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-ln Nr. 81 Sonnabend, den 24. März. Mkuli — da koinnien sie! Line lustige Dorfgeschichte. ' IV. vorgctan und nachgedackt, hat nignchcm schon viel Leid gebracht! —Erst besinn's, dann beginn'sl — Lisi ivägen, donn wogen I — Dos sind vortreffliche pruche, die jedermann kennt, oder meistens fallen ii den Leute» ein, wenn es zu spät ist und wen» sie in der Patsche drin sitzen, in welche sie im l!mde» Liter stineingetappt sind. So ging's auch dem Forstgestilfe» Schulze. Er I alte, wie wir wissen, seinen Rebenbustler, den ckorsck Runkelineier, reckt gründlich chineiugelegt der Kran^winde für die Pochzeit der lvirts- i ter Suse Bierstast». Sckorsch war der anonymen 'iladuug gefolgt, batte sich den Schnurrbart ab- ick,litten, lveibcrkleider angezogen und, als man men Frevel entdeckte, von den empörten (Kästen ie tüchtige Tracht Prügel bekomme». So statte es Schulze staben wollen. .Mvei Tage ging er mit dem stolzen Bewußtsein brr, eine grosse peldentat verübt z» stabe», aber > ie er sich von seiner angcbeteteii Sopstic den bu ausbitten wollte, fiel er ganz plötzlich ans in siebenten Pimmel, in dem er schwebte, auf ie kalte, schwarze Erde. Und das tat wcstl lvie er bei der Muhme Streckfusz anklopstc, mpftug sie ist» mit einem finstern Gesicht, und lieb steif vor der Türe stehen, sodas; er gar nicht iiieteu konnte, Zunächst statte er keinen Arg- 'bu, dass der lvind »»günstig für ist» wehte. „Ich wünsche gute» Morgens Fräulein Streck ßl" sagte er mit freundlichem käcbcln. „Immer bsch munter? Ja, Sie können die Jugend be- >mcu durch Ihre Rüstigkeit. Und wie befindet n Fräulein Sopstic? Ist ihr die Pochzeit in immersdorf gut bekommen?" „Sie ist gar nicht bei der Pochzeit gewesen! e ist krank und liegt im Bett!" entgegnete die ml,me Strecksuss und sah den Forstgestilsc» feind- >g an. „Krank?" entgegnete er sehr erschrocken. „Doch nichts ernstliches?" Die Mnstmc zuckte die Achsel». „Der große Sch,eck, den sie bei der Kranzwinde gestabt hat, Hai sie umczcworfen. Sophie ist ein zartes Mädchen und kein polzklotz, wie Sie vielleicht meinen, perr chulze. Iven» inan denkt, man ist unter lauter iaueuzimmern, und auf einmal wird man von iier umsaßt und merkt, es ist ein verkleideter laiiu, so ist das gerade kein Spaß »nd mnß auf e Nerven fallen." „Der Schorsch Rnnkelmeier war's," stotterte ver- gen der Forstgestilfe. „Vas weih ich! Denken Sic, ich bin blind?" m,»ortete bissig Sie Mnstmc. „Aber wer ist» an- snstet hat, das sind Sic gewesen, »nd davon ißt die Maus keinen Faden ab. U)cu» Sie sich elleicht ans Östren witziczcn Einfall etwas cin- lden, so befinden Sie sich auf dem polzwege. 'ei uns stabe» Sie verspielt!" Und die Muhme irecksuß stielt dcni armen niedergeschmetterten ,oistgestilsen noch eine krästioie Strafpredigt und führte aus, welche Folgen seine Torheit gestabt »iid welche noch viel schlimmeren sie hätte staben können I Schulze wagte keinen lvidersprnch! Er fühlte, er war ein Scheusal in ihre» Augen. „Uebrigens" fuhr die Must me nach einer kurze» Nnbepause fort, „scheinen Sie noch sehr unerfahren im Umgang mit jungen Mädchen zu sei». Sopbie hat sich bis jetzt rein gar nichts aus dem Scborsch Rnnkelmeier gemacht, aber seitdem er sich ihr zu Liebe den Bart abgeschnilten und um ihretwillen Mißhandlungen erlitten hat, fühlt sie Mitleid mit ihm. Und vom Mitleid bis zur Liebe ist's gar nicbt so sehr weit. Mich sollte es nicht wundern —" Neis aeparnisrpte Sonetten jetzigen Renndier Drei^gc» in Drüsen. 1082. Middel flehen Seekrarrlrliect. Die Seekrankbecl i; enne iedle Sache, Mer kriegt rie mebrscbäenäeel; blosr aul cler See, Doch jccler, äer re hat, reilrt ach uncl web, — Var ir äer Meergottr rchauäcrkalte stäche. kr kriegt cler Menrcb rie unter jeäcr flagge, ver eene lix, äer anäre be a be. ver breetrle Lanämann, wie äie rartrte 7cc, ver kleene Starke, wie äer grorre Schwache. ' gar mancher Miääel, äsr äoch nircht genital, ffat man äagegen unr emblostlen rchon. Sogar elcklrirche vibralion! 'r ir aller nircht l kr gibt blorr kenr, war rcbitrt, vnä äierer Miääel. rag' ich. ir lamor: Ich gek' au Schille aul äie kibc blorr! Da fuhr der Forstgestilfc auf. „Sophie könnte den faulen Schlingel lieben, der nichts wie Dnmm- heiten im Kopse hat?" Die Mnstmc zuckte die Achseln und lächelte vielsagend. Junge Mädchen wären unberechenbar. „Den ganzen lvinter hat er gefaulenzt, sich von seiner Mutter ernähren lassen —" „Ls kann jedem passieren, daß er mal keine Arbeit hat," sagie die Muhme entschuldigend. „Lr wildert, er manst Thristbäume —" „paben Sie ihn dabei erwischt?" „Rein, aber ich weiß es." „Ra, da würde ich an Ihrer Stelle Tag und Rächt aufpassen, anstatt anonyine Briefe an den Schorsch zu sä,reiben, die angeblich von unsrer Sophie sei» sollen. Sehr scknieichelstaft für das feingebildete Mädchen, das in die höhere Töchtcr- scbnle gegangen ist, daß Sie ihr eine solche schauer liche Mrtstograpstie Zutrauen! Das hat sie am meisten geärgert! Ich bin neugierig, was Sophiens Vater zu der Geschichte sagen wird! Lr ist mit dem junge» perr» Grafe» auf der peimreise, wie er uns geschrieben hat, und wird nächstens kommen, um seine Tochter wieder abzustoleu. Der perr Kammerdiener wird Augen machen!" Damit war Schulze entlassen und ging von damie» wie ein begossner Pudel. Aber Glück und Unglück kommt selten allein. Das Scbicksal statte noä' mehr Aerger für ihn in Bereitschaft. ivie der Forstgestilfe durch den lvald nach Läinmersdors ging, begegnete ihm der pockzcitsvater Bicrstastn, und fing sofort von der Krauziviude an und von dem Anteil, de» Schulze an dem Skandal gestabt statte. „Ruiikelmeier ist noch ein dnuimcr Junge, aber Sie hätte» mehr verstand babe» sollen." sagte er in grobem Tone. „Ich bin nicht abergläubisch, aber meine Frau ist's »nd jammert mir alle Tage die Mstrc» voll, daß es unsrer Suse Unglück in der Lbe bringen wird, weil ein Mann bei der Kranz- winde zugegen war, und unsre Tochter hat am kiochzeitstag bittre Tränen geweint, weil ihre erste Kranzjungfer, die Sophie Ivinkelmann, abgesagt batte. Und an allem sind Sie schuld! Ueorigens brauchen Sie uns kein lvildbret mehr z» liefern, ich werde von nun an nieiuen Bedarf wo anders decken!" Damit ging der lvirt ohne Gruß von dannen. Unterdessen war die Geschichte auch bis ins Forststaus getragen worden, und wie sich Schulze bei seinem Vorgesetzten zum Rapport meldete, prasselte ein derbes pagelwettcr aus ist» nieder; die Strafpredigt der Muhme Strecksuß war dagegen nur ein sanfter Mairegen gewesen. Man komile es dem perr» Förster von Rechts wegen auch nicht verdenke», daß er grantig wurde. Die Jagd aus Lämmersdorfer Revier sollte nächstens wieder ver packtet werden, lvenn der Gastwirt Bierhastn, der Gemeindeältester war, die ander» im Gemeinde rat aufstetzte, da»» bekam der reiche Bankier aus Berlin, der sick schon lange um die Jagdpacht be mühte und bei dem Geld keine Rolle spielte, den Zuschlag, »nd der Förster mußte mit langer Rase abzieste». „Und das alles wegen Eurer albernen Liebesgeschichten!" so wütete der Förster und scklug mit der Fanst ans den Tisch, daß das Lmtensaß eine» hohen Sprung machte und leinen schwarzen Inhalt nach allen Seiten ansspritzte. Man kann sich denken, in welcher traurigen Gemütsverfassung Sckulze am Abend allein n, seiner Stube saß, »nd daß es keine rosenfarbenen Träume waren, die ihn in, Schlafe »ingaukellen. Indes — ei» Dcutsckcr fürchtet sich vor nichts in der lvelt, »nd ein echter Jäger läßt sich nicht durch ein Donnerwetter einschüchiern. Am nächste» Morgen statte er schon wieder Lonrage »nd als er vom Krämer, der die Post- agentur nebenbei besorgte »nd cs mit dem Brief geheimnis nicht gar so ernst nahm, erfuhr, daß Sophiens Vater nächsten Sonnabend emtreffen würde und daß ihn die Tochter am Bahnhof ad- holen solle, da war in seinem Kopse auch schon ein plan fir »ud fertig.