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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060418014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906041801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906041801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-04
- Tag 1906-04-18
-
Monat
1906-04
-
Jahr
1906
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IS Mw. oo» «Writzburg-Elltnbera nach Radebeul (an Dresden L»m>tbab>ch»s nachmittag» 4 Uhr 17 Min), abends 6 Uhr Ä Min. von Radrbrul nach Mo>(tzb>irg-Eise»berg «ab Dresden Honptjöhnhof 8 Ubr A Min. obrndSI und abend« 7 Uhr 42 Min. von Moridbulg-Enenberg nach Nadebenl (an Dresden Haupt- dahichof 8 Ubr 40 Min. abend«) vorgeiehr. Im Z»sni»me»- danae mit dieser Neugestaltung des Fahrplane« auf der Schmal spurbahn steht die Veränderung einiger Vorortzüge zwischen hier und Co-wia —Meißen. Der NachmittagSziig Rade- a—Radebeul ist um eine Stunde früher gelegt, derselbe geht siig schon L Ubr 8l Min. von Radeburg ab. Besonder« zu oähnen ist noch, daß die Nachtziige zwischen Radeburg und Radeveul im kommenden Sommer wieder täglich abgelassen werden: der Rachtzug nach Radeburg verläßt aber Radebeul schon um 11 Uhr (Anschluß ab Dresden Hauptbaknhof 10 Ubr 3b Min. abends Ln Sonn- und Festtage» werden noch folgende Zuge abgelasse«: nachmittag» 1 Uhr 3b Min. von Radebeul nach Radr- burg. nachmittag» 12 Uhr 17 Min. mrd abend» 6 Uhr 36 Min. von Radeburg «ach Radebeul. — Gestern ist im zweiten Stock der König!. Knnstgewerbe- schnle, AntonSplatz, eine stenographische Fachaus stellung eröffnet worden. Veranstalter ist der Elbaauveiband der Stenographenvrreine nach Gabelsberger in Gemeinschaft mit dem Dresdner Ortsverbandr. Die Ausstellung ist von den über 50 Vereinen des Verbände» mit seinen 3500 Mitgliedern sehr reich beschickt worden. Nicht nur der Stenvgraphlekundige, sondern auch der Laie wird de» Interessanten genug vorfinden. Für den Jünger Gabelsberger» in erster Linie bestimmt sind eine reich haltige Fachliteratur, ferner mustergültige Schriften von hervor ragenden Stenographen früherer und jetziger Zeit, wortgetreue Aufnahmen von Verhandlungen. Reden usw. darstellend: Unter richtsmittel und Schulbücher, die über die Unterrichtstätigkeit in Schulen und VereineiiAusschluß geben, sowie eine Darstellung hältnissr durchdrungen hat, liefern die weiblichen Handarbeiten und kunstgewerblichen Gegenstände mit Verwendung stenographischer Zeichen. Da läßt ein begeisterter Jünger Meister Gabelsberger» auf seine Taschentücher den Namen in stenographischer Schrift sticken. Eine stenographiekundige Kunstjüngerin bestickt Tisch tuck. Servietten und Kissen mit turzschristlichen Zeichen. Andere bringen die Redezeichenkunst aus Truhen. Wandbildern. HauSsearn, Tassen, Tabakpfeifen. Türschildern usw. an. Auch in der Seiden-, Porzellan- und Glasmalerei, sowie in Holzbrand arbeiten und Schnitzereien hat die Stenographie Verwendung gesunden. Kurzum die Ausstellung bietet so Mannigfaltiges. dag jeder etwas gerade ihn Interessierendes darin entdecken wird. Sie ist ein beredtes Zeugnis für die Bedeutung der Stenographie und für den Fleiß und die Tüchtigkeit der Mitglieder der Vereine de» Elbaauverbandes. Die Ausstellung, deren Eintritt voll ständig frei ist. bleibt bis nächste» Sonntag täglich von 1l bis 5 Uhr geöffnet. Sie wird dann durch den Elbgan von einer Stadt zur anderen wandern und zunächst in Großenhain und Meißen eröffnet werden. — Die Herren Obermaschinenmeister Gustav Gutmamr und Korrektor Albert Schmidt, ersterer 34 Jahre, letzterer etwa 90 Jahre in der Buchdruckerei der Dr. Güntzschen Stiftung svormal» E- Dlochmann u. Sohnj beschäftigt, begingen gestern, umgeben von den Beamten und dem Gejamtpersonal dieier Ab teilung, ihr bOjcihriac» Berufsjubiläum. Nach harmonischer Begrüßung durch die vereinigten Truckereisänger übermittelte Herr Inspektor Winkelmann im Namen der Ver waltung der Dr. Güntzschen Stiftung die Glückwünsche, gleich- zeitig ein Anerkennungsschreiben und ein Geldgeschenk über reichend, während Herr »Ltöckert im Namen der gesamten Mit arbeiter, die als bleibendes Andenken je eine goldene Uhr mit Widmung gestiftet hatten, die Gratulationen aussprach. Dankes- warte der Jubilars und persönliche Beglückwünschungen beende- teu die Feier. — Die außerordentlich warme Witterung am Karfreitag und Ostersonnabend in Verbindung mit dem in der Osternacht gefalle nen Regen hat die Baum bl» t in ganz überraschender Weile gefördert und deren Eintritt derartig beschleunigt, daß bereits am zweiten Osterseiertag viele Kirschbäuine, in vollster Blütenpracht prangend, dos Auge des Wanderers entzückten. In den Ort schaften de» unteren Elbtales, namentlich in Gohlis-Cossebaude, Kötzscherrbroda, Niederwartha, Gauernitz und anderen Orten herrschte an den Feiertagen rin überaus ledbaster Ausflugsverkehr, der sich für diese und nächste Woche erhallen, sogar noch ver stärken dürfte, da bekanntlich gerade diese Gegend zur Zeit der Banmblnt ein wahres Blütenmeer, ein Bild von märchenhafter Pracht darstellt. Mit besonderer Vorliebe werden für diese Par tien die Dampfschiffe als Verkehrsmittel benützt, von deren Deck aus ein wunderbarer und freier Rundblick aus die entlang der Elbe sich ziehenden »iib im Blüteiischmrick prai. Re» .Höhen rüge geboten wird. So kann der Wanderer aus dieser Fahrt in begnemster Weise in schöner, frischer Lust und ohne Staub- belästigimg diese entzückenden Bilder genießen und immer wech selnde herrliche Eindrücke an seinem Auge vorübergleiten lassen. Die Sächsisch-Böhmische Dampsschissahrtö-Ge- sellschaft wird aus Anlaß der Banmblüte von Mittwoch, den 18. April, an täglich bei schönem Wetter folgende Sonderfahrten ausrubren: Nachmittags 1,30 Ubr von Dresden nach Gauernitz (Sonntags bis Meißen) und von Gauernitz 5.55 Uhr zurück nach Dresden, sowie nach mittags 8 Uhr von Dresden nach Meißen und zurück von dort 5,30 Uhr nach Dresden. Au> der oberen Strecke ist für Sonntags nachmittags 'oständiger Verkehr vorgesehen worden, auch werden dre planmäßigen Fabrten bei Erfordernis in ent sprechender Weise unterstützt, so daß alleiithalven eine glatte und ungehinderte Abwicklung des Verkehrs zu erwarten steht. SluS den amtlichen Bekanntmachungen. Handelsregister. Eingetragen wurde , di« Firma Dresdner Stnhlrobrsabrrk von W- Richard HSnel in Dresden und daß der Kaufmann Wilhelm Richard Franz Hänel Inhaber ist: — daß di« von der offenen HanbelSgesellichast Com vag nie »Sascha"' Ed. Müller L Comp, an den Kanhnann Carl Heinrich Sabre erteilt« Prokura erloschen ist: — daß der bisherige Inbader der Firma Helena Wolssobn Nachs. Leopold Elb Andrea« Ernst Stephan gestorben ist und daß die GeschästS- tnbaberin Bertba Ernestine verw. Stephan geb. Dominik In haberin ist; — daß von der Firma Fran, Bertbotd dem Kauf mann FrlixFerdinand Bertbold Prokura erteilt ist: — daß di« Finnen Holzbauten L Brunn, NustavH. Richter und F. Paul Hennig, Spedition L Soei-err» in Dresden «loschen sind. IwangSverfteigermngen. Im Dre«dner Amtsgericht«- b »ztrk« sollen zwangsweise versteigert wecken: das in, Srundbuche für da« vorm. König!. Stadtgericht Dresden Blatt 222t aus den Namen des jetzt verstorbenen Richard Hermann Hübner ein getragene «ilrundftück am 11. Juni, vormittag« 0.9 Ubr. Da- ( undftück ist nach dem Flurbuch, « Ar groß und auf 81 tvv M. geschabt. E« besteht an« einem Wohngebäude mit Losraum und liegt in Dresden, Stein- ft ra ß e 6. — da» im vtnmdbuch« 8 für Dresden-Antonftadt Blatt 186 aus den Rainen Rodert Stärk in Dresden eingetragene »rundftück am 20. Juni, vormittag« 8 Ubr. Da« KrundAick ist nach dem Flurbuch« 2,6 Ar groß und aus 61906 M. geschätzt Es liegt in Dresden- Neustadt. Sebnitzer Straß« 8b. Ecke Körlitzer Straße, besteht au« einem Eckwobnhaus, einen, Kegelschub, einem Datchbau», drei Holz- und Koblenichuvven und Hofrauin. Das Grund stück ist angeblich teilweise dauernd zum Betriebe einer Restauration — sttzt di« Bezeichnung ,»>m Fürst Pückler" sübrend — eingerichtet. Da« SchankwirtschastSinveniar ist gesondert aus 1289 M. 89 Pfg. gelchätzt: — da« im Grundbuch« für Löbtau Blatt 412 aus di« Namen Wilhelm Heinrich Haberland und Mari« Helene Haderland geb. Marquart eingetragen« Grundstück am 1«. Juni, vormittag« S Ubr. Da« Grundstück ist nach de« Flurbuche 22.7 Ar groß und aus lbb 739 M 2b Pfg. gesrbätzt. S« destrbt au« einem freistehenden Wohngedäud«. einem Maichtnennieder- laaSgedstnd« mit Vergrößerung und Kistenichuvpenandau, einem Damps- kessrtaedSud, mit Abottanbau und Damvflchornftein, einem Fabrikgebäude mit Vergrößerung und Drevprnüderbau, einem Schuppengebäude und zwei Hosräumen: e« ist angeblich teilweise dauernd zum Betriebe einer Ma schinenfabrik «ingerichtet und liegt in DreSden-Löbtau. Bü «rau ft »er ß « »; —in der Zwangsversteigerung-fach« de« «« Grundbuch« für Latta Blatt 867 aus den Namen de« Brauer« Ernst Emil Schröder in DeeSden «ingetragenen Grundstück« ist der aus den tz. Juni, vormittags » Uhr, «beraumte BerVetgeruagStermtn aufgehoben worden. ^ TageSgcschichk. Au Herr» von Holstein» Abschied werden der „Schles. Ztg." von gut unterrichteter Berliner Stelle folgende interessante Mitteilungen gemacht: Al o der geheimste der Geheimen Räte im tBerliner Auswärliaerr Amte, Herr v. Holstein, geht nu» wirklich von dannen. Binnen kurzem wird er, wenn nicht geradezu «in Wunder geschieht, den Platz geräumt haben, den er über dreißig Jahre in der Wilhelm straße inne hatte. Daß es mit seiner Macht aus ist, bekundet die Art, wie ihn seine Gegner bereits ossen rncderbcrße». In inländischen und ausländischen Blätter« wird das übliche Sündenregister ausgemacht, wobei manches behauptet wird, lvas gewiß nicht stimmt. So ist es zweifellos falsch, daß Herr von Holstein schlecht mit dem Fürsten Bülow stand, von diesem nur noch widerwillig geduldet wurde und in Feiudschair von ihm geht. Ungeiähr gerade das Gegenteil dürste richtig sein. Er war bis zuletzt rin vom Reichskanzler sehr ge- schätzter und freundschaftlich behandelter Mitarbeiter und z. B- auch darin dessen brauchbarster RLann. wo es galt, aus Grund diplomatischer Ersahrungen, sowie mit Hilfe über zeugender Aktenstücke r a s ch e E n l s ch l ü s s e deSKaiicrs zu mildern oder umzuge st alten. Dem Kaiser blieb nicht verborgen, wer gewöhnlich das sachliche Beweismaterial dem Kanzler zurlistete, wenn letzterer sich bemühte, eine bereits gefaßte kaiserliche Änichauuna über eine schwebende Frage in der auswärtige» Politik zu ändern. Daraus entstand wohl allmählich ein gewisses Mißbehagen über den unbequemen Gcheimrai, der öfters wesentlich anderer Mei nung war als Seine Majestät. Der Verlauf der Marokko-Frage mag dann das Maß dieses Unbehagens so weit gefördert haben, daß der neue Staatssekretär -Herr von TIchirschkn nicht bloß eigener Neigung, sondern zugleich noch höheren Wünsche» nachsühile, als er die außeraewöhnliche Stellung Holsteins dienstlich einzuschränken vernichte. Der stille Herr Geheimrat dürfte rasch geahnt haben, woraus es hinausging. Wahrschein lich merkte er auch, daß Fürst Bülow ihm. schon aus Rücksicht aus den Kaiser, diesmal eine Zurückdrängung nicht ganz er- sparen konnte oder mochte. Als erfahrener Mann nahm Holstein den nächsten Anlaß wahr, um sein Entiassungsaeiuch einzurcjchen. Es liegen ober aule Gründe vor, daß Bülow. wenn er gesund geblieben wäre, sich bemüht hätte, den alten wertvollen Mitarbeiter, soweit möglich, zu halten. Mit der Erkrankung Bülows brach indes Holsteins stärkst« Stütze. Er sah, wie unter solchen Umständen seine Zeit im Reichsdienst doch bald um sein würde, und bebarrte auf seinem Abschied. In Herrn v. Holstein schwindet aus dem Auswärtige» Amte einer der Letzten Bismarckscher Zeit, ein scharfer Kopf von hervorragender geschäftlicher Erfahrung, der ganz in seiner Arbeit ousging. Die auswärtige Politik be- trachtete er noch nach alter Dradition der Wilhelmsiraße als ein ernsthaftes Geschäft, das möglichst mit Konseguenz und Ent schlossenheit zu sichren sei. nicht als freundliche Operette mit raschem Dekorationswechsel. Zu Hose ging er nicht und mied überhaupt Gesellschaften. Ein« Star-Operation aut beiden Augen ließ den greisen Mann — Holstein ist bald siebzig — schon seit Jabren keine höhere Stellung mehr wünschen, die ihn in die Oeffentlichkeit geschoben und ihm größere gesellschaftliche oder gar parlamentarische Pflichten auserlegt hätte. Am liebsten hauste er in seiner Amtsstube oder wandert« nachdenklich stundenlang einsam durch die waldreiche Umaebung Berlins. Er war wohl nicht dazu angetan, reichlich Freunde zu erwerben, eher schuf er sich Feinde, viele und bittere Feinde, die jetzt bei seinem Abgang über die Gefühle quittieren, die sie hegen. Die gegenwärtige Streiklage. Erfahrungsgemäß setzen in reden, Frühjahre die AnSslands- bewegnngen in erhöhtem Maße ei», in diese», Jahre ist es aber noch ganz besonders der Fall. Bei Betrachtung dieser Streiks zeigt sich, daß in vorderster Linie bei diesen Arbeiterbewegungen nicht die Loh ii frage steht. Schon im eigenen Interesse, nm bei günstigem Geschäftsgänge den ungestörten Fortgang ihrer Betriebe zu ermöglichen, werden sich die Unternebmer zur Besser stellung ihrer Arbeiter, soweit irgend möglich, verstehen und es ist dies auch, wie die zahlreichen, zum Teil erheblichen Lohnerhöhun gen beweise», tatsächlich geschehen. Die Unternehmer können aber in keinem Falle den sozialdemokratischen Gewerkschafts führern, die nicht den gedeihlichen Betrieb des Unternehmens, sondern die Erregung fortgesetzter Betriebs'!?.unae» ,»m Ziele haben, eine» bestimmenden Einfluß aus die Betrieosführnng zuer- keunerr, müssen vielmehr solchen, nicht im Interesse des Betriebes liegende» Bestrebungen gleich im Anfänge der Bewegung mit aller Entschiedenheit und Energie rntaegentreten. Diese gegen wärtigen Verhältnisse beleuchtet eine Darlegung über die angen- blickliche Streiklage in den Mitteilungen der Hauptstelle Deutscher Arbeitgeberverbände. Wenn für die jetzige Streikhochfliit neben dem flotten Geschäftsgänge und der Verteilen»,« der Lebensmittel auch das Erstarke» der beiderseitige» Organisationen als Grund angegeben wird, so ist dies, wie die Mitteilungen ansführen, soweit die Unternehmer-Organisationen in Frage kommen, unbe dingt zurückzuweisen. Die Unternehmer würden doch nicht in einer anerkannt günstige» wirtschaftlichen Geschäftslage Ansstärrde provozieren und damit ihre eigene Produktion unterbinden. Wo indes Ansstärrde in einzelnen Betrieben mit Masfenanssperrnngen beantwortet wurden, ist das mir die Antwort auf die sozialdemo kratische Taktik der fortwährenden Beunruhigung und Einzel- abschlachtung; lieber eine zwar schmerzhafte, aber energische und heilsame Operation, als langes andauerndes Hinsieche». Durch die Gewerkschaft wird jede Arbeiterbewegung zu einer Machtsrage umgestaltet: die Erzwingung der Verhandlung mit dem Gewerkschaftsführer. die Anerkennung der Organisation wird zur Hauptfrage: die sozialdemokratische Gewerk schaft soll zuerst mitbeftnnmender, dann beherrschender Faktor bei der Feststellung der Arbeitsverhältnisse werden. Das wird an be zeichnenden Beispielen aus den jüngsteu Streiks erwiesen. So wurde in Magdeburg den Unternehmern der Fuhrwerksbetriebe. welche ihren Arbeitern die Forderungen bewilligen wollten, be deutet. das gehe nicht an, die Unternehmer müßten dies dem Gewerkschaftsführer gegenüber erklären und sich diesem gegenüber schriftlich binden! Ferner haben bekanntlich die Ham burger Seeleute das Entgegenkommen der Reeder in bezug aur Lobnerhöhung abgelehnt und verlangt, daß mit der Leitung des Verbandes zu verhandeln sei. Der Streik im mittel deutschen Braunloklenrevicr ist entstanden, um die Verhandlung der Bergwerksbesitzer mit den durch die sozialdemokratische Gewerkschaft gewählten Vertretern zu erzwingen, während die Unternehmer bereit waren, mit den gesetzlichen Aibciternrrs- schüsseir zu verhandeln. Interessant ist bei dein letzteren Ausstande überdies eine Vergleichung zwischen den Schilderungen der angeb lich geradezu entsetzlichen Lage der Bergarbeiter einerseits und dem tatsächlichen Verhalten der Streikenden andererseits: In denselben Blättern, die sich nicht genug tun können von dem Hunger, dem Elend und dem „Hundeleben" der Bergarbeiter zu schreiben, wird an anderer Stelle von dem „originellen Humor" der Streikenden berichtet, die Ausflüge mit Musik oder unter Absingung sideler Masscngesänge veranstalten. Der erwähnte Bericht der Hanptstelle schildert dann wciSer das planmäßige Vorgehen der Gewerkschaften an der Bewegung der Former- und Gieße,eiarbeiter, wodurch die ganze Metallindustrie betroffen ist. Das Handwerk leidet nicht miiivcr. so daß das Jahr 1906 als Streikiahr dem Jahre 1905 mit seiner bekanntermaßen gegen die frühere» Jahre erheblich vermehrten Streikbetätranng nickst nach- stkherr wird. Gegenüber solchem planmäßige» Vorgehen der Ge werkschaften und ihren großen Macht- »nd Geldmitteln kann nur ein geschlossenes und einmütiges Zusainmcnstehe» der Unter nehmer Erfolg bringen: gerechte Prüfung der Wünsche der Ar beiter. Erfüllung, soweit irgend tunlich, dann aber, wenn weiter- gebende Forderungen abgrlehnt werde» mußten, ein unbedingtes Festhalten an den einmal gefaßte» Beschlüssen und eine unbc- vtugle Durchführung der einmal beschlossenen Maßregeln! Dtttische« Reich. Der frühere Direktor der Kolonialabtkilinrg deS Auswärtigen Amtes Dr. Sin bei ist zum anßerordentlichen Gesandten uno bevollmächtigten Minister in Christiania ernannt worden. Durch KabinettSorder ist dem Generaladjutanten des KasierS und Ehef deS Marinekabinetts, Admiral Freiherrn v. S e n d e n»B ib ra n, zur Wiederherstellung der Gesundheit ein dreimonatlicher Urlaub innerhalb oer Grenzen deS Drutici>err Reiches und nach Frankreich bewilligt und mit seiner Vertretung al» Ehe! d«S WariwekabtuettS der diensttucnde Admiral L 1a «uitv. Konteradmiral v. Müller, beauftrag» worden. Der deutsche Botschafter in Paris Iürst Radolin und Gemahlin begaven sich aus Einladung der Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein zu mehrtägigem Aufenthalte nach Eumber- 1a»d LoogeS bei Wiudsor. DaS April-Avancement im preußischen Okfi z i e r kor p s ist ein» der umfangreichsten der letzten Jahre und hat namentlich in den höheren Kommandostellen viele Veränderungen gebracht. U. a. sind zwei Generale der In fanterie,' sieben Generalleutnants und zroöst (Heneralmajore aus bei» aktiven Dienste geschieden. An Beförderungen sind im aktiven OsfizierkorpS u. a. zu verzeichnen: eine zum General, der Artillerie, zwei zum Generalleutnant, 34 zum Generalmajor, 41 zum Obersten und 84 zum Oberitleuinani. Neu bcietzt wurden u. a. die Gcneralinipeklion der Fußarnllerie und die Generalinspektion des Militär^rzichungs- und Bildungswesens (deren Inhaber zugleich Stellvertreter des Präsidenien des NeiclMniilärgerichis ist), fünf Divisionen des Militär-Rest- inslituts in Hannover und eine 'Fußartilleric-Jiispeftio», ferner bei der Infanterie: 12 Brigaden, zwei Kommandaniurc», 22 Re- gimenter und 6 andere Stellen im NeaimeiiiZkouiinaiideurs- rang, bei der Kavallerie 5 Brigaden und 7 Regimenter, bei der Fcldartillerie 1 Brigade und 3 Regimenter, bei der Futz- artillerie 2 Brigaden, 2 Regimenter und die Fußariillerie- Schießschule, beim Ingenieur- und Pionierkorps 2 Festungs- inspektionen und die Stellen der Pionierkoinmandeure des 15. und des 16. Armeekorps in Straßburg »nd Metz. Daß ein Kriegsfreiwilliger, der Unteroffizier oon Maubeuge im 2. Feldregiment der Schutzlriippe für Südwestasrika, nach Ausscheiden aus diesem Dienstverhältnis für tapferes Verhalten o o r d e m F e i n d e" als Fähnrich im lllanen- Regiment Nr. 5 in Düsseldorf angestellt worden ist, ici als erster derartiger Fall seit 1P70/71 erwähnt. Wie aus Berlin berichtet wird, sind die Arbeiten der Personentori srefor in einen Schrill weiter gediehen. Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten bat die Estcn- bahndirektion Berlin beauftrag!, die einschlägigen Arbeiten, soweit sie Reglements und Tarne belresten, der ständigen Tarn- kommission zu unterbreiten und die Angelegenheit io zu be- schleunigen, daß sie noch in diesem Jahre der alljährlich im Dezember tagenden Ge neralkonfcrenzder deutschen Eisenbahnen zur Beratung und endgültigen Beschlußfassung vorgelegt werben kann. Ferner sind sämtliche Eiienbahndirek- tionen angewiesen worden, an die Umarbeitung der Personen- tarise auf der bereits früher angckündigten Grundlage heron- zugshen. Hierbei dürsten allerdings die Vorschläge des Landes- eisenbabnrates, der Berliner Handelskammer und der Vorstände verschiedener kaufmännischer Vereine, betreiiend eine Abände- r u n g d c s G e p ä ck t a r i s s, in keiner Weise Berücksichtigung finden. Angesichts der Veränderungen, welche für die Erhebung von B e r b ra u chsst e u e rn im Deutsche» Reiche bevorstchen, dürfte es nicht ohne Interesse sein, ans einer Gegenüberstellung zu ersehen, welche Verbrauchsabgaben denn dem Reiche am meisten abwerfen. Da stand im letzten Steuerjahre Zucker mit l2l 734000 Mk. (oder 2.02 Mk. auf den Kopf der Bevölkerung) Gesamtertrag an der Spitze. Tann folgten der Reihe nach Bier mit 03537 000 Mk. bezw. l.57Mk.. Tabak mit 65W6000 Mk. bezw. 1.17 Mk.. Salz mit 53377 000 Mk. bezw. 0,80 Mk. Der Verbrauch von Tabak beträgt im Deutschen Reiche durch schnittlich 1.56 Kilogramm auf den Kops im Jahre, der von Zucker 12,42 Kilogramm und der von Salz 7,5 Kilogramm. Beim Bier stellt sich der Verbrauch sehr veischieben. im ganzen durchschnittlich auf 117 Liter aus den Kopf für das 'Reichsgebiet. Am größten ist er natürlich in Bayer n (235 Liter): dann folgen der Reihe nach Württemberg (I«>4>. Baden (156). das norddeutsche Brau- sleucrgebiet (W), Elsaß-Lothringen (02 Liier). Teniznfolgc ist auch das Erträgnis der Biersleuer recht verschieden, da noch dazu die Besteuerung ungleich ist. I» Bayern entfallen auf de» Kopf der Bedölkerung rm Jahre 5,33 Mk. Picrabgnben, in Baden 3.89 Mk„ in Württemberg 3,64 Mk., in Eliaß-Lothringe» 2,28 Mk., rm Gebiete der norddeutschen Brailsteilergeinciiiichaft aber bloß — 0.83 Mk.! Zur russischen Anleihe schreibt die „Kreuz-Ztg.": „Durch sein plötzliches Unwohlsein ist der Reichskanzler leider verhindert worden, im Reichstage die Stellung der ReiäiS- regierung zur russischen Anleihe zu erläutern. Nachträglich ist aber zuverlässig bekannt geworden, daß der Reichskanzler !chon am Tage vorher dem Geheimen Kommerzienrat oon Mendelssohn hat mitteilen lassen, er könne mit Rücksicht auf die Lage des Geldmarktes und die Rotioendigkcit der Auf nahme einer inneren Anleihe die Jnanioruchnahme des deutschen Marktes für eine neue russiiche Anleihe nicht gutheißen. Für diese Entscheidung waren die Gutachten des Reichsschahamtes des preußischen Finanzministeriums, der Reichsbank und einiger Finanzinstitute maßgebend. Hiernach ist cS also nicht richtig, die Nichtzulassung der rui'sisären Anleihe an deutschen Börsen auf eine politische Verftimmung zwischen Deutschland und Rußland zurückzilsükren. es sind lediglich wirtschaftliche Rücksichten geltend gemacht worden. Wir können nicht unter lassen, unserer Genugtuung darüber Ausdruck zu gebe», wenn wir auch nie daran gezweifen haben, daß der Reichskanzler kleinlicher Emvsindlichkeit im diplomatischen Verkehr nicht 'ähig ist und die befremdende Instruktion des Grafen Lamsdorif an die Vertreter Rußlands in Paris und Algeciras wohl mit der finanziellen Zwangslage der russischen Regierung zu ent schuldigen gewußt hat. Wir möchten ober wünschen, daß künftig bei der Entscheidung über die Zulassung fremder Anleihen auch daS privatwirtschaftliche Interesse einige Berücksichtigung fände, und zwar nicht nur wegen des innigen Zusammenhanges der privaten materiellen Interessen der Bevölkerung mrt dem Staatsinteresfe, sondern auch, weil das Vertrauen der Bevölke rung zur Regierung leiden muß. wenn notorisch hedenk- liche fremde Anleihen das staatliche Placet erhallen, oder wenn gor deren Zulassung gegen politische Zugeständnisse des anderen Staates ausgciauscht wird, wie cs bei der letzten russischen Anleihe geschehen sein fall." Die Märzeinnahme ist im Bereiche der Preußisch- H ess is ch c ir E i s e n b a h n g e me iir s ch a ft wieder eine ganz außergewöhnliche gewesen. Sic beträgt rund 15 Mill. Mk. mehr als ini März des Vorjahres. Damit liegt jetzt auch das Einnahme-Ergebnis für das ganze Rechnungsjahr 1. Avril 1005 bis 3l. März 1006 vor. Nicht weniger als rund 105 Mill. Ml. beträgt die Mehreinnahme des Etatsjahres 1005 gegen de» Etats- yoramchlag und rund 123 Mill. Mk. gegen das Vorjahr 1004. Die Einiiahiiiestrigeriing im Personen- und Güterverkehr beträgt im Jahre 1005 gegen 1004 nahezu 8. v. H. Der „ReichSarrz." meldete dieser Taye. der Uriterstaatsiekretär im Ministerium der öffentlichen Arbeite» Holle babe sich in dienstlichen Angelegenheiten „ach dem Mai» begebe». Die Mel dung war nicht ganz vollständig, denn mit ihm reiste der Geh. Rat PeterS, der das Gebiet der Schissahrtsabgaben zu bearbeiten bat. Die dienstlichen Ailgclcgeiibeiten betressen die Mairr- Kairalisierung. Rach dem «Fränk. Kur" - liegt ei» Staats- Vertrag zwischen Preußen, Bayer», Hessen und Baden im Budde- scherr Ministcrinni ausgrarbeitet vor und bedarf nur noch der Unterzeichnung, damit die Main-Kanalisierung, vorläufig von Hanau bis Alchasfciiburg. beginnen kanu. Oberleutnant Waldemar v. Sobbe, geboren am 17. Mai 1874 zu Frankslirt a. O., früher rm 6t. Infanterie-Regiment, ist, wie ein amtliches Telegramm meldet, am 9. April in Ebolvoa (K amer u n> an Gelenkrheumatismus verstorben. Der Verein der Hanrbnrgrr Reeder hat für morgen. Donners tag, eine Sitzung eliiberufen. die sich mit der Lohnbewegung der Seeleute beschäftige» und zu der vom 13. d. M. datierte» Eingabe des Sermaniisvcrvandes Stellung nehmen »oll. In Mühlhausen i. Th. trat am 14. April dic8.Generai- verIommlung des Verbandes deutscher Textil arbeiter zusammen. Der Verband zählte am Schlüsse deS Jahres 1905 ! 51 868 männliche und 25 940 weibliche Mitglieder. Inzwischen ist die Gesamtmilgliederzabl aus über 80 000 gestiegen. Die Einführung einer Arbeltslosen-untersrützung wurde mit 35 646 gegen 10 287 Stimmen abgclehnt. An Krairkenunler- stützung wurden 1904 »nd 1905 155 968,30 Mk. gezahlt. Für 18 Abwehrstreiks, 24 Angriffsstreiks und 21 Aussperrungen wurden 592 858 Mk. verausgabt. Eine größere Anzahl Lotzn- bewegunaen wurde ohne Streiks durchaesiihrt. Die Einnahmen und Ausgaben der Ortsoerwallunge» bolanzieren mit «inen» Ueberjchutz von 82Ü30L8 ML u» Hah« vo» 1S120SLSS W. Dresdner Nachrichten. L«S. Seite ». » » Mittwoch. 18. April 1KVS
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