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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060621024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906062102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906062102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-06
- Tag 1906-06-21
-
Monat
1906-06
-
Jahr
1906
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Gönn, und sseieilag« nur Mnriensirasie »s von i> dt» '/,i l»,r Die l ivalligelvrund- »eile lca. s Silben: P Vsz.. An- tllndigungen gni der Privalieite Zeile Lb Pig.; d>e rivalliae Zeile auf Tert. leite so Pig.. alt Euigelaudt Zeile oo Pig. An Nummern «ach «»««- und sseiertnge» i loaltige Grundreile so Big. aui Privalseite «o Pf,., rivaluge Zeile aui Leltieile und al» EingeiandtSvPig. ÄuSwärtigeAus» trüge nur gegen Veiauedkjälilung. Aelegdlatler lonc» tv Pfennige. Fernsprecher: Nr. U und S0VL HauptseschästSsteUe: Marienstr. ZA. ÜIHIIIII« sleirrlieili'»» vuuksl von I'Lids —" 8ts.rk s(0U26ili.ri6it — 8stLI8Lllt im OsdiMvk —- Losit^t äou 'lVodlssösodiiiLoL Ü63 1^61801163. . Der Kaiser in Cuxhaven. Neuest« Dtahtbertchte. Hofiiachrichtcn. Armeeveräiideruiigeii, Gelichtsverhandlungen. . Ein Abendbummel im Ausstellungsparf. Va8sr Koedduek verlasst van Vrau I.iüli »lorgoilüler» vvint geg lünseuäiiag eiuor Ztanial- Icapsel »usvros I'Ioisolt-Lxtrnütes w» ,ja«!e> niaiiii IrNteiilvü /.ux^iiinl«. LmliU k e«. lili, gMliff. «r.I«8. EMI ToiincrSlag, 21. F»»> 1'.»U6. Der Kaiser in Cuxhaven. Der Kaiser ging gestern abend 7hsj Uhr mit Gefolge aus de» Dampfer ..Willkommen" und begab sich dann an Bord der am Kai liegenden „Prinzessin Bicloria Luise", empfangen von der Direktion der Hamburg-Amerika-Linie und dem Borstand des Norddeutschen Regattavereins. Der Kaiser nahm die Ver teilung der Preise der gestrigen Wettfahrt vor und nahm an dem Festessen des Norddeutschen Regattavereins teil. , Bei dem Festmahle an Bord der „Victoria Luise" brachic BürgermeisterDr. Mönckeberg- Hamburg das H o ch aus den Kaiser aus. In seiner Ansprache führte er aus: Bor 100 Jahren, wo das römische Reich deutscher Nation ein ruhmlAes Ende nahm hätte niemand von dem geeinigten Deut schen Reich unter Preußens Führung, niemand von deutscher Seemacht sprechen dürfen, ohne ein lschwärmer und Träumer genannt zu werden. Gestern vor zehn Jahren sei das Denkmal Kaiser Wilhelms des Groben ans dein Kpsfhäuser enthüllt wor- den. «in lebendiges Zeichen für ganz Deutschland, datz des dort unten schlummernden alten Hohenstaulenkaijcrs Traum Wahr heit geworden. Daß das neue Deutsche Reich seit einem Menschen- alter ungestört bestehe und eine solche hervorragende Entwicklung genommen habe, das verdanke 'Deutschland seinen Kaisern aus dem preußischen! Königshause. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hurra auf den starken Schirmherrn des Deutschen Reiches, den hochherzigen Förderer aller Werke des Friedens. Äuiser Wilhelm II. Hierauf erwiderte der Kaiser mit einer, einem Teile der Leser bereits kurz skizzierten Rede, die lautete: „Mit herzlichem Danke quittiere ich die freundliche Begrüßung, die mir soeben hier namens des Norddeutschen Neaattavercins zu teil geworden lstt ES ist mir eine grobe Freude, daß wir uns wieder zu diesem männlichen Tun l>aben zusammensinden können. Wie schon konstatiert worden, hat sich sa auf dem Wasser das deutsche Vater land entwickelt, dah man es- nur mit Staunen vernimmt. Lang- t»m folgt unsere Flotte Len Riesenschritten, mit denen die Han- welsflotte vorausgeht. Zu solcher Entwicklung im Wettbewerbe »uf dem Meere, das die Länder verbindet, ist als erstes aber notwendig der Friede. Gott hat uns den Frieden erhalten, den »rieden inEhren, den er uns auch weiter schenken möge. Derjenige aber, der die größte Arbeit in diesem Friedenswerkc geleistet hat. der erste Ratgeber des Reiches, den wir alle in wen vergangenen Wochen mit unseren Segenswünschen und Gebeten verfolgt haben, befindet sich, wie ich Ihnen zu meiner Freude Mitteilen kann, und wovon ich mich gestern versvnlich «erzeugt habe, in vollsicm Wohlsein und bester Gesundheit und wird in der Lage sein, wieder in vollem Umfange als mein erster Ratgeber im Lenken des Reiches zu wirken. Der Sport, den wir betreiben, hat auch einen ernsten Hintergrund, und das ist das Zweite, was zu unserer Entwicklung notwendig ist. daß wir Männer, daß wir Charaktere haben, daß unsere Männer sich bewußt sind der Willigkeit der deutschen Männlichkeit. Der deutsch« Manneswort kann sich bewähren auf verschiedene» Gebieten, im Heere, im Zivildienst, auf der Flotte, im Dienste in den Einzelstaaten, in den Gemeinden: aber am besten wird er ouSgebildet, am hellsten und klarsten wird uns Deutschen das Auge gemacht, wenn sie auf das Salzlvasser kommen. Daher be grüße ich in jedem von Ihnen einen meiner Mitkämpfer und Mitarbeiter «w Werke, unsere deutschen Männer zu eyichcn, damit sie in der Lage sind, mi! offenem Blick ihr ganzes Sinnen und Trachten in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Daß unserem Baterlande eine solche schöne Entwicklung beschießen sein möge, daß unser Segelsport grünen und blühen möge, daß wir «in fröhliches und lustiges Segeln auch in diesem Jahre haben mögen, darauf leere ich mein Glas. Es leben die Segler! Hurra. Hurra, Hurra!" Der Kaiser kehrte nach längerem Aufenthalte aus der ..Victoria Luise" an Bord der „Amerika" zurück und fährt heute aus der „Leipzig" durch den Kanal nach Kiel. > Neueste Druhtmelvunaen vom 20. Juni. Kieler Woche. B'runsbüttelkog. Der Kaiser traf heute morgen 9 Uhr an Bord des Kreuzers ,,Leipzig" hier ein und fuhr sofort durch den Kanal nach Kiel weiter. K i e l. Der Kronprinz ist heute früh 1 Uhr 24 Min. hier cüigctrossen und hat in der Billa des Prinzen Adalbert Wohnung genommen. Heute vormittag begab sich der Kron prinz an Bvrd seiner Jacht „Angela II.", um an der ersten Wett fahrt im Kieler Hasen teilzunehmen. Kiel. Nach Beendigung der heutigen Wettfahrt aus dem Kieler Hasen begab sich der Kronprinz zurück zur Billa des Prinzen Adalbert und fuhr mittags im Automobil nach Plön zum Besuche seiner jüngeren Brüder. Von dort begibt sich der Kronprinz mit der Eisenbahn nach Potsdam zurück. Zur Lage in Rustland. Petersburg. Gegenüber den von der russischen und ausländischen Presse verbreiteten Gerüchten, daß das Bank konsortium, das die Sprozentige Aprilanleihc über nommen hat, sich weigern würde, die festgesetzten Einzahlungen zu leisten, und daß die russische Regierung über eine neue An- leihe verhandle, erklärt der Regicrnngsbote, daß diese Gerüchte absolut falsch und erfunden seien, um mit allen Mitteln den russischen Kredit zu erschüttern. » Petersburg. Bei der vom 16. d. M. gemeldeten Z ug s e n t g l e i s u n g auf der chinesischen Ostbahn sind nicht, wie es hieß, 100, sondern nur 6 Personen getötet und 11 ver letzt worden. Petersburg. Der B ä ck e r a u ssta n d hat sich auch auf die benachbarten Sommersrischen ausgedehnt, Hier streiken 4l>00 Bäcker. In Kaluga werden wegen eines Ausstandes die öffentlichen Gebäude militärisch bewacht. Petersburg. Ter „Regierungsbote" veröffentlicht ein Telegramm des. Prokurators von Wilna an den Justizminister, nach dem der Prokurator von Grodno gemeldet hat, daß während der Unruhen in Bjelüst o kLas Militär aus.den Häusern von Revolutionären beschossen wMden ist. Im Krankenhaust fand der Prokurator 4 Tote und 7 Verwundete, die mitten in der orthodoxen Prozession von Bomben und schössen getroffen worden waren. Beim Eindringen in zwei Häuser, ans Venen auf Feuer wehrleute geschossen wurde, uno in Venen Paironen explodierten, fanden die Truppen 9 getötete Juden. Die Meldung der „Pet. Lelegr.-Agent.", daß in Bselostok Bomben geworfen worden seien, findet durch die vorstehende amtliche Meldung des Prokuralors ihre Bestätigung. London. Der,,Standard" erfährt, daß die englische Re gierung zwar nicht die Absicht habe, wegen der Vorgänge in Bzelostok Vorstellungen bei der russischen Negierung zu erheben, daß aber Sir Edward Grey den englischen Botschafter in Petersburg zur eingehenden Berichterstattung ausge fordert habe. ^ Berlin. Wie die Firma Lenz u. Co. mitteilt, hat sie die Absicht, die Bahn Lu d e r i tz-Kn b u b bis Keetmannshoov für eigene Rechnung weiterzusührcn. zu keiner Zeit gehabt und niemandem gegenüber ausgesprochen. Bremen. Die zwischen der dentschcn Tampfschiffahrls. Gesellschaft „Hansa" und der „Peninjular- und Oriental-Linie" slattfindendcn Verhandlungen zwecks Beilegung des zwischen den genannten Gesellschaften bestehenden Ratenkampses sind, wie die „Wejerztg." erfährt, wiederum gescheitert, sodaß der Rotenkamps seinen Fortgang nimmt. Hof. Beim Baden in einer Lehmgrube sind gestern drei Knaoen im Alter von 9 bis 12 Jahren ertrunken. Frankfurt a. M. Tie „Franks. Ztg" meldet ans Saloniki von gestern: Eine griechische Bande verbrannte im Dorfe Resnla im Bezirke Kastoria 6 bulgarische Häuser, tötete 2 Bulgaren und schleppte den Gemeindevorsteher fort. Wien. Ter H e er e s a u ss ch u ß der ungarischen Delegation bewilligte das Hccresbudgei und verhandelte dann über die Bewilligung von 49 Millionen Kronen einmaliger Ausgaben für neues Feloartilleriematcrial. lieber die Negi- menlssprache entspann sich hierauf eine längere Debatte, wobei der Kriegsministcr möglichstes Entgegenkommen zuiagte. Es seien auch strenge Verfügungen erlassen, um zu verhüten, daß die Mannschaften in ihren religiösen und nationalen Gefühlen verletzt werden. Wien. Ter B ndg e t a u s s ch n ß der österreichischen Delegation hat das Heeresordinarium und den Lkknpations- kredit angenommen. Paris. Ter frühere Kriegsministcr AndrS erklärt in seinen im „Matin" veröffentlichten M e in o i r c n, daß alsbald nach seinem Amtsantritt der damalige russische Militärattache Maraview unter Hinmcis darauf, daß Andre sich sonit gegen das Bündnis vergehe, ihn ersucht habe, er möge den Beschluß, gewisse Generalstabsosfiziere aus dem Kriegsininisteriuni ^zn entfernen, zurück-,icben. Andre habe ihm schließlich die Tür gewiesen. Andres Vorgehen habe die Billigung Waldcck- Rousseans gefunden, dagegen sei Delcasse davon sehr unangenehm berührt gewesen und habe Anbrü die größte Vorsicht an- empsoblen. Hierzu bemerkt die „France militaire", daß die Ver öffentlichungen Andres dem Kabinett sehr peinlich seien, und daß evcnutett gegen And rü energische Maßregeln ergriffen werden würden. Ma,dri d. Der König beauftragte den Ministerprä- sidenten, bis zur Genesung des Herzogs von Almodovar das Portefeuille des Auswärtigen interimistisch zu übernehmen. Genf. Die erste Kommission der internationalen Kon ferenz zur Revision der Genfer Konvention beriet gestern oen Grundsatz, wonach Verwundete und Kranke, di« in Feindeshand fallen, wie Kriegsgefangene behandelt werden sollen. Ferner wurde geprüft die Frage der fakultativen Rück sendung Verwundeter, sowie die Frage der Freilassung der Ge- lanaenen gegen die ehrenwörtliche Verpflichtung, nicht mehr zu den Masten zu grcsten. London. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Tokio hat ein einflußreicher Koreaner vor kurzem den Kaiser von Korea zu bestimmen gesncht, die Grenzprovinz Hando an Rußland abzutreten. Die japanischen Beamten haben aber von diesem Plane Wind bekommen, und es sind infolgedessen verschiedene Verhaftungen oorgenommen worden. Aus in Söul beschlagnahmten Papieren geht hervor, daß Rußland nicht in die Angelegenheit verwickelt ist. Aberdeen. Der deutsche Fischereidampfer „Hanseat" von Bremerhaven traf mit drei Mann des bei Island am letzten Freitag aufGrund geratenen deutschen Fischerei- dampsers „Nordstern" ein. Ter Kapitän des „Hanseat" batte ein Boot mit vier Mann zur Hilfeleistung entsandt. Das Boot schlug um, und die Besatzung ertrank. Dasselbe Schicksal dürf ten die acht Mann erfahren haben, die an Bord des „Nord stern" zurückgeblieben waren. CKristiania. Die Regierung veröffentlicht einen W a h l a u f r u s, in dem sie erklärt, in oen Beziehungen zum Auslande solle an der strengsten Neutralität und der Schiede- oerichtspolttik festgehaltcn werden und auf der Grund lage der Unabhäugigkcits-Erklärung und des Karlstadcr Uebereinkommens ein friedliches, vertrauensvolles Verhältnis zu Schweden bewahrt und entwickelt werden. Die großen Steuerlasten sollen weiter möglichst erleichtert, und es soll plan mäßig eine praktische Lösung verschiedener sozialer Reformen vorbereitet werden, besonders der Versicherung gegen Krankheil, Jnvaliditäl, Unglückssälle zur See und der Altersversicherung. Ferner sollen gesunde demokratische Arbcits- und Lebensvcr- hältnisse gefördert werden. Oran. Beim Einsturze eines Neubaues wurden 35 Arbeiter verschüttet, bisher sind 16 Arbeiter aus den Trümmern hervorgeholt worden, von denen 15 schwer verletzt und einer tot ist. Kunst und Wissenschaft. ch* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Dos- Iheater. Im Opern Hause gebt morgen. Donnerstag, den 21. Juni, die zweiaktiae komische Oper ,.Der Barbier von Sevilla" von Rossini in Szene. Die Besetzung ist die folgende: Rosine: Fr. Wedekind: Graf von Almaviva: Herr Grosch szum ersten Males: Figaro: Hr. Kieß: Bartolo: Herr Erwin: Basilio: Hr. Ranis. Hierauf folgt das Tanz-Idyll „Auf Iapan" von August Berger. Ein Nbendbummel im Ausstellungs-Park. ES ist angenehm und unterhaltend da draußen im Parke am Spätnachmittag oder wenn der Abend mild und warm niedergeht, und reichlich lohnt sich ein Bummel inmitten der zahlreichen Bauten, Buden und Zelte, die den weiten Räumen des Äiisstcllungspalastes und seiner Dependcnzen mit ihren tausend mannigfaltige» Erzeugnissen des Kunstgewerbcs als bloße Vergnügungs st al tonen beiacgeben sind. Ohne viel zu suchen, bietet sich da vielfach Gelegenheit, ein paar Stunden in einer herrlichen Natur leichthin zu verleben, zu flirten, zu promenieren und, je nachdem cs das Portemonnaie erlaubt, mehr oder weniger opulent den leiblichen Bedürfnissen zu entsprechen. Zu sehen und zu hören gibt es da draußen, ringsherum um Kunst und Kunstgewcrbe, die Hülle und Fülle. Schon die Garten-Konzerte am der Teichterrasse, meist von hiesigen und auswärtigen Militärkapellen ausaeführt. würden für eine dauernde Unterhaltung genügen. Dabei berührt es allerdings nicht sonderlich angenehm, daß den Dresdner Zivilmusikern der Park gleichsam hermetisch verschlossen bleibt, während Berliner und Provinz-Zivilkapellen Tor und Tür osten stehen. Da eine Erklärung hierfür selbst der gescheite Graf Oerindur nicht finden dürste, soll auch uns die Frage nicht weiter beschäftigen. Nur noch einen guten Rat en passant: Hat man die Absicht, ein solches Gartenkonzert, gleichviel wo, mit anzu- hören, so sucht man für sich und seine Gesellschaft einen Tisch in unmittelbarer Nähe des OrckcsterS zu erobern. Denn bier ist der musikalische Genuß, da es sich gewöhnlich um ein Regt- mentsmusikchor handelt, der betäubendste und man braucht daher nicht fortwährend zu plaudern, was namentlich an heißen Tagen nach ermüdender ist als an kühlen. Wir gehen weiter, dem kräftigen Ruse einer einsamen Trompete nach. Der Weg führt durch die reizende, mit fein- sinnigcm Geschmack für den rustikalen Stil erbaute Dorfanlage am schnlkause vorbei nach dem Ka s p e r th e a t e r. Die Fcstvorstellung „Ritter Bandolsius" ist ausvcrkaust. Sämt liche Sperrsitze L 10 Psg. sind besetzt von einer Schar kleiner Mädchen und Knaben, die mit ihren Frau Müttern, Muhmen, Tanten und Gouvernanten die Erwartungen auf das höchste spannen. Dahinter ein paar Dutzend Zaungäste, die schließ, lich auch 10 Pfennige zahlen müssen. Klingelzeichen. Der Vor- hana geht auf. Kawer erscheint. Es ist immer noch der alte, ehrliche Kerl von damals, der zum Gaudium der kleinen und der großen Kinder unverdrossen seine Wnrstelkomödie spielt, genau dieselbe^ wie wir sie als Kinder und wie sie vor uns unsere Großväter und Großmütter gesehen haben. Hauptsache ist, daß in echt sächsischem Dialekt tüchtig gezankt uno darnach ordentlich geprügelt wird. Selbst der Tod kriegt seine Haue. Die Kinder amüsieren sich dabei göttlich und schistten sich aus vor eitel Lust und Freude. So herzlich haben wir Alten einst auch über dergleichen gelacht. Das war eine köstliche Zeit! Jetzt sind unsere Kasperle die „Feuersnot" und „Salome". Wir fahren mit dem „Fuhrmann Henschel", leben mit den „Ge- spenstern" und speisen bei „Maxime" in einem Milieu, das uns gewöhnlich ohne moralischen Katzenjammer nicht entläßt. Nach dem Kasper die Schicksale entschieden hat und der Vorhang ge- fallen ist, gehen die Kleinen mit ihren Müttern und Tonten über die Landstraße hinüber in Gebr. Pfunds reizenden Milchgarten. Hier gibt es für ein paar Pfennige einen ordentlichen Milchschluck und ein frisches Stück Gebäck. » Wir, die Genußsüchtigeren, schwenken rechts ab in den „Iägerbo s". Es ist hier außerordentlich lustig und fidel, echte Sommer- und Bierstimmuna. Sämtliche Tische und Stüblc sind besetzt, und dazwischen hindurch winden und drehen sich die schmucken bedienenden 'Dirndl'n, jede Hand voll belastet mit Glä crn und Maßkrügeln. Im Garten, mitten im Grüne», sitzen sechs Stück echte ,,Oberlandle r". Es sind ehrliche bayrische Musikanten, aber falsch spielen tun sie wie Judas Ich mache aanz besonders aus den v>Klarinettistcn und auf den 6-Trompctcr aufmerksam. Zwei Prachtexemplare von Bläsern, die jede Hoffnung auf einen einzigen richtigen Ton aus ihrem Munde ein für allemal zu schänden machen. Auch wenn sie singen, wird's nicht besser. Ich hörte von ihnen eine böhmische Polka jodeln und „Als mein Ahnl zwanzig Jahr". Dazwischen hinein klang vom Konzertplatze herüber, von einer Regiments- kapclle mit ganzer Lunge geblasen,.„Parsifal". Gütige, keusche Cäcilie, heilige Schutzpatronin der Musik! Hättest Du eine Ahnung gehabt, wohin es mit Deinem Schützlinge einst kommen könnte, Tn kältest die Finger davon gelassen. Aber „g'spaßig" ist's trotz alledem im „Jägerhos", und es sitzt und rneipt sich hier urgemütlich, beinahe wie in einer echten bayrischen Land schänke. Nur mit dem Unterschiede, daß dort das Bier frischer ist und der Durst ungleich größer. Vom „Jägerhof" wenden wir uns westlich, vorbei an der Terrasse, auf der die Menschen in Wein- und Bier-Abteilungen sortiert werden, und diesmal ist es nicht das Ohr. das „gefesselt" wird, sondern die Nale. Ein seines Aroma dirigiert sie links, nach, dem Ausschanke des Thürmerschen Kirmes- Kaffees. Sehr appetitlich diese Kafecbude und noch appetit licher der braune, erquickende Trank, den einige Feinschmecker „direkt von der Kanne" genießen, stehend, aber mit den, de- friedigenden Bewußtsein, an der Ouclle zu trinken. Dicht daneben der Losverkouf mit dem Gabentempcl. Für eine Mark kann man hier ». a. ein Pianino und für noch eine die vollständige Ausstattung eines Herrenzimmers gewinnen. Wert: je 1000 Mk. Wir riskieren ein Zweimarkstück, selbst verständlich gegen — zwei Nieten. Also: Es hat nicht sollen sein — kein Pianino, kein Herrenzimmer! Weniger nietcnhcist benimmt sich das dicht nebenan ge- legenc kleine, reizende M o d eI l t h ea te v. Es läßt uns ftir 10 Pfennige die Wunder der neuesten Bühnenbeleuchtungs technik sehen in dem entzückenden Bilde der Rütliszene aus Schillers „Test". Erst Abend- und Nachtstiinmung: dann ein Mondichcinbiid, das sich aus dem lebhaft flutenden See wider spiegelt. Während,in den Niederungen noch alles im Schatten- düster liegt, röten sich die Gipfel der riesigen Firnen: eine der seierlichstci^Szenen aus dem Erdball hebt an. Höher und höher steigt die Sonne und durchleuchtet das ganze Rund, strahlend, glänzend, blendend, bis die Eisberge ihre silberweiße Farbe
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