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- Erscheinungsdatum
- 1906-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190603064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19060306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19060306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-06
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Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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«ammer «scheuet «» ch« «nwa-rscheiE daß e» «eltngen werde, deren Widerspruch gegen eme stärkere Vertretuxm von Handel und Industrie »u begegnen-.er halt,« aber mH für «an» ausgeschlossen. daß «S noch gelingen nnrd. «m Wahlrecht der tzöchstbesteuerten oder de» in der Ersten Kammer a-bge- lehnten Präsentatiousrecht» der Handel», und Gewerbekammern durchqudrücken. — ReichogerichtSrat Dr. Sievers bracht« in der daraus folgenden Aussprache die Erfahrungen bei der ReichStagS-Ersatzwahl in Chemnitz zur Sprache, die ein Schul- beilpiel dafür sei, wle man von nationalliberaler Seite politisch nicht hätte verfahren sollen. Abgeordneter Lanahammer Chemnitz, der dem Vorredner unumwunden beipflichd rete, schilderte Chemnitz. ....... eingehend di« Umstände, die in Chemnitz zur Aufstellung eines konservativen Kandidaten geführt hätten. Was die Vorlage zur Aenderuna der Zusammensetzung der Ersten Kammer betrifft, so hielt siy Redner für unannehmbar, weil sie den Forderungen der natronalliberalcn Partei durchaus nicht entsprachen. Das Pluralwahlsystem zeige einen gangbaren Weg zur Äahlresorm. Hm weiteren Verlaufe der Debatte warnte Landtaasabacordneter Schulze-Dresden sehr entschieden davor, zu glauben, dah etwa die Bewilligung von fünf Vertretern aus den Kreisen des Han dels und der Industrie als eine Abschlagszahlung zu betrachten sei. Im Gegenteil, werde die Vorlage Gesetz, lo werde von konservativer Seite diese sogenannte Reform gegen jedes weitere Bestreben nach einer Annäherung an die Forderungen der nationalliberalen Partei auSgespielt werden. Darum müsse es laut gesagt und gefordert iverden: „Festhalten an den Forde- rungen, di« einmal als richtig anerkannt worden seien. In seinem Schlußworte erklärte sich dann Abgeordneter Gontard be reit, einem Anträge des Vertreters des Zittauer Vereins zuzn- stimmen, der folgendermaßen lautet: „Die Hauptversammlung des Nationalliberalen Landesvereins erwartet von der national- liberalen Fraktion, datz sie bei der Reform der Ersten Kammer den Standpunkt, innehält, den der Landesausschuh am 21. Dez. 1905 eingenommen hat." Dieser Beschlich des Landesausschusscs fordert, daß die Fraktion nur dann einer Vorlage zustimme, wenn sie den Forderungen der Partei in besserem Mähe ent spreche und zum mindesten die Wahl der Bcrufsvertreter zu- stchere. — Die organisierte B e rg a rb e i te r s ch a f t des Zvickauer Reviers nahm am Sonnabend in zwei öffentlichen Versammlungen — je eine für die Tag- und die Nachtschichten — Stellung zu dem etwa IM Mann der Belegschaft umfassenden Streik auf dem Kohlenwerke „Altgcmcinve Bockwa". Ter Streik ist eine Folge der Entlassung mehrerer Mitglieder des Knappschafts-Ausschusses, welche der Werksverwaltung die be kannten Forderungen der organisierten Bergleute unterbreitet batten. In geheimer Abstimmung erklärten sich die Versamm- lungen mit allen gegen 1 bezw. 2 Stimmen bereit, hinter ihren im Kampfe befindlichen Kameraden zu stehen und, falls die WerkSbesitzer „zu neuen Schlägen ausholen" sollten, diese mit allen, auch den äußersten Mitteln, abzuwehren. Der Referent Pokorny äußerte in seinem Schlußworte: „Vielleicht stehen große, schwere Kämpfe bevor, wie Mitteldeutschland und Sachsen sie noch nicht erlebt hat. Die Dinge spitzen sich zu." — Von den jetzt in Dresden versammelten Valneologen trafen am Sonntag nachmittag etwa 50 Herren, darunter auch viele hochgestellte Mediziner aus Oesterreich-Ungarn, und einige in Begleitung ihrer Damen, in Klotzsche-Königs- wald ein, um daselbst das König Friedrich August-Bad zu besichtigen. Dik fremden Gäste, unter denen sich der Vorsitzende der Deutschen Balneologischen Gesellschaft, Herr Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. Liebreich aus Berlin, und die Herren Vorstandsmitglieder Geheimrat Dr. Thillenius aus Soden, Sanitätsrat Tr. Schliep aus Baden-Baden und Dr. Rüge ans Cudowa befanden, wurden am Bahnhofe von Mitgliedern des Gemcinderats und des Badeausschusses empfangen und nach der im nahen Prießiiitz- grunde mitten im duftenden Nadelwalde gelegenen Badeanstalt geleitet, wo sie mit einem Sängeraruß des Mannergesang vereins „Liedcrhain" und mit herzlichen BearüßungSwortcn des Herrn Gemeindevorstands Müller bewillkommnet wurden. Darauf besichtigten sie unter Führung des Badearztes, Herrn Sanitätsrats Dr. Reichardt, zunächst im Herrenbad das große, 450 Quadratmeter Schwimmfläche umfassende, von dem klaren Wasser der Prießnitz gefüllte und durchflossene Schwimmbassin, die Wasserheilanstalt, die ausgedehnten Zcllenonlagen und allge meinen Ankleideräume, die Turn- und Spielplätze und sodann den sich den Bergrücken hinan erstreckenden Waldpark mit den umfangreichen Anlagen und Einrichtungen für Luft-, Sonnen- und natürliche Sandbäder, wobei sie zugleich- den prächtigen Blick auf das liebliche Waldtal. in dem das Bad gelegen ist, und die dasselbe umgebenden bewaldeten Höben genossen. Die Be sichtigung schloß mit einem Gange durch das entsprechend ein gerichtete und ausgestattete Dainenbad. Vor ihrer Rückfahrt nach Dresden nahmen die Gäste noch eine im Bahnhosshotel ihnen gebotene Erfrischung an, wobei sie ihrer ungeteilten Bewunde rung und Anerkennung für die Lage und Einrichtung der Anstalt und ihrem Danke für die ihnen gewordene Aufnahme und Führung Ausdruck gaben. — In den meisten Parochien Dresdens beginnen oder lausen in diesen Tagen dieHaussammlunoenfürdieäußerc Mission. Die stetig wachsenden Ausgaben der Mission er heischen vermehrte Opfer. Insonderheit die Leipziger Mission, der die Gaben aus Dresden znfließen, bedarf erhöhter Ovfer- freudlgkeit. Werden doch infolge der baltischen Unruhen voraus sichtlich die Unterstützungen diesmal nur spärlich fließen, die sonst jahraus jahrein von den dortigen lutherischen Stammes genossen nach Sachsen abgcsührt wurden. Ueoerdies ist das Jahr 1906 das Jahr des 200jährigen Jubiläums der Ausjendung der ersten! lutherischen Glanbensboten in die Heidenwelt (nach Ost indiens, deren einer unser sächsischer Landsmann Bartholomäus Ziegenbalg aus Pulsnitz war. Möchten daher die Mssions- gaden aus Dresden diesmal besonders reichlich fließen! — Seit dem Oktober vergangenen Jahres besteht in DreSden-Löbtan eine Anstalt, die in ihrer Anlage wohl einzig in Sachsen sein dürfte. Sie vereinigt in einem Rahmen Kindergarten, Mädchenhort und Hciushaltunos- und Kinder gartenschule: die P r i n z e ss i n Ma rga r e t h e n - A n stol t. Die Haushaltungsschülerinnen werden teils in allen Zweigen des Haushalts durch eine geprüfte Lehrerin unterwiesen. Das Hauptaugenmerk wird darauf gelegt, dah sie für das Lehen praktisch vorbereitet werden. Anderseits werden sie auch im Kindergarten beschäftigt, um die Kinderpflege und die Fröbelsche Methode zu erlernen. Es ist das Verdienst der Ortsgruppe Dresden des Deutsch-Evangelischen Frauenbundes, der sich be kanntlich die Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts zu einer seiner Hauptaufgaben gemacht hat, diese Anstalt ins Leben gerufen zu haben. Der -Ortsgruppe wurden vom Spar- und Bauverein in den „Posadowsky-Wehner-Häusern" die Räume zu dieser Einrichtung angeboten und in der entgegen kommendsten Weise ausgestattet, zunächst zum Besten der Kinder dieses Häuserblocks. Doch werben zum Besuch der Haus- l>altungsschul-e auch Kinder der Stadt und ihrer Vororte zu- gelassen. Wie sehr diese Anstalt dem allgemeinen Bedürfnis cntgegenkam, zeigt der große Andrang. Die Zahl der Kinder beträgt 83 im Kindergarten, 4.5 im Mädchenhort und 12 in der Haus-Haltungsschnle lzu Ostern sind bereitst neue Schülerinnen angemcldet). Leider reichen die Räume für eine größere Ent faltung der Anstalt nicht auS, so daß zahlreiche Neuanmeldungen abgewiesen werden müssen. Auch ist die Ortsgruppe <Vor- sitzende Frau Pfarrer Mätzold! noch nicht den großen pekuniären Opfern gewachsen, die die Erhaltung der Anstalt erfordert, sodaß von allen denen, die Herz und Verständnis für eine Bildung der Mädchen unseres Volkes hegen, im Interesse der guten Sache ein« größere Teilnahme dringend zu wünschen ist. — Einen interessanten Vortrag Wissenschaft- lichenJn Halts hält am Donnerstag und am Freitag s2. Tag Wiederholung! im Vereinshaus der Physiker Gerhart Heit mann aus Hamburg, in dem er einen „Ausflug in den Welt- raum" mit zahlreichen Lichtbildern vorsühren wird. ES werden in diesen Bildern besonders die Wunder unseres Sonnensystems, viel« interessante Mondlandschaften und Aufnahmen von Planeten und Kometen vorgeführt werden. — Der erste Verein Dresdner Ga st» und Schank wirt« veranstaltete am Freitag in der ..Centralhalle" sein Winterveranügen, dem die Idee eines Ausflugs nach der Edmundsklamm zu gründe lag. Der Saal veranschaullchtc durch passende, treffliche Dekorationen das herrliche Stück unserer Sächsisch-Böhmischen Schweiz in überraschender Welse. Die zahlreich in sommerlicher Gewandung erschienenen Festteilnehmer wurden in improvisierter Kahnfahrt durch die EdmnndSklamm be fördert und an der Landung-steü« von eine« böhmischen Musik- korpS mit Fanfare» empfangen. Von der beim Eintritt InS österreichische Gebiet stattfindenden Zollrevision konnte man sich durch Erlegung eine« Obolu» befrere». Der Hintere Teil des Saales war in eine österretchische Welnschenke uiuaewaudelt, wo ma» für wenige Heller bei den musikalischen Darblktungei, einer Dorflapelle ein vorzügliches GlaS Wein bekam. Grenzer und Büttel sorgten für Ruhe und Ordnung. Beim Klange frischer Tanzweise», aufgespiclt von etnei» österreichischen MusilkorvS, entwickelte sich ein ungezwungenes Leben »nd Treibe». Der Vergnügungs-Ausschuß ist sicherlich durch die allgemeine Aner kennung. die man dem vo» den bisherigen Veranstaltungen ab weichenden originellen Arrangement rückhaltlos zollte, für seine großen Mühen reichlich belohnt. — Der vom Kirchenvorstand erstattete Bericht über das kirch liche Leben i» der I o ha n n e s - P a r och i e zu Dresden in den Jabrcn 190.1-05 ist soeben erschienen. Der Bericht ent hält nicht nur Mitteilungen über das kirchliche Leben in der Parochie, sondern im Anhang auch einen Ueberblick über deren Geschichte mit Beschreibung und mehreren Abbildungen der Johanneskirche. Die Druckschrift wird allen Haushaltungen der Parochie demnächst zugeslellt werden. — Die Dresdner Gefells chaftzu rLi örderunader A m a t e u r - P h o t oara ph l c hielt am Sonntag eine Sitzung ab. Der Vorsitzende, Herr Rentier E. Frohne, gedachte zunächst des Dvppelsestes im deutschen Kaiserhause, woraus die Versamm lung durch Echebcn von den Plätzen ihrer Ehrfurcht und Teil- nähme Ausdruck gab. Hierauf erhielt Herr Otto Mcnte-Berlin das Wort zu seinem Lichtbilder-Vortrage: „D i e A n S n u tz u n g des Motivs". Au der Hand vorzüglicher Lichtbilder er läuterte Vortragender, in welcher Weise sich ein Stuck Land im Umkreise von etwa 2'- Kilometer für künstlerische Aufnahmen ausbeuten läßt. Mt einer Diskussion- über technische Fragen schloß die Satzung. — Der SFortsondcrzug nach Geising am -Sonntag wurde auf der Hinfahrt von 150 Reisenden und aut der Rückfahrt von 103 Personen benutzt. — Der von Chemnitz Hauptbahnhos nach Oberwiescnchal in Verkehr gebrachte Sportsondcrzug be förderte auf der Fahrt nach Oberwiesenthal 104 und aus der Rückfahrt von Obcrwiesenthal 107 Reisende. Aus den amtlichen Bekanntmachungen. Der erste d i e s j äh r i g e I a h r m a r k t wird am 26. und 27. Mürz abgehalten. Sonntag, den 25. März, ist das Aus- packen und der Warenverkauf von 11 Uhr vormittags an ge stattet. An jedem der drei Verkausstoge ist der Warenverkauf spätestens abends 9 Uhr einzustellcn. Der Heu-uiidStroh- markt wird wegen des Jahrmarktes für Freitag, den 23., und Montag, den 26. d. Mts. vom Neumarkte nach dem Jreiberger Platze verlegt. Mit der Gleiserueuerung in der P ra g e r S t r a ß c, zwischen Wiener Platz und Strnvestraße, desgleichen mit der Legung der -Straßenbahngleise in der W a r t ha e r S t r a ß e, zwischen der Cosscbauder und der Roquette-Straße, und mit dem Umbau der Hanptschlcuse „An der Kreuzkirche', Süd- und Ostseite, sowie anschließend hieran in der Schulgasse, zwischen dem Friedrichsring und „An der Kreuzkirche", >oll am 12. März begonnen werden. Vom gleichen Tage ab werden die Schau- dauer und Wehlener Straße, zwischen der Hosmann- und der Bergaießhüblcr Straße, wegen Verbreiterung, Be schotterung und dem Einbau doppelter Straßcnbcihngleise in der Wehlener Straße auf die Tauer der Arbeiten für den Fahr- und Reitvcrkehr gesperrt. Am 23. April beginnt bei der städtischen Volks-Koch- u nd Ha u sh a l t u n gs s ch ul e für schulentlassene Mädchen aus minderbcmittcltcn ständen der Sommerkursus. Zur Marokko-Konferenz. Die offizielle Mitteilung über die Sonn abend-Sitzung der Konferenz lautet: „Die Vollversamm lung der Konferenz hat die Artikel des Ba n k - P r o j e k t e s, -wie sie von der Redaktionskommission vorbereitet worden waren, angenommen. Jedoch hat in betreff der Sanierung des Münz- we-lcns die Frage des Umlaufs und des vollgültigen Zcchkunos- wertes der spanischen Münze in Vöarokko der deutschen Dele gation Anlaß zu einem Abändermigscintrage gegeben, der dar auf abzielt, den Zcchlungstvert dieser Münze nur insoweit an- zuerkennen, als dieser Wert durch die Verträge festgesetzt ist. Die spanische Delegation ist für die Fassung des Entwurfs der Re daktionskommission eingetreten, indem sie darauf aufmerksam machte, man müsse nicht nur die Zahlungskraft, sondern auch das Umlaufsprinzip, als notwendige Bedingung der Zahlungs kraft, zugestehen und zugeben, daß die beiden Prinzipien eine allgemeine Tragweite haben, die begründet ist nicht nur aus die Verträge, sondern auch auf scherisische Entscheidungen, aus mehrere Akte des diplomatischen Korps in Tanger und auch auf die traditionellen Gebräuche. Tie Konferenz hat die von der Redaktionskommission zurückgestellteil Fragen einer erneuten Prüfung Vorbehalten und beschlossen, am Montag nachmittag wiederum zusammenzutreten." Ein Teil der spanischen Presse knüpft an den deutschen Ab änderungscmtrag betreffs der -Sanierung der Gcldverhältnissc den Kommentar, er bedeute eine den spanischen Interessen un freundliche Maßregel als Antwort auf das enge Zusammen gehen Spaniens mit Frankreich auf der Konferenz. Diese An nahme ist eine durchaus irrtümliche. Der deutsche Vorschlag soll lediglich dem Artikel des von der Redaktionskommission vor- aelegtcn Entwurfs einer Vankordnung eine klare, jede mißverständ liche Auslegung ausschbießende Fassung geben. Der Entwurf be stimmt, daß die Staatsbank bei ihren auf Sanierung der Geldver hältnisse aoziclenden Maßregeln den Umlauf und die Zahlkrast des spanischen Geldes, wie sie zurzeit bestehen, unberührt lassen sollen. Der deutsche Mändernngsvorschlag bezweckt, die Worte „den Umlauf und" zu streichen und die Worte „wie sie zur zeit bestehen" durch die Worte „wie sie auf den bestehenden Verträgen begründet ist" zu ersetzen. Wenn die Zahlkrast des spanischen Geldes gewährleistet ist, schließt dies die Möglich keit eines Umlaufes bereits in sich: ebenso soll die Basierung der Zahlkrast des spanischen -Geldes auf die bestehenden Ver- träge statt auf den schwer fcstzustellenden und verschiedene Auf fassungen znlassenden gegenwärtigen Brauch nur dazu dienen, alle Zweifel in der zukünftigen Praxis aiisznschließcn; den» die bestehenden Verträge, wie z. B. der deutsch-marokkanische und -der spanisch-marokkanische Handelsvertrag, bestimmen bereits aus- drücklich die Zahlung der Zölle in spanischem Gelbe. Wie wenig der deutschen Haltung eine unfreundliche Gesinnung gegen Spanien zu Grunde liegt, zeigt unter anderem schon die Tat- fache, daß gerade der deutsche Entwurf das Vankkapital in Pesetas festsetzte, auf welches Zugeständnis -Spanien unter dem französischen Widerspruch verzichtete. Einem ausführlichen Bericht der „Agence Havas" über den Verlauf der Sonnabend-Sitzung entnehmen wir folgendes: Deutschland verlangte für die Bank die Einführung eines gemischten Gerichtshofes nach ägyptischem Muster, während F ra n kr e i ch an der in seinem Entwune nicdcrgelegten Forde rung festhält. Ncvoil begründete die Auffassung Frankreichs. Sodann folgte die Diskussion über das vorzunehmciidc Verfahren in der Polizeifrage. Um die Beendigung der Arbeiten zu beschleunigen, schlug der Herzog von Alniodovar der Kon ferenz vor. eine Sitzung am Montag abzuhalten. Diesem Vor- schlage widersprach der deutsche Delegierte o. Radowitz mit der Begründung, daß die Arbeiten betreffend die Banksrage noch nicht genügend weit vorgeschritten seien, nm sie in nutzbringen der Weis« vor dem Abläufe einiger Tage von neuem zu beraten. Hierauf erklärte der englische Delegierte Nicolson, da cs einiger Tage bedürfe, bevor man die Beratung der Bankfrage würde wieder aufnehmen können, so mache er den Vorschlag, die Polizeifrage in Komitecsitzungen zu verhan deln, ohne indes die Beratung der Bank- frageouszusctzen. v. Radowitz und Graf Tattenbach er klärten sich dagegen, der italienische Delegierte Visconti- Venosta sprach die Ansicht aus, daß er kein Hindernis darin erblicken könnte, wenn die Konferenz die Polizeifrage in Komitee- sikungen prüfe, während sie zu gleicher Zeit die Bankfrage in Plenarsitzungen weiter beriete; es sei einem solchen Verfahren zu danken, wenn man Fortschritte bisher hätte erzielen können. Der französische Delegierte Nevoil erklärte, daß er nichts Un zulässiges in der gleichzeitigen Behandlung beider Fragen, so- wchl der Polizei-, wie der Bankfrage, erblicken könnt. Der Herzog von Alniodovar wies noch darauf biu. dcik man di« Arbeiten beschleunigen müsse. Er gab «inen Ueberblick über die Lage. Auf der «inen Seite wünsche man die Polizeifrage in Angriff zu nehmen, bevor man die Bankfrage endgültig er ledigt habe, auf der anderen Seite wünsche man, die Bankfrage abgeschlossen zu haben, bevor man in die Beratung über die Polizeifrage «intrete. 'Da er sdcr Präsident! durch diese beiden sich geaenübcrstchendcn Meinungen sich in Verlegenheit ge bracht sehe, so halte er es sur das richtigste, die Konferenz um ihre Meinung zu befragen. Deutschland erklärte sich gegen den Vorschlag Nicolsons, ihm folgte Oesterreich, das sich auch gegen diesen Vorschlag oussprach. Belgien erklärte, daß es sich der Meinung der Majorität anschließen werde. Der Delegierte der Vereinigten Staaten White äußerte sich dahin, daß er kein Hindernis für die Fortsetzung der Beratung der Banksrage bis zu ihrer Lösung erblicken könne, aber da er vernommen habe, daß gegen den 10. März der Herzog von Alniodovar genötigt sei, aus Anlaß des Besuches des Königs von Portugal sich noch Madrid zu begeben, io halte er cs für angebracht, die Arbeiten der Konferenz zu beschleunigen, um diesen Termin nicht zu übci- schreilen und um nicht genötigt zu sein, die Arbeiten der Kon ferenz während einiger Tage auszusetzen und sie daun wieder von neuem aufzunehmen. Spanien und Frankreich unterstützten den Vorschlag Nicolsons. Marokko, welches viel auf das Bank- Projekt hält, von dessen Erfolg cs sich oerspricht, daß sich Ströme Geldes über das ganze Land verbreiten werden, sprach sich im Sinne Deutschlands aus. Holland »nd Portugal schlossen sich der Auffassung Italiens a», die dahingiiH, daß kein Hinder nis vorlicge, in der Bankfrage offizielle Sitzungen und i» der Polizeifrage Komiteesitzungen abzühalten. Rußland schloß sich der Auslassung Frankreichs an; Schweden gab die Erklärung atz. daß es sich mit der Entscheidung der Konferenz einverstanden er klären werde. Es sprachen sich also England. -Spanien, Frankreich undRußland unumwunden zugunsten des Vorschlags Nicolsons aus. die Vereinigten Staaten, Holland, Italien und Portugal er blicken kein Hindernis für die Annahme dieses Vorschlages. Belgien und Schweden erklärten sich mit der Entscheidung der Mehrheit einverllaiidcn; Deutschland und Marokko sprachen sich gegen den Vorschlag aus, ebenso Oesterreich, das den Vorschlag Nicolsons verwarf, jedoch in cmer Form, daß die meisten darin eher eine Annahme sahen. Als daraus der Antrag gestellt wurde, die Polizeifrage dem Ncdaktionskomitce zu überweisen, das sie priilen und einen Entwurf zur Vorlage an die Konferenz vorbercilen solle, widersprach Nicolson dieser dilatorischen Maßnahme mit der Erklärung, daß die Polizci- srage eine sehr einfache Frage sei und keineswegs das Br- dürlniS vorlicge, sie einem Komitee zu überweisen. Die Kon- ferenz beschloß also mit großer Mehrheit durch eine Abstimmung über das Verfahren, daß man nicht ans die Lösung der Bankfrage io arten solle, um diese Prüf -ung zu beginnen. Im Gegensatz zu -dem. was man bisher glaubte, ist es möglich, daß Frankreich keinen Entwurf vorlegt, sondern daß die Frage einfach vor die Konferenz ge bracht werden wird, damit diese über die Schaffung einer Grund lage befragt wird. Man kann sagen, daß die Konferenz heute endlich den Weg eingeschlagcn hat. auf dem eine Lösung bald erfolgen wird. Diese Sitzung beweist ferner, daß dilatorische Maßnahmen in keiner Weise ändernd aus den Standpunkt Frank reichs einwirken können, das ebensoviel guten Willen in der Anhörung seiner Gegner beweist, wie Festigkeit in der Mfrecht- crhaltuilg seiner Interessen. Da die Abstimmung darüber, ob die Organisation der Polizei in einer vertraulichen Komiteesitzung besprochen werden soll, noch bevor das Plenum das Statut für die Bank beraten hätte, nur eine Frage der Geschäftsordnung betrifft, tut man unrecht, ihr, wie es in einzelnen ausländischen Blättern geschehen, eine politische Bedeutung bslzumessen. Wird tatsächlich durch die von der Konferenz beliebte Art der oc- schästlichen Behandlung der beiden Hauptfragen ein Ausgleich der in jeder noch vorhandenen Schwierigkeiten erleichtert, so stimmt dies durchaus wit dem Ziele der deutschen Politik überein. Tagcsgeschichte. Die Lage in Rußland ' ist trotz größerer äußerer Ruhe noch immer nicht von schwerer! Schatten frei: Morde und Plünderungen wollen nur sehr all mählich von der Tagesordnung verschwinden und angesichts der bevorstehenden Wahlen zur Neichsduma gehen die politischen Wogen wieder höher uno höher. Im einzelnen seien folgende Meldungen verzeichnet: In der Kiewer Vorstadt Demiewsk drangen am Sonnabend nachmittag acht mit Revolvern und Dolchen bewaffnete Männer in das Postamt ein und raubten 8000 Rubel. — In Plozk ist im Stadltheater, in dem eine Wahlversammlung stattsinvcn sollte, unter der Bühne ein« mit einer Lunte versehene Bombe gefunden worden. — In der Konstantinstraße in Lodz wurde ein Polizeirevier- aufseher durch mehrere Revolverschüsse getötet. Die Ver brecher entkamen. In Petersburg fand am Sonntag unter dem Vorsitz Belicijews eine Versammlung von 6000 Mitgliedern des Handels- und Jndustrieverbandes der Stadt Petersburg und des russischen Reiches statt, in der folgende Resolution einstimmig angenommen wurde: ,,Die Hebung der Wohlfahrt Rußlands hängt ab von den im kaiserlichen Man i° fest vom 30. Oktober v. I. verkündeten Freiheiten, die in die Grundgesetze ausgenommen werden müssen. Das gegen wärtige Vorgelpui der Landesregierung, das icder Gesetzlichkeit bar ist, führt zu einer unheilbaren Erschütterung der Wohlfahrt Rußlands und kann nicht mebr geduldet werden ohne äußerste Gefährdung des Landes «nd der Dynastie." Der Kaiser hat am Sonnabend eine Abordnung der a u t o k rc> t i s ch - in o n a r ch i st i s ch e n Partei aus Iwanowa Wosncsscnsk empsangeii. die dem Kaiser die Gefühle der Ein wohner und Eisenbahiiarbeitcr von Iwanowa Wosnessensk über mittelte. Der Kaiser richtete folgende Ansprache an die Deputa tion: „Ich kenne und schätze Ihre Gefühle, für die ich Ihnen, sowie der gesamten autolratischcn Partei von Herzen danEe. Sagt denen, die Euch z» mir sandten, daß die durch das DLcini- scst vom 30. Oktober angckündigten Reformen unentwegt zur Durchführung gelangen, und daß gleichfalls die durch mich dem ganzen Volke gewährten Rechte unverändert bleiben werden, meine aittokratstche Macht aber wird jo bleiben, wie sie es immer gewesen ist." Der „Hirtenbrief" des Bischofs Fritzen. Dem Herrn Bischof von Straßburg, der sich bisher mit löblicher Beflissenheit von der Politik einigermaßen fcrn- hielt, haben die nltramontancn Lorbeeren seines Metzer Amts- hriiders doch keine Rübe mehr gelassen. Sein letzter Hirten- briof, den mir in der „Straßb. Zta." finden, vollzieht den Uebcr- gang vom religiösen zum politischen Katholizismus mit einer Plötzlichkeit und Unbefangenheit, welche euch die letzte Hoffnung schwinden läßt, daß die römische Kirche vom Mißbrauch dcrRcligionzn politischen Zwecken ablassen werde. Bischof Fritzen weist auf die „große Macht der Presse, die hohe Bcoentung des Vereinswesens und die kräftige Waffe des Wahlzettels" hin, um dann ganz unverblümt den An schluß an eine bestimmte politische Partei zu fordern: „Sie müssen, wenn sie ihr W a h l r ech I a u s ü b e n, solche Männer wählen, von denen sie überzeugt sind, daß sie nicht nur fähig find, ihre weltlichen Interessen zu vertreten, sondern auch entschlossen sind, gegebenenfalls entschieden für die Rechte der Kirche einzutreten: es würde ein« schwere Pslichtverletzung fein, wenn sie kirckcnfcindlichen Männern ihre Stimme geben wollten. Sodann müssen die Wähler überhaupt zur Wahlurne gehen uns nicht zu Hause bleiben; sedeinalls würden sic sich durch de» Nichtgcbrauch des Wahlrechts schwer verfehlen, wenn die Gefahr vorhanden wäre, daß ein kirchcnscindlicher Mann als Sieger aus der Wahlurne bervorgehcn würde . . . Die deutschen Katholiken Imben diese» Zusammenschluß gesunden in einer Parteiorganisation, welche die -Bewunderung der ganzen katholischen Welt erregt. Diese festgeschlossene Einigkeit bat die katholische Kirche in Preußen und anderen Bundesstaaten über die schweren Zeiten des Kulturkampfes Hinousgesührt und gerettet. , Diese festgeschlossene Einigkeit ist aber auch die beste Bürgschaft stir die Zullinst des Katholizismus in Deutsch land. denn durch sie besitzt die katholische Kirche in Deutschland die Kraft, den heftigen Angriffen zu trotzen, denen sie ausgeseht ist. Möge da-Z Beispiel der deutschen Katholiken, mit denen ihr durch ein gemeinsames pol i t i j ch e s -Bg nd verbunden seid, euch ein Vorbild fein!"
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