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- 174 - V»t seiner ganzen Wucht Mt ihr die Schwere deS Unrecht«, da« ihr Großvqter an seiner zweiten Gattin begangen, auf die Seele. Ach. wie sie sich jchämt! Jur chn. den hartherzigen Grotzoaier . . . für den Barer, der da« Unrecht geschehe» lietz .. , für sich selbst, di« nicht» tut. um e» wieder gut zu machen . . . Ein leiser Seufzer eniringi sich ilrrer Brust. Mit ihrer Fröhlichkeit ist e« vorbei. 'Laust wehr« sie die erneuten ilürmischen Dankesbezeugunaen der aufgeregten Kinder ad. Dann läßt sie sich von "Ninella ein Stückchen Papier geben, das zur Not al» Brief bogen aelten kann. Nachdem sie hastig ein paar .'-seilen darauf gekritzelt und e« sorg- !am zulammengesaltet hat. legt sie cs neben die noch uneröffneten Pakete aus dre >con mode. ..Lieh. Ninaidn —" wendet sie sich an den .gnaden, der all ihr Tun mit verstand, nisvollen Äugen beobachtet — „so wie Deine Mutter zurnckkekrt. gib ihr diesen Brief! .'Iber nicht die Pakete vorher auimachen! Perstanden? Es ist »och etwas besonderes darin ... Ich soll bald wiederkommen? . . . Ja. gewiß. liebe Kinder, ich komme bald wieder — sehr bald! . . . Lebt wohl für heute!" Innig, jedoch tiefernst küßt sie jedes der Kinder aus die willig gereicht«» frischen Lippen, wobei ihr ist, als ob Rinaldos Lippen sieberhast glichen. Dann verlädt sie. gefolgt von dem etwas verwundert dareinbnckenden Eamillo die kleine, niedrige Woh nung. in deren Düster ihr Erscheine» einen flüchtigen Sonnenstrahl gebracht. Als sic in ihrer eleaanten Karosse nach dem Palazzo Bonmartino zurückfährt, beachtet sie kaum, daß ihr Kleid durch die kindliche» Liebkosungen zerdrückt wurde, daß der teder»,«schmückte Hut 'chies sitzt. daß ihr kunstvoll irisierte» üppige» Lockengerinael zerzaust ist Das beängstigende Genihl. welches sie nach Lalomeas erstem Besuch be schlichen. in verstärkt zurnckaekeüri. Ahnt sie, daß die schwarze Wolke an dem leuchtenden Himmel ihres Glückes sich immer mehr zuiamnienballt? Bier Paar glück'trahlende Auasn folgen. hinter weiße» Mullgardinen versteckt, begeistert der davonjagenven leuchienden Bision. „Gewiß, sie ist die Fee aus dem Märcheiilande. von der uns Mama immer erzählt!" 'lüslerr Rinaldo mit dem Finger aus deni Mund. „Nein, sie ist unsere Eounne". belehrte "Angelina. „Hast Du nicht gehurt, wie sie iaate: „Ich bin Eure Eounne!"? . . . Feen schreiben auch nicht!" ./ne Prinzessin is, ne'" entscheidet Ninella. die in Gemein'chafl mit Kiein-Marietta sich an Schokvladen-Pralin.'S delektier». „Und Ihr seid auch Prinz und Prinzessin — nur verkappte, 's wird schon noch 'rauskommen!" — Als ei» paar Slunden später Saiomea todmüde vom langen Modellsiehe» im Atelier ihres Gauen die süi's Treppen zu ihrer "Wohnung emporkeucht, empfängt sie vprenzsireißender Lärm. Trompciengeichmeiter. Dazu Singsang im höchsten Kändcr- diskant. Ilnd dazwischen jubelndes rlnietschen ans Bgbnmund. Auslau'chend beschleu nigt Salomea ihre Schritte . . . Wirklich — ein Tumult wie in einem Irrenhaus!... Was geht da oor? „Mama!" . . . .Mama!" Mama'" . . . Bon drei Paar Kinderlippen tuoelt ihr der Nur entgegen. „Sieh nur. sieh! Die schöne Puppe! DaS Kleid von Seide! Und wirkliche Haare'" „Mama! Eine Trompete! Wie sie schön bläst!" Und Rinaldo tutet der Mutter einen schrillen Ton direkt ins Gesicht. „Was soll das heißen. Ninella?" herrscht Saiomea das ängstlich dastehende kleine Dienstmädchen an. /Warum i't^der Tisch nickt gedeckt? lind weshalb nnd die Kinder nicht drüben un Kinderzimmer?" „Sie — sie wollten durchaus »ick -" schluchzt Ninella. „Als die Dame weg war. wollt' ich sie rnberichgs'en — ganz gewiß. Iran Bclloni, ich wollt's. Aber sie gingen nich mit. die Kinder — durchaus nich. nee!" Salomeas Erstaunen wächst. Eine Dame war da? . . . Und dieses seine Spiel zeug? . . . Und die vielen Pakete dort ans der Kommode? . . . Ein Gedanke blitzt >a ihrem Hirn au». .."War die Dame groß und schlank. Rinaldo? So wie ich?" „Ja. w wie Du. Mama. Nur viel, viel schöner!" „lind jung?" „Sehr jung. Sic war' eine Eounne!" eriv'.seri Angelina ei'rig. „Und sie Hai hier was ausgeschrieben für Dick. "Nama . . . und ne kam' bald wieder." Dane jedes Zeichen der Erregung oder auch nur Berwunderung nimmt Salomca den Aeitel aus den kleinen Händen ihres Döchterchens i» Empfang. Dann schickt sie Ninella. die. den Zipfel ihrer blaubebruckien Schürze zwischen den Fingern drehend, erwartungsvoll dasteyt. in die Küche, um das Essen auszuwärmen. Sie selbst deckt in- zwischen den Tisch, nmringl von der neuaierigen Kinderschar. die gar nicht mehr die Zeit erwarten kann, bis die Pakete dorn aus der Kommode geöffnet werden. Merkwürdig — die ganzen Tage daher iräumte Salomca von großen Reich- lümerii, die ihr in den Schoß fielen, fiellte sie sieb den Gatten als berühmten, hoch- gefeierten Maler vor. um dessen Bilder man fick riß. sah ihre heißgeliebten Kinderchen elegant gekleidet in einer vornehmen Earozza cnn dem Monte Pincio spazieren fahren ... Uno nun, da die erste Siuse dieser goldenen Treppe, d>c zu Reichtum und Wohlleben führt, augenscheinlich erklommen ist. da Jolanda Bonmarlino die arme Verwandte aus eigenem Anrriebe in ihrer dürftigen Behausung aufsuch!, jedenfalls um sic als Bei wandte anzucrkennen, jetzt scheint sie nicht die geringste "Neugierde zn empfinden. waS wohl am dem unscheinbaren Zetielchen flehen mag. den sie zusammengesaltet in die K.'e'dertasche hat gleiten lensen. Sder denken doch die beiden roten Flecken, die aus ihren - 17ü - beiden Wanken brennen, daraus -in. daß Liese scheinbare Gleichgültiakeü «ne »jt? Daß Salomea sich nur m gewohnter Selbstbeherrschung zur Ribe zwing Ersr.al« .sie alle ihre häuslichen Betchäsugunaen mit veinlicher Gena . ^ alle ihre häuslichen Beschästigungen mit letngi hat. fetzt sie sich ans Fenster und zieht den Zettel aus I "" 'anbt den Inhalt zu kennen. Iol peinlic der lall Iolauda Hai erkünstelte »at? -enauia/ert ihrem Vater och.zögert A s-i mca. den Zettel zu entfalten. Die liest: «Tesir» sie erlauben mir gewiß, daß ick Sie so anr«e. end der ganzen Zeit. Und dann hielt ich es nicht ----- inußle vor allem Ihre Kinderchen kenn, ' Lvelch entzückenden Kinderchen Lie haben. Lalomea! Die reinen Engelchen! Kinder beneide ich Sie. Ich habe für die lieben Kinder «in paar Klemiak gekauft, und auch für Sie ist etwas in dem einen Paket. Sie dürfen e» nn ihn zu entfallen. Sie ala ^ dem Besuch seiner Halbichwesrer Mitteilung gemacht. und er. ml, einem letzten von Ehrenhaitlgkett. vielleicht auch unter dem Hvange eines bösen Gewissen«, schickt 'Tomter. damit n« die Benvandle anerkennc und ihr die Kunde überbringe. da rcchimäßig die Miterbin des Vermögens ihres verstorbenen Vaters ' andere- kann gar nicht in dem Bries liehen — gewitz nicht! Endlich entschließt sich Salomca. Freundin! Liebe, ^ute Lalomea! Sl Biel habe ich an Lie gedacht während . „ mehr aus: ick mußtest« ausinchcn, mußte öor'allcm "Ihre Kinderchen kennen l«r' d Ueinigkeiten e! - . n - - - v- » ^es nicht zuvjj., weifen: ick bin ,a Ihre nächste Verwandte. Wann sehen wir uns wieder? Hofscnt lich recht bald! Und wo? Vielleicht aus dem Monte Pincio? Oder im Park der Billa Boryket«? Bitte, bestimmen Sie Ort und Zeit! In herzlicher Freundschaft Ihre Jolanda." Salomca» Hände ballen sich. Empört zerknittert sie daS Stück Papier, während ZorneSrole i» ihre bleichen, schmalen Wangen steigt. „Wie seig sie ist!" knirscht sie -zwischen den Zähnen ,.G»l Freund mit mir sein und die Kinder mit Lappalien ab- ipcisen — das paßt ihr. Aber mit ihrem Vater spreche»? Denkt nicht daran! Nie wurde sie sich um uns kümmern, wenn sic nicht ebenso wie ick überzeugt wäre von dem Unrecht, das mir und meiner armen Mutter geschehen. Aber teilen? Um Gottes willen — nein. Nur nichts hergeben von dem schönen Gelbe! Und vor allem — keinen Skandal-' Kleine Geschenke und schöne Worte — nichts weiter? . . Ich aber bin anderer Meinung, meine liebe Jolanda. Entweder alles, tvas mir zukommt, oder — nichts! Die Geschenke werde» sämtlich an die — großmütige Spenderin zurückgehcn. Ich lasse mich nicht absveisen mit Nichtigkeiten!" Hastig packt sie Puppe und Trompete zusammen und legt sie neben die noch un- eröffnet«» Pakete aus die Kommode. „So. da kann alles liegen bis morgen!" Ach. wie wenig ahnt sie die schwere Prüfung, welche der kommende Tag über sie verhängt! 8. Kapitel. Ansialt init siolze» Worten Jolandas Geschenke zurückzuschicken. sitzt Salomea am nächsten Morgen, zitternd vor «sorge und Angst, am Bettchen ihres Lohnes, der mit heißgcröteien Wangen und fieberglänzenden Augen beständig von einer strahlenden Fee und vergoldetem Spielzeug phantasiert. Soeben hat der Arzt sie verlassen. „Schar lachfieber!" lautete seine Diagnose. „Größte Vorsicht vonnöten." Wie Peitschenhiebe sielen diese Worte der armen Mutter aus die Seele. Großer Gott! Rinaldo krank! Vielleicht gar in Gefahr! Erst jetzt empfindet sie so recht, wie reich sie im Besitz ihrer Kinder, wie nichts ihr könnte den Verlust eines einzigen dieser Kleinen ersetzen — nicht Gpld, nicht Reichtum — nichts nichts! Sic har ihren "Mann mit einem Rezept in die Apotheke geschickt und Ninella mit Angelina und Klein-Marietta aus den Monte Pincio Salomea ist allein mit dem kleinen Kraulen und — mit ihrer Angst . . . Da läutet draußen Lie Glocke. Salomea fährt empor. Rur widerstrebend öffnet sie. Ein eleganter Herr steht draußen. „Ist Herr Delloni zu sprechen?" Gleich- gültig fchülle-t Salomea den Kops. „Nein, mein Mann ist nicht zu Hause." 'Sie be merkt nickü den lebhaft forschenden Blick, den der Fremde bei ihren Worten „mein Mann" aus ihr Gesicht heftet. „Nicht? O. wie schade. Wann kommt er wieder?" ..In einer Viertelstunde.^ „So kann ich ihn wohl hier erwarten?" Wieder schüttelt Salomea den Kopf. „Das geht nicht, mein Herr." „Warum nicht? Ich möchte Ihren Herrn Gemahl in seiner Eigenschaft als Künstler sprechen. Ich habe einen Malauftrag für ihn." „Trotzdem. Sie können hier nicht bleiben." Das Interesse des Fremden scheint zn wachsen. „Aber warum nicht?" fragt er ei'rig^wäkirend es in seinen offenen, graue» Augen aufblitzt. „Weil mein Sohn krank ist. Scharlachfieber. Sie könnten sich anstecken." lautet die abweisende Entgegnung. Und dockt >si es dem Fremde», als zillerc leises Bedauern in dem schroffen Tone nach. „Ich sürclue mich nicht." erwidert der Fremde freundlich. „Ich habe Lie 'Krankheit schon selbst durchgemacht. Darf ich nicht eintreten ?" Schweigend öffnet Salomea die Tür vollends. Ebenso schweigend deutet sie aus das kleine Wohnzimmer, mährend sie selbst wieder ans Krankenbett eut, ohne sich weiter um den unerwarteten Besuch zu kümmern. Inzwischen sieht sich Vittorio Graziano — den» er ist cs — in dem dürftige» Raume um. Und wie gestern Jolanda, überfällt ihn heute wie «nie Vorahnung das Gefühl, daß eine schwarze Wolke an dem leuchtenden Himmel jciiieL GlnckeS anfsteigt. IFortsetzung folgt > Kokett Sökms ji-. Oeoi-KplLtL 16 — >Vai86n1iaU88tl'L886 46. lm mvilei'itte-rvi'-LliI fvli'cl si'fsi meine äie8Mri?s MKentivrou. — Lin össupd äer.->ü1Iü'n ist infolge 6er or^ineNen 6g1torslivev änssclmmektms rrllsr„ Lokaliiaisn 8okr 2» ompkvklsv. riueei, ^ . „ . . v. Hvsl. ,.U-Ipp", .Lw'vianvsal'i Jrniler. -cwzig. .^»>1 höchster Tonschönheit, Nem. x'ait.. wundclvvller Ton. -- riächt.Instnim .bill. zu verkaufen. NtzlllKl ^ »». , m „7 2 Lv «"LUI >< . (Anzuseheu Wochentags 2—7). L. Uva'lUlIUI, AllMlienftk. 15 . WtzWtzlM^IWWWWMWMWWW Gebr. Blüthner- od. Bechstein- MU- ^lüxvl z» kanfen gesucht Lsi.m. Preis u. S. L. r. 4« Ezp. d. Bl. erh Solide «rohe Vanosi» v. I. IS. Graichen, Tromprterftr. 8. kiLlliuo, Nußb. Xsait, prachtvoller Ton, unter 5 >ähr. Garantie geg. Kasse für den außergewöhnlich billigen Preis von 375 M. zu verkanten. E. Hoffman», Amalieiistr. 15. 1 H>a;iili-.W>H., 1 KtlMlldtt, neuest Kvnstr.. wenig gebr.. eben so ei» fast neuer Erntewaaen wegen Aiisg. d. Wiesenpacht. bill zu verkauf. 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