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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060718023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906071802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906071802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-18
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
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An- klinbinungkn aui der Drivatieite Seil« Ls P!g : die ripailige Zeile aus Tert- scite »0 Pia.. als Eingesandt Zeile so Pi«. In Nummer» nach San»« und Ketertageu , lvaltige Gnindrellr so Pia., aul Privatseite «0 Pfg., Livaltigc Zeile aus Teitieite und al» EingesaudtsoDig. Auswärtig« Auf» träge nur gegen LorauSb««aI>lu»a. Belegblätter kosten w Pfennige. Fernsprecher: Nr. U und «»»«. HauplgeschäftSsiellt: Marienstr. zs. Vernit lieln, Verliupkorn, VvrmessmKvn, VerMlävn, Versilbern eie. »Iler MtallKv^enMackv . > VrvsÄitvr V«ri»L«lL>uiixr8OHO L—S, HolAvbüuÄv. > . luedvarvu. I-LFsr koolifsiner iloutseker lillä önxzlisolior Fn/.u^r-, Ilossn-, l'nletüt- Ullli ^Vastenstolks in allen moäsrnsn warben unä ?rima-tzualitäton ru billigsten kreisen. Verkaufsstelle 6er vom Kgl. kinan/.ministerium nsugsivüblten vorsobriftsmLssigon llnikormstoffo kür König!. Lüclis. staats - korstbsamts. Hermann kör8ebvl 8vKsS6l8lrL886 IS Rr.INS. Süiklikl: Neueste Drabtbcrichte. Hofnnchrichten. Generalleutnant a. D. v. Schlicken 4 Kreishauptmann Schmiedel 4. Stichs. JnnungSverband, Mittelelve-Gautiiriifest. Erzgcb. Sänaecbundcsfesr. Stichs. Kunstansstellung Dresden IM>. Mittwoch. 18. Juli INN«. Neueste Drichtmeldii»««, vom 17. Juli. Zur Lage in Nustland. Petersburg. Der Kaiser hat durch allerhöchsten Befehl vom 15. Juli das 7. Reserve-Kavallerie- Regiment seiner ihm am 19. April 1902 verliehenen Stan. darte für verlustig erklärt. Petersburg. <Priv.-Tel.) Im Verlause der gestrigen Sitzung ergriff der Gehilfe des Ministers des Innern Makarow das Wort, um in ausführlicher Rede 33 in der Duma eingcbrachte Interpellationen >zu besprechen. Als er gelegentlich seiner Ausführungen die Ansicht aussprach, das; das Manifest vom 30. Oktober 1905 die Freiheit verkündet, aber keines der bestehenden Gesetze abgcschnittcn habe, daß diese daher be- 'olgt werden müssten und daß auch der Minister des Innern eine Pflicht nicht ausser acht lassen- und für die Aufrechterhal tung der gesetzm-äßig-en Ordnung im Lande sorgen werde, wurde der Redner durch die Rufe: „Genug! Rücktritt!" u. a. unter brochen. Als Makarow sein Recht auf die -Redefreiheit geltend machte, versuchte der Präsident die Ruhe wiederherzustellen. Der Lärm dauerte jedoch fort, und Makarow beendete seine Rede unter ironischen Zwischenrufen des Hauses. Hulda. Bisch 0 f E ndert von Fulda ist heute mittag g e stör b en. Köln. lPriv.-<Tel.) Nachträglich wird die ruchlose Tat mehrerer Burschen bekannt, die bei einer Streitigkeit in Mülheim a. d. Ruhr einen jungen Mann auf das Eisenbahngleis sestgeschnallt hatten, um ihn überfahren zu lassen. Es gelang ihm noch, sich vor dem Herannahen des Personenzuges loszu- reifsen. Er fiel dann aber durch Mördcrhand und verstarb an den Folgen mehrerer Rcvolverschüsse. Oberhausen. lPriv.-Telü In der vorverflossenen Nacht kam es mehrfach zu Streitigkeiten, in deren Verlauf einige Personen getötet wurden. Bei einer Rauferei wurde ein Unschuldiger versehentlich durch einen Nevolverschuß ge tötet. Bei einer Mcsseraffäre wurde ein Mjähriger Bergmann erstochen. In -Sturen getiet ein junger Mensch mit seinem Schwiegervater in Streitigkeiten, feuerte mehrere Revolver- schiisse auf den alten Mann ab und setzte dann das Haus der Schwiegereltern in Brand. Die Bewohner konnten nur mit knapver Not das Löben retten. Hamburg. Wie die Hamburg-Amerika-Linie mitteilt, sind die Passagiere der „Deutschland" zum größten Teile mit dem Dampfer „Pretoria" der Hamburg-Amerika- Linie und dem Dampfer „Newnork" der American Line weiter- besördert worden. Die beschädigte „Deutschland" wird zur Reparatur nicht nach Hamburg zurückkehren, sondern in Eng land bleiben. Doch steht noch nicht fest, an welchem Orte das Schiff repariert werden wird. Posen. Gestern nachmittag kam bei dem Fußartillerie- Regiment Nr. 5 infolge unvorsichtigen Hantierens die Platz- vatrone eines Geschützes zur Explosion und verletzte eine» Unteroffizier, welcher bald darauf im Lazarett verstorben ist. sowie einen anderen Unteroffizier und einen Mann leicht. Wien. Das Abgeordnetenhaus ermächtigte heute die Regierung^ zum Abschlüsse eines Handelsver trages mit der Schweiz und setzte dann die Beratung der Vorlage über die Verstaatlichung- der Nordbcrhn fort. Rom. Das Observatorium in Catania meldet, daß am 15. Juli, abends 8V2 Uhr, und am 16. Juli, nachmittags 5s^ Uhr, auf der Insel Stromboli zwei starke vulka nische Ausbrüche stattgcfundcn haben. Paris. Major Dreysu s ist nicht, wie berichtet wurde, dem 12. Artillerie-Regiment in Vincennes, sondern dem Stabe der dortigen Arlillerie^Direklion zugeteilt worden. Von natio nalistischer Seite wird behauptet, diese Aenderung sei daraus zurückzusühren, daß der Kri eg s m in i st er Besorgnisse über die Ausnahme des Majors Dreyfus bei dem dortigen 12. Artillerie-Regiment gehegt habe. Paris. Der Direktor des Gesundheitsamtes in Havre Dr. Notiert» hat -dem dortigen Korrespondenten des „Matin" mitaeteilt, daß der nach einer Meldung des „Journals^ an geblich an Pest gestorbene Matrose nicht an Pest gelitten habe, sondern infolge einer akuten Blutvergiftung gestorben sei. Von anderer Seite wird jedoch bestätigt, daß es sich in der Tat um einen glücklicherweise ganz vereinzelt gebliebenen Pestsall gehandelt habe. Bordeaux. In der letzten Nacht wurden die OeI - fabrikcn der Firma Morel u. Prom, welche sich mit Ein schluß der Magazine über einen Flächenraum von 50 000 Quadratmetern erstrecken, vom Feuer vollständig zerstört. Zahlreiche Vorräte an Oel, Erdnüssen und sonstigen Oclkörnern sind vernichtet. Der Schaden wird aus 3 Millionen Francs geschätzt. San S -ebasti a n. Die Königliche Familie ist heute vormitlag hier cin-gctroffcn. Madrid. Während einer Wagensahrt des Königs und der Königin scheute plötzlich das Pferd, das den Wagen zog, bäumte stch und drängte den Wagen die Böschung hinab. Könia Alfons sprang aus dem Wagen und brachte das Pferd zum Stehen. (Ein ähnlicher, aber noch viel gefähr licherer Unfall ist dem norwegischen Königspaare passiert. Bergt, unter „Tagesgeschichte".) Madrid. Der heute abgehaltene Ministerrat beschäf tigte sich mit der Frage der Handelsverträge. Hierbei gab der Jinanzminister die Erklärung ab, daß die Verhand lungen in befriedigender Weise ihren Fortgang nähmen. Lissabon/ Die Mannschaften eines für den überseeischen Dienst bestimmten Expeditionskorps, die in den'hiesigen Kasernen untergebracht sind, haben sich wegen der Verhaltung von Kame raden Meutereien zu schulden kommen lassen. Sie dran gen in ein Amtslokal der Polizei ein, wurden aber durch höhere Beamte zur Ruhe gebracht. K 0 nsta n t in opel. Bei Vermosch und Zeletin sind zahlreiche Montenegriner in türkisches Gebiet einge drungen, um sich der den Malozoren gehörenden Weiden zu bemächtigen. Ein dorthin entsandtes Detachement kämpfte mit den Montenegrinern. Auf beiden Seiten sind einige Tote und -Verwundete zu verzeichnen. K 0 n sta n t i n op el. Die Ermordung von sechs Kuzzo-Wallachen in der Kirche von Karaferia durch Griechen hat in Regierungs- und Diplomatenkreisen großen Eindruck gemacht. Die rumänische Gesandtschaft hat ernstlich die Aufmerksamkeit auf die sich mehrenden Schreckenstaten ge lenkt. was auch seitens einiger Botschaften geschehen ist. Die Pforte versprach eine energische Verfolgung der griechischen Bande. Athen. Die Kammer hat den Gesetzentwurf betr. die Zollmaßnahmen gegen die Herkünfte aus Rumänien in erster Lesung angenommen. Schanghai. Die Strecken der Nanking-Eisenbahn von Schanghai nach Sochow und von Sochow nach Wusich, insgesamt 79 Meilen, sind gestern unter Beteiligung von chine- fischen Würdenträgern und zahlreichen fremden Gästen er öffnet worden. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 17. Juli. —* Se. Majestät der König ist mit Familie gestern nach mittag in Franzensseste bezw. Waidbruck in strengstem Inkog nito eingctrosfen. Der König machte von der Franzensfeste eine grögere Tour über Toblach, Ampczzo, das Pozoo- und Sellaioch und die Seifer Alpe nach Seis-Salcgg. Der Kron prinz und die beiden jüngeren Prinzen, sowie die beiden Prin- essinnen wurden auf dem Bahnhofe Äaidbruck vom Bezirks- aupimann Graf Eejchi begrüßt und setzten sodann die Fahrt nach Salegg fort. —* Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde be suchte am Sonnabend nachmittags gegen 5 Uhr in Begleitung dreier Hofdamen mittels Geschirrs Struppen. Am Strupven- berge stiegen die hohen Herrschasten.aus und nahmen den Weg zu Fuk durchs Dorf, um die Wasserschäden zu besichtigen. Vom Mittelgaskhos ab erfvlgte der Rückweg durch die Königliche Soldatcnknabcn-Erziehungsanstalt Kleinstruppen über die Königsnase nach Obervogclgesang und dem Fächelsgraben. Die Rückfahrt mach Hosterwitz wurde von Zeichen aus mit dem Dampfschiff ausgesührt. —* Ihre Könixsi. Hoheiten die Prinzeniföhne und Prinzc-ssinneiitöchlcr sind gestern nachmittag wohlbehalten io Seis eingctrosfen. König Friedrich August trifft morgen ickend daselbst ein. —* Herr Polizeipräsident Koettig ist von seinem Urlaube zurückgckebrt und -hat -die Leitung der Geschäfte der König-l. Polizcidircftion wieder übernommen. —* Heute nachmittag 4 Uhr wird aus dem Johannis- friedhofc zu Tolkewitz Herr Generalleutnant z. D. Georg Aurel von Schlichen zur letzten Ruhe bestattet. Einem'Wünsche des Entschlafenen entsprechend, erfolgt die Bekanntgabe seines am Sonnabend erfolgten Todes erst heute, v. Schlichen. Mit kämpfer in Frankreich 1870/71, wo er stch das Eiserne Kreuz 2. Klasse und das sächsische Ritterkreuz 1. Klasse des Verdienst ordens mit der Kriegsdekoration erwarb, war zuletzt Komman deur der 12. ArtillericuBrigade. Am 31. MätH 1897 nahm er seine Entlassung. Der Verstorbene wurde 1843 zu Waldheim gebaren. Noch nicht 16 Jahre alt, trat v. Schlieben am 1. April 1859 als Artillericschüler in die 2. Division der damals neben dem Kadettenkorps leSbständig bestäl-eiiden Artillerieschule ein. 1866 wurde er dem Artill-ericdepot unter Major Oertel als Adjutant zugeteilt. 1868 bis 1869 wurde er zur Kriegsakademie in Berlin befehligt, hieran schloß sich ein Kommando beim Gardc-Feldortillcrie-Regiment in Berlin, dem eine zweite Be- fehligung zur Kriegsakademie «folgte. Diese Studien wurden durch den Ausbruch des französischen Krieges im nächsten Jahre unterbrochen. 1871 -wurde er zur sächsischen Festungs- artillerie nach Metz versetzt, 1872 wurde er zum Hauptmanu befördert, 1873 trat er als Hauptwann in den Generalstab und wurde in derselben Eigenschaft 1873 zur Dienstleistung inS Generalkommando befehligt. 1878 trat v. Schlieben in? Krieqs- ministcrium als Vorstand der Abteilung la für technische Angelegenheiten. 1883 erfolgte seine Ernennung zum Militär- bevollmächiigte-n in Berlin an Stelle des zum Ehef des Gc- neralstabcs berufenen Obersten Edler von der Planitz. Alm Sachs. Knnst-Ansstclluna Dresden 1906. IV. Seit Jahren bestand der besondere Stolz der Kunststadt Dresden., mit dem inan sich auch zu den Zeiten zu trösten pflegte, in denen die Malerei eingestandenermaßen arg dar- niederlag, aus dem Rufe, daß sich wenigstens die Plastik inner- halb ihrer -Mauern einer sorgfältigen Pflege erfreue. In der Tat stand auch damals, als die klassizistische Kunst noch in Blüte ivar, Dresden neben Berlin an der Spitze der deutschen Kunst- bewegung auf dem Gebiete der Skulptur. Es hielt sich auch dann noch auf der erreichten Höhe, als die Realisten den bis her unangefochten gebliebenen Klassijistcn in die Flanke fielen, da es gelang, in Robert Diez einen ausgezeichneten Ver treter sur die neue Nichtuiia zu gewinnen, dessen Name bald in ganz Deutschland mit Ehren genannt wurde. Seitdem haben wir freilich auch zuerst wieder auf den Dresdner Aus stellungen eine Menge ungemein temperamentvoller Schöpfun gen belgischer und französischer Realisten und Naturalisten kennen gelernt, und vor allem ist der berühmteste französische Bildhauer der Gegenwart, Auguste Rodin, bei uns so lehr zu Ehren gekommen, daß unsere Augen weit geöffnet worden sind und wir heute eine ganz andere kräftige Kost von den Bildhauern verlangen, als es bis vor kurzem noch der Fall war. Unter solchen Umständen wollen uns die Schöpfungen der Dresdner Plastiker, die sämtlich im Vestibül des Ansstellungs- gebäudes untcrgcbracht sind, nicht mehr so recht behagen, zumal es sich zeigt, daß sich Arbeiten von tieferem Gehalt nicht unter ihnen aufspüren lassen. Dazu kommt noch, daß sich mehrere der besten 'Dresdner Plastiker überhaupt nicht be teiligt haben. Außer Diez schien z. B. Rudolf Hans Hart- mann-Mac Lean, Robert Ockelmann und Peter Pöppelmann. Die Lücken, die durch ihr Fernbleiben xnt- standen sind, werden leider nicht durch die eingelieferten Werke ersetzt. Allerdings hat der Altmeister der Dresdner Skulptur, Johannes Schilling, noch einmal mit anerkennenswertem, jugendlichem Eifer den Versuch gemacht, durch die Person!- fiwtionen der „Vier Jahreszeiten" den Ruhm zu er neuern, den ihm einst die Gruppen der Tageszeiten auf der Brühischen Terrasse in seinen jungen Jahren ein- getragen haben. Leider ist es ihm nicht geglückt, denn w anmutig die drei weiblichen Gestalten, namentlich das jung« Mädchen, das de» Frühling verkörpert, auch sein mögen, und so siäier sie vor etwa 20 Jahren mit einstimmigem Jubel vom Publikum begrüßt worden wäre», so wenig vermögen sie uns beute noch zu sagen, da wir uns an dieser allgemeinen Lieblich keit satt gesehen haben und die beigegebenen, herkömmlichen Svmbole gleickanltio betrachten. Immerhin sieben die weiblichen Figuren des Frühlings, des Sommers und des Herbstes noch weit höher als die männliche des Winters. Diesen als einen gut mütigen, alten Mann in weitem Mantel und Kapuze, ein Kind auf den Armen und auf Schlittschuhen einherfahrend, darznstellen, halten wir für eine arge Entgleisung ins Genrehafte, die durch den in seinem Rücken angebrachten Schneemann nicht besser wird. In kleinem Maßstabe ausgesührt, ließe man sich vielleicht eine solche Nippffgur gefallen, aber in Lebensgröße, das will uns ab solut nicht in den Sinn. Ebenso wenig wissen wir niit Friedrich Offermanns gleichfalls lebensgroßer Gipsfigur einer „Baden» den" anzufanaen. Schwerlich wird auch der strengste Kritiker an der anatomischen Richtigkeit dieser Gestalt etwas anssetzen können, aber das ist auch alles, was sich zu ihrem Lobe sagen läßt. An Selmar Werners „Ringkämpfer . der sich bückt, um einen um seine Hüften geschlungenen Riemen zu befestigen oder zu lösen, fesselt uns wenigstens der Ausdruck männlicher Kraft und das Verständnis für die natürliche Bewegung. Daß die rum Gedächt nis des verstorbenen Dr. med. H. Klencke geschaffene Porträthernie WernerS nicht gerade angenehm berührt, kann man unmöglich dem Künstler vorwerfen. Er hat ans den aufgedunsenen Gesichtszüge» seines Modells immer noch so viel heransgeholt, daß man etwas von dem regen geistigen Lebe», das dieser Mann ursprünglich führte, ahnen kann. An Arthur Langes kniender Jünglings- fiaur mit den über dem Kopse „zur Sonne" ausgebreiteten Armen erkennen wir das Bemühen, die iiigendlich schwärmeiische Begeiste rung zu schildern, bereitwilligst an. doch scheint uns das Werk noch gerade an der Grenze voriibcigekomnien zu sein, an der das Pathetische in das Theatralische übergeht Oskar Rühm, dessen Mariiiorarnppe „Mntterglück" im Jahre 1904 die Besucher der großen Ausstellung allgemein entzückte, hat sich dieses Jahr damit begnügt, einen vortrefflich durch- aeMhrten, sitzenden weiblichen Ml. den er „Sinnen" nennt, zu liefern. Ruoolph Hölbes zartgebildcter, etwas zurück- gebogener, jugendlicher Mädchenkörper entbehrt zu sehr der dämonischen Elemente, um die gowählte Bezeichnung „Ver suchung". die durch den Apfel in der rechten voraeftreckten Hand der Gestalt nicht genügend motiviert wird, rechtfertigen zu können. Die Bron-ze-St-aliiette eines verwundeten Fechters von Carl Roeder besitzt noch wenig Originalität, während Edmund Moeller außer durch ein kleines, „Paris" genanntes Broiilzeftgnrcken mit der in getontem Gips aus- geführten PorlrälbNtc des Frl. H. schon deshalb größeres Interesse erregt, weil die Dargestcllte äußerst Mendig erfaßt zu sein erscheint, üldolf Reh ms schläfendcs „Dornröschen", von dem wir nur den Kops z-u -sehen bekommen, wirkt bei aller Eleganz der Marmoraussnhruiig als beabsichtigtes Bruchstück immerhin noch nicht entfernt so manieriert, wie sein merk- würdig eckig gehaltenes Holzrelief von ..Mutter und Kind". Las man doch auch schon wogen deS vergoldeten Heiligenscheins für die Madonna mit dem Christkind ansehcn soll. An August Schreit m >üllers lebensgroßem Gipsmodell in Altgold- imitation für das Grabmal eines Knaben, das in der Mitte der etwas erhöhten linken Nische ausgestellt ist, berührt der Grundgedanke, daß Christus selbst den Frühverstorbenen, der stch ängstlich an ihn anschmiegt, durch eine auf die Ewigkeit hin weisende Gebcrde zu trösten sucht, sympathisch. Weniger selbst- ständig ist das Werk namentlich in der plastischen Darstellung des Heilandes, doch wird ein Künstler nicht so leicht wagen können, den bekannten Thorwalbsen-Danneckerschen Ehristus- typus zu umgehen, wenn er nicht Gefahr laufen will, das reli- glöse Gefühl feines Auftraggebers zu verletzen. Ist doch unser Empfinden gerade aus diesem Gebiete noch weit mehr in enge Schranken gebannt, als aulf dem der Malerei, auf dem wir dem modernen Künstler weit eher Zugeständnisse zu machen bereit sind. Schon aus diesem Grunde war es etwas kühn, daß Richard König in seine beiden großen Reliefs, aus der Ebristuskirche in Strehlen ein entschiedenes morgenländisches Element in seine Christusfiguren hineintrug. Da er jedoch das richtige Maß cinzuhalte» verstanden hat, und die farbige Tönung der beiden Gruppen sowieso einen stärkeren Grad von Realismus gestattet, wird auch ein streng kirchlich gesinnter Be- 'chaucr an diesem Versuch, biblische Szenen modern zu ge teilten. nicht >0 leicht Anstoß nehmen können. Mit viel Ver lusten verweilt man vor Arnold Kramers Brunnenfigur es Till Eulenspiegel, die für Braunschweia bestimmt ist. Sie ist mit viel Witz und Geist und mit großer Lebendigkeit ge geben und dabei immerbin so selbständig in der Auffassung, daß die nicht zu vermeidende Erinnerung an Charles Samuels „Ulenspiegel et Nele" von 1697 keineswegs stört Von Kramer rührt auch die bei weitem beste unter den Porträtbnstcn Dresdner Ursprungs her. Sie stellt den Direktor der Sekuiidogcniturbibliothek, den Dr. F. v. Schubert-Soldern, dar und zeigt uns den Künstler von seiner reifsten Seite. Neben ihm sollen wenigstens noch Emmerich Oehler und Carl Bruno Zs chau erwähnt werden, dieser wegen der Porträt- stndie eines die Hand ausstützenden Mannes in Kalkstein, jener wegen seiner Bronzcbüsten eines älteren Herrn mit spitzem Knebelbart. Ziemlich zahlreiche Vertreter weist die Tierbild- nerei zurzeit bei uns aus, doch bewegen sie sich sämtlich innerhalb der Grenze der gcnrehaftcn Klcinplastik. Jenny Doussin- O t t eröffnet mit ihren Gruppen von Kühen und Hunden den Reigen. Ihr folgt Otto Päßlcr mit Tauben aus Meißner Porzellan und Otto Petrenz mit schreitenden Arbeits- Pferden. Den Beschluß machen Hermann Fritz mit einer Gruppe suttcrncidiger Bären, und Otto Piltz, der sich außer an Halsbandbären und Assen auch an kämpfenden Faunen n» der Art Stucks mit Erfolg versucht hcft L ^ Ö.
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