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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060824029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906082402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906082402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-24
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Die l ivaltiaeGaind- «ilc <ca. » Silben» so Mo., An- lündiaungkn aut der Prwalieit» Zeile L Pia : die rivalliae Zeile auf Tert- lcite so Pta. als Sinoetandt Zeile «> Psg In »Nummern »ach Sonu- und ffeiertage» i wollige Ärundzeil« so Ltg.. au» Privatseite 4» Mg,. Lwaliiae Zeile aus Leriieite und als Emaetanbt so Vtg. Auswärtige Aus. träge nur gegen Vorausdejgdlung. Belegblätter kosten v> Biennige. Fernsprecher: Rr. U und NO»«. Hauptgeschäftsstelle: MarieiOr.SS. Vori'iti^ ä 8tüok 50 I'kff in rrlloii äpottuckeii, Ilroxorien uncl Uartüworisn. Rr. 232. S»!k,t>:"'»'"" «LL ofnachrichtcn, Heinrich Man 1-, Fremdenverkehr, Sedanfcier, Bierpretserhöhuna, l erichtsverhandlnngen. Lage in Rußland. „Loheugrin". Kunstgewerbeausstellimg Gast- und Freitag, 24. August ISO«. Neueste Trahlmcldnnge» vom 23. August. Zu den Kolonialwirren. Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Dem Berliner Korrespon denten der „Franks. Atg." zufolge versichern politische Krei'e, eS seien bet der Anwesenheit des Fürsten Bülow beim Kaiser in WilhelmSböhe manche Entschließungen auch personeller Art gefaßt worden, über die man nach der Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin durch amtliche Eröffnung näheres erfahren dürfte. Sie beträfen auch die Kolonialverwaltung. Bermutlich sei man zu der Einsicht gekommen, daß Gehrimräte und Offiziere, selbst wenn sie sonst ganz tüchtig selen. doch der Aufgabe nicht gewachsen seien, wie sie der Ausbruch des Krieges iu Südwest afrika plötzlich gestellt Hube. Der Ankauf bedeutender Materialien und der schnelle Abschluß von Lieferunaskontrakteu setze» Kenntnisse und Erfahrungen Vvrans, über die rein juristisch geschulte Beamte und Offiziere tu den seltensten Fällen verfügen. Aus diese Weise seien Ausgaben entstanden, die man als Verschwendung bezeichnen müsse. Der Gedanke liege nahe, entweder durch organisatorische Beränderunoen in der Verwaltung oder durch Berufung kauf männisch geschulter Persönlichkeiten eine Besserung herbeizuführen. — Ein höherer Offizier erklärte demselben Blatt zur Affäre Podbielski: So wie der Fall liege, habe der Kaiser sich nicht anders verhalten können, v. Podbielski sei zunächst General und Offizier mit allen Vorrechten des Generals und unterstehe zunächst dem militärischen Ehrengerichte. Es iei ganz natürlich, daß bei der militärischen Auffassung des Kaisers diese Qualität Podbiels- ki< in erster Linie maßgebend gewesen sei. Zur Lage in Rustland. Warsch au. General Skalon hat eine 'Verfügung erlassen, nach der Augenzeugen von Attentaten aus Personen oder Eigentum anderer, die ihre Hilfeleistung versagen, einer dreimonatigen Gesänanishaft unterliegen, falls nicht Lebens gefahr oder andere triftige Gründe ein Eingreifen verhinderten. Der gleichen Strafe unterliegen Personen, die es unterlassen haben, alles, was ihnen über Verbrechen bekannt wird, zu melden. moHlen nach dem Reinhardswald. Heute morgen machte das Kaiserpaar einen Spazierritt. Der Kaiser bürte später den Vortrag des Stellvertreters des Chefs des Marinekabinetts Kapitäns -. S. v. Krosigk. Ferner ist hier der Flügeladjutg.nt Major v. Friedcburg eingctrosfcn. Be choler so gut wie handelt. Essen. Katholikentag. Der Kardinalstaats, sekretär Mcrry del Val übersandte heute nachstehendes Tele- ramm: Dankbaren Herzens hat der heilige Valer in freudiger rlin. Die bakteriologische Untersuchung des »averdächtigen Falles Weimann laßt es wie ausgeschlossen erscheinen, daß es sich um Cholera sinnungen des Katholikentages entgegeugenommien. Um sein warmes Interesse für die Versammlung^zu bezeugen, erteilt er voll väterlicher Liebe Len apostolischen Segen. — Die heute ge- schlossene Versammlung wurde eröffnet vom Vizepräsidenten von Dwickel. Abgeordneter Herold erstattete Bericht über die Verhandlungen der Ausschüsse. Eine Reihe von Resolutionen über sozialpolitische Fragen und die christliche Charitas wurden angenommen. Ferner wurde ein Antrag angenommen, der die kommunale »Sozialpolitik befürwortet. Außerdem wurden noch verschiedene Anträge gestellt. Damit sind die Arbeiten des Katholikentages beendet. Paris. Bei einem Ausslug, den eine Volksschule nach dem Wäldchen von Bincenncs unternommen hatte, sind zlvci Schüler und ein Lehrer, der ihnen Hilfe bringen wollte, er trunken. Paris. Der -Gencrcilgouverneur von Französisch- Jndochina, Beau, der hier eingetroffen ist, erklärte einem Berichterstatter, er wolle dem Kolonialministcr einen Gor- schlag unterbreiten betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 100 Millionen Francs, die dazu dienen sollen, das ganze Land mit Kirchen, Schulen und B ew äs-t e ru n gs-A n- laaen zu versehen. Bezüglich der Frage der Verteidigung Jndochinas meinte Beau, die Erbauung aller notwendigen Forts, Kasernen und Blockhäuser würde mindestens 20 Millionen Francs und die Unterhaltung eines Expeditionskorps 40 Millio nen Francs kosten: aber bei dem gegenwärtig bestehenden Ein vernehmen mit England brauche man vielleicht die absolute Notwendigkeit, Indochina in Verteidigungszustand zu ver setzen. vorerst nicht zu ernst zu nehmen. Rio de Janeiro. Der panamerikanische Kongreß hat beschlossen, die sogenannte Dragodoktrin der Haager Konferenz /vorzulegen. Oertliches rmd Sächsisches. Dresden. 23 August. —* Als Gast 'Ihrer Majestät der Königin-Witwe traf gestern mittag Frau von Abeken geb. Freu» von Könitz zu zweitägigem Aufenthalt im Jagdschlösse Rchcseld ein. —* Der Herr Staatsminister Dr. Graf von Hohen - thal undBergen hielt in der Ausstellung zu Zwickau bei dem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahle auf die Begrüßungs ansprache des Fabrikanten Wols sen. folgende von uns bereits skizzierte Rede: „Ich danke, zugleich im Namen meiner beiden Herren Kollegen, für die liebenswürdigen Worte meines Vor redners und Ihnen allen für den Beifall, den Sie ihnen gezollt haben. -Vor allen Dingen möchte ich den herzlichsten Dank dafür ausüprechen, daß Sie uns in so freundlicher Weise durch die Eindrücke, die »wir mit nach Hause nehmen werden, sind die denkbar günstigsten. Es ist hochersreulich, zu sehen, daß eine Stadt wie Zwickau, ganz aus eigene Füße gestellt, eine solche Ausstellung zu stände gebracht hat. Ich spreche Ihnen im Namen der Regierung und in meinem eigenen herzlichen und aufrichtigen Glückwunsch aus. Ich freue mich sehr, daß Seine anderweitige Dispositionen aus längere Zeit hinaus es unmög lich -gemacht haben, hier zu erscheinen: auch den Wunsch, durch ein Mitglied der königlichen Familie sich vertreten zu lassen, mußte der König sich versagen, da Prinz Johann Georg bei seiner erlauchten Braut weilt und die kleinen Prinzen zu jung sind, um ihn zu vertrelen. Daher hat er mich hierher geschickt. Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, daß ich aus diese angenehme Weise dazu gekommen bin, der Stadt Zwickau meinen Besuch abzustailcn und die Ausstellung zu sehen. Ich bitte Sie, über zeugt zu sein, daß ich den Interessen, die speziell in einer Industriestadt wie Zwickau gepflegt werden, »soweit es an mir liegt entgMeiikoinmen und alles tun werde, um die gewerb- slcißigen Einwohner des Landes in ihren berechtigte^ »Inter essen zu schlitzen und zu fördern. Ich fasse alle die Wünsche, die ich sür das fernere Gelingen der Ausstellung und sür das Wohl der Stad! Zwickau hege, in die Worte zusammen: Tie Stad: Zwickau lebe hoch!" —* Gestern abend verstarb nach einem Leiden von nur einigen Wochen der Königliche Hosjuwelier Herr Jak. Heinrich W. Mau im 64. Lebensjahre. Der schlichte, eifrige Geschäftsmann war ebenso, wie sein Geschäft im Vik- toriähausc, weit über die Grenzen des engeren Vaterlandes hinaus bekannt und sührte nicht allein den Titel eines König!. Sächsischen, sondern auch die eines Großherzogl. Mecklen- burg-Schwcrinischen und eines Herzog!. Sachien-Altenburgischcn Hoflieferanten. Er übernahm das Geschäft seines Vaters in >eick frühester Jugend und verstand es durch rastlose Tätigkeit und großen 'Kunstsinn, dieses zu einem der ersten der Branche in ganz 'Deutschland zu machen. Nicht das allein wird dem Verstorbenen in Dresden ein dauerndes Gedächtnis sichern, sondern vor allem anderen der von ihm unter- nommcne und mit reichstem Auswande durchgesübrtc Bau des Vikloriahauses und des Central-Theaters. Bei beiden be kundete er wiederum sein großes Verständnis und seine Liebe zur Kunst, so daß, obwohl Titel und Orden ihm versagt blieben, sein Gedächtnis durch die Eigenart und Vorbildlichkeit dieser Schöpfungen erhalten bleiben wird. Seit ihrer Gründung war der Verstorbene Aussichtsratsmitglied der Bank für Bauten. —* Der Fremdenverkehr in Dresden hat nach dem soeben erschienenen Monatsberichte des statistischen Amtes der Stadt Dresden für Juni d. I. einen ganz bedeutenden Aufschwung genommen. Während im Monat Mai d. I. 32734 Fremde in Dresden angemeldet wurden, stieg die Zahl derselben im Monat Juni auf 43077, das sind über 10000 Fremde mehr als im Vormonat. Der Monat Juni wird bezüglich deS Fremden- zuznges innerhalb eines Jahres nur noch vom August 1905 über- trossen, in dem 44 358 Fremde zur Anmeldung gelangten. Auch in den Monaten Juli und August d. I. hat dieser erfreuliche Zuzug angehalten, doch liegen hierüber genaue Ziffern noch nicht vor. Tatsächlich haben auch die hiesigen Hotels und Pensionen seit langer Zeit nicht mehr solche ante Geschäfte gemacht, wie in den letzten Monaten und die kleineren Hotels in der Nähe des Hauptbahnbofes und in der inneren Stadt waren zeitweise über füllt und konnten keine Fremden mehr aufnehmrn. Der starke Zug nach Dresden liegt einesteils an der 3. Deutschen Kunst- gcwerbe-Ausstellung, andernleils aber auch an den vielen Kon--, giessen, die jetzt tagtäglich in Dresden stattfinden. Auch für die' nächsten Wochen sieben noch eine Reihe bedeutungsvoller Ver- baudstage in Aussicht. Interessant ist jedenfalls ein Vergleich des Fremdcnzuzuges nach Dresden innerhalb des letzten Jahres, der sich wie folgt gestaltet hat: Juni 1905 : 38 667; Juli 39 038; August 44 358: Septmber 35 273; Oktober 31011: November 82 753; Dezember 21596: Januar 1906 : 24 280: Februar 22 452; März 27 238; April 28 892; Mai 32 734; Juni 43077. —* Das Programm der Sedanfcier ist nunmehr festgelegt. Festplätze sind der Ansstellungspark und der Saal des Äus- stellungsrestanrants. Um 4 Uhr beginnt das Festkonzert, das von den Kapellen der Dresdner Kaiser-Grenadiere und der Bornaer Karabiniers ausgeführt wird. i/z6 Uhr ist unter Leitung des Kunst uu- Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau derKönialichenHos» theater. Die angekündiate G e sa m ta ufsü h r u n g von Richard Wagners Werken im Opernhause wird morgen, Freitag, den 24. August, mit dem „Rienzi" fort- gesetzt. Die Titelpartie singt sür Herrn v. Vary, -der un päßlich ist, Herr E. Forchhammer vom Opernhause in Frank furt a. M. Montag, den 27. August, werden die „Meister singer von Nürnberg" ausgesührt. Die folgenden Aufführungs- ' " " """ ^ "' und ..Ter „ . , , September, mit dem „Rheingold" beginnt. Montag, den 3. »September, folgt die „Walküre", Freitag, den 7. „Siegfried" uno Mon tag, den 10., „Götterdämmerung". Der Vorverkauf der Billetts kür die vier Ausführungen des „Ringes" beginnt Donnerstag, den 30. August, vormittags 10 Uhr, an der Kasse des Opern hauses. h* Die König!. Hrffoper kann — von Rechts wegen — drei Ortruds ins Felo stellen: die Damen v. Ghavanne, Schäfer und Eibenschütz. für Elsa von Brabant sind sogar vier »heimische Sterne aüfzutreiben, die aus die Namen Wittich, Krull, Keßler und Scebe hören. Und doch ließ sich der gestrige „Lohen- grin" — arme Generaldirektionp — nur mit zwei Gästen er möglichen: Ratbods letzten Sproß sang Frl. WieSner vom Stadttheater -u Riga, als lwlde Bra-bantcrin hörte man Frau Ernesta Delisarta vom Metropolitan -Opera-Hou-se zu New- york. Der uroi at arbi verkündete Ruhm, den an und für sich diesmal nickt gerade chronologisch gegebenen Wagner-Zyklus „»wenn möglich mit eigenen Kräften zu böstreiten, ist also ziemlich ro-sch dahingesunken. Hoffentlich waltet über den übrigen Menden der Wagneriana ein günstigerer »Stern: zu »wünschen wäre das. »Vermochten doch die Gaste von gestern abend die angestammten Vertreter für die in Frage kommenden Partien nicht im entferntesten vollwertig zu ersetzen, so daß der Gesamteindruck der Vorstellung fraglos empfindlich litt. Zunächst die fremde Elsa: Frau Delsarla. »Stimme: ein kleiner, nur in der Höhe reizvoller Sopran, dem eine ausgezcichncle Schule lNatalie Hänischj und ein staunenÄvertcr »Fleiß — Frau Delfarta ist die Tochter Possarls! — eine leidliche Ausgiebigkeit, wenn auch nicht die rechte Trag- und Leucht kraft für ein großes Haus gegeben: »Lpiel und Erscheinung: Hang -um Stilisieren, starke t>hcatrali»chc Begabung, »betracht- Iiche schauspielerische »Intelligenz. Leider gibt das alles noch keine rechte Elsa. Die brillant behandelten Kop'ftöne. der tadel- loie Uebergangdon dem hohen Register in die schwachen mittleren Chorden der »stimme — damit allein läßt sich den gesanglichen Part des boliden Gemahls von Löhcngrin nicht idcikommen. Man vermißte tonliches Volumen und sinnlichen Klangzauber, wie denn Frau Dclsarta — warum sprach der Zettel von einem Fräulein dieses NomenS? — stimmlich meist zu wenig gab. Dafür tat sie schauspielerisch säst stets zu viel. Ihr bedeutendes dramatisches Talent, dem allerdings, in der Oper schließlich kein Unglück, ein -Zug ins Theatralische — Ibsen würde von Vererbung sprechen — unverkennbar anhäftet, 'betätigt sich immer viel zu lebhaft: sie agierte von Anfang an zu temperamentvoll für die „traumfelige" Maid und war so viel zu wenig Gegensatz für die ränkespinnende, ständig bewegte Orlrud. Rein äußerlich gab Frau Delsarla ein zwar prächtig wirkendes aber übertrieben glanzvolles Bild. 'Vornehmlich im -weiten Aufzuge, bei ihrem Erscheinen auf der Treppe im Schloßhose, war die kostümelleAufmachung —lwlbfrauzösisch, bald byzantinisch — dieser Elsa unbedingt zu beanstanden. Das Gleiche gilt von der neuen Nuance am »Schluß des zweiten Aus zuges, sür die allerdings vielleicht auch Herr Burrian ver antwortlich zu machen ist. obwohl wir sie bislang an seinem Loheugrin nicht wahrgenommen haben. Die Situation sei kurz festgebalteu. Als Elia, nach den Worten ihres Ritters „Heil dir. Elsa! Nun laß vor Gott uns gelh'n." die »Stufen zum Münster emporschreitet, ertönt im Orchester das erste Warnungs- Motiv „Nie sollst Du mich befragen". Elsa schrickt zusammen, wendet sich nach Ortrud »in und sinkt, wie Schutz suchend, Lohen- arm an die Brust. So sah man die Szene sonst, einfach und streng nach WagnerS ja so wundervoll klaren Regievorschriften. Gestern war man päpstlicher als der Papst, hatte man Wagner überwagnert. Nach dem Verklingen des ersten „Nie sollst Du mich befragen", lehnte sich Elsa, nachdem sie rasch reichlich er schrocken, geruhsam an Loheugrin, der ihr beide Augen ostentativ zuhält^ und hoch erhobenen Haitptrs, den rechten Arm um Elsa geschlungen, »un ans der obersten Stufe zum Münster festen Auges das zweite „Nie sollst Du mich befragen" über sich und sein Weib ergehen läßt. Sehr schön, aber nur leider auch t sehr falsch. Denn wäre Wagner die Situation so erwünscht gewesen, batte er sie im Regicbuch auch so eingezeichnet. Bayreutb darf hier als maßgebend angrsprochen werden; es ist in diesem Punkte bislang noch nie von der Tradition abgewichen worden. — Doch zur Ortrud von Frau Wies» er. Auch sie blieb stimmlich oer Partie das beste schuldig. Ihr Mezzo-Sopran ist von einer aus gesprochen Hellen Färbung, verfügt selbst in der Tiefe nicht über den wünschenswerten Altklang und gibt in der Höhe nicht gewal tig genug aus. Der Anruf an die Götter im zweiten Aufzuge, für den die Künstlerin bei offener Szene applaudiert wurde, muß noch einmal so wuchtig heiauSkommen, gar nicht zu reden von der seelischen Eindringlichkeit, die durch diese Apostrophe wetter leuchten muß. Erheblich besser gelang der Künstlerin, der man für ihre „Rettung" der Vorstellung in jedem Falle dankbar sein muß. das Dno mit Telramund und später mit Elsa. Hier bot Frau WieSner auch darstellerisch das beste und brachte den dämo nischen Grnndzng deS Ortrud-Charakters überzeugend zur Geltung. — Im übrigen gab die Vorstellung zu kritischen Auslassungen— man müßte denn immer und immer wieder der völligen Nengcstal- tnng aller Wagnerschen Opern das Wort reden — keine» beson deren Anlaß. Manches, so namentlich in der Anordnung der Massen beim Kirchgänge Elias, war aeaen früher bester oeworden. manches. Io z. B- der Kampf Lohengrins mit Telramund im Gottesgericht des ersten Aufzuges, aber auch schlechter. Etwas mehr auf Illusion muß hier unbedingt gesehen werden, wofern man sich nicht lächerlich machen will. Von den Trägern der ein zelnen Partien soll — natürlich — Herr Burrian als Lohen- grin an erster Stelle genannt werden. Er war glänzend dispo niert und sang im Piano herrlich, viel schöner als im Forte, wo das gleichmäßig laute Anschreien — verzeih mir großer Karl — nicht so recht zu des hehren Gralsritters Wesens innerstem Kern passen will. Wunderbar gab sich Herrn Perrons .Heerrufer, edel und stolz in Haltung wie Stimme, während sowohl der Tel- ramnnd des Herrn Kietz, wie der König des Herrn Plaschke an der nötigen Hoheit gar zu sehr fehlen ließ. Namentlich Herr Plaschke war viel zu matt, mehr sanfter Heinrich, als König Heinrich. — Das Orchester spielte unter Herrn Kutzschbachs feuriger Leitung vortrefflich und entschädigte mit seiner Klang schöne für manches, was jenseits der Rampe nicht völlig so war, wie es hätte sein sotten. Dritte Deutsche Kimstgewerve-Ansstelluilg Dresden 1906. in. Profane Raumkunst. t4.I Außer dem Musiksalon des Berliner Grenander eni- hält die Ausstellung noch vier Räume, welche demselben Zwecke dienen. Drei davon, das Musikzimmer des Stuttgarter Pro fessors Bernhard Pan kok, der Konzcrtjaal des Düsseldorfer Professors Peter Behrens und der Salon des Dresdner Professors Wilhelm Kreis im Sächsischen Hause sind gleich- zeitig als Fest- oder Prunkräumc ausgestaltet und stellen viel leicht den Höhepunkt unter denjenigen Ranmschüpsungen der Ausstellung dar, welche nickt in erster Linie den unerläßlichen Bedürfnissen des alltäglichen Lebens dienen sollen, sondern den Schauplatz eines vcrseincrien Lebensgenusses ergeben könnten. Dagegen ist das Musikzimmer Ericht Kicinhempels in Dresden, das im rechten Flügel des Sächsische» Hauses liegt, wie man aus den ersten Blick sieht, bloß als Gast-Mnsikzimmer gedacht und nur als solches zu beurteilen. Es ist nun höchst lehrreich, diese vier genannlcn Fcsträume miteinander zu oer- gleichen, weil sich auf diese Weise am besten der Unterschied icststcllen läßt, welcher zwischen der früheren Art des kunst gewerblichen Schaffens und der heutigen besteht. Wer nun einigermaßen in alten Schlössern der Fürsten und des Adels, deren Einrichtung noch erhallen ist, bewandert ist, der weiß, daß derartige Prunkgemächer, z. B. aus dem 18. Jahrhundert, aber auch uoch aus der Emvirczcit, einander, so ähneln, daß cs. wenigstens so weit die Juncndckoralion in Betracht kommt, oft schwer jällt, sic im Gedächtnis auseinander zu halten. Jedenfalls lind die gemeinsamen Züge viel häufiger zu be obachten. als die trennenden. Die Fcsträume von Grenan-
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