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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060803016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906080301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906080301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-03
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
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«.»»!»> »> «vemerbaven u«d da» «vnveisativng. ha»« Ives. E Hahns ,n Helgoland dargebot«« Hab««. lm 1. «uaust ist pur, Sabr»»einv«r,«i»ni» t IS06 ein RachtragTI in Kraft getreten. der bet stelle» in Dresden. Leipzig und Chemnitz. sowie bet ^ . leinverzeichnt» vo« Swrt IS« etn^rachtrag^I In Kraftgetrelen. der bei den ' ' len tn Dresden. Leipzig und Chemnitz, sowie bet d«n . ,wn Preise von 10 Pfg. bezogen werden kann. Der enthält ». a. Bestimmungen über die Erhebung der tschen Fahrkartenstrurr. Htemach wird vom 1. August an der LesamtprriS der in einem Hefte vereinigten Fahrscheinhefte für deutsche Strecken versteuert. Beigcgeben ist eine Uebersicht der von der Steuer betroffenen Schrine unter Angabe de» Betrage», mit de« jeder einzelne Schein bei der Ermittlung des der Steuer zu gründe zu legenden Eesamtvrrise» tn Rechnung zu stellen ist. Der Nachtrag enthält ferner eine Aenderung der Bestimmungen über die Fahrtunterbrechung aus Scheine für schwedische Bahnen. Hiemach Ist z. B. die Fahrtunterbrechung aus Scheine der schwe dischen Etaattbabnen über Entfernungen bis 168 Kilometer un entgeltlich, bei höheren Entfernungen dagegen nur nach Losung ein« besonderen AufenthaltSkarte zulässig, deren Preis für 1. Klaffe 1,25 Kronen. 2. Klasse 0,75 Kronen und 3. Klasse 0,50 Kronen beträgt. — Die Pforzheim« Gold, und Silber-Judustrie ist auf der Dritten Deutschen Kun st gewerbe-Aus stellung zu Dresden in einer Sonderausstellung in sehr umfänglicher Weise vertreten. Einige Angaben im ..Journal der Goldschmiedekunst" geben gleichzeitig über die Bedeutung der Pforzheim« Industrie willkommene Auskunft. Sie »er- dankt ihre Entstehung dem badischen Fürstenhaus«:. Mark gräfin Karoline von Baden, die hochsinnige Gemahlin des späteren Großberzogs Karl Friedrich, berief ausländische Lehr meister zur Anleitung der Kinder des Landes.Wa«jcnhau,es nach Pforzheim. Im Jahre 1747 wurde ein Genfer Uhrmacher namens Autran mit der. Gründung der ersten Fabrik betraut, «funächst sollten Uhren fabriziert werden, bald wurden auch Schmuckgegenstände in Stahl, als Ketten, Äerloques und ande- res. hinzugenommen. Autran leistete indes nicht Genügendes. An seine Stelle trat später Ador. Er war der erste Fabrikant, der Pforzheim« Schmuckwaren durch Händler auf sie deut schen Messen brachte, ja sogar nach Frankreich und Russland verkaufte. Zehn Jahre später bestanden schon sieben sogenannte Bijouterie-Kabinette von einheimischen Eigentümern. In der Folge hat die Pforzheim« Industrie wechselvolle Schicksale zu bestehen gehabt. Entsprechend ihrem Wesen als Luxus industrie ging es in bald kürzeren, bald längeren Zwischen pausen bald aufwärts, bald abwärts, im großen und ganzen isdoch vorwärts. Im Jahre 1848 betrug die Zahl der Ar- beiter 1000. Im Revolutionsjahre 1848, während des italie nischen Krieges 1859 und während des deutschen Krieges standen die Geschäfte monatelang still, und viele Arbeiter aus den umliegenden ländlichen Ortschaften mußten wieder zu landwirtschaftlicher Beschäftigung zurückkehren. Aber immer wieder erholte sich die Pforzheim« Industrie. Im Jahre 1858 beschäftigte sie 4000, im Jahre 1869 6000 Arbeiter. Einen mächtigen Aufschwung nahm die Pforzheim« Industrie in folge deS deutsch-französischen Krieges. Mit wuchtigen Tat sachen wurde hier die alte Lehre bewahrheitet, daß das mate rielle und kulturelle Wohl eines Volkes aus das innigste mit der politischen Macht verknüpft ist. Bis zum Jahre 1870 war PariS der unbestrittene Zentralpunkt der Bijouterie-, fabrikation und des Äijouteriehandels. Es versorgte «inen großen Teil von Europa und der überseeischen Länder mit Schmuckwaren. Da brach plötzlich der Krieg aus. In Pforzheim herrschte, trotz der festen Zuversicht auf endlichen Sieg, doch bei der Nähe der damaligen Grenze großer Schrecken. Alle Fabriken wurden alsbald geschlossen und da durch die Arbeiter in schwere Sorge und Aufregung gebracht. Die bangen Tage gingen indessen rasch vorüber. Schlag folgte auf Schlag, Sieg auf Sieg. Mit der Belagerung von Paris wurde die Hauptbczugsquelle der Welt für Bijoutericartikel auf Monate hinaus verstopft. Ta wandten sich die fremden Einkäufer nach Pforzheim und wurden hier mit Staunen ge wahr, daß sie schon früher Pforzheim« Waren in Paris von Paris« Kommissionären zu bedeutend höheren Preisen ge kauft hatten; sie hotten eine billige Bezugsquelle entdeckt. Der Uebergabe" von Paris folgte der Kommune-Aufstand, wodurch der Pariser Schmuckindustrie ncjue schwere Schläge versetzt wurden und Pforzheim erst recht in die Höhe kam. Nach dem siegreichen Kriege kamen einige Jahre der höchsten Blüte. Mik der Gewinnung Nordamerikas hatte die Pforzheim« Industrie ihren Hauvtsckritt zur Eroberung des Weltmarktes getan. Die Ärbeiterzahl stieg auf über 7000 in 425 Betrieben. Diese Zahl ist seitdem noch bedeutend gewachsen. Heute beschäftigt die Pforzheim« Gold- und Silbcrwarenindustrie in mehr als 1000 Betrieben etwa 25000 Arbeiter mit einem jährlichen Um sätze von mehr als 125 Millionen Mark. An Löhnen wurden 1905 etwa 21 Millionen Mark ausgczablt. Etwa 15 000 Ar beiter kommen morgens meist mit der Bahn zur Arbeit nach Pforzheim und fahren abends wieder heim. Mehr als 50 badische und 70 württcnibcrgifche Städte und Döner hängen mit ihrem Erwerb mit der Stadt Pforzheim zusammen. Die Stadt selbst zählt 60000 Einwohner. Au der Dresdner Aus- stellung find 38 der hervorragendsten Pforzheim« Finnen be teiligt. Man erhält dadurch ein gutes Bild von Pforzheims Leistungsfähigkeit. 19 Firmen haben Gegenstände >n Gold, 8 jolche in Silber und Stahl, 11 solche in Doublo ausgestellt, und zwar nicht besondere Ausstellungsstücke, sondern die Ware, die fortgesetzt angefertigt wird. Man sicht also nicht, was die Industrie leisten könnte, sondern was sie tatsächlich leistet. Und das ist gut so. Die marktgängige Ware bildet den Kern der Ausstellung, doch sieht man auch Juwclcnschmuck vornehmer Art lund Stücke nach modernen Künstler-Entwürfen. Die Seele der Ausstellung ist der Pforzheim« Kiinstgewcrbevcr- ein, der 1877 gegründet wurde, jetzt 2000 Mitglieder zählt und sich um die dortige Industrie die größten Verdienste er worben hat. Die Ausstellung ist sicherlich geeignet, dem Be- schauer Hochachtung vor der Piorzhcimer Gold- und Silber- industrie einzuslößen. — Ueber den Bau des Bölkerschlachtdenkmals in Leipzig gehen uns folgende interessante Mitteilungen zu: «Der Bau ist jetzt mit 25 Meter Fundamentalbau und 3^ Meter Oberbau in Gronitsteinverkleidung so weit gediehen, daß nunmehr noch 65 Meter, einschließlich der Verkuppelung, aufzubauen sind. Es sind bisher im ganzen 600000 Kubikmeter anfgeschüttet worden, während imm« noch 500 000 Kubikmeter gebraucht werden zur Anlegung von Straßen und gärtnerischem Schmucke, worunter auch eine Prachtstraße um das Denkmal -herum geplant ist, die schließlich nach dem Bayrischen Bahnhöfe zu führt. In der Mitte der Vorderfront in etwa 20 Meter Höhe des Denkmals wird der von dem verstorbenen Proscssor Behrens entworfene St. Michael seinen Platz erhalten, welch wirksame Gruvpe fSt. Michael mit dem Schwert, zu Heiden Seiten Gefallene, Roß und Reiters jetzt -im Gipsmodell zu sehen ist. An den Seiten deS Denkmals erfolgt die Verblendung bis etwa 88 Met« Höhe, in der Mitte Stampfbeton. Die große, bereits fertiggestellte Freitreppe nach Westen zu wißt 50 Schritt in der Länge. Vom Grund bis zum Beginn des Oberbaues führen 40 Stufen hinauf. D« Wirt des beim Denkmal befindlichen Nestau- rants, ein Dresdner, Paul Weise, bewahr» n. a. ein Buch, in das sich, bei seinem Besuch im Februar d. I. der König und dessen Begleitung eingetragen haben. Zu Ehren dieses Besuchs wurde auch -eine Linde gepflanzt, um die ein Sachsentisch ge gründet wurde. Einer interessanten Ausstellung in diesem „Gasthaus zum Denkmalbau" sei noch Erwähnung getan: von allen 99 Regimentern der gesamten deutschen Kavallerie hat der Drogist Hermann Schlosser in Mylau i. V. se «ine kleine Figur in voller Ausrüstung zu Pferde gefertigt, letztere aus Handschuh- led«, der Mann aus Tuch, geformt mit Draht und ausgestopst mit Watte, während der Kopf aus Wachs geknetet ist. Darunter bemerkt man auch den Kaiser, die Könige Albert, Georg und Friedrich August, sowie den Prinzregenten Luitpold von Bayern. DaS kleine Kunstwerk ist von Richard Bachmann in Leipzig ausgestellt worden. Der genannte Verfertiger desselben hat über vier Jahre daran gearbeitet. — DaS vom herrlichsten Wetter begünstigte Bundesfcst des Sächsische» KeglerbundeS in Auerbach hat -nunmehr sein End« «reicht. Tie aus ollen Gauen Sachiens nach der Fest- ftadr geeilten Kecielbrüd« haben die gastfreie Stadt verlassen und «it Befriedigung über den herrlichen Verlauf des Festes blicke» Veranstalter und Festteilnehmer auf die verflossenen Tage zurück. Am Mittwoch erfolgte die Verkündigung der Hieaer. Zum Meisterschastskegler wurde Herr Colditz-Zwickau W kugeln) proklamiert. Die seiden ersten Ritter wurden mit Auerbach 157 Punktes, >6. Preis Richter-Meißen <«7 Punktes, 7. Preis Gerisch-Hinter-ain 157 Punktes. 8. Preis Frohlich- Obervlanitz 157 Punktes, 9. Preis Ebner-Chemnitz 156 Punktes. 10. Preis iDecker-HohUdorf 156 Punktes. Tamenbahn: 1. Preis Frau Vollmar-Dresden <27 Ho-kzj, 2. Preis Frau Rokohl- Dresden <23 Holzj, 3. Preis Frau RudorMlauen i. V. (23 Holzj -und 4. Preis iFrau TrauerAnerbach <22 Holzs. Fest- stehende Geldbahn 15000 Karten wurden abgeschobens. 1. Preis 1250 Mk.s Eulenstein-Leipzig l25 Holzs, 2. Preis Nötzold- Dresden <24 Holzs, Z. -Preis Buttner-Ehemnitz <24 Holzs, 4. Preis Pseiffer-Marienberg 124 Holzj. Die drei letztgenannten Sieger hatten sich in insgesamt 450 Mk. zu teilen. Industrie- bahn. 1. Preis Tröger-Hohndorf s25 Holz). 2. Preis Rink- Remvesgrün 124 Holz). 3. Preis Göbel-Glauchau <24 Holzj, 4. Preis Pucklich-Neukirchen <23 Holzs, 5. Preis Löscher-Elle feld s23 Holz). Tagesgeld-Konkurrcttzbahn: 1. Preis Scherzer- OelSnitz sSchub 7. S. 8, 170 Mk.s, 2. Preis Naumann-Plauen i. Vogtl. (Schub 6. 8. 9. 128 Pik). — Vom Verband der Studierenden an der Königlichen Bergakademie zu Jreiberg gebt dem dortigen „Anzeiger'' folgende Zuschrift zu: ,,Der Ausschuß des Verbandes der Studierenden an der Königlichen Bergakademie zu Jrei berg sieht sich veranlaßt, infolge der dieser Tage gebrachten Zeitungsnotizen über studentische Ausschreitungen in hiesig« Stadt folgendes zur Berichtigung des Tatbestandes Ihnen be kannt zu geben und Sie um baldgefälligen Abdruck desselben in Ihrem geschätzten Bl-atte zu bitten: In Nr. 172 des „Jreib. Anz. wird üb« einen Unfug berichtet, der in der Nacht vom 26. zum 27. v. Mts. verübt worden ist. Der Beschuldigte, ein hiesiger Studierender, ist von dem betreffenden Schutzmann aufgeiordert worden, seine Legitimationskarte vorzuzeigen, was der Herr auch ohne sonderliche Weigerung tat. Die Legiti- mationskarte eines anderen Herrn fiel dem Schutzmann aus den Händen. Letzterer verlangte nun von diesem Herrn, er solle die Karte ausheben, was derselbe begreiflicherweise ver weigerte. Ueber dieses Ansinnen lochte der Hauptbeschuldigte, indem er sich die Hand vor den Mund hielt. Von einem Anspucken des Schutzmanns kann gar nicht -die Rede sein! Daraufhin packte der Schutzmann den betreffenden Herrn bei der Brust und schüttelte ihn wiederholt derb hin und her. Erst dann schlmi der Student dem Schutzmann entrüstet mit der Hand ins Gesicht, ebenso einem zweiten Schutzmann, der, inzwischen hinzugekommen, sich auf ihn stürzte. Hierauf er folgte die Festnahme des betreffenden Herrn, dem übrigens noch auf dem Nachtlokale eine sehr unwürdige Bchaiidlung von seiten des Polizeipersonals widerfuhr. Am Freitag vor mittag in der 10. Stunde wurde der Studierende von zwei Schutzleuten an Handschellen nach dem Gerichtsgebäude ge führt, trotzdem er sich von vornherein bereit erklärt hatte, frei willig zu folgen! Der Vorfall verbreitete sich rasch in der gesamten Studentenschaft. Nach der Freilassung des In haftierten sammelten sich am Spätabend sFreitag! mehr oder weniger zufällig eine große Zahl Studierender auf dem Ober markte, die sich anfangs ganz ruhig verhielten. Bald aber fielen von seiten der Schutzleute Schimpfworte, die von einigen Studenten durch lautes Pfeifen usw. beantwortet wurden. Auf die Aufforderung hin, auseinanderzugehen, zerstreuten sich die Studierenden wieder und zogen sich einzeln durch verschiedene Straßen zurück. Davei wurden jedoch verschiedene Herren oon Schutzleuten gröblich belästigt; einer der Schutzleute zog sogar „blank" und zwar gegen einen Herrn, der sich überhaupt nichts hatte zu schulden kommen lassen. Zeugen dieser Vor fälle wird die Studentenschaft zu gegebener Zeit namhaft machen. Im übrigen sei noch bemerkt, daß die Hauptbeteiligten nicht russischer, sondern deuticher Nationalität sind. Die ganze Angelegenheit wird ja noch anderweitig zur Erledigung kom men; es soll an diel« Stelle nur Gerüchten «ntgegengetreten werden, wie sie durch die bisherigen Zeitungsnotizen leider auf Grund «inseitig« Informationen in die Oefsentlichkeit ge- langt sind. Mit vorzüglicher Hochachtung Erich Siegfried, Vors.; H. Mücke, Schrifts. i. V. Der „Freib. Anz." bringt diese von studentischer Seite gegebene Darstellung zum Abdruck mit dem Bemerken, daß cs den gerichtlichen Feststellungen Vor behalten bleiben muß, die Widersprüche mit den von anderer Seite gegebenen Darstellungen zu lösen. — Der Ortsverband Dresden derPensionS- anstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller ver anstaltet seine nächste Wanderversammlung am 4. August von abends 7 Uhr an in der Pikardie im Große» Garten. — Aus Furcht vor Strafe wegen Urlaubsüberschreitung entledigte sich vorgestern früh der bei Verwandten in Jessen aufhältlich gewesene Husar Weiß vom 18. Kroßen- hainer Husaren-Regiment seiner Uniform und schleuderte in Zivilkleidung nach Pirna zu. Auf die Meldung wegen der Festnahme des Genannten konnte die Spur bald wieder ausgefunden werden und war lwuvtsächlich «in Radfahrer dem Deserteur bis an das „Carola- bod" in Pirna scharf aus -den Fersen. In sein« Flucht arg bedrängt, warf Weiß das die Uniform enthaltende Paket fort und sprang unterhalb des Schmidtschen Bades in die Elbe, in der Absicht, sich zu ertränken. Diesen Vorgang hatte der auf dem Bade eingestellte Bademeister Otto bemerkt und ging mit Schaluppe und Staken sofort ans Rettungswerk, das aber große Mühe kostete, da der Lebensmüde in jeder Weise hinder lich war. Von einigen Männern nach dem „Carolabad" ge bracht, wurde er umgekleidet und dann von einem Kommando abgesührt. — Am 7- dieses MonatS findet Im Waldpark zu Bühla », nachmittags V,5 Uhr, das 5. Militärkonzert statt. Hieran schließt sich abends 8 Uhr un großen Saale des Schwarzichen Gasthofes eine Reunion. Bei ungünstiger Witterung findet von 7 Uhr an Reunion statt. — Die Zahl der in Bühlau wohnenden nur Sommerfrischler betrug gestern Ol Parteien mit 963 Personen. NuS den amtlichen Bekanntmachungen. Diejenigen, welche die am 15. v. M. füllig gewesene katho- ltsche Kirchenanlage für das Jahr 1906 noch nicht ent richtet haben, haben diese Anlage bis längstens den 6. d. M. im Stadtsteueramt ö. zu bezahlen. Russisches. Die Meuterei in Sv«aborg ist nicht sinnländi scheu, sondern ausschließlich ruffischen Ursprungs. Bekanntlich gehörte es zu den Ruffifizierungsmaßregcln, die Plebwe und Bobrikow gegen Finnland in Szene setzten, daß nach der Auf hebung der finnländischen Konstitution auch die finnländischcn Truppen, die nach der Verfassung eigene, nur im Lande dienende Verbände bilden sollten, ausaelöst und die Mann schaften in russische Regimenter einvcrleibt wurden. Voriges Jahr wurde die Verfassung zwar restituiert und der Anfang mit der Wiederherstellung der früheren, militärischen Verhält- niste in Finnland gemacht, doch ist diese letztere Maßregel noch nicht weit vorgeschritten, nur in Helfingsors wurde bisher wieder ein rein finnisches Bataillon formiert. Alle übrigen Kasernen, Festungen usw. in Finnland sind noch immer mit rein russische »Truppen belegt, unter denen sich keine finnländischen Soldaten befinden, sodatz diese Meuterei als eine rein russische Militäraffäre bezeichnet werden muß. Es muß bervorgehoben werden, daß bisher alle ernsteren Meutereien sich in den sogenannten russischen Grenzländern oder in deren unmittelbaren Nähe, wie in Brest-Litowsk, ereignet haben. Sebastopol, Poltawa, Kronstadt, Sveaborg werden alle von den Russen als in den sog. Okrainy gelegen betrachtet. Noch mehr als anderwärts haben die Truppen hier unter der Will kür der höheren Offiziere und unter der Unehrlichkcit der Militärintendantcn zu leiden. So war ein« der Hauptgründe der vorjährigen Revolten in Sebastopol sowohl aus der Flotte wie in der Landarmee die unmenschliche Behandlung, sowie der Umstand, daß man den Mannschaften ein bis zum Ekel ver dorbenes und von Würmern wimmelndes Fleisch vorletzte. Da setzte denn die Agitation mit doppeltem Erfolge ein. Die „Potemkin"-Asfäre und die Kronstädtcr Matroscnmeuterei machte» de» Anfang; kaum waren diese unterdrückt, folgte die «sMeristenUNevolte in Sebastopol. Iva einen Tag lang dt» »rürdliche Ballerst in den Hände» der Rebellen war. Jetzt sollen die Meutereien von Poltcnoa in Klei»r»hla,id und oio Svcaborger Revolle zusammen; der Gcschützkampt um Poltawa kostete «gen 200 Tote, der in Sveaborg bisher angeblich k>00. In Poltawa meuterte da» SclükijMegimenl, da» einst wegen sein« onSgezeichncten Haltung un russisch-türkischen Kriege durch besondere Distinktionszeicheii geehrt worden war! AK« in den letzten Monaten war auch dieses einst so zuverlässige Regiment unterminiert worden, sodaß man es, um es ,,der gefährlichen Umgebung zu entziehen", aus sein« Garnison Rrementschug nach Poltawa verlegte — di« jüngsten Ereignisse zeigen, mit welchem Erfolge. Man wird sich also keineswegs wundern dürfen, wenn man demnächst hören sollte, baß auch die in Sveaborg garnisonierenden Festungsnrtilleristen einst eine Elitetrupve waren. Wer war mehr Elitetruppe. als die Preobr-aschenskij-Garde? Wer galt in den letzten Jahren für zuverlässiger, treuer und unnahbarer? Und auch sie hat am Ende revoltiert. In dem revolutionären Manifest an die Bauern heißt es, baß die Hoffnungen, die man auf die Duma gesetzt habe, durch die diabolischen Pläne der Groß fürsten und der reichen Grundbesitzer zum Scheitern gebracht worden seien. Diese Leute beabsichtigten lediglich, das Volk in ihrer Gewalt zu behalten. Die Regierung habe durch das Ver treiben der Gewählten des Volkes und durch die Verhaftung derselben den Krieg gegen die Ration erklärt und -es würden Ströme Blutes stießen. 'Die Regierung sei dafür ver antwortlich und werde -von dem Volke nicht geschont werden. Der Aufruf beschuldigt die Regierung ferner des Vaterlands- Verrates, begangen durch Anrufung der Hilfe deutscher und österreichischer Truppen. Tie Bauern werden aufgeiordert, ihre Lokalbchördcn zu verjagen, die Staatsfonds und das Kapital zu konfiszieren und selbstgewählte Beamte einzusetzen. Tos Land, so sagt dos Manifest, müsse bis zur Ausarbeitung eines neuen Landgesetzes in einer neuen kon stitutionellen Versammlung Behörden überwiesen werden, die vom Volke -zu wählen seien. Der Aufruf endet .mit den Worten: „Nieder mit der Regierung des Zaren! Lang' lebe unser teures, freies russisches Volk!" Das Schicksal der allgemeinen Volksschulbildung in Rußland scheint nun endlich entschieden zu werden, da das von dem jetzigen Minister für Volksaufklärung v. Kaufmann ausgearbeitete und von dem russischen Ministerrat erörterte Proiekt allgemeine Sympathie findet. Dieses Projekt besteht im wesentlichen aus nachfolgenden Punkten: Die Pflicht der Errichtung einer genügenden Anzahl von Schulen entsprechend der Zahl der schulpflichtigen Kinder liegt den Semstwos und den Städten ob. Auf einen Volksschullehrer dürfen höchstens fünfzig Schüler kommen. Die obligatoriiche Schulpflicht wird durch die Verfügung der Organe der Ortsverwaltung sestgestellt und -Mar abhängig von der Anzahl der offenen Schuten, die von allen schulpflichtigen Kindern des betreffenden Ortes besucht werden können. Sobald ein Semstwo oder «ine städtische Ver waltung die Einführung einer allgemeinen Volksschulvildung beschließt, muß das Ministerium für Volksausklärung die Mindestgehälter für die Lehrer der neu zu errichtenden wie auch der bereits vorhandenen Schulen übernehmen. Die übrigen Schulunterhaltungskosten werden aus den Ortsmitteln bestritten. Indem das Ministerium die Organisation und die unmittelbare Verwaltung der Volksschulen der Ortsverwaltung überläßt, behält es sich die allgemeine Leitung und Aufsicht über das Lehrprogramm vor. Jede Sckule darf höchstens aus einen Rayon von drei Werst berechnet sein. Die Zeitdauer für die endgültige Einführung der allgemeinen Volksschulbildung in allen Orten Rußlands ist auf zehn Jahre festgesetzt worden. Zu diesem Zwecke sollen aus den Staatsmitteln entsprechend der Ausstellung des Ministeriums für Volksausklärung bewilligt werden: im Jahre 1907 insgesamt 5 366 380 Rubel und dann, vom Jahre 1908 an jährlich eine bestimmte Summe, und zwar mit der Berechnung, daß bis zum Jahre 1917 die zur Eiw- sührung der allgemeinen Volksschulbildung in Rußland gemach ten Ausgaben den Gesamtbetrag von 103 366380 Rubel auS- machen, . - —— TlMSgeschichte. „Vorwärts" null Rcichsverband gegen die Sozialdemokratie. Wie der „Vorwärts" zu seinem ,,Materiale" über den Reichsverband gegen die Sozialdemokratie gekommen ist, wird in der Korrespondenz des Verbandes erzählt, die folgendes Geständnis des Hell mann mitteilt, der dem „Vor wärts" das Material auslicferte: „Im Februar oder Anfang März d. I. begab ich mich zu dem ReichslagsAbgeordneten August Bebel, in dessen Wohnung in Schöiieberg, in der Haupt straße, und zwar mit einem Briese, in dem ich ansragte, ob cs für die sozialdemokratische Partei von Interesse sei. Material über den Rcichsverband zu erhalten. -Nachdem ich den Brief abgegeben hatte, -wurde ich sofort von Herrn Bebel empfangen. Ich tagte Herrn Bebel, daß ich Angestellter des Reichsverbandes lei. Herr Bebel erklärte mir wörtlich etwa folgendes: ,-Gewitz haben wir Interesse daran. Material über den Reichs verband zu erhalten!" Nachdem ich sodann -Herrn Bebel aus- cinandergesetzt hatte, welches Material zu beschaffen ich in der Lage sei und wir dies besprochen halte», wurde ich mit dem Bemerken entlassen, ich würde weitere Nachricht bekommen. Etwa 14 Tage >päter «hielt ich einen Brief des sozialdemokrati schen Reichstags-Abgeordneten 31. Fischer. In diesem Brief ichrieb mir Herr Fischer, aus Veranlassung Bebels richte er an mich das Ersuchen, mich zu einer bestimmten Stunde in den Geschäftsräumen des „Vorwärts" einzusinden. Ich traf dann dort mit Herrn Fisch« und einem Herrn Baake, den mir Herr Fischer als Journalisten bozeichnetc, zusammen. Beide Herren ließen deutlich durchblicken, daß es ihnen erwünscht sei, wenn ich zunächst beim Neichsverbande -bliebe. Hierbei äußerten sic, ich hätte sa dort ein auskömmliches Gehall und werde gut be handelt: ich könne sc» nebenbei schriftliche Arbeiten für Herrn Baake fertigen: es werde mir hierzu erforderlichenfalls eine Schreibmaschine für mein« Privatwohnung gestellt werden. <!> Erst nach diesen Vorgänge», Anfang April d. I.. bin ich wegen der mir durch den Burcauvorsteh« brieflich erteilten Rüge zum zweiten Mate zu Herrn Fischer gegangen. Ich hatte das Gefühl, daß es Herrn Fischer sehr darum »u tun sei. daß ich beim Neichsverbande weiter verbleibe, wenngleich er die Redensart dabei fallen ließ, er «könne es mir allerdings nicht verdenken, wenn ich mich nach einer anderen Beschäftigung um- sehe. Schließlich möchte ich noch bemerken, daß mir Herr August Bebel bei der obencrivähnten Einleitungsunterredung erklärt hat, wenn ich infolge der Enthüllungen irgendwelche Nachteile haben sollte, so würde man mich schützen. Letzteres ist nicht nur nicht geschehen — man hat mich nicht einmal ge- fragt, ob der gegenwärtige Zeitpunkt der Veröffentlichung mir gelegen sei und ich nicht durch dieselbe schwer geschädigt würde —, sondern Herr Fischer hat es für richtig befunden, mich als Lügner hinzustellen, indem er mir ein« Behauptung unterschiebt, die ich gar nicht getan habe." Und das sind dieselben Sozialdemokraten, die für Spione sonst nicht Worte genug des Abscheus finden! August Bebels Charakterbild wird durch diese Vorgänge ebensowenig verziert, wie durch seine „diplomatische" Haltung in der Maffen- streikfrage. Prinz Georg von Bayern bat mit seiner gestern mitgeteilten Rede gegen die Minister seines königlichen Großvaters enormes Aufsehen hervorgerufen. Prinz Georg, der älteste Sohn des Prinzen Leopold, ist mit dieser Rede zum erstenmal als Politiker hervorgetrrten. Er galt zwar unter seinen Bekannten schon lange als recht gescheiter junger Herr. Große giessen ins Ausland — Amerika und Ostasien — erweiter ten seinen Horizont. Und jetzt sind ihm die Augen darüber geöff net worden, daß die Minister nicht, wie sie vorgeben, über den Parteien, sondern im Banne der Zentrumspartei stehen. Bei seinem Angriff bat er die Zustimmung der gesamten RetchSrats- Kammer gefunden, deren Mitglieder schon lange mit Sorg« auf die Schwäche der Regierung blicken. Ohne Frage ist von den maßgebenden ReichSräte» Prinz Georg zu dieser Rede aufgefordert worden, weil man wünschen mußte, dem Angriff auf die Regie rung möglichst große Autorität zu geben. Das Volk wird sich sagen: wenn ein Enkel des Regenten so spricht, dann muß eS tatsächlich sehr schlimm um die amtliche Politik stehen. Wir können uns nicht erinnern, daß jemals ein Mitglied de» bay rischen Königshauses im Reichsrate so schroff gegen die Regle»
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