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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060817016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906081701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906081701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-17
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Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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rettSdauer der lrtzreren eine neue irarlc auf ven Nanien veS Er werbe«» ohne Abgabrnentrtchtung auSzustellen. Bet Acuten der in Tarifnummer 8d bezelchneten Art findet hierbei die Bestim mung de» 8 113 Abs. 3 Sab 2 entsprechende Anwendung. Dem Erwerb infolge Beräukerung ist ini Ginne dieser Bestimmung der Erwerb von Todes weaen gleichzustellen. Zur Stellung deS Antrages sind in diesem Falle die Erve» berechtigt. Der Antrag ist schriftlich mit einer Anmeldung unter Vorlegung der Erlaubnis karle, deren Umschreibnng begehrt wird, bet der für den Wohn- oder Aufenthaltsort des Erwerbers zuständigen Hebestellr zu stellen. Diese hat. wenn die ursprüngttche Erlaubniskarte von einer anderen Hebestelle au-gestellt war, diese von der Umschrei düng zu benachrichtigen. — Innerhalb weniger Wochen haben die Vorarbeiten für die aeplante Verbreiterung der Ostra-Allee bedeutende Fort- schritte gemacht. Die Herstellung des Kanals für die unter irdisch« Fortführung des bisher ossen auf dem Hinter lande dahin fliehenden Mühlgrabens war seinerzeit nur bis zum Malergähchen erfolgt. Der sich entgeaenstcllenden Hindernisse wegen muhten die Arbeiten unterbrochen werden. Während die Einigung bezüglich der Uebcrlassung des zu ihrer Fortsetzung benötigten Vorgartenlandes in das Eigentum der Stadtgemeinde bei den übrigen Anliegern verhältnismäßig rasch gelang, erhob die Logen-Gesellschait Ansprüche, die die Stadt der hohen Kosten wegen glaubte nicht erfüllen zu können. Aus diesem Grunde machte sich die Einleitung des zurzeit noch schwcbenden Entcignungsverfahrens notwendig, um das für die Interessen der Allgemeinheit wichtige Ziel zu erreichen. In der Nähe des Gewerbchauies wurden die Kanalarbeiten Iviedcr ausgenommen und der Anschluß an die vorhandene Strecke unter Verwendung zahlreicher Arbeitskräfte erzielt. Daneben laufen noch Arbeiten bchuss Verlegung von Gas- und Wasser- röhren, der Postkabel usw., sowie Schleusenbauien. Zur raschen Förderung der Ausschachtungen und Betonierunasarbeiten am Kanalbau tragen «in fahrbarer großer Kran und eine Beton- Mischmaschine bei. Die von der letzteren gelieferten Beton- masscn werden in kleinen Lowries auf Feldbohnen dem Orte ihrer Verwendung zugeführt. In den letzten Tagen hat man nun die Ausschachtungen auch auf das Grundstück der Logen-Gesellschast ausgedehnt. Dem Vernehmen nach ist die Genehmigung hierzu nur auf die kurze Strecke bis zur Gebäude^cke erteilt worden. An diesem Punkte müßte dann wieder Halt gemacht und die weitere Entwicklung der Dinge ab- gewartet werben. Immerhin ist durch diese Maßnahme wenig- stenS daS eine erreicht, daß für das Gewerbehaus eine Anfahrt geschaffen werden kann. Für das Verbrciterungsprojekt selbst stnd natürlich diese Verzögerungen und Hindernisse von wenig Vorteil. Die vorgesehene Asphaltierung der durch ihre schlechten Pflasterunasverhältnisse genugsam bekannten Ostra-Allee dürfte dann in die ungünstigere Jahreszeit fallen und dadurch tvefentlich beeinträchtigt werden. — Die nächste Feldpost nach Abgang der beiden Feld posten vom 17. und 18. August geht wieder am 24. d. M. von Berlin ab. Sie benützt den am folgenden Tage von South ampton in See gehenden englischen Dampfer nach Kapstadt. Der Engländer ist am 11. September am Kap der guten Hoff nung. Schon am folgenden Tage, dem 12. September, bietet die von dort in See gehende regelmäßige Verbindung der Wvcrmannlinie nach dem Norden Gelegenheit zur Weiter beförderung nach Lüocritzbucht und Swnkopmund. Ter Küstcn- dampser der Wocrmannlinie trifft am 16. September in Lüderitzbucht und am 19. in Swakopmund mit der Feldpost «in. Mit dieser Feldpost, die über ausländisches Gebiet geht, werden Feldpostbriefe, Feldpostkarten und Postanweisungen befördert. Schlußzeit ist in Berlin beim Marinepostbureau am 17. August, vormittags Z412 Uhr. zum Schnellzug nach Vlissingcu. Feld postbriestendungen müssen also in Berlin spätestens am 23., in entfernteren Orten am 22. zur Post gegeben werden, wenn sie mit dieser Gelegenheit befördert werden sollen. Es erscheint notwendig. darauf hinzuweisen, daß Feldpostbriefe nur bis zum Gewicht von 50 Gramm und Postkarten portofrei sind. Schwerere Briefe als 50 Gramm kosten 20 Pfg. Werden solche Briese unfrankiert oder unzureichend frankiert zur Post ge geben, so werden sie nickst abgejchickt. Postanweisungen sind bis 100 Mk .zulässig und kosten 10 Pfg. Der Zusatz Feldpost brief oder Feldpostkarte ist unerläßlich. — Elsaß-Lothringen auf einer deutschen Ausstellung. In diesem Jahre ist die bemerkenswerte Tat sache zil verzeichnen, daß Elsaß-Lothringen zum erste» Male sich offiziell an einer deutsche» Ausstellung beteiligt hat. Es ist dies die 3. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstelliiiig Dresden 1906. Als Arbeitskommissar war für die Ausstellung tätig Herr Dr. Hang, Sekretär der Kaiserlichen Haiidelskammer zu Straßburg i. E. Die Beteiligung Elsaß-Lothringens aber erstreckt sich zunächst auf die Abteilung Volkskunst. Hier hat die Gesellschaft der Kunstfreunde i» Straßburg (gegründet 1832) unter Mitwirkung des Elfässischen Museums G. m. b. H., des städtischen Hohenlohe- iKiiiistgciverbe-) Museums und Privater eine elsässische Bauernstube aus dem An fang des 19. Jahrhunderts ausgestellt. ES ist die „Großstnb" eines elsässischen Bauern von mittlerem Wohlstand, wie man sie aus früherer Zeit noch in vielen Dörfern findet. Das 1 Pieter hohe Getäfel, das sich ringsherum zieht, darüber die weißgedünchte Wand, das Eckkänsterle, davor der Tisch aus Birilbauniholz mit der geschnitzten Brvtlade, der gegossene Plattenofen von 1803 mit der Darstellung AbsalomS, der mit Kanonen ( I) beschossen wird, daiieben der Klapptisch zum Bereiten der Käse, die Ofenstecken zum Trocknen der Wäsche mit allerhand zum Trocknen auf- gehängter Wäsche und der Großvaterstuhl — all das ist charak teristisch für die elsässische Bauernstube. Durch die Alkovenwand mit blauweißen Vorhänge», mit dem eingebauten Kleiderschrank und der Wanduhr ist der Schlafrauin von der Wohnstube getrennt. Allerhand Hausgerät ist in beiden Räumen untergebracht. Alles in diesen beiden Stuben ist völlig echt und so stimmimasvoll, daß man sich hier wahrhaft angeheimelt fühlt. Diese in allen Teilen so wohlgeluiigeiie Ausstellung ist dank einer nennenswerten Unter stützung aus Landesmitteln zu stände gekommen. Veranstaltet wurde sie unter dem Patronat der Gesellschaft der Kunstfreunde durch eine Kommission, bestehend aus den Herren A. Langel, Dr. Seydoth, Dr. Forrer, E. Spindler und Dr. Hang. Die bausiche Leitung hatte der Straßburger Architekt Th. Berit. DaS Elsässische Museum, das zur Ausstellung der Bauernstube zahl reiche Gegenstände heracliehen hat, hak außerdem selbständig die Abteilung Volkskunde beschickt durch eine isammlung von Holz schnitzereien (kunstreiche Stuhllehnen, höchst originelle Klelenkotzer und prächtige Faßriegel) sowie wundervolle Bauernhauben. — Auch in der Abteilung Kunstbandwerkliche Einzelerzeugnisie ist Elsaß- Lothringen durch Straßburg ehrenvoll vertreten. Ein Architekt hat den Straßburger Laden auSgestaltet; er enthält: Kunstver glasungen und GlaSmosaik. überfangene Kunstgläser, Kunsltöpferek, Arbeiten in gepunztem Leder, keramische Figuren, Holzlntarsien und Kunstschmledearbeiten aus Straßburg, Meisenthal i. L., Sufslenheim i. E-, Barr und St. Leonharot. Endlich lst Elsaß- Lothringen auch in der Abteilung Kunstindustrie vertreten. Hier hat die Elsässische Druckerei und Verlaasanstalt Straßburg i. E. verschiedene Erzeugnisse der Lithographie und des Lichtdruckes (Plakate usw.) ausgestellt. Alles in allem ist diese erste Aus stellung deS elsaß-lothringischen Knnstgewerbes in Deutschland sehr ehrenvoll ausgefallen. — Auf der Z c ug me i st c rkahii in Dresden- Albertlstadt ist. wie wir küvzlUch nach einem Artikel des „Kameraden" a»gaben, eine fcucruniaslose Lokomo tive in Betrieb. Dielse ist bereits im Jahre 1901 von der Firma ,Lohenzoller». Aktiengesellschaft für Lokonwtivbaii" in 'Düsseldorf gebaut: diese Firma fertigt ähnliche Lokomotiven bereits seit 24 Jahren an. — Die Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte hält in Stuttgart vom 16. bis 22 September ihre 78. Versammlung ab. — Der Sächsische Landesvcrein vom Ev a » g c l ns ch c n Bunde zäiblt jetzt durch Neugrümdungen in Zwenkau und Schkortitz 102 Zweigvercine. Im Jahre 1905 beliefen sich Ein- nahm« und Ausgabe aus 83 916,07 Mark. Die unantastbaren StHtungcn sind aus 12 000 Mark angciwachscn. Der Ässamt- verein umfaßt setzt in 36 Hauptvereinen 2000 Vereine, nämlich 1LS1 Zweigvereine und Ortsgruppen und 139 körperschaftlich ang«schlossen« Vereine. Die Bundeszentrale und die Haupt- ver«ne geben 12 Zeitschriften heraus. Bor drei Jahren betrug die Auflage 149000, jetzt stellt sie sich auf 341900. Der Kalender ^angemcher Bundesbote" wird in 60000 Exemplaren ge druckt. Nach einer durchaus noch nicht vollständigen Nach- »eff»»» sind im 1. Vierteljahre 1906 in Oesterreich 750 Per tonen und ,n Ungarn 5t Familien sausschließlich deutsche Bauern) zur evangelischen Kirche übergetreien. — Der Ortsverband Dresden der Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schrift st N l e r hält seine nächste Wanderversammlung am Sonnabend den 18. August von abends 7 Uhr an auf der obere» Terrasse des Königlichen Belvedere ab. — Nach 21Mriger Tätigkeit scheidet am 31. Dezember Herr Gemeindevorstaud PamIus i»> W>l alsew i tz aus seinem Amte. Der Gemeiiidcral wählte Herrn Gemeinde- Vorstand Fischer aus Niederjchlema einstimmig zum Vor stände. — Der Streik der Lithographen und Stein- drucker in Chemnitz dauert unverändert jort. Diesen Beschluß faßte eine stark besuchte Versammln»« der streikenden Lithographen und Stein'ürucker. Bearündet wurde er damit, daß die Ehemnitzer Firmen ams Befragen erklärt habe», daß 50 Prozent der Streikende» nicht wieder eingestellt werden sollen. Die Versammlung erklärte sich im übrigen mit den Bedingungen einverstanden, die mit dem Schutzvcrband vereinbart wurden, da diese für Chemnitz wesentliche Ver besserungen bringen. Die Leitung des Schutzverbaudes der Unternehmer und die des Senefelderbundes soll um Vermitt lung und Beilegung des Kampfes angegangen werden. — Militärgericht. Bor dem Kriegsgericht der 23. Division erscheint der 1874 geborene frühere Wachtmeister der 3. Batterie des 48. FeldariiUerie-Regiments, gegenwärtige Postschaffner August Rudolf Frenzcl. Dieser hatte am 25. Mai d. I. an den Batteriechef der 1. Batterie des genannten Regiments, Hauptmann Faeckenstedt. einen Brief geschrieben, in dem er ihn der Leichtfertigkeit. Parteilichkeit und Böswilligkeit bei Ab- gäbe eines Urteils, der Unwahrhasligkcit und des Uebelwollens gegen Untergebene bezichtigt. Veranlassung zu dickem Briese gab ein Gerücht, wonach Frenzcl. als er noch aktiv war. sich von einem Einjähriaen eine Plnichgariiitur habe schenken lassen. Frenzel hatte sich, da seine im Oktober 1905 ab,gelaufene Kapitulation, infolge eines gegen ihn am 25. August v. I. ergangenen kriegsgerichtlichen Urteils von 4 Wochen gelindem Arrest wegen Annahme von Geschenken usw.. nicht erncucri worben war. um eine Zivilftcllnng bemüht. Eine solche bot sich ihm bei dem hiesigen Poschalter Hosmann, an den er durch den Hauptmann seiner Batterie empfohlen worden war. Hos- mann erkundigte sich über Frenzel u. a. auch bei dem ihm aus seiner aktiven Dienstzeit bekannten Hauptmann Faeckenstedt. da es sich bei der fraglichen Stelle um einen Bertrancnsposten handelte. In der Folge zerschlug sich das Engagement bei Hofmann, tveil sich die für Frenzcl in Aussicht genommene Stelle erledigt hatte. Frenzel war nun der Meinung, daß die Mitteilungen des Hanptmanns Faeckenstedt an Hofmann schuld leien, daß er ^e»e Stellung nicht bekam. Er ichrieb deshalb den oben erwähnten Brief, mit dem er bezweckte, Hauptmann Faeckenstedt zur Rücknahme der Hofmann gemachten Mit teilungen zu veranlassen. Er stellte dabei auch die Behauptung aus, daß Hauptmann Faeckenstedt überhaupt nur beabsichtige, ihn zu schädigen und anzuschwärzcu und auch andere Unter offiziere durch unwahre Angaben beschuldige und schädige. Wegen dieses Brieses stellte Hauptmann Faeckenstedt gegen Frenzel Strafantrag. In der Beweisaufnahme sagt der An geklagte hinsichtlich der PIUchgarnitur aus, daß diest Sache teinerzcit von Regiments wegen untersucht und die Haltlosig- keit des Gerüchts erwiesen worden sei. Befragt, worauf er seine übrigen Anschuldigungen gegen Hauptmann Faeckenstedt stütze, schildert er vier Fälle, die er aber nach seinem eigenen Zugeständnis nur vom Hörensagen, nicht aus eigener Anschau ung und Erfahrung kennt. Hauptmann Faeckenstedt bekundet als Zeuge, daß er Hofmann gegenüber nur allgemeine An deutungen über Frenzel gemacht, keineswegs aber von be stimmten Fällen, insbesondere auch nicht über das Gerücht wegen der Plnschgarnitur gesprochen habe. Die weiter gegen den Zeugen vom Angeklagten erhobenen Beschuldigungen er weisen sich nach den Aussagen des erstcren ebenfalls als voll ständig grund- und haltlos. Der Angeklagte sah sich deshalb veranlaßt, Hauptmann Faeckenstedt gegenüber sein Bedauern über die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen an Gerichtsstelle auszui'prcchen und sie, 8a er sie in allen Stücken als unwahr erkannt, zurückzunehmen und Hauvtmann Faeckenstedt um Ver zeihung zu bitten. Dieser ließ sich daraufhin bereiksinbcn, den gegen Frenzel gestellten Strafantrag zurückzuziehcn, weil er fürchtete, daß, wenn dieser wieder bestraft würde, er in seiner weiteren Existenz geschädigt würde und sich Frenzel aus eigener Entschließung erboten hatte, Abbitte zu leisten. Damit hat sich die ivditere Verhandlung der Sache erledigt, und das Gericht beschließt die Einstellung des Verfahrens. Tij,eSlieschichte. Amerikanischer Besuch beim Kaiser. Bereits gestern ist über den Empfang berichtet worden, den der Kaiser bei seinem Aufenthalte auf Schloß Wilhelmshöhe mehreren amerikanischen Touristen, darunter dem Redakteur Ridder, hat zu teil werden lassen. Im Anschluß an diese Ein ladung hat bekanntlich Herr Ridder in langatmigen Expekto rationen sein übervolles Herz dem „Kasseler Tageblatt' aus geschüttet, was ebenfalls gemeldet worden ist. Hierzu bemerken die „Hamb. Nachr.": Wir lassen.es dabingAtellt sein, ob Herr Ridoer sich wirklich in so überschioenalichcr Weise geäußert hat. Seine Versicherungen passen jedenfalls schleckt zu der Behand lung der Statue Friedrichs des Großen und zu der schroffen unnachgiebigen Haltung, die die Union Deutschland gegenüber in handelspolitischen Fragen zeigt. Was uns bei dem ganzen Vorgänge am meisten interessieren kann, ist die Wertschätzung, die Kaiser Wilhelm anscheinend gerade einem Zeitungs manne angedeihen ließ, allerdings einem aus Amerika, wo ja nach einem bekannten Ausspruch die Chefredakteure den kommandierenden Generälen im Range gleichstehen. Es gibt allerdings auch Leute, die über die Qualität gerade der amerikanischen Blätter etwas anders denken und die „alt modischen deutschen Zeitungen bei weitem höher stellen. Wir möchten zum Beweise hierfür das Urteil wiedergeben, das Adam Röder in seinen „Reisebildcrn aus Amerika" über die dortige Presse gefällt hat. Röder schreibt n. a.: „Bei dem Worte „Zeitung" darf man nicht an deutsche Verhältnisse denken, weder äußerlich, noch inhaltlich. Aeußerlich ist die amerikanische Zeitung ein geschmackloses Arrangement von Geschmacklosigkeiten. Reportage ist das F. und 0 des amerikanischen Journals: ihr wird alles untergeordnet: die „Einzelheit" beim Mord, Tot- K. " "" ' ' "" " te ' ; Z der beste Reporter. Leitartikel wechselt mit einer lokalen Mord- affäre ab: neben dem „Parlaments"-Bcrichte steht eine dicke Reklame für ein Korsett, neben dem Auslände ein drei Spalten langer Bericht über das Ballfcst des Gesangvereins „Keuch husten", dann ein illustrierter Witz über irgend ein Tages ereignis, dann eine Anzeige über einen Todesfall, dazwischen Roman, Tagesereignisse, Illustrationen, Gedankensplitter, Glossen. Fast alle Artikel werden unterbrochen mit der An merkung: Fortsetzung auf der x. Seite. Von Stil oder einem ästhetisch oder nur gesinnunasmäßig durchgcarbeiteten Charakter ist bei der amerikanischen Zeitung durchaus keine Rede. Das Bedürfnis des Augenblicks — aber nicht das ästhetische oder ethische — beherrscht die Zeitung vollständig. Stil, Charakter, Form, Gesinnung — alles wird in den Wind geschlagen, wenn eS darauf ankommt, irgend eine Reportage als erster zu bringen. Dabei spielt diese Reportage ihrer Qualität nach gar reine Rolle: sie ist im nächsten halben Tag völlig vergessen. Um sie aber zu eruieren, wurden Telephon, Reporter, Zeichner >n Bewegung gesetzt — ein riesiger Aufwand für eine nichtige s ach e." Die Organisier»»« des polnischen Eludententums. Die eifrigste» Apostel der nationalpolnischrn Propaganda sind die Stipendiaten des Mare in kvwski-Vereins, die sich auf den Universitäten den mehr oder minder geheimen polnischen Stndcnteiiverbindunaen anschließen, dort systematisch für ihre künft ge „nationale Aufgabe" vorgebildet und ausgerüstet werden und sich nach Beendigung ihrer Studien den Ostmarkrn znwenden, um h er neben ihrer beruflichen Tätigkeit zugleich eine solche als polnische Agitatoren zu entfalten. Ans die Organisierung deS polnischen StndententumS wird daher von natlonalpolntscher Sette daS größte Gewicht gelegt, und um dieselbe unverdächtig ru mache», hat man einen über alle deutschen Universitäten sich erstreckenden polnischen St u deuten-Unter st ütznngS» und Hilssverein gegründet unter dem Namen „Bratnia Pomoc . Jeder volnische Student wird bei seiner Ankunst in einer Universitätsstadt ans diesen Verein aufmerksam gemacht. Hat man die jungen Polen erst dort, so ist es natürlich ein Leichtes, sic auch minder bcmiiloleii und minder offen bervor- tretenden polnische» Organisationen ruzusühren. Eine besondere Anziehung übt schon seit Jahrzehnten dir Universität Leipzig auf die polnischen Studenten, besonders ans die aus dem russischen Weichsrliaiid. aus, während die preußischen Polen sich meist in Breslau. Berlin, Königsberg »nd neuerdings auch in Greisswald zuscimmenfinden. Unter den etwa 300 polnischen Studenten Leipzigs ist der Gegensatz zwischen der nationalen und der sozialdemokratischen Richtung Mi Znsanimenhcing mit den Parteikämpfen in der Heimat stark ausgeprägt. Wie der .Ost deutsche» Rundschau" geschrieben wird, besitzt die nationale Rich tung ihre schärfsten Vertreter in den Mitgliedern der „Umtos". Tie sozialistische Vereinigung hieß zuerst „Konkordia", jetzt „Spvjna". Die überwiegende Mehrzahl der polnischen Studenten wollte früher von diesen Pnrteikämpfe» unbehelligt bleiben und begnügte sich mit der Zugehörigkeit zu der vor sechs Jahren be gründeten Vereinigung „Bratnia Pomoc". Dir Aufgabe der „Bratnia" war zunächst nur dir materielle Unterstützung der Mitglieder: dazu kam aber bald auch eine Lesehalle und eine Bibliothek. Naturgemäß war die Ausnahme ans Polen beschränkt. Die sozialistischen Studenten brachten jedoch bei Beginn des letzten Wintersemesters die Majorität an sich, besetzten vir Vor- standschaft mit Anhängern der „Konkordia" und beschlossen, ihrem internationalen Standpunkt entsprechend, die Abschaffung der Paragraphen der Satzung, die nur Polen als Mitglieder zuließ. In der „Bratnia Pomoc" führte der Versuch, auch Nichtpolcn zuzulasscn, zu erbitterter Gegenwehr der nationalen Richtung, die bald den Sieg errang. Der sozialistische Vorstand wurde gestürzt, seine Anhänger aus dem Verein hinausgedrängt und dessen nationale Tendenz durch neue Satzungen schärfer ausgeprägt. Tie Sozialisten hingegen schlossen sich unter dem Namen „Spojna" wieder enger zusammen, nachdem die „Konkordia" sich nnfaelöst hatte. Die „Bratnia Pomoc" verzweigt sich aus alle Universitäten mit polnischen Studenten, darin ähnlich der alten Burschenschaft: der nationale Charakter scheint, nach den Vor gängen in Leipzig zu schließen, neuerdings sich schärfer durchzu setzen. Die Bewegung verdient daher besondere Aufmerksamkeit. lieber studentische Ehrengerichte schreibt die „.Köln. Zig." im Anschluß an de» an anderer Stelle mitgetcilien Zpeikamps zwischen einem Referendar und einem Studenten in Halle a. S-, der aus eine Differenz wegen eines ^.arlebns zurückzusühren war. an leitender Stelle: Diese Gerichisverl-andluna entrollt ein recht trübes Bild von der Tätigkeit der studentischen Ehrengerichte, und die öffentliche Meinung wird an den dabei zu Tage getretenen Mißständen um so weniger vorübergchen, als sie sich mit ähn lichen Vorgängen in unserem Osfizierkorps stets aufs lebhafteste zu beschäftigen pflegt. Man wird nun aber anerkennen müssen, daß kein Duell zwischen Offizieren stattsindcn kann, ehe nicht das ans gereiften, eine verantwortliche Stellung bekleidenden Männern zusammengesetzte Ehrengericht den Ehrcnlmndcl genau untersucht und jeden möglichen Vermittlungsversuch unternommen hat. Die heil samen Wirkungen dieses Verfahrens sind denn auch deutlich ans dem starken Rückgang der Zahl der Duelle im Offizier korps zu erkennen. Weit zahlreicher sind aber die Duelle — von den Sckilcigermensnren sei hier abgesehen — unter den Akademikern und ganz besonders unter den Studenten. Der deutiche akademische Bürger sledt in seiner übergroßen Mehr zahl im Alter von 18 bis 24 Jahren. So junge Leute, die noch keine ausreichende Lebenserfahrung erworben haben, die noch keinerlei verantwortliche Stellung bekleiden, in der sie der Kon trolle und Führung älterer und ersahrener Kollegen unterstehen, urteilen als Ehrenrichicr über Gesundheit und Leben ihrer Kommilitonen. Wie sie zuweilen urteilen, lehrt die mitgeteilie Gerichtsverhandlung. Tie der Rcchtssakultät angehörenden unter diesen jungen Leuten haben die Aussicht, nach erfolgreicher Beendigung ihrer Studien zum Referendar aufzurücken. Mch weiterer vierjähriger Tätigkeit als Referendar werden sie, wenn sie das Examen bestehen, zum Assessor ernannt, und jetzt erst hält sie der Staat für reis, als Beisitzer im Kollegium unter Leitung älterer Richter richterliche Funktionen auszuüben. Der Student, der zum Zweikamvs heraiisgcfordert, oder von einem Kommilitonen so schwer beleidigt wird, daß er. will er nicht die Verachtung seiner Kommilitonen ans sich laden, den Gegner Leranssordcrn muß, hat also nicht, wie der Offizier, eine immer- hin ausreichende Bürgschaft, daß der Sachverhalt genügend klar gestellt und alles versucht wird, um den Zweikampf zu ver hindern. Im Gegenteil, die studentischen Ehrengericlste lassen ihn vielfach leichtfertig zu und führen ihn gar herbei. Mit Recht sagte der Verteidiger im oben erzählten Prozesse, bei st u d e n t is ch e n Ehr en g er i ch-t c ii herrsche leider ein gewisser Formalismus. Möglichst kurz angebunden,sein, sich nicht erst auf lange Erklärungen einlassen, gelte für forsch und schneidig. So werde durch stolze Kürze der eigentliche Zweck des Ehrengerichtes, ciuscucichend und vermittelnd zu wirken, leicht vereitelt. Ein solches Versahren ent spricht da, wo es sich um das Leben eines Mitmenschen handelt, nicht -er Würde und dem Bildungsgradeinnger Männer, die als die Blüte der Nokion gelten möchten, und es wird immer dringender zur Notwendigkeit, daß die studenti schen Ansckiauungen in dieser Beziehung einer Revision unter worfen werden, die ein leichtfertiges Spiel mit dem Leben in demselben Maße auSschlicßt, wie es durch das Einschreiten des Kaisers im Osfizierkorps geschehen ist. Die Lage in Rußland. Während die Unruhen im eigentlichen europäischen Russ land bei allem Ernste meist einen lokalen Charakter tragen und verhältnismäßig nicht allzu schwer zu unterdrücken sind, scheint das große Gebiet des Kaukasus fortgesetzt ein Tummelplatz blutiger revolutionärer Umtriebe und wilden Natio nal i t ä t e n h o s s e s zu sein. Trotz aller ihrer militärischen Machtmittel sieht sich dort die russische Regierung vor eine Aus gabe gestellt, deren Lösung ihr nicht gelingen will. Angriffe der halbwilden Bergvölker auf russische Truppen. Mord und Verwüstung gehören dort zur Tagesordnung, wie folgender Be richt beweist: Infolge der andauernden revolutionären Bo lvegung, zahlreicher räuberischer Uebersällc und blutiger Zu sammenstöße zwischen den verichiedenen Naüonalstäten. befindet sich der ganze Kaukasus, mit Ausnahme einzelner Kresie, im Kriegszustände. Besonders ernsten Charakter nahmen in der letzten Zeit die Ereignisse in den Kreisen Schuscha und Sanaesur an, wo zahlreiche bewaffnete Banden die 'Dtvppen- abtcilnngen offen ongrisscn. D«e Bewegung nn Kaukasus trägt revolutionären Charakter wie in den . übrigen Gouver nements des Reiches, im östlichen Kaukasus sind jedoch die Zu sammenstöße zwischen den Tataren und Armeniern ans Nationalitcitcnliaß erfolgt. In einem Teile der mohammeda nischen Bevölkerung macht sich räuberisches Wesen bemerkbar, das jedoch schwerlich als eine Wirkung panislomiw'cher Propaganda oder eines Ausrufes zum heiligen.Kriege gegen die Christen zu betrachten ist. In der grusinischen Bevölke rung der Gouvernements TWs und Kutais ist große Empfäng lichkeit für die sozialistischen Lehren voi^mndcn. In der letzten Zeit habe» sich die Unruhen unter der Fabrik- bevölkcrnng in Valn, Tiflis und im Nophthagediet ver- schärst. Mit der Möglichkeit eines allgemeinen Enenbahner- streiks ist indessen nicht zu rechnen. Bei den Armeniern hat die Gchcimgescllschaft dcr Toschnakzueicn den größten Einfluß. Die Nachrichten über Unruhen bei einzelnen Truppenteilen haben sich in den meisten Fällen als übertrieben erwiesen. Zur Beruhianng dcr Bevölkerung dienen außer den aufgeboteuen Truppen auch Versöhnungskommissioncn. Das Hauptaugen merk der Behörden ist auf eine befriedigende Löfung der Agrarfrage gerichtet. Ein B o in b en-A t 1 e n t a t wurde ln dcr russischt-pokm- sch<'n Industriestadt' Lodz verübt. HcrbcigerufeneS Militär schoß ans die angesammcite Menge und tötete eine große Skr- zahl Menschen. Im russischen Ministcrrate ist bereits ein Gesetzentwurf einaegcingcn bezüglich Aushebung des bisherigen Verhält nis,es der Bauern zu den Grundbesitzern. Die Durchführung der geplanten Maßnahmen verzögert sich durch die gegenwärtige Sachlage. Wie nötig aber eine Beschleuni- oung der Regelung dcr Bauernfrage ist, ergibt sich aus folgen- Dverdne* Nachrichten. Str. 2«5. Seite s. d Sreitag. IV. August L»v«
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