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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060818024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906081802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906081802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-18
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Dres-ner Nachrichten Sonnabend. 18. August IVO« Str. 2S6 -* B»ss.l, «iß» «nknnst i» Dresden. Wer früb aussteht, kanu etwa» erleben, und wer etwa- erlebt, bat etwa- zu er zählen. In dieser glückliche» Lage sind beut« die Journalisten, die. in d«n ,.t)rs«j«n Xlolcvr«" für oaS Unter- dalkung-bedürsni» der Leser sorgend, den Cplonel Cody auf dem Friedrichsiadter Bahnhof« begrub» teil. Sie waren beileibe nicht di« einzigen, di« sich dieses Vergnügen gönnten — denn di« Bevölkerung unte rer Stadt war in ihren hoffnungsvollsten Vertretern zu Tausenden anwesend, in der Jugend, der immer schaulustigen .fugend, die der. göttlichen Feriensaulheit aern entsagt, wenn nur waS los ist. — „Lverv sucevss is in Organisation", > hn M. " agte Mr. Burk«, der zusammen mit Mr. Mr. I ^ . ^ p A. Small die Führung an den ««idlosen Zügen über» nahm, auf deren niedrigen. langen Waaen ein 6ar am andern stand, bereit zur Ausladung, schon kurz nach 5 Uhr begann diese. ..Aller Erfolg liegt in der Organisation" — kein Kom mando. kein Rus, nicht einmal ein lautes Wort, jeder Mann kennt seinen Posten und ist bestimmt da. wenn er gebraucht wird Ei» Irrtum i» dieser immensen Maschinerie von Menschen scheint ausgeschlossen. — An dem einen Zuge führen Indianer. Cowboys. Mexikaner. Kosaken und amerikanische Soldaten die Pferde berans und macken sie reiliertig — die Verschiedenarngkeil der Ausräumung und der Sättel fällt schon brer ins Auge. Aus der anderen Seite steben zwei riesige Züge mit einem schier endlosen Wagenpark. Dieser mub hernnter- aeschafst werden. Eine aus starken Bohlen gebildete einfache Abicihrrampe wird an den ersten niedrigen Eisenbahnwagen angelegt, »estgemacht. und von zlvei Pferden, die aus dem Bahn dämme gehen, gezogen, rollt der erste Werkzeugwagen herunter. Ihm folgt ein ciiiderer Als der- erste Eisenbahnwagen so ent leert ist. weiden zwei starke Eisenplatten zur Verbindung nach dem nächsten gelegt — so rollt Wagen über Wagen auf dieser Fahrbahn entlang. Darunter sind recht eigentümliche Jahr zeuge: ein paar Kanonen mit Protzkästen. eine bejahrte Post kutsche. von der Eolonel Eodn mit Stolz erzählt. Sah sie die- selbe ist. die er vor 16 Jahren mit m Deutschland gehabt hat. Die Gesellschaft sei. so berichtet er. eines Tages aut sie Idee gekommen, eine neue anznschafsen. Aber mit Entrüstung hat er dieses Ansinnen nbgewiesen. Tie 8siacv, so sagt er. zeigt, soweit sie den „Wilden Wellen" angebt, eine alte Zeit, und dc> muß auch alles so alt bleiben, wie es immer War. Da ist nichts Amlackiertes, nichts Genutztes, nichts tür modernen Ge schmack Zurechtgemachtes. „Wild-West" geniert sich nicht, a-n den Rädern keiner Oars ein Stückchen Vaterland herum- >wct>Ieppen, und in ihren Speichen hängt der Erdboden von Europa, Indien, China und Amerika in ungestörter Inter- Nationalität zulammen. So ist es auch mit den Mitgliedern der Truppe: Indianische Gebräuche zeigt nur der Indianer, kein Angehöriger einer anderen Ration lernte das Lassoloerfen der Mexikaner, die mit ihren ledernen Anzügen und ihren riesigen Tonnknhüten eine Rasse für sich darzustellen scheinen, wie der Kosak reitet nur der Kosak — nun, und dab die javanische» Spiele nur von Japanern ausgesiihrt werden können, das siebt man ja. — Dab Colonel Cody seine Leute zu sammen zu finden weib, zeigte so mancherlei. Liebens- ivürdia nahm nch unserer Führung anber Mr. Burke und Mr. Small Herr Knnltnialei Heuckel aus Dresden an. der uor 16 Jahre» mit „Buffalo Bill" i» München bekannt wurde und von ihm zwei Jahre lang in alle Welt mitgenommen wurde, um ihn. seine Leute, seine Pserde und das ganze riesige Drum und Dran zu zeichnen und zu malen. Manchen alte» Freund fand er liiiter den ..Offiziere»", dem Stab Colonel Codns und unter den Indianern wieder, deren Sprache er damals sprechen gelernt bat. Eine andere Geschichte von den« Thema „Wie man mit Bufialv Bill etwas wird" erzählte Mr. Burke in einem »nglanblich komischen Gemisch von fast allen europäischen Sprache», mit dem er beabsichtigte, sich auch de» nicht englisch sprechende» Journa listen verständlich zu machen, „Wir fand ein poor kollcnv ans svenus in Paris, der voot »itl, uns, 1l wurde swrrant kor tbe Indinn and lernt Indmn. Auf unsere travsls in alle Länder de lernt Deutsch, ltalian. Englisch und lKmickosv konnte er. In Winter, wen» our 8I:av ruht, nnsere zwei ohiokn ok Imlnm. 81>ort 6nll und lriokinx Lo»r. die waren prisonora ak nur, mubten Ido ttw priaun in Chicago. Aber tbsrv war »ix Tolmet'ch and der kleine -lulo llorrimo, so war sein nams, ging für 100 Dollars in Monat mit in Staats- vrison in Chicago. Ikon er ging für Dolmetsch in Rew-Aork and nov er verkauft sehr teure Bilder in tde art-8-Ioo» von kinoodlsr <ü- 6o. in Daris an die grobe amerikanische Millionärs, Pierpont Morgan and otberg." — Kaum waren vie 50 Wagen von dem Eilenbalmzug heruntergesahre», so waren sie auch schon bespannt mit prächtigen, starke», waimblütigen Lastpferden. Zwei, vier, sechs, ach! Pferde an einem Wagen. — Gemütlich lcik irgend ein allerdings reckt amerikanisch anSsehender Man» ganz 8rm8 taoon auf dem hohen Bock und lenkte mit zwei Hmidvoü Zügeln das Ganze vom Bock aus. als märe es ein EselSsichrwerk. 8-'N8 kaxon — kein „Sich in die Brust werscn", nirgends Pose, nirgends Theater, die ganze uns so riesig verblüffende Arbeit geschieht, weil sie geschehe» mnb, Io schnell »iS möglich, io gut als möglich — und es sei wiederholt — ganz ohne Lärm und ohne Kommando: das hat uns imponiert. — In tollem Kunterbunt begab sich die Kavalkade von Indianern, Cowboys, amerikanischen Soldaten, darunter einige Niggers, Kosaken. Arabern und anderen Reitern »ach der groben Wieje iin Ostragehege In Zeit von einer halben Stunde war dort schon das Notigste aufgerichtet. Sechs, acht Mann triebe» mit wuch tigen Haminerschläacn Pfosten auf Pfosten in den Rajen. Zeit plänen erhoben sich und nach einer knappen Stunde saßen 560 Mann bereits im Loolcing Teilt beim Frühstück. Und was für ein Frühstück — amerikanisch. 10 riesige Tafeln stehen in dem Zelt An der erste» sind die Plätze für Colonel Cody und seine „Offiziere", an der zweiten für das Gcschästspersonal. un der dritten für die Künstler, weiter für die Mexikaner und Kosaken: auf der anderen Sette tafeln die Arbeiter, die Indianer und Mischlinge. Mitten im Zelt fließt ans einem Metallfaß aus vielen Hähne» frisches Trinkwasser, in einem anderen kocht Kaffee, in einem dritten Tee, in einem vierten Kakao. Eine breite Wcinnvorrichtung dient zum Kochen und Warmhalten von Eiern, dt« drei Flrtschma verardettet werden hauS der GeselU Kartoffeln und Titvp«. biautzen vor dem Zelt erhebt sich rtn riesiger OK» auf einem Wagen, vracherd und Tchmorröhrrn und von diesem au» bedient e i n Feuer da« Ganz«: «Oo» lir« do«, «rsrxtdinzr" sagte Mr. Small mt» stolzer Geste — sollte dieser Satz rin Symbol sein für da» tminens« Organisationstalent de» Amerikaner»? Gewiß: der Stolz de» Selfmademan, de» Groß industriellen. de» Körrig» der Arbeit: vn« krr« da«, «vvrvtkiarr l Li» benachbartes Zeit birgt «in «igeiie» Schlachthaus, in dem für eiten der Truppe täglich 800 Kilo Fleisch der Wagen daneben ist da» praktikable Ei»- ^ - Ans dem 60 Meter breiten und Uiv Meter langen VoisichrungSplatzr, um den bereit» wie von selbst dir Sitzreihen sich erhöbe», stieb Colonel Cody zu un»; aanz Jugendlichkeit trotz seines weißen Haare», ganz Nerven, kaum verändert, wie feint alten Freunde versicherten. General konsul a. D Widemann und Dep»tv-Grnrralkons»l Schis« lina fanden sich ein. den populären Amerikaner zu begruben., — Eine Nnmena« von Knaben war auf wer weiß weichem Wege in da» Lager «»gedrungen — ja. man muß doch „Die schcnse Klaue", „Den Adlerblick" und „Den große» Medizinmann" gesehen baden — ei» berittener Schutzmann wollte sie fortweisen, aber Eolonel Evdy vat ihn. die „BoyS" daznlassen: drei jubelnde Hurras ans rin paar bnndert deutschen Jungenkehlen brachten ihm den Dank bar. I» seinem „Salonzrlt" zeigte der heitere Colonel de» Besuchern einen Brief von -Leddy" — er wunderte sich ei» bißchen, daß dir Denlschk» den Präsidenten Roosevelt nicht gleich bei seinem in Amerika ohne Ausnahme angrwendrte» Spitzname» kannte». — in dem sich Vieser für Buffalo BillS Hochzeitsgeschrnk an Prinzessin Alice, einen prächtigen Sattel, bedankt. Dann aingS zu den etwa 440 Pferde», die schon gemütlich in ihre» Ställen auf frischem Stroh standen. a»S ausrollbare» Krtvven ihren Imbiß genossen, aus Eimern getränkt wurden und schon zum Teil sich niedergelegt hatten, um rin wenig der nach der Cisenbahnfghrt so nötigen Ruhe zu pflege». Im Mannschastszelt ruhte» sich die Japaner, Mexikaner und Kosaken, von denen einer, ein stattlicher Mann, mit Stolz sei» St. Georgs-Kreuz vonvies. das er sich in, Kaukasus erkämpft. Mittlerweile machten sich die Indianer fertig, ui» „in die Stadt" zu geben. 8kc>p,no geht der Amerikaner auch in Deutschland gern »uv Mr. Small meinte, daß die Gesamtheit aller Beteiligten wohl an die 20000 Mk. i» Dresden lassen würde — es lohnt sich für unsere Stadt also auch, diese „Fremden heranzuziehen". —* Auf der bevorstehenden Hauptversammlung des LandrSvereiiis für innere Mission soll einen vornehmlichen Punkt der Beratungen die Besprechung des Jahresberichts bilden. Dieser Bericht beschäftigt sich mit den Veränderungen im Direktorium und im Mitgliederbestände, wobei u. a. betont wird, daß die Zahl der Mitglieder des Landesvereins mit 522 zu den maiiniglachen Ausgaben desselben in keinem richtigen Verhältnis steht. Der Kajsenbestand lmt sich im Jahre 1 von 10 000 Mk. inr Vorjahr« aus 8159 Mk. erniedrigt^ was sich aus dem erheblichen Aufwande erklärt, den die Kurie zur Ausbildung von Krankenpflegerinnen aus dem Lande verursacht haben. An Vermächtnissen bat es auch im Jahre 1905 nicht gefehlt, sie betrugen 1310 Mk. Die Kassenstelle des Landrs- oereins hat einen Umsatz von etwa 131578 Mk. gehabt. Die Landeskirchenkollekte am ersten Bußtage 1905 brachte einen reinen Ertrag von 24 700 Mk.. der nach einem vom Landes konsistorium sanktionierten Verteilunosplane einer Anzahl Au stallen der inneren Mission, verschiedenen passenden Vereinen und der Einrichtung von Gemeindcdiakonien zusloß. Hinsicht lich der Krankenpflege auf dem Lande hat das Jahr I9i)5 einen großen Fortschritt gebracht, indem nnt der Ausbildung von KrankenpjleEinnen begonnen wurde, welches Werk nunmehr mit großer Tatkraft fortgesetzt wird. Die Anstalten im Röder tale, nämlich das Bethlehemstift Augustusbad, ein Erholungs heim für kranke und schwächliche Kinder, das Frauenheim Tobiasmühle, ein Asyl für arbeits-, obdach- und heimatlose Frauen und Mädchen und die Epileptischen-Anstalt Kleinwachau, wirkten fortgesetzt in ihrer ländlichen stille und Abgeschieden heit ailßcrordcnllich segensreich. Einen großen Verlust erlitten sie durch den Tod ihrer emsigen Förderin und Freundin Frau Gräfin von Brühl ans Seifersdorf. Die Epileptischen-Anstalt KleinwadMi ist mit Testamenten von zusammen 5500 Mk, be dacht worden. Weiter förderte der Landesoerein für innere Mission durch Wort, Schrift und Tat das Klcinkinderschulwesen DaS Kleinkinderlehrerinnenseminar wurde 1905,06 von 46 Schülerinnen besucht, von denen 29 das Abgangsexaitien be standen. Nach einer amtlichen Statistik gab es Anfang 1905 in Sachsen m 149 Orten 279 Kleinkinderbewahranstalten, Kindergärten, Kleinkinderschulen und ähnliche Anstalten mit 13 854 Kindern und 426 Pflegerinnen, von ioelch letzteren 100 im Kleinkinderlehrerinnenseminar zu Dresden ausgebildet wor den waren. Besonders warm nahm sich der Landesoerein ferner der verschiedenen Einrichtungen zur Fürsorge für die weibliche Jugend an. Er unterhalt u. a. in der Mutter Anna-Schule in Dresden eine Haushaltungsschule mit Internat und ein Seminar für Haushaltungslehrerinnen. Acht Seminariftinuen bestanden >m Berichtsjahre vor einer Kommission unter Vorsitz eines Königl. Kommissars ihre Prüfung. Große Erfolge wur de» mit der Einrichtung der Wanderkochkurse erzielt. 1895 fanden 34 derartige Kurse mit 849 Schülerinnen, darunter 16 Frauen, in verschiedenen Orten des Landes statt. Seit Oktober 1901 bis Ende 1905 sind in 108 Kursen durch 13 Leh rerinnen 2712 Schülerinnen im Kochen unterrichtet worden. Das Ministerium des Innerst gewährte hierzu 1905 eine Beihilfe von 1000 Mk. Gemeinsam mit anderen Vereinen und Ver bänden betrieb der Landesoerein für innere Mission die Ge meinschaftspslege, die Sache der Evangelischen Männer- und Jünglingsvereme, das Erziehungs- und Rettungshauswescn. das Wanderer- und Herbergswesen, die Seemannsmission, den Kamps gegen Alkohol,smus mid Trunksucht, sowie gegen die Unsittlickkelt, die Schriftenverbreitung, di« kirchliche Mitarbeit an der Tagespreise, die Unterbindung des schwindelhaften Kol portagewesens, die Fürsorge für Strafentlassene, die Ausbildung von Derussarbeitern i'ür die innere Mission u a. m. Einen schweren Verlust erlitt der Landesverein für innere Mission am 17. Avril d. I, durch den Tod seines unermüdlichen Geist lichen. Pastor» Rudolf W«'dauer. «I» delsin Nachfolger Pastor von der Trenck gewählt worden ift. der km Amt nunmehr vor «v»em angelrrten bat. -*Lin Torenprüfuna«. und «„»knnkt». »ureau Hot der Allgemein« Dresdner M««t- >ewohneroer«,n bei Beleihung. Ankauf. Erstehung und onstiger Erwerbung von Drest««, Grundbesitz errichtet. Dä« Bureau soll dem Mangel obhelsen, daß dleienigen, welche Kapitalien auf Grundstücke auSzulechen haben oder solche er werben wollen. d>« ihnen gemachten Angaben über den SSerr »erfrlben mangels Kenntnis der in Betracht kommenden Ber- ^ltniss« » naaben , wird, vielfach . xi det» in den letzten Jahren erfolgte» Sublwstationen eüt- tanden. Da» Bureau, da» natürlich keinerlei Interesse a» hoben GrundstückSpreisen hat. prüft d>« ihm unterbreitet«» An- »oben und erteilt Auskuuit über di« in Frag« kommenden Ber- bältnisse. Nicht mir Mitglieder de» Verein», sondern auch andere Personen. Vermögensverwalter, auswärtig« Sparkassen usw, können sich dieser Einrichtung bedienen. Neben den Au»- lagen wird nur eine Entschädigung für Zeitaufwand dcr«chnei. —* Bon einem recht bedauerlichen Unglücks fall ist am DienStag der Inhaber des allbekannten und beliebten „Italienischen Dörfchen»". Herr TraiteurBoig t. betroffen worden. Er hatte in der Friedrichstadt geschäftliche Angelegen- heilen zu erledigen, benützte die Straßenbahn und sprang am Ziel etwas zu zeitig ab. sodaß er zu Fall kam und di« Räder des Motorwagen» über den Unken Fuß des Verunglückten hi«- wegginge». Der Verletzte wurde in das Friedrichslciidter Krankenhaus gebracht, ^ —* Als «m arger Schwindler hat sich der Astro- ihysiker Wilhelm Graf entpuppt, der seit einigen ahren in Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und anderen tadten Sachsens und Preußens astrophysikalische Vorträge unter Borisührung vom Lichtbildern hält. Im letzten Frümayr hielt sich der Astrophysiker in Dresden aus. und jetzt wird «r von der Dresdner Staatsanwaltschaft gesucht. Verschiedene Schwindeleien werden dem aus Wien gebürtigen „Gekehrten" zur Last gelegt. Bei der Vorführung seiner Lichtbilder bediente er sich zweier wertvoller Apparate, die er seinem früheren Prin- zipal entwendet haben soll. Auch der Zechprellerei ist Graf dringend verdächtig. Er wohnte in den besten Hotels und ver schwand des öfter«!, ohne die Hotclschuld beglichen zu haben. Ein Dresdner Hotel prellte der „Astronom" um 400 Mk.. ein« Buck>- druckerri. die er mit Aufträgen „beehrte", beklagt den Verlust von 200 Mk. Graf trat allenthalben mit großer Eleganz auf und wußte sich dadurch schnell Kredit zu verschaffen. Er reiste mit feiner Ehefrau und hielt zu der«, Bedienung mehrere Personen. Trotz eifrigster Nachforschungen der Dresdner Staatsanwaltschaft ist es bis jetzt leider noch nicht gelungen, des Schwindlers habhaft zu werden. Er kalt sich anscheinend verborgen: eine Zeitlang führte er. jedenfalls um die Polizei von seiner Spur abzulenken, den Namen Gräk, —* An nab erg, 17. August. Die vom hiesigen Garten bauverein zu seiner 50. Jubelfeier geplante große Gartest« ba u-A u s st el l u ng am 2, September verspricht nach den bisher beim Ausstellungsleiter, Herrn Gärtnereibesitzer Langer, eingegangencn Anmeldungen sehr zahlreich mit den Ertrag nissen aus allen Gebieten des Gartenbaues, der Obst- und Blumenzucht beschickt zu werden. Auch kostbare Bindereien sind angemeldct, sowohl von hier als auch von den Nachbar orten. —* Militärgericht. Dem Kriegsgericht der 28. Division wird aus dem Festungsgcisängnis vorgeführt der am 23, No- vemder 1884 in Nicderplanitz bei Zdoickau geborene Soldat zweiter Klasse Otto Kurt List, welcher der einfachen Achtu-ngs- verletzU'iig, der Achtunasverletzun« als Drohung in Verbindung mit Beleidigung und des Beharrens im Ungehorsam angeklagt ist. Der Angerlagie. der außerehelich geboren und keine rich tige Erziehung erhaUen hat. ist schon wiederbvlt bestraft und verbüßt gegenwärtig wegen schweren Diebstahls usw. eine ihm vberkriegsgerichllich zuerkannte Gefängnisstrafe von 2Vs Jahren. Selbst im Gefängnis lmtle er sich in letzter Zeit unbotmäßig benommen und wurde am 26. Juli d. I. wegen vorsätzlicher Zerstörung eines Dienstgegenstandes, Achtuwgs- Verletzung und ausdrücklicher Gehorsamsverweigerung, sowie Beharrens im Ungehorsam zu 27 Tagen stremgegr Arrest ver urteilt. Als er von dieser Verhandlung ins Gefängnis zurück- ,«führt werden sollte, machte er sich dem als Transporteur ungierenden Unteroffizier gegenüber erneuter Insubordination chuldig. Ferner rief er einem Sergeanten vom 104. Infanterie- Regiment, der in dieser Verhandlung erneut als Zeuge gegen ihn ausgetreten war, auf dem Korridor der Kaserne des 177. Jnf.-Rests.. wo die Verhandlung stattgefunden hatte, mit ge ballter Faulst zu: „Ich komme schon wieder nach Chemnitz, Tn aller Freund!" Endlich verweigerte er, auf dem Gesangnis- bose angekonimen, aus ihm wiederholt von seinem Transporteur gegokene Befehle den Gehorsam. Der Angeklagte gibt die ihm zur Last gelegten Straftaten uniimlwmnden zu und führt als Entschuldigung dafür nur an, daß er ärgerlich über die von neuem über ihn verhängte Strafe gewesen sei. Das Gericht erkennt gegen ihn aus 2 Monate Gefängnis. — Am 19. Juni ereignete sich gelegentlich der von der 1. Batterie des 64. Feid- Artlllerie-Rrgiments in Pirna auf dem Schießstand« de» Regi ments abgehaltenen Revolvrrschieße» ein tragischer UnglückSsoll. dem infolge unvorsichtigen GebahrenS mit einem geladenen Revol ver ein blühendes Menschenleben zum Opfer siel. Diesen Unfall verschuldet zu haben, ist der Unterofsizier Moritz Oswald Krellrr von der 1. Batterie des genannten Regiments, 1879 zu Groß- Schirma bei Freibrrg geboren, angellagt. Zu gleicher Zeit haben sich auch drei Offiziere, nämlich Oberleutnant Paul Wilhelm Aumann, Gustav Erich Friedrich und Reserveleutnant Diplom- Ingenieur Karl Ferdinand Emst Müller wegen Verfehlung gegen die Boischristrn bei der Ueberwachuna der Schießübung zu ver antworten. Aus der medistündigrn Beweisaufnahme geht hervor, daß für die Revolverschießübmmen bestimmte Vorschriften bestehen, nach drnrn den Schützen der Revolver vom MniiitioilSunterosflzier ungeladen auSgehändigt wird. Dieser hat die Pat»onr dem dir klatschen bgrüßt. v. Bergmann gab in französischer Sprache eine kurze Auseinandersetzung über die Geschichte der Anstalt, der hinter einander Gräfe der Acltere, Diesfenbach und Langen- bcck voraesianden haben. Dann folgte die Vorstellung einer großen Reihe glücklich operierter und in der Heilung begriffe- ncr Kranker und die Operation einer groß«, bösartigen Brust- gcschwuist. die schon nach wenigen Minuten beendet ioar. Nach einem Riindqang^ durch die .Krankensäle unicr Führung o. Bergmanns Besichligung einiger auf dem Hofe anfäestcllten ärankentronsporiwagen und Besuch der Poliklinik, die «ne der größten der Welt ist. ging man ins Langenbeckhaus. Dort hielt Prof. Aoßmann eine Begrüßungscunprache, in welcher er in kurzen Zügen den Ansbildungsgang der Äerzte in Deutsch land schilderte, sowie die Organisalion des ärztlichen Standes und die wirtschaftliche Lage der deutschen Acrztc. Tiefe Dar bietungen müssen wohl schon erheblichen Eindruck gemacht haben, denn bei dem nun folgenden Frühstiick setzte bereits die Reihe der Tischreden ein Professor ColoilIe aus Reims gab in sein durchdachten Worten der Stimmung seiner Landsleute über das am Vormittag Gesehene Ausdruck und endete mit einer begeisterten Verherrlichung o. Bergmanns, v. Bcrginann antwortete auf Deutsch, und als Dr. Merzbach seine Worte ins Französische übertrug, wie lieb ihm die französischen Kollegen »««n. welch' glückliche Tage er in Frankreich verlebt hätte, da war des Händeklatschens kaum ein Ende. Noch dem Frühstück besichtigten die fran zösischen Gäste zuerst die Zentrale der Rettungs- geicIlschasI, deren Einrichtungen nebst den Krankenwagen des Verstandes für erste Hilfe Proiessor George Meyer er- läuterte. Tiefe sowohl, wie die von Dr. Jacob'ohn oorgeMrten Einrichtungen des Zentral-Krankenoslegenachweises erregten olbgemeines Interesse. Um 2 Uhr langte man in der Charitö an. wo die beiden Direktoren Generalarzt Dr, Scheibe und Geb, Regierungsrat Pütter die Gaste begrüßten. Im Hör- soal ber Kinderklinik erklärte Pütter den Lageplan der vielen Gebäude, dann wurden nacheinander die Kinderklinik, die chirurgische und die psychiatrische Klinik und das neue patholo- gisch« Institut besucht. Als man schließlich in das von Rudolf Virchow aingelvgte pathologische Museum kam, war die Auf- nahmesähiakeit ber meisten Teilnehmer erschöpft. Bevor sie bacher die Rundfahri durch die Stadt antraten, ruhten sie eine Weile aus den weichen Polstern de» Omnibusses aus. Von der Charitö ging es durch die Karlstraße, Oranienburger Straße nach dem Kaiser Friedrich-Museum, dann über die Friedrichs» brücke zu den Markthallen, Aleranderplatz. Amtsgericht in der Grunerflraße. am Rathaus vorbei zum Schießplatz. Lustgarten. Linden, Nach einer kurzen Raist,im Ääijerhotel ging die Fahrt weiter durch den Tiergarten zum Zooloqilchen Garten. Man muß ihn mit Fremden besuchen, um zu erfahren, wie schön er ist. Während die Herren die KraiAeirhäuser besichtigten, luchten die Damen andere Sehenswürdigkeiten aus. Zunächst Wert heim in der Leipziger Straße, wo ihnen mittags von der Firma ein Frühstück gegeben wurde, dann die Ausstellung der Königl. Porzellanmanusaklur. daraus das Telephon-Amt 6 in der Körnersiraßc. Die Säle mit den Apparaten, die große Zahl der uniformierten Damen, das Aufleuchten der Verbindungs nummern, der exakte Mlaus des Betriebes erregten die höchste Verwunderung. Es wurde daher ziemlich hiät, bis man in das städtische Kinderasyl in der Küraffierstraße kam. wo T-r. Schmoll er führte. Auch von hier wurde wiederum die Trennung schwer. Um 7 Uhr abends versammelten sich die Reisenden zusammen mit den Mitgliedern des Komitees und deren Damen aus der Terrasse im Z oologi sch en Garten zu einem Festmahl. Heber die Tafel, die reich mit roten Rosen ge'chmückt war, zogen sich seidene Bänder in blou-weih- rolen Farben. Die erste Rede hielt Prozessor v. Bergmann, in gleicher Weise geift- und humorvoll, auf die französischen Gälte. Ihm folgte Dr. B e rn a r d - Roubaix. Um unierer Bewunderung, so führte der Redner aus. für die deutschen Damen Ausdruck zu geben, fehlt mir die Kraft der Sprache, ich beuge vor ihnen mein Knie, ich bedaure. keinen Degen an meiyer Seite zu haben, um ihn zu Ehren der deutschen Damen ziehen zu können. Den duftenden Blüten Germaniens. den deutschen Damen gilt mein Glas. Laut händeklaffchend stimmten ihm seine Landsleute zu. Generalarzt Dr. Stechow. ge- schmückt mit dem Kreuz der französischen Ehrenlegion, über- brachle die Grüße des Generalstabsarztes der Armee »nd hob die Gemeinsamkeit der Interessen der Aerzte aller Länder her vor. In fließendem Deutsch antwortete ihm Dr. Guyot: in Französisch forderte er leineLandsleute auf. daSBünbni»deutscher und französischer Wissenschaft leben zu lassen. In launigen Worten ließ Geh. Rat Schwerin di« sranzöUchen Damen leben. Dr. N. Lennhoff sprach aus die gemeinsamen Gäste, di« in Begleitung der Franzosen amvesenden Herren au» Belgien. Italien, Aegypten und Brasilien. Dr. Merzbach, wie alle Berliner französisch redend, ließ die Damen leben, die Aerztc und die Damen der Aerzte. Der Beginn der seitlichen Be leuchtung des Gartens beendete das Mahl und die Reden. st* Zur Stellung der Privatdozcntcn au den deutschen Hochschulen. Der .A'öln. Ztg." wird aus akademisch«! Kreisen geschrieben: Vor kurzem erschien die Lebensbeschreibung eines unserer tüchtigsten Gelehrten, der, noch in kräftigstem ManNes- alter stehend, vor etwa Jahresfrist gestorben ist. Das Buch gibt «m greifbares Bild des arbeitsamen, hochsinnig denkeiidcn Mannes: aber sie zeigt gleichzeitig, mit was für außerordent lichen Schwierigkeiten er zu kämpfen hatte. Der Gelehrte Latte eine harte Lebensschul« durchgemacht, als er endlich — schon in den Vierzigern stehend — einen Ruf als Hochschullehrer und damit eine Lebensstellung erhielt. Bis dahin hatte er teilweise unter den durstigsten Verhältnissen gelebt, war ver schiedentlich genötigt gewesen, in kaufmännischen und geschäft lichen Unternehmungen Anstellung zn suchen: er war nahe daran, seinen Beruf zu wechseln, und nur glücklichen Umständen war es zu verdanken, daß. er schließlich in die akademische Laufbahn zurückkehren konnte, wo er dann Hervorragendes leistete. Die Verhältnisse, di« in diesem Lebensbilds zu Tage treten, sind kein« seltene Erscheinung im deutschen akademischen Leben: sie wiederholen sich fast überall. Nur ganz wenigen Privatdozenten ist es beschicken, noch einigen Jahren eine staat liche Anstellung als Hochschullehrer zu erhalten, die meisten werden erst im Anfänge der Vierziger eingereiht: eine große Anzahl erhält während der ganzen Lebenszeit überhaupt reine Anstellung und bleibt somit ständig ohne nennenswerte» Ein kommen. Im Gegensatz zu den schlechten Aussichten de» akademi- " ie Anforderungen, di« gestellt weiden, sehr scheu Berufes sind die , al» von hoch. Sie sind naturgemäß weit größer als diejenigen, die man an die gleichaltrigen Berufsgenossen stellt: denn wer lehren will, muß über ein größeres Wissen und Können verfügen der Durchschnittsmensch xn seinem Beruf. Es wird also dem jungen Akademiker eine - < bereitung verlangt, «be man junge Dozent aber ist schon lichen Mitbewerb »u anaestren dies« Leistungen um» Omer " ,die Sicherheit der besch-il I Di« Unsicherheit der Aukst, sten. meist langjährige Lor- iederlossung »mW. Der >t aus de» auderordend- Irbeist «e»wun«n. 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