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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060517020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906051702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-17
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
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GegvürrHel 185V Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt i» Dresden. lliMiii" Melieiltlllll vMlrsI von I'nrds ------ 8tLiL l(vn2un^isrt 8siL78llN IN 6kdlLU0ll ------- Losit^ß äen ^VoIlI§63LllMlloIc äss kloisodes. — «r.l»4. ölitttl: llnreigen-c»ilk. »miabme von Nnkviibiaunaei» bid nochinitina» » Ukr, Sonn- und Nrienaos nnr Manensnabe so von ii d,b >/,i11tn. Die I ivaitiaeiLrund- »eile ica, « Silbeni es Via.. An- ktindiaunerii aui der Privaiieite Zeile »5 Pta.: die rivaliiae Zeile «niLerl- ieiie eo Lig.. old Einaciandt Zeile «-V Dl» 8u »lummer» »och Somi- und lleier«,,»o i Inalliae Brundrcile S« Li«., aus LrwaiteUe « Pf,.. 2iv»Iii!>e Zeile aul Tertieiie und »iS Linariandl «o Mo »Udwärlioe Alls, lräoe nur »eoen vorauSbeialilimz. Leicablütler lalle» Id Mnmi-e. Fernsprecher: Nr. U und L0S«. LlMvIgeschLstSsielle: Martrnstr. Zll. vn»«r Itoelllmeidi verlasst von Trau lin» »»rxv»Äol> rvinZ pess. kinsooeiunss einer 8t»niol- kszisel unseres I-'Iaisck-blrtrsIcts» w» ^<Ie> nisnii koxttnloz riiMllM. Lm»l>r L c«. US. MW. Der AdreßentwUkf der Reichsdnnia. Neueste Dralstbcuchte. Hosnachrichten. „Helkulespillen", Konzert und Zahnschmerzen, Lehman» Jerusalemve -Osten-Chor. rein, Schwurgericht. DmuinStag. 17. Mai 1V06. »er «dretzentwurf der Reichst»,,»». >"SL,-sL!s i llieichsduma niöglich. Bor allem ist in Nußland »Ölig, die Aus- j ' ...... wie . arrgen der russischen Volksvertretung an den Zaren, i» dem bereits kurz mitgeteilten Adreßentwurs worden sind, tragen einen programmatischen Charak- ' ssen folgende zwölf Punkte: Volle Amnestie, all- -lrecht, ein verantwortliches Ministerium, volle Gewalt der Reichsduma, Uiioerantwoitlichkert des Haftung der Todesstrafe, Abschaffung des Ausnahme- bichaftung des Neichsrates, Revision der Staats- de, Koalitionsrecht. obligatorisches Enteignungsrecht schränktes Jmterpellationsrecht für die Rcichsduma. Adreßentwurs bat folgenden Wortlaut: „Eure Majestät , «der an die Volksvertreter gerichteten Rede den Ent« l cnlszndrucken, die Institutionen unerschütterlich zu betoahren, velche das Volk berufen ist, die gesetzgeberische Ge Walt im Verein mit seinem Monarchen zu verwirklichen. Hie Reichsdnma erblickt in dem feierlichen Versprechen des Monarchen an das Volk ein sicheres Unterpfand der Festigung und Weiterentwicklung einer Ordnung der GesMelniiig, welche konstitutionellen Grundlagen entspricht. Die Neichsduma eil» wird alles daran setzen, die Grundlagen der Volks- retung zu vervollkommnen und Eurer Majestät ein die Volks« Vertretung vetreftendes Gesetz zur Bestätigung zu unterbreiten, daS dem einstimmig geäußerten Volkswillen gemäß auf dem allgemeinen Wahlrecht basiert. Der Ausruf Eurer Majestät -nr gemeinsamen Arbeit zum Nutzen der Heimat findet lebhaften Widerhall in den Herzen der Abgeordneten. Die Twma, deren Vertreter allen Massen und Nationalitäten Ruß land» angehören, ist geeint in dem heißen Bestreben, Rußland «i erneuern und eine Staatsordnung zu schassen auf der Grundlage friedlichen Zusammenlebens aller und den festen ' iler» bürgerlicher Freiheit. Die Duma hält es für ihre auf >»d »nd an Wiedens die Eigenmächtigkeit der Beamten welche den Kaiser vom Volke trennt, und einstim« erklärte da» Land laut, daß die Erneuerung des nur möglich sei auf den Grundlagen der Freiheit unter tttzer Beteiligung des Volkes an der legislativen Gewalt der Kontrolle v Kon Exekutive beliebte e».. in dem Manifeste vom 30. Oktober von der Höbe dcS nrch die gewalt. Eurer Majestät Throne» di« lagen zur " machen. Entschlossenheit kundzugrben, eben diese Grund der ferneren Gestaltung der Geschicke Rußlands chen, nnd daS ganze russische Volk begrüßte mit begeisterte», ,.use die Botschaft. Doch schon die ersten Tage der Freiheit waren durch schwere Prüfungen verdüstert, welchen oas Land von denjenigen unterworfen wurde, di« noch immer dem Volke den Weg zum Kaiser verlegen und alle Grundlagen deS Manifestes vom SV. Oktober mit Füßen treten und dabei daS Land mit der Schmach von Hinrichtungen ohne Richterspruch und mit Aus schreitungen. Füsilierungen und Einkerkerungen bedecken. Die Spuren dieser Handlungsweise der Verwaltung sind in den letzten Monaten so tief in die Volksseele eingedrungen, daß keine Be ruhigung möglich ist, solange dem Volke nickt klar wird, daß den Behörden von nun an jede Gewalttätig keit untersagt ist. welche den Namen der Majestät als Deck mantel benützen, solange die Minister unverantwortlich vor der Volksvertretung sind, und solange dir ganze Verwaltung nicht «neuert wird. Nur wenn die Minister vor deni Volke verantwortlich gemacht werden, kann in de» Gemütern der Gedanke der vollen Unverantwortlichkeit des Monarchen Wurzel fassen. Nur ein daS Vertrauen der Mchrbeit der Duma genießen des Ministerium kann das Vertrauen zur Regierung festige», und nur bei solchem Vertrauen ist eine ruhige und normale Arbeit der den verstärkten Schutz »nd den Kstegs zusland außer Kraft z» setze», uuler deren Schutz die Eigenmäch tigkeit und lliiveramwoitttchieit der Beamten sich besonders ent wickelt hat und »och in die Ecicheinnng tritt. Glelch;eitig müssen sich die Grundlagen der Verantwortlichkeit der Vecwaltnng vor den Volksvertreter» einbürgern. Für eine fruchtbare Tätigkeit der Neichsduma ist die Durchsühruiig der Grundlage einer wahren Volksvertretung erforderlich, weiche darin besieht, daß nur die Einigkeit des Monarchen mit dem Volke die Quelle der gesetz gebenden Gewalt >ci. Jede Scheidewand zwischen Kaiser und Volk muß beseitigt werden. Auch darf nicht ein Gebiet der Oiesetzgebung bestehen, welches stets verschlossen wäre der freien Revision durch die Volksvertretung im Vereine mit dem Monarchen. Tic Neichsduma hält es für ihre Pflicht, Euerer Majestät namens deS Volkes zu erklären, daß das ganze Volk mit voller «rast und Begeisterung, im wah ren Glauben an das nahe Aufblühen der Heimat, das schöpferische Werk der Erneuerung des Lebens vollsührcn wird, wenn zwischen ihm und dem Thron nicht der Neichsrat steht, der sich ans ernannten Würdenträgern und ans von den höchsten Klassen der Bevölkerung gewählten Mitglieder?» zusammenlebt, und wenn der gesetzgeberischen Kompetenz des Volkes nicht durch besondere Geietze Grenzen ge st eckt sind. Im Bereiche der ibr bevorsiehenden aeietzgeberischcn Tätigkeit erachtet die Duma es als unumgängliche Notwendigkeit, das Volk durch genaue Gesetze sicherzustellen. Unantastbarkeit der Person. Freiheit des Gewissens, des Wortes, der Presse, der Vereine, Versammlungen und Ausslände, das sind die Grundlagen, welche schon das Manifest vom 80. Oktober gelegt hat, und ohne die eine Reform der sozialen Verhältnisse undenkbar ist. Die Duma geht von der unerschütterlichen Ueberzeugung aus. daß weder die Freiheit noch die Ordnung befestigt werden kann ohne die Gleichheit aller Bürger vor dem Geich. Daher wird die Duma ein Gesetz ausarbeiten, nach dem alle Bürger gleich berechtigt sind und gleichzeitig alle ständischen, nationalen und religiösen Vorrechte ausge- hoben werden. Bestrebt, das Land von der administrativen Bevormundung zu befreien und die Beschränkung der bürger lichen Rechte ausschließlich dem Gerichte überlassend, halt die Duma die Todesstrafe, auch nicht auf Grundlage eines richterlichen Spruches, für zulässig. Sie hält sich für be rechtigt, zu erklären, daß sie damit den einmütigen Be strebungen der ganzen Bevölkerung Ausdruck verleiht. Die Klarstellung der Bedürfnisse der Landbevölkerung und entsprechende gesetzgeberische Maßnahmen bilden die nächste Ausgabe der 'Duma. Die bäueniche Bevölkerung harrt ungetmldig auf Befriedigung der Agrar- bedürf nisse. Die erste Reichsduma würde nicht ihre Pflicht erfüllen, wenn sie nicht ein Gesetz schüfe zur Defriedi- aung dieser Bedürfnisse mit Hilfe der Kronapanagen, der Kloster- länder und durch zwangsweise Enteignung der Landgrund besitzer. Die Duma hält es auch für notwendig, ein Gefetz zu schaffen, welches dieGleichberechtigungderBauern bestätigt und sie von Druck, Willkür und Vormundschaft befreit. Für ebenso unaufschiebbar hält die Duma die Befriedigung der Bedürfnisse der Arbeiterklasse. Der erste Schritt aus diesem Wege muß die Sicherstellung der Organisations- sreiheit aller Arbeiter sein behms Selbsttätigkeit zur Hebung ihres materiellen und geistigen Wohlstandes. Auch die Hebung der Bolksaufkläruna stellt sich der Duma als Aufgabe dar. Auch hält die Reichsduma es für nötig, unter den unaufschiebbaren Aufgaben auch die Entscheidung der Frage über die Befriedigung längst reifer Forderungen einzelner Natio nalitäten auszusühren. Rußland stellt einen von vielen Stämmen und Nationalitäten bevölkerten Staat dar. Die geistige Einigung aller dieser ist nur möglich bei Befriedigung der Bedürfnisse eines jeden von ihnen, in der Art. daß dabei die Eigenartigkeit einzelner Seiten ihres Lebens gewahrt und entwickelt wird. Tie Duma wird für weitgehende Befriedigung dieser gerechten Bedürfnisse Sorge tragen. Majestät! An der Schwelle unserer gesamten Arbeit steht eine die Seele jedes Volkes erregende Frage, welche auch uns Nolksvertrelcr erregt und uns ver hindert, in Ruhe den ersten Schritt unserer gesetz geberischen Tätigkeit zu tun. Das erste Wort, welches in der Duma erschallte und mit Sympathierufen der ganzen Versamm lung aufgenommen wurde, es war das Wort Amnestie! Das Land lechzt nach voller politischer Amnestie, die eine Forde rung des Bolksgewissens ist und die nicht versagt, deren Er füllung nicht verzögert werden bars. Die Duma erwartet von Eurer Majestät volle politische Amnestie als erstes Unterpfand geqenseitgen Verständnisses und gegenseitiger Uebereinstimmung zwischen Kaiser und Volk." Im übrige» wird znr Lage gemeldet: P e t e r s b ur g. Die von drei Mitgliedern des Reichsrales entworfene Adresse des Neichsrates an den Kaiser bittet, wie die „Nowojc Wreusia" meldet, »m Amnestie für alle, die während der Freiheitsbewegung die Grenzen des Gesetzes überschritten, ohne sich jedoch eines Angriffes auf fremdes Eigentum oder Leben schuldig gemacht zu haben. Der Adreh- entwurf wird in öffentlicher Sitzung beraten werden. Die Amnesticsrage wird bereits im Justizministerium bearbeitet. Petersburg. Durch kaiserlichen Erlaß ist der bisherige Staatssekretär Grat Lamsdorssfür das Jahr 1906 zur Teil nahme an den Sitzungen des Reichsrates berufen worden. Neueste Drusjtmel-uuken vom 16. Mai. Deutsche Städtevertreter in London. London. Sir Horace Marshall, der frühere Scheris der Londoner City, gab gestern zu Ehren der de u ti ch e n S t äd t «- Vertreter im Savoy-Hotel ein glänzendes Festmahl. Auf einen auf den Deiitfchen Kaiser und die Kaiserin ausgebrachtea Trinkspruch erwiderte Oberbürgermeister Kirschner-Berlin mit einer Ansprache. London. lPrkv.-Tel). Tie deutschen Städte vertreter begaben sich heute in Begleitung des Lords Lyveden und anderer Mitglieder des Empsangsansschusses nach Windsor, wo sie das Schloß besichtigten und aus Einladung des Königs einen Imbiß entnahmen. Koloniales. Kapstadt. Nach hier eingetroffenen Meldungen gelang es der Kappolizei in sehr schwieriger Gegend bei Reinwastmaak Morenga mit 7 Orlogleuten zn sangcn. Er soll nach Uppington gebracht werden. Hamburg. Heute vormittag kam von Südwest- afrika der Dampfer „Professor Woermann" mit 21 Offi zieren und mehreren Militärbeamten hier an, darunter Maior Meister, die Haupileute Mcerwein, Brentano. Winterfeldt und von Wolfs nebst 97 Unteroffizieren und Mannschaften, darunter 26 vom Typhus Genesene und 4 Vertvundcte. Auöftandsbewegung. Mannheim. Der größte Teil der etwa 2500 Mann zählenden Arbeiter der Rheinischen Gummi- und C e l l u l o i d s a b r i k, die sich seit dem 19. April im Ausstand befanden, hat heute früh bedingungslos die Arbeit wieder ausgenommen. Simft mW Wissenschaft. I« Restdenztßeater zeigte sich Richard Alexander, der sieghafte Lacher, gestern abend in einem zwar nicht mehr ganz sunrelnagelneuen, dafür aber ungemein lustigen und witzigen Stück, dessen verführerischen Titel „tz e r kn l e s P i l l e n die Herren Autoren — Bilhaud nnd Hennequin — für eine bunte Szenenfolge tollster Verwechselungen gewählt haben, die durch den verwegenen Uebermut und daS rasche Tempo der verrück ten Geschehnisse alle und jede Kritik entwaffnen. Literarische iscs lediglich amüsieren, und zwar L taut theatralische Zweck jedes dramatische zrix; für sie heiligt der Mittel. Kein Wunder, "^es Jomödie ebensowenig rühren, wie etwa die Moral, die der >ichte -« «runde liegt, einer näheren Beaugenscheinigung ünterzichen. Er > tu?»? ^iinS ist gefährlich wie das andere. Aber, va» iut'S? Man lacht, — und das ist die Hauptsache. Im »weiten Aufzuge, da Alexonder-Frontignan das liebe- und energiestärkende Tracha hinterrücks eingeflößt bekommt und die sürchtevich schönen Wirkungen der Herkulespillen dem Publi kum nel oLiilos demonstriert werden, mußte das Spiel gestern abend auf der Szene sekundenlang unterbrochen werden, um Luft für die Lach- und Beifallspausen zu gewinnen. Hier war der Künstler, der immer aufs neue durch seine natürliche Komik fesselt, die er — darin liegt ihr siegreiches Moment! — mit finer außerordentlichen Liebenswürdigkeit zu verbinden ver drastischer Ei a» und für si N fäll«, durch die er die zündende Schlagkraft der ^ überaus wirksamen Szene erheblich zu steigern wußte. Neben ihm. dem Protagonisten feines Ensembles, trat gestern am bemerkenswertesten Herr Ferry Sikla her vor, der sich in der amüsanten Wiedergabe des „betrogensten Ehemannes von Emerika" als ein Chargenspieler von höchst be- achtlichen Qualitäten zn erkennen gab. Erst weit noch ihm Pud die Damen Vera Witt tOdettej. ElemeuS lAngae). S o r g er sSidoniej Wernerals recht ergötzlicher Loübait zu nennen, net war wieder ^ - > ' ' ^ - und Krause sFrau Bicotj, sowie Herr Ausgezeiä)- >er das lebendige Zusammenfviel. Nach dem außer- Heilerkeitsersolge des Schwankes ist der Novität, wofern Herrn Alexander, der mit stürmischem Beifall gefeiert wurde, dcrWettcrgott nur halbwegs günstig gesinnt wird, ein gutes Dutzend Wiederholungen bombensicher. Und das genügt la fürs erste. IV. s* Koozert und Zahnschmerzen i« M-nat Mai. Zahn schmerzen! Wer kann s ermessen, was es heißt, sie zu haben, wenn draußen alles singt und jubiliert und die Maiensonne mit 25 Grad Reaumur yinauslockt in die Poesie des jungen Grünens und Blühens, in den Dust des Flieders und zu der gleichen schöner Sachen mehr! Aber ich -hatte sie nun einmal, oder vielmehr, sie hatten mich mit aller Genwlt, und so blieb mir in dieser grauenvollen Lage kein anderer Weg, als der, von dem man gewöhnlich „ungerisjen" nicht zurückkchrt. Die Operation war einfach und auch nicht einsw " Freund, der schmerzlose Nachdem mein alter, lieber , .... Zahnarzt, mir einige Male ordentlich und derb mit einer Stahlzange auf das kranke Objekt geklopft hatte, wobei mir vor Schmerzen die Haare zu Berge standen und das Wasser aus den Augen sprang, erklärte er mir, mein Fall sei ein idiopathetischer, yervorgerujen durch Nerven- entblößung eines kariösen Zahnes. Das Ding müsse heraus. In solcher Lage ist man gewöhnlich ganz und gar Feigling, ich war zufällig aber mutig. Also, heraus damit. Kaum geiagt, war der Zahn auch schon draußen, ich aber auch, nämlich aus mir selbst vor.Schreck und Leid. Jüdes war mit dem Zahn. Gott sei Dank, auch der große Schmerz „gerissen". Der kleine zitterte allerdings noch in allen Nerven nach. In dieser Lage wurde mir bedeutet, daß ich über dos Konzert der Sängerin und Pianistin Signora Tedaldi zu referieren habe. Auf meine Einwendung, daß mein Zustand, der immer noch be denklich mahnende Schmerz, der Menschheit ganzer Jammer, der noch über mir lag, es mir nicht leicht machen dürsten, meiner kritischen Verpflichtung besonders „freudig" nach- zukommen, ermunterten mich meine Kollegen mit der mehr oder weniger logischen Ansicht, daß gerade dieser Zustand, dieses Hangen und Bangen in schwebender Pein, mich zu der Ausgabe sonderlich qualifiziere, daß ich in solcher Lage, wie kaum ein anderer, die Qualen und Schmerzen der unglücklichen Gioconda, die Todesahnungen der Königin von Saba, die Leiden der ver zweifelten Leonore des „Troubadour", deren Arien auf dem Programm der konzertierenden Signora standen, daß ich all das in Tausende von Rotenköpsen zusammengetraaene Wed der Tedaldi und vielleicht auch das der Konzertbesucher am beste» und tiefsten nachzusühlen im stände sei. Dagegen war nun freilich etwas Wesentliches nicht ein- zuwendcn. Pünktlich zur angesctzten Konzertstundc. um 8 Uhr. war ich im Bcrcinsha use. Zunächst war ich cs sbittc wörtlich zu uehmenl ganz allein. Dann kamen noch Damen, und dann noch zwei. Endlich auch ein kritischer Äottege , itisch und schließlich noch einer. Unterdessen war es 25 Minuten nach 8 Uhr geworden. Ta. noch vier Damen und noch zwei Herren. Also dreizehn zusammen. Auch das noch! Nach einigen bangen Minuten weiteren Wartens erschien in der gräßlichen Oedc und Leere dcS Saales ein Kellner, um ein Paket Noten auf dem Pianino niederzulegen. Dann kam Signora Tcdaldi selbst. Eine Gesangsszene „I>. livrv soint" von Pinzuti <?j mar das erste Opfer. Hierüber nach irgend einer Richtung hin kritisch zu werden, blieb vollständig ausgeschlossen. Die Leistung — Gesang und Begleitung, beides erledigte Signora Tedaldi ganz allein — verwies lediglich aus den Humor und aus das Amüsement malgrö soi. zualeich aber verwies sie aus das Kühnste, ivas an Wagemut im Konzertsaale aufzubringen sein dürfte. Denn eine so gänzliche Abwesendest von allem, was Stimme, Vortrag, guter Geschmack und dergleichen mehr an belangt, ein so durchaus schauerlich entblößter Dilettantismus, dargeboten gegen 3 Mark Entree, ist mir während meiner vierzigjährigen Wanderungen durch die Konzerticile des zivili sierten Europas noch nicht vorgekommen. Nach dieser ersten Probe der Leistungsfähigkeit hatte ich nun eigentlich gehen können. Aber ick blieb, um meine kritische Zähigkeit und Stand haftigkeit dis aus das Aeußerste zu prüfen. Also noch eine Arie, diesmal eine aus Gounods vergessener Oper „Os rsins 6« Kabs" s„Onkin soulo"j. Damit war ich für meine Person aller dings zu Ende. Nicht aber die Signora, die gewillt schien, bis an die letzte Grenze, bis zum Polizeiwidrigen zu gehen. Ich bemerkte nur noch, daß die elektrischen Beleuchtungskörper zitterten, daß einige Damen - es waren, wie schon.gesagt, nur acht anwesend — sich anqsilich-Nack> dem Ausgange umiahen und zwei im Dämmer- sthelne des i-raales verlorene Herren zischten. Dann stand ich> allein^nnd einsam aus der Treppe des Hauses, noch einsamer als -Lignora Tedaldf im Konzertsaale, um mich zu fragen, ob Zahnschmerzen in höchster Potenz tiefer gehen können u«d schwerer zu ertragen sind, als das Amt eines Kritikers, der nach den Bitternissen einer glücklich überwundenen, furchtbar inholisrcichen Konzertiaison auch noch eine derartise Prüfung, Dz überstchen bat. L. 8».
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