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Die i lvaltlaeBrund- «elle <ea. s L-ilben) « Ps,.. ilu- ktlndlamiaen auf derDrtvatleite Kelle »Via.; dierivalllacketleMDert- leit« so Pi,., «ls Eiagcladdt Kelle m Pla. 8» Nummer» nach »ouu- und getertagen i lvalliae Dru»d»eile so Via., auf Privalleite eo Dia.. L lvalliae Zeile aus Tertleite und alit Einaelaudt so Ps,. AnSwärtlaeilus- träae nur geae» Vorausdeiahluna. Beleabllltler kosten io Mmniae. Fernsprecher; Nr. LI und LOS«. HaupIgeMsMelle: Martenstr. SS. MmmrirROtmuNorrii« a«»rrr» von S ktk rill Ol8»rvtt« Kairo. — lkvrltn HV. 84. — ssranickurt »./». lv^uzdvr üvr k^reussisekon 8tünt«-^l<xlniIIv in Liiber, Or»n<i pri» >VoltLUK8tLlIuv8 8d. L«ol>is 1904. »Iiilins GeliLcklied 4m 8oo 18, pnrt. u. I. 12t. ÜeleliclitliiigzlKegeiiztsinIe kür 6LS, oloktr. l-icbt, katrotsum, Korron. kummi LcdiSuclie, klslien. Scliallre, kinxe, Klappen, Kuller, Valren. »ovio ^slls Ns8ekin8lld8äsrf8-^ttlk6l «n gro» wie: Lloplbilcksen-Packuneen. Leidsläier. 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Das fast- und kraftlose Ministerium Goremykin ist als schemenhafte Zu« fallsgesiurt sang- und klanglos vom Strudel der Ereignisse ver schlungen worden, und die Reichsduma, die, unfähig zu jeder positiven Arbeit, in revolutionärem Phrascndrusch schwelgte und sich in ihrer Haltung gegenüber der Regierung emsig beflissen zeigte, den schlechten Ton gewisser westeuropäischer Nadauparla- mente nachzuahmen, hat ein Ul>as des Zaren von der Bild- fläche himveggefegt. Nunmehr sicht sich die Negierung selbst vor eine K^raft- und Feuerprobe gestellt. Sie wird zu beweisen haben, daß sie noch genug Energie besitzt, um nicht bloß die überall emporlodernden Aufstände mit eiserner Jaust niederzuschlagen, sondern daneben auch resormatorisch tätig zu sein und zu dem Zwecke in erster Linie die reaktionären Ge lüste in ihrem eigenen Schoße zu dämpfen, die das ganze Ver- sassungswerk wieder in Atome zerschmettern möchten. Die un absehbaren Gefahren, die das Obsiegen der ausgesprochen rück schrittlichen Elemente für das bereits so schwer geprüfte Ruß land unvermeidlich im Gefolge haben würde, brauchen nicht besonders ausgemalt zu werden, weil sie auf der Hand liegen. Zunächst erscheinen die Aussichten nach dieser Richtung nicht ungünstig, weil das vom Zaren erlassene Manifest, worin die Auslösung der Reichsduma begründet wird, ausdrücklich die un- veränderliche Absicht des Kaisers betont, die Einrichtung der Reichsduma aufrecht zu erhalten. Das ist immerhin eine Zu sage, die als Richtschnur für die Zukunft dienen kann, und die auch als solche dienen wird, wenn nicht die. reaktionäre Partei früher oder später dennoch die Oberhand gewinnt und durch ihr Verhalten die Nichtachtung des Grundsatzes zu er kennen gibt, daß man an einem Kaiserworte nicht rütteln, noch deuteln soll. Im übrigen ist alles Prophezeien über den Aus gang und die Wirkung der neuesten Wendung in Rußland eine müßige Kunst. Man muß einsach den Gang der Ereignisse abwarten, bis sich ein bestimmtes Bild gewinnen läßt, auf dem sich die Umrisse der neuen Gestaltungen, die aus den unge heuren Wirrnissen des Zarenreiches herauswachsen, scharf ab zeichnen. Inzwischen aber hebt sich schon jetzt eine greifbare, schwer dräuende Gewißheit aus dem Chaos heraus: die bis zu einem bedenklichen Grade gediehene allgemeine Gärung unter der bisher dumpf dahinbrütenden und ihr Los geduldig tragenden russischen Bauernschaft. Es ist keine Frage, daß hier auf dem Gebiete des agrarischen Problems der eigentliche Kern der ge- samten Bewegung ruht, die das Hundertmillionenreich ergriffen und dessen ehedem scheinbar so grundfeste Verhältnisse in ver hängnisvollen Fluß gebracht hat. Kenner des Landes und der Eigenart seiner Bevölkerung haben schon längst die Ansicht aus gesprochen, daß Rußland so lange, als der Bauer ruhig bleibe, eine eigentliche Umwälzung nicht zu fürchten brauche, da es sich dann immer nur um mehr oder weniger lokalisierte Un- ruhen handeln könne. Erhebe sich aber erst einmal die fana- tisierte Bauernschaft, dann sei keine militärische Macht im stände, diese Massen niedcrzuzwingcn, und cs werde dann eine Revolution geben, wie sie die Welt noch nicht gesehen habe. Heute nun beginnen drohende Wetterzeichen einer solchen allgemeinen Bcmern-Erhebung in Rußland am Horizonte auf- zutauchen. Die Berichte von Abgeordneten der aufgelösten Duma, die ihre Wahlkreise bereist hatten, die mündlichen Mit teilungen der massenweise in Petersburg eintresfenden bäuer lichen Wähler, die an die Regierung einlangenden Alarm nachrichten ans zahlreichen Provinzen, die übereinstimmenden Meldungen, die den Petersburger Zeitungen zugehen, das alles läßt auf eine gefährliche allgemeine Unruhe unter den Bauern schließen, die jeden Augenblick die Grenzen örtlicher Gewalttaten verlassen und in offene Revolution auf der ganzen Linie ausarten kann. Die Lage ift um so bedrohlicher, als die Schrecken der Hungersnot die Bauern vollends zur Ver zweiflung treiben. Wie schlimm es in dieser Hinsicht aussieht, beweist deutlich der in Uebereinstimmung mit der radikalen Mehrheit der aufgelösten Neichsduma gefaßte Beschluß des Reichsrats, 15 Millionen Rubel zur Linderung der bäuerlichen Hungersnot flüssig zu machen. Nun denke man sich die ge- wattigen Massen der durch Hunger und kommunistische Schlag worte ausgestachclten Bauern des Hundertmillioncnreichcs unter ver Parole der allgemeinen Landaufteilung im Ansturm gegen die^bestehende Ordnung des Privateigentums am Grund und Boden! Das würde in der Tat eine Riesenumwälzung geben, vor der der Erdball erzittern müßte. Im allgemeinen ist ja der „Muschik" ruhig und friedlich und durch eine gewisse Sanft- mut ausgezeichnet. Wenn er aber einmal ausnahmsweise von der Macht einer Idee hingerissen wird, so entfalten sich bei ihm die revolutionären Instinkte mit oller Gewalt, und er gibt dann keinen Pard^.c. Bezeichnend hierfür ist, was die Geschichts schreiber von dem gewaltigen Aufstande des Kronprätendenten Pugatschew erzählen, der sich im Jahre 1773 an die Spitze eines Nebellenheercs stellte, um die Kaiserin Katharina zu stürzen. Er gewann durch das Versprechen der Aufhebung der Leibeigenschaft einen großen Teil der Bauernschaft für sich, und gerade die Bauern waren es. die sich als die konseguentesten und unerbittlichsten Revolutionäre erwiesen. Sie weinten viel fach blutige Tränen, wenn sie ihren Gutsherrn, der ihnen lieb geworden war, vom Leben zum Tode beförderten, und baten ihn auch wegen der bevorstehenden Hinrichtung in aller Form um Verzeihung. Am Leben aber ließen sie keinen, der in ihre Hände siel, weil es „fortan keinen Herrn mehr im Lande geben sollte". Genau dieselbe gefährliche Losung, die bereits die Leib eigenen berauschte, hat jetzt wieder die verflossene Neichsduma ausgegeben, indem sie sich durch den Mund der Agrarkommission für die Aufteilung des gesamten Grund und Bodens unter die Bauern von Staats wegen unter Aufhebung jedes Privateigen tums daran aussprach. Die Erscheinung, daß ein für die Verhältnisse der Leib- eigenschaft zugeschnittenes revolutionäres Stichwort noch heute so lange Zeit nach deren Beseitigung in der russischen Bauern schaft zündenden Widerhall findet, ist darauf zurückzusühren, daß sich tatsächlich die heutige Lage des russischen Bauern viel- fach um nichts von der früheren Leibeigenschaft unterscheidet, ja, daß er wirtschaftlich häufig noch schlechter gestellt ist. Wert- volle Aufschlüsse hierüber sind in einem im Verlage der Vossischen Buchhandlung in Berlin «rschienenen Werke vom General der Infanterie von Lignitz enthalten, das unter dem Titel „Rußlands innere Krisis" hauptsächlich die russische Agrar- frag- in einer Weise behandelt, die durchweg den wohlbewander ten Kenner russischer Zustände verrät. Nach der Darstellung des Verfassers geriet der russische Bauer, von dem Einfluß und der Aufsicht Lurch die Gutsbesitzer durch das Gesetz befreit, bald in seinen angeborenen Leichtsinn und bei seinem Schnaps- bedürfnis in die Hände des Wucherers. und zwar im Gegensätze zu Galizien, wo der jüdische Wucherer sein Unwesen treibt, des christlichen Wucherers. des sogenannten Külaks, der heute in Rußland eine große Nolle ispielt. Der Verfasser schildert diesen, der in Len meisten Dörfern zu finden ist, als einen Bauern, der nüchterner und klüger als die andern ist und allein noch Geld hat am Feiertage oder an dem Tage, an dem die Zahlungen zu leisten sind. Ziem- lich das ganze Dorff ift materiell von ihm abhängig. Ein Teil der Bauern ist. wenn auch formell noch teilnehmend am Gemeindeland, dem sogenannten Mir. tatsächlich nur noch Pächter oder auch Tagelöhner des Külaks. Die allgemeine Verarmung der russischen Wauernlschafft ist in erster Linie diesem Wucherer zuzuschreiben, daneben trägt aber auch die einseitige industrielle Politik des Grafen Witte einen wesentlichen Teil der Schuld, wenn heute mindestens drei Viertel der Be völkerung Rußlands hinter dem radikalen Agrarprogramiu der verflossenen Reichsduma stehen. Rußland erntet in dieser Frage jetzt die Früchte der agrarischen Verständnislosigkeit Wittes, der mit allen Mitteln die Industrialisierung des Landes förderte und zum Zwecke der Herstellung einer ziffernmäßig günstigen Handelsbilanz zwangsweise die Ausfuhr von Getreide aus Gouvernements betrieb, in deren Nähe Hungertyphus und Skorbut wüteten. Jetzt erst erkennt mau die Kehrseite der Wittcschcn Tätigkeit, durch die zweifellos die ackerbautreibende Bevölkerung Rußlands an den Rand des Abgrundes geführt worden ist. Hier muß unbedingt Wandel geschaffen werden, und die Regierung wird nicht umhin können, den Reformwünschen der Bauernschaft weit entgeyenzukommen. wenn sie die furchtbare Gefahr eines allgemeinen Bauernaufstandes noch rechtzeitig beschwört. Die völlige Aufhebung des Privateigentums an Grund und Boden ist natürlich nicht durchführbar, und gegen diese kommunistische Utopie hat sich denn auch die Negierung mit aller Entschiedenheit ausgesprochen. Wohl aber ist eine umfassende Landversorgung der Bauern mit staatlicher Hilfe möglich. Man wird sich hierzu der verfügbaren Apanagcn- und Staatsländcreien — Rußland verfügt in den gewaltigen Gebieten Sibiriens und Mittelasiens über eine kolossale Land- rescrve — bedienen müssen, unter Ankauf der etwa noch er forderlichen sonstigen Territorien aus Privathand. Das ver flossene Ministerium hat auch derartige Maßnahmen in Aus sicht gestellt, unter dem gleichzeitigen Ausdruck der Hoffnung, daß durch vie beabsichtigte Vermehrung der Volksschulen der Bildungsstand der russischen Bauern genügend gehoben werde, um ihnen eine rationelle Bewirtschaftung des Grundes und Bodens zu ermöglichen. Die Weiterentwicklung der Agrarfrage wird aller Voraussicht nach davon abhängen, wie die neue Regierung in Petersburg die Verwirklichung der bäuerlichen Reformen betreibt. Im Manifest des Kaisers zur Auflösung der Neichsduma heißt es, der Wille des Kai sers, eine Besserung des Loses der Bauern durchzuführen, sei unerschütterlich. Dann bleibt nur zu hoffen, daß zu dem Willen auch unverzüglich der ent sprechende Weg gefunden wird. Sonst müßte an Stelle der heutigen Agrarkrisis sehr bald eine furchtbare Katastrophe treten, mit der die völlige Zerrüttung des russischen Staats- krcdits untrennbar verbunden wäre, trotz Herrn Witte und seiner auf gleißncrischcn «Schein berechneten Finanzkunst. Eile tut hier dringend not: denn schon bläst die internationale Nc- volutionspartci, die in Rußland in dem jüdischen Arbeiterbunde einen ihrer stärksten und verwegensten Schildhaltcr besitzt, Fanfare, um die Hcharbeit mit aller Kraft von neuem zu be ginnen. In der deutschen Presse des Umsturzes wird be- zeichnenderweise bereits die Parole ausgegSben, daß „die ge samte internationale Sozialdemokratie gerüstet sein müsse zum Kampfe gegen die internationalen Hindernisse, die sich dem Wevke der Befreiung Rußlands in den Weg zu drängen drohen". Gegen das Wüten aller dieser Unholde wird Rußland um so sicherer sein, je mehr es über eine zufriedene Bauernschaft gebietet, die mit Ueberzeugung am Bestehenden festhält und sich zu keinen revolutionären Experimenten miß brauchen läßt. Neueste Draytmel-nnken vom 23. Juli. Zur Lage i» Rusrland. Moskau. lPriv.-Tcl.j Die Auslösungder Reichs duma ist hier seit heute früh vom Stadthauptmann durch öffentliche Anschläge der Bevölkerung kundgegeben. Ueberall ist die Stimmung äußerst gedrückt. In Moskau sind Truppen konzentriert. Berussverbände und Arbeitervereine halten Ver- kammlungen ab. Me erwarten gespannt ein Manisest der in Wyborg versammelten Deputierten. Wyborg. Die hier versammelten früheren Abgeordneten der Reichsduma haben be schlossen, namens der Duma ein Manifest zu veröisentlichen. In dem von den Kadetten aus gearbeiteten Manifeste, dessen Wortlaut von der Arbeitsgruppe etwas verschärft worden ist, wird der Regierungsakt vom 21. d. Ai. als ein Versuch bezeichnet, Rußland auf lange Zeit der Volksvertretung zu berauben. In dem Manisest heißt es weiter: Als logische Folge der Verletzung der Vcrfassmm durch die Regierung sei es eine Pflicht der Bürger, keine Steuern zu zahlen und keinen Soldaten zu stellen. Das Manifest ruft das Volk ans, jede Gewalttätigkeit energisch abzuwehrcn. An wesend sind hier zwei Drittel der Mitglieder und das Präsidium der Duma. Den Vorsitz bei den Verhandlungen führt Moromzcw. Heute früh sind die Vertreter der polnischen Rechten, sowie Graf Heyden und Stachowsky eingetroffen. Bei der zweiten Lesung des Manifest-Entwurfes wurden einzelne Tatsachen beraten. Da die Kadctlenpartei der Ansicht ist, daß sie nicht mehr als Vertreterin des Volkes erscheinen werde, legr sie ihre Abgeordnelcn-Mandate nieder. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe behaupten dagegen, das Recht zu haben, sich Volksvertreter nennen zu können, und wollen nicht vor dev Wahl eines neuen Parlamentes auseinandergehen. Der end gültige Wortlaut des Manifestes wird von einer Kommission von sechs Mitgliedern ansgcarbeitet. Unter den Abgeordneten herrscht einiger Zwiespalt. Nicht alle konnten sich entschließen, das Manifest zu unterzeichnen. Fürst Tulgornkow wurde zum Gouverneur geladen, der ihm erklärte, die Beratungen seien möglichst schnell zu Ende zu führen, da es möglich sei, daß morgen der Kriegszustand über Whborg verhängt werde. Infolgedessen beeilen lich die Versammelten, und die Beratungen werden wahrscheinlich heute beendet werden. Petersburg. lPriv.-Tcl.j Tie Ausschreitungen am Sennay-Marklc tragen regierungsfeindlichen Charakter. Die Kleinkauslente protestierten in großer Zahl gegen die Duma- Änflösung. Es wurden revolutionäre Reden gehalten. Als reitende Gendarmen auf dem Platze erschienen, wurden sie mit einem Hagel von Steinen empfangen. Die Menge wurde auseinaüdcrgeiagt, nachdem etwa 15 blinde Salven abgegeben worden waren, kc-u Mitternacht war die Gegend in^tieses Dunkel gehüllt, da dft Gaslatcrncn zerstört waren. Später versammelte sich die Menge an der Obuchow-Brückc. Petersburg. sPriv.-Tel.j Die Eisenbahner haben den Generalstreik erklärt. Petersburg. lPriv.-Tcl.j An der Sadowa - Straße kam es gestern abend zu Krawallen. Die einschreitcnde Kavallerie wurde mit Hohnrufcn empfangen. Die Menge wurde von den Truppen mit blanker Masse auseinandcrgctriebcn. London. lPriv.-Tcl.j „Daily Telegraph" meldet aus Wien, der bekannte Duma-Abgeordnete Winaver, der sich gegen wärtig in Budapest aufhält, habe -eine chiffrierte Tepclch-e van seine» Freunden in Petersburg erhalten, daß eine ernste Meuterei unter denTrupocn in Peter Hof statt- gefunden habe. Die Truppen, welche Dienst in der niiniittcl- barcn Nähe des Kaiserlichen Palastes taten, lehnten sich gegen ihre Offiziere auf und verhöhnten ihren Regimcntskomman- dantcn, als er die Ordnung wicdcrherziistellcn versuchte. In folge dieser Meuterei, welche die Sicherheit des Zaren bedroht, habe man Truppen aus Petersburg nach Pcterhof kommen lassen, um die unvcrläßlichen Elemente aus der Nähe des Zaren zu entfernen. London. l<Priv>Tel.j Die Auflösung der Duma nimmt das Interesse der politischen und diplomatischen Kreise voll ständig in Anspruch. Alle anderen politischen Fragen treten dadurch in den Hintergrund. Hier ist das Gefühl des ans- richtigen Bedauerns vorhcrrichciid. In England hat man den Kampf des russischen Volkes um seine Freiheit mit großer Sympathie vcrsolgt, und allgemein hoffte man, daß ein verfassungsmäßiges Regime zustande kommen würde. Die Entlchcidung des Zaren wird allgemein ver- n r t e i l t und die Meinung geäußert, daß der Monarch nur von schlechten Ratgebern irregcführt ist. Man erwartet die nächsten Erciginise im russischen Reicks mit größter Spannung Taß'die revolutionäre Partei ihre Bombcnatlciitate wieder aujnehmen wird, gilt als sicher. ksdrik LsSedsuI 13»