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- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060324016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906032401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906032401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-24
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Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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— Di« Finanzdeputatton « der Zwelten Kammer bat Lber Titel 4 d«S außerordentlichen Staat-hauShaltS-EtatS für 1908 07. Umgestaltung der BerkrhrSstellen Deube» und HalnSberg. sowie vteraletsigen Ausbau zwilchen Poischapvel und Station NS l-Ak (fünfte State) betreffend, und über dt« hterouf bezüglich« Petition ihren Bericht erstattet, in dem sie be antragt. hierfür 760000 Mk. »u bewilligen, und dt« Petition d«S Gastrvirtt Krmutbe in HainSverg der Regiemng zur Kenntnis nahme ,u übenveisrn. — Den Stünden ist «in Dekret zur Beratung zuaeganaen, betreffend dt« Ueberlassung staatlicher Flächen an vle Stabt» gemeinde Dresden, den Verkauf und Ankaiff von Strahenbahnanlagen in Dresden, sowie den Verkauf etlenbahnfiSkallsche» Areals in DreSden-Nenstadt und die Aus legung des tz 18 des Gesetzes über den Staatshaushalt vom 1. Juli 1904 für Veränderungen im Bereiche der StaatSeisen- babnve««altung. — Dt« Finanzdeputation v der Zweiten Kammer beantragt, die unter Titel 1 deS auberordrntlichen Etats für die Jinanzperiode lllOffO? geforderte Siunnie von 1000000 Mk. nach Abstrich von 700 000 Mk. mit 300 000 Mk. zur Beseitigung von Strabenübergängeu zu bewilligen. — Dir Zahl der Eheschetdungen hat in Deutschland im Jahr« 1904 «ine abermalige erhebliche Zunahme er fahren. Sie belief sich auf 10 E2 argen 9932 im Jahre 1903 und 9074 im Jahre l902, so daß im Jahre 1904 eine Erhöhung um 950 oder 9.6 v. H. stattgefunden hat. Schon in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts batte eine starke Zunahme der Ehescheidungen srattgrsunden, dergestalt, daß dir Zahl von 1894 bis 1899 von 7502 auf 9433 stieg. Man nahm danialS a», daß die Steigerung damit ,ttsannne»binge. daß das Bürgerliche Gesetzbuch di« Ehescheidungen in den meisten Staate» erschwerte, so da» man noch vor dessen Einführung vielfach zu Klagen ans Ehescheidung schritt. In der Tat sank dann die Ehescheidungs- ziffer nach Einführung deS Bürgerlichen Gesetzbuches in, Jahre 1900 auf 7922 und 190l auf 7892: seitdem fand dann aber wieder eine starke Zunahme statt, so dass die .Mer des Jahres 1904 »m 2990 oder W v. H. über der deS Jahres 1901 lag. Die Steige rung ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß die sogenannten relativen Schridunasgründe des 8 15«>8 deS Bürgerlichen Gesetz buches eine grobe Anzahl von Ehescheidungsklagen gerechtfertigt erscheinen lassen. Nach diesem Paragravhen kann nämlich eur Ehegatte aus Scheidung klagen, wenn der andere Ehegatte durch schwere Verletzung der durch die Ebe begründeten Pflichten oder durch ehrloses und unsittliches Verhalte» eine so tiefe Zerrüttung deS ehelichen Verhältnisses verschuldet hat, dab dem Ehegatten die Fortsetzung der Edr nicht zugenrutrt werden kann. Die weite Dehnbarkeit dieser Bestimmung läßt dem Richter einen groben Spielraum für ihre Anwendung. Wie die Steigerung der Ehe scheidungen die bestehenden Ehen beeinflußt, zeigt sich, wenn nia» die Zahl der Scheidungen mit der der Eben vergleicht. Setzt man die Ehescheidungen i»S Verhältnis zu den bestehenden Eben, deren Zahl nach der Volkszählung von 1900 tunter Zugrunde legung der verheirateten Männer und Frauen) 9 796 440 beträgt, so treffen auf 10000 Ehen in, Jahre 1900 und 1901 je 8.1, 1902 9.3. 1903 10,1 und 1904 11.1 Ehescheidungen. Es sind also im Jahre 1904 von 10000 Ehen 3 mehr geschieden als iin Jahre 1901. — 3. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung Dresden 1908. Im Ausstellungspalast sind setzr alle Hände an der Arbeit. In der Abteilung für Raumkunst geht nament- lich die Bremer Abteilung in allen ihren Teilen rasch der Vollendung entgegen und gibt bereits ein klares Bild von der Gesamtwirkung der Räume, so das, heute schon mit Sicherheit darauf gerechnet werden kann, daß sie am Tage der Eröffnung sch und fertig dastehen wird. Das Interesse und die Opfer- Willigkeit der bremi'chen Aussteller zeigt sich in einer dem Fort gang des Werkes äußerst förderlichen Weise vor allem darin, vast diese selbst mit ihren ausgewählten Mannschaften die Auf stellung ihrer Arbeiten an Ort und Stelle besorgen. So lmt während der letzten Wochen Zimmermeister H. Tieften den inneren Ausbau der Diele. Treppenanlagen, Decke u>w. ous- geführt und zurzeit ist di« Firma Schmalbausen u. Frcckmann mit dem Versetzen der Sandsteinarbeiten beschäftigt. AlSdann werden die in groben Mengen zur Verwendung kommenden neuartigen Fliesen der Faroer Steingutfabrik Witteburg an- gesetzt und im Laufe des April sollen Möbel. Beleuchtungs körper. Teppiche und sonstige Ernrichtungsgegenstände nach Dresden gebracht werden. — Der Gemeinderat von Bühlau beschloß, einer von der Gemeinde Weißer Hirsch übersandten Petition um Verbesserungen im Straße nbahnbetriebe der Linie Bühlau — Nen - städterBahnhof beizutreten. Die Petition erstreckt sich auf folgende Einrichtungen usw.: 1. Berechtigung z»m Ninsieigen auf jede Straßenbahnlinie auf de» in Bühlau. Loschwltz oder Weißer Hiisch gelösten Umsteigefahrschein. 2. Aufstellung einer Tafel an der Endstation der Linie am Bahnhof Dresden-Neustadt mit der Aufschrift „Abfahrt »ach Weißer Hirich-Bühlau." 3. Errich tung einer Unterkunftshalle am Waldichlößchen. 4. Bessere Be leuchtung der Wagen. 5. Erwägung wegen Durchfahrt der Bühlaurr Wagen nach Strehlen. — Anläßlich deS Grubenunglücks von ConrriereS kann fest- gestellt werden, daß in Sachsen schon seit 1!»0I vorgeschriebe» ist, A k m u n gS a v P a ra te »nd tragbare elektrische oder andere znm Eindringen in unatrmbare Gme geeiguei« Laniven i» ge brauchsfähigem Zustande bereit zu halten, und daß in, Zwickane, wie Oel-niv-Lngauer Nev er wiederholt eingehende Versuche mit Soueistofsatmnngs« und Neltungsapparolen ausgeiühit wor. en sind. — Dir Schutzgemrinschast für Baulieserantrn in der KreiSbauptmannschaft Dresden hielt am Mittwoch im Hotel „Stadt Rom" unter Vorsitz des Herrn Lotze ihre Hauptversammlung ab. Herr Jalousiefcihrikant Quais« er stattete den Geschäfts- und Kassenbericht. Achtzig Innungen haben sich der von der Schnkgenieiiischaft an den Rnckistag ein« gereichten Petition wegen Einsühruna des ReichsgcsetzcS die Sicherung der Bausoidernngen betreffend angeschlosjr». Der Kassierer wurde entlastkt. Wegen der Ausnahme von Jnnimgen berichtete Herr Töpser-Obermerstcr Dübel s aus Antrag de« Herrn StadlratS Hartwig wurde die Beschlußfassung darüber ausgcietzt und der nächsten MiigliederveisciminlunA überwiese». Rach Be kanntgabe einer Entscheidung des Justizministeriums, die innere Angelegenheiten der Geineinichast betraf, wurde hcschloiien, von einer Verpflichtung der Mitglieder zum Bezüge von mindestens sechs Auskünften lährlich von der Geschäftsstelle, a l Mk, abzu- ieben und dafür die Beiträge auf lährlich 8 Mk. zu erhöhen. Diese Erhöhung wird bedingt durch die sich im Interesse der Mit glied« der Schutzgemciuschnst nötig machenden größeren Aufwen dungen. Die ansscheidenden Vorstniidsmilglirder. die Herren Kassier« Striegl«. Schriftführer Reim«, Beisitzer Heinrich Meyer, wurden einstimmig wiedergewählt. — Im Verein Dresdner NadelarbeitS- lebrerrnnen sprach Herr Lehrer Saupe von der 20. Be- zirksschule über das Thema „Das lantreine Sprechen in päda gogischer, hygienischer und ästhetischer Beziehung. Richtige Stimmbildung, so faßte der Vortragende seine Anschauungen zusammen, ermöglicht es, stundenlang mit wohltönender Stimme und ohne Ermüdung zu sprechen. Neberdies gewährt die geschulte Stimme die Möglichkeit, durch richtigen Vortrag das Verständnis für die Schönheiten der Muttersprache und der Werke unserer vaterländischen Dichter zu erschließen. Es sollte deshalb der Stliunibildnttgsuliterricht auf den Seuiinarien eine dauernde Heimstätte finden, um den snnaen Lehrern und durch sie dem Heranwachsenden Geschlechts die Segnnncien des guten Sprechens zu teil werden zu lassen. Ter Redner kennzeichnete das Wesen »nd die Methode der Sti in mbi Iduna seines einstigen Lehrers, Herrn Professors Engel, Dresden-Strehlen wohnhaft. Nach Schluß des anregenden und hochinteressanten Vortrags erfreuten einige Mädchen, welche vom Redner in einem Sonderknrsiis unierrichiei worden sind, durch Deklamationen mehrerer Ge dichte. Tie Tragfähigkeit der Stimme, der Wohllaut der Vokale und die Deutlichkeit der Konsonanten boten einen guten Beweis für die Vorzüglichkeit dieser Stimmbildungs- mcthode. — Der am 21. d. M. vom Dresdner Männer- gesangvrrein ahgelialleiie Thtalernbend legte beredtes Zeug nis davon ab, daß die Sänger anher der Musika auch mit Erfolg der Thalia zn huldigen wisse». Zur Darstellung gelangten zwei Schwänke: „Tercmiette" von Berti und „OchclloS Erfolg" von LäNtnrr, gespielt von Mitgliedern des Vereins bezw. deren An gehörigen. Alle Beteiligten waren bemüht, den Zuhörern durch eine tadellose Aufführung der lustigen Einakter rmen Genuß zu bieten. waS ihnen den» auch ini vollsten Maße gelang. Den Dank fanden die Darstellenden, von denen sich Fri. Roefe und He« Mar Reumann, di« Vertreter der Hauptrolle», durch «in kunstleitsch abgerundetes, mustergültiges Spiel besonders auszeich- neten. in dem Betsall der animierten Zuhörerschaft. Großes Lob verdiente sich Her» Mar Neumann als Regisseur des Abends durch eine bis in- Kieinst« gehend«, umsichtig« Leitung der'drama. tischen Aufführung. Ein flotter Ball löste nach dem Theater die allgemeine Geselligkeit aus. die alle Teilnehmer noch einige Stunden froh vereinte. — Anläßlich de» 25sähr!gen Dienstjubiläums des Direktors Herrn Fritz Ehrig bei der Firma Robert Voigt. Brauerei- und Kellerei-Einrichtungen, Dresden, fand eine würdige Feier in dem Voigtschen Geschäftshause statt. Ter Ckes der Firma, Herr Äauiman» Voigt, begrüßte am Morgen den treuen Mitarbeiter im Kreise seiner Beamtenschaft, widmet« ihm warme Worte der Anerkennung für seine unermüdliche Arbeit und Treue und überreichte ihm ein wertvolles Fest- geschenk. Hierauf feierte Herr Prokurist Ernst Mittag den Jubilar und übergab ihm namens der Angestellten des Hauses eine kunswolle Glückwunschadresse nebst Ehrengeschenk. Das prächtig geschmückte Empfangszimmer batte sich im Laufe des TageS in einen prachtvollen Blumenhain verwandelt. — Schulnachrichten. Der Jahresbericht des König Georg-Gymnasiums in Dresden-Joyannstadt enthält Schulnachrichten vom Rektor Professor Dr. Giesing. Die öffentlichen Prüfungen finden am 31. März statt. — Ter Jahres bericht des Töchter-Brldungs-Instituts von Wilibald Rother zu Dresden-Plauen, Halbkreisstrahe 3. aus das Jahr 1905/06, erstattet vom Direktor Nother, gibt statistische Notizen betreffend den Besuch des Instituts, die Beteiligung der Scyll- lerinnen am Unterricht in de» einzelnen Fächern usw. — Der Jahresbericht der Städtische» Höheren Töchter- schule zu Dresden-Neustadt enthält Cchulnachrichtcn von Herrn Direktor Professor Dr. Döbler. Die öffentlichen Prü fungen finden vom 3. bis 5. April statt. — Am Mittwoch »acdmittag veranstaltete die Klavierlehrerln Frl. Helene Rredlich im Saale des „Nost'enrr HoseS" mit ihren 28 Schülerinnen eine P rü su n gs a u s fü h ru n g Tie Darbietungen zeugie» von großem Fleiß der Schülerinnen und hingebungsvoll« Anlcisimg Frl. Riedricbs. Die zahlreich er schienenen Hörer waren von de» Ergebnissen der Prüsiing voll befriedigt. — DaS Ehrenreichen für Treue in der Arbeit w»>de24 Berg leute» sür 30jährige Dienste in de» Burgk« Werke» verliehen. — Vereinsnachrichten. Im Protestanten- Verein hält morgen abend 8 Uhr im Saale der Kaufmann schaft, Ostra-Allee 9, Gartengebäude, Herr Dr. Websky aus Berlin einen msentlichen Vortrag über „Die Religion unserer Klassiker". — Die Zentrale Zur Jugendfürsorge veranstaltet Donnerstag, den 29. März, 6 Uhr abends, im Saale der Kaufmannschaft, Ostra-Aller 9. Gartengebäude, part., einen Vortragsabend, an welchem Herr Dr. med. Dannenberg über „Gesundheit und Berufswahl" sprechen wird. — Die Ge sellschaft ,,K obold" veranstaltet morgen im Saale der Großen Wirtschaft rm Großen Garten ihr letztes Wintervergnügcii — Ein gefährlicher Zusammenstoß ereignete sich gestern nachmittag i» der fünfte» Stunde auf der Vrager Straße an der Einniündnua der Trompeteistraße. Dort geriet eine Droschke zweiter Klasse zwischen zwei sich begegnende Straßenbahnwagen und wurde natürlich übel zngernhtet: een» beide Achsen und die Teichlel zerbräche». AIS ein wahres Wunder ist eS zn bezeichnen, daß die drei Insasse» der Droschke mit heil« Haut und dem Schrecken davonkamkn — Dir kürzlich von den städtischen Kollegien in Wald- Heim beschlossrncErrichtnng einer höheren Schule «Neform- gymnasinius ist vom Ministerium abgelehnt worden. Als Grund htersür wird u. a. angeführt, daß ein dringendes Bedürfnis nicht vorliege. — Der Gci'amtverkchr aus den Umschlagsplätzen Laube, Aussig, Landungsplatz, und Melnik ist wieder in vollem Umfange anigenommen worden. — SclNvurgericht. In geheimer Sitzung wirb gegen den 1881 in Rockau geborene» Kullcher Hermann Pa»! Greue wegen Notzucht verhandelt Die Anklage versiitt Assessor Dr. Mah, während Rechtsanwalt Dr. Knoll dem Angeklagten als Verteidiger zur Seite steht. Ter Angeklagte fft beschuldigt, im Januar eine in Birkwitz bei Pillnch wohnende Magd vergewaliigt z» haben La die unter Ausichluß der Oelleutlichkeit geführte Beweisauf nahme keinen Anhalt für die Schuld des Angeklagte» ergibt, er kennt der Gerichtshof auf Freiiprechling. — Oberverwaltnngsgericht. Die Kasino-Gesellschaft in Frei berg hatte am 17. März 1905 eine» Familienabend abgehalten, der ans musikalische» Darbietungen, deklamatorischen Vorträgen. Tanz- und Gesangs-Anssührnngen bestand. Zur Belebung des Bildes waren die Festteilnehmer fast ausschließlich in Straßen- und Promenade»- bezw. Lawntennis-Anznae» erschienen. Zwei Mit- gliedsdamen hatten sich als niederländjiche Blnmenmädchen ver kleidet. Der Stadtrat zu Freiherg erblickte i» vieler Vrreinssest- lichkelt einen Kostümball im Sinne der Regulative vom 2l. August 1893 und vom 5. Februar 1894. Nach diesen ortS- aesetzlicden Vorschriften unterliegen Tanzvergnügen. Gesangs- lind Mnsik-Ansslthrniigen, Masken- und Kostümbälle re. einmal der polizeiliche» Erlaubnis, und znm andern werden sie von ein« Lustbarkeitsstener getiossen, dir im Einzelfalle bis zu 100 Mark festgesetzt werden darf. Der Stadtrat forderte des halb ans Grund dieser Bestimmungen den Vorstand der Kasino- Gelelllchast auf, eine Lnstharkeitsstencr von 60 Mark und außer dem eine Polizci-Erlaubiiisgehiihr in Höbe von 10 Mark an die Armenkasse abzuführen. TieS wurde abgelehnt, worauf der Stadt rat Rekurs «hob, vom Kreisausichuß aber zukückaewieirn wurde. In sein« Anfechtungsklage macht der Stadtrat geltend, noch dem Wortlaute der Rrgnlativr sei der Begriff des Kostümdalles schon dann gegeben, wenn bei festliche» Vecanstaltunaen ein Teil der Festteilnehmer in außergewöhnlichen Trachten «scheine, um ein vnnteS Bild zu schaffen und den Anwesenden einen ethischen Genuß »u bereuen. Als außerordentliche Trachten leien aber die Kleider der Blumenmädchen, wie auch die Lawnteiuiis-Anzüge zu betrachten. Von der beklagten Gesellschaft wird dem enigegen- gehalte», daß von den in derMinislerialverordnuna von 1883 ans- gesührten Beguffsiiierkmale» des Kostiimballes kein einziges ge geben sei. So habe e« auch an znm Mnmmrnichnnz not wendigen Gegenständen gefehlt, überdies sei eine Unlenntlich- machung der Fesiteilnehmer gar nicht bezweckt gewesen. Das Oberverwallnngsgericht unter Vorsitz des Senalspiäsidcnten Dr. Wachler weist die Klage des StadlratS kostenpflichtig a b . indem es die Ansicht vertritt, daß im vorliegenden Falle von einem Kostümfest nicht gesprochen werden könne, weil die Teil nehmer keine außerordenllichen Trachten getragen hätten. Als solche könnten wenigstens Svinmer- und Piomenaden-Anzüge un möglich angesehen werden, ebensowenig, schon mit Rücksicht aus dir große Verbreitung, die der Lawntennis-Spvit gefunden bade, die LawiiteniiiS-Aiiji'ige. Es Rieden ivmit mir noch die Kostüme der beiden Blumenmädchen übrig. Wen» nun auch das Regulativ besage, daß es znm Begriff Koslümball genüge, wenn ein Teil der Erschienene» außerordentliche Trachten trage, so habe das Gericht, das die Kostüme der beide» Blumenmädchen allerdings als außer- ordenlliche Trachle» angeieben habe, doch Bedenken getragen, dies schon für hinreichend z» erachten, wen» unter 160 bis 180 Per sonen nur zwei sich befinden, die'eine Verkleidung angelegt hätten. Ta icho» ans diesem Grunde die Aiisechlimgsklage adzuweffen war, brauche ans die Prüfung der wciieien Frage, ob das Re gulativ, das die Kostnmbälle polizeilich einsch>änk->. zn Recht be stehe. nicht erst eingegangen werde». Vom Ministerium de« Innern wohnte der Verhandlung als Vertreter des öffentliche» Interesses der Gel, Regierungsrat von Franstadt bei. Die Stcuerkommlssion des Reichstages hat vorgestern wider Erwarten ihren Beschluß erster Lesung, durch den der von der Negierung vorgeschlagcne Fixstempel auf Fahrkarten sl. Klasse 40, II. 20, III. 10 uno IV. 5 Psg.j durch einen Kilomcttn'znschlag sl.Masse 1, II. HZ HI- H4 Psg.j ersetzt wurde, ausrcchtcrhallcn, ibm sogar noch eine erweiterte Ausdehnung gegeben. Dieser Beschluß ist jedoch nur durch eine Zufallsmchrhcit zustande aekommen, und es ist noch sehr fraglich, ob die Verbündeten Ncgierniigcn ihm znslunnien wer- den, da sse wiederholt betonen ließen, Laß sic die schwersten Be denken gegen diese Art der Besteuerung des Reijens hätten. Zu Beginn der Sitzung lag ein Antra« Dietrich vor, der die voxr der Äonimission in erster Lesung beschlossenen Kilometer- zuichläge wieder beseitigen und statt dessen die Regierungs vorlage wiederherstellen, die IV. Wagenklasse aber freilassen will, sowie noch verschiedene andere Bestimmungen hinsichtlich der Berechnung des Stempels enthält. Ferner liegt ein nationa!- liberaler Antrag Westermonn-Bccker vor, der unter Ausrecht erhaltung der in erster Lesung beschlossenen Kilometerzuschläge auch die Fahrkarten bei Ehrten auf Seen, sowie im Damps- schiffsverkehr der Nord» und Osttee zwischen inländisch«! Orten in die Besteuerung einbeziehen will. Abg. Herold sZentr.s führte aus. der Antrag Becker bedeute keinen Eingriff m die Hoheit der Einzelstaaten. Dieselben Vorwürfe, die man gegen den Kilometerzuschlag erhebe, könne man auch gegen den Fixsiempel erheben. Er warne vor der Trennung, die durch den Antrag der Konservativen hervorgerusen werde. Möglichen- falls werde die ganze Fahrkarteilsteuer fallen. Bringe man letzt die Majorität auseinander, so liege die Gefahr vor. daß auch die Mehrheit für die anderen Vorlagen versage. Gcheimrot von der Leyden: Verschiebungen in den Klassen würden wohl eintrelen, weil das Publikum sich an die heutigen Unterschiede der Klassen aewöhnt habe. Abq. Dietrich lkons.j: Eine Un gerechtigkeit liege nicht in dem Fixstempel: man dürfe nickt aus dem Mlnderbetrag, den der Fixstempel verursache, gleich schließen, daß die Reichssinanzreiorm nun gescheitert sei. Abä. Vissing lnat.-lib.s: Wenn die Fahrkartensieuer falle, so sei die Reichsfinanzreform wohl gescheitert. Er kenne keinen Weg. Er,atz sür die dann wegfallenden 55 Millionen zu schassen. Mg. Lr. Wicmer ffreis. Volksp.j: Er begrüße die ictzige Uneinigkeit der bisherigen Mehcheitspartt.en, denn er hoffe, daß nunmchr überhaupt keine Fabrkartensteuer zu stände komme. Abg. Dr. Becker-Hessen snat.-lib.): Falsch sei es, bei den Berechnungen immer Zahlen zu gründe zu legen, die gar nicht da wären, sondern die erst durch ein« Tarisresorm in Aus sicht genommen würden. Es werde immer vergessen, dah die kleinen Detailreisenden meist vom Zuschläge freibliebeu: wer größere Reisen mache, bei dem schlüge der Zuschlag nicht zu Buche. Wer ein weit entlegenes Bad mit vierwöchigem Aufent halt belache, sür den könne ein Aufschlag von 2 bis 3 Mk. keine Rolle spielen. In der Abstimmung wurde der Antrag Dietrich gegen 3 Stimmen abge'chnl. Der Antrag WestermannEeckcr und mit ihm der so avgeändcrte Beschluß der ersten Lesung der Kommission wurde mit 14 gegen 13 Stimmen angenommen. Bei der Abstimmung fehlte das Kommissionsmitalied der polnischen Fraktion, das gegen den Antrag tvar. Wäre es rechtzeitig eingc!rohen, so märe der Antrag mit 14 gegen 14 Stimmen abaelebnt worden. Die Automobil st euer, deren Beratung die Kommission sich nunmchr zuwandte, wurde gleichfalls im wesentlichen nach den Beschlüssen erster Lesung angenommen, nur die obere Grenze der Pfcrdekräfte, nach denen die Höbe der Steuer zu bemessen ist, wurde von 20 auf 25 er höht. Die Quittungssteuer bleibt auch in zweiter Lesung abgelehnt. Ferner wurde der Antrag am Besteuerung der An sichtspo st karten vom Abg. Nocken (Zentr.) zurück gezogen. Demgemäß hob die Kommission den in der ersten Lesung gefaßten Beschluß s2 Pfg. von jeder Karte als Stempel zu neymeitt einstimmig wieder auf. Statt dessen beantragen die Abgeordneten Nacken und Genossen erneut die Einführung einer Ta n t i e m e st e u e r. und zwar in folgender Form: „Einen Steuersatz von 10 Prozent von der Gesamtsumme der Ver gütungen trägt: ^,die Ausstellung der Aktiengesellschaften, Kom- mandit-Gesellichaften auf Aktien und Gesellschaften mit be schränkter Haftung über die Höhe der gesamten Vergütungen sGewinnanteile, Tantiemen, Gehälter, Tagegelder, Reisegelder usw.I, die den zur Uebenwachung der Geschäftsführung bestell ten Personen Mitgliedern des Anfsichtsrats) seit der letzten Auf stellung gewährt worden sind. Befreit sind Aufstellungen, nach denen die Summe der sämtlichen an die Mitglieder des Aufsichts- rats gemachten Vergütungen nicht mehr als 5000 Mk. ausmacht." Nebcr die Lage in Rußland urteilt die „Voss. Ztg." im Anschlüsse an den Moskau« Bank raub : Die Zustände im europäischen Wild-Ost stellen alles in den Schatten, was binterwäldlerüchr Räuberromantik je zu Tage gefördert hat. Kein Tag vergeht, ohne daß Nachrichten über schwere Raubtaten einlanfen. I» Polen, in den Ostsreprovinze», in Sndrnßland. in Finnland, im Ka»kas»s, in den beiden Hanpt- und Residenzstädten jagt ein Ucberfall auf Geldinstitute den anderen. Die Polizeibehörden, die ausschließlich mit politische» Aufgaben beschäftigt sind, versagen in solchen Fällen gänzlich. Nur äußerst festen kommt es vor, daß irgend einer von de» Uebeltätern erwischt wird, noch seltener, daß von dem geraubte» Gelbe ein winziger Teil wieder z»m Vorschein kommt. Dabei fährt die Polizei »och sehr gut, wenn man ihr bloß Unfähigkeit zuschreibt. Manchmal drängt sich die Vermutung auf, daß die Polizei selbst an den Nebeltaten beteiligt ist, was ja in Rußland nichts Neues wäre. Ebeiijowenia läßt sich der Verdacht von der Hand weile», daß vielfach auch Kassenbeamte mit im Bunde sind. Die Beträge, die den Räubern in die Hände fallen oder in die Hände gespielt werden, erreichen bin und wieder schwindelnde Hohen, so bei der letzten Ranbtat in Moskau, wo eS sich um weit mehr als anderthalb Millionen Mark gehandelt hat. Ob man es dabei mit gemeinen oder politischen Verbrechern zu tui bat, ist vorläufig noch unklar. Ans politische Verbrecher würde der Umstand himveiicn. daß die Raubtate» überall nach eine», bestimmten System volliührt werden. Es scheint, daß man es da mit einer neuen Form des politischen Kampfes zu tun hat, worin sich allerdings rin tiefer Niedergang des mora lischen Niveaus der revolutionäre» Organisationen auSdrückeir würde. Taten der Verrweitttmg oder leidenschaftlichen Rache durstes sind jedenfalls milder ,» beurteilen, als kübl vorbedachte gemeine Verbrechen niedersten Ranges. Rußland befindet sich gegenwärtig, wie rin Petersburger Blatt jüngst treffend sagte, in einer Atmosphäre deS Verbrechens. Wir selbst wiesen bereits vor längerer Zeit daraus bin, daß die russischen Anstände nur dazu geeignet sind, Tagediebe, Bettler und Zuchthäusler zu züchten. Tromos ist bei alledem, daß die meisten niederen und höheren Schule» seit vielen Monaten brachllegen »nd die Heranwachsende Generation lediglich auf das Beispiel angewiesen ist. das sie tag täglich vor Augen liebt. Tie ruisische Verwaltung aber erleidet durch die glänzenden Erfolge der Räuberbanden eine neue schwere Bloßstellung lieber den räuberischen Ueberfall auf di« gegen seitige K red i t ge s elis ch a s i in Moskau liegen noch fol gende Eiuzelheiien vor: Den Räubern sielen im ganzen 875 000 Rubel in die Hände, von denen nngefäbr die Hälfte zur Divi- dendeuvcrteistiiig unter die Mitglieder bestimmt war. Kurz vor Schluß der Bank bemerkten die in derselben stationierten Slcher- heitSwächt« zwei verdächtige Individuen, welche ans ein verab redetes Zeichen eine Gruppe Leute Herbeiriesen, die, mit Revol vern und Bomben bewaffnet, die Angestellten mit dem Tode bedrohten. Merkwürdigerweise hatten die Wächter ihre Waffen in dem entfernt gelegenen Vestibül gelassen. Weder vo» selten der Wächter noch vo» seiten der Angestellten wurde irgend welcher Widerstand geleistet. Es beißt sogar, daß die Angestellten den Räubern Packpapier und Schnüre gegeben hätten. Auch war merkwürdigerweise die Hintertür der Bank von außen zugänglich, während sie sonst immer verschlossen ist, so daß die Raub« von beide» Seiten eindringe» konnten. Beim Verlassen der Bank haben die Räuber nach allen Seilen sich zerstreut. Zwei Mann fuhren mit einem großen Sack, in welchem das Geld mttergebracht war, in einem dereitstehenden Dreigespann davon. Bis jetzt fehlt von de» Räubern icde Spur Man vermutet, daß das Geld von Revolutionäre» zur Durchführung eines neuen Streikes geraubt worden ist, dessen Beginn man für den 25. d. M. er wartet. Die Bank selbst hat in ihren Operationen nicht wesent lich gelitten, da sie durch die große Aiizahl ihrer reichen Mit glieder lehr gut fundiert ist und der Schaden sich unter alle» Mitglieder» in verhältnismäßig kleinen Raten verteilen läßt. TagtSgcschichte Zur Marokko-Konscreu» Der „Matin" veröffentlicht heute ein langes Interview seines Korrespondenten in Algeciras mit den, österreichischen Delegierten Grasen Welscisbeimb. Dieser meinte einleitend, daß man die .Haltung Orsterrcichs aus der Konferenz von Anfang an nur uiirichlig beurteilt habe. Zwar bleibe Oesterreich seiner Politik treu, die Jnleressen seines Alliierten zu teilen und zu ver fechten, doch lege es sein .Hauptgewicht darauf, als Freund Frank reichs eine Verständigung zwischen Deutschland und de«
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