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- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060216027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906021602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906021602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-16
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
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Tomi- und AeierlaaS nur Aiaruusirake SS va« n bis V,l Ulir Di» l ivuNiaePrund» ^>le «ca. « Silbeni ro Plg„ An« küudiauuacn aui dn Prwalieile Zeile Pia l die sipalliae Zetir aut Tert- iriie so Pia, als Sinasiaudt Zeit« Si P'g. In Nummern »uch Soim« und Hkiertagen l ivallige Gruiidcetle so Pta. au! Prwaiieiie so Pt,., rtpaiüae Zeile aui Leriieits und als tkiuaciaudt 80 P'a Auswäriiae Aut- träae nur scae» PoiansdemlUuna. ÜZeleabialier koiten ici Pleuuiae. Ferutvrecher l Nr. ll und 201IL. Hauvigeschäslssiclle Marienttr »8. sm»' sjeiÄnrlkM vunkel von kards ----- ^ StLilc koiMutrlvi'l. - ZpLisain im lZgdiLULii — Lesit-Ll. äeu Ü68 ^Ikisokes. --------- vuser Koelibueb vvrsivrst von Irsu liills Moi-Zensierst rrirck,?ex. llinsenckunx oiner8ianial- itLiisol unseres l'Iswcb - Itixbraklas >» jeilei niittin lioüteiilvii rvMllliilt. Neueste Dralitbrrichte. Hosnachrichten, Gasdruck iu Dresden, Iagdichutzvercin, Gcrichwvcrhandliingcn. Ungarische Machen schäften in der Marvtlo-Frage. „Sappho", OrvbculS-Kouzert, Rostauds „Ehgnteclair". ^rcitng. 1V. Kelirnar 1'X)6. Neueste Drahtmeldungen vom 15. Februar. Deutscher Reichstag. Berlin. sPriv.-Tel.) Die S teu er ko m in i ssi o n des Reichstags lehnte heute die Ouittungssiener ab. Jur die Nc- gierurrgsooriage ergab sich keine Stimme. Der Antrag Nacken auf Lantremeoesteuerung wurde gegen 9 Stimmen, der Antrag Raab, der gleichfalls eine Tantiemesteucr will, gegen 10 Stim- men abgelehnt. Aus der Teoatte ist hervorzuaeoen, daß Abg. Nacken leinen Antrag insbesondere mit dem Hinweise auf die Vereinigung vieler Äuffichtsratsstellen in einer Hand begrün dete. (rin 'Herr, der in 85 Aufsichlsräten sitze, beziche daraus 1600 OM Mk. Er hoffe, sein Antrag werde dieies Unwesen einschränken. M>g. Oertzen sReichsp.j Iprach die Neberzeugung auS, man komme doch langsam zur direkten Rcichsstcncr. Die NeichSeinkommensteuer sei nicht lange mehr aufzuhalten, darum müsse er diese Ausnabmesteucr ablchnen und fordere statt ihrer lieber gleich eine Reichscinkommenstciler. Aus eine Anträge des "" - -- - -- " K , nempeksteuergesetz zugegangen. Er werde in den nächsten Tagen dazu Stellung nehmen. Es handle sich dabei um die Er neuerung der Vorschläge von 1904. Die Vorlage enthalte die von der Kommission damals beantragten Aenderungen, insbeson dere auch den Vorschlag der Besteuerung der sog. uiiacborenen Aktien. Allerdings sei rückwirkende Kraft nickt vorgesehen. Dieie Novelle stünde aber nicht in einem unmittelbaren Zusammen hänge mit der Reichsfinanzrcsorm. Eine längere Debatte ent stand darüber, ob der Autran Nacken auf die Besteuerung der Ansichtskarten zulässig sei. 'Schließlich wurde beschlossen, ihn als zulässig zu erachten. Nach Erledigung desselben sollen die übrigen Ergänzungsstcuern beraten werden und dann erst die Reichserbschaftssteuer. — Nächste Sitzung morgen. Berlin. sPriv.-Tel.) Die Budgetkommission des Reichs- tagL erledigte heute die Beratung des Etats für das ott- asrikanische Schutzgebiet. Die Forderung für die Aufstellung einer Weihen-Kompagnie wurde gestrichen. Fenier wurde der Etat für Togo angenommen. , Zur Marokko-Konferenz. London. Die „Times" melden aus Tanger: Wie wir auS zuverlässiger Quelle erfahren^ hatten Monsieur S a n, der Gründer und Besitzer von Port csay in Algerien, und mehrere Franzosen Anfang Januar eine Unterredung mit dem Prätendenten gehabt und ihm augcbvtcu, ihm eine An leihe von 1 Million Francs zu besorgen und 70 OM Gewehre mit Munition zu liefern. Als Gegenleistung hierfür verlangen sie «ine Konzession für die ganze Küste zwischen Melilla und der algerischen Grenze und das zugehörige Hinterland. Tie Gesell schaft dringt in den Prätendenten, gegen Fez zu ma rschieren, sobald er Geld und Waffen erhalten bat. Wenn dieses Unternehmen glückt, wird die französische Gesellschaft von dem obenerwähnten Gebiete Besitz ergreifen. Die Lage des Prätendenten ist zweifellos eine sehr günstige. Washington. Man glaubt im Staatsdepartement, dah zwischen den extremen Ansichten Frankreichs und Deutsch- lands «in mittlerer Boden vvrlmnden >si. aus dem beide zu- sammengebracht werden können. Der Boüchaster White werde sich bemühen, dies zu stände zu bringen, wenn Aussicht aus Er folg besteht. Diese Hoffnung bericht auf der Tatsache, das, Amerika eine neutrale Ltellung gerade hinsichtlich der Fragen einnimmt, über die Frankreich und Deutschland fetzt streiten. Die Instruktionen Whites sehen vor, das; er leine outen Dienste darbiete, wenn immer sie bedachtsameiwcisc angeboten werden können, um ein Fehlschlagen der Konferenz zu verhüten und die sich entgegenstehcnden Interessen zu versöhnen. Madrid. In Beantwortung einer Anfrage erklärte der Minister des Innern, cs sei aus Ferro eine Station für drahtlose Telegraphie zu Versuchszwecken eingerichtet worden, und «s seien damit praktische Ergebnisse erzielt worden. Zur Lage in Nukilaud. Petersburg. Der ReichSrat nahm ein neues Gesetz an. das über- die Abhaltung van V ersa in m ln » gen neue Bestimmungen trifft. Das bechgllche Gesetz vam2-'>. DItober 1905 Wird abgeicyafst. Das neue Gesetz bestimmt, dah Verstniimbiiigcn von Wählern ersten Grades ahne Aiiwesenbeit eines Vertreters der Polizei statlsinden können, nur mus; die Pvlizei vorder benach richtigt werden. Die Wähler zweiten Grades sind besagt, sich ohne Anmelduiia bei der Polizei zu versammeln. DaS neue Gesetz soll i» der nächsten Wache verkündet werden. Moska u. 2» der Wohnung eines Truckerciarberters wurde ein revolutionäres Komitee, das gerade eine Sitzung abhielt, verhaftet. Li bau. Bei Prekirl» wurde ein Pikett va» 0 Dragonern von Bewast»eten angegriffen. Drei Dragoner wurden verwundet, ans seilen der Angreifer wurde ei» Mann getötet. In Hasen- p o I wurden von einer Militärabteilmig vier Revolutionäre er schossen und zwei gehenkt. Bromberg Wegen G ütera » h ä ufung in Gvl o n o d und Warschau sind über diese Stationen hinaus nach de» hiiiteigelegenen Bahnen bestimmte Sendungen bis aus weiteres nickt anziinehnieri. in Rolle» besindliche ansznhnlte» und den Versendern zur Beringung zu stellen ; ansgenommeir sind Eilgüter, lebende Tiere und leicht verderbliche Güter. Verantwortung für rechtzeitige Lieferung lehnt die Warschau—Wiener Bahn ab. Berlin. Ter Kaiser ist heute vormittag Os!- Uhr »ach Kiel abgereist. Berlin. Die Kaiserin kann infolge einer starken Er kältung das Zimmer nicht verlassen. Zittau. 15. .Febr. sPrrv.-Tel.s Gestern abend wurde kürz hinter dem hiesigen Bakubosc von dem hier um 8 Uhr nach Löbau abgehcnden Prrsonenzugc d>c 13säbrige Tochter des Hrlssweichenstellers Neiimonn von hier überfahren und sofort getötet. Das Kind, das an den Augen litt, hatte beim Uebersckreiten der Gleise den heranbrauscnden Zug nicht bemerkt. Der Vater des Kindes, der dicht bei der UnsallLelie zu tun hatte, kam aus seinem Wärterhäuschen heraus, uur sich nach der Ursache des Haltens ves ZngeS zu erkundigen. A!S er sein eigenes Kind übersahren und derart verstümmelt sah. brach cr weinend zusammen. Wien. Unter dem Vorsitze der Rcdstarlinie fand hier gestern und heute die regelmäßige Konferenz des nor'oa tlan- tische >r T a mv ferl i n i e ir - V e rva n d e s statt. Die Kon ferenz war nach Wien berufen worden, nm gleichzeitig den Ver such einer Veistäiidigniw mit der ungarischen Regierung und der Königs, ungarischen Seeschiffahrts-Gesellschaft „Adria" wegen besserer Regelung des Dienstes Fiume—Ncwtzvrk zu »rachen. Die Verbaudliliigeu sind bis jetzt ohne Ergebnis verlaufen. Alle entgegeirslehenden Mitteilungen sind unrichtig. Fiume. Die bei der Ungarisch-Kroatischen Seeschiffahrts-Gesellschaft bcdicnsietcn Heizer, Matrosen und Hasenarberter, zusammen 8000 Mann, sind eben falls in den Ausstand getreten, so das; die Gesellschaft ilire Fahrten bat einstellen müssen. Paris. Präsident Loubet empfing den russischen Bot schafter Nrlidow. der vom K a isc r N iko la us den besonderen Auftrag hatte, dem Präsidenten Lonbet aus Anlaß des Ablaufes seiner Amtszeit die Gefüble persönlicher Freriudschaft des Kaisers criient zum Ausdruck zu dringen und ihm znm Andenken die In signien des AndreaS-QrdcnS »n Brillante» zu überreichen. Paris. Unter den Toulouse! Katholiken macht sich eine scharfe Bewegung gegen den Bischof Gernrain bemerkbar, weil derselbe arg Tage vor der Kircheninventur abrcrstc und den Priester» seiner Diözese die Weisung erteilt hatte, alle Lärm- kundgebungcn zu Verbindern. Pari s. Ter L rdensrat der E b r c n! e g i o n genehmigte gestern zwei der ibm von der Regicruna unterbreiteten Qrdens- auszeicknunasvor'chläge und lehnte die übrigen ab. B r üsie l. „Eioile Beige" veröffentlicht eine Depe-che aus Tuende, d'e b.-richlei dost ein dortiges Boot in der Nabe von Tslende ein Scki'f entdeck, habe, das gänzlich von der Mann« ichast v e rl a >'e n war. Das Scki'i. vas von Emden kam„wurde nach Tslenve gebracht. Es trägt sen Namen „Louis 1. Herra" und ist von Deutschland mit der Bestimmung nach Südamerika abgcgangen. Man glaubt, das; es während des letzten Sturmes von seiner Mannschaft verlassen worden ist. London. Balsam hat an Ehamberlain ein Schreiben gerichtet, in dem er sich dahin ansspricht, die ausbanende Tätig keit der Unionisten müsse in erster Linie der I iSka l re s o rm gewidmet bleiben. Es sei gegen die Einführung eines mäßigen Geneialtarifs aus ausländische Fabrikate, sowie gegen einen nie drige» Zoll ans ansländiiches Gelreide nichts einznwenben. In seinem Antwortschreiben sagte Ehamberlain: „Ich stimme 2(>nen freudig zu und nehme die von Ihnen angegebene Politik an. Meine Dienste sollen gänzlich zu Ihrer Verfügung stehen." Athen. T ie K a m m e r - wurde aufgelöst und die Wahlen wurden aus den 8. Avril, die Einberufung der neuen Kammer aus de» 9. Mai festgesetzt. New York. Mehrere Blatter veröffentlichen Telegramme aus Guayagail, wonach sämtliche columbischen Küstcnstädte zwischen Buenaventura und Tnmaco durch Flutwellen, die durch die jüngsten Erdbeben verursacht worden sind, zer- st ö r t wurden. In der Nähe von Tumaco wurden 70 Leichen gesundcu. Washington. Das Repräsentantenhaus hat heute ein Gesetz bctr. die Befestigung angenommen. Durch dieses werden 4 884 OM Dollars für die Befestigung und Ärieasgerät angctvieien. Iu bicEr Summe sind 600 000 Dollars für Hawo'i und die Philippinen enthalten. P i e t e rm a ri tz b u rg. Der Sekretär für die Angelegen heiten oer E i n g c b o r e n e ii hatte heute eine ZusammcnkunE mit drei Häuptlingen und 500 Eingeborenen von Mittcl-Jllvvo m dem Bezirk, wo die Polizeisoldaten ermordet worden sind. Die Häuptlinge dankten dem Sekretär für seinen Besuch und versprachen, die Kopfsteuer zu zahlen. Durch diese Zusammen kunft sind die Befürchtungen der Europäer, die bereits Vor kehrungen gegen etwaige Angriffe von seiten der Eingeborenen getroften hatten, behoben worden. OcrtlicheS nnv Sächsisches. Dies"?». 15 Februar. —* Zu dem gestern abend am Könial. Hofe stattgesiindencn zweiten Rummerball waren über 850 Einladungen ergangen. In der Hofgesellschaft, deren Versammlung von G9 Uhr ad in den Fcsträumen des Nesidenzschiosscs erfolgte, befanden sich die Herren Gesandten Gras v. Dönbvfs, (9ras v. Montgelas und Freiherr b. Braun mit ihren Damen, Gras und Gräfin von Schonburtz- Glanchan. Graf zu Solms-WitdeiiselS mit Töchtern, die Fürstin v. Hanau, die Herren Staatsminister v. Metzsch. Dr. Rüger. Dr. Otto und Freiherr v. Hausen mit ihren Damen, die Herren Präsidenten der beiden Kammern Tberstmarschall Gras Vitzthum v. Eckstädt nrik Gemahlin und Geh. Hofrat Dr. Mehnert, ferner viele aktive und inaktive Generale und Offiziere mit ihren Damen § und eine größere Anzahl Damen und Herren der Aristokratie. Neben Sr. Majestät dem König wobitten Ihre Königl. Hoheit «Prinzessin Mathilde und Herzog Karl Borwin zu Mecklcn- burg-Strelitz mit den Dame» und Herren der Hos- und Militärstaateu dem Ballsestc bei. König Friedrich August, de: die Uniform des 18. Husaren Regiments trug, begrüßte zunächst die im roten Salon veriammclte» Gäste und begab sich dann mit den genau» tcn fürstliche» Herrschaften in de» großen Vallsaal. wo bald daraus der Tanz begann. Der große Batlsaal war an den beiden Eingängen durch Ausstellung kleiner Pwnkmövcl salonartig ein gerichtet und mit einem reichen Blumen- und Pflanzcnschmnck Kunst und Wissenschaft. 's* Mitteilung auS dem Bureau der Königlichen Hof- theater. Im Opern kauf« geht morgen, Freitag. Ludwig van Beethovens „Fidelis" in Szene. Die Belebung der cellin« — Frl. Serbe (zum erstenmal), Jaquinv — Herr Rüdiger usw. si* Könial. Hollchauspiel. Als Melitta in Grillparzers „Sappbo" beschloß gestern abend im Neustädter Hanse Fräulein Alice Verden vom Stadttheater zu Köln ihr Gastspiel auf Engagement. Daß hierbei die Vorzüge, aber auch die Schwächen der jungen Künstlerin stärker als in der farblosen Rolle der Herma in Kadkibnrg« berüchtigter, paickon „Berühmter Frau" hervor treten würden, ließ sich erwarten. Am höchsten ist an Fräulein Verden — darüber kann nach ihrer Melitta kaum ein Zweifel bestehen — die beträchtliche darstellerische Intelligenz einznschätze». Sie iveiß klug zu reden und aufmerksam zuznböre», eine Rolle geschickt airzulrgen und wirksam zu steigern. WaS bei all diese» Bemühungen, die gewiß nicht gering bewertet werden sollen, in redlicher Arbeit berairSkommt, macht leider in den meisten Fällen einen recht vcrstandeSniäßigcn, kühl berechneten Eindruck, reißt nur selten hin und berührt ei» Innerstes in unserer Seele fast nie. In der charakteristischen Linie ihres Spiels ist daS Bestim mende eine strenge, fast zu strenge Herbheit, «ine harte, fast zu harte Eckigkeit, die sicher künstlerische Absicht ist. Freilich scheint Frl. Verden auS der Not eine Tugend zu machen und die Mittel — Organ, Aeußerlichkeilen rr. — zu verschmähen, die sie nicht hat. Etwa- lieblicher, reizvoller in der Erscheinung. alS Frl. Verden sie gab, muß die Melitta nach Grillparzers Beschrei bung unbedingt daraestellt werde», wofern der Gegensatz zu der alternden Sappbo lii ihr siniianfällig werden soll. Denn das. was Phao» in seiner rasch erblühten, hriß anfsteigenden Männ lichkeit an Melitta reizt, ist nicht allein die jugendliche Unreife — von Frl. Verde» bis znm Uebermaß bclvnt —, sonber» vor allem daS Liebenswürdige. Sinnlge. jener undefinierbare Charme, wie er eben nur der knospenden Jungfrau, aber nicht der reifen Fra« — Säpvho — eigen ist. Dies aber fehlte der Dame ans Köln voll ständig. Wie sie äußerlich mit der deplacierten Lockenfülle kein überzeugendes Bild halbe» Griechentums gav, sa trat sie innerlich der kZ-ignr nicht so nahe, wie es die poetische Linie der liebsten Tienerm Sapphos verlangt. Anfangs interessierte der beinahe fremdartig natürliche Ton ihrer Rede, vec vollständig neue Duktus lhr-'S Spiels; da beides aber zu offensichtlich aus dem übrigen Ensemble herauSfällt, so stört eS auf die Dauer die Harmonie deS Eludrncks empfindlich. Auch widerstreitet diese forciert natür liche Manier in Rede und Spiel zu sehr dem gehobenen Schwünge der große» Linie der Dichtung, Vorzug?, wie sie am eindring lichsten gestern Frau S a l ba ch in ihrer Sappho, einer pracht vollen Leistung, zur Geltung brachte, während Herr Wierth -Phaoirs sich rn seiner schönen Einfachheit zu sprechen mehr dem Ideal von Frl. Verden nähert, nur daß er nie absichtlich in seiner leicht realistisch behandelten Redefuhrnna wird. Wofern man Fräulein Verden, sei es für welches Fach eg wolle, bei uns zu engagieren gedenkt, wird nichts anderes übrigen bleiben, als de» To», ans den die Darstellung klassischer Komödien bei uns gestimmt ist, wesent lich anders eiiiznstellkn, wenn nicht ein falscher Klang in da« Ensemble kommen soll, der sich durch keine „Modernität" der Auffassung rechtfertigen läßt, weil er nicht echt Ist, weil cr aus dem Verstände und nicht auS dem Herze» kommt. Ob »nd wie weit das Frl. Verden als Naive oder als Sentimentale lohnen wird, kann einzig »nd allein die Zukunft lehre». IV. s* Dresdner Orpheus. Das gestern im Gewerbehause ab. gehaltene Konzert charakterisierte sich in der Hauptsache als L i e d e r-A b e n d. Obgleich ein größeres Chorwerk in das Programm nicht ausgenommen und säst ausschließlich Choriieder gewählt worden waren, fehlte es an interessanten und auch an einigen tieferen Eindrücken nicht. Zu diesen zählten der ein- gongS oejunoene Kirchenchor „O bont- ckasu" von Palkstrina »nd nach diesem ReißigerS bekannte Ballade „Olaf Trngvason". Beide Stücke wurden, in ernsten, schönen Stimmungen gchal- ten, auf das sorgfältigste oiisgesübrt. Die gleiche Airerkcn- nung verdienten sich Müller-Reuters „Träumender Tanncnsorst", ein schwieriges, für die Sänger nicht sonderlich dankbares „Nachtlied" von Hcgar und DraesckeS prächtiger Chor „Ein kehr". Mit dielen Vorträgen setzten sich die Orpheiben, die gestern wohl zweihundert an der Zahl auf dem Podium standen, in die alte, in rastlosem Fieißc und künstlerischem Streben er- wordene Hochachtung. Unter der Führung von Herrn Albert Kluge sangen die Herren tadellos rci»..scst und sicher im Rhythmus und meist trefflich diszipliniert in geklärtem Bor- trage. Weniger einwandfrei fiel dagegen Möhrrngs „Trompeter an der Katzbach" aus. Es lvar sogar nicht zu überhören, daß dieser Chor so ziemlich mißlang, hauptsächlich durch die Mit wirkung der Solotrompete. Das Mißverständnis zwischen dieser und den Sängern wurde unverkennbar gleich anfangs durch un sichere Intonation veranlaßt. Zweifellos steht das Stück in lO-moll, im Mittelsotz in v-ckur. Leider hielt der Chor die Tonart nicht fest oder intonierte im vorhinein etwas zu tieft sodaß die Stimmung beim Einiatze der Trompete gegen dieie wohl um einen halben Ton sD-voch differierte. Dadurch entstanden auch rhythmische Unsicherheiten, die dem Ganzen ein schiefes Ge sicht aanen. Das sind Ziisälligkeften, denen schließlich auch der beste und schlagfertigste Chor ausgesetzt ist und die leicht zu vermeiden gewesen wären, wenn man von der Solotromvctc. die hier über Haupt nicht als obligatorisch zu betrachten ist. gänzlich abgesehen hätte. 11m so glänzender gelangen die Schlußchore, die Strophen^ lieber „Das Erkennen" von Loewe ibereits etwas veraltet) und zwei hübsche musikalische Scherze, eine niedliche Geianaspolka „Pappciiuäulchen" uiio „Ucbermut", beide von G Wohlgemut!, nach elsäisiichen Volksliedern l?) bearbeitci. Die beiden letzteren aesielen so außerordentlich, daß die Polka zur Wiederholung ver langt wurde. — Die vornehm künnleriich« Signatur gab dem Abend die Mitwirkung des Herrn Professors Petri, der, von Herrn Prctzsch am Klavier begleitet, die Gesangsszene aus Svcchrs 8. Konzert und Vienxtcmps' „Appassionata" spielte, vollendet in der Technik »nd meisterlich im Vorkrage. Dafür hat Frau Borghild Gottlieb, eine schwedische Sängerin, die wir zum crilen Male hörten, den Erwartungen nur sehr bc- dingungsweitc entsprochen. Schon in der Wohl der Gesänge nicht sehr glücklich — Schuberts „Doppelgänger" eignet sich »ur den weiblichen Vortrag überhaupt nicht, „Der Tod und das Mädchen". ..Grctchen am Spinnrad" sind nur denen zu empfehlen, die etwas Perivnlichcs dafür eiuzuictzen haben —, verfügt Frau Golilieb zurzeit auch noch nicht über genügend technische Vor züge »nd bemerkenswerte stimmliche Begabung. Wobl hört man im tiefen Register einige schöne Alttönc. auch das Med,um mag
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