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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060816021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906081602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906081602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-16
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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Dresdner Nachrichten Donnerstag. I«. August L»UV 'M» Nr. 824 de» Nachmittag. Die Zeiten für Beginn und Beendigung der Arbeitszeit, der Frühstückspause usw. «erden für jede Werk- statt beionders im Einvernehmen mit den Vertretern der Ar- beiterschost sestgestellt. Mit Einführung dieser Arbeitszeit wird eine angemessene Erhöhung der aus dem derzeitigen Tagelohn, sähe sich ergebenden «Slunldenlohnsätze für die inner- und «über, halb der Werkstätten beschäftigten Handwerker und Handarbeiter cintreten. An den Vorabenden der drei hohen Feste werden die Werkstätten bekanntlich früher als gewöhnlich geschlosst», es sollen aber künftig an diesen Tagen je 3 Stunden über den tatsächlichen ArbeitSschluß hinaus bezahlt werden. Die jenigen Arbeiter, die während dieser Stuitden unaufschiebbar« Arbeiten verrichte» müssen, erhalten den Zuschlag für Ueber» stunden und außerdem an einem anderen Tage zwei Stunden frei ohne Lohnabzug. —* Unter Bezugnahme auf die in Nr. 220 der .Dresdner Nachrichten" enthaltene Mitteilung de-Rate- zu Dresden über dir vorgekommenen Typhuserkranknngen schreibt uns Herr Rechts anwalt Edgar Endler, Grunaer Straße 18. folgendes: „Der am 7. AuglEt 1906 in das hiesige Stadtkrankenhaus Frirdrichstadt aufgenomment Milchfnhrmaizn war nicht, wie angenom men wirb, an Typhus erkrankt. -sondern an einer Lungen entzündung ES ist daher unmöglich, daß durch diesen Mann die fraglichen Tuphnserkrankungeu verursacht sein können. ES ist ferner sestgestellt worden, daß gerade diejenigen Personen, bet denen TyphuScrkrankungen tödlich verlaufen sind, von solcher Milch genossen haben, die nicht aus demjenigen Geschäft stammte, bei den, der erwähnte Milchfuhrmann angestellt war. Auch ist unter den übrigen Angestellten des gedachten Milchgeschäfts, die sämtlich von der verdächtigen Milch getrunken haben, kein einziger irgendwie erkrankt oder hat sich auch nur unwohl gefühlt." —* Für daS Tolkewitzer Wasserwerk beabsichtigt die Stadl Dresden, wie bereits mitgeteilt, eine Enteisenungs-Anlage ein- zurichten. Entsprechend der Leistung des Tolkewitzer Wasser werks müßte diese ,Enleisenungs - Anlage im stände sein, in 24 Stunden 40000 Kubikmeter Wasser zu reinigen, und die An lage müßte deshalb unter Berücksichtigung einer entsprechenden Reserve 400 Geviertmeter Ricselsläche und 4000 Geviertnieter Fillersiäche besitzen. Am Nächstliegenden würde es sein, die Anlage aus dem Grundstücke des Tolkewitzer Wasserwerkes zu errichten, dann könnte das gereinigte Walser von der Wasser- hebungsaiüage aus abgegeben werden, und es würde die Er- Werbung von Bauland nicht erforderlich sein. Allerdings stellen sich die Anlage- und Betriebskosten einer Enteisenungs-Anlage >n Tolkewitz wefentiich höher als eine solche in Borstadt Räcknitz, weil das Wasser der Enteisenungs-Anlage nicht unmittelbar, wie bei einer Anlage in der Nähe der Näcknitzer Hochbehälter, durch die vorhandenen Anlagen zugeführt werden kann, sondern erst in einen neu anzulegenden Schöpfbrunnen geleitet und von hier aus durch eine gleichfalls neu zu errichtende Pump anlage nach der Enteisenungs-Anlage gehoben werden mutz. Tas gereinigte Wasser muß dann von einem anzulegenden Rein- Wasserbehälter aus «n den zurzeit vorhandenen Schöpfbrunnen fließen, von wo aus cs.von der Wasserhebungs-Anlage durch die Druckrohrleitungen nach der Stadt zu befördern ist. Bei Anlegung der Enteisenungs-Anlage in der Nähe der Hoch behälter des zweiten Wasserwerkes .würde eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Wasserwerke und der Enteisenungs- Anlage durch eine 800 Millimeter weite Rohrleitung herzustellcn sein. Außerdem würde cs erforderlich sein, die zweite Druck rohrleitung des zweiten Wasserwerkes, die jetzt nur bis zur Tiergartenstraße eingelegt ist, von da .ab bis zu den Hoch- behältcrn fortzufnhren. Ta später bei Erweiterung des dritten Wasserwerkes eine dritte Druckrohrleitung so wie so herzustellen sein würde, so würden der Anlage in Vorstadt Racknitz nicht deren Anlagekosten, sondern nur die jährlichen Aufwendungen für Verzinfuiiq der Herstellungskosten und Abnutzung diejer Leitung bis zd dem Zeitpunkte zur Last zu bringen sein, zu weichem die »Anlegung der dritten Druckrohrleitung tür die Zwecke des dritten Wasserwerkes erforderlich wird. Nach den nd Dresdner von , ^ , ab» gem«insaw«n . > n ... . Die Betriebskosten würden für beide Anlagen dieselben sein, doch würde bei einer Anlage in Tolkewitz durch den Betrieb der erforderlich werdenden Schöpfbrunnen - Anlage besondere Kosten für Bedienung, Instandhaltung usw. entstehen, die sich jährlich auf rund 13 000 Mark beziffern. —* Der Kampf der Dresdner Gastwirte gegen die Brauereien spitzt sich immer mehr zu. Nachdem einzelne Dresdner Großbrauereien in ein einziges großes Unternehmen zusammengeschlossen sind, welcher .Zusammenschluß sich zu einem reiten Verbände gestaltet bat, sind sich die Wirte darüber klar aeworde», daß auch sie sich eng aneinanderschiießen müssen, um ihre Interessen gegenüber der Brauindustrie wirksam vertreten zu können. In Gastwirtskreisen hegt man nun die Befürchtung, daß der Verband der Dresdner Großbrauereien seine Kresse nickt allem aus die Kreisbauptmannschaft Dresden, sondern auch auf das ganze Sacksenland und schließlich aus das ganze Reich erstrecken wird. Einem solchen Ringe gegenüber, so heißt es in einem vom Aktionskomitee der vereinigten Gastwirte Dresdens und Umaegend an sämtliche Dresdner Gastwirte er- lassenen Rundschreiben, gebe es nur sin Mittel, dasselbe näm- sich, welches die Brauereien anwendeten, und zwar festen Zu- iammenschluß der Wirte zu einem Vereine und festen Zu sammenschluß der Vereine zu einem einzigen „Verband« der Dresdner Ga st Wirt e". Die bisher in Sachen der Bierverteuerunq seitens der hier bestehenden Gastwirtsvereine geführten Verhandlungen mit den Brauereien sind jetzt endgültig als gescheitert anzut'eben. Das Aktionskomitee hat daher jetzt ein« lebhafte Tätigkeit entwickelt, um alle Dresdner Gastwirte unter emen ... zu oringen. um bann al« .Vervanv vn Gastwirte" als ein« Macht auszutrelen iur Erwerbung einflußreichen Rechten gegen de» bl« LedenSsähigKii schneidende» Ring der Größbraumeeien. In einer gemein . . Vorstandssitzung des Aktionskomitees der vereinigten Gastwirte Dresden» und Umgegend wurde nun beschlossen, eine eigen« VereinSbrauerei »u begründen, um den Maßnahiyen der Brauereien «ntgeaentreten ,u können. LS wurde nicht verkannt, daß viele Wirt« sich in vollständiger Abhängigkeit der Brauereien befinden: viele Gastwirte . aber seien, dessen- ungeachtet in der Loge, dies« Abhängigkeit nach und nach out Hilfe de» neu,»gründenden Verband«» der Dresdner Gastwirte aozulüsen. Die Zahl derjenigen (Gastwirte aber, welche von den Brauereien gänzlich unabhängig seien, sei immerhin noch eine recht bedeutende. Das 'Aktionskomitee wurde mit den weiteren Schritten zur Begründung einer BereinS-Brauerri betraut, und die jetzt unter den Wirten zirkulierenden Anfragen, den Beitritt zur VereinS-Brauerei betr., sollen ein überraschen des Resultat ergeben baden, sodaß die Gründung de» grotten geplanten Unternehmens wohl als gesichert angesehen werden kann. In einer in den nächsten Tagen anzuberaumenden Sitzung wird über die weitere Ausführung de» neuen Brauerei- Unternehmens beraten werden. Unter den Brauereien hat natürlich das zielbewußte Vorgehen der Dresdner Gastwirte allgemeine Ueberraschung hervorgeruken. —* 2m festlich geschmückten Meißen, vor dessen Babn- bof eine Ehrenpforte in den Reicks-, Landes- und Stadtfarben di« Gäste grüßt, findet zurzeit der 3. Verbandst«» de» Lande». Verbandes der Saalinbaber i« Königreich Sachsen statt. Am Dienstag war nachmittags der Empfang im Restaurant .„Kaisergarten", dem um balb b Uhr die Delegierte,«^Sitzung im Schühenhause folgte. Beim Eintritt wurde den Delegierten und den Pressevertretern ein sehr geschmackvolles ErinnernoaS- Zeichen in Medaillensorm überreicht. da» von der Goldschmieve- Firma Schwarz-Meißen gefertigt worden war. Der Vorsitzende des Verbandes. Herr F r i h s che - Dresden, erössüete die Sitzung und begrüßte die Delegierten, sowie tsie Pressever treter. Herr Hotelier Schauer- Meißen bewillkommnete die Delegierten namens der Ortsgruppe Meißen mit herzlichen Worten. Der Vorsitzende des Verbandes gab dann zunächst Bericht über das verflossene Verbandsjahr, dem wir folgen des entnehmen: Die Mitgliederzahl stieg um 192 Mitglieder, von 1688 auf 1980. Die Beschlüsse der Hauptversammlung zu Leipzig sind in entsprechender Form erledigt worben. Be- sonders erwähnt wurde im Bericht folgendes: An die Land- tagskanbidaten wurden im vorigen Jahre Fragebogen gesandt, in denen sie um Erklärung gebeten wurden, welche Stellung sie zum Gastwirtsgewerbe einnehmen. Der VerbandSvorstayd nahm nachhaltigen Anteil an der Protestbewegung gegen hie Brausteuer. Drvi Eingaben wurden an die beiden Stände- kammern des Landtags gemacht, nämlich betreffs der Tanz beschränkung in Dresden, der Abkürzung der „geschlossenen Zeit" vor Ostern und der Bestrafung von Wirten wegen unterlassener Wegweisuna von Personen im sortbildungsschulpslichtigen Mer und wegen Uebertretungen seitens der Vereine. Die Petitionen kamen nur in der Ersten Ständekammer zur Verhandln»« und fanden Ablehnung. Die Erreichung des Zieles, rechtsfähiger Verein zu werden, war mit großen Mühen verknüpft. Gegen die Bierpreise-Erböhung ist energisch, aber meist vergeblich, g«. kämpft worden. Es folgte sodann der Kassenbericht. Es wurde beschlossen, der Hauptversammlung die Entlastung des Kassierers vorzuschlagen. Nächster Punkt der Tagesordnung >var der Antrag Bautzen, bei den zuständigen Behörden dahin vorstellig zu werden, daß Gastwirten, aus deren Grundstücken nicht die Berechtigung zur Abhaltung öffentlicher Tanzmusik ruht, auch keine Erlaubnis zum Tanz in geschlossener Gelell- chast bezw. in kleinen Zirkeln erteilt werde. In der Diskussion brach man sich, nachdem der Vorstand sein« ablehnende Haltung kuiibgegeben hatte, dahin aus. daß dieser Antrag viele Kollegen chädigc. Tie Delegienten-Versammlung beschloß, deshalb diesen Punkt von der Tagesordnung abzusetzen. Betreffs eines An trages des Kreisverbandes Cnemnitz auf Aufhebung der Polizeistunde und des Bockbierfestverbots beschloß man Absetzung des Antrages von der Tagesordnung, da es sich vier um lokale Verordnungen handelt. Ein Antrag, reichSgcsetz- lich den Flaschenbierhandel konzessionSpflichtia zu machen, rief eine längere Debatte hervor, in der man besonders gegen den Flaschenbierhandel, den die Bierkutscher auf eigene Rechnung treiben, Stellung nahm. Man beschloß, den Antrag aus die Tagesordnung der morgigen Sitzung zu setzen. Mit der Be sprechung interner Fragen endete die Delegiertensitziing, der etwa 100 Delegierte beiwohnten. Tienstaa abend fand großer Fcstkommers im Hotel „Zur goldenen Sonne" statt, unter Leitung des Herrn Schauer-Meißen. —* Das Feuerwerk in der Ausstellung hatte gestern abend eine mächtige Anziehungskraft ausgeübt, de^ Zudräng des Publikums war geradezu ungeheuer. Schon rn den frühen Abendstunden waren alle Gänge des KonzertaartenS mit Tischen und Stühlen säst gänzlich vollgöstcllt, fo daß nur noch ein schmaler Pfad zum Durchkreuzen des hier sufammcngeströmten Meeres von lustigen Damentoiletten und Hellen Sommer- anzügen übrig blieb. Aber auch dieser war schon etwa i/?9 Uhr non Schaubegieriaen dickt gefüllt. Mit leichter und leichtester Musik unterhielt die Kavelle des 12- Feldartillerie-Megiments die Wartenden, die infolgedessen trotz deS sich ziemlich lange hinausschiebenden Beginnes der Luftkcmonade ihre gute Laune nicht verloren. Die drei Kanonenfchläge, die den Beginn an zeigten, waren für «inen groß«» Teil des Publikums ein Signal, die Stühle zu erklettern — die meisten Gegenstände des pyrotechnischen Schauspiels erhoben sich jedoch so hoch in die Lust, daß auch die weiter hinten Befindlichen etwa- zu sehen bekamen. Außerordentlich schön wirkten auS demFeuerwerk einige mit reichem Goldregen verbundene feurige Näder, deren Spiegelung in dem Teiche einen besonders Wüschen Effekt hervorbrachte. Hoch auffteigende Raketen mit herrlichen bunten sichten die buntemG«! sich bckla goldener praö enti^ urde' eine rs erfüll ln den EL" 1 von Ra?«t«n. Bewegung wie mit einem verpuffen Dar 'F-uerwVrk^war'von Mz *Leibn§ in^r'KremAna^e geliefert Der Verkehr in allen Teilen de» Ausstellung»»»«»,« war noch etwa «ine Stunde lang überaus rage. —* Au» Anlaß der Kötzschenbrodaar Bogel- wAche,vom IS. biK m.it,21, AuM,stattfindet, hal tue »er. DachM - de« Sonntag folgend« mittag 4,30 umge impss So, fahrt«« vorg komm«n- abenbs 8.20. 7,3h und 9 Uhr bis DreSden. Aüßerh die planmäßigen Fahrten nach Erfordernis »nterstützt, fodäh allenthalben «ine glatte Abwicklung deS Verkehr» gesichert Istl fei. da« Sol, ge in Frühsc nd« Ka — Der Giltst off der Kartoffel, da» Solanin, findet sich in mehr oder minder großer Menge in allen Teilen, am eisten i» de» auS den Knolle» im Frühjahr vorschießentze» riebe». Vergittilnae» durch alte keimende Kartoffel» sind daher nicht selten, aber auch durch den Genuß neuer, unreif« daß der Solaniiigrhalt mit j»»ehmr»der Reise ständig adnlmmt. im August daher kleiner ist al» ii» Juli. Im Jahr« 1892 und 1893 sind bei elsässische» Tr»vve»teile» Maffenerlrankunaeu nach dem Ärnnsse »euer Kartoffeln ansgrtrete» und in einem Bataillon nacheinander 257 Man» erkrankt. Als erste- Symptom der Er- kinnkung tritt Erbrechen ans. dann Unruhe, erschwerte» Atmen und Vermehrung der Herzschläge. Häufig entwickelt sich da» voll ständige Bild der Cholera. Bei weiterem Fvrsichreite» der Er krankung kann unter Schwinden deS Bewußtseins der Tod etn- trrien. Neben den unreifen sind auch die verletzten und beschä digten Kartoffeln sehr gefährlich: dir verletzten Stellen überziehe» sich »tiinlich mit einer Art Kruste. Diese Stellen schmecken schlecht und enthalten größere Mengen Solanin. —* Der idyllisch gelegene Kurort Hartha b. Tharandt veranstaltet unter der Leitung des VerschönerungSverein» morgen. Donnerstag, ein großes Kur fest, zudem nicht nur aus die Betei ligung der ainvesendrn Sommerfrischler, sondern auch auf einen evhaftrn Zuspruch von nuSwärt» gerechnet wird. Nach dem Bor bilde größerer Kurorte sollt» In dem herrlich gelegenen Kurparke Doppetwnzert. Unterhaltungsspiele, vervunden mit UebrrraschuN- «n, stattfinden. Die Teilnehmer sammeln sich in der Näh« des kurbades »nd GasthofrS und begeben sich in geordnetem Zuge, dem sich gleichzeitig ein Kinder-Blumrnkorso anschließt, durch die ' auptstraße» von Hartha und SpechtShausen nach dem Kurpark. >aS Fest findet seine Fortsetzung durch Ball in den öffentlichen fälen von Hartha und Specht-Hansen. Mit Einbruch der Dunkel heit werden die Hauptstraßen illuminiert und zuletzt im Hinteren Garten des Kurbades ei» Brillant-Jeurnverk abgebrannt. —* Aus Tetfchrn wirb berichtet: «Durch da» in den letzten Tagen erfolgte rasche Sinken des EloüpieaelS wird die Lage für die Elvschsslfahrt nunmehr bedenklich. Am Dienstag zeigte der Tesschener Pegel bereits 46 Zentimeter unter Null: der Schiffahrt steht nur noch eine Tauchtiefe von 90 Zentimeter zur Versiiigung und sie kann die Ladefähigkeit der Kalme kaum noch zu ausnützen. Die großen Ravdampsxr fahren nur noch vis Schandau und können auf der bvhmsichen Elbstrecke den Schleppverkehr außer den Kettendampsern nur die Dam««r „Habicht", „Prinzessin Luise" und Dampfer I der Deutsch- Oesterreichischen Dampfschisscihrts-Gesellschast besorgen. Noch ettva sfO vis 28 Zentimeter Fall und wir haben wieder die traurigen WasserveLkältnisse des Jahres 19(^. Allerdings ist «in ro'ches weiteres Abfalls» des Wassers nicht so schrzu be- sürchten, denn bei einem bestimmten Tiefstand deS EWpteorl» zeigt sich/crfcchrunasgcmäß eine gewisse Stabilität. Inzwischen können Niederschlage sich einstellen. Der Deckkehr ist npch ziemlich rege, wenigstens der Jahreszeit entsprechend, and wird wieder etwas belobt durch den beginnenden Gerstc-Erpvrr. Braunkohl« wird nur wenig exportiert, da die Besteller im all gemeinen auf Wasserzuwachs warten. —* Aus Lobosltz in Böhmen wird geschrieben: Hier ist der Mittelpunkt für den böhmischen Obstt» andel, der stine Ware zu zwei Drittel» nach Berlin ausführt, die böhmische Obst- kammer. Auf den sehr umsangreichen Besitzungen der Fürsten Schwarzenberg und Lobkowitz in der hiesigen Gegend liegen in der Erntezeit wahre Berge von Aepfeln und Birnen zur Beförde rung in die Elbkälme an den Straßen. Täglich gehen von jetzt ab einige dieser großen Zillen rlvadwärtS. Ihre Ladung umfaßt oft mehr, als ein mittelmäßiger Etsenbahnzng enthält. Vor eiuigen Tagen wurden hier als erste Sendung nach Berlin 380o Sack Obst verladen. In der vorigen Woche fand hier die Versteigerung des auf der Lobvsitzer Besitzung des Fürsten Schwarzenberg wach senden Obstes statt, und es wurden mehr als 119000 Kronen erzielt. Obgleich da» Obst hier in der Ernte, wie gesagt, in großen Hansen an der Straße liegt, — zu kaufen gibt es für die hiesige Bevölkerung meistens nur die uichtmarktgangige Ware: alles Gute geht noch Berlin. «Auch in Deutschland ist da» viel fach der Fall, z. B. mit Fischen und Krebsen.) Dessen Beziehun gen zu der hiesigen Gegend sind übrigen» alt. ES werden am nächsten 1. Oktober 150 Jahre, daß die „Berliner Wachtpaiade" zwischen den hiesigen Beigen die Kroaten nnd Panduren der Maria Theresia schlug. —* Die Staatsbahnverwaltung bringt im Einvernehm«» mit der preußisch«« EisenbahnverwaltuW nächsten Sonn abend, den 18. August, «inen Sonderzug von Landschoft-ist vov den «Blicken aufaerollt, die vom Millesc ois zur Schneekoppe und vom Winterberge bis nach reicht. Ganz besonders aber gewähren ihr die blauen, klaren Spiegel des Großtciches. Haideteiches, Hohlener und Groß- derrnier Teiches einen außerordentlichen Liebreiz. Wir ver- iassen den Bösig wieder und.kehren nunmehr in dem am Fuße gelegenen Gasthause et». Der Wirt srug im Laufe -öS Ge- ivräches nach den Witterungs-Aussichten für die nächste Woche. Und das nicht ohne Grund. Fällt doch auf den Donnerstag in der vollen Woche nach Pfingsten der größte katholisch« Fest-, Feier- und Wallfahrtstag im Jahre — das Fronleichnamsfest. Ist das Wetter schön, so gibt es eine gute Wallfahrt, d. h., es wird viel Bier cnBgeschankt, bis zu 27 Tonnen —, ist das Wetter schlecht, so gibt es eine schlechte Wallfahrt, höchstens 12 bis 15 Tonnen. Ich fürchte nur, der gute Mann hat kein sonderliches Glück gehabt, und Petrus keine sonderliche Liebe an der Wallfahrt: denn bei uns zu Hause goß cs gerade an dem Donnerstage wie mit Kannen vom Himmel. Möglich aber, daß es dort anders gewesen ist! In einer kleinen Stunde erreichten wir Station Bösig. Links bleiben Hühnerwasser und Weihwasser liegen, wo im Kriege von 1866 die ersten Ge fechte zwischen Preußen und Oesterreichern stattsanden. Von Station Bösig fuhren wir 10 Uhr 56 Minuten nach Leipa zurück und kamen daselbst 12 Uhr 13 Minuten wieder an. Der Weg Hirschbcrg—Bösig, Bösig—Station Bösig betrug 2 Stun den 40 Minuten. In Leipa angekommen, gingen wir nicht wieder in die Stadt hinein, sondern blieben gleich auf dem Bahnhose, wo wir ein schon früh bestelltes Mittagsmahl ein- nahmen. Es war eine lange Tasel in der Glasveranda für uns gedeckt, und der, Wirt bediente mit geradezu musterhafter Aufmerksamkeit selbst, was man im allgemeinen selten zu sehen bekommt. Die Speisenkarte war sehr reichlich und alles Ge- botene.vorzüglich: wir waren mit einem Worte: bestens ver vslegt. So verging die Zeit rasch, und im Handumdrehen war die Stunde der Abreise gekommen. 2 Uhr 34 Minuten fuhren wir weiter nach Niemes. Ohne in die Stadt hineinzugehen, wandelten wir vom Bahnhofe aus direkt auf daS am Fuße des Roll gelegene Rabendorf zu^ das wir in 20 Minuten erreichten. Nach kurzer Vesperpauje im Dvrfkruge schickten wir un» an, den Roll zu besteigen. Wenige Schritte hinter dem Wirt-Haus« führt rechts ein Weg in die Felder. Bald zeigt «in Wegweiser werter: aber nur kurze Zeit, bis zum Beginn deS Waldes geht es auf diesem Wege fort, dann teilt er fich. Guter Rat ist hier teuer. Wir wählten Len linken Weg durch das Wildaatter, und das war falsch. Der rechte Pfad war der richtige. Bald hörte der von unS ein geschlagene Weg auf, und wir standen in einer WaldwildniS. Da half .nun olleS nichts; wir mußten wenigstens suchen, das Freie wieder zu gewinnen, und so stiegen wir, der Richtung nach dem Gipfel folgend, ohne Weg und Steg direkt im Walde bergauf. Ein saures Stück Arbeit, eg ..... - . da besonders die vielen Basalttrümmer das Gehen recht unsicher machten. So erreichten wir endlich auch ein« Lichtunck und begegneten hier zum guten Glücke dem herrschaftlichen Ober förster, der sich in liebenswürdigster Weise «rdot, uns noch «in Stück hinaufzubringen. Auf einem bald darauf sich zeigenden herrlichen Waldwege führte er uns in Schlang«nwindungen dem Berken von der Duba, denn seit , ischa! einen unhöflichen Menschen gesunden haben, wie es unS in der verbissenen tschechischen Lobositzer Gegend wiederholt passiert ist. Nach Il/zstündigem Sjeigen betraten wir um 6 Uhr den Gipfel des Noll, den die riesigen Trümmer einer Burg krönen: zwei Türme, der eine nach Ost. der andere nach West, flankieren einen gewaltigen Mittelbau. Die Burg ist vielleicht schon im 9. Jahrhundert gründet worden: 938 nahm ein Ritter von Ralsko an einem Turnier zu Magdeburg teil. Herrmann von Ralsko errichtete im 12. Jahrhundert daS Schloß Wartenberg, danach heißt das Geschlecht auch die Wartenberge. ES scheinen das ähnliche Herren gewesen zu sein wie die Donyns und die Anfang des 15. Jahrhundert- halb auch endlich die lagerten, durch Lift ein- zerftörten. Tie Aussicht ist der vom Bösia ähnlich, nur freier, besonders von dem Basaltrücken auS, welcher sich vom Berge nach Westen erstreckt und in einer Plattform endet. Ein nicht Schwindelfreier mag dieselbe aber lieber nicht betreten, denn ringsum verliert sich der Blick in die Tiefe, und wer beim Passieren der Kante abgleitet, den kann nur ein Wunder retten, da links und rechts die Felswand jäh abstürzt. Denselben Weg. den wir heraufgekommen, gehen wir auch wieder zurück bis zur Fahrstraße, welche wir nach links ver folgen, bisweilen durch kleine Abschneider unS «inen Zeitvorteil verschaffend. Bald liegt Wartender« mit seinem weit läufigen Schlosse vor uns. und nach fünsviertelstünoiaem Abstieg, vom Gipfel deS Roll auS gerechnet, langen wir 7 Uyr 25 Min. glücklich in dem friedlichen, freundlichen Städtchen und im Hotel zum Herrenhaus an. So betrug die heutige Tages wanderung 5 Stunden 45 Minuten. Wartenberg bietet außer dem Schlosse deS Grafen Hartig nichts Besondere»: aber , eS macht in seiner gänzlichen Weltabgeschiedeirheit doch einen äußerst anheimelnden Eindruck. Sind die Häuser, die mit ihre» Giebeln der langen Hauptstraße zugekehrt stehen, auch Sein und zum Teil noch mit Schindeln gedeckt, so ist doch alles sauber, nett und reinlich. Vom Kirchturm läutete man gerade zum Ave Maria, die Einwohner kehrttn von der Feldbestellung beim, und bald schwebte über dem ganzen Städtchen j«ner kostbare Duft des verbrennenden harzigen Holzes, der nur den GebirgS» und Waldorten eigen ist, und welchen der Großstädter, der den Qualm der Kohlenfeuerung täglich einschlncken muh. so sehr an den klcinen Nestern liebt, da er zu ihrer EinsamkeitSpoefie gehört, wie das Amen zur Predigt. Die Unterkunft und Der- pslegung waren gut. nur die Bettstellen erwieß ein wenig zu kurz. Wir halfen unS < Matratzen heraus und legten unS auf ganz prächtig geschlafen haben. Am nächsten Morgen brachen wir früh um 6 Uhr auf »ach dem malerischen Hammersee. der zugleich mit dem Dewin die Perle des durch liebliche Naturschönheiten ausgezeichneten „Wartenbcrgcr Landels" bildet. Di« erwachend« Natur mit lein trafen, dann später der Sang auS den vielen tausend Kehlen deS früh aus dem Schlafe erwachten Vog^vSlkchim». untermischt mit den Rus«n d«S Kukuk-, da» alle» znfamme» ge nommen. gab der Frühwanderung «inen seltenen Reiz und Dutt. Der Weg nach dem Hammers«« bis knapp zum Dewi» gleicht einer anmutigen Waldpromenad«. Bald liegt die weit« Wasserfläche vor uns, gar lieblich schön gebettet inmitt«» blauer Berge, «ine Idylle, die mehr mit leiblichem A««e^ao- schaut zu werden verdient, al» beschrieben werden kann. Mr ind kommen »u einer hart am Ton - -„.-stlimntt ist. denn wir haben Sonntag und Maiensonntag dazu. Weiter gelangen wir »u der einsam«» Försterei, di« am Rande der von buntfarbigstem Walde «»- irdenen Dewiner Wiese steht, in deren hintersten Zipfel der domm«rsee hereinragt. Sieben Störchen stolziere« «tsria mit wchgezogenen Beinen und mit de» langen Schnäbeln Nahrung suchend, aus der «rohen, moorige« GraSfläck und hinter der Wies« erhebt sich üppig wuch stehend auS ftttgrünen Fichten, dazwischen liyt«» tzeidegelände und araue Kirfer«b«stände. vl» »> »ach LttM
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