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Hielt» Matt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereits als Abend-Ausgabe -«gestellt während es die Post-Abonnk:,len am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. SerugrgebUhk: «InlErli» «t» »n«»,» »,I tSallch «wkinlaN,« Nutra»»»« durch uns«, Boten >»»«»" >md »«'»>»», »n Gon», und Wontaaen nnr «imnav »Mt »»Hl . durch aiXwaniielkvm. mtUonSr» » Ml. bei. » Mt. »v V». Bei emmali«rr Lulie!!>!„, durch die PoslNMt. lokneBklieftaeldl. imAud- lond mU «iNvrrchendem Aulchlage. M achdrn« aller «nidkl«. 0nainal. Mluellunani nur mit deutlicher vueUeuonaa-e i.Lredd viaitir.ft ylläA«. >tach»Ät«Uche Lonorar- antvrllch» blelden m>b»riiits>chii,t: mvrriatiLt« Miwulknvte werden nicht anldeinatirt. »,l«,ra«m-Ndrtsle: «,ch»tcht«» »«»dem HegvLrn-eL 18T0 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. /liiresgeii-^sril. «nnakune von Auklindlauu-e« ldlv nachmittag» 8 Udr. Tonn- u»d Seiertaad nur Dtariemiraße i» von U bis >/,i Udr. Die itpaltiaeLrmid- Zeile «ca. a Sitdkn» « VH. An» dlndiouiiom aui der Lrwatieite Zelle rsvka: die rivatlia« Zeile aui Leit- leite bl» P>» . ald iLinaeiaudt Zeile S> VH Iu Gm», und S«ter»»m» i ivalkiae Arundtetle so DH., aui Drivatlnte «o P»^. Sivaliia« Zelle aui Dertirti« und als EmgeiaiiLI so VH. ttutwärtige Aui- träse uur gegen VoiauSdeuchlmia. vele,diktier koiie» ro Vienniär. Fernsprecher: «r. U und »0«T Lauptgeschüftsstell«: Marlenstr. w. VoriÄtie ü Stkleic 66 ktx, u» üllsn äpotbslion, OroZoribu unck krirttlweriso. 81svlLSirprSr»<L LuL11vmri1IeLi-8v1kS. Vrred^rr>ri>H*edi2 lmmll»» kermlil Imd iiiselif »«lisiMz I» l!s>iiu!li«>i e. Sligl. sf U Uav»a U»t>f ÜIsriknAr 2b L UV««»rvll. W,M». M«, »Illtl- Tm. Llur-ceill-fflüc» „IHM ke«!i«. >». n. NLssL "LNl., i»r. lt>«. M,k>: Neueste Trahtberichie. Hostiachrichten, König Alßert-Driiknial, Gerlchlsveihaildlimgen. Was soll unsere Jugend leien / Das 28esen der Vulkaiic. Tonncistag» IS. April 1906. Neueste rrahtmelduuge» reu» ll. April. Lum AoSbruch deS BesuvS. Neapel. sPriv>T«l.) Infolge Undurchsichtigkeit der Lust stieß ein Eijenbahnzug bei Porti ei auf einen stehenden Zug. Mehrere Personen wurden verwundet. Der Materialschaden ist bedeutend. — Der Unterpräfekl von Castello- mare telegraphiert aus Ortajano: Die Situation ver schlimmert sich von Stunde zu Stunde. 200 Tote können nicht ausgesucht werden, die lieber!ebenden hungern. Wenigstens für 3000 Menschen ist Brot nötig. Die angelommcnen Militär rationen werden von hungernden Weibern im Sturm ge nommen. Wr viel« Verwundete mangelt jede Hilfe. Die Ge fahr scheint für Dorre Annunziata abgrwendet, da der neu aufgetretene Lavastrom sich gegen Pompeji gewendet hat. In TorredelGreco sind mehrere Hälft« cingestürztz wobei mehrere Personen schlver verwundet wurden. — Aus den Trümmern der Kirche San Gn iseppe Vesuviono sind jetzt im ganzen gegen 106 Leichen hervorgeholt worden. Bei den eingestürzten Häusern werden die Bergungsarbeiten fortgesetzt. Neapel. Ter „Mattino" berichtet: In Jomma sind 50 Häuser völlig und 8 Kirchen teilweise e i n g e st ü rz t. Das Rathaus ist mit Vernichtung bedroht. Die Asche liegt zwei Meter hoch. Die Bevölkerung flicht. Flüchtlinge aus Otta - ja » o berichten von weiteren HauSeinstürzen. Neapel. „Mattino" berichtet weiter aus dem Eruption-, gebiete: Heute früh 1 Uhr stürzten in Somma das Rat haus und di« Unterpräsektur ein. Der Vesuv-Ausbruch. der sich gestern abend zwischen 8 und 10 Uhr steigerte, scheint sich jetzt wieder abzuschwächen. Der Vesuv wirft weniger Aschen« Massen aus. das Getöse tritt selten auf, auch mit geringerer Stärke. Ja Torre del Greco hat die durch den Lava- ström drohende Gefahr aufgehört, und die Lage hat sich im allgemeinen gebessert. Der in Sarno und San Sennaro angerichtete Schaden ist nicht genau bekannt. Er soll aber sehr grob sein. Neapel. sPriv.-Tel.) Die L ä t ig k e i t d e s D e s n vs nimmt wieder zu. AuS den Kratern kommen immer wie- der neue Lavaströme. Torre del Greco ist durch einen solche» bedroht. Nachdem sich der Schwefelrcgen nach der Ostseite deS Vesuvs gewandt hat. ist dort das Städtchen Cerbola schwer gefährdet. Nach den Beobachtungen des Observatoriums ist «her eine Zunahme der Ausbrüche zu erwarten. Tie Erl> stütze wiederholen sich mit unheimlicher Schnelligkeit. Man schätzt die Gesawtverlust« an Menschenleben im ganzen Gebiete auf mehr als tausend. Die Behörden haben mehr als 500 Leichen festgestellt und ihre Namen registriert. Man nimmt an. datz 200 Leichen unter den Trümmern der Kirche von San Guisepp« liegen. Die Asche erreichte dort die zweite und dritte Etage der Häuser. In Ottajano liegen noch ster bende und verwundete Personen unter den Trümmern der ein- gestürzten Häuser. Die Gesamtzahl der dortigen Opfer wird auf mehr als 200 geschätzt. In Jnstanze Aosta fuhr eine An zahl von Flüchtlingen in mehreren Wagen. Plötzlich fiel ein derartiger Ascheregen nieder, daß keiner den anderen sehen konnte. Die Pferde gingen durch, und die Kinder sprangen auS dem Wagen und liefen ängstlich nach allen Richtungen hin. Seitdem hat man nichts mehr von den Kindern gesehen und gehört. Miau fürchtet, datz sie alle, etwa 40 an der Zahl, er stickt sind. Nom. Der Zeitung „Vita" wird aus Castellamare von heute früh 8s,h Uhr gemeldet: Im Lause der Nackt trascn die Eisenbahnzüge mit Tausenden von Flüchtlingen aus Tor re d^e l Greco c-iu. Die mit A'che bedeckten Fluchtigen sind von Schrecken erfüll! »nd in bejammernswertem Zustande. Sie erzählen, es habe in Torre del Greco ein schrecklicher Orkan gewütet. Das Waller habe gekocht. Eigrotze Steine seien niederaefallen und Häuser seien «ingestürzt. Toulon. Die aus zwei Panzerschiffen und einem Kreu zer bestehende 2. Abteilung des Mittelmeergefchwa- ocrS ist nach Ncatwl abgegangcn, rnn an den Hilse- lei stungen teilzunchmen. . ^ Lohnbewegungen. Aachen. Gestern abend fand eine Versammlung der Arbeitgeber der Äa ch c n e r L ex t i! i u d u st r i c statt. Dem „Echo der Gegenwart" zufolge wurde beschlossen, falls bis Sonn- abend die Lohnbewegung bei der Firma F. M. Mayer nicht durch Wiederaufnahme der Arbeit beendet sei, am Diens tag der nächsten Woche eine Gencralaussperrung ein- treten zu lassen. Hamburg., lieber 1000 in der KonfcktionS- branche beschchtigte Personen sind gestern obend in den A u s- stand getreten. Lens. In der vergangenen Nacht herrschte wieder starke sehr schwer in Buillet Grenp. Nancy. Der Ausstand der Bergleute in Frouard ist infolge gegenseitiger Zugeständnisse beendet. Zur Lage tt, yiuklaqd. Kö l n. sPriv.-Tel.) Der Petersburger Korrespondent der »Köln. Zta/' versichert gegenüber gegenteiligen Meldungen, Wittes »Stellung jwwanke noch keiner Richtung hin, nur sei es jüngst wegen der Bestrafung einzelner Professoren, die die Revolutionäre mit Wallen ausgerüstet hatten, zu einem Icharsen Rencontre zwischen dem Justiz- und dem Unterrich:s- nnnister gekommen, wodurch dir Meldungen über den Rücktritt dieses oder jenes Ministers austauchten. AuS der Provinz laufen fortgesetzt Gerüchte über Bvmbcnattentate und Mordversuche, sowie Plünderungen von Banken, Postwagen usw. ein, die immer wieder mit Rundschreiben des Ministers des Innern an die Gouverneure beantwortet werden, die strengsten Maßnahmen zur Ausrottung der Revolutionäre zu treffen. Petersburg. Gestern wurden kster 29 Abgeord« neteaewählt. Davon gehören g der Linken, 1 der Rechten und 2 der gemäßigten Partei an- die übrigen sind parteilos. In acht Fällen haben Nachwahlen stattgesundcn. — Anfang April a. St. beginnt die Erhebung einer A k z i se n st c u e r auf Benzin, Gasolin, Solar und Schmieröle. Tiflis. General Alichanow tritt den Zeitungsgerüchten entgegen, denen zuwlge die Polizisten und die Truvpen das öffentliche Leben in Gnrien unerträglich gestalteten. 'Das Detachement habe seine Aufgabe durchführen können, ohne daß es zu Gewalttätigkeiten und Zusammenstößen gekommen fei. Ruhrort. sPriv.-Tel.) Dis jetzt ist eS noch immer nicht gelungen, der Genickstarre-Epidemie Einhalt zu tun. In der Bürgermeisterei Hamborn sind allein 79 Fäll« von Genickstarre konstatiert worden. Gestern wurden amtlicherselts auS Buschhausen und Schmidshorst wieder süns Ncucrkrankun- aen gemeldet. In ärztlichen Kreisen hofft man, das; mit dem Eintritte wärmerer, trockener Witterung der »seuche Einhaic geboten werden kann. Kassel. sPriv.-Tel.) Der Rechtsanwalt Wedem«yer wnrde von seinem Pferde abgcworfen. erlitt einen Genickbruch und war sofort tot. Pose n. Der in der Nacht zum 10. April aus dem hiesigen MilitärgesängniS entsprungene, zum Tode vcrurteilte Musketier Rosinskg ift gestern abend von einem Flellcher- meister au? der Chaussee nach Obornik ergriffen uno nachts l Uhr von Kriminalbeamten ins hiesige Militärgeföngnis wie der emgcliesert worden. Paris. Einer Meldung des „Matin" zufolge wird der Minister des Acußercn Bourgeois in der Erklärung, die er voraussichtlich morgen in der Kammer abgeben wird, mit Nachdruck betonen, datz alle an der Konferenz in Algeciras beieiligten Nationen sich zu der getroffenen billige» und ge- rechten Lösung beglückwünschen könnten und datz .Frankreich den marokkaniicben Zwischenfall als beendet ansehe. Paris. In der Nähe von Granville ist die Vergnügung-, jacht „änc-e ckv rner" untergegange». Sieben auf der Jacht befindliche Personen sind ertrunken. Madrid. Der deutsche Botschafter v. Radowitz ver anstaltete gestern zu Ehren des Marches« Bisconti-Venosta «in Frühstück, an dem auch der Herzog von Mmodooar und andere Diplomaten, die Algeciras verlassen haben, teilnahmen. Kopenhagen. Im Prozeß, der gegen die Reederei des englischen Dampfers „Ancona", der im vergangenen Jahre das dänische Schulschiff «Georg Stage" zum Sinken gebracht hatte, wegen Zahlung einer Entschädigung angestrengt worden war. ist die englische Reederei heute vom See- und Handels gericht verurteilt worden. 98 000 Krone» zuzüglich 6 Prozent Zinsen vom 25. Januar 1906 und 100 Kronen Un kosten an d>e Reederei des „Georg Stage" zu zahle«. London. „T-aistz Telegraph" meldet ans Tokio, datz Japan ln aller Form verlangt habe, daß China M u lde n uni» die Provinz Antung im nächsten Monat für den Hcvidel öffne. Kairo. Zwischen den Regierungen des -Sudan unv de? Äongostaates ist ein vorläufiges Abkommen «etroffen worden, wonach der Kongostaat sich zur Räumung der südlich vom 6. Grad nördlicher Breite und nördlich yon der Wasser scheide der Wasserbecken des Kongo und des Nil versteht. Da? strittige Gebiet soll vorläufig durch sudanesische Beamte Ver walter werden. Dagegen wirb dos Verbot, daß die Nildamvier an belgischen Stationen nicht anlcgen dürfen, zurückgenomme». Teheran. Bei dem iillolae Verteuerung der Lebens mittel in Mesched stattgehabten Rubestörungen sind nur drei Personen getötet worben, unter denen sich rein EurcHäer befindet. Jetzt herrscht vollständige Ruhe. OertlicheS nnv Sächsisches. Dresden. 11 April. —* Se. Majestät derKönia nahm heute mittag die Vor träge der Departementschess der König!. Hofstaaten entgegen. —' Herr Geb. Rat Professor Dr. Hermann LipsiuS. ordentlicher Vrvsrssor der klassischen Philologie und Direktor des König!, vhiloloaiscdkn Seminars an der Universität Leipzig, feiert am 18. Avril fern bOjähriges Doktorjubiläum. —' Jubiläum. Am Montag beging Herr Oberkehrr» Jenke, Lehrer an der 10. Bezirkslchulc. lein Mähriges Amt-- jubiläum. Im Beisein mehrerer Glieder des Lehrkörpers über- brachte Herr Direktor Dr. Nietzold dem Jubilar in seinem mil Blumen geschmückten Klassenzimmer die Glückwünsche des Koste- giimis und feierte ihn in einer Ansprache. Kunst und Wissenschaft. * Eine deutsche Knnltansstellung wird km Laufe ... " " in Lon' ck* Eln« deutsche > . der Monate Mat. Junt »nd Juli in London abgehalten wer den, und zwar gebt die Veranstaltung von der Glasgow« Maler schule und den vorgrjckriltenstcn Milgliedern der Britischen Maler- tchnle auS, unter denen sich die Giünder der „Internationalen Gesellschaft der Bildhauer, Maler und Kupferstecher" befinden. Die Impressionisten Englands und Schottlands wollen damit den deutschen Künstlern ihre Dankbarkeit beweisen und sagen: Vor 16 Jahren, als viele unbekannte britische Maler ihre Bilder zur —- Medaillen über- chen war eS tat-- ... Dresden und viele andere deutsche Städte folgten diesem Beispiele und luden britische Künstler ein, ihre Werke einzujenden, unv cs gibt jetzt in Deutsch land keine öffentliche Bildergalerie, die nicht Werke britischer Künstler erwerben »nd hervorragende Beispiele britischer Kunst besitzen würde. Nicht weniger als 120 lebende britische Maler haben in Deutschland staatliche Äusreichnnngen erhalten In Anerkennnna dieser Ehrungen haben die führenden Künstler ein Komitee gebildet, um eine Ausstelluny der Werke ihrer deutschen Kollegen zu veranstalten und dem britischen Publikum eine Ge legenheit zn bieten, mit den besten modernen deutschen Meistern, die in Englond noch so gut wie unbekannt sind, bekannt jir wer den. Die Ausstellung wird am 22. Mai im Priucrß Skattug Ring in Knightöbridae, London, eröffnet werden, »nd hat Professor Van der Velde, der bekannte deutsche Architekt, das Arrangement übernonnnrn. ic, ;;ayren, ars vreie »rrvercrnnie vnrnche wcarer n,r Münchner Ausstellung sandten, wurden sie mit Mel schüttet, ihre Bilder wurden gekauft, »nd München sächlich. daS ihren Namen gemacht hat. Dresdei Was soll unsere Jugend lesen? So mancher wackere Schulmann, mancher Kinder- und lkSsreund hat an der Lösung dieser inhaltschweren Frage nach Vesten Kräften mitgearbeitet, und wer beute ein deutsches Schul- Lesebuch, sei vs für die Volksschule oder für höhere Anstalten bestimmt, in die Hand nimmt, wird zumeist einen ebenso viel seitigen wie anregenden und belehrenden Stoff finden. Daran uiw in Gedanken erlebt, die einen erzieherischen und zugleich künstlerischen, kurzum vildenden Wert besitzen, bewahrt und wenigstens in einzelnen hervorragenden Teilen auf daS feste Land schulmätzigrr An eignung gerettet werden. Der besten eine» dieser Art ist da» Memoirenwerk deS Prinzen Kraft zu Hohenlohe-IugclNngen. dkfsen dritter Band, wie ongekündigt wird. demnäM erscheinen soll, das aber auch in seinen bisher vorliegenden Teilen im großen Publikum nicht entfernt die Beachtung gesunden hat, die es verdient. Es ist sclbstversläMich an dies« Stelle nicht möglich, auch nur an nähernd den reichen Inhalt dieser beiden ersten Bände ouszu- schöpfen oder ihren geschichtlichen, politischen und literarisch künstlerischen Wert oufzuzeiacn. Nur auf zwei Stellen, die beide im zweiten, Bande, der die Jahre 1856 bis 1868 behandelt, sich finden, sei hier verwiesen, well beide den mannigfachen An forderungen. die an eine gute Schullektüre gestellt werden müssen, in geradezu vollendeter Weise entsprechen. Da ist zunächst die '— '—— ^ Schilderung lag« des Gemavtl . . . u. a. erzählt wird, wie sie. selbst an Liingenoeklemniungen leidend, dir sich nachts zuweilen bis zu Erstrckungsansällen steigerten und sie zwangen, manchinal mchrerc Nächte hintereinander nur knieend in ihrem Bette zuzubringen, trotzdem unermüdlich neben dem Stuhle des Königs stand, seine Wünsche ihm ablauschte und alles, selbst daS Schwerste und iU»angenehmste, mit eigener Hand ongriss. Der Leibarzt deS Königs, Dr. Böger, sagte von ibr: „Diese Frau ist keine Frau, sondern ein Engel, wie sie ihren Mann pflegt." Des Königs Leiden halte seit mehr als drei Jahren ihren einzigen, wahren Kumm« ausgemacht. Dennoch hatte sie die übermenschliche Gewalt, sich davon nichts merken zu lassen: sie konnte <m andere denken, wohlwollend gegen andere sein und sich stets gleichmäßig gütig und, liebevoll zeigen. Und als dann am Silvcstertaae des daS Ende unaufhaltsam und allen erk, Jahres I960 ennbar näher kam. . , .... haltsam ... . als die Must des Königs immer krampfhafter arbeitete, der Ton deS Röchelns immer lauter ward, da kniete neben seinem Bette die Königin. „Sie weinte, vagte oder schluchzte nicht, wie andere Frauen an ihrer Stell« getan haben würden. Ihre Tränen flössen unaufhörlich stromweise. Ihre Stimme, wenn sie sprechen mußte, war nicht iveinerlich. sondern klar, aber ganz unendsich klein und schwach und dabei doch so wohltöncnd, wie von einem frommen, kleinen Kinde. Dann und wann beugte sie sich über den Sterbenden und jagte: Liebchen, nimm mich mit!" Kann etwas Rührenderes, Seelenvolleres und zu gleich Erhebenderes gedacht werden? Wir meinen, kein deutsches Mädchen sollte auS der Schule ins» Leben hinaus- treten, ohne dieses innige und zur Nachfolge mahnende Bild der Gemahlin Friedrich Wilhelms IV. in sich ausgenommen zu haben. Und keinem deutschen Jünglinge sollte die meisterhafte Charakteristik Friedrich Wilhelms IV. und Wilhelms I. un bekannt bleiben, die Hohenlove an die Spitze des Abschnittes: „Flügeladjntant bei König Wilhelm" gestellt hat. So werdev die Verschiedenheiten beider Monarchen in folgenden prägnanten Sähen zusammengesaht: „Friedrich Wilhelm IV. hatte eine Freude an ollem Genialen, an ollem Neuen. Er erfaßte eS mit Leidenschaft. Ab« weniger, damit «'s werde, als bloß zu wissen. König Wilhelm hatte einen Widerwillen gegen ;ede Neuerung. Dräncte sie sich ihm aber als unabweisbar auf, dann erfaßte er sie und führte sie selbst ein und hatte Freude am Werden und Wachsen des Neuen. Friedrich Wil helm war der Mann der Idee, deS Gedankenfluaes, Wilhelm war der Mann des Schaffens, der Tat. — Beide Brüder hatten die Gabe der freien Rede. König Friedrich Wilhelm glänzte durch blühende, bilderreiche Sprache, König Wilhelm traf mit kernigen, deutlichen und einfachen Worten stets den Nagel aus den Kopf. — Beide waren großartig angelegt. Fried rich Wilbelm IV. war «in großer Geist, Wilhelm I. ein großer Charakter. — --- ---- ------ --- jo kirchlich w wenn er eine gute Predig Hause, als daß er «ine schlechte Predigt hörte. Friedrich Will Alm IV. ging gewohnheitsmäßig allsonntäglich in die Kirche. Wern König Wilhelm zum heuigen Abendmahl ging, dann durften sich an diesem Tage kein Adjutant und kein Minister sehen lassen, er vcrkchrte mit niemandem. Friedrich Wilhelm IV. konnte nach der Kommunion seinen Regierungs- aeschäften obliegen, wie an allen anderen Tagen. Beide Brüder waren irahrhaft fromm, aus Ueberzcugung, aber Fried rich Wilhelm IV war kirchlicher und König Wilhelm religiöser." Vom psychologischen, wie vom rein schnlmätzige« Stand punkte kann man auch dieser Darstellung, di« hier nur auS- znasweise ongedeutet werden konnte, durch Ausnahme in die Schullesebücher weiteste Verbreitung unter der deutsche« Jugend wünschen-