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- Erscheinungsdatum
- 1906-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190603137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-13
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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wshri freilich auch nicht verschwiegen werden konnte, daß der Tschechische Schnlorrein eine jährliche Einnahme von 800- di« LOOOOO Kronen auszuweisrn hat. Ein Hoch auf de» Deutschen Schulderem brachte Herr Oberbürgermeister Dr. Beck au«, worauf Frau Syndikus Schulte auS Dresden ihrer Freude er da« Entstehen einer Frauenortsgruppe des Deutschen hulvereinS auch i» Chemnitz Ausdruck gab. Dem Bortraa« ite ein Konzert. — Am Sonntag vormittag wurde im ktoria-Hotel die Hauptversammlung abgehalten. die Herr Dr. Faul au« Dresden als Vorsitzender dr« Lande«- verbände» leitete. Herr Bürgermeister Dr. Sturm teilte mit.- daß die städtischen Kollegien ohne eine Anregung von allsten ihren Beitrag für den Deutschen Schulverein verdoppelt hatten und dast am nächsten Tage durch einen hervorragenden Gesangverein «ine Mozartfeier stattfinde. deren Reinertrag hem Schulverxin zugute komme. Dem durch Herrn Dr. Faul araebenen Geschäftsbericht über 1905 war u. a. zu entnehmen, vast sich auch in Hamburg eine OrtSaruppe gebildet Hab«, die bedeutende Mittel aiisbringe. In Oesterreich sei e« gelungen, die Deutschen durch Gründung deS deutschen VolkSrates unter einen Hut -u bringen. Dem Deutschen schulverein zu Wien leien bei seinem 25 lährigen Jubiläum 600 000 Kronen al» Iubi- ISumsgeschenk überwiesen worden, die er zur Gründung von Schulen und Kindergärten verwenden wolle. Da «ine Ein- anzusragen. — In Wilhelmshaven verunglückte kürzlich aus S. M. S. .Kaiser Wilhelm II." der Matrose Leeder aus Schirgiswalde tödlich. Zu diesem Unfall wird uns aus Wilhelmshaven geschrieben: Leeder wurde am Donnerstag bei einer an Bord des Panzerschiffes in der Nordsee abgehaltenen Uebung mit Abkommgeschützen infolge eigener Unvorsichtigkeit durch einen Kopfschutz getötet. TaS Schis) befand sich aus der Uebersahrt von Kiel nach Wilhelmshaven, wo es während der Anwesenheit des Kaisers dem Monarchen als Wohnung dienen soll. Das Abkommaeschütz. das den Unfall herbeiführte, ist ein auf einem Bock drehbar befestigter Gewehrlaus des Infanterie- Gewehrs Modell 71. An diesem Geschütz erhalten die jungen Geschützanwärter ihre erste artilleristische Ausbildung zur Be dienung der Schifssgesckütze. Als Ziel dient eine aus dem Achter deck deS Schiffes angebrachte Scheibe. Das Schuhseld ist aus dem Schiff äbgclperrt, außerdem wird besonders vor dem Be treten gewarnt. Trotzdem betrat Leeder bas Hinterdeck. In dem- selben Augenblick kam ein Schub ab und traf ihn in den Kopf, sodah er nach einigen Minut«n verstarb. Beim Einlaufen des Schines in Wilhelmshaven war die Flagge aus halbmast gesetzt, die Leiche wurde ausgeschifft und dem Garnisonlazarett über- wiesen. De Ueberführung der Leiche nach dem Bahnhof vollzog sich unter Begleitung der Bordkapelle und aller dienstfreien Offiziere und Mannschaften. — Der hiesige Verein für Gesundheitspflege und arzneilose Heil weise, im Jahre 1835 gegründet und gegenwärtig 1130 Mitglieder zählend, hielt am 2 Februar seine Hauptversammlung ab, in der auch die Neuwahl des Vorstandes ans oer Tagesordnung stand. Die Versammlung nahm eine» Verlauf, wir ihn wohl die wenigsten Mitglieder erwartet hatten Da« Resultat der Wahl war nämlich, daß durch eine kleine Anzahl von Mitgliedern so ziemlich die alte Leitung anS der Verwaltung herausgedränat und Personen übertragen wurde, welche mit den ÄereinSbestrebnngen und der Naturheilbewegung ganz »nznreichend erfahren sein sollen und kaum im stunde sein wurde», den Verein im Stirne seiner Gründer und der Mehrzahl seiner Mitglieder weitennführen. Es hatten daher 69 Mitglieder beim Amtsgericht Protest eingelegt (der Verein besitzt die Eigenschaft der inristischen Person) und dieses halte dem Protest Folge geleistet und auf den 10. März eine außerordentliche Hauptversammlung anbe raumt. Wie der derzettige Vorsitzende, Herr Glöckner. Inhaber eine« Sanitätsbasars, seit 24 Jahren Mitglied, davon 32 Jahre im Vorstände, in einem im Vereinsorgan veröffentlichten Artikel ausführt, soll die treibende Kraft, welche den Verein von seinem Wege abzndräiigen versucht, in der Person einer Dame zu suchen sein, die in Gemeinschaft mit einer Anzahl von ihr beeinflußter Personen Bestrebungen Vorschub leistet, welche den Zielen des Vereins femlieaen, z. B. franenrechtlerische Bestrebungen, beson ders auch solche, welche auf öffentlichem Gebiete liegen, wie Bestechung der Prostitutionssrage, der homosexuellen Frage, mit Bekämpfung deS 8 175 des Neichsstrafgesetzbnches ulio. I» einem von diesem Kreise verteilten Flngblatte wird der Standpunkt der Gegner des Vorstandes dargelcgt. Eine Bersammlnng am Sonn abend. die tm „Odenm" stattfand, erhob schließlich die Vorschlags liste mit der Partei Glöckner mit ungefäbr 240 Stimme» zum Beschluß, während die von der gegnerischen Seite ausgestellte Liste mit Herrn Buchdruckereibesitzer Jonathas als Vorsitzenden, und Frau Oberlehrer Schütze! als Schriftführerin mit 113 bis 94 Stimmen in der Minderheit blieb. i — Der Verein der Bayern beging am Sonnabend ourch eine schöne Festfeier im Konzertsaal des Ausstellungs- Palastes den Geburtstag des Prinz-Negenten Luitpold, der gestern sein 85. Lebensjahr vollendete. Schon lange hatten die hier lebenden Bayern zu der Huldigung für den greiien Regenten gerüstet und sie verbanden mit der Feier zugleich die Säkular- feier des Eintritts ihres Heimatsstaates in die Reihe der König reiche. Etwa 1000 Personen nahmen an der Veranstaltung teil, die mit Konzertstücken der Garde-Meiter-Kapelle eröffnet wurde. DaS Musikpodium schloß die Büste des Prinz-Regenten, umrahmt von frisch-grünen Blattpflanzen, ab. zu den Seiten waren das Banner des Bayern-Vereins und die Fahne des König!. Sächs. Militärvereins der ehemaligen 102er ausgestellt. Sendern Prinz Luitpold Chef des 102. Regiments ist. hält der Verein der Bayern mit dem Stammregiment und dessen ehemaligen Ka- meraden gute Freundschaft. Es war daher der frühere Oberst und Kommandeur dieses Regiments. General z. D. v. Reyber, Ehrenvorsitzender des Militärvereins ehemaliger 102er, sowie ein« Offiziersdeputation unter Führung des Herrn Majors Schultz aus Zittau erschienen. Ferner bemerkte man unter den Ehrengästen die Herren Geh. Hosrat Engelhardt, Stadtbaurat Erlwein, unter den Mitgliedern die Herren Geh. Medizinalrat Professor Dr. Renk, Generaldirektor Döderlein. sowie Ab ordnungen von Landsmannschaftsvereincn. In seiner Be- grüßungsansprache hob Herr Ludwig Keck hervor, daß sich die Bayern im schönen Elbflorenz wohlsühlten und brachte ein Hoch auf das sächsische Königshaus aus. „Ein jubelndes Tedeum zu dem doppelten Jubiläum" war der inhaltsreiche Prolog, der. von Herrn König!. Intendanzrat Dr. Koppel-Ellfeld versaßt, ausdrucksvoll von Frl. Friederike Stritt gesprochen wurde. -Den Toast auf den Prinz-Regenten Luitpold hielt der banrische Ge- sandte Herr Graf v. Montaelas. Er pries die sprichwörtlich gewordene Milde und die schlichte, einfache Art, die den Prinz- Regenten dem bayrischen Volke so nahe gebracht haben. Zweck und Ziel seiner Regierung sei das Wohl seines Landes, in dem ein Aufschwung aus allen Gebieten der Volkswirtschaft und ein erhebliches Wachstum des Volkswohlstandes zu verzeichnen sei. Redner widmete dem Prinzen Luitpold ein dreifaches, von der Festversammlung begeistert aiisgenommeiies Hock,. Daraus brachte Herr Hochsteiner ein Huldigunastelearannn an den Ge feierten zur Verlesung. Frau Hofopernsängerin Rocke-Heindl er freute mit dem Vortrag der Arie aus ..Figaro" und Liedern ftir Sopran, di^Herren Hosopernsänger Grosch und Hopst mit Ge- sängen für Tenor und Bariton, Frl. Friederike Stritt mit ernsten und heiteren Deklamationen und Herr Kammermusikus Bauer mit Biolinvorträgen. Am Klavier faß Herr Kammer- musikus Keyl. Alle Künstler und Künstlerinnen ernteten rauschenden Beifall. Auch der Garde-Reiter-Kapellc wurde leb hafter Bestall zu teil. Herr Zahnarzt Wirsing, der zweite Ber- einStwrsitzende, dankte in einer Ansprache den Ehrengästen für den Besuch des Festes und den aussührenden Künstlern und Künstlerinnen für die Verschönung des Abends durch die ge- botenen trefflichen Genüsse. Herr Kaufmann Dupsner, der erste Vorsitzende des Vereins der Badenser, überbrachte die Grüße seines Vereins und widmete dem seit 21 Jahren bestehenden Ver- «in der Bayern ein kräftiges Hoch. Ein Ball bildete den Schluß deS Festes. Sämtliche Teilnehmer erhielten zur Erinnerung ein siitnig aiisgestattetes Gedenkblatt mit einem vortrefflich aus- gesührten Bildnis des Prinz-Regenten. — Die Sächsisch.Böhmische Dampfschiff- fahrtS-Gesellschaft teilt mit, daß wegen des emgetrete- nen WasserwuchseS bis auf weiteres an Station Krippen nicht mehr gelandet werden kann. — Vereins Nachrichten. Der Bezirks- und Bürgerverein D res den-Friedrich st adt hält SwunerLtaa. den 15. März, im groben Saale des „ÄeglerheimS" seine letzte Mitglieder- und Vereinsversammlung ab. zu der auch Angehörige und Gäste der Mitglieder eingcladen werden. Herr Astronom Lonke spricht über das Thema: „Entstehen. Entwicklung und Vergehen unserer Mutter Erde" unter Vor führung zahlreicher Lichtbilder. — Dr Evangelische Bund veranstaltet Donnerstag, den 15. März, abeitvs 8 Uhr. in „HammerS Hotel" einen Familienabend, bei welchem Herr Pfarrer Schaarschmidt aus Dir einen Vortrag über die evangelische Bewegung mit Vorführung von 60 Lichtbildern hält- — Einen interessanten Lichtbildervortrag wird am nächsten Geheimnisse der Zeugung und der Vorausbestimmung des Ge schlecht«" halten. — Dr Wohltätigkeitsverein Spitzen- sammler Dresden-Neu- und Anton st adt begeht am Mittwoch, 21. März, abends 8 Uhr, im „Orpheum, Äamenzer Straße 19. seine diesjährige Konsirmanden-Ein- kleidung. bei der in einem Festaktus 5 Knaben und 5 Mädchen beschenkt werden. Dem Aktus wird ein Tänzchen folgen. — In der am Donnerstag, nach dem Bußtag, im Viktoria» Salon stattsindeiiden Elite»Vorstellung gastiert der Komiker Hartstein in den beiden Burlesken „DaS tolle Hans" und „Die Perle der Garnison", außerdem werden sämtliche Künstler und Spezialitäten in ihren Glanznummern auftreten. Die Reichserbschaftssteuer ist in der Reichssteuerkonnnission am 7. März zu Ende geführt worden. Die ini Antrag am Zehiilioff-DIetrlch enthaltenen Vor schläge sind in allen weienllichen Punkten angeiiommen worden, insbesondere wurde der 8 l3. welcher die Befreiungen von der Steuer enthält, mit einem Avä»der>l»gsn»trag Milller-Fnlda an genommen, wonach alle Vermächtnisse und Schenkungen an Per sonen. welche zum Erblasser oder Schenkenden in einem Arbeits oder Dienstverhältnisse gestanden haben, bis zu 3000 Mk. stener- srei bleiben. Nach der Ncgieriiiigsvoilage sollte sich dieie Befiei- ung nur auf 1009 Mk. und nur ans Dienstboten, welche dem Haushalte des Erblassers angehören, erstrecken. Ebenso sind von der Steuer befreit warben: Schenkungen an Geschwister und sonstige nähere Aiigclwrige bis zum Betrage vo» 3000 Mk.. sofern es sich um Gegenstände bandelt, welche z»m eigenen Gebrauche des Beschenkten bestimmt sind. In der Ecbschaftsanzeige ist überall die eidesstattliche Versicherung beseitigt und durch eine „Erklärung auf Pflicht »nd Gewissen" ersetzt wurden, um die Ab gabe von fahrlässigen Eiden möglichst zu vermeiden. Die Höhe der steuerfreien Vermächtnisse für milde Stiftungen, kirchliche Anstalten usw. ist anstatt auf 3000 Mt. «nach der Regierungs vorlage, auf 5000 Mk. festgesetzt worden, entlprecbend der Hohe der bereits jetzt bestehenden Vorschriften für die Zulässigkeit von Vermächtnissen an solche Anstalten olme Geiiebinigiiiigszivaiia Ein besonders wichtiger Paragraph des Gesetzes ist der 8 50: in demselben ist entgegen der Vorlage durch die Konnnissionsbeschlüsse bestimmt, daß in allen Fällen, wo die sofortige Eiuziehimg der Steuer mit erbeblichen Härten für den Verpflichteten verbunden sein wurde, deren Entrichtung gestundet und in Teilbeträgen ge stattet werden muß und daß, soiveit der Nachlaß ans Grundbesitz lgleichbiel ob ländlicher oder städtischer» besteht, diele Entricht»„gs- frist auf zehn Jahre, ohne Zinsenvergütnna. erstreckt werden muß. Allerdings ist dabei vorgesehen, daß ausreichende Sicherheit durch Bestellung einer Sicherheitslwpotbel geleistet wird, oder, falls es sich um Fideikommisse handelt, durch Bestellung einer Zwaiigs- vccwaltuiig, dagegen soll der Zivaiigsverkauf wegen derErvschafts- stener ausgeschlossen sein. Damit ist wohl ein Hauptbedenken gegen die Erbschaftssteuer beseitigt worden, welches dahin ging, daß infolge der Höhe der Steuer insbesondere für entferntere Verwandtschaftsgrade bei Immobiliarvermögen häufige Fälle von Zwangsversteigerniig rintreten müßten, um die Erbschaftssteuer z» decken. Die Steuer beträgt nach den Beschlüssen der Kommission für Geschwister. Neffen und Nichten 4 bis 10 Prozent: Elte», 4 bis 10 : Stiefkinder 6 bis 15: Adoptivkinder 6 brs 15: Großneffe» und Großnichten 6 bis 15: Urgroßneffen und Urgroßnichien lO bis 25: Onkel »nd Tanten 8 bis 20; Kirchen und milde Stiftungen 5 bis 12'/» Prozent. Den Bundesstaaten sind weitere Z n - schläge zu diesen Steuern gestattet, ebenso ist denselben die Besteuerung der Deszendenten (Kinder) und Ehegatten sreigestelll Die Freilassung der fürstlichen Personen ist bon der Kommission abgelehnt worden. Die Erbschaftssteuer ist gewiß nicht leicht zu nehmen, allein man muß beim Hinblick ans die Höhe der Steuer sätze berücksichtigen, daß die engere Famitie, Kinder und Ehegatte» frei bleibt; das sind aber 75 Prozent aller Erbansälle: bei ande ren Erbschaften handelt es sich doch in den meiste», wenn auch nicht in alle» Fällen um einen nicht durch eigene Arbeit, sondern mehr durch Zufall erlangten Erwerb. TlMsneschichte. Die Marokko-Konfercnz. In letzter Stunde scheinen sich wieder Wolken über der Konferenz zusammenzuziehen. Die Franzosen be- harrten in der Sonntag vormittag abgehaltenen Komiteesitzuna auf dem Ansprüche, drei besondere Anteile an dem Bankrapitai für ihr Konsortium zu erhalten, und verstanden sich nicht dazu, dem neutralen Polizei-Inspektor einen Hafen zu unterstellen, obgleich die Mehrzahl der Delegierten den deutschen Stand punkt teilt. Die französischen Delegierten sieben anscheinend unter dem Drucke der intransigenten Presse, die am liebsten den Abbruch der Verhandlungen sähe, sowie der durch die Ministerkrifts geschossenen Unsicherheit der Lage. Nachmittags 5 Uhr fand eine zweite Komiteesitzung statt. In der Zwischen zeit wurden die angelegentlichsten Bemühungen Bisconti- Venostas und Whites bemerkt, ihren vermittelnden Einfluß zur Geltung zu bringen. Auch Rußland scheint jetzt der Meinung zu sein, daß der Zeitpunkt für ein weiteres Nachgeben Frank reichs gekommen sei. Zur Haltung Deutschlands in der Marokko-Frage bemerkt die im allgemeinen deutschfeindliche ^.Pall Mall Gazette": „Frankreich besitzt ausgedehnte überseeiiche Besitzun gen, zum Beispiel Madagaskar, wo allein Platz für viele Millionen Menscken ist, hat aber nicht das Menschenmaterial, um cs dorthin zu schicken. Deutschland hingegen hat keine Kolonie, die für die Aufnahme seiner überschüssigen Bevölkerung geeignet wäre, und muß seine Söhne in fremde Länder aus- wandern lassen, wo sie meistenteils ihrem Vaterlande verloren gehen. Wenn die beiden Länder in bezug auf diesen Punkt sich in umgekehrter Lage befänden, dann könnte man nicht daran zweifeln, iwaS geschehe» würde: Frankreich würbe entweder ein ausreichendes Stück des Landes seiner Nachbarn an sich reihe», oder es würde Deutschland zwingen, ihm die verwend baren überseeischen Gebiete, die cs nicht entsprechend auSnutzeit konnte, abzutrcten." Die Sonnabend-Sitzung der Redaktionskommission beschäf tigte sich nur mit der B an kfra ge. Tie Polfteiftage wurde nicht berührt. Es ist in allen Punkten eine Einigung erzielt worden, bis auf die Frage, welche Anzahl von Gründeranteilen an der Bank dem franzMche» Aiileibekonsortiiini für den Verzicht ans sein vertragsmäßiges Vorzugsrecht überlassen werden soll, »nd die Regelung der Zeiisoreiifrage. Die Franzosen fordern zwei Bankanteile für die Abtretung der Vorzugsrechte a»f Artikel 32 lind 33 des Anleihevertrages vo» 1904 mid einen dritten Anteil für Nebertragimg des Aiilcibedienstes nnd der Kviitrvllrechte am Artikel 15 und 16 dieses Vertrages. Deutschland will bisher dem französischen Konsortium nur zwei Anteile einräumen. In der Zenfvrenfrage besteht die Meinungsverschiedenheit darin, daß nach dem Vorschläge Frankreichs di- Wahl je eines Zensors für die vier Zrntralnotenbaiiken von Deutschland, England, Frankreich und Spanien vorgenommen wird, nach dem dentschen Vorschläge die Zensoren ans dein Personal der vier Banken ernannt werden. Endlich wünschen die Franzosen, daß die Berichte der Zensore» de» Banken »litgctellt werden, während vo» deutscher Seite vor- geschlage» wird, daß die Slgiiatariiiächte Abschriften derZensoren- verlchte erhalte». Heute wird die Kvmniüsion sich »ist der Polizei frage beschäftige». Der Kaiser in Wilhelmshaven, Alljährlich kommt seit seinem Regierungsantritte der Kaiser nach Wilhelmshaven und gewöhnlich ist es in der ersten Hälfte des Monats Marz, um ver kreidig ung der Anfang Februar eingestellten Rekruten der 2. Marinc- Jnspektion beizuwvhnen. Zur festgesetzten Zeit kurz vor 10 Uhr traf gestern ber kaiserliche Sonderzua auf dem Bahnhose in Wilhelmshaven ein. Der kaiserlich« Sonderzug fuhr von dort direkt zur Werft weiter und hielt hier bei der Malchinen- werkstatt an. Sobald oer Zug hielt, begrüßte der Kaiser die hier versammelten Offiziere, den Cbes der aktiven Schlacht- tlotte, Großadmiral v. Koester, den Staatssekretär des Reichsmarineamts, Admiral v. Tirpitz, den Festungs-Kom- mandanten von Wilhelmshaven. Kavitän zur See Ehrlrch. uns den Landrat Dr. Budde. Im Gefolge des Monarchen befanden sich u. a. Generaladjutant Admiral Freiherr v. Senden-Bibran, Generaladjutant General der Kavallerie v. Scholl, Admiral L la suito Konteradmiral v. Müller u. a. m. Nach Entgegen nahme von Meldungen begab sich ber Monarch mit Gefolge an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm II.". in dessen Topp die Kaiserstandarte sichtbar wurde. Kurz vor 12 Uhr fuhr der Kaiser im offenen Wagen zur Vereidigung der Rekruten nach dem Exerzierschuppen der 2. Matrosendivision. Nachdem er die Front abgeschritten hatte, begab er sich aus das sür ihn er richtete Podium. Sobald der Kaiser seinen Platz eingenom- men hatte, letzte die Kapelle der 2. Matrosen-Divlsion unter Herrn Wvhlbiers Leitung ein. Anschließend daran hielten die beiden Marine-Oberpfarrer, erst der evangelische und dann der katholische, Ansprachen an die am Tage vorher kirchlich vor- bereiteten Rekruten, in welchen noch einmal auf die Bedeutung des Eides hingewiesen wurde. Die Vereidigung selbst, die nun folgte, wurde vorgenommen von dem Adjutanten der 2. Matrosen- division, der zu diesem Zwecke unter die Kriegsflagge getreten war. Auf eine kurze Ansprache des Kaisers, welche dieser nach Beendigung des feierlichen Aktes an die Rekruten richtete, antwortete der Inspekteur der 2. Matrosen-Jnspektion, Konteradmiral Kindt, mit einem dreimaligen Hurra oui Se. Majestät den Kaiser. Damit hatte die Feier ihr Ende er reicht. Ter Kaiser nahm sodann noch militärische Meldungen entqeqen, verließ hierauf mit seinem Gefolge das Ererzierhaus und begab sich im Wagen zum Offi-ierkasino. Auch hier hatten wieder aus den Straßen Truppenkörper Aufstellung genommen, die den Kaiser mit kräftigen Hurrarufen begrüßten. Die Straßen waren mit Menschen besät, die alle den Kaiser sehen wollten und die nicht minder fröhlich dem Kaiser zujubellen. Sichtlich bewegt dankte der Monarch unausgesetzt nach allen Seiten. Im Ofssizierkasino fand dann Frühstücksmahl statt. Zur Jlottcnvorlage schreibt die ,,'Nordd. Allg. Ztg." in ihren Rückblicken: «Ein bemerkenswertes und zugleich erfreuliches Ereignis war die Annahme der Flottennooclle am Dienstag in der Budgetkom mission des Reichstags. Erfreulich, wenn auch nicht unerwartet, vor allem deshalb, weil die Vorlage, bei der es sich vor allem um eine Verbesserung der Qualität unserer Seerüstung, nämlich um Vergrößerung des Deplacements der Linienschiffe unv großen Kreuzer, sowie um den Neubau von sechs großen Aus- ,anvskreuzern handelt, obne lange Debatten unter materieller Zustimmung aller Parteien mit Ausnahme der Sozialdemo kratie angenommen wurde. Gegen die Vorlage gestimmt Hai allerdings auch noch die Freisinnige Volkspartei, allein ledig lich aus dem rein formalen Grunde, daß sie budgetrechtlich« Bedenken hegt gegen die gesetzliche Bindung des Reichstages durch die Genehmigung eines aus Jahre hinaus sich erstreckenden Flottenbauplancs. Im übrigen ist auch di« Freisinnige Volks- Partei keine Gegnerin der Forderungen an sich, die sie viel- mehr alljährlich im Etat zu bewilligen bereit ist, wie sie bereits auch mit allen anderen Parteien, ausgenommen die Sozial- deniokratie, für die Schisssbauten des gegenwärtigen Etats ge- stimmt bat. Gegen die erwähnten buogetrechtlichen Bedenken spricht einmal die Ausrechterbaltung des budgetrechtlichcn Prin- zivs der alljährlichen Etatsbewilligung in den Flottenvorlagen, lodcmn aber auch die Rücksicht auf technische, finanzielle und politische Momente, die längst die gesetzliche Bindung als den besseren Weg haben erscheinen lassen. Namentlich konnte der Staatssekretär v. Tirpitz aus beträchtliche Ersparnisse Hinweisen, die ein Vertrag mit den Kruppschen Werken beim Ablchluß auf mehrere Jahre mit sich bringt. Jedenfalls ist es beachtens- wert, daß zum ersten Male die Marineforderungen der ver bündeten Regierungen von der Kommission, die ,a in diesem Falle zweifellos ein Abbild der Abstimmung im Plenum ergibt, ohne jede Kürzung und Aenderung von nahezu sämtlichen bürger lichen Parteien angenommen worden sind. Vielleicht wird auch die Freisinnige Volkspartei im Plenum schließlich ihre budget rechtlichen Bedenken hinter den wichtigen Erwägungen zuriick- stellen, die die anderen bürgerlichen Parteien zur unveränderten Annahme der Flottenvorla-e bestimmt haben. Bemerkenswert ist, daß in der führenden Zentrumsvresse betont wird, daß für die Mehrheit der Kommission jedenfalls auch politische Gründe eine große Rolle gespielt haben. Es dürste, so werde man sich gesagt haben, abkühlend auf kriegslustige Elemente im Auslande wirken, daß die Vertretung des deutschen Volkes, ausgenommen die grundsätzlichen Gegner jeder militärischen und maritimen Be willigung, die Sozialdemokraten, einmütig sich gewillt zeige, die deutschen Slreitkräste aus die ihren Aufgaben entsprechende Höhe zu bringen. Wenn das Zentrum erklärte, daß leine Entscheidung in der Budgctkominission noch nicht als endgültig anzilsehen sei. da es sich seine letzte Entschließung bis nach Erledigung der Steuervvrlciyen Vorbehalten habe, so peschah dies, weil es glaubte, einen früher eingenommenen Standpunkt wahren zu müssen, obne daß dadurch jedoch die politische und grundsätzliche Be deutung des Votums der Budgctkommission eine Beeinträchtigung erleidet." Deutsches Reich. Ter Kaiser ist vorgestern abend 11s/ü Uhr von Berlin nach Wilhelmshaven abgereist, wo er gestern vormittag eintraf nnd an Bord des Linienschiftes „Kaiser Wilhelm II." Wohnung nahm. Auf die Adresse, welche die Berliner Handelskammer dem Kaiserpaare zur Feier der silbernen Hochzeit über reicht hat, ist folgendes Antwortschreiben eingeaangen: „lieber die Mir und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin von der Handelskammer zu Berlin zur Fe>er Unserer silber nen Hochzeit in einer geschmackvollen Adresse dargebrachten Glück- und Segenswünsche haben Wir Uns herzlich gefreut und mit Befriedigung aus der Adresse entnommen, daß die Handels kammer zur Ermnerung an die Feier eine wohltätige Stiftung zur Unterstützung von Kaufleuten .sowie deren Witwen und Waisen unter dem Namen „Wilhelm-Auguste-Viktoria-Fonds" begründet hat. Ich spreche der Handelskammer, zugleich im Namen Ihrer Majestät sür die Bekundung warmer Anteilnahme an Unserem Ehrentage Unseren besten Tank aus. gez. Wil helm «." Zu seinem 85. Geburtstage empfing der Prinz regent Luitpold von Bayern schon vorgestern eine größere Zahl von Gratulanten, unter diesen mehrere Mitglieder ver königlich und herzoglich bayrischen Familie. Nachmittag- fand im Residcnzschlosse eine Familien- und Galatafel statt. Zahlreiche Glückwünsche von Fürstlichkeiten sind bereit« ein- gelausen. Zur Enlmündiflung des Herzogs Paul Friedrich zu Mecklen burg melden mecklenburgische Blätter, daß die Schuldenla >1 des entmündigten Herzogspaares 5 Millionen Mar! be trägt. Den Angehörigen des verstorbenen Abgeordneten Eugen Richter sind nn Laufe des Sonntag eine große Anzahl von Bcileidskuiidgcbungen von bekannte» Parlamen tariern zugcgangen. Der Reichskanzler Fürst v. B ülow drückte der Witwe in einem Handschreiben seine herzlichste Teilnahme aus. Ferner sandte Graf v. Posadowsky ein langes, in wärmsten Ausdrücken gehaltenes Telegramm. Auch der Prä sident des Reichstags, Graf Ballcitrem, kondolierte aus tele graphischem Wege, während der Präsident des Abgeordneten hauses, v. Kröchcr. durch den freisinnigen Abgeordneten Müller- Sagan mündlich der Witwe sein Beileid aussprechen ließ. Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin vom 11. d. M.: Wie nun sestslelst, erhielt Graf Götzen de» erbetenen Heimats- urlaub und wird am l .'. Avril die Heimreise antreten. Zu seinem Vertreter ist der erste Referent in Deutsch-Ostafrika, NegierungSrat Haber, in Aussicht genommen. Tie in der letzten Woche erschienenen Jahresberichte der großen führenden deutschen Banken, denen zweifellos eine enge Dresdner? Nachrichten. 7t>. Seite 3. Dienstag. 13. März 1»«S
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