statt. — Der Verein zur Förderung alk oholsreier Geselligkeit jeingetr. Verein! unterhält in Dresden, in» GevDen-Allee 16, ein jedermann zugängliches Gesell- IS- und SpeisehauS, bestehend aus einem etwa 200 Personen sapenden Saal, einem Speisezimmer, Sitzungs- und Manch zimmer mit Billard. — Vorgestern abend fand, wie bereits kurz telegraphisch gemeldet, im großen Saale deS Centraltheatcrs in Leipzt eine sehr stark besuchte HaiiSbtlitz«.Versammlung statt, die ii< mit der vom Rate der Stadt Leipzig geplanten Aenderuiig des Stadtverordneten-WablrechtS beschäftigte. Der Referent Stadt verordneter Geb. Kanzleiiat Jähne wandte sich scharf gegen das vom Rate in Aussicht genommene BerufSwahlrecht und bestritt, daß ein zwingender Grund zur Aenderung des gegenwärtige» Dreiklassenwahlrechts vorlirge. Die beabsichtigte Wahlrechts änderung richte sich nur gegen daS Bürgenvahlkomitee, nllo gegen daS gesamte mittlere Bürgertum. Bet Einführung deS neue» Wahlrechts nach den vom Rate vorgeschlagenen Grundsätzen würde den Festbesoldeten ein Drittel aller Stadtverordnetensitze Zufällen. Nach einer länge«» Diskussion, in der es z» einer zienillch heftigen Auseinandersetzung zwilchen einigen der jetzigen zweiten Wädlnklasse anarhörendrn Stadtverordneten einerseits und zwei Vettrktem des LehreistaiideS. welche die Aenderung des Wahl rechts nach der NatSvorlage befürworteten, kam. wurde eine Reso lution lni Sinne der Ausführungen des Referenten angenomnie» Diese Resolution bittet das Stadtverordneten-Kolleginm, die Wahl nach BemfSstcinden abzulchnen und das Dreiklnssenwahlflisteiu beizubehalte». Da nicht nur die Stadtverordneten der zweiten Klasse solidem auch die Sozialdemokraten im Kollegium Gegner des BrrufSwablrechtS sind, so kann letzteres schon heute als arlchettert gelte» — Ein Verteidiger dieses Wahlrechts, Lehrer Btthardt. wies daraus hin, daß man damit in Chemnitz gute Erfahrungen gemacht hake. ES habe dort zu einer Aniiüherung aller MittelstandSgruppen geführt. Daß die Etfahrnngen in Dresden nicht so günstige seien, liege daran, daß man in der Handwerkergnrppe keine Steilergrenze festgesetzt habe, wodurch die Sozialdemokratie in dieser Gruppe vie Mehrheit erlangen konnte. Die Ausführungen dieses Redners fanden wenig Anklang. — Crimm kt schau. 27. August. Für treue Arbeit wurde wiederum eine Anzahl Arbeiter und Arbeiterinnen, und zivar lolche, die 25 Jahre und länger in der hiesigen Textil Industrie beschäftigt sind, auSaezetchnet. ES erhielten 7 Personen daS .Tragbare Etireiizelchen für Treue in der Arbeit". 17 das .Diplom deS Vereins deutscher Tuch- und Wollwarenfabrikanten" und 13 daS .Diplom dcS Spinner» und Fabrikanten-Vereins zu Crimmitschau'' — Landgericht. Wegen fahrlässiger Tötung haben sich vor der 6 Ferienstrafkamm« zu verantworten der Baugeschäftsinhaber Gustav Adolf Sprößla auS Lommatzsch und der Steinbruchs- vorarbeiter Anton Karl Hnmmitzsch auS Zscheilitz. Spr. pachtete im Herbst 1901 den Granltstrtiidruch tn Schieritz und nahm den Mitangeklagten H. als Vorarbeiter und Aufseher an. Vor Erösf nuna de- Betriebes mutzte der Unternehmer aus Veranlassung der Steinbruchs-Bernssgenostenschaft den sogenannten Etnschäkungs- fragebogen auSsüllen und gab darin an. daß der Abban des Bruches von oben nach unten erfolge» solle. Die Aufsichtsbehörde verbot ferner daS Unterböhlen und Ueberhängenlassrii der Abbaumassen Bereits am 11. März 1905 trat ein Unfall ein, bei welchem Hnmmitzsch verletz» wurde. Sprößig erhielt darauf von der Auf sichtsbehörde eine Ermahnung, die UiisallvclhütungSvorschristen genau zu befolgen. An, 26. Januar d. I. war der Steinbrecher Brrtbold aus Schieritz in dem Bruche mit dem Untechöhlen einer Wand beschäftigt. Diese kam unvermutet zu Fall und zermalmte den darunter stehenden Arbeiter. Sprößig und Hummitzsch werden zu je 4 Monate» Gefängnis verurteilt. — Der »887 i» Dresden geborene Goldschläger Wilhelm Reinhold Mild»« stahl am 1. Juli d. I. ailS der Wohnung eines Bekannten eine Rolle Fünfpfeniilgstückc. Am 6. Juli stieg er durch ein Dachfenster in bie nämliche Wohnung ein und nahm rin Portemonnaie mit 52 Mk. Inhalt mit. Diesen Betrag verjubelte der Dieb auf dem Tanzboden. Er hat dle Straftaten mit 5 Monate» 1 Woche Gefängnis zu büßen. — Ter Stallschweizer Wilhelm Karl Liest au» HoperSwerda diente im Juni bei einem GlitSbesitzer i» Mock ritz und entwendete gleich in den erste» Tagen einem Berufs- arnossen einen Kamm und ein Zweimarkstück. Einen Monat später nahm er einem Knechte rin Portemonnaie, enthaltend 8 Mk. und zwei Nadfahrkarten, weg. Die 5 Ferienstrafkanimer schickt den rückfälligen Dieb auf 4 Monate 2 Wochen ins Gefängnis. — Unter Ausschluß der Ocssentllchkeit verhandelte die 3. Fenenstraf- kammer gegen den l84S tn Reick geborenen, t» Lockwitz ansässigen Gutsbesitzer Emst Heinrich Wilhelm Jacob wegen SittltchkeitS- verbrrchenS nach 8 >c6.3 des Strafgesetzbuches Ter Angeklagte, welcher in leiner Gemeinde eine Anzahl Ehrenämter bekleidet, hat sich fortgesetzt an 5 Schulmädchen in unsittlicher Weile vergangen. Dem Angeklagten werden mildernde Umstände zugebilllgt, da er nach dem Gutachten des Geh. MrdtztnalratS Dr. Weber-Pirna ein willensschwacher, geistig mstiderwrrtiger Mann ist. Das Urteil lautet auf 2 Jahre 4 Monate Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust; 4 Monate Gefängnis gelten als verbüßt. — Der lOjährige Dlcnst- knecht Max Georg Werk aus HoperSiverda nahm um Weihnachten 1904 in der Gesindestube eines Gutes in BemSdorf ein freriideS Geldtäschchen mit 1,40 Mk Inhalt an sich. Im Juli d. I. revi dierte er «ine st, der Kammer stehende offene Lade und fand darin eltien Geldbeutel mit lOO Mk. Inhalt, wovon fich Gerk 84,50 Mk. anetgnrtr. 33 Mk. fand man später in einem Heuhaufen versteckt vor. G wlrd zu 2 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt: 2 Monate bleiben noch zu verbüße». — Der Cisendieher Karl Hermann Heydel aus Löbtau wurde tm Juli 1902 zum Vormund für da», im Avril vorher von seiner Schwester außerehelich geborene Lind bestellt. Gleichzeitig wurde ihm durch einer» A«S de« Mntlicken Bekanntmachungen. Für die Bewohner der Vorstädte Neugruna und Keuseidnltz bietet sich Sonnabtnd, de» 1. September, in »ein städtischen Hebestellenarundstück, Tolkewitz« Straße 16. vo» 9 Uhr vonmttaas bis 2 Uhr nachmittags Gelegenheit, dle an diesem Tage fällig werdende Gemcstlde-Gruiidsten« für de» 2. Termin 1906. sowie dle übrigen Steuern daselbst abzuführen. Die Kolonral-Untersnchungen werden mit großem Elfer fortgesetzt. Nachdem schon die Abgg. Erzberger, Koplch und Ablaß vernommcir worden sind und dem »Genossen" Ledevour eine Vernrhinniig anaeründigt ist, ist jetzt auch der Abg. R 0 eren vom Zentrum als Zeuae von dem Untersuchungsrichter l» dem Strafverfahren gegen Götz und Ge nossen vernommen worden. Eine HanSstichnna hat. nach der .Freisinnigen Ztg", bei ihm aber nicht stattgesiuiden. Dagegen sind nach deinielbe» Blatt weitere Ha » s > u ch n ng e » in Aussicht grnoninien, und zwar wegen der neueren „Enthüllungen". Es sei zu erwarten, daß die Abgesandten des Staatsanwalts auch dort erscheinen, wo sie früher schon einmal einen Besuch abge stattet halten. Von einigen Blättern war in die Aiwelegenhelt Flscher- Tlpprlskirch auch der bisherige Leiter dcS Obcrioliuiiaiidvö der Schutztruppcn, ObcrstOhnesorg, hinclngezoge» worden da er Vorgesetzter des Majors Fischer ist. Oberst Ohnesorg soll nun, wie dir „Jrelsinniae wissen will, seinen Abschied eiw grreicht habe». „Ohnesorg ist", so bemerkt daS Blatt. „11. a. bei der bestinimungswidrigen Verwendung deS südweslafrikaiiischeii LiebeSgabenfondS und bei der Affäre des Majors Fischer nichts wenig« als rühmend genannt worden." DaS Abschiedsgesuch dürfe daher nicht eher erledigt werden, als bis die schwebenden Untersuchimgeii beendet seien. — Die ist längst aufgeklärt worden und wärmt also daniit lediglich alten steht es mit d« zweiten Sache, bei der es außerdem amüiant ist, daß der „Freisinnigen Ztg." sofort ein anderes liberales Blatt mit folgenden zutreffenden Bemerkungen entgegentritt. „Der Oberst Ohnesorg, der seit Jahren an einem chronischen Herzleiden laboriert, hatte schon Ende April, als er von ein« Bauch fellentzündung befallen wurde, sein Pensionierniigsaesuch einge- reicht. Allo zu einer Zeit, wo von der Affäre des Majors Fstch«. dessen Beziehungen zu Tippclskirch er nicht kannte, noch nichts in die Oest'entlicdkeit gedrungen war. Aus diese Erkrankung ist es auch zulückzusühren, daß der Oberst sich Ende Juni in ein Sana torium in Südcndc begab, das er Anfang August wieder verlassen hat. Er hat »ach den uns gemachte» Angaben weder von der bestimililliigswidriaen Venvendluig der Liebesgabeiifviids noch von der Affäre Fischer-Tippelslirch mich nur die mindeste Kenntnis gehabt." ' Unter der Svitzmarke „Politische Entar.t 11 ng " schreibt die .Münch». Allgem. Ztg.": „Die Affäre», die mit dem Ber liner Kolonialskniibal zniammcnhängen, sind uneranicklich genug, und mehr als widerlich wirkt schon das breite Behagen, womit ein Teil der reichshcmptstädtllchcn Presse zur Wonne des Aus landes täglich mit neuen Vermutungen, Halbwahrlieitcn und halt losen Sensalionsnerüchtell in der schmutzigen Wäsche hcrnm- Plätschert. Politische Knochenerweichung aber ist der Versuch, diese traurigen Vorkommnisse wahlvolitisch n » tzbnr zu machen. Da veröffentlicht ein „entschied«." libe rales Organ auS dem 18. hannoverschen Wahlkreise. den einstens Bennigsen und zuletzt der verstorbene iiatioualliberale Abg Sattler vertrat, eine Zuschrift, in der wörtlich zu lesen ist: „Vielmehr dient der sogenannte Kolonialskandal einschließlich der Podbielskrschen Angelegenheit sehr dazu, innerhalb dcS Bürgertums den oppositionellen Geist zu stärken. Sollte der Landwiuschastsminlst« bleiben, dann desto mehr. So liegen denn die Sachen für die Freisinnigen recht günstig. Wen» nur der vierte Teil der Narlonalliberalen nach links abschwenkt, so kommen die Freisinnige» in die Stichwahl und dann ist ihr Sieg liberaler Seite wird bereits .Oho " gernsen: mau habe auch ei»? scharfe Kritik geübt. Das ist an sich richtig, aber nicht dir richtige Antwort. Derartige Dinge zu verwerten, um sich mit der Ansicht darüber im Wettbewerbe vor den Wählern heranSzustreichen, ist einfach unschicklich. Das sollte man der Sozialdemokratie über lasten, die an solche» Trübseligkeiten ihre Freude hat. Bürger liche Parteien bringen sich herunter, wenn sie ihre Suppe an den Schadenfeuern des Staates kochen wollen, und mehr als andere Parteien der Liberalismus, gleichviel, ob er sich .national" oder .entschieden" nennt. Und wenn Bmana Tippel und Herr v.Pod- btelski Vatermörder wären, eine NeichstnaSkaiididatiir set, wie sie wolle, sie wlrd dadurch um kein Haar bester" In. wenn auch nur losen Zusammenhang mit der TippelS- klrch-Anaelrgenheit laßt sich ern Brief eines Soldaten den daS .Posen« Ta Vorige Woche habe uh auö Kaltsontein vom 14. Jult bringen, blatt" veröffentlicht. Es heißt dort! deutsche Sachen empfangen: Eine» Kvrdanzug, l Hut, 1 Mantel, 2 Hemden, 2 Uiilerbcinkleid«, 2 Paar Fußlappen und I Paar Gamaschen. Wie gut die deutsche Bekleidung ist, merkt man erst, wenn man vorher englische Bekleidung gehabt hat." Der einfache Reit« in Afrika hat sicherlich keine Ahnung davon. waS für ein Stunnlause» hier in der Heimat gegen dir Ltes«u»gsfirme,i unternommen wird, sein Urteil verdient darum hier mitgeteilt zu werden. Die Nürnberger Stratzenkrawalle, die in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag voriger Woche begonnen haben und nur mit Hilfe des Militärs haben nieder- gekäiiiPift werden können., sind jetzt anscheinend zu Ende. Die Haupträdelsführer sind in Hast, und die Untersuchung wird jetzt klarstcllen, inwieweit Arbeiter an der Inszenierung dieser Ausschreitungen beteiligt sind, oder ob, wie von anderer Seite behauptet wild, hauptsächlich jugendliche Rowdies die Schuld tragen. Die Ausschreitungen haben sich gegen die Motorcn- fabrik „Union" gerichtet, die Arbeiter entlassen und durch andere zu ersetzen versucht hatte. Mit der Ausstellung von Streik- dosten undvergewaltigungvon Arbeitswilligen haben die Gewalttätigkeiten begonnen, die die beiden indusiric- stärksten Gemeinden des bayrischen Landes, Nürnberg und Fürth, in schwere Mitleidenschaft gezogen haben. In den letzten Tagen ist an dieser Stelle nntgcteilt worden, wie sehr die Rechtsprechung des Reichsgerichts das Koalitions- recht der Arbeiter schützt und erweitert hat. Um so be dauerlicher ist. wie in dem vorstehenden Falle ein unerhörter Mißbrauch des Koalitionsrcchtes konstatiert und der Tatsache Ausdruck gegeben werden muß, daß solche Ausschreitungen geradezu beispiellos find. Anzuerkennen ist, daß die Behörden schließlich mit dem gehörigen Nachdruck von den ihnen zu Gebote stehenden Machtmitteln Gebrauch gemacht haben, wie auch der Erfolg zeigt. Fcstlziistellen ist aber auch die schwere Schuld, die diejenigen sozialdemokratischen Blätter und Agita toren tragen, die seit Jahren daS Pflichtgefühl und den Ordnungssinn der arbeitenden Bevölkerung verwirrt haben und sie alle Scheu vor der für alle Mitbürger ohne Unterschied geltenden öffentlichen Ordnung haben vergessen machen. Die Jn- oustric dars einem solchen Treiben gegenüber nicht schutzlos bleiben, ebensowenig aber auch die Arbeiterschaft, soweit sie sich dem TerroriSmus des Klasscnhasses im eigenen Interesse nicht beugen ma<d Die Sozialdemokratie hat in ihrer Presse von blutrünstigen Brutalitäten aus seiten von Polizei und Soldaten gesprochen, aber nichts dafür getan, um die an den Unruhen beteiligte Arbeiterschaft zur Vernunft ziirückiübren zu Helsen. Jetzt, nach der Tat, wird man. der beliebten Taktik zufolge, die .^unorganisierten" und halbwüchsigen Nichtsnutze verantwortlich machen, anstatt in den traurigen Vorkommnissen die Frucht der unaushörlichen Zersetzung des Rechtsbewußt- seins in der Seele leichtgläubiger und mißleiteter Arbeiter -n erkennen. Einer Schilderung der Ausschreitungen im „Fränkische» Kurier" entnehmen wir das Folgende: „In der Fabrik „Union" war am späten Nachmittag bereits nicht mehr gearbeitet worden, so daß eS sich bei den Ansammlungen der Streikenden nicht mehr um ein Warten aus die Arbeitswilligen, sondern nur um eine De monstratio» gehandelt hat. Die Favriktorc waren geschlossen. Die Polizei wurde nach und nach auf 70 Schutzleute zu -Fuß und 17 zu Pferde verstärkt. Wie <un Tage zuvor, wurde die Schutzmannschast mit Geheul. Gejohle und Pfeifen empfangen. Infolge der tätlichen Angriffe seitens der Menge sahen sich die Schutzleute gezwungen, wiederum blank zu ziehen. Nach Einbruch ver Dunkelheit wurden die Schutzleute in verstärktem Maße mit Steinen bombardiert, und aus den umliegenden Wirtschaften flogen Gläser. Flaschen und dergleichen. Schüsse sielen von beiden Seiten. Es war ein Getöse, wie wenn eine stompagnie eine Fclddienstübung abhält. Es sollen min- bestens gegen 3 0 0 S ch ü s se g e s a l l e n sein. Aus der Menge will man die Drohung gehört haben, daß man nicht eher ruhen werde, bis die ganze Fabrik in die Lust geflogen sei. Nach einer anderen Mitteilung sollen auch saustaroße Steine gegen Straßenbahnwagen geschleudert worden sein, so daß die Fahrgäste aus den Wagen flüchteten. Zum Mück seien dabei keine Verletzungen vorgekommcn. — Ucüer die Exzesse vom 23. August wird demselben Blatte noch mitgeteilt, daß am Nach mittag nur sechs Schutzleute anwesend waren, die verhöhnt wurden und den Tumultuanten gegenüber machtlos waren. Ein halbwüchsiger Bursche nahm einen andern aus die Schultern und bewegte sich so, die „berittene Polizei" verulkend, die Straße auf und ab. die Leute zum „Weitcrgcheu" aussordernd. Fiaker und sonstige Fuhrwerke mußten sich den Anordnungen der Menge, welche „langsam fahren" oder „dorthin answeichcn" kommandierte, fügen. Solche Episoden wurden mit dem üblichen Nadau, Johlen, Schreien und Pfeifen der Menge begleitet, so daß man sich in die Wildnis versetzt glaubte. Der Tumult er reichte seinen Höhepunkt mit Eintritt der Dunkelheit gegen 8 -Uhr. als ein größerer Trupp Arbeiter cinträt. welcher alsbald das Bombardement aus das an der Straße gelegene Kontorgebäude der Fabrik mit faustgroßen Steinen begann. Da an dieicm vorsichtshalber die Jalousien schon herabgclastcn waren, so wurden nur 15 Fensterscheiben, sowie einige Straßenlaternen zertrümmert. Inzwischen war die telephonisch erbetene Polizeivcrttärkung, die mit „Hurra" emp fangen wurde, eingctrossen. Diese in der Stärke von etwa 60 Mann hatte mit der Waise in der Hand den Platz in 8 bis 10 Minuten vollständig gesäubert und nahm alsdann eine Ab- sperrung vor. Daß es mchrsache Verletzungen gab, ist erklärlich. Auch wurden verschiedene Schüsse gehört, doch sind ernstliche Ver wundungen bisher nicht bekannt geworden. — Von einem Nach bar der Fabrik wird dem ..Frank. Ä»r." solacudes geschrieben: „Mein «Anweien befindet sich in nächster Nähe der Motorsahr- zeugiabrik „Union", und ich habe seit 11 Wochen den Unfug mit ar.cnstehen, der sich infolge des.Streiks täglich vor bwaatcr Fabrik und vor meinem Anwesen abspiclt. Ganz besonders sind die Ausschreitunacn der letzten acht Tage derart, daß man an „r nssi t ch e Z u ständ e" alanben möchte. Ten Höhevunkt erreichte aber dis Demonstration am Mittwoch abend. Wenn man bei solchen Anlässen mit ansehen und anhörcn muß, wie die Polizei verhöhnt, verspottet, ja waar tätlich anacgrisren wird, ohne sich gebührend wehren zu dürfen, dann kann man doch ein berechtigtes Kapfschütteln nicht unterlassen. So wurde z. -V. mit großem Gelächter die Polizei verhöhnt, als dieselbe dem Ersuchen einiaer jüngerer Demonstranten: .„Herr Polizeileut nant, ziehen Tie Ihre Leute zurück, wir werden dann dainr sor gen. daß die anwesenden Arbeiter cbeniallr abziehen," entsprach, denn gleich daraus komne man vie Bcmcrkuna hören: „So. setzt haben wir die Polizei davongeiagt." Der Abzug der Ruhestörer blieb dann natürlich aus. Tie Menschenmenge sammelte, sich vor dem Fabriktor. um cs zu sprengen, und nur seiner massiven Konstruktion ist es zu dan-kcn, daß größeres Unglück verhütet wurde. Tie Polizei war ja abgezogen und so konnten die Tumultuanten ungestört ihre ordnungswidrigen Ausschreitungen sorlsetzcn." ——— TageSkcslhichte. Zur russischen Agrarreform. Durch eknen lästerlichen Befehl vom 25 August ist dle Bauent- agrarbank zum Zweck der Bergrößerung des bäuer lichen Grundbesitzes bcaustragt worden, den Verkauf einer Reibe von Ländereien an Bauer» zu vermitteln. Aus ersehen sind für diesen Zweck vie landwirlschastlich genutzten Apanageländercicii, die nicht an Waldreviere grenzen, sobald deren Pachtverträge abgclanfen sind, ferner diejenigen Waldungen, welche stceisenweiie a» anderen Besitzungen liegen oder von solchen umgeben sind, endlich in den Gouvernements Archangelsk und Wologda diejenigen Waldbezirke, dle zum Verkauf an dre Bauer» sur geeignet befunden werde». Von den Apanngeländereleii, mit deren Verkauf die Baucrnagrarbaiik beanslragt wird, sind aus- geschlossen die Bezirke, welche Fabriken, Werkstätten nnd bcigban- ilchcn Unternehmungen überlassen sind, ferner solche Teile der Apniiagcgnt«, die mit landwirtschaftliche» Betrlebsgebänden und anderen wertvollen Baulichkeiten ansgcstattct sind, solche mit Gälten von hoher Knit»: und solche, die sich für den bännlichen Betrieb nicht eignen, endlich die Apcmagkländcreien der Krim, Trcinskankasiens und die zum Bjelowjeschcr Walde gehörigen Ländereien. Tie Verteilung des zm» Verkauf bestimmten Bodens, desgleichen seine Taxation »ach einzelnen Parzellen liegen der durch den UkaS von, 4. März dieses Jahres eingesetzten Agrar- koniinistioir unter Mitwirkung der Banenrbank ob. Die Auf stellung der Pläne, »ach denen die Avanagetäiidercien dcr Banern- bank zum Verkaufe überantwortet werden, die Abrechnung mit dem Apanagenressort und die Festsetzung der Bedingungen für den Beckanf der oben angeführten virnndstücke an die Bauern »ach Maßgabe der diesen zu Gebote stehenden Mittel wird durch die kaiserliche Verfügung dem Hvsniinist« übertragen, der mit den Ministern orS Innern und der Ftnamen sowie dem Hcmptlctt« der LandwtrtschastSverwcrltuna darüber Rücksprache zu Pflegen hat. Sämtltche Pläne such zunächst dem Gutachten deS Kaisers zu unterwerfen. Deutsches Reich. DaS Kallerpaar wlrd sich zur Teil nahme an der Taufe des Erbprinzen von Sachsen-Koburg- Gotha am 18. September mit einer» Soirdcrznge nach Kobnrg begeben und dort bis zum 19. September verweilen. — Der Kaster schenkte dem Prinzen Hans Carola th. der dem Kaiscrpaare am letzten Freitag im Schloßparke zu Wilhelmsböhe das Quellensinde» mit der Wimtchclrrrte vorsübrte, zwei wertvolle Gravüren mit kaiserlichem Namciiszuge, die den Kaiser und die Kaiserfamilie darstellen Den Gnade »erlaß deS Kaiser? vom 24. August hat der preußische Justizminister noch Sonnabend zur Kenntnis der Justizbehörden gebracht. Die Strafvollstreckungsbehörden sind gleichzeitig angewiesen worden, wegen Entlastung der begnadig ten. rn Strafhaft besindlichen Personen sofort das Notwendige zu veranlasse». Unter de» Gnadenerlaß sollen auch solche Urteile fallen, die bis zu der» Tage seiner Veröffentlichung nur oeni Ver urteilten gegenüber rechtskräftig sind. Unter den erlassenen Koste» sind die baren Auslage» einbcgrissen. In etwaigen ZweifclSsälle» ist die Strafvollstreckung zu unterbrechen nnd an de» Minister zu berichten. Die Gerüchte über eine Einladung des Kaisers nach Amerika bewahrheiten sich; jetzt wird schon von einer formellen Einladung gesprochen. Aus St. Louis wird nämlich aemeldct, daß der dortige Stadtrat in feiner nächsten Sitzung beschließen wird, Kaiser Wilhelm formell einzuladen, die Stadl St- Louis zu besuchen. Der Deutsche Tag znMarienburg hat sich trotz des ungünstigen Wetters zu einer Kundgebung von imponierender Wucht gestaltet. Die herzliche Zustimmung, die die deutschen Männer der Ostmark vom Kaiser und auch vom Fürsten Bülow erhalte» habe», wird sie in der Verfolgung der einge- schlagenei, Wege nur bestärken. AnS den Verhandlungen «schei nen uns die Maßregel» besonders beachtenswert, die Jnstizrat Wagner, in sein« Empfehlung der Vorstands-Resolution. Vor schlag. Sir verfolgen den Zweck, dem Staate beim Besitz- Wechsel auf gefährdetem Boden ein« Art von Vor kaufsrecht rinznräume». Jeder Grundbesitzer in den Ostmarken sollte darnach verpflichtet sein, wenn er verkaufen will, der Be hörde seine Absicht mttznteilen. Die Behörde müßte daS Recht haben, binnen einer knappen Frist zu «klären, daß sie selbst das Grundstück übernehmen will, entweder zu dem gebotene» Kauf preise. oder zu einem Preise, der nach den Vorschriften der Ent eignung z» «Mitteln wäre. Dem Verknus« soll daS Recht bleiben, gegen Erstattung der Unkosten vom Verkauf Abstand zu nehmen. Wen» man dem Uebergangr deutschen Besitzes in polnische Hände ernstlich slenern will, so sind hier Fingerzeige gegeben, die reiflich erwog » zu werden verdienen. Sehr zweckmäßig ist auch die Au. Z v
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