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»,«L »eütU^r jouetteuauiatel^DreedRaLr.O WlW. ««bträoliche vouorar- »»«»rück» «et»« unberückk«tt«t: ,ra«»»>driN« »n»»bm« von »akiindl«uu»t» di» nachmitta«» s Uyr. Sonn- m» SeiertasS mir Ranenltrab« M vo» li bts V,>UI>r. Di« N»alIlacAlun»- «eile (ca. « Lilben» ro Pf» . An kündi,una«n an? »er BrivatteUe Zeile uk> Liü : die »ivaltia« Zeile ailsT-r« ieil« so Mo , als itiuaelaudt Zelle w Bla An 7iil»«>era «ich S,«,- und Aeleei»,», , lunllioe Brnndccile so Mo, aus Privaiieile so Ps«., rivaliige Zeile aus Teriieite und al» klnoeiandi so Psg, Auüwartiac?üi». «rase nur »eaeii Borauade,a!ilu,l,. lveleadliitier kollc» 10 L,cnni,e. Fernsprecher ! Sir. 11 und «00«. VN»»»«». l-snolin-Lsits mit cism „^fsilkin§" ^ 25 x Paiiplati-Misitelle: Marienstr z». »si- Stück. pliolosraplliseKS M»pttrtt1v 8rSs8t6r>us^kI km It Mm lvtLt IN ltie lisclil «rltr- ui»«I »t> . l.SI>g MI» I Lviaaal - Neueste Drahtberichte. Hosnachrichte», StaatSbabnen. Unwetter, Rosenfest, Gerichtsverhandlungen. L «o» vIlkisl. Von der Englaiidfahrt dcuischer Journalisten. ! Sonnta,,. l. Juli 19«»«. Renefte Drahtmeldungeu vorn 30. Juni. Zur Lage in Rußland. Petersburg. (Priv.-Tel.) Die Revolte im PreobraschenSki« Regiment hat den Zaren, als er davon erfuhr, in einen Zu stand großer Erregung versetzt, so daß er einen OhnmachtSanM «Mt. General Trevow mußte auf Befehl des Zaren die Wachen um daS kaiserliche Schloß verdoppeln, weil cm Anschlag gegen das Leben des Zaren befürchtet wird. — Es wird jetzt bekannt, daß die Entlassung des Balastkommandanten von Peter- Hof, d«S Generals PleSkow und dessen Gehilfen deshalb erfolgte, weil durch ihre Nachlässigkeit Arbeiter, die der anarchistischen Partei angehören, in den Palast in Peterhof eindringen konnten. Moskau. In einer Privatwohnung entdeckte die Polizei ein Laboratorium für Bomben und eine Wafsen- niederlage. 2l) Revolutionäre wurden verhaftet. Saratow. Auf der Bahn Tambolo—Kennischin ü be r» f»«l «me Räuberbande von etwa 100 Mann einen Güter- -ug. ES gelang ihr aber nicht, den Zug zu berauben. nimmt die Russische Dampfer- s!mast ihre Fahrten nach Alexandria wieder auf. Die streikende Bemannung ist durch Militär ersetzt worden. In fremden Hafen werden ausländische Matrosen geheuert werden. Travemünde. Der Kaiser, der auch während der NaM aus dem ^Meteor" verblieben war, hörte heute vormittag an Bord des „Meteor" Vorträge und folgte sodann einer Ein ladung zur Frühstückstafel auf Mr. Amours „Utowana". Prinz Heinrich begab sich im Automobil nach Lübeck, um an dem üblichen Soglerfrühstück im Lübecker Ratskeller teil- zuneymen. K i e l. Heute vormittag 9 UHr begann daS wegen ungün stiger Witterung am gestrigen Tage verschobene Rennen der Motorboote von Kiel nach Travemünde. KieO Ger Dampfer „Gneisen«»" ist gestern abend mit etwa WO Teilnehmern an der iüternationalen-Baum- wvllkonferenz durch den Kaiser Wilhelm-Kanal abge-. gangen. Hamburg. Der in der Nacht hier eingetroffene Tank- dampser „Zar Nikolaus II." passierte am 24. Juni im Golf von Biscaya einen auf der Backbordseite treibenden Gaffelschoner. Nach dem Befunde zu schließen, muß das Schiff vorher ge kentert sein. Von der Mannschaft war nichts zu entdecken. Da- Schiff treibt in der Route Cap Finistöre-Qucssant. Köln «Priv.-Tel.) Eine Absonderlichkeit des Militär gerichts Verfahrens zeigte sich in der vorgestrigen Verhand lung bei dem Koblenzer Oberkriegsgericht. Der frühere Militär- gefangene Ehrhardt wurde nach mehrmonatlicher Einzelhaft im Feftvngsaefänanis Köln geisteskrank. In diese», Zustande hat er sich der Gehorsamsverweigerung und Achtungsverletzung schuldig gemacht. Er wurde vom Kriegsgericht der Konimandantur Köln z» 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Gerichtsherr und der Angeklagte hatten Berufung eingelegt. Trotzdem man den Mann als dienftunbrauchbar entlasten hatte, sollte er vor Gericht erschei nen. Er wohnt jetzt in Braunschweia und telegraphierte, er käme nicht zur Verhandlung, weil er kein Geld habe. Das Oberkrtegs- genchsbeschloß, die Sache zu vertagen. Der Angeklagte soll zu einem neuen Termin erscheinen, damit die Sachverständigen be gutachten können, ob mit dem Angeklagten verhandelt werden kann. Die Aerztekommissivn hat den Vcami für geisteskrank in folge der Einzelhaft erklärt. - Frankfurt a. M. (Priv.-Tel.) Zu dm neuerdings in der Presse erwähnten Gerüchten vom Verschwinden von Aus rüstungsgegenständen für Sndwestafrlka. die in Argen tinien verkauft worden seien, erfährt dle „Franks. Ztg.", daß auf -Anordnung des Reichskanzlers hin diese Angelegenheit zum Gegenstände einer besonderen Untersuchung gemacht werden soll. München. Der frühere langjährige Leiter des Maschinen- Wesens im Hoftheater. Karl Lautenschläger, ist ge storben. Stuttgart. Die Kammer der Standesherren hat heute nochmals die Verf <rs sun gsre v ij ion beraten. Sie ver harrte dabei einstimmig auf ihrem früheren Standpunkte be züglich des Budgetrcchts, machte aber auf anderen Gebieten wesentliche Konzessionen gegenüber der Zweiten Kammer und stimmte namentlich hinsichtlich des Ersatzes für die aus der Zweiten Kammer ausscheidenden Privilegierten der Zuwahl von 17 Abgeordneten durch LandeSproporz zur Zweiten Kammer zu in der Weise, daß diese in zwei Partien getvählt werden, und -war vom Neckarkreis und vom Schwarzwaldkreiss 10 Ab- geordnete, vom Jagstkreis und Donaukreis 7 Abgeordnete. Breslau. (Priv.-Tel.) Unter großem Andrange des Publikums begann beute früh vor der 5. Strafkammer des hie sigen Landgerichts die Verhandlung in der Zivilklage, die der Bierspüler Franz Biewald gegen die Stadt Breslau angestrengt hat, indem er Entschädigung für die ihm bei den Krawallen am iS. April durch Verlust der linken Hand entstandene verminderte Arbettsfähigkett beansprucht. Die Verhandlung wurde bis zum 26. September vertagt. . ' Marseille. Der zwischen Marseille und Newyork ver kehrende Dampser „Amerika", mit einer Besatzung von 50 Mann und 100 Passagieren an Bord, ist seit dem 23. Juni überfällig. London. Die Direktoren der Newyork-Wabash-Bahn genchmigten den Plan, wonach für 200 Millionen Dollars Bonds aus-gegeben und die Debentures ^ und U zurückgezogen werden sollen. , i OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 30 Juni. —* Set Majestät der König hörte heute vormittag im Reiidenzschlosse dje Vorträge der Herren Staatsminister, der Hordeparteinentschefs und des königlichen Kabinettssekretärs. Um 1 Uhr empfing er eine Deputation der Stadt Reichenberg in Böhmen, die dem Könige «ine Einladung »um Besuche der dortigeit Ausstellung rmterbreitete. .... - . —* In Getzcnwart des Königs, der Königin.- Witwe und der Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses fand gestern nachmittag die Weihe eines Gedenk- Kruzifixes für den verewigten König Georg ftatt, welches im Garten der Villa zu Hosterwitz errichtet worden ist. Der Feier wohnten einige Damen und Herren vom Dienst, sowie das ehe malige Kammerpersonal des Königs Georg bet. —* K ön i g Fr iedr ich Aug u st hat dem Ausschuß für die Errichtung eines Schiller-Denkmals in Dresden die Summe von 300 Mark durch den Minister des königlichen Hauses überreichen lassen. —* Heute nachmittag 4 Uhr 12 Min. wird der Fürst von Hohen zollern m Begleitung des pensionierten Adju tanten Hauptmanns Freiherrn von Wangenheim zum Besuche Ihrer Majestät der Kömgin-Witwe hier emtreffen und bis Sonntag abend in der königlichen Villa Strehlen Wohnung nehmen. —* König Friedrich August hat den Nachgenannten die Er laubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen erteilt und zwar: des Ehrengrotzkrcuzcs des Oldenburgischen Haus- und Verdienst-Ordens des Herzogs Peter Friedrich Ludwig: dem diensttuenden GeneralaHutantcn Generalleutnant v. Altrock; des Ehrenkomturkreuzes desselben Ordens: dem diensttuenden Flügcladiutanten Obersten v. Wilucki: des Ehrenoffizierkreszes desselben Ordens: dem diensttuenden Flügeladjutanten Major Eulitz; des Ehrenritterkreuzes 2. Klaffe desselben Ordens: dem Oberleutnant der Reserve Appel bäum des 134. Infanterie-Regiments; des Ritter- kreuzes 2. Klasse des Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens: dem Medaille desselben Ordens: den Gefreiten Mars chner im 18. HusarenHlcgiment. Juchs —* Wie im größeren Teil der Morgenausgabe unseres Blattes bereits gemeldet, ist Gr»f Tönhofs, der frühere preu ßische Gesandte am sächsischen Hofe, sm Freiiag nachmittag gestorben. Nachdem der Staatsmann, der in amtlichen Stellungen in Paris die große Zeit der Blüte des zweiten Kaiserreichs und in Italien die Entstehung des neuen Königreichs gesehen, im November vorigen Jahres nach 27jähriger Tätigkeit als preuhffcher Ge sandter am sächsischen Hose sein 50sährigcs Dienstjubiläum ge feiert, schied er im Frühjahre dieses Jahres wegen zunehmender Körpemchwäche aus seinem Amte. Zn den letzten Wochen trat zu dieser allgemeinen Kräfteabnahmc noch ein Nierenleiden, dem der fast 73jährige ohne Schmerzen und Todeskamps er legen ist. Heute morgen, nach Bekannllwevden des Todesfalles, trafen in der WSynung des Verstorbenen die sächlsüchen .Minister, Vertreter auswärtiger Staaten und zahlreiche Mitglieder der Gesellschaftskreise ei», denen der Verstorbene angehörle, um durch Einzeichniing in die ausgelegte Liste und A-bgabc ihrer Karten ihre Anteilnahme zu bezeugen. Die Tochter des Ver ewigten, Frau Gräfin Wallwitz, die Gattin des deutschen Ge sandten in Brüssel, weilte schon feit einiger Zeit bei ihrem er krankten Voter, der Sohn, Gras Siegfried, der in Köln lebi, wird erwarte!. Die Trauerfeierlichkeit für den Abgeschiedene» wirb Montag vormittag ll Ubr ftattsinden. Nach 2 Uhr wird die Leiche nach Berlin übergcsührl, wo sie am Dienstag am dem Alten Jerusalemer Friedhof in der Familiengruft bei gefetzt werden soll. —* Die Dresdner Kaufmannschaft ernannte durch «in stimmigen Beschluß des Vorschubes ihren bisherigen Vorsitzen den, .Herrn Kommerzienrat Paul Opitz, in dankbarer Wür- digung seiner langMrigen hervorragenden Verdienste um die JnniM, zu ihrem Ehrenmitgliede. Die Bekanntgabe erfolgte gestern im Sitzungssaale der Dresdner Kaufmannschaft. ni Gegenwart der versammelten Mitglieder des Vorstandes unter Ueverreichung einer Ehrentafel. Die Ansprache des stellver tretenden Vorsitzenden, Herrn Ot.to Hoppe, sowie die Erwide rung des Herrn Kommerzienrats Opitz gaben in herzlichster Weste Zeugnis von der Hochachtung und Freundschaft, welche den Gefeierten mit der Dresdner Kaufmannschaft verbinden. -* Nack den endgültigen Festsetzungen stellten sich die Betriebsergebvisic der Sächsischen Staatseisendahnen im Monat Februar dieses Jahres wie folgt: Befördert wurden 5 405 291 Personen (gegen 5 052 786 im Fe bruar 1905s, das smd 7 Prozent mehr: die Einnahme betrug 2 645 014 Mark (2668 756 Marks, bas find 6,6 Prozent mehr. Im Güterverkehr wurden 2 326 737 (2 198 546) t,, d. s. 5,8 Pro zent mehr, befördert unb hierfür 7 200714 Mark (6 612317 Marks, d. s. 9,9 Prozent mehr, eingenommen: die Gefaintein- nahuie betrug 10045 /28 Mark 19 281 073 Marks, b. s. 8.2 Pro- zent mchr. In den Monaten Januar und Februar wurde» im Jahre 1906 11 171 606 (10436 953s. b. s. 7 Prozent mchr, Personen befördert; die Einnahme betrug im Personenverkehr 5 841717 Mark (5 390002 Marks, b. s. 8,4 Prozent mehr. Im Güterverkehr würben 4,748 215 t Güter (4 421801 r). d. s. 7.4 Prozent mehr, befördert, die 14 559 149 Mark (13228350 Marks, o. s. 10 Prozent mchr. brachten. Die Gcfamteinnahmc in beiden Monaten ergab 20399966 Mark (18618W2 Marks, d. f. 9,6 Prozent mchr. —* Se. Majestät der König hat folgende Personal- Veränderungen in der Armee genehmig!: Die Lar. Fiistnr.: 4» v. Tschaininer und 4t- Osten im Leib-Gren.-Neg , 4t- v Sckwak« im 12. Ich.-Bat., 4t- Weidmann, 4t- Kob, Bizcwachimcister im 68. Frldart.-Neg., 4b Schröter, Unteroffi». im l0K. Ins.-Keg., — zu Fähnrichen ernannt. — 4t- Ritter v. Steinle, Lim. im 17S. Jns.-Re«., bchufs UebertriitS in K. Pr. Militärdienste der Abschied bewilligt. 4t v. Bremer, Fkhnr. ini 179. Jnf.-Rcg., zur Reserve beurlaubt. —* Der Juni scheint sich bis zu guter Letzt in WirteumyS- abnormitäten zu gefallen. Wenn es ihm daraus angekommen ist, der durch die große Hitze der letzten Zeit geplagten Menschheit eine Ueberiaschniig zu bereiten, so dürste dies in vollstem Maße gelungen sein. Der Temperatursturz, der über Nacht er Bo« der Cnglandfahrt deutscher Journalisten. lVon Dr. Arthur Zwintscher. Vertreter der „Dr. Rachr.") II. ES konnte kaum eine reizvollere Introduktion der Besuchs- rcise geben als die Fahrt von Bremerhaven nach Southampton nfft dem Doppelschrauben - Schnellpostdampfer „Kron prinz Wilhelm", einem der prächtigsten und schnellsten Amerikaschiffe des Norddeutschen Aoyd. Auch wer von den Teilnehmern kein Neuling zur See war, mußte hell aufianchzen, als es nach langer, heißer Bahnfahrt vom Kai von Bremer haven hinauSaing in die sonnige, wogende Weite. Das Wetter -war das denkbar günstigste. Allerdings umhüllte bald nach der Ausreise «in ziemlich dichter, weißwallender Nebelschleier alles riygsum, und aller Minuten heulte daS Nebelhorn seinen durch dringenden WarnungSruf durch die feuchten, lohenden Wolken und Schwaden, als ob ein Ungeheuer fauchend seinem Unmut Ausdruck gibt, daß ein tückischer Dämon seine Wege stören will. Doch immer wieder hellte sich Himmel und Wasser am. und bald nach 9 Uhr abends war auch der letzte Anfall übevstanden, sodaß von da an daS Stückchen Welt in Eisen, das durch die Fluten neuen Gestaden zugeschnellt wurde, mit größter Kraft und unLMÜnderter Geschwindigkeit seinem Ziele zueilen konnte. Herrlich war die still«, sternklare Mitsommernacht an Bord, wundersam der Morgen. Golden zitterten die langen Strahlen der auffteigenden Sonne über die dunklen, von ganzen Schwärmen hellblauer und rosenroter Quallen farbig belebten Fluten. Di« Kreidefelsen der englischen Küste zogen in sicht barer Nähe vorüber. Kaum batte man Zeit gmrnden, sich in dem weiten Hause des Schiffes zurecht zu finden, in seinen kürsllich auSgestotteten Räumen sich heimisch zu fühlen und mit den Stewards «in dem JnformatwnsbedürfniS des Binnen länder» entspringendes näheres Verhältnis anzubahnen, als schon die Insel W i gh t und damit eins der lieblichsten Bilder der Fahrt m Sicht kam. Die grünen, satten Rasenflächen dieses gesegneten Eilands mit ihren runden Bäumen und Baum- grupven. gedrängt lehnan steigend-, von der See bespülte ge schäftige Städtche» OSborue-Hous«, daS berühmte — alles konnte man von Bord aus mit bloßen Augen im klarsten Morgensonnenschein, als wär's zu greifen, genießen. Und dann trat das echte England dem Dampfer entgegen, wie es sich Lurch, zusetzen weiß in der West: eine lange Reihe Torpedoboote war vor dem Kriegshafcn von Portsmouth ausgefahren und voll führte mit etlichen Panzerkreuzern Manöver. Rechts und links reihten sich bald dichter und dichter zahlreiche Fahrzeuge der englischen Kriegsmarine auf. und nachdem der Lotse an Bord genommen, fuhr der „Kronprinz Wilhelm" mit gemäßigter Ge- schwindigkeit in die so trefflich von 'der Natur geschützte, lang gezogene Ducht von Southampton ein, bis er schließlich von zwei kleineren Hafendampsern langsam an den Landungs pier heranbugsiert wurde. Die SchissSkapelle begrüßte mit einem festlichen Marsch die am Ufer versammelte, in der Flaggen- aala der.Empfangshalle und den scharlachroten Amtsgewändern des Magistrats farbig herüberschimmernde Menge Kaum einen Tag 'hatte der Dampfer für die Reise von Bremerhaven nach Southampton gebraucht. Ohne Verspätung konnte er sein« Fahrt nach Newyork fortsetzcn. Aber was er den deutschen Pressevertretern »uf dieser kurzen Strecke an Wundern, an Bequemlichkeiten und Schönheiten moderner deutscher Seefahrt gezeigt, das genügte, um wohl in jedem den Wunsch rege werden zu «affen, die stolzen Dampser des Lloyd bald einmal zu einer längeren Vergnügungs- und Erholungs- fahrt zu benutzen. Denn wahrhaftige schwimmende Sanatorien sind st«, diese prachtvollen Fahrzeuge deutscher Schiffsbaukunst, für alle, die krank an Leib und seele und — Nerven. Mit Befriedigung konnte Direktor Hckmolt vom Lloyd, der seinen deutschen Gasten bis Southampton persönlich das Geleit ge geben und ihnen ein ebenso kundiger wie liebenswürdiger Mentor auf See gewesen war. von allen Seiten den Ausdruck ehrlichster Freude und herzlichsten Dankes entgegennehmen. Wie in einem Stahlbade gekrästigt und gejüngl-konnten die armen Nerven gehetzter Journcnisten. den kommenden heißen Tagen rastloser Brsuchstätigkeit entgegengehen. . . » » » Nur selten sieht London so lustklare, aber auch so un menschlich heiße Tqqe. wie sie den deutschen Pressevertretern von Anfang bis zu Ende beschieden waren. Wie gezeichnet boten sich alle Konturen der Dächer und Türme, der Drücken und .Hallen den Blicken dar. Die so wundervollen gotischen Formen des Parlamentsgebäudes, der breite Silberspiegel der Themse, die dunkel aufragcnde Trafalgarsäule — als gäbe cs nie in London dicken, unlcidigen Nebel, als müßte es immer so sein -- so 'grüßte London die deutschen Besuclier. die im Hotel Cecil am sogenannten Embankment der Themse ein quartiert wurden, auf das freundlichste. Seltsam, über raschend legte sich der erste, große Eindruck der Weltstadt au: das Gemüt. Uebcrraschcnd zunächst darum, weil der Lärm der Straßen auch nicht im entferntesten, wie erwartet, dem kolossalen Umfange des Verkehrs zu entsprechen scheint. Das -Holzpflaster, die Gummiräder der CabS, die Pneumatiks der mächtigen Motoromnibusse, das Fohlen von schrillen Klingeln — alles vereinigt sich, »m im Vergleich zu anderen Siädtcn, besonders in Deutschland, den Lärm aus ein Mindestmaß zu reduzieren. Man lernt eben in solchen gewaltigen Zentren die Gehörnerven der Menschen zu respektieren — — Und wie sie zu fahren verstehen, die Lenker der Equipagen, der (fvbs, der Automobile! Ohne jautcs Schreien und Schimpfen wickelt sich alles ab. Die über das Durchschnittsmaß der Sterblichen hinausragenden Schutzleute babcn nur nötig, an den Kreuzun gen mit kleinen Handbewcgnngen Passagen zu schaffen. Und in all dem sich selbst regelnden Gewimmel JdvIIcn kleinstädtischster Art: rotröckige Soldaten mit de», Stück chen in der linken, dem Mädchen >m rechten Arm, Dreh- orgeln, z» denen oft gesungen wird, Streichnolzverkäuserinneu, ein Redner, der am Trottoir aus einen Stuhl steigt und plötz lich die Vorübergehenden anpredigt Und vor den Läden große, verlockende, offene Auslage», Bananen und Erdbeeren, Geflügel und Fleisch mitten in den Verkehrsstaub mit der Un- acniertheit des Orients hineingebaut: Zeitungen, Bücher wer- den angeboten — und alles geht seinen Gang, keine Polizei kommt mit Notizbuch und Stratparagraphen -- — Ein Bild- chen, das man sich in Deutschland ansmalen möge: Aus einer ziemlich verkehrsreichen Straße l>at ein Junge drei große Plakate vor das Trottoir lang auf die Fahrbahn gelegt. Damit sic einigermaßen seslhicllcn, begoß er sic von Zeit zu Zeit mit Malier. Mar eins der Neklamepopin« Hurch Mageu oder Fuß.